meine Barbara starb 1976 in der 16. Schwangerschaftswoche in Verbindung mit einem medizinischen Eingriff, den meine Eltern erzwungen haben - das war damals leider noch möglich. Anschließend mußte ich weiter berufstätig sein, sonst wäre meine Lehrstelle in Gefahr gewesen. Diese Medalie hatte zwei Seiten: das arbeiten half, gleichzeitig war ich von Weinkrämpfen geschüttelt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich damals mein Kind hätte austragen dürfen - und wenn das nicht geht, so wenigstens eine Beerdigung für sie ausrichten dürfen. um anschließend ein Grab für meine Trauer zu haben. Aber Kinder, welche in Verbindung mit einem medizinischen Eingriff den Mutterleib verlassen - wurden damals nicht im beisein der Angehörigen beerdigt. Ein Umstand, der bis heute traurige Wahrheit ist, wenn ich an die Aussage von Leiter der Wiener Feuerhalle denke, der mir vor ca einem Jahr sagte: Kinderleichen aus den Wiener Abtreibungsambulanzen werden bis heute nicht bei ihm angeliefert. Es geht um die Anlieferung von unter 500 Gramm schweren Kinderleichen zur gemeinsamen Kremierung (ein Sarg ist mit ca 20 - 30 Kinderleichen voll), Sammlung der Asche, und der anschließenden Sammelbeerdigung in der Gruppe 35b am Wiener Zentralfriedhof, welche 4 mal jährlich an jedem 1. Freitag in den Monaten März, Juni, Sep. und Dez. stattfindet. Es betrifft schon jetzt ca 100 Kinder pro Beerdigungsvorgang .....ca 100 Kinder, welche nicht im Auftrag der Angehörigen beerdigt wurden! Medizinisch Betrachtet habe ich nach dem Tod meiner Tochter Barbara das volle Programm des PAS erlebt ....und nur schwer Hilfe erhalten, denn wer es nicht selbst erlebt hat, der kann sich nicht vorstellen, was in einem abgeht. Ich wollte 1976, das meine Tochter lebt, aber Tirol hatte noch keine Frauenschutzeinrichtung, keine Mutter - Kind - Einrichtung inkl. Übernachtungsmöglichkeit.
Johanna starb friedlich in meinem Bauch. 21 Tage später kam sie von selbst zur Welt. ich hatte das Gefühl, nur auf die große Seite zu müssen und ging dementsprechend aufs WC. Als ich merkte das der Druck wo anderst innerhalb meines Körpers ging, war meine Tochter schon geboren. Auf Grund des Erlebnisses mit Barbara meldete ich keinem die Tatsache, das meine Tochter Johanna still meinen mütterlichen Leib verlassen hatte. Im Garten begraben ging nicht, denn ich wußte nicht wie tief begraben. Der Garten lag am Waldrand. Die Vorstellung, das Wildtiere die Leiche meiner Tochter...in meiner Phantasie hatte ein Fuchs die Leiche meiner Tochter zwischen seinen Zähnen - Nein Danke. Dann übergebe ich doch lieber dem Wasser die Leiche meiner Tochter und ich drückte die WC- spülung.
Christopher Marvin: ich war im 3. Monat schwanger, als Tschernobyl geschah. Auffallend viele Kinder sind in OÖ damals mit einem Herzfehler geboren worden, doch offiziell sprach man über keine Zusammenhänge. Dazu kam, das der Kinderarzt, welcher in der Linzer Frauenklinik seinen Dienst versah, bei meinem Sohn den Herzfehler nicht nur nicht entdeckte, sondern bis zum Schluß dabei blieb, das er keinen Herzfehler bei einem Neugeborenen Kind übersieht. Dem Pathologen, der Damals mich und meinen verstorbenen Sohn betreute bin ich heute noch dankbar, für das, was er tat: er rief mich vor der Obduktion an und fragte mich, welche Fragen ich hätte, was mir abzuklären wichtig wäre. Und ich erzählte ihm, was ich erlebt hatte. Gute 2 Stunden später rief er wieder an und gab mir telefonisch die Ergenisse durch. Darunter: ja mein Sohn war mit einem Herzfehler geboren worden (verdrehte Herzspitze, sodass das Herz sich nicht entfalten konnte). Der Pathologe sagte mir: ohne OP hätte mein Kind max. bis 8. Lebensjahr leben können. Grundsätzlich hätte man operieren können, aber sicherlich nicht auf Kosten der Krankenkasse...ev. auch nicht in Europa....Christopher starb nicht an seinem Herzfehler ...... Er starb, als ich selbst 700 km entfernt gerade meinen Großvater zu Grabe trug. Innerhalb von 7 Wochen hatte ich damals 4 Menschen meiner Familie zu Grabe zu tragen.
