Mein Vater, mein Seelenverwandter

  • Ist aber nicht schlimm wenn man mal wütend ist, also mach Dir bitte jetzt keine Gedanken ob das okay ist oder nicht.

    Auch das gehört dazu, kann dazu gehören.


    Alles ist erlaubt auch wütend zu sein.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Jennymaus


    Ich hatte manchmal Ansätze von Wut.
    Dass sie sich quasi einfach davongemacht hat.

    Nicht durchgehend. Hin- und wieder,
    Aber auch alles im Zuge der Trauer.


    Dein Tatoo sieht super aus :)


    LG
    King

  • Danke dir Linchen


    Dieses Gefühl habe ich nicht mehr.
    Aber ich erinnere mich dass es das auch mal gab.


    Natürlich ist und bleibt sie die geliebte Mama.
    Die für mich alles war.
    Und die gewiss noch gerne gelebt hätte.


    LG
    King

  • Ich habe vorhin ein Konzert angeschaut auf saß ich normalerweise 2020 gegangen wäre es war das letzte große Geschenk von Mama...dann kam Corona, und mit Corona dann der Tag X....es viel aus Gott sei Dank dachte ich.

    Dann wurde es auf 2021 verschoben, viel erneut aus....wurde auf 2022 verschoben ich hätte gehen können aber es fand genau an Mamas Geburtstag statt....niemals und schon gar nicht allein.

    Also ausfallen lassen.

    Jetzt hab ich es heute Abend gesehen mit Mamas Freundin per WhatsApp wir haben es zusammen geschaut.

    Es war gut das ich nicht dort war schon das erste Lied wäre eine Katastrophe geworden.


    Von vielen weiteren Liedern will ich jetzt gar nicht anfangen.


    Vlg. Linchen

  • Natürlich.

    Es ist wohl auch wichtig, wütend zu sein, den Schmerz rauszulassen. Nur konnte ich das nicht.

  • Ich hatte eine Phase, in der ich wütend war, weil er mich hier ganz allein gelassen hat. Weil er manches ungeklärt gelassen hat. Ich glaube das war ein Teil des Loslassen - Könnens für mich. Dabei war mir immer klar, dass ihn keine Schuld trifft, aber für mich war es gut die Wut zu spüren. Sie ist vorbei gegangen und dann auch nicht mehr wieder gekommen.


    Liebe Grüße

    Cildie

  • Ich war nicht wirklich wütend auf meinen Vater, sondern mehr auf das Schicksal. Aber tatsächlich bin ich schon ein bisschen wütend gewesen, was aber eigentlich absurd war. Mein Vater hatte ja einige Vorerkrankungen und hatte knapp 4 Jahre vor seinem Tod eine schwere Sepsis an der er fast gestorben wäre. Danach hatte ich mal zu meinen Eltern gesagt, dass ich Angst habe, dass mein Vater früh stirbt und er meine Kinder also seine Enkel nicht kennenlernen wird. Sie hatten mir damals versprochen, dass das klappt und dass er noch so lange lebt und nichts passiert. Eigentlich ein komisches Gespräch, denn 100prozentig sicher kann man sich ja eh nie sein, dass man nicht stirbt, ich und sie wussten das, aber dass er jetzt 4 Monate vor der Geburt meiner Tochter gestorben ist, hat mich total wütend gemacht und ich hab mich gefragt wieso verspricht man es wenn man es nicht halten kann, wieso hat er nicht einfach gesagt, dass er es nicht versprechen kann weil er nun mal schon krank war. Hört sich wirklich dumm an, aber ich habe es einfach geglaubt, ich hatte diesen Optimismus und den Glauben, dass alles gut wird, evtl war es auch eine gewisse Naivität.


    Naja auf jeden Fall war ich da auch manchmal wütend und frage mich, wieso sie mir nicht mehr verdeutlicht haben, dass das halt jederzeit passieren kann, dass er stirbt. Ich habe das nämlich immer wieder verdrängt, dass er sterben könnte (er selbst auch) und es hätte mir jetzt geholfen, wenn wir noch zu seinen Lebzeiten uns mit seinem Tod auseinander gesetzt hätten... :( natürlich weiß man, dass es immer passieren kann, aber es war auch wirklich nichts vorbereitet, ich glaube mein Vater dachte, er ist irgendwie gefühlt unsterblich und wird Uralt... Das macht mir die Trauer verarbeitung schwieriger und ich habe viel mit Wut auch auf ihn zu kämpfen, ich meine ich bin ja seine Tochter, konnte er mich als Vater nicht besser auf diese Situation vorbereiten??

  • Liebe Marie,


    mir ging das auch so wie dir. Mein Vater hat alles Organisatorische gemacht, aber über seinen Tod nie sprechen wollen. Im Nachhinein hat mich das oft wütend gemacht, weil ich mich so allein damit gefühlt habe. Ich habe oft gedacht - er hat doch den Tod seiner Eltern miterlebt, wusste doch, was es bedeutet, warum hat er mich darauf nicht vorbereitet?

