Er fehlt mir so

  • Hallo erstmals an Alle!


    Ich bin durch Zufall án dieses Forum geraten und nachdem ich mir einige Einträge durchgelesen habe, habe auch ich mich dazu entschlossen, mich hier zu registrieren.


    Ich habe voriges Jahr im Juli meinen Lebensgefährten verloren. Er verübte Suizid. Seither ist nichts mehr wie vorher. Es kam über mich wie ein Vulkan. Wir verabschiedeten uns an diesem besagten Tag noch so wie immer, wünschten uns einen schönen Tag. Auch am frühen Nachmittag telefonierte er noch mit mir, fragte wie es mir gehe und dass er sich schon wieder auf heute Abend freue, wenn er wieder bei mir sei. Das war das letzte Mal, dass ich seine Stimme hörte. Um Mitternacht dieses Tages stand die Polizei vor der Tür und überbrachte mir diese furchtbare Nachricht. Ich brach zusammen und wollte und wollte das alles nicht glauben. Innerhalb von 30 Minuten verständigte die Polizei auch meinen Sohn (29 Jahre), der sofort zu mir eilte und auch die nächsten Tage und Wochen nicht von meiner Seite wich. Ich weiß bis heute nicht, ob ich nicht denselben Weg zu meinem geliebten Lebensgefährten gewählt hätte, wenn da nicht mein lieber Sohn gewesen wäre. Ich konnte nichts mehr essen, konnte nicht mehr schlafen - funktionierte halt so gut es ging. Diese Zeit werde ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Seit diesem Tag vergeht keine Minute, dass ich nicht an meinen heiß geliebten Lebensgefährten denke. Wir hatten so viele Pläne für die Zukunft. Erst kurz vor seinem Tod verbrachten wir noch zwei wunderschöne Wochen in der Toskana und die Welt schien für uns in Ordnung.
    Aber das Schlimmste war daran, dass ich ihn nicht mehr sehen durfte (er warf sich vor einen Zug, der mit 140 kmh durch eine Bahnstation raste). Ich zweifelte tagelang daran, dass es überhaupt er war. Ich verlangte einen Beweis und schließlich gab man mir ein Stoffrestchen von seinem Hemd. Das war eindeutig das Hemd von ihm (das hatte ich ca. 5 Tage vorher erst gekauft). Mit diesem Stoffrestchen sowie seinem Rasierer und seiner Zahnbürste begab ich mich zur Gerichtsmedizin und ließ eine DNA machen - dann hatte ich zu 100 % den Beweis - er war es tatsächlich.
    Bei der Verabschiedung (er hat immer gesagt, dass, wenn er einmal "gehen sollte", verbrannt werden wolle) weiß ich bis heute nicht, woher ich die Kraft dafür nahm. Wir gestalteten diese Trauerfeier in seinem Sinne. Es kamen sehr viele Verwandte, Freunde und Bekannte. Und alle von diesen Menschen gaben ihr Mitgefühl und aufrichtige Trauer kund. Auch versicherten sie mir, dass sie für mich da sein würden und mich nicht im Stich lassen würden. Ich habe das geglaubt und habe mir gedacht, wenigstens in ich nicht so alleine, da gibt es Menschen, die es gut mit mir meinen und die für mich da sind.
    In der Zukunft hat sich dann herausgestellt, dass dem nicht so ist. Es gibt viele davon - die bei der Trauerfeier dies sagten - die haben sich bis heute kein einziges Mal bei mir gemeldet. Andere wiederum dachten, mit einem 2-minütigem Telefonat hätten sie ihre Pflicht erledigt. Mittlerweile habe ich, außer zum besten Freund von meinem Lebensgefährten und meinem Sohn samt seiner Lebensgefährtin sowie zur Schwester meines Lebensgefährten, zu niemanden mehr Kontakt. Ab und zu auch zu meinem Bruder. Das war es aber schon.
    Noch nie bin ich von Menschen so enttäuscht gewesen, als in dieser Situation. So abgedroschen das Sprichwort vielleicht sein mag "In der Not lernt man erst die wahren Freunde kennen" - ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es stimmt.
    Ich bin seit vorigen August in psychologischer Betreuung (Kriseninterventionszentrum in Wien) und kann nur sagen - die haben mir sehr geholfen. Bis Ende Dezember 09 hatte ich Einzeltherapie und seit ein paar Wochen bin ich eine Gruppentherapie gewechselt. Dort sind alles Menschen, die ein ähnliches schweres Schicksal erlitten haben. Da ist man mit seinem Leid nicht so alleine und man fühlt sich gut aufgehoben und vor allem verstanden.


