mein Abi steht vor der Tür und Mama ist nicht mehr da

  • Hallo ihr,
    ich hatte noch nie mit so etwas zu tun deswegen bin ich mir nicht sicher wie ich hier genau anfangen soll. Vor knapp 2 Wochen ist meine Mama ganz plötzlich an einem Herzinfakt gestorben. Keiner hat damit gerechnet, es ist sehr schwierig für mich, ich weiß nicht wo mir der Kopf steht. Meine Mama wäre nächsten Monat 50 geworden und ich habe noch nicht so lange wieder ein so gutes Verhältnis zu ihr gehabt. Dazu kommt, dass mein Vater sehr viel arbeiten muss und meine eine Schwester ist schon ausgezogen jetzt wohnen wir nur noch zu dritt hier, ich hab nämlich noch eine kleine Schwester die gerade erst auf die Weiterführende Schule gekommen ist. Meine Mutter war unser Mittelpunkt, sie war einfach immer da. Und jetzt ist sie das nicht mehr. Und in 2 Wochen schreibe ich mein Abitur und die mündliche Prüfung fällt auf den Tag vor ihrem Geburtstag. Das wird alles zu viel. Wir müssen irgendwie weitermachen, aber ich weiß nicht wie. Wenn ich unter Menschen bin geht es meistens, aber wenn ich zuhause alleine bin ist es unheimlich schlimm. Ich weiß einfach nicht weiter. Ich hoffe ihr könntet mir Tips geben wie ich das hinbekommen soll. Ich fühle mich überfordert mit Schule, mehr im Haushalt, meiner kleinen Schwester und dem ganzen Schmerz und den Erinnerungen die sie hinterlassen hat.


    Liebe Grüße

  • Liebes neues Mitglied,
    zuerst mal herzlich willkommen bei uns. Zum plötzlichen Tod deiner Mama möchte ich dir meine aufrichtige Anteilnahme ausdrücken. Bitte sei versichert, dass wir hier alle deinen Schmerz verstehen. Egal wie lang er dauert, egal wie intensiv er ist, wir kennen ihn und wir verstehen deinen unendlichen Schmerz. Dass deine Mama noch dazu so plötzlich und unerwartet sterben musste, so richtig aus dem Leben gerissen wurde, ist noch dazu auch ein großer Schock. Mama war euer Mittelpunkt, sie war einfach immer da, wenn ihr sie gebraucht habt. Mütter zu verlieren, gehört wohl zu den schlimmsten Erfahrungen, die wir alle machen müssen. Es gibt leider kein Patentrezept, wie wir mit unserer Trauer umgehen sollen. Jeder Mensch ist individuell und verarbeitet es unterschiedlich. Für viele ist eine Trauerbegleitung eine große Hilfe. Gemeinsam als restlich verbliebene Familie solltet ihr euch vielleicht einmal zusammen setzen, um gemeinsam zu überlegen, wie es die nächsten Wochen weiter gehen soll. Du stehst so knapp vor dem Abitur, und solltest jetzt nicht in Haushaltsaufgaben verfallen. Deine Mama wird in deinem Herzen immer weiter leben, sie wird auf dich achten. Sie möchte, dass du das Abi machst. Dass du vorwärts siehst. Es geht um deine Zukunft. Vielleicht kann die Schwester, die schon ausgezogen ist, für die nächsten Wochen ein wenig mithelfen. Vielleicht auch eine Bekannte, Freundin, Nachbarin. Eventuell auch gegen Bezahlung. Ich kenn eure Verhältnisse nicht, aber ich bin mir sicher, dass ihr das Problem gemeinsam lösen werdet. Das schweißt euch dann noch mehr zusammen.


    Lass deiner Trauer Zeit und Raum. So tun als ob alles gut sei, wäre nur Verdrängung. Trauerarbeit ist Schwerstarbeit, da müssen wir alle durch. Es werden sicher bald Zeiten kommen, wo du denkst, es wird langsam besser, dann kommen wieder Wellen des Schmerzes und der Trauer. Das ist wie es hier genannt wird, das Wellenmeer.... Immer wieder schwappt eine Welle über uns, droht uns fortzuspülen, jedoch wir müssen wieder aufstehen und weiter machen. Das hätte sich auch deine Mama gewünscht, sie möchte euch als Familie sehen, wie ihr gemeinsam weiter macht, für sie,-- um ihret Willen.


    Ich wollte dich eigentlich nicht gleich überfallen, mit so viel Text. Es gibt so viel zu sagen. Aber alles in ganz kleinen Schritten. Wir würden uns sehr freuen, wenn du uns von deiner Mama erzählen würdest. Natürlich nur, wenn du dazu bereit bist. Hier bist du gut aufgehoben. Hier kannst du alles schreiben, was dich belastet. Für uns alle hier, ist das Schreiben ein Befreiungsschlag. Hier können wir unseren Schmerz in Worte kleiden,-- und alle verstehen es, weil wir alle schon furchtbare Verluste erleiden mussten.


    Ich hoffe sehr, dass du uns ein wenig von dir berichten kannst, von deiner Mama,- von eurem Leben.