Geholfen hat: das ich fertig gekochtes Essen für meine zwei überlebenden Kinder und mich des öfteren vor unserer Wohnungstüre fand. geholfen hat das Erlebnis, das auch andere ihre Zeichne am Grab meines Sohnes bis heute hinterlassen! Geholfen hat die von Kinder gepflückten Wiesenblumen, welche in einer Alufolie an meiner Wohnungstüre hingen (aus Alufolie war eine Vase geformt worden und Wasser befand sich darin, damit die Blumen nicht verdursten. Geholfen hat, das ich dieses mal ein Begräbnis, Grab ausrichten durfte. Geholfen haben mir Bücher - wobei das folgend beschriebene Erlebnis ein ganz besonders berührendes für mich war: Beim Begräbnis meines Sohnes war eine bislang mir fremde Frau, die vom Sehen auf der Strasse ich kann. Sie hatte Kinder und einen Ehemann, aber wir haben einander höchstens durch nicken gegrüßt. Beim Begräbnis erfuhr, das diese Frau grundsätzlich vin Geburt an nicht hören/ nicht reden konnte...und das durch plötzlichen Kindstod sie eines ihrer Kinder verloren hatte. Sie machte ihre eigene Behinderung mit dafür verantwortlich, dabei ist bei Plötzlichem Kindstod nichts veränderbar. Sie schenket mir ein Buch von Elisabeth Kübler Ross, was ich als Aufhänger nahm und fortan mir sehr viele Bücher von Frau Elisabeth Kübler Ross kaufte oder in einer Bücherei auslieh. Auch durfte ich die Sterbeforscherin persönlich kennenlernen.
Meine Mutter hat mir den Kontakt zu einem Therapeuten hergestellt (und auch selbst bezahlt), der in Trance seelische Knoten lösen konnte. Das hat mir auch sehr geholfen. Bis heute bin ich ein Fan des Schreibens, denn im Schreiben kann ich all das ausdrücken, was mich bewegt. Nachdem manche Briefe nicht postalisch zugestellt werden können, übergab ich diese an das Feuer (wenn es Briefe an meiner Kinder waren) - oder ich spülte sie im WC runter (wenn es Brief an meinen Ex - mann waren, der für den Tod von Christopher Marvin auch von einem österr. Gericht verantwortlich gemacht und wegen Mordes verurteilt wurde.
Meinen überlebende Kinder waren beim Tod 4 Jahre bzw 7 Jahre alt (der Jüngere hat einen Tag nach Christopher Tod seinen 4. Geburtstag!) Ihnen hat folgendes geholfen: viel mit ihnen in den Walt, Zoo, Tierpark gehen, bewußt die Tiere erleben und das es jährlich Jungtiere gibt. Und zu Hause gab es viel Zeichenmaterial, z.B. die Rückseiten von Tapeten, damit die Kinder großflächig malen konnten. Am liebsten malten meiner Kinder mit Fingerfarben oder Wasserfarben, gefolgt von Ölkreiden. Als 10 Monate vergangen waren nach Christopher Tod, waren die Bilder nicht mehr ganz so aggresiv, es wurde Buntstifte und kleiner Papierblattformen gewählt. Intuitiv zeichneten meine überlebenden Kinder damals unabhängig voneinander die Tatsache, das Wir als Familie 3 vorausgegangene Kinder haben... und meinem Ältesten war wichtig die Feststellung "Mama, nicht gestorben, nur vorausgegangen"! Ohne meine 2 überlebenden Kinder hätte ich - vermute ich - den Tod meiner 3 Kinder nicht überleben wollen/ seelisch nicht überlebt.
Das alles habe ich erlebt. Seit meine überlebenden Kinder erwachsen sind und mich daher nicht mehr so brauchen, setze ich mich für bessere Versorgung von Angehörigen und ihren verstorbenen Kindern ein, was auf http://www.sternenkind.info bzw http://www.sonnenstrahl.org jeder User nachvollziehen kann.