mein stiefvater und meine mama

  • Hallo Christine,
    ich glaube sehr wohl, dass was du schreibst bezüglich Suizid stimmt. Eingeengt ist man da sicher und in dem Moment wo man dieser Tat ausführt kann man sicher nicht mehr "klar" denken. Ich tue mir vorallem schwer zu verstehen, dass die Leute sich nicht früher wirkliche Hilfe holen. Natürlich gibt es Situationen wo man überhaupt keine Aussichte mehr hat und der Kampf zum Überleben einfach zu schwer ist. Ich habe Respekt für die Leute Ihre Entscheidung aber trotzdem... Suizid hat eine wichtige (negative) Rolle in meinem Leben gespielt... Ich habe gesehen wie die Partnerin (in dem Fall meine Mama) trauert und enttäuscht ist von ihr geliebter Mann und ich habe erlebt wie wir unsere Mama indirekt durch eine suizidale Handlung verloren haben. Von daher ist für mich ein Suizid ein sinnloser Akt. Diese Meinung hat mich aber (Gottseidank) von ein eigener Suizid abgehalten und ich bin den schwierigeren Weg eingeschlagen und bin wie ein geschlagener Hund auf der Türschwelle meiner Ärztin gestanden und habe (in dem Moment) mein Gesicht verloren. Es gibt aber noch Momente wo ich an Suizid denke, aber ich kann das meine Lieben nicht an tun und ich habe gesehen, dass es Hilfe gibt und dass das Leben doch schön sein kann.
    Danke aber für deinem Denkanstoß.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Ende September fahren mein Mann und ich das erste Mal seit Mamas Tod wieder nach Belgien. Alles wird anders sein, übernachten wir früher doch bei ihr. Ich habe unheimliche Angst für diese Woche (ich war mal 1 Tag wg. der Gerichtsverhandlung an ihr Grab, aber sonst noch nicht). Die Konfrontation mit dem was alles gewesen ist, wird unheimlich schwer sein. Ich hoffe, ich stehe das durch. Am liebsten möchte ich nie wieder nach Belgien fahren, möchte ich von alledem flüchten, aber ich habe da noch meine Geschwister und meinem Papa. Ich möchte aber unbedingt zum Unfallort und zum Friedhof. Ob ich es schaffe in ihre ehemalige Strasse mal vorbeizuschauen... wir werden sehen. Aber alles wird mich an ihr erinnern. Hier in Österreich bin ich doch weit weg von dem was alles war. Habe Angst wieder in ein Loch zu fallen, Angst für was die Konfrontation mit mir tut, gerade wo es mir jetzt ein bisschen besser geht. Ich habe so Angst...
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

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    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)
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    Liebe Kathrin,
    das ist ein sehr sehr berührender Spruch
    Liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Unerwartete Besuch meiner Schwester und Schwager. War total nett und schön. Aber heute hat es bei mir so richtig WUSCH gemacht. Die Tränen kommen immer wieder und kullern meine Wangen runter. Ich bin so unendlich traurig, dass ich Mama nie wieder sehen, hören, spüren kann. Solange niemand da ist aus Belgien, geht es gut, aber die richtige Berührung wieder mit der Heimat lässt alles wieder an der Oberfläche kommen. Es tut weh. Und die Angst wächst für unser Besuch in 1,5 Woche. Ich möchte die Woche heil überstehen, aber ich sehe nur Angst...

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin,
    hast du für diese Woche einen Plan? Ich denke, du solltest sie gut strukturieren und dazwischen immer wieder Dinge einbauen, die erholsam für dich sind, dass du dich nicht überforderst!
    Aber: Sie ist wichtig. Ich bin ganz sicher, dass du danach einen großen Schritt weitergekommen bist, in deiner Trauerarbeit!
    AL
    Christine

  • Liebe Kathrin!


    Als ich einmal auch so große Angst vor etwas hatte schrieb Chrisi mir:
    ich hatte vor sovielen gewissen Terminen lange Zeit schon vorher Angst sie nicht durchzustehen, sie waren auch schlimm, aber nicht ganz so schlimm als ich es mir gedacht habe.


    Mir hat es damals sehr geholfen, ich hoffe, es kann auch dir ein bissel helfen.
    Und - es stimmt für mich immer wieder. Ich hatte die letzten Tage bevor wir nach Rumänien fuhren echt Panik, hatte das Gefühl, das schaffe ich einfach nicht. Vatis Heimat wiederzusehen, die Erinnerungen an so viele schöne Urlaubstage, die wir dort gemeinsam verbrachten - und jetzt das alles ohne ihn?
    Ja, es war schwer. Aber zugleich war es wunderschön - er war die ganze Zeit "bei uns", ich "spürte sein Taschentuch für meine Tränen auf meinen Wangen".