    Hat jemand das Gleiche erfahren wie ich, dass er bei einem so schweren Schicksalsschlag von seinem Umfeld so im Stich gelassen wurde wie ich ?


    Könnte noch seitenlang schreiben. aber ich denke für's Erste ist es einmal genug.
    Wünsche noch einen schönen Tag!
    Andrea

  • Liebe Andrea


    Meine Aufrichtige Anteilnahme zum Verlust deines Lebensgefährten und ein Willkommen hier im Forum.


    Die Entäuschung von Menschen und diese abgedroschenen "Sprichwörter" kennen wir wohl alle hier.
    Viele sagen einfach nur um irgendetwas zu sagen und bei den meisten ist es aber einfach Angst und Hilflosigkeit uns Trauenden gegenüber.


    Es sind auch bei mir nur wenige die übriggeblieben sind und die auch mit mir umzugehen wissen.


    Einen großen Halt und vorallem Verständnis hab ich hier im Forum gefunden.


    Magst du uns mehr erzählen von deinem Lebensgefährten?


    Mir hat das Schreiben hier sehr geholfen.


    Liebe Grüße
    Chrisi

  • Liebe Andrea!
    Mein Beileid zum Tod deine Lebenspartners!
    Ich kann mir gut vorstellen,das du den Tod deines Mannes nicht begreifen kannst.Er ist auf schreckliche Art aus dem Leben gegangen,dazu noch freiwillig.
    Es ist gut,das du nun deine wirklichen Freunde um dich hast.Nur schade,das man sie wirklich erst in ernsten Situationen erkennt.
    Das Schreiben hier kann dir helfen alles erträglicher zu machen.Wir "hören" dir zu.
    Wenn du möchtest,erzähl uns doch von deinem Mann.
    Viel Kraft und liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Andrea!


    schön das Du den weg ins Forum gefunden hast, Willkommen!


    mein tiefstes Mitgefühl zum gehen deines Lebensgefährten!


    ich habe auch diese erfahrung gemacht, in den schlimmsten Zeiten erkennt man die wahren gesichter, in meinem fall sind es meine "buckladeverwanschaft" von denen ich es nicht erwartet hätte


    ich wünsche Dir sehr viel Kraft und alles Liebe, maki

  • Hallo Andrea


    Ein herzliches und aufrichtiges Willkommen. So wie tiefes Mitgefühl zu Deinem Verluste.


    Kann Dich verstehen, mit Deinem Schmerz, um das Verstanden werden in einer Situation, wo "Freunde!!!" so wichtig sind. Diese auch um sich zu haben. Sich bei Ihnen etwas anlehnen zu können. Zu Reden. Schweigend dazu sitzen. Zuhören. Mitweinen. Ach..... einfach "DA".


    Kann Dich deshalb so gut verstehen, da sich genau diese "Freunde", mit dem Verlust meiner Liebsten, von heute auf morgen verkrochen. Nicht nur die Freundesbeziehungen von meiner Liebsten, verabschiedeten sich Grußlos von mir. Auch Ihre Verwandtschaft. Ebenfalls Grußlos. Sie haben sich einfach nicht mehr gemeldet, obwohl ich daran fast zerbrach. Nicht ein/e blieb mir. Erst dieses Forum, zu dem ich nach langem zögern, dann doch fand, holte mich mit Verständnis zu solchen Situationen wieder heraus. Meine Liebste hatte dabei aber "nur" einen Herzinfarkt. Mir ist diese Situation von "Nächstenliebe", heute immer noch nicht begreiflich. Sie wird es auch nie sein. Es gibt keine Antwort darauf. Nur Verständnis Anderer.


