Der Tod in meinem Leben

  • Servus Anja,


    deine Beschreibung erinnert mich an einen Abend im vorigen Herbst.
    Wir waren von einer Geschäftsreise auf dem Weg nach Hause und blieben zum Übernachten mit dem Wohnmobil auf einem Stellplatz am Main stehen.
    Ich wußte, Vati geht es nicht gut, er muß voraussichtlich bald ins KH. Es war ein hektischer Tag gewesen, wir waren weit gefahren, viele Baustellen, viel Verkehr, viele Staus.
    Ich stand lange dort am Ufer, es war so ruhig und friedlich. In der Ferne sah man Wetterleuchten, doch über uns blinzelten vereinzelte Sterne durch die Wolken. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, ich erinnerte mich an Begebenheiten, an die ich schon Jahre nicht mehr gedacht hatte. Urlaube, Feiern,... und immer war Vati der "Mittelpunkt" meiner Gedanken.
    Ich glaube, wenn ich an diesen Abend zurückdenke, werde ich von jetzt an eine weiße Rose auf dem Wasser treiben sehen. (Verstehst du, wie ich's meine?)


    Ich umarme dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hallo miteinander,




    die Rose scheint tatsächlich bei meinem Papa angekommen zu sein. In der Nacht vom 27. zum 28. August habe ich von ihm geträumt, es war der erste Traum von Papa, seit er nicht mehr hier ist...


    Ich schlief, Papa saß an meinem ett, hielt meine Hand, in seinen Augen standen Tränen, gesagt hat er nichts. Als ich aufwachte, war ich ziemlich durcheinander, mußte recht kräftig heulen, war doch die Situation ähnlich der, als ich meinen Papa einen Tag vor seinem Tod im Krankenhaus besuchte, nur umgekehrt...


    Vor ein paar Tagen schrieb ich hier noch, dass die Trauer verhaltener geworden ist, aber momentan ist alles wieder so nah, fühl mich ziemlich am Boden, weine oft, dabei will ich doch stark sein. Mittlerweile frage ich mich ab und an, ob es nicht auch Stärke ist, Schwäche zeigen zu können..


    In 2 1/2 Wochen fliegen wir nach Kreta, ich kann mich noch gar nicht darauf freuen, dabei hat Kreta seit unserem ersten Urlaub dort eine ganz besondere Bedeutung. Es war der erste Urlaub, nachdem wir unsere Babys verloren hatten. Ich kann nicht erklären warum, aber irgendwie fühle ich mich ihnen dort näher und auch meiner Uroma, meiner Oma und meinen beiden Großvätern. Es wird heuer unser 9. Urlaub dort. Ich wollte so gerne mal Papa mitnehmen, nun kann ich nur sein Foto mitnehmen und die Erinnerung an ihn im Herzen.



    Traurige Grüße,


    Anja

  • hallo anja,


    deine rose ist bestimmt bei deinem vater angekommen. in deiner stadt ist der main sehr schön. meine schwester wohnt in der gegend, so bin ich öfters auch dort.


    wir benötigen solche symbole und erinnerungen. dein vater, eure kinder und deine vorfahren sind teil von dir und deiner geschichte. sie werden dich auch nach kreta begleiten.


    wer sagt dir denn das man immer stark sein muss und nicht weinen darf. für mich persönlich ist es eine stärke wenn man zu seinen schwächen steht und sie zeigen kann. wobei ich mich noch frage ob weinen unbedingt ein zeichen von schwäche ist. unsere gefühle gehören zu uns und sind wetvoller bestandteil von uns.


    ich wünsche dir einen schönen urlaub auf kreta. nimm ein foto von deinen dad mit. so ist er auch visuell bei euch im urlaub.


    lieben gruß
    burkhard

  • Alles Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag.


    Dein Papa, der wird sich noch einmal Freuen. Nicht nur über die Rose, sondern auch, dass er mit Dir nach Kreta kommt. Ich selbst war auch schon Mal dort. Und bin auf der Insel viel herumgefahren, anstelle am Strand zu liegen. Die Vielfalt an Natur ist einfach toll dort. Komischerweise fand ich für mich sehr interssant, die Friedhöfe auf Kreta. Bin bei ein paar durchgegangen. Ein fast gespentisches Erlebnis. Und diese alten Kirchen. So ganz ohne diesen übertrieben Schmuck.