    Mittlerweilde denke ich, dass er viel selbst nicht verarbeitet hatte und selbst Angst vor dem Tod hatte - deshalb konnte er nicht darüber sprechen. Vielleicht waren deshalb auch die letzten Jahre so schlimm. Mein Vater hatte Parkinson und ist immer mehr in sich selbst versunken, immer trauriger geworden und hat sich immer mehr um sich selbst gedreht. Ganz anders als der Vater, der er mein Leben lang war. Du schreibst, dass dein Vater dachte, dass er unsterblich sei - ich glaube das hätte meiner auch gern gedacht, aber Parkinson ist fies - das macht einem schon klar, dass das nicht so ist. Ganz am Ende, beim letzten Treffen, hatte ich das Gefühl, dass er seinen Frieden mit dem Tod geschlossen hatte. Es war schön, das zu sehen.

    Trotzdem hat der (Nicht-) Umgang mit dem Tod in meiner Familie dazu geführt, dass ich mich parallel zu der Trauer und den vielen neuen Pflichten erstmal damit auseinander setzen musste, dass ich auch sterblich bin. Bei uns war immer alles auf das Leben ausgerichtet. Es war ein ganz schön anspruchsvoll, das alles unter einen Hut zu kriegen. Wie doof, denke ich heute, nie über den Tod zu sprechen, wenn er doch auf jeden Fall kommen wird.


    Liebe Grüße

    Cildie

  • Hallo ihr Lieben,


    Wie geht es euch allen?


    Ich habe im Moment wieder eine schwere Zeit. Gestern am Vatertag hab ich den ganzen Tag nur geweint. Alle meine Freunde haben einen schönen Tag bei ihrem Vater verbracht und ich bin in den Ruheforst und stand an dem Baum an dem mein Vater beerdigt wurde und dachte warum ist das Leben nur so grausam. Es gibt keine Worte dafür wie sehr er mir fehlt und es wird immer schlimmer.

    Ich merke in den letzten Wochen wie ich mich immer mehr in mich zurückziehe und niemanden mehr an mich ranlasse. Ich ertrage Menschen um mich rum nicht mehr. Ich möchte am liebsten nur noch alleine sein. Ich sage Verabredungen ab, ich möchte keine Gesellschaft und ich ertrage es nicht Menschen ausgelassen lachen zu hören. Ich ertrage es auch nicht mehr mich zusammen reißen zu müssen wegen anderen. Vor zwei Wochen hat mein Mann ein paar Freunde zum Essen eingeladen. Ich saß am Tisch und doch war ich eigentlich ganz woanders. Ich weiß dass das Leben aller anderen normal weitergeht aber mein Leben ist nicht mehr dasselbe und das wird es auch nicht mehr. Ich bin vor drei Wochen vierzig geworden. Viele waren beleidigt dass ich nicht gefeiert habe. Warum versteht niemand dass dieser Tag kein Grund zum Feiern für mich war. Im April ist meine Tochter zwei Jahre alt geworden. Ihr zu liebe habe ich ein bisschen gefeiert aber ich hab fast jede einzelne Sekunde gedacht wie schön es doch wäre wenn Papa dabei sein könnte.

    Jeder sagt immer es wird besser aber es ich merke im Moment nichts davon.

    Dieser Spruch sagt eigentlich alles aus was im Moment in mir vorgeht:

    "Ein einziger Mensch fehlt, und die ganze Welt ist leer"!


    Ich umarme euch alle ganz fest.

    Ich bin sehr froh dieses Forum gefunden zu haben.


    Jenny

  • Hallo Jenny,

    ich verstehe Dich mit jeder Faser meines Körpers.

    Mein Geburtststag ist so unwichtig, so leer, so unwirklich.
    Feiern werde ich ihn nie mehr.
    Diejenige die dafür verantwortlich ist, ist nicht mehr da.

    Jeder empfiehlt; geh raus, Bewegung. Lenk Dich ab. Aber kann Mann die Gedanken ablenken? Nicht 24 Stunden am Tag.
    man ist froh wenn man nur 3 mal am Tag weint.

    Alles ist so unwirklich. Ich habe das Gefühl außerhalb meines Körpers zu leben.
    Pierce Brosnan ist 70 geworden, hat gefeiert. Und wer war auch dabei? Seine Mama. Ist das Leben nicht ungerecht?
    meine Mama durfte ihren 70sten nichtmal mehr erleben.
    Nicole

  • Nicole ich verstehe dich so gut. Letzte Woche war ich einkaufen und da hat sich ein sehr netter älteres Mann mit mir unterhalten. Er hat mir erzählt dass er Ende des Jahres 90 wird. Ich dachte warum konnte mein Papa nicht so alt werden. Warum ist das Leben so unfair

  • Ich muss euch noch etwas erzählen. Gestern als ich vom Ruheforst nach Hause gefahren bin und das Auto gestartet habe lief im Radio Papas und mein Lied. Das hab ich auch an seiner Beerdigung spielen lassen. Seit der Beerdigung hab ich es nie mehr im Radio gehört. Für mich war das irgendwie ein Zeichen von Papa. Ich weiß nicht wer daran glaubt aber mir hat es in dem Moment das Gefühl gegeben dass er doch noch bei mir ist.