    Du kannst hier schreiben, wann immer, wie viel, über was Du auch möchtest. Wir hören Dir zu. Wir wollen Deine "Freunde" werden/sein.


    Lieb Gruss


    Walter ( :022: ...auch Dieser.)

  • Schönen Guten Abend!


    Es tut gut zu wissen, dass es da irgendwo auf diesem Planeten Menschen gibt, die mich verstehen.


    Ja, ich schreibe gerne über meinen geliebten Lebensgefährten - er hieß Wolfgang. Er war ein so wundervoller Mensch und ich dachte, uns kann keiner etwas anhaben. Wenn wir nur zusammen sind und uns gegenseitig haben, dann sind wir unmenschlich stark.
    Ich habe Wolfgang in einer Zeit kennen gelernt, wo es mir auch sehr schlecht ging und zwar kurz vor meiner Scheidung (war mit meinem ersten Mann 20 Jahre lang verheiratet). Wolfgang hat mich trotz meines Leides aufgrund der Scheidung nicht im Stich gelassen, hat mich unterstützt wo er nur konnte und so wuchsen wir von Tag zu Tag mehr zusammen. Wir wollten den weiteren Weg gemeinsam gehen. Wir haben wunderbare Jahre verbracht. Mein Sohn wurde der beste Freund von Wolfgang und wir verstanden uns alle prächtig, genossen viele gemeinsame Urlaube - später auch zu viert, wo dann auch die Lebensgefährtin von meinem Sohn dazukam und zu der Wolfgang auch ein wunderbares Freundschaftsverhältnis aufgebaut hat.
    Deshalb ist die Trauer von den beiden um Wolfgang auch sehr gross.
    Wolfgang war ein so intelligenter Mensch, dafür habe ich ihn von Anfang an bewundert. Sehr belesen und an allem interessiert. Wir haben oft nächtelang über Gott und die Welt diskutiert - das fehlt mir jetzt auch so dramatisch. Ich kann mit niemandem mehr solche Gespräche führen. Fange manchmal schon an mit mir selbst zu sprechen - aber das machen viele andere Menschen auch!


    Man konnte unsinnige Sachen mit ihm machen, man konnte auch kindisch sein, man konnte sich fallen lassen, man mußte nicht immer perfekt sein - er war einfach wunderbar und hat mir stets das Gefühl vermittelt, dass er mich über alles liebt und das beruhte natürlich auf Gegenseitigkeit. Für mich war Wolfgang MEIN EIN UND ALLES. Ich habe ihm so oft gesagt, dass ich so glücklich mit ihm bin und dass ich bis ins hohe Alter mit ihm zusammen sein möchte. Es verging kein Tag, wo wir uns nicht ein mail schrieben und es verging auch kein Tag, wo wir uns nicht sagten, wie sehr wir uns lieben.
    Er hat mir immer versichert, er würde immer bei mir bleiben, auf mich aufpassen, mich beschützen - wir hatten noch so vieles vor im Leben und jetzt ist alles vorbei.


    Wolfgang hat auch gemalt und kurz vor seinem Tod hat er mir noch ein Bild geschenkt, wo im Vordergrund in weißer Farbe das Wort L O V E gemalt ist. Was hat er sich nur beim Malen dieses Bildes gedacht ? Wußte er da vielleicht schon, dass er bald von mir gehen würde ?