    Ich möchte dir eine leise Umarmung schicken,- :30:


    Liebe Grüße
    Michi

  • Danke für die liebe Antwort, sie war auch nicht zu lang.
    Wellen ist wirklich ein guter Ausdruck dafür.. an dem Montag an dem es passiert ist hätte ich nie gedacht, dass es besser werden könnte, ich könnte nie wieder auch nur an sie denken ohne in Heulkrämpfe auszubrechen und ohne mich so hilflos zu fühlen.. und schon am Freitag als sie beerdigt wurde und die gesamte Familie da war konnten wir teilweise wieder lachen. Und in der zweiten Woche musste ich auch nicht mehr so viel weinen. Aber diese Woche ging es nur bergab. In der Schule haben wir die Mottowoche, wo wir jeden Tag verkleidet in der Schule waren und es hat auch so viel Spaß gemacht, aber wenn ich dann nach hause komme und meine kleine Schwester noch in der Schule ist und Papa arbeiten, dann bricht alles aus mir heraus. Heute war mein letzter Schultag und als ich wieder hier war die ganze gute Laune weg. Ich kann dann nur noch weinen.. dann seh ich mir ihre Sachen an.. ihren Schmuck und ihr Zimmer.. und sie fehlt mir so schrecklich. Ich möchte dass sie wieder da sein kann, ich möchte nach ihr rufen können, sie umarmen, ihr sagen, dass ich sie lieb hab. Das hab ich viel zu wenig getan. Ich bin gerade so am Ende, dass ich nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen. Mein Papa weint schon nicht mehr, nicht vor uns. Und meine kleine Schwester auch nicht. Und meinem Freund und meinen Freundinnen habe ich auch schon alles erzählt. Ich habe schon das Gefühl sie zu nerven, weil mir immer irgendwas zu Mama einfällt. Ich weiß, dass das bestimmt keiner so sieht und selbst wenn würden sie es sich trotzdem anhören.. aber trotzdem komme ich mir so hilflos vor. Ich habe unendlich viele Gedanken, wie man gerade sieht, es hört gar nicht mehr auf. Manchmal dreht sich auch alles im Kreis, dann sagt der eine Gedanke, ich wünsche mir dass sie wieder da sein kann und der andere sagt mir, dass es jetzt aber nicht mehr geht. Ich find das alles so schrecklich gemein, ich bin 19 Jahre alt ich fühl mich noch nicht alt genug um ohne Mama alles zu schaffen.


    Aber um von meiner Mama zu erzählen, sie war der liebste Mensch auf der Welt! Sie hat es nicht immer leicht gehabt und auch wenn wir nicht immer viel Geld hatten hat sie immer versucht uns glücklich zu machen, sie hat sogar das ganze Jahr über Geschenke besorgt und Kleinigkeiten, damit immer was da war für besondere Anlässe, Geburtstage oder Weihnachten. Wie sie selbst immer sagte, sie ist wie eine Löwin für ihre Kinder hätte sie alles getan. Und sie hat auch immer alles getan, sie hat für alle gesorgt und umsorgt, war das Oberhaupt der Familie. Nur auf sich selbst hat sie nicht gut genug geachtet. Meine Mama hatte leider starkes Übergewicht und vielleicht auch Diabetes, aber das wollte sie wohl nicht wahr haben ist dann einfach nicht mehr zum Arzt gegangen, so genau weiß ich das leider auch nicht weil darüber nicht gesprochen wurde. Dazu kommt das innerhalb weniger Monate ihre Mutter und ihr Bruder gestorben sind. Meine Mutter ist ihrem Bruder noch im gleichen Monat gefolgt.


    Gleichzeitig glücklich und traurig macht unser Verhältnis. Als ich klein war, war sie mein Ein-und-alles, ich war das totale Mamakind, aber dann bin ich ein Teenager geworden. Und ich hab so viel Mist gebaut hab ihr so viel Kummer bereitet, ich war nicht brav wie meine große Schwester, ich bin immer länger weggeblieben, hab getrunken, geraucht, hab sie angelogen, angeschrien und bin weggelaufen.. erst vor 2 Jahren sind wir uns wieder wirklich näher gekommen, ich konnte ihr wieder erzählen was ich so gemacht hab, ich konnte wieder mit ihr lachen und vor allem hab ich ihr wieder sagen können, dass ich sie lieb hab. Und das macht mich alles so unglaublich glücklich.. und gleichzeitig so traurig weil ich weiß, dass das alles ist was ich noch von ihr hab. Es wird nichts neues hinzukommen. Sie wird nicht mehr an meinem Abiball dabei sein und nicht dabei sein, wenn wir heiraten und wenn ich mal Kinder habe, können die auch niemals ihre Oma kennen lernen. Sie fehlt mir so schrecklich und immer wieder denke ich nur, sie ist doch meine Mama, meine Mama kann nicht einfach weg sein.. das ist ganz schlimm sie war für mich einfach immer selbstverständlich. So ich hoffe das liest sich überhaupt noch wer durch, ist so schrecklich viel geworden =(


    Liebe Grüße Carla

  • Liebe Carla,
    dieses ewige Auf und Ab der Gefühle ist etwas sehr sehr anstrengendes. Das kennen wir alle hier. Kaum dass man denkt, ich schaff es, -- bricht man im nächsten Augenblick zusammen. Da gibt es keinen Zeitplan dafür. Wie alt ist deine jüngere Schwester?


