Hallo erstmals an Alle!
Ich bin durch Zufall án dieses Forum geraten und nachdem ich mir einige Einträge durchgelesen habe, habe auch ich mich dazu entschlossen, mich hier zu registrieren.
Ich habe voriges Jahr im Juli meinen Lebensgefährten verloren. Er verübte Suizid. Seither ist nichts mehr wie vorher. Es kam über mich wie ein Vulkan. Wir verabschiedeten uns an diesem besagten Tag noch so wie immer, wünschten uns einen schönen Tag. Auch am frühen Nachmittag telefonierte er noch mit mir, fragte wie es mir gehe und dass er sich schon wieder auf heute Abend freue, wenn er wieder bei mir sei. Das war das letzte Mal, dass ich seine Stimme hörte. Um Mitternacht dieses Tages stand die Polizei vor der Tür und überbrachte mir diese furchtbare Nachricht. Ich brach zusammen und wollte und wollte das alles nicht glauben. Innerhalb von 30 Minuten verständigte die Polizei auch meinen Sohn (29 Jahre), der sofort zu mir eilte und auch die nächsten Tage und Wochen nicht von meiner Seite wich. Ich weiß bis heute nicht, ob ich nicht denselben Weg zu meinem geliebten Lebensgefährten gewählt hätte, wenn da nicht mein lieber Sohn gewesen wäre. Ich konnte nichts mehr essen, konnte nicht mehr schlafen - funktionierte halt so gut es ging. Diese Zeit werde ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Seit diesem Tag vergeht keine Minute, dass ich nicht an meinen heiß geliebten Lebensgefährten denke. Wir hatten so viele Pläne für die Zukunft. Erst kurz vor seinem Tod verbrachten wir noch zwei wunderschöne Wochen in der Toskana und die Welt schien für uns in Ordnung.
Aber das Schlimmste war daran, dass ich ihn nicht mehr sehen durfte (er warf sich vor einen Zug, der mit 140 kmh durch eine Bahnstation raste). Ich zweifelte tagelang daran, dass es überhaupt er war. Ich verlangte einen Beweis und schließlich gab man mir ein Stoffrestchen von seinem Hemd. Das war eindeutig das Hemd von ihm (das hatte ich ca. 5 Tage vorher erst gekauft). Mit diesem Stoffrestchen sowie seinem Rasierer und seiner Zahnbürste begab ich mich zur Gerichtsmedizin und ließ eine DNA machen - dann hatte ich zu 100 % den Beweis - er war es tatsächlich.
Bei der Verabschiedung (er hat immer gesagt, dass, wenn er einmal "gehen sollte", verbrannt werden wolle) weiß ich bis heute nicht, woher ich die Kraft dafür nahm. Wir gestalteten diese Trauerfeier in seinem Sinne. Es kamen sehr viele Verwandte, Freunde und Bekannte. Und alle von diesen Menschen gaben ihr Mitgefühl und aufrichtige Trauer kund. Auch versicherten sie mir, dass sie für mich da sein würden und mich nicht im Stich lassen würden. Ich habe das geglaubt und habe mir gedacht, wenigstens in ich nicht so alleine, da gibt es Menschen, die es gut mit mir meinen und die für mich da sind.
In der Zukunft hat sich dann herausgestellt, dass dem nicht so ist. Es gibt viele davon - die bei der Trauerfeier dies sagten - die haben sich bis heute kein einziges Mal bei mir gemeldet. Andere wiederum dachten, mit einem 2-minütigem Telefonat hätten sie ihre Pflicht erledigt. Mittlerweile habe ich, außer zum besten Freund von meinem Lebensgefährten und meinem Sohn samt seiner Lebensgefährtin sowie zur Schwester meines Lebensgefährten, zu niemanden mehr Kontakt. Ab und zu auch zu meinem Bruder. Das war es aber schon.
Noch nie bin ich von Menschen so enttäuscht gewesen, als in dieser Situation. So abgedroschen das Sprichwort vielleicht sein mag "In der Not lernt man erst die wahren Freunde kennen" - ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es stimmt.
Ich bin seit vorigen August in psychologischer Betreuung (Kriseninterventionszentrum in Wien) und kann nur sagen - die haben mir sehr geholfen. Bis Ende Dezember 09 hatte ich Einzeltherapie und seit ein paar Wochen bin ich eine Gruppentherapie gewechselt. Dort sind alles Menschen, die ein ähnliches schweres Schicksal erlitten haben. Da ist man mit seinem Leid nicht so alleine und man fühlt sich gut aufgehoben und vor allem verstanden.
Hat jemand das Gleiche erfahren wie ich, dass er bei einem so schweren Schicksalsschlag von seinem Umfeld so im Stich gelassen wurde wie ich ?
Könnte noch seitenlang schreiben. aber ich denke für's Erste ist es einmal genug.
Wünsche noch einen schönen Tag!
Andrea