    Meine Psychologin hat gemeint, das hat er mit Sicherheit nicht gewußt. Das war eine Kurzschlusshandlung. Zum Zeitpunkt, als er gesprungen ist, hat er überhaupt nicht gewußt, dass es mich gibt. Da war es in seinem Kopf nur "dunkel". Denn hätte er an mich denken können, hätte er diesen Schritt mit Sicherheit nicht gewählt und wäre umgekehrt, egal welche Probleme ihn zu dieser Tat getrieben haben.
    Auf jeden Fall weiß ich heute, dass da viel in seiner Kindheit passiert sein muss. Sein Vater hat sich auch das Leben genommen, als Wolfgang noch ganz klein war. Über dieses Thema hat er mit mir aber nie gerne gesprochen. Erst jetzt habe ich von seinem besten Freund erfahren, dass er diesem erzählt hätte, sein Vater wäre bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Auch habe ich von seiner Schwester erfahren, dass sie als Kinder immer von ihrer Mutter gesagt bekommen hätten "Wenn ihr Probleme habt, dann müßt ihr diese selbst lösen und nicht andere damit belasten". Als ich das meiner Psychologin gesagt habe, hat diese die Hände vors Gesicht geschlagen und gemeint, armer Wolfgang. Er war gefangen, er kannte nichts Anderes, er ist so groß geworden, er durfte niemanden mit seinen Problemen belasten. Das hat er sein ganzes Leben lang so weiter gelebt.
    Wenn ich das jetzt so schreibe, geht es mir schon wieder ganz schlecht. Warum habe ich ihm nicht helfen können ? Warum hat er sich mir nicht anvertraut ? Ich habe ihn doch so geliebt und das hat er auch gewußt.
    Meine Psychologin meint, das hätte er niemals können. Er wollte und konnte auch nicht - niemanden mit seinen Problemen belasten.


    Jetzt muss ich Schluss machen, das Schreiben fällt mir schon schwer!
    Werde mich wieder melden
    Noch einen schönen Abend an Alle!
    LG
    Andrea

  • Liebe Andrea!


    Herzlich Willkommen auch von mir und meine aufrichtige Anteilnahme!


    Dein Wolfgang war ein ganz besonderer Mensch. So wie du berichtest, habt ihr eine wirklich wunderbare Zeit miteinander verbracht. Ihr habt euch gegenseitig eure Liebe gezeigt, du konntest
    dich fallen lassen, ihr konntet Spaß miteinander haben .... Nun bleiben dir nur mehr die vielen wunderbaren Erinnerungen. Und natürlich beschäftigen einen die Gedanken, wie hätte ich helfen können? Ich finde das sehr gut, dass du eine Therapie machst und du von einer Psychologin begleitet wirst. Dadurch kann man doch klarere Gedanken fassen und Einiges besser durchleuchten und verstehen. Wie du schon schreibst, er "konnte" damit niemanden belasten, gar niemanden, vor allem auch dich nicht, w e i l er dich geliebt hat. Ich vermute, dass er alle Belastungen von dir fernhalten wollte. Es wurde ihm von kleinauf so gesagt, dass dies der richtige Weg sei, alles mit sich selber auszumachen. Und du schreibst, er wusste, dass du ihn soo geliebt hast und das finde ich wunderbar. Wie viele Beziehungen gibt es, wo dies nicht ausgesprochen od. gezeigt wird. Du aber hast es deinem Wolfgang gezeigt und er dir! Das wird euch immer bleiben!!


    Wir können dir von deinem tiefen Schmerz nichts nehmen, aber wir hören dir gerne zu und begleiten dich durch das Tal der Trauer.


    Ganz besonders liebe Grüße


    Linda

  • Schönen guten Abend!


    Irgendwie kenne ich mich nicht ganz aus hier im Forum. Weiß oft nicht, wie ich antworten kann, wie das mit privaten Nachrichten geht - habe es zwar ausprobiert, weiß aber nicht ob es funktioniert hat, habe noch nicht herausgefunden, wie ich die aktuellen Themen ersehe - oder bin ich vielleicht zu bl......... ?? Bin nicht sehr begabt beim Umgang mit dem Computer.


    Naja, kann man nichts machen. Muss ich mich halt noch mehr beschäftigen damit, dann werde ich schon draufkommen.


    Was ich noch sagen wollte. Ich habe Wolfgang nicht auf einem Friedhof gelassen, sondern habe zuhause eine Privatbegräbnisstätte errichtet. Dazu mußte ich mir nur die Erlaubnis von seiner Mutter und seiner Schwester einholen, mußte einen Wohnungsplan dem Magistrat vorlegen, wo der Standort der Urne eingezeichnet ist und ca. zwei Wochen nach der Beerdigung habe ich Wolfgang wieder "heimgebracht". Ich wußte am Anfang nicht, ob diese Entscheidung richtig und gut war. Viele haben mich auch deswegen nicht wirklich verstanden aber eines weiß ich heute zu 100 % - es war FÜR MICH die richtige Entscheidung. So bin ich ihm jeden Tag sehr nahe - zumindest empfinde ich es so.