    Mach dir - wie Christine sagte - einen Plan, mit zwischendurch "Pausen" für dich. Du schaffst es! Und es wird "gut" sein, es gemacht zu haben.


    Ich begleite dich in Gedanken und :24: dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hi Kathrin,


    Jutta und Christine treffen wieder mal die richtigen Worte - die Trauerverarbeitung ist immer ein Schwanken zwischen Konfrontation und Vermeidung/Erholung. Ich glaube, Du hast das bis jetzt ganz gut gemanagt. Dort hinzugehen, bzw. mit etwas in Kontakt treten wo es weh tut ist gut, denn durch die Traurigkeit, durch die Sehnsucht und die Tränen passiert Verarbeitung - da darfst Du ein Stück weit reingehen - in einem nächsten Schritt ist es dann wieder wichtig, Erholungsinseln zu finden, wo Du Dich gut distanzieren kannst!!


    Alles Gute für die kommende Zeit,
    Markus

  • Liebe Kathrin!
    Alles Gute zum Geburtstag! :8: :8:
    Möge es ein ruhiges, schönes Neues Lebensjahr werden.
    Wie geht es dir? Hast du gefeiert?
    Liebe Grüße
    Karla :24:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Meine Lieben,
    herzlichen Dank für die Geburtstagswünsche. Ja, wir haben gefeiert. Ich war in Belgien und war zusammen mit Papa, seine Lebensgefährtin und meine Schwester und Schwager fein auswärts essen. 8)
    Ich war zusammen mit meinem Mann einmal an der Unfallstelle und einmal am Grab.
    Allgemein war Belgien gar nicht so schlimm, wie befürchtet. Ich hatte viele Ängste diesbezüglich. Hatte Angst, da wir bei meinem Vater wohnten, dass seine Lebensgefährtin uns kein Freiraum lassen wurde, aber es war genau das Gegenteil. Wir hatten mehr Freiraum als damals wo wir noch bei Mama übernachten konnten.
    Ich bin aber bewusst einige Situationen aus dem Weg gegangen, zB. war ich nicht in Mamas Straße... aber ich glaube das ist nur gesunder Selbstschutz.
    Sonst hatten wir eine wunderschöne Woche da oben, mit viel Sonnenschein und viel Freundschaft.
    Und für mich war wichtig, dass ich gespürt habe, dass Mama mir hier in Tirol genau so nahe ist, als in Belgien. Es sind die Erinnerungen die so was ausmachen, und egal wo man ist, die Erinnerungen sind ein Teil von einem und das ist gut so.
    Möchte mich einfach nochmal bedanken, dass Ihr immer ein offenes Ohr für mich habt. :2:
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Ich weiss, dass das Leben aus Höhen und Tiefen besteht, aber warum kommen die Tiefs immer wieder so schnell daher galoppiert? Ich will keine Dunkelheit spüren, ich will keine Leblosigkeit spüren, aber ich wurde überschwappt von einer Welle, welche mir wirklich wieder wanken ließ.
    Ich habe so Angst wieder eine geliebter Person verlieren zu müssen. Dieser Angst ist zwar nicht begründet, aber die Erfahrung hat es mir anders gezeigt. Jeden Tag kann es wieder passieren... das Telefonat, die schlechte Nachricht... ich werde da echt noch paranoid.
    Und dann diese Dunkelheit und Kälte...
    Am liebsten würde ich mir wünschen, dass ich die Zeit zurückdrehen kann...
    Und dann ist nicht nur die Traurigkeit, aber auch die Depression die wieder unterschwellig da ist. Manchmal möchte ich wieder ein kleines Mädchen sein und mich wiegen lassen, keine Verantwortung, keine Stärke... einfach sich fallen lassen.
    Aber ich darf mich da nicht reinsteigern, ich muss mir einen Ruck geben und den Tag versuchen positiv zu gestalten... nur das kostet Kraft.
    Tschuldigung, fürs wirre schreiben...
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Hallo Kathrin,
    ja so ist das mit der Trauer, kaum gehts einem gut, kommt schon wieder die nächste schwere Phase. Aber es geht damit auch was weiter in der Trauerarbeit. Durch die Todesfälle ist deine Illusion, dass die Welt gut und gerecht ist und "dir" sowas Schlimmes nicht passieren kann, erschüttert worden und das macht dir Angst. Es ist eine Aufgabe in der Trauer sich langsam doch wieder ein wenig Vertrauen aufzubauen oder aber das Leben anders zu sehen und im Wissen, dass alles schnell vorbeigehen kann, den Augenblick mehr zu leben. Aber das ist etwas, das geht nicht von heute auf morgen und vielleicht gelingt es uns auch nur manchmal ... ich wünsch dir, dass du bald wieder eine gute Phase hast. Du darfst drauf vertrauen, dass sie kommt!
    :24: Christine