    Einen schönen Urlaub. Dein Papa ist ja bei Dir. Die Weisheit der Traurigkeit vor Augen.


    Lieb Gruss


    Walter ( ;( ... mit Kraftpaket zum Heulen.)

  • Hallo miteinander,




    wenn auch ziemlich spät, möchte ich mich für Eure Geburtstagswünsche recht herzlich bedanken.


    Ja, wie war er, der erste Geburtstag ohne Papa... er hat so gefehlt und war doch gegenwärtig.


    Ein ganz eigentümliches Gefühl, da waren 3 Menschen, die die Trauer vereint hat und doch war deren Trauer jeweils anders, meine Mutter trauert um ihren Mann, meine Tante um ihren Bruder, ich um meinen Papa, jeder hat ihn auf seine Weise gekannt, jeder hat ihn anders wahrgenommen und doch vereint und trennt uns die Trauer zugleich, ein Gefühl, schwer zu beschreiben.


    In ein paar Tagen geht nun die Reise nach Kreta. Früher habe ich mich immer jedes Jahr sehr darauf gefreut, dieses Jahr ist alles andres. Wir fliegen nach Kreta. Punkt. Ist eben so, würden wir nicht fliegen, wäre es eben so. Da ist eine Leere in mir, die mir Angst macht. Angst scheint momentan das einzige Gefühl zu sein, dass ich momentan in mir habe, zwar nicht sehr ausgeprägt. Ich hoffe, dass sich das die nächsten Tage noch ändert. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass meine berufliche Situation ziemlich angespannt war, bevor ich gestern in Urlaub ging...



    Liebe Grüße,


    Anja

  • Liebe Anja!


    Ja, diese Anspannung in deinem Beruf kann sicher damit zusammenhängen, dass du dich momentan noch nicht auf Kreta freuen kannst. Auch die Umstände, dass du ohne deinen lieben Papa Geb. feiern musstest. Vielleicht stellt sich ja die Vorfreude noch ein od. spätestens in Kreta wird das Urlaubsgefühl wieder kommen. Deinen Papa nimmst du ja im Herzen mit und auch sein Foto.


    Ja, ich stimme dir zu, manchmal zeigt es echt von Stärke, wenn man Mal seine Schwäche zugeben kann. Überhaupt in dieser schnelllebigen Zeit, wo alles super "funktionieren" soll, zeigt es von Mut, wenn man Mal zugibt, es läuft gerade nicht so, es geht einem nicht so gut ....


    Ich wünsche dir einen schönen Urlaub!! In welchem Ort werdet ihr wohnen? Ich wünsche dir, dass du schöne Tage verbringst und dass du die Nähe zu deinen lieben Verstorbenen dort besonders spüren kannst.


    Meld dich wieder zurück? O.k.??


    Ganz liebe Grüße


    Linda

  • huhu anja,


    es ist für dich nicht leicht dieses jahr nach kreta zu fliegen. all die schönen erinnerungen und erlebnisse an deinen dad fliegen mit.
    das kann schon angst machen plötzlich ohne deinen vater. dazu kommt die angspannte situation im büro ... . da kommt viel zusammen.


    vieleicht ist aber gerade kreta für dich die chance abstand von büro zu bekommen und dich mehr auf dich zu konzentrieren. ich wünsche dir eine gute und erholsame zeit in kreta, zeit um kraft zu tanken.


    lieben gruss
    burkhard

  • Hallo Trauerweide


    Liebe Anja


    Schön, dass Du diese Geschichte, in das Forum gestellt hast. Vor allem der letzte Abschnitt ist so wirklichkeitsnah. Einfach zum Nachdenken. Einfach schön.


    Lieb Gruss


    Walter ( :) ....Hab viel Freude auf Kreta. Wünsch es Dir.)