Mein über alles geliebter Sohn lebt nicht mehr

  • Ihr Lieben,

    ich bin neu hier und möchte mich deswegen kurz vorstellen: Ich heiße Gisa, bin 63 Jahre alt und habe am 28. Januar meinen 27-jährigen Sohn verloren. Er wurde tot in seiner Wohnung gefunden, da er 450 km entfernt von meinem Wohnort studierte, musste seine Wohnungstür von der Feuerwehr aufgebrochen werden. Da war er schon etwa 4 Tage tot. An den Abend, wo mir die Polizei die Todesnachricht überbrachte, kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Plötzlich stand die Zeit still, ich konnte es nicht glauben, was mir da gesagt wurde. Ich hatte noch über eine Stunde mit ihm telefoniert, er hatte von seinen Zukunftsplänen erzählt, war guter Dinge. Hatte sich noch für das gute Gespräch bedankt - und einen Tag später war er tot. Immer noch hoffe ich, dass es nur ein böser Traum ist, am nächsten Tag alles wieder wie früher ist. Ich weiß einfach nicht, wie ich damit fertig werden soll, wie es weitergeht. Ich habe Angst, dass ich nie wieder Freude am Leben haben werde. Dabei habe ich mich so sehr nach 40 anstrengenden Berufsjahren auf mein Leben ohne berufliche Verpflichtungen gefreut, eine große Reise geplant, auf die ich mich so gefreut habe und jetzt frage ich mich, was das alles noch soll. Meinen Sohn habe ich gar nicht mehr so oft gesehen, trotzdem ist der Schmerz so überwältigend.

  • LIebe Gisa -

    sei herzlich aufgenommen in den Club, in den niemand freiwillig eintritt.

    Du wirst hier viel Mitgefühl und Verständnis finden und kannst jederzeit die Last auf der Seele mit vielen, denen es leider ähnlich geht, teilen.

    Es gibt viele Gründe und Situationen, um zu trauern.

    Etliche Mütter hier haben ihre wundervollen, einzigartigen, geliebten Söhne - und damit manchmal ihre gesamte Zukunft - verloren.

    Es tut mir sehr leid, dass du nun auch dazu gehörst.

    Fühl` dich lieb in den Arm genommen, wenn das für dich ok ist.

    Du stehst am Anfang eines Weges, der nur gesenkten Hauptes Schritt für Schritt begonnen werden kann.

    Nach vorn an den Horizont zu schauen ist in dieser Situation zu überfordernd - wie vieles andere derzeit auch.

    Was immer du mitteilen magst -

    ob es noch Freunde und Familie gibt, die dich unterstützen,

    ob du deinen geliebten Sohn schon beerdigen durftest -

    oder fragen möchtest -

    jemand wird antworten.

    Ich bin selbst noch so umfangreich konfrontiert mit unfassbaren Behorden-Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Tod meines wunderbaren, schmerzlich vermißten Sohnes, dass ich nur selten hier schreiben kann.

    Aber ich lese immer wieder mit und bin dankbar, wie freundlich hier alle miteinander umgehen, sich unterstützen und gegenseitig auffangen.

    Du hast Großes vollbracht im Leben -

    einen Menschen in ein eigenständiges Leben begleitet -

    es fühlt sich nach Verrat an, dass das Leben das Liebste nun wieder - viel zu früh - genommen hat.

    Aber das was war, kann dir niemand nehmen.

    Und je größer die Liebe, je größer der Schmerz...

    Du wirst vielleicht viel Ruhe brauchen - Trauer ist eine kräftezehrende Angelegenheit.

    Gönn` dir alles, was dir jetzt gut tut - und hab` kein schlechtes Gewissen wegen dem, was liegen bleibt.

    Ich wünsche dir, dass du schlafen kannst.

    Später erhälst du sicher noch mehr Antworten.

    Alles LIebe

    Desidera <3

  • Hallo Gisa,

    hier ist Kathi.

    Auch ich bin eine verwaiste Mama und auch ich konnte mir nicht vorstellen, in einem Trauerforum zu sein.

    Diese grauenvollen Schmerzen der Seele und die nicht endenwollende Sehnsucht nach dem liebsten was man hat im Leben kenne ich nur zu gut.