  • Christine ,
    zum Glück geht es mir schon etwas besser als Ende Oktober, aber... es liegt wahrscheinlich an der dunkle Jahreszeit, obwohl das Wetter bis jetzt echt toll war. Ich versuche nach der Arbeit schon was zu unternehmen aber es ist halt dunkel und irgendwie färbt sich das auf mein Gemut ab. Ich vermisse mama, habe Schuldgefühle weil ich ihr Mann nicht so vermisse, habe Wutgefühle ihn gegenüber und der Unfallverursacher.
    Mitte Oktober haben die Therapeutin und ich unsere Zusammenarbeit beendet aber mit einer offene Option. Das heisst, ich kann jeder Zeit anrufen und einen Termin bei ihr bekommen. Und jetzt überlege ich, soll ich, soll ich nicht... Ich will irgendwie nicht weiter in die ungute Gefühle herumrühren, möchte versuchen die im Hintergrund zu schieben.
    Bin schon noch in ärztliche Behandlung, nächste Termin allerdings erst Mitte Dezember...
    Ach was mein Kopf sagt ich will nicht länger abhängig sein von Hilfe, allerdings mein Bauch sagt: Mensch rufe da überall an und mache es Dir leichter.
    Werde mal ein WE drüber schlafen.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Wollte mich hier noch mal melden.
    Es geht mir eigentlich gut. Wäre da nicht das Wort "eigentlich", würde ich mich wirklich freuen. Ich kann zur zeit meine Gefühlslage so schlecht einschätzen. Es treten öfters Phasen der Deprimiertheit auf, aber abwechselnd mit wirklich gute Phasen. Allerdings glaube ich, dass ich ein Mensch bin, der sich immer wieder die Sinnhaftigkeit meines Daseins in Frage stellen wird. Ich muss nur versuchen mich davon nicht mitreissen zu lassen. Ich sollte versuchen in das hier und jetzt zu leben und nicht in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Ich merke auch wie mir die täglichen Ansprüche des Lebens sehr fordern. Ich versuche schon Freizeit einzubauen, aber mir kommt vor ich bin irgendwie dauerüberfordert. Ich sehne mich nach weniger Verantwortung (Gottseidank, habe ich keine Familie), nach weniger psychischen Stress, nach mehr Ausgeglichenheit. Anderseits weiss ich nicht ob ich diese Gedanken, Gefühle wirklich ernst nehmen kann. Vielleicht bilde ich mir alles nur ein, sollte ich einfach zufrieden sein mit was jetzt ist und nicht immer wieder auf der Suche sein. Ich habe ein liebevoller Mann, eine schöne Beziehung... und doch habe ich manchmal das Gefühl es fehlt was. Aber gleichzeitig habe ich soviel Angst vor Veränderung und Veränderung bedeutet für mich Kraftaufwand. Ich weiss ja auch nicht was ich ändern möchte... ach was, ich werde wohl nie 100% glücklich und zufrieden sein. Vielleicht habe ich an das Leben zu hohe Ansprüche.
    Christine , ich war noch nicht bei der Therapeutin (zuviel Angst für ein erneuter Absturz) und nächsten Montag hab ich dann den Termin bei meiner Ärztin... da hab ich mein Bauchgefühl mal wieder unterbunden, wahrscheinlich war/ist es gescheiter doch noch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Kathrin

    Alles wird gut. Es gibt viel Trauriges auf der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, doch dann stärkt sich indessen das Schöne und berührt wieder unsere Seele. (Hugo von Hofmannsthal)

  • Liebe Kathrin!
    meine gütte, hast mich jetzt auch zum nachdenken gebracht ?(
    schön zu lesen dast auch gute phasen hast
    die sind sehr wichtig
    auch dem körper tun sie gut, versuch das gute gefühl zu steigern
    vieleicht hält es etwas länger
    tu ich auch ich zähre an den schönen momenten immer öffter
    die situation wo es schön war, bildlich und emotional nach zu empfinden
    und es klappt oft, also ned resignieren wens ned klappt ;)


    die profesionelle hilfe ist seeeehr wichtig, grad wenst in so einer spiralle bist


    in liebe maki

  • Hi Kathrin,


    die von Dir beschriebene "Verwirrung" klingt für mich ganz normal - auch ich bin ein Mensch, der immer wieder das Leben "untersuchen" muss... Dass da einfach dann auch verschiedenste Gefühle auftauchen ist sehr normal. Den jetzigen Moment zu leben, "the power of now", wie Eckart Tolle es in seinem Buch so schön geschrieben hat ist ein immer wieder anzustrebendes Ziel!


    Liebe Grüße,
    Markus, dem es auch gut geht, eigentlich... ;-)