    LG
    Andrea

  • Liebe Andrea!
    Ich finde die private Trauerstätte interressant.Wenn du das so möchtest,und es erlaubt ist,warum nicht?
    Die neuen Themen,bzw.neu beantworteten Themen sind immer mit einem grünen Pfeil der nach unten zeigt gekennzeichnet.
    Eine PN verschickst du,indem du auf den Briefumschlag, der bei jedem der dir antwortet, unter dem Avatar, zu sehen ist,klickst-und dann schreiben und versenden.
    Versuch es nur einmal.Ich hab auch herumprobiert. :thumbup:
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Hallo!


    Habe es Linda eh schon persönlich geschrieben. Ich war jetzt fast eine Woche nicht im Forum, da ich meinen Internet-Stick meinem Sohn für seinen Schiurlaub geborgt habe (er war mit seinen Kindern - mein Sohn ist Sportlehrer in einem Sportgymnasium - in Zell am See).
    Gestern hatte er einen schweren Schiurlaub, wobei er sich sämtliche Bänder in der linken Schulter gerissen hat und auch das Schlüsselbein hat etwas abgekriegt. Heute habe ich ihn heim transportieren lassen, da er nicht Auto fahren kann. Am Abend waren wir beim Arzt und er muss nächste Woche operiert werden und fällt für die nächsten ca. 12 Wochen aus. Für meinen Sohn eine Katastrophe. Er - Sportler - kann sich nicht um seine Kinder kümmern (er ist auch Jugendleiter bei einem Leichtathletikverein und trainiert auch schon seit mehreren Jahren junge Athleten). Mir tut mein Sohn soooooooooo leid, da ich ihm nicht helfen kann. Mir zerreißt es förmlich mein großes Mutterherz, ihn so leiden zu sehen.


    Ich habe noch so stark zu kämpfen, um mit dem Verlust von meinem Wolfgang fertig zu werden. Das gelingt mir nur sehr schwer. Und kaum denke ich mir, es wird vielleicht ein wenig besser, schon passiert wieder irgend etwas, was mich total aus der Bahn wirft. Und wieder habe ich dann Sorgen, Ängste und leide große seelische Schmerzen.


    Hört das denn nie auf ? Wann kann ich endlich ein wenig Ruhe finden ?


    Soviel für heute. Ich bin fix und fertig! Wünsche allen einen schönen Abend bzw. eine Gute Nacht.


    LG
    von einer zur Zeit sehr traurigen Andrea

  • Liebe Andrea,


    zuerst auch von mir nachträglich ein herzliches Beileid wegen dem Verlust deines Lebensgefährten.


    Der Unfall von deinem Sohn ist schrecklich - ich wünsche ihm, dass die Genesung gut verläuft. Leider dauert es, aber bedenke, auch das geht vorüber.


    Nicht nur, dass man mit dem Verlust eines geliebten Menschen schon "gestraft" genug ist (entschuldige bitte den Ausdruck), kommen dann noch solche Ereignisse, die einem noch die letzte Kraft rauben.


    Ich kenne das nur allzugut - zeitweise wünschte ich mir, ich könnte bei meinem verstorbenen Mann sein oder ich war dann wütend auf ihn, weil er mich mit meinem ganzen Sorgen alleine gelassen hat. ;( Manchmal dachte ich, "man" (weiss nicht wer...) will mich noch fertig machen - zuerst der Tod meines Mannes nach der langen Zeit des Bangens und Hoffens und dann hört es scheinbar nicht mit den Sorgen auf.