    Mein Sohn ist im Dezember 40 Jahre alt geworden. Erleben durfte ich ihn nur 38 Jahre, 8 Monate und 7 Tage.

    Seit August 2022 ist meine Welt schwarz. Er hat alles Bunte und Schöne mitgenommen.

    Es tut mir für dich und jede Mutter unendlich leid, die ihr Kind gehen lassen muß.

    Glaub mir, hier zu schreiben hilft sehr. Alle haben so viel Leid erfahren. Man ist nicht alleine.

    Es sind ganz winzig kleine Dinge, die es milder werden lassen. Doch das dauert lange.

    Gut wird es nicht mehr.

    Desidera hat es wunderbar beschrieben.

    Wir haben unser geliebtes Kind in ein eigenständiges Leben begleiten dürfen.

    Ich denke nicht daran, wie lange er nicht mehr hier ist, sondern wie lange ich ihn erleben durfte.

    Du hast es gerade erst erlebt. Es ist noch nicht wirklich angekommen. Es ist noch so frisch.

    Am Anfang kann man nur atmen. Mehr nicht.

    Liebe Gisa, wir und ich wissen um deinen Schmerz. Bleib hier und teile ihn mit uns.

    Herzlichst Kathi

  • Liebe Gisa

    Fühl dich herzlich willkommen hier, wo keiner von uns jemals sein wollte

    Es tut mir so leid was dir passiert ist…. Das schlimmste was einer Mama passieren kann….

    Alles ist noch ganz frisch bei dir, eben erst passiert….
    Ich weiss um deinen Schmerz

    Mein Sohn Robin ist am 18.November 2020 voraus gegangen . Da war er 21 Jahre 1 Monat und 2 Tage alt.

    Es ist gut das du uns gefunden hast…. Schreib hier einfach alles auf was du möchtest, wenn du magst. Es ist immer jemand hier der dich verstehst

    Vielleicht magst du und ja auch ein wenig von deinem Sohn erzählen….

    Fühl dich sanft unarmt und tief verstanden ❤️‍🩹

    Mel

    Ich bin nicht weg.... nur schon mal voraus gegangen...


    • "Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können." Robins Lieblings Zitat aus der kleine Prinz
  • Liebe Gisa , auch ich möchte Dir schreiben wie leid mir dein Verlust tut . Ich fühle mit dir und weiß wie unendlich gross der Schmerz ist . Auch mein Sohn ist plötzlich und ohne Vorwarnung gestorben , das ist nächste Woche 2 Jahre her . Morgen wäre er 41 Jahre alt geworden . Es ist schwer und es tut unendlich weh . Aber die Liebe und das Vermissen kann uns auch der Tod nicht nehmen . Unsere Kinder werden für immer und ewig in unseren Herzen und unserer Seele bleiben das kann uns nichts und niemand nehmen und ich bin überzeugt das sie in unserer Nähe sind . Fühl dich gedrückt , ich wünsche Dir viel Kraft .

  • Liebe Gisa

    Es tut mir unendlich leid das auch du diesen schweren Verlust hast.

    Es ist so unfassbar und entsetzlich.

    Hier sind Menschen die wissen wie es dir geht ,gerade am Anfang ist es der absolute Alptraum. Ich erinnere mich noch zu gut an die ersten Monate wo ich gar nicht realisiert habe was geschehen ist ,dachte echt das kann nur das Leben von wem anderen sein.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft

  • Danke für eure lieben Worte. Das tut wirklich gut zu wissen, dass man mit seinem Schmerz nicht alleine ist. Das Forum hier ist bestimmt eine Hilfe und hat viele Vorteile, aber es ersetzt sicher nicht den Austausch face-to-face. Ich wohne in einer ländlich geprägten Gegend, wo die passende Selbsthilfegruppe nicht gerade "um die Ecke" erreichbar ist. Aber ich möchte eigentlich nicht über so etwas klagen, sondern etwas von meinem Sohn erzählen. Er war 27 1/2 Jahre alt, am 2. Juli wäre sein 28. Geburtstag gewesen. Mit 19 Jahren zog er zum Studium nach Berlin. Für ihn als begeisterter Fan von Hertha BSC Berlin war es immer klar, dass er dort einmal leben wollte. Wir hatten Bauchschmerzen, vom Dorf in die Großstadt? So richtig gefallen hat uns das nicht, aber wir wollten ihm diesen Gefallen tun. Bis zum Bachelor lief alles gut, dann kam er in einem Club mit Drogen in Berührung. Nie hätten wir sowas erwartet, er war immer der "Brave", wir haben ihn nie betrunken oder rauchende erlebt. Sowas hat er immer verabscheut. Leider haben wir seinen Drogenkonsum (in erster Linie zunächst Kokain, dann kamen noch Benzodizepine, also Beruhigungs-und Schlafmittel) erst spät bemerkt, als er immer vehementer Geld forderte und wir bemerkten, dass er uns immer wieder anlog. Durch die Entfernung zu uns, immerhin etwa 450 km, konnten wir nicht eben mal so hinfahren. Wir waren aber sowieso nicht willkommen. Es begann eine Zeit, in der wir nicht mehr wussten, was wahr oder gelogen war. Er setzte uns emotional massiv unter Druck ("Wenn ihr mir zu wenig überweist, dann kann ich nicht mit meinen Freunden in die Kneipe gehen oder mal essen gehen" usw). Wir haben ihm immer wieder unsere Hilfe angeboten, aber er wollte da alleine rauskommen. Hat angeblich eine Therapie gemacht, dann Rückfall, Entzug, Rückfall... Nach seinem Besuch zu Weihnachten jedoch war er so zuversichtlich, hatte gesagt, er sei weg vom Kokain und eine Therapie würde er spätestens im März beginnen. Er wirkte so zuversichtlich, hatte das Thema seiner Masterarbeit klar und war auch sonst positiv gestimmt. Dann meldete er sich plötzlich nicht mehr. Ich rief die Polizei, die Wohnungstür wurde gewaltsam geöffnet und er lag tot in seinem Bett. Wahrscheinlich ist er an einer Medikamenten Vergiftung gestorben. Im Mülleimer lagen viele Packungen eines Benzodiazepins und eine Packung Paracodin (wirkt in hoher Konzentration berauschend, wie ich jetzt weiß), verschrieben von vielen verschiedenen Ärzten. Das ist Yanniks traurige Geschichte.

    7

  • liebe trauernde Mama Gisa,<3

    eigentlich schreibe ich sehr, sehr selten die mitfuehlenden Worte bei einer trauernden Mama...

    Es ist so etwas wie eine "heilige Scheu"...

    Ausserdem ist es meinem Gefuehl nach fuer dich hilfreicher wenn genau diese Mamas DIR schreiben , einen gewissen Halt fuer einen kleinen Zeitraum dir schenken ?!?

    Das Forum hier ist bestimmt eine Hilfe und hat viele Vorteile, aber es ersetzt sicher nicht den Austausch face-to-face.

    ja, das stimmt durchaus. Doch kann ich dir versichern das nach einem immer grösseren schreibenden Zeitrum vielleicht sogar etwas mehr wie das face to face Gefuehl entsteht.

    Es gibt Menschen die "besser " schreiben können wie reden...

    Aber ja , das kann auch umgekehrt sein---


    Das um<3kehren welches du so so so so absolut gehofft und geglaubt hast bei deinem Sohn...

    Ja, Drogen sind entsetzlich und zerstören so viel....

    Das ist eine Lebens- und Sterbesituation die man nicht gerne beschreibt ...


    Danke das du diesen Weg mit uns teilst...

    Es gibt dir vielleicht ein wenig das Gefuehl hier doch ein Gefuehl der Geborgenheit und des Verständnisses fuer DICH und JA , das Leben deines geliebten Sohnes , zu empfinden.


    Ja , Grossstädte wie Berlin aber auch andere sind leider auch Städte wo es leichter ist an Drogen zu kommen... Doch nicht nur.

    Das kann auch durchaus an Schulen schon in den kleinen Städten passieren...

    Eure Bauchschmerzen kann ich verstehen. Ebenso denke ich das bei einigen Trauernden hier.

    Die Tragik ist das man gerade am Anfang meint das man als Konsument von

    zunächst Kokain, dann kamen noch Benzodizepine, also Beruhigungs-und Schlafmittel)

    schnell wieder hinauskommt oder den Konsum auf einem bestimmten Level halten kann.


    Das kann durchaus auch gelingen das man den Entzug , den eurer Sohn ja wollte , nach einer schweren ,langen Zeit mit immer Rueckfallgefahr auch schafft. Doch das ist wirklich schwer...


    Ich kannte das vor meiner Rente als medizinische Kraft (Labor) und kenne Sozialarbeiter die mit der Drogenproblematik tief vertraut sind...


    Noch einmal will ich schreiben "Danke" das du dieses traurig , bittere Wissen mit uns teilst.

    Ihr habt euer BESTES getan um euren Sohn dabei zu helfen von diesen Drogen , dabei ist das eine Mittel , das den Wirkstoff Benzodizepan enthält zwar nur durch ein Rezept erhältlich ein legales Mittel... weg zu bekommen---


    Ich höre aber aus so vielen Wörtern und Sätzen viel Liebevolles und ja auch Stolz das er bis zu seinem Bachelor ein ganz normales Studentenleben fuehrte, welches ihn und euch viel Glueck und Freude schenkte.<3


    Ja, es ist der absolute Schock fuer dich und euch , das er , euer Sohn nicht mehr auf der Erde ist... Ich schreibe einmal da wo er jetzt "ist" braucht er keine Drogen... Gerne schreibe ich "er ist FREI"..


    Dieses be-FREIT sein von Schuldgefuehlen , dem suchen nach der tieferen Wahrheit , den vielen W -Fragen (warum , wieso , weshalb) wird sich langsam , langsam , langsam ,langsam auch bei euch einstellen ...

    Ich hoffe SEHR das dies geschieht ...

    Die Trauer bleibt immerwährend in vielen , später sanfteren Facetten von Trauergefuehlen

    Doch die LIEBE bleibt auch immerwährend...

    Sie kann sogar immer stärker mit den Jahren werden.


    Einen Rat möchte ich euch geben. Vielleicht könntet ihr ein Gespräch fuehren mit einem Therapeuten , oder auch einem Seelsorger oder eine Organisation die Sozialarbeiter hat die sich sehr mit der Drogenproblematik befassen... Die euch einen Gesprächstermin geben

    Es könnte euch helfen <3 wuenscht euch sehr Sverja

    und

    schreibe ... schreibe ... schreibe wann immer du es willst und kannst<3

  • Ach Gisa60

    Mein Sohn ist vor 4 Jahren mit 20 an einer Überdosis von allem gegangen. Wir leben auch in Berlin und ich habe ebenso nicht bemerkt, wie viel Drogen er sich einverleibte. Wir lebten sogar zusammen. Er ging zum Sport,und seiner Arbeit nach. Er ging auch auf Technopartys und hatte eine feste Freundin, seine Erste. Aber allmählich fand ich dann in seinem Zimmer Ecstasy Tabletten und wir redeten darüber. Er hat glaube ich alles ausprobiert. Er erschien mir aber nicht, wie jemand, der bedenkenlos damit umging. Ich dachte, er kann einschätzen, wie weit er gehen kann. Doch an seinem 20. Geburtstag gestand er mir, dass es ihm nicht gut ginge und er sich Hilfe holen wollte. Wir schauten nach einer Krisenstation , wo er auch einen Termin bekam.

    Doch am Abend vor dem Termin wollte er wohl wieder berauscht sein. Es war Nikolaus. Er war alleine in der Wohnung seiner Freundin. Und am Tag darauf fand die Freundin ihn und er lebte nicht mehr. Ab dann bekam mein Leben ein anderes Sein. Es ist nie wieder so wie es war. Wie auch? Bis heute denke ich jeden Tag an ihn. Es tauchen Bilder auf, die unendlich schmerzen. Es bleibt Sehnsucht und Unverständnis. Und vieles mehr. Der Schmerz wird tatsächlich leiser aber er ist immer da. Nie werde ich meinen Sohn vergessen. Wir hatten keine lange Leidenszeit als er Drogen nahm. Aber auch er bestahl mich. Er verlor seinen Job, weil er lieber Party machte. Alles in nur 6 Monaten.

    Rückfall gab es keinen, weil das Thema so nie da war. Er ging gleich ganz und gar.

    Und übrig bleiben ich und seine Schwester , sein Vater und Freunde, die damit leben müssen.

    Es geht , aber es dauert lange und gut ist es nicht mehr. Und er bleibt immer 20 in meiner Erinnerung. Auch das schmerzt.

    Ich wünsche Dir Kraft und nochmals Kraft dass Du mir diesem Verlust weiterleben kannst. Jetzt bist Du am Anfang. Ich hoffe Du hast Menschen an Deiner Seite, die Dich stützen.

    War er Dein einziges Kind?

    Ich weiss was du durchmachst. Gut dass es dieses Forum gibt. Man fühlt sich dann weniger alleine mit dieser großen Seelenlast.

    Mir hat das Schreiben geholfen und ich war froh, von anderen zu lesen, die in ähnlicher Lebenslage waren.

  • Lieber Loius und alle, die hier trösten,

    es tut mir so leid, dass auch du, Lois, diese schreckliche Erfahrungen machen musstest. Unfassbar, er schien sein Leben doch ganz gut im Griff zu haben und dann das... Mein Sohn wohnte ja ziemlich weit entfernt von uns, wir könnten ihn nicht eben mal besuchen. Und wenn wir bei ihm waren, ist uns nichts aufgefallen. Wir sind erst stutzig geworden, als er vor etwa 1 1/2 Jahren ständig anrief, weil er glaubte, bedroht oder gestalkt zu werden. Er glaubte, jemand stünde bewaffnet vor seiner Tür, jemand habe sein WhatsApp-Konto übernommen oder eine versteckte Kamera installiert. Wir waren einerseits belustigt aber auch geschockt, weil er wirklich ernst klang. Dass es Psychosen waren, hervorgerufen durch den Kokain Konsum, darauf wären wir nie im Leben gekommen. Da das alles schon kurze Zeit später kein Thema mehr war, haben wir das als eine komische Episode abgehakt. Wir waren immer naiv, haben nie gedacht, dass er drogenabhängig ist. Erst vor etwa einem Jahr hat er erzählt, dass er Kokain genommen habe und ohne Medikamente nicht mehr schlafen konnte und abhängig sei. Ich wollte zu ihm nach Berlin fahren, hatte aber immer Angst davor, weil er sehr abweisend und verletzend sein konnte. Wir hatten ja jede Woche ein Zoom-Meeting, wo wir immer wieder unsere Hilfe angeboten haben und ihm Mut gemacht haben, sich auch vor Ort Hilfe zu suchen. Das hat er wohl auch gemacht, aber ich denke, eher halbherzig. Der echte Wille fehlte, so hat er einen stationären Entzug nach 2 Tagen abgebrochen. Ich bin trotzdem nicht zu ihm gefahren. Deswegen habe ich jetzt so große Schuldgefühle, weil ich glaube, nicht alles getan zu haben. Ich wollte ihn sogar dazu überreden, mit mir irgendwohin, weit weg zu fahren und erst wieder zurück zu kommen, wenn "alles gut ist". Heute war ein schlimmer Tag, habe nur geweint und versucht, die Beerdigung zu organisieren. Das alles kostet unendlich viel Kraft. Es kommen natürlich auch solche Gedanken "warum Yannik und nicht ich", da kommt mir, wenn ich auf den Bahnübergang zukomme, solch ein Gedanke "einfach auf den Gleisen stehenbleiben... ' Aber ich will leben, denn ich habe noch eine sehr liebe Tochter und einen sehr lieben Lebensgefährten. Ihnen will ich das ersparen, das haben sie nicht verdient. Meine Tochter ist leider seit ihrem 16. Lebensjahr magersüchtig, auch hier bin ich durch die Hölle gegangen. Sie hat überlebt, aber immer noch kämpft sie gegen die Erkrankung (sie ist jetzt 30 Jahre alt). Mein Sohn war nie das Sorgenkind, erst als er erwachsen war.

  • Liebe Gisa<3

    es ist "gut" das du hier weiterschreibst in deinem tiefen Schmerz und ja den Gefuehlen Schuld haben zu glauben...

    Das ist gerade fuer eine Mama sehr , sehr schwierig weil man als Mama meint das es völlig unnatuerliche ist das das geliebte Kind vor einem stirbt ...

    Aus diesem tiefen Grunde schreiben hier alle Mamas....

    Ich bin heute ein wenig erschöpft wollte dir aber unbedingt schreiben

    Es kommen natürlich auch solche Gedanken "warum Yannik und nicht ich", da kommt mir, wenn ich auf den Bahnübergang zukomme, solch ein Gedanke "einfach auf den Gleisen stehenbleiben... ' Aber ich will leben, denn ich habe noch eine sehr liebe Tochter und einen sehr lieben Lebensgefährten. Ihnen will ich das ersparen, das haben sie nicht verdient.

    bitte, bitte liebe Gisa <3 DU hast es nicht "verdient" aus dem Leben zu gehen

    und ja auch nicht deine Tochter hat es "verdient" zu trauern ...

    auch dein Lebensgefährte hat es nicht "Verdient"...

    Es ist so unbeschreiblich schwer die Worte zu finden in der schmerzhaften TRAUER die immer noch ein SCHOCK ist.

    Es ist so das Kinder auch wenn sie zuhause wohnen ab dem ungefähr 15 .ten Lebensjahr nicht NUR von den Eltern in ihrem Lebensstil und Lebensgefuehl beeinflusst werden .

    Das erlebtest Du auch bei deiner Tochter und du hast ANGST das sie wieder in diese Krankheit "hineinfällt"...

    Sie hat ihren Bruder verloren....

    Geschwister haben immer wieder einmal auch Zeiten wo es nicht der grossen Zusammenhalt gibt... Doch die Bande sind sehr ,sehr tief...

    Sie kannten sich wie es dir als Mama ja auch geht vom ERSTEN Lebenstag an...

    Ich hjoffe und wuensche inständig das DU und deine Tochter euch gegenseitig ja diesmal schreibe ich tröstet...

    Das ist absolut möglich .

    Sei einfach DA...auch wenn es vielleicht durch Telefonanrufe geschieht . Vielleicht möchte sie aber auch die Beerdigung etwas mitgestalten...

    Dein lieber Yannik hat nicht in dem Sinne halbherzig nach 2 Tagen die Entziehung abgebrochen...


    Ich kann nur wieder schreiben das Drogen MÄCHTIG sind und von ihnen loszukommen ist sehr, sehr, sehr schwer.

    Vielleicht kannst du irgendwann die innere Einstellung haben das Yannik sein BESTES getan hat um von ihnen loszukommen...

    Wirklich sein BESTES :!:

    Er hat nicht bewusst den Tod gewählt ...

    Genauso wenig wie deine Tochter nicht sich durch ihre Magersucht selbst töten wollte...

    Sie waren JUNG und fuehlten sich in so vielem gerade dadurch unsterblich...


    Liebe Gisa<3

    schreibe ... schreibe ...schreibe ... immer weiter . Es hat so unendlich vielen hier geholfen . Eigentlich fast allen wenn sie nicht gestorben sind...

    Auch die Trauernden die hier nicht mehr schreiben lesen viel oder tauschen sich auch privat aus ... oder besuchen sich ... oder haben sich gefunden und leben zusammen <3<3


    nur BITTE schreibe nicht solche Gedanken und Gefuehle wie du sie hast wenn du Gleise zum GLUECK ueberquerst...

    sehr lebendig und ja in tiefer TRAUER mit vielen Schmerzen in der Seele und ja auch im Körper...

    Wir sind alle im Moment hoch sensibel weil ein hier schreibender Einsamer vor ein paar Tagen diese Erde körperlich verlassen hat...


    Gestatte dir zu LEBEN und TIEF zu TRAUERN aber sage dir innerlich

    " ICH DARF LEBEN"

    Damit hilfst du DIR , DEINER Tochter und DEINEM Lebensgefährten sehr mit euer ALLER Trauer einen Trost und in dem Schmerz den ihr alle sehr unterschiedlich verspuert wegen Yannik zu finden

    ich umarme dich gedanklich einmal sanft wenn du dir das vorstellen kannst <3 Sverja

  • Liebe Gisa -

    den Handel mit Gott -

    bitte lass` es einfach ein Albtraum sein oder nimm mich und lass` mein Kind leben -

    haben wohl alle verwaisten Mamas versucht.

    Der Wunsch, einfach hinterher zu sterben, um wieder bei dem geliebten Kind zu sein, ist erst einmal stark.

    Aber in einer seelischen Ausnahmesituation grundlegende Entscheidungen zu treffen -

    Umzug, Trennung, Kündigung, Suizid... -

    ist keine gute Idee.

    Du kennst sicher den Spruch - paß` auf, was du dir wünscht - es könnte in Erfüllung gehen.

    Bitte wünsche dir nicht, zu sterben. Es könnte sich irgendwann realisieren, wenn du es nicht mehr willst.

    Unser Unterbewußtsein ist treu und loyal - es versucht, umzusetzen, was wir uns wünschen.

    In dieser Zeit des ersten Schocks und der tiefen Trauer geht es nur um`s Überleben und Funktionieren -

    mit Vitaminen (B, C, D, E), Nahrungsergänzungsmitteln (Mg) und ggf. Bachblüten oder Honöopathie, wenn das passt, kannst du deinen Körper unterstützen.

    Viel Schlaf (wenn möglich) und Erholung auf eine Weise, die zu dir paßt:

    Spazierengehen?

    Musik hören?

    Tagträumen?

    Gespräche?

    Lesen?

    Sport?...

    Es gibt Dinge, die getan werden müssen - Administration, Beerdigung und alles, was dazu gehört, Wohnung auflösen -

    und Menschen, die ebenfalls schockiert und trostlos sind. Orientierung suchen.

    Sich gegenseitig Halt zu geben ist wichtig.

    Die menschlichen Verbindungen sind das, was im Leben zählt.

    Bleib` erreichbar für die Menschen, die dich lieben und und deine Nähe brauchen.

    Nimm` Hilfe an, wenn du das Gefühl hast, es ist eine Stütze.

    Es gibt hier viele, die Erfahrung haben mit Medikamenten, Trauerbegleitung, Klinik-Aufenthalten.

    Die ihre Erfahrungen bei Bedarf mit dir teilen.

    Trauer ist ein Marathon, kein Sprint.

    Und deiner hat gerade erst begonnen.

    Es dauert, sich in der für immer veränderten Welt zurecht zu finden.

    Kleine Schritte - Tag für Tag.

    Sei beschützt auf diesem Weg.

    Alles Liebe

    Desidera <3



  • Danke an alle, die mir so viel Mut machen und mich trösten. Seid einfach lieb von mir gedrückt, ihr seid auch in meinem Herz. Heute morgen um 6 Uhr ist mein Sohn eingeäschert worden. Ich hatte gestern Abend eine Schlaftablette genommen und habe noch geschlafen, anstatt gedanklich bei ihm zu sein. Ich wollte eine Kerze anzünden um 6 Uhr und für ihn beten. All das habe ich nun versäumt. Ich hasse mich dafür und mein Partner leidet mit mir. Ich will ihn nicht mit meinem Leid erdrücken. Ich möchte nur noch schreien, meinen Schmerz auch körperlich spüren. Essen kann ich kaum noch was, bin sowieso zu dünn und ich werde immer schwächer und weiß nicht, wie lange ich mich überhaupt noch auf den Beinen halten kann. Selbst Kleinigkeiten werden zu einem kaum zu bewältigenden Kraftakt. Dabei müssen wir noch nach Berlin und die Wohnung auflösen. Seine persönlichen Sachen holen... Ich möchte das aber und mein Ex-Mann auch, weil wir hoffen, dass es auch ein Abschied sein kann, denn wir konnten Yannik nicht noch einmal sehen und jetzt ist nur noch ein Häufchen Asche übrig, aber nichts mehr wirklich von ihm. Wenn es doch nur einen Knopf gäbe, mit dem man den Schmerz ausstellen kann...

  • liebe, liebe Gisa<3

    ein paar Empfehlungen die dir vielleicht helfen können.

    Kaum jemand kann am Anfang der Trauer etwas essen...

    Deswegen

    Trinkjoghurt in kleinen Mengen oder smoothie auch duennfluessige Suppen, gehaltvolle Gemuesesäfte... Nie viel , sondern immer nur ein wenig.

    Trauer kostet immens viel Kraft !

    Das ist auch wissenschaftlich erwiesen , das die körperlichen Funktionen dann sehr vermindert sind .

    Du TRAUERST.

    Bitte , wenn möglich hasse dich nicht <3.


    Das du um 6.00 Uhr nicht aufgewacht bist ist ja NICHT fehlende LIEBE...

    Du brauchtest den Schlaf.

    Pass bitte auch auf mit dem Schlafmittel . Es gibt leichtere aber auch welche die leider ja auch relativ schnell abhängig machen.

    JA, dein Lebensgefährte leidet ja auch. Ebenso wie deine Tochter und auch dein Ex Mann...


    Vielleicht kann euch jemand VERTRAUTES helfen die Wohnung von eurem Yannik aufzulösen.


    Ja, manche Trauernde konnten sich nicht von ihren geliebten Menschen verabschieden..

    Vielleicht willst du auch wie es viele machen einen schönen kleinen Platz fuer Yannik erschaffen mit Fotos von ihm und Kerze , windlicht , einer Blume und etwas was er sehr mochte.

    Viele Trauernde machen das .

    Es kann auch helfen <3


    DANKE <3 das du weiter deine Gefuehle und alles was dich belastet und was vor dir hast MIT uns teilst.

    Das ist die Verbindung die wir immer mehr intensiv verspueren.<3<3


    liebe Energiegruesse sendet dir <3 und deiner Tochter , Lebensgefährte und Ex Mann Sverja

  • Liebe Gisa , es tut mir so unendlich leid und ich fühle mit dir . Aber ich bin sicher das jedes Gebet egal zu welcher Zeit und an welchem Tag etwas für deinen Sohn tut . Ich bin nicht gläubig aber ich bin überzeugt das es etwas gibt das die Lebenden und die Toten miteinander verbindet . Ich bete auch für meinen Sohn und ich schreibe meine Gedanken , meine Verzweiflung , meine Trauer und auch meine Wut über den Verlust auf Grablichter . Das mache ich jetzt seit 2 Jahren und es hilft ein kleines bischen. Leider haben wir ja nicht die Macht die Zeit zurück zu drehen . Am liebsten würde ich dich jetzt ganz fest in den Arm nehmen und mit dir weinen . Und bitte hasse dich nicht !

  • Danke euch allen für die lieben Worte! Es hilft so sehr. Im Moment bekomme ich gar nichts geregelt, obwohl so viel erledigt werden muss. Alles mache ich wie in Trance. Zu allem Überfluss haben mein Mann (er ist nicht Yanniks Vater, kannte ihn aber ganz gut) und ich ab Mitte April einen längeren Urlaub in Indonesien geplant und auch schon gebucht, auf den wir uns lange gefreut haben. Diesen Urlaub kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen. Aber mein Mann freut sich darauf, sagt aber, wenn ich nicht weg will, dann kann er es verstehen.

  • Der Schmerz wird immer schlimmer. Ich finde keinen Weg, wie ich damit fertig werden soll. Heute war ich bei meiner Psychologin. Sie gibt jedes Mal ihr Bestes, mich davon zu überzeugen, dass Yannik für sein Handeln selbst verantwortlich war und ich keine Schuld an seinem Tod habe. Trotzdem frage ich mich immer, was bei uns schief gelaufen ist. Mein Sohn brauchte Drogen, meine Tochter die Magersucht (immer noch) . Warum? Sie hatten doch eine so schöne unbeschwerte Kindheit, Yannik auf jeden Fall. Meine Tochter wurde in der Schule extrem gemobbt, diese Erfahrungen haben wahrscheinlich in die Magersucht geführt. Ich war doch immer für die beiden da, habe sie über alles geliebt. Jeden Tag habe ich regelrechte Weinattacken, die manchmal ziemlich lange dauern und mich innerlich zerreißen. Ich kann nicht schlafen, nicht essen, der Magen schmerzt, mein Schwachpunkt. Letzte Nacht hatte ich entsetzliche Herzrhythmusstörungen, dachte schon, das war's. Dabei nehme ich schon alle möglichen Tabletten gegen Bluthochdruck, Herzrasen usw. Die helfen gar nicht mehr richtig. Werde immer mehr zum Gespenst, dünn und bleich. Ich habe Angst, nicht mehr genug essen zu können, der Magen rebelliert selbst bei Mini Portionen. Ist das noch normal? Ich weiß einfach nicht, wie ich diesen Schmerz bewältigen kann und wann. So kann es nicht weitergehen, sonst bin ich bald ein körperliches Wrack. Sitze nur rum, schaffe nichts, dabei bin ich eigentlich ein sehr aktiver Mensch. Die Psychologin hat mir empfohlen, ein Antidepressivum (Mirtazapin) zu nehmen. Hat jemand Erfahrungen damit?