    Du schreibst so voller Liebe von deiner Mama. Sie konnte den Tod ihrer Mutter und ihres Bruders wohl einfach nicht mehr verkraften, wenn sie ihm im selben Monat nachgegangen ist. Ich hatte nach dem Tod meines Mannes wahnsinnige Herzschmerzen. Richtig körperlich stark spürbar. Ich hab dann meinen Hausarzt mal gefragt: Kann man wirklich an gebrochenem Herzen leiden bzw. sterben. Seine Antwort war JA, das kann man. Deine Mama war eine tolle Frau, die die Familie über alles gestellt hat. Sie war immer für euch da, hat sich selber dadurch leider ganz weit hintenan gestellt. Das Übergewicht und das ignorieren von Warnzeichen haben wahrscheinlich dazu geführt, dass das Herz nicht mehr konnte. Sie ist aber bei euch, da bin ich mir ganz sicher. Sie wacht über euch. Natürlich bist du mit 19 zu jung, um ohne Mama alles zu schaffen. Ihr müsst jetzt als Familie ganz fest zusammen halten, euch gegenseitig trösten und stützen. Vielleicht auch wirklich ein wenig Hilfe von außen annehmen.


    Dass du mit deinen Freunden nicht so über deinen Schmerz reden willst bzw. kannst, ist doch nachzuvollziehen. Die werden alle in deinem Alter sein. Die meisten werden noch ihre Eltern haben und teilweise auch ihre Großeltern. Die können sich deine Gefühle nicht vorstellen. Die wollen das wahscheinlich auch nicht andenken. Sie überdenken vielleicht nun ihre Gefühle zu ihren Müttern. Sie werden ihre Mütter vielleicht öfter mal in den Arm nehmen und sagen, dass sie sie lieb haben. Solch furchtbare Erlebnisse öffnen vielen Menschen die Augen. Die Endlichkeit wird einem bewusst gemacht. Man wird auf einmal mit dem TOD konfrontiert,- der hatte bisher keinen Platz in euren jungen Leben. Ich war 18, als mein Vati starb, - er war mein Held. An seinem Tod habe ich jahrelang zu kämpfen gehabt.


    Mein Sohn hat durch den Tod meines Mannes (er war sein Stiefvater) erst realisiert, wie sehr er ihn geliebt hat. So lange die Menschen da sind, die uns wichtig sind, brauchen wir uns nicht um sie zu sorgen--- doch wie schnell das alles aus sein kann, erlebt man durch so tragische Todesfälle. Diese unangekündigten Tode sind es, die uns so fertig machen, weil wir das Gefühl haben, dass noch lang nicht alles gesagt ist. Die sind es, die uns immer schlechtes Gewissen machen. Aber das braucht es nicht. Unsere lieben Vorangegangenen wissen, wie sehr wir sie geliebt haben und immer noch lieben. Mach deine Mama stolz,- mach dein Abi, - für Mama. Du schaffst das. Bist ein tapferes Mädel.


    Ich denke an dich.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Liebe Carla!
    willkommen hier bei uns.
    Du bist noch so jung und hast schon deine auch noch junge Mama verlohren.Das ist schrecklich,gerade jetzt,vor dem Abi.So unendlich viele Fragen hat man,die ganze Lernerei.
    Wenn ich darf,nehm ich dich virtuell mal in den Arm :30:
    Dieses ewige Auf und Ab (das Wellenmeer),wie Michi dir schon erklärt hat,kennt jeder hier.Auch mir geht es so.Zwei Wochen ist alles "gut",man kann lachen und geht auch arbeiten(du zur Schule),dann packt einen wieder das heulende Elend.
    Michi hat schon gesagt,lass dir Zeit,mit deiner Trauer,mit all deinen Erinnerungen.Schau dir die Sachen deiner Mama an,wenn du die Kraft dazu hast,nimm sie in die Hand.Ich mach es auch so mit den Dingen meiner Tochter,man kann dann den Geruch noch warnehmen.
    Wie gehen denn deine Schwestern mit der Trauer um? Die Kleine ist demnach erst in der 5.Klasse?
    Das du mit deinen Freunden nicht so darüber reden kannst find ich auch normal. Wie Michi sagt,sie haben so ewtas ja warscheinlich noch nicht erlebt.Meine kleine Tochter hatte auch nur eine beste Freundin der sie vom Tod ihrer Schwester erzählt hat.Ansonsten habe ich nur die Lehrerin informiert,damit man im Bilde ist,wenn es ihr nicht so gut geht.
    Deine Mama ist immer bei dir.Du bist sehr stark.Schreib immer,wenn dir danach ist.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Carla....


    auch ich möchte Dich hier bei uns Willkommen heissen. Es tut mir unendlich leid, dass Du Deine Mama verloren hast.
    Deine Mama war noch sehr jung, und Du musstest in so jungen Jahren einen so schmerzlichen Verlust erfahren....
    Ich verstehe gut, dass Du mit Deinen Freunden nicht so gut darüber reden kannst, das ist einfach schwer. Denn sie werden solch einen
    schweren Verlust noch nicht erfahren haben und können Dich und Deine Gefühle nicht so verstehen wie Du es im Moment so dringend brauchst.
    Das geht nur dann, wenn man es selbst erlebt hat und so weiss, wie es einem geht....


    Die Mama zu verlieren ist schlimm, vor allem dann wenn es so plötzlich und unerwartet geschieht, wenn man sich in keinster Weise darauf vorbereiten konnte...Von der einen Sekunde auf die andere ist alles anders. Das alles zu verstehen und zu begreifen, das dauert einfach. Und die Zeit brauchst Du auch.
    Es werden gute Tage kommen, wo es irgendwie geht, und dann kommen wieder die Tage der grossen Verzweiflung und Tränen...
    Ja, das ist das, was wir hier das Wellenmeer nennen...Michi hat es ja Dir schon so schön beschrieben...


    Wir können Dir leider den Schmerz nicht nehmen, aber wir können Dich begleiten. Wir hören Dir zu, hier kannst Du Dir wirklich alles von der Seele schreiben, hier ist immer jemand, der da ist.


    Wir alle hier haben einen schmerzlichen Verlust erlitten, wir können den Schmerz und die Verzweiflung des anderen so gut verstehen. Und wenn die Wellen mal besonders hoch sind und wir drohen zu ertrinken, dann werfen wir uns den "Rettungsring" zu.


    Ich weiss, liebe Carla, was es bedeutet, die Mama zu verlieren. Meine war viel älter, denn ich bin ja auch älter, aber die Mama bleibt immer die Mama, egal wie alt sie ist und wie alt wir sind. Sie hat uns geboren, da ist die Bindung immer etwas Besonderes.


    Das so plötzlich zu verlieren ist ein wahrer Alptraum. Man verliert den Boden unter den Füssen.
    Wir können nicht verstehen und fragen uns immer nach dem Warum...
    Leider gibt es keine Antwort darauf. Ich habe auch immer gesagt.." Sie kann doch nicht einfach weg sein" ...Mir sind die Gedanken, die Du hast, sehr vertraut....


    Deine Mama war immer da für Dich, sie hat Dir nie was nachgetragen, auch wenn Euer Verhältnis eine Zeit lang schwierig war. Sie hat Dich dennoch geliebt wie auch Du sie geliebt hast und liebst.


    Ohne sie nun Deinen Weg zu gehen, ich weiss und kann verstehen, dass das schwer für Dich ist. Du hättest Dir gewünscht, dass sie noch weiter und viel mehr an Deinem Leben teilhaben und teilnehmen kann, erleben kann wie Du Dein Abi machst, Deinen Beruf erlernst, vielleicht studierst, heiratest und Kinder bekommst...und so vieles mehr.
    Ich kann Dich so gut verstehen, dass Dich das unendlich traurig macht, dass das alles nun so anders ist. Deine Mama ist aber immer bei Dir, nur eben anders als früher....sie passt auf Dich auf, da bin ich mir ganz sicher.


    Dass Deine mündliche Abi Prüfung auf den Geburstag Deiner Mama fällt, halte ich für ein gutes Ohmen....
    ich glaube ganz fest, dass sie an diesem Tag so ganz besonders bei Dir ist...!


    Denke nie, dass Du zuviel schreibst....Bitte schreibe immer wann Du magst und kannst und soviel Du möchtest...
    Wir sind für Dich da!


    Darf ich Dich in den Arm nehmen?
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Carla,


    ein liebes Willkommen hier im Forum. Meine aufrichtige Anteilnahme zum Tod deiner Mama.
    Du hast so liebevoll von ihr erzählt, sie war immer für euch da egal was passierte... umso größer ist das Vermissen jetzt....


    Ich kann mich den anderen nur anschließen: schreibe hier, wann immer du möchtest und kannst. Schreiben hilft, diese im Kopf kreisenden Gedanken ein wenig zu ordnen.
    Daß es nicht so leicht ist, mit deinen Freunden zu reden kann ich auch gut nachvollziehen. Trotzdem würde ich das "Thema Mama" nicht (ganz) vermeiden. Richtige Freunde wollen dir sicher helfen, auch wenn sie dich vielleicht nicht wirklich verstehen können. Helfen können sie dann aber nur, wenn du sagst, wie du dich fühlst, was dir gerade gut tun und dir helfen würde.
    Doch wenn du gar nicht reden kannst - hier ist immer jemand da, und wir "hören" dir gerne zu.


    Daß deine mündliche Abi Prüfung und der Geburtstag deiner Mama zeitlich so knapp beieinander liegen halte auch ich für ein gutes Zeichen. Mama wird dir die nötige Ruhe und Kraft schicken - und du kannst ihr das schönste Geburtstagsgeschenk machen.


    Zumindest bis zu den Prüfungen solltest du jetzt wirklich nicht "im Haushalt ertrinken" (nachher natürlich auch nicht). Michis Vorschlag ist gut. Setzt euch zusammen und macht eine Aufgabenliste, auch du brauchst Zeit für dich und zum lernen.


    Viel Kraft und alles Liebe - und wenn du magst eine liebe Umarmung
    Jutta


    PS: *daumendrück* für die Abi Prüfungen

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Carla.
    Von mir auch ein leises aber herzliches Willkommen in unserem schönen Kreis. Wenn man den "Schön" nennen kann.
    Hier, Du wirst es schnell merken, haben wir alle unsere Erlebnisse und Trauer nieder geschrieben.


    Du bist noch so jung und erlebst das jetzt schon. Fühl Dich von mir :24:

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Hallo,


    auch von mir ein herzliches Beileid!


    Es ist schlimm, wenn uns ein lieber Mensch so unvorbereitet verläßt.


    Mein Sohn hat seinen Vater mit 15 Jahren verloren und damals meinte er, warum soll ich dieses oder jenes tun, es hat doch keinen Sinn. Ich sagte ihm damals, mache es für Papa. Er würde nicht wollen, dass wir nun alle unsere Pläne über Bord werfen.


    Unsere lieben Verstorbenen fehlen uns zu bestimmten Anlässen besonders, weil sie leider das eine oder andere nicht mit uns erleben dürfen. Das schmerzt sehr. Selbst als unser Sohn den ersten Ferialjob hatte und sein erstes eigenes Geld verdient hat - eine von vielen Situationen.


    Dir wünsche ich viel Kraft für die ersten Trauerphasen.


    Auch wenn du deiner Mutter Kummer bereitet hast, aber in den letzten zwei Jahren hast du gezeigt, dass du reifer geworden bist und deine Mutter ist mit diesem schönen Gefühl von euch gegangen.


    Es ist verständlich, dass alle in eurer Familie trauern, aber bitte sage deinem Vater, dass du jetzt die Ruhe für das Abi brauchst, das sollte er verstehen.


    lg
    Regenbogen :30:

  • Hallo ihr.. vielen dank für die lieben Zusprüche, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.


    Heute ist es besser als Freitag, ich konnte schon lernen und auch noch ein bisschen sauber machen. Nur muss ich heute vermehrt über Dinge nachdenken die ich doch noch tun wollte. Das Wochenende bevor es passiert ist hat Mama mich gefragt, ob ich den Müll runterbringe und ich hab gesagt ich mach das, aber an dem Abend hab ichs vergessen am nächsten Tag musste ich arbeiten (ich hab n Minijob als Kassiererin) und dann hab ich danach bei meinem Freund geschlafen. Sie musste den Müll selber runterbringen und das obwohl sie eine Entzündung im Fuß hatte und doch so schlecht laufen konnte. Ich habs einfach vergessen.. das tut mir so schrecklich leid. Es ist nichts wichtiges eigentlich.. aber es tut mir einfach so leid, dass sie das selber machen musste. Und dann war ich Sonntag bei meinem Freund und wollte eigentlich schon viel früher fahren, aber er hat immer gesagt, nimm doch den nächsten Bus, so dass ich erst um 10 zu Hause war und da hat sie schon geschlafen. Ich hätte doch noch mit ihr reden können, wenn ich nur eher gefahren wäre. Ich weiß dass ich jetzt nichts mehr ändern kann, aber es macht mich so unheimlich traurig. Und sie hat mich die Woche davor gefragt, ob ich ihr die Füße massiere, das hab ich früher auch oft gemacht, aber ich hab nein gesagt, weil ich weg musste und weil ich auch nicht wollte auch das tut mir so unheimlich leid. Ich hab doch nicht gewusst, dass sie so plötzlich nicht mehr da sein wird. Ich hätte nie damit gerechnet. Wie ich bereits gesagt habe, Mama war halt immer da. Sie ist nie auch nur ein Wochenende weggefahren. Seid wir auf der Welt sind, war sie immer bei uns..


    Und meine kleine Schwester ist doch erst 10. Eigentlich hätten wir noch eine kleine Schwester gehabt, aber sie ist gestorben, gleich nach der Geburt. Da war ich 5 Jahre alt. Das hat Mama auch sehr lange traurig gemacht. Dafür kam dann, als meine große Schwester 11 und ich 9 war unsere Kleinste auf die Welt. Das war total toll für mich, weil ich in dem Alter war wo ich schon richtig mithelfen konnte. Ich hab sie gewickelt, gefüttert und ins Bett gebracht.. und jetzt ist sie zwar schon ziemlich groß, aber es kommt noch so viel. Es kommt noch so viel wichtiges wo Mama mit dabei sein sollte. So viele Geburtstage und Weihnachten und besondere Ereignisse. Das sind alles Dinge wo sie mit bei sein sollte. Auf eine irgendeine Art und Weise macht mich das wütend. Auch an dem Tag an dem sie von uns ging war ich so wütend. Unheimlich traurig aber auch wütend. Nicht wirklich auf Mama.. aber sie ist halt nicht mehr da.. und die MUSS doch da sein, das ist so schrecklich gemein. Ich kann nicht sauer auf sie sein, ich kann auf nichts sauer sein und dennoch bin ich es. Weil es einfach unfair ist. So kommt es mir vor..


    Noch eine Sache die ich loswerden will ist meine Trauer über Oma. Die hat sich total verändert. Meine Oma ist ja erst letztes Jahr im Januar gestorben, das ging auch sehr schnell. Kurz Weihnachten kam sie ins Krankenhaus und sie sagten sie würden sie operieren und dann haben wir sie an Weihnachten noch einmal besucht. Und dann ein paar Tage später kam ich nach hause und Mama hat geweint. Sie hat gesagt sie können doch nichts mehr für Oma machen. Dann sind wir hingefahren Papa, meine große Schwester und ich. Mama wollte nicht. Und dann haben wir Oma da liegen sehen. Weil sie was mit der Leber hatte war sie schon ganz gelb, sie war auch nicht mehr ansprechbar und sah ganz schlimm aus. Ich habe so lange gebraucht um nicht mehr an dieses Bild denken zu müssen, wie Oma da liegt so zusammengefallen und nicht mehr sie selbst. Und wenn ich jetzt das Bild anschaue vom Oma und Mama dann schäme ich mich fast dafür dass ich um Oma nicht weinen kann. Ich habe sie sehr lieb gehabt und war sehr lange sehr traurig, aber dieser Schmerz im Bauch wenn ich dann Mama angucke betäubt alles. Wie Michi das gesagt hab. Es ist nicht nur so dass ich traurig bin, ich kriege manchmal richtige Bauchschmerzen wenn ich darüber nachdenke. Dann verkrampft sich alles. Ich verstehe das nicht, ich habe meine Oma wirklich sehr gerne gehabt.. aber das mit Mama? Das ist irgendwie so schlimm, dass ich im moment gar nicht mehr an Oma denken kann.

  • Liebe Carla...


    schön, dass es Dir etwas besser als Freitag geht und Du auch schon gelernt hast.
    Du bist sehr tapfer!!!!


    Wenn man einen geliebten Menschen so plötzlich verlieren muss, dann sind die Gedanken, die Du hast ganz normal. Man wirft sich vor, gewisse Dinge nicht gemacht zu haben, manches nicht mehr gesagt zu haben, und es tut uns leid, etwas gesagt zu haben, was den anderen vielleicht verletzt haben könnte....
    Doch Du hast nichts bös gemeint, und Du konntest doch in keinster Weise erahnen, was passieren wird.
    Deine Mama hat es Dir bestimmt nicht übel genommen, dass Du den Müll vergessen hast oder dass Du ihre Füsse nicht massiert hast, weil Du weg musstest... Man dachte ja, dass man noch so viel Zeit hat.
    Dass diese Zeit nicht mehr da war, das konnte weder Deine Mama noch Du erahnen...


    Sie hat Dich geliebt, und Du hast sie geliebt. Du darfst Dich jetzt nicht mit Vorwürfen überschütten. Das macht Dich nur fertig. Und das darf ncícht sein....


    Ja, ich weiss, es gibt soviele Dinge in Deiner Zukunft wo sie fehlen wird. Ich kenne das auch zu gut. Das sind eben die Momente, die uns dann noch trauriger machen....weil man vieles nicht mehr zusammen erleben darf was man gemeinsam noch so gerne erlebt hätte...
    Ich kann das sehr gut verstehen, mir geht es heute noch so....


    Der plötzliche Tod Deiner Mama überdeckt nun den Tod und die Trauer um Deine Oma.
    Ich denke, das ist ganz normal. Deshalb hast Du sie ja nicht weniger lieb...


    Wir sind hier für Dich da und begleiten Dich solange Du es brauchst...


    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Liebe Carla,
    herzlich willkommen hier bei uns und mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter und deiner Oma!


    Dass du im Moment keine Trauer für Oma spüren kannst, hat zwei Gründe:
    1. Trauer empfinden wir für Menschen, zu denen wir eine Beziehung hatten. Je enger die Beziehung, desto größer ist der Schmerz. Nun hast du für deine Oma schon getrauert und ich denke, da hast du schon viel Trauer abgearbeitet. Meiner eigenen Erfahrung nach dauert die Trauer nach dem Tod von Großeltern meist nicht so lange und ist meist auch nicht so intensiv, es sei denn die Beziehung zu den Großeltern war sehr intensiv. Das ist z.B. dann der Fall, wenn Großeltern, die Funktion von Eltern für ein Kind hatten.
    2. Der Schmerz und die Trauer um den Verlust deiner Mutter ist so groß, dass es ein Schutzmechanismus ist, dass du jetzt nicht noch mehr trauerst. Deshalb fühlst du die Trauer um deine Oma nicht.
    In jedem Fall ist es ganz normal, dass du in Bezug auf den Tod deiner Oma im Moment gefühlstaub bist.


    Zu deiner Wut: Die ist ganz normal, ich hab unlängst einen Artikel in unserem Ratgeber dazu geschrieben: Wut ist sogar wichtig. Lies mal den Artikel dazu, dann tust du dich leichter mit deiner Wut und musst keine Schuldgefühle mehr haben:


    Wut ist die Schwester der Trauer


    Zu deinen "Versäumnissen" deiner Mutter gegenüber: Ich hab ja selber einen Sohn und manchmal, wenn ich ihn bitte, etwas für mich zu tun, dann sagt er auch: Nein, ich hab keine Lust. Oder: Mach ich später. Und dann vergisst er es. Ich denk mir eigentlich nie was, ich hab ihn ja nicht in die Welt gesetzt, dass er mir dauernd einen Gefallen tut. Ich glaub also nicht, dass deine Mutter böse oder traurig war und du hast es ja nicht mit böser Absicht versäumt, ihr zu helfen... Vielleicht magst du ihr aber einen Brief schreiben und ihr darin sagen, wie leid dir das tut. Du könntest den Brief an ihrem Grab verbrennen und so mit dem Rauch zu ihr schicken. Das hat schon vielen hier geholfen. Die meisten hier haben mit Schuldgefühlen zu kämpfen, weil sie glauben, sie hätten zu wenig für ihre Verstorbenen getan. Das ist also ein wohlbekanntes Gefühl, das Schuldgefühl.


    Ist es nicht möglich, dass ihr für die nächsten Wochen bis zu deinem Abi eine Haushaltshilfe bekommt? Bei uns in Österreich geht das über die Caritas: Familien in Ausnahmesituationen können so genannte "Familienhelferinnen" zur Überbrückung schwieriger Zeiten anfordern. Ich denke, das könnte euch alle entlasten und du könntest dich auf das Lernen konzentrieren.


    Für Deutschland hab ich den "Notmütterdienst" gefunden:Notmütterdienst


    Vielleicht kennt sich da aber ein Forumsmitglied aus Deutschland besser aus und kann über Familienhilfe in Deutschland informieren.


    Alles Liebe
    Christine

  • liebe Carla!
    wenn du die wut zulassen kannst
    es leben kannst
    ist es seeeeehr wichtig
    bei mir ist es DA aber ich brauch noch lange um es zuleben
    habe zu lange verstekt u. unterdrückt


    die achterbahn der gefühle die uns überrumpelt teilweise DARF sein
    mal traurig mal zornig mal fröhlich mal....
    alles darf sein


    in liebe maki

  • Liebe Carla,
    ich möchte dir Christines Artikel unbedingt ans Herz legen. Da wirst du viel für dich rausnehmen können. Ich kenne deine Gefühle der Wut sehr gut, wie wir alle hier. Dies Ohnmacht mit der man seinem Schicksal gegenübersteht....


    Ich möchte mich auch Manuelas Worten komplett anschließen. Das schlechte Gewissen plagt dich, aber das ist nun nicht mehr wichtig. Ich bin überzeugt davon, dass deine Mama wusste, dass du das nicht absichtlich nicht ausgeführt hast. Sie war deine Mama, sie kannte dich ganz genau. Sie ist in deinem Herzen, und sie möchte sicherlich nicht, dass du dich jetzt so fertig machst.


    An dieser Stelle hab ich schon mehrmals einen Rat gegeben: Schreib ihr einen Brief, schreib alles hinein, was dich belastet, was du ihr noch unbedingt sagen wolltest. Lass deinen Gefühlen und Tränen freien Lauf. VIelleicht geh mit dem Brief zum Friedhof und lese ihn ihr vor. Abschließend geh an einen Ort, wo du dich ein wenig auf sie einstimmen kannst. Im Garten, am Balkon oder in der Nähe des Friedhofes. Zünde den Brief an - übergib ihm den Feuer,- und damit der Ewigkeit. Dieser Rat mag ein wenig absonderlich wirken, aber probier es aus, du hast nichts zu verlieren.


    Dass du um Oma nicht mehr so trauern kannst, wurde auch schon 2 mal sehr gut erklärt. Das ging mir ähnlich. Bevor mein Mann vor knapp 97 Wochen starb, habe ich oft an meinen Vater gedacht (er starb 1986). Hab immer wieder in stillem Gedanen mit ihm geredet. Seit dem Tod meines Mannes, kann ich kaum mehr mit Vati reden. Der "aktuelle" Schmerz über den plötzlichen Verlust hat alles andere zurück gedrängt.


    Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft. Bitte besprich dich ein wenig mit der Familie, damit du die nächsten Tage voll auf Abi zusteuern kannst. Mama wünscht es sich so sehr.



    Liebe Grüße
    Michi

  • Liebe Carla!
    Christine hat es dir ja schon erklärt.Diese Wut,wie normal sie ist.Auch mir geht es so.Letztes Jahr im März starb ganz plötzlich mein Bruder,im September dann mein Kind.Der Tod meines Bruders hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen,aber die unendliche Trauer um ihn ist nur 5Monate später regelrecht weggedrängt,"zugedeckt" worden,als meine Tochter starb.Nun,wo langsam ein wenig "Normalität" einkehren sollte,kommt die Trauer langsam wieder vor( die um meinen Bruder).Du siehst,es ist,wie Christine sagt.Je näher dir der Mensch stand,desto intensiver die Trauer.
    Ich wünsch dir weiter so viel Kraft.
    Liebe Grüße
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Carla,


    ja, Christines Artikel kann auch ich Dir nur ans Herz legen. Sie beschreibt es so treffend genau! Ihre Artikel sind einfach goldwert, sie haben hier schon vielen geholfen....!


    Die Idee mit dem Brief finde ich sehr gut. Ich habe meiner Mami damals auch einen Brief geschrieben, mir alles von der Seele geschrieben, was mir nach ihrem so plötzlichen Tode durch den Kopf und durch die Seele ging. Ich habe ihn bei der Beerdigung zusammen mit der Urne ins Grab gegeben. Es hat mir gut getan.


    Schreib ihr, liebe Carla, all das, was Du ihr gerne sagen möchtest und verbrenne ihn z.b. am Grab....oder an einem Ort wo Du gerne mit ihr zusammen warst...


    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!
    Deine Manuela

    Memento
    Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
    nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
    Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
    Allein im Nebel tast ich todentlang
    und lass mich willig in das Dunkel treiben.
    Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
    Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
    und die es trugen, mögen mir vergeben.
    Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
    doch mit dem Tod der anderen muss man leben.

  • Hallo ihr Lieben,
    den Artikel hab ich gelesen.. und es stimmt, ich fühl mich wie ein kleines Kind dem man etwas weggenommen hat. Manchmal will ich sogar schreien und auf dem Boden stampfen oder so, weil ich so schrecklich hilflos bin.


    Heute ist kein guter Tag, Mama fehlt mir ganz schrecklich. Sie fehlt mir jeden Tag aber heute ist es ganz besonders schlimm. Ich kann den ganzen Tag nicht aufhören zu weinen. Eben habe ich in ihrem Zimmer gesessen und ihr Bett angeschrien. Ich weiß auch nicht.. manchmal mach ich im moment Dinge die ich mir nicht so wirklich erklären kann. Gestern war komischerweise irgendwie ein Tag der Resignation.. ich war einfach nur so unheimlich deprimiert. Dieses Ewige Auf und Ab ist so kräfte zehrend. Ich weiß nie was der Auslöser sein kann für einen fürchterlichen Heulkrampf. Aber heute bin ich schrecklich traurig.


    Es sieht hier aus wie immer.. und irgendwie doch nicht. Es geht weiter, aber es ist alles anders. Es ist komisch, still und leer.. und trotzdem sieht es so aus, als könnte sie einfach jeden Moment wieder reinspazieren. Wenn ich ein Geräusch höre lausche ich immer ob es nicht das schlurfen von Mamas Puschen ist. Aber das kann es nicht mehr sein. Das ist so fürchterlich ungerecht, ich brauch sie doch, sie kann nicht einfach weg sein. Das macht mich so traurig.


    Die Ideen mit den Briefen sind auch ganz gut, aber das hab ich alles schon gemacht. Meine Schwestern und ich haben ihr Briefe geschrieben und Blumen daraus gebastelt. Und eigentlich wollte ich erst so was aufschreiben und dann überlegen was ich in den Sarg mit lege aber dann ist der Brief plötzlich 12 Seiten lang geworden und ich hab ihn einfach auch mit reingelegt. Und ich habe ihr einen Teddy mitgegeben. Den habe ich ihr mal gekauft, eigentlich hatte ich erst meiner Schwester einen gekauft, aber Mama fand den so süß, dass ich ihr auch einen geschenkt habe. Ich habe auch hier eine Box stehen, wann immer mir was einfällt schreibe ich es auf einen Zettel und leg es darein. Gestern musste ich daran denken, wie Mama mir vor ein paar Monaten ganz stolz erzählt hat, dass sie jetzt auch Spritzen setzen darf, weil sie einen Kurs gemacht hat. Meine Mama war Erzieherin und hat in einem Behindertenkrankenhaus gearbeitet, auch wenn sie zwischen durch lange zuhause war wegen uns Kindern hat sie so gerne da gearbeitet. Ich habe auch mal ein Praktikum bei ihr gemacht weil ich wissen wollte was sie so tut wenn sie arbeiten geht. Und da hab ich gesehen wie liebevoll sie mit ihren KlientenInnen umgegangen ist. Meine Mama war einfach ein so unglaublich lieber Mensch. Es ist einfach nicht fair, dass sie uns so früh genommen wurde..


    Noch etwas.. das mit der Haushaltshilfe wollte Papa beantragen, aber dann sagen die ihm, dass meine kleine Schwester schon zu alt ist?!?! Sie ist 10 Jahre!! Und die behaupten wir brauchen keine Unterstützung mehr, weil sie zu alt ist??!! :95: Das macht mich richtig wütend. Vielleicht klappts ja mit einer anderen Organisation, aber eine Haushaltshilfe kriegen wir erstmal noch nicht. Das wollte ich noch loswerden, weil ich es unverschämt finde.. wäre sie 5 Jahre hätten wir vielleicht eine gekriegt, aber sie ist "schon" 10..


    Ich sag schon mal danke an alle die sich meinen Kummer anhören.. ich bin froh, dass ich diese Seite gefunden habe.


    Lg Carla

  • Liebe Carla,
    ich kann deinen Schmerz so gut verstehen, fühlte ich doch genau das gleiche, und fühle es noch, obwohl mein Verlust schon so lange her ist. Ich finde es echt eine Unverschämtheit, dass deine Schwester zu alt ist, als dass ihr Unterstützung bekommt. Dran bleiben, du schreibst von einer anderen Organisation.


    Die Idee mit der Box wo du immer wieder was reinschreibst ist echt toll. Das ist eine wundervolle Idee, die vielleicht auch von uns einer für sich anwenden kann.


    Das schreiben hier ist für uns alle wohl die beste Therapie, die wir bekommen können. Einfach von Betroffenen für Betroffene. Wir können uns so gut verstehen, weil wir alle den gleichen Schmerz erleben müssen.


    Schreib dir immer und allezeit von der Seele was dich bedrückt. Dieses ewige Auf und Ab der Gefühle ist tatsächlich sehr Kräfte raubend. Das sind die Wellen--- ich nenne sie meist Tsunamis. Sie kommen völlig unerwartet aus dem nichts. Wir können nicht jeden Tag nur weinen, das sind scheinbar die "kleinen Erholungsphasen zwