Papa bester Freund

  • Hallo ihr Lieben,


    heute vor 2 Wochen noch Mut gemacht und gelacht im Krankenhaus mit Papa für die OP am darauffolgenden Montag.


    Seit dem ein niemals endender Alptraum.


    Die OP ( Hirntumor) verlief gut, danach Blutung und erneute OP und dann leider Hirninfarkt.


    Dienstag Aufwachphase und Bewegung beider Seiten.


    Mittwoch aufgewacht, nicht ansprechbar, rechte Seite gelähmt, kein Schlucken und teilnahmslos.


    Nach dem Arztgespräch bin ich zusammengebrochen.


    Es sah sehr schlecht aus.


    Bei erneuter OP schwerer Pflegefall, wenn überhaupt.


    Mama sagte nein, er war immer agil, im Garten unterwegs, gemacht getan.

    Das würde er nicht wollen, kein Leben wäre das. Wer liebt lässt los sagte sie. Ich hab zwar alles gehört. Aber es war wie im schlechten Film.


    Donnerstag wieder da im Krankenhaus, erneuter Heulkrampf, schnell raus, ich konnte nicht mehr. Hab ihn gestreichelt und gesagt er soll einschlafen ( er war schon weg).


    Freitag kam dann die Nachricht aus dem Krankenhaus…


    Seit dem frage ich ständig nach dem warum. Warum du und warum hast du es nicht noch einmal geschafft.


    2020 bereits Lungenkrebs, Chemo, Strahlentherapie und Immuntherapie, da Tumor zu nah am Herzen.


    Seit dem war alles in Ordnung.


    Ich hab gedacht wir schaffen das noch einmal. Und war und bin es noch, so wütend und traurig warum man so doppelt bestraft wird.


    Mein Papa und bester Freund


    Wie soll man weitermachen?


    Ich red jeden Tag mit meinem Papa, er antwortet. Vielleicht ist es auch gefühlsduselig.


    Der Pastor rief gestern an und lud uns zum Gottesdienst heute ein.


    Wir sind keine Kirchengänger. Aber vielleicht hilfts etwas, deswegen waren wir heut dort.


    Mit den Liedern kam ich trotz Gesangbuch nicht so klar, deswegen dachte ich ganz fest an Papa und starrte nach unten. Irgendwie rückte ich dann rüber zu Mama, da ich dachte rechts neben mir will sich jemand hinsetzen und merkte eine Hand auf meinem Bein. Als ich guckte war da niemand.

    Vielleicht bin auch einfach bekloppt.


    Allerdings was ich selbst weiß, durch einige Vorfälle, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich niemand erklären kann.


    War gut, sich das mal von der Seele zu schreiben. Vielleicht liest der ein oder andere meinen Eintrag, Danke schonmal dafür.


    Es ist alles so unreal, bald geht der ganze Papierkram los. Ich bin jetzt noch 2 Wochen krankgeschrieben, mein Kollege geht imApril in Rente und der Chef fragte schon wann ich wiederkomme. Am besten gar nicht, dacht ich. Es ist einfach schrecklich. Meine Mutter dachte schon, nach der OP erstmal Reha usw. Aber nicht so. Wir sind fertig mit der Welt. Tut mir leid für das viele Geschreibe.

  • Liebe/r Tat,

    mein aufrichtiges Beileid! Das ist ein großer Verlust und du sollst schreiben, soviel du nur möchtest! Dafür sind wir alle hier.

    Du bist sicher nicht bekloppt oder gefühlsduselig. Du hattest vorher einen Draht zu deinem Papa. Warum sollte der jetzt weg sein? Solche Erlebnisse haben viele. auch die, die sie als "Spinnerei" wegerklären.
    Der Chef muss den Ball flach halten. Du kommst wieder, sobald du fähig bist zu arbeiten. Zum Zeit absitzen will er dich wahrscheinlich nicht haben.

    Das ist jetzt alles so frisch und zu allererst musst du nur ein- und ausatmen. Alles weitere ergibt sich nach und nach. Ja, es gibt viel zu regeln. aber auch das schafft man eins nach dem anderen. Nicht zu weit voraus schauen. Immer ein Schritt nach dem anderen, egal wie langsam diese Schritte sind.

    Wir alle hier sind "Überlebende" einer persönlichen Katastrophe. Sei herzlich willkommen bei uns.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Elster,


    ich danke Dir für Deine Worte und Dein Willkommen. Es ist schön, sowas zu lesen. Und ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben. Gleichgesinnte, Trauernde, nicht allein sein. Ganz liebe Grüße Tat (eigentlich Tati, aber den Namen gabs hier schon)

  • Vielen Dank Bettinalein, sehr lieb von Dir.


    Das Begreifen ist das Schlimmste. Kein Umarmen, rumblödeln…

    Alles verdammt sch…


    Das Warum bleibt. Darauf werde ich aber nie eine Antwort bekommen. Etwas trösten tut mich mein kleiner Kater, er merkt das ich traurig bin. Läuft mir hinterher, kuschelt.
    Abends ist es am schlimmsten.

  • Dieses verdammte "nie wieder"! ich kann nicht ausdrücken, wie sehr ich diese Worte hasse!

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Man kann wahrscheinlich nur versuchen das Glück zu schätzen, dass dieser Mensch zu einem gehörte bzw. gehört. Und wie meine Mama sagt, Dankbarkeit ist ein wichtiger Schatz. Und es ist und bleibt immer Dein Papa. Die Verbundenheit bleibt.

  • Liebe/r Tat,


    Ich möchte Dir auch mein tiefes Mitgefühl zu deinem schmerzlichen Verlust ausdrücken.


    Es ist nie zu viel Geschriebenes, jeder kann so oft, so viel und das schreiben, was ihn bewegt, bedrückt...


    Pia 🥀

  • Liebe Pia1962,


    vielen Dank für Deine Nachricht.

    Ich muss sagen, das war für mich heute der erste Anfang mal mit anderen über die Situation zu sprechen/schreiben. Außerhalb der Familie. Mit Freunden hab ich bis jetzt noch nicht drüber gesprochen. Es ist schwer von Angesicht zu Angesicht. Ich mache immer viel mit mir selbst aus. Habe Verabredungen in der letzten Zeit abgesagt. Als Grund lediglich familiäres erwähnt. Ich möchte niemanden verprellen. Nur es ist halt alles zuviel und das drüber reden tut so weh.

  • Dieses mit sich selbst ausmachen kenne ich.


    Es ist gut und wichtig auch von Angesicht zu Angesicht zu reden, aber dazu braucht man verständige Menschen.


    Es ist ein heftiger Einschnitt in das Leben... mit dem Unbegreiflichen umzugehen... lernen, damit weiter zu leben.


    Jeder hat seine eigene Art und braucht seine ganz eigene Zeit.


    Es ist sehr schwer.

  • ich bin ser viel allein und rede eigentlich sehr gerne mit Mneschen,aber dadurch hab ich schon ift den Fehler gemacht mit den fakschen leuten gesprochen zu haben. Naja.... also das musste ich auch erst lernen.;(

  • Genau das ist es. Nicht jeder ist für solche Gespräche gemacht.
    Und wenn man wie Du Bettinalein auch noch an die Falschen gerät, ist das noch einmal eine Erschwernis die hinzukommt. Aber dafür gibt es zum Glück dieses Forum. Ich bin wirklich froh, hier zu sein und Euch ich sag jetzt einfach mal getroffen zu haben. Dankeschön

  • Liebe/r Tat,


    mein Beileid von ganzem Herzen zu Deinem schweren Verlust.


    Nein Du bist nicht bekloppt...Dein Papa ist bei Euch, immer bei jedem Schritt.

    Im Moment musst Du nichts ausser atmen, einen Tag nach dem anderen Leben.

    Alles andere ist gerade unwichtig.

    Mach das was Dir gut tut.


    Es ist ein Alptraum wir durchleben ihn und müssen es packen für Sie.

    Es dauert es dauert lange.

    Es wird milder anders doch der Schmerz bleibt es ist eine Wunde die nicht schließt, wir lernen damit zu leben.


    Vlg. Linchen

  • Genau das ist es. Nicht jeder ist für solche Gespräche gemacht.
    Und wenn man wie Du Bettinalein auch noch an die Falschen gerät, ist das noch einmal eine Erschwernis die hinzukommt. Aber dafür gibt es zum Glück dieses Forum. Ich bin wirklich froh, hier zu sein und Euch ich sag jetzt einfach mal getroffen zu haben. Dankeschön

    gerne doch. wir freuen usn auch dass du da bist,wenn auch die Umstände traurig sind.;(

  • Ich danke Dir Linchen,


    ich versuche etwas zu schlafen, zu essen, ein wenig rauszugehen. Zwischendurch kommen die Tränen. Ob es jemals besser wird, derzeit fraglich. Denken werd ich jeden Tag an ihn. Vergessen nie.

  • Nimm was von Deinem Papa ein Kissen ein Th-Shirt Pullover irgendwas kuschel Dich damit ein.


    Das hilft in der ersten Zeit.

    Ich hab auch nicht gedacht das es besser wird bei mir ging über 1 Jahr nichts, es wird milder es dauert einfach.

    Irgendwann kann man wieder lachen und auch leben aber anders....die Haltestelle gibt es nicht mehr.


    Wir verändern uns.


    Vlg. Linchen

  • Liebe/r Tat,


    mich fühle mit dir. Ich habe meinen Vater letzen Montag verloren. Er hatte auch Krebs. Seine Lunge war voller Metastasen.


    mir fällt es auch sehr schwer zu realisieren und zu akzeptieren, dass er nicht mehr da ist.
    am Montag bin ich noch an seinem Bett gesessen und habe seine Hand gehalten und jetzt werde ich das nie wieder machen können.


    und nein du bist nicht bekloppt. Ich renne jeden Tag ewig in der Natur herum, weil ich das Gefühl habe ihm dort näher zu sein und ihn zu fühlen. Er liebte es draußen in der Natur zu sein und ich da fühle ich mich momentan auch am wohlsten und ihm am nächsten.


    ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, dass es für uns beide mit der Zeit leichter wird mit diesem Verlust fertigzuwerden

  • Das mit dem Pullover werd ich versuchen. Derzeit schlafe ich in Etappen. 2/3 Stunden dann wieder wach, bis mir vor lauter Müdigkeit wieder die Augen zufallen. Am Tage bin ich hundemüde, schlafen kann ich dann dennoch nicht.

  • Liebe/r Wintermond,


    das tut mir sehr leid. Das Vergangene ist so nah. Das Zusammensetzen, miteinander sprechen und dann… Irgendwie als ob das gestern gewesen wäre.


    Die Natur, ja, das Vogelgezwitscher, das Fertigmachen des Gartens für die Aussaat. Das hat mein Papa geliebt. Ich hab ihm versprochen, das so weiterzuführen.


    Ich hoffe wir schaffen es irgendwann wieder an unsere Papas zu denken ohne zu weinen.


    LG Tat