    Bei mir war oder ist es auch so, dass sich nach dem Begräbnis keiner mehr gemeldet hat. Aber ich habe einen guten alten Bekannten gehabt, welcher später zu meinem Lebensgefährten wurde. Mit ihm hatte ich damals viel Kontakt, weil seine Ex-Frau 1 Jahr zuvor verstorben war und er mich in gewissen Sachen unterstützte. Ich weiss nicht, wie ich die Zeit ohne ihn überstanden hätte. Meine Tante, welche mich während der Erkrankung (Krebs) meines Mannes leicht terrorisiert hat, war bis jetzt nicht einmal auf dem Grab und jetzt sind es bald 1 1/2 Jahre her. Aber vorhin wollte sie ständig - am Liebsten jede Woche - eine Berichterstattung über den Krankheitsverlauf.


    Wiederum ein Arbeitskollege von meinem Mann, den ich zuvor nur einmal gesehen habe, meinte, er würde uns finanziell unterstützen, sollte ich das Geld fürs Begräbnis nicht aufbringen können. Auch eine Bekannte von mir hat mir das angeboten, aber von meiner "lieben" Tante ist diesbezüglich nichts gekommen....Ich brauchte gottseidank keine finanzielle Hilfe, aber ich habe festgestellt, dass Leute, mit denen man nicht rechnet, eher für einen da sind, als die Verwandtschaft.


    Nun zu deinen Postings von vorhin. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich "nur" hier im Forum "verstanden" wurde. Wir alle haben leider einen Verlust eines geliebten Menschen zu beklagen, aber dann kommen noch die alltäglichen Sorgen und Ängste des normalen Leben dazu. Wir sind aber schon durch die Trauer geschwächt und daher trifft uns alles weiter doppelt so stark, denke ich.


    Ja, in der Not sieht man die wahren Freunde und ich kann dir nur sagen, ich habe hier Freunde gefunden. Viele kenne ich nur vom Schreiben her - aber hier im Forum wirst du verstanden und wir haben immer ein offenes Ohr für dich und deine Sorgen.


    lg
    Regenbogen :30: Ich drück dich sachte

  • Hallo!


    Danke für deine lieben Zeilen. Und wie ich sehe, verstehst du mich voll und ganz. Du hast da ähnliches durchleben müssen wie ich. Tut mir sehr leid, dass du deinen Mann verloren hast und auch freut es mich, dass du wieder einen neuen Lebenspartner gefunden hast, der mit dir durchs Leben geht.


    Das mit dem Verstehen in der Verwandtschaft ist wirklich ein großes Problem. Ich lese und höre es immer wieder. Warum das so ist, kann einem nicht wirklich jemand erklären. Aber damit muss man sich als Trauernder wohl oder übel abfinden.


    Ich kann nicht oft genug sagen, wie mir mein Wolfgang fehlt. Auch besonders jetzt, wo das mit meinem über alles geliebten Sohn passiert ist. Ich bräuchte seine starken Schulter um mich anzulehnen, um mit ihm zu sprechen, er hat mich immer verstanden, mich getröstet, mich aufgebaut - WO IST ER NUR ??????
    Meine seelischen Schmerzen sind soooooooooooo groß - kaum auszuhalten.


    Am Donnerstag hat mein Sohn die Operation und ich bete zu Gott, dass alles gut geht. Er ist jetzt noch das einzige, was mir geblieben ist. Für ihn lebe ich. Er ist mein EIN UND ALLES!!!!


    Habe gerade Klavier gespielt und ich habe wieder zu den Noten gegriffen, die Wolfgang so gerne hatte, wenn ich sie gespielt habe (My Way, Ave Maria, Für Elise, Barcarole). Da gleiten meine Finger über die Tasten und die Tränen kullern in Strömen über meine Wangen. Aber ich bin mir sicher, Wolfgang hört es - egal wo er jetzt ist.


    Ganz liebe Grüße
    von einer zur Zeit sehr traurigen
    Andra

  • Hallo Linda!


    Irgendwie scheine ich doch zu "blöd" zu sein. Habe eine Nachricht von Markus erhalten, dass ich irgendetwas falsch mache beim Antworten deiner mails. Diese kann nur er lesen und du erhältst sie nicht. Das mit dem Kopieren verstehe ich nicht. Jetzt versuche ich es halt so, damit du meine Nachrichten lesen kannst.


    Mein Sohn wird kommenden Donnerstag operiert und wir sind schon alle sehr aufgeregt und nervös. Ich bete zu Gott, dass alles gut gehen wird.


    Mein derzeitiger Seelenzustand ist nicht sehr stabil. Näheres kannst du in meiner heutigen Nachricht an an "Regenbogen" lesen.


    Was mir zur Zeit auch Kraft gibt, sind meine drei Bekannten aus der Therapiegruppe. Die stehen zu mir und verstehen mich total gut. Habe mir nicht gedacht, dass man in einer Therapie solche Freundschaften aufbauen kann.


    Noch einen schönen Samstag!
    LG
    Andrea

  • Liebe Andrea!
    Das ist ja schlimm.Zu deiner Trauer nun der Unfall deines Sohnes und damit große Sorgen.Wird alles gut gehen usw.
    Darf ich fragen,warum wartet man mit der OP bis Donnerstag? Befindet er sich im Krankenhaus?
    Ich drück fest die Daumen und schick den hier => :005:
    Das du Trost in der Musik findest ist wunderbar.Natürlich laufen dann die Tränen.
    Ich wünsch dir viel Kraft!
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Andrea!


    Ja, dein Wolfgang hört das ganz sicher, wenn du spielst, davon bin ich auch überzeugt! :)


    Du, zu blöd bist du auf gar keinen Fall! Rede dir das ja nicht selber ein. Ich schaffe auch so Einiges nicht am Computer. Deshalb sind wir nicht blöd! O.k.? ;)


    Ja, möchte auch fragen, warum dien Sohn so lange warten muss? Nicht eher ein "Termin" frei, od. muss das Geschwollene erst ein bißchen abklingen? Wünsche euch beiden alles Gute! Da leidet man als Mutter ziemlich mit, nicht wahr?


    Das find ich schön, dass du dich mit den Bekannten aus der Therapiegruppe anfreunden konntest. Fühlst dich sicher von ihnen sehr verstanden. Das ist schön. Auch wir hier drinnen verstehen dich sehr. Nur tut es manchmal einfach gut, auch vom direkten Gegenüber verstanden zu werden.


    Wünsche dir alles Liebe


    Linda

  • Liebe Andrea,


    ein verspätetes Willkommen auch von mir hier im TrauerForum und mein herzliches Beileid zum Tod deines Lebensgefährten!


    Du bist grade in der Trauerphase, in der dir die Lücken und offenen Stellen, welche Wolfgangs Tod hinterlassen haben, ganz besonders bewusst werden und das tut natürlich furchtbar weh. Die Aufgabe/das Ziel in dieser Phase ist es, zu lernen, mit diesen offenen Stellen zu leben, dich also an eine Welt anzupassen, in der dein Wolfgang fehlt. Das zu lernen, dauert aber. Es ist wichtig, die Trauer zuzulassen und sie zum Ausdruck zu bringen, dass du dabei die Musik als Ventil benutzt, die auch gleichzeitig deine Verbindung zu deinem verstorbenen Partner herstellt, finde ich sehr gut. Es gibt ja verschiedene Kanäle über die wir trauern können: Da gibt es Worte, Tränen, Gefühle, aber eben auch die Musik. Musik spricht ja besonders unsere Gefühle an und fördert den emotionalen Ausdruck. Geht es dir dann nach dem Klavierspielen ein bisschen besser?


    Auch wenn es wichtig ist, die Lücken und den Trauerschmerz bewusst wahrzunehmen, weil das ein wichtiger Teil der Trauerarbeit ist, schau auch, dass du etwas findest, das dir gut tut, indem es dich ein wenig ablenkt und dir Erholung von der schweren Trauerarbeit verschafft!


    Alles Liebe
    Christine

  • Hallo Christine!


    Danke für deine einfühlsamen Worte. Ich bin wirklich bereit dazu, das Leben wieder einigermaßen lebenswert zu gestalten. Lange habe ich gebraucht, bis ich mich FÜR DAS LEBEN entschieden habe. Wie ich schon geschrieben habe, bin ich seit Wolfgangs in psychologischer Behandlung, da ich es alleine absolut nicht geschafft hätte. Meine Psychologin ist ein wahrer "Engel" und sie hat mir durch die schwere Zeit extrem geholfen. Ende vergangenen Jahres hat sie mir dann empfohlen, in eine Trauergruppe zu gehen, die sie selbst leitet. Zuerst hatte ich ein ungutes Gefühl dabei, aber jetzt bin ich sehr froh, mich dafür entschieden zu haben. Wir sind vier Personen in dieser Gruppe - alle mit einem ähnlichen Schicksal wie ich. Es entwickelt sich schön langsam eine Freundschaft zwischen uns und jedes Mal nach der Therapie geht es mir irgendwie immer ein bißchen besser.
    Und was das Klavier spielen anlangt, so muss ich dazu einiges sagen:
    Ich war schon in Kindheitsjahren sehr musikalisch veranlagt, habe Gitarre und Akkordeon gespielt und habe auch in einem Chor gesungen. Aber mein größter Wunsch war es immer - Klavier spielen zu können. Leider war dies in Jugendjahren nicht möglich (Platzproblem) und auch als ich dann Mutter wurde, hat es sich auch nicht wirklich ergeben. Da galt meine ganze Aufmerksamkeit meinem Sohn. Als mein Sohn dann von zuhause auszog, fiel ich fast "in ein schwarzes Loch". Ich fühlte mich nicht mehr gebraucht und suchte nach etwas, was ich ganz neu anpacken konnte und woran ich auch Freude hatte. Wolfgang unterstützte mich zu dieser Zeit so sehr und er fragte mich immer wieder, was ich denn gerne machen würde, ob es vielleicht etwas gibt, wovon ich immer geträumt habe etc. etc. Ich erzählte ihm diese Geschichte mit dem Klavier spielen und er meinte, "na mein Schatz, dann mach' das doch jetzt - kaufe dir ein Klavier, suche dir eine gute Lehrerin und schon kann es los gehen". Ich haderte ein wenig mit mir, entschied mich dann aber doch dafür und heute muss ich sagen, dass das die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte. Musik war für mich immer schon ein wichtiger Teil in meinem Leben und jetzt erst besonders.


    Für Wolfgang gab es nichts Schöneres, als wenn ich ihm meine neuesten Werke vorgetragen habe. Er war so stolz auf mich und meinte immer, dass aus mir noch einmal eine große Pianistin werden würde, da ich so begabt sei. Das hat mich natürlich sehr stolz gemacht. Deswegen spiele ich auch jetzt immer noch für Wolfgang - vor allem seine Lieblingslieder.


    Jetzt, wo mein Sohn diesen Unfall hatte und ich wieder fix und fertig bin, da ich solche Angst vor der Operation am Donnerstag habe - fehlt mir Wolfgang wieder besonders stark. Er würde mir Trost zusprechen und mich in seinen Armen halten. Ich könnte weinen und er würde meine Tränen trocknen. Er würde mir Mut zusprechen. Aber da ist niemand mehr da für mich. Ich bin ganz einfach nur einsam und sehr traurig. Wieviel kann ein Mensch eigentlich aushalten ? Es tut alles so weh.


    Allseits noch einen angenehmen Abend!
    Ganz liebe Grüße von Andrea

  • Hallo Andrea!
    Das wüsste ich auch gerne, Wieviel kann ein Mensch eigentlich aushalten ?.
    habe gehört das es heißen soll, Gott schickt uns nur so viel wie wir tragen können!!!
    dachte mir, bei mir hat er sich verrechnet
    viel kraft, maki

  • Liebe Andrea!
    Morgen wird dein Sohn operiert.Ich denk an dich,mit deinen Sorgen,und drück deinem Sohn ganz fest die Daumen! Und den=> :005: !
    Wie geht es dir denn? Hab deine PN erhalten-Danke!
    Ganz viel Kraft für morgen! :thumbup: :thumbsup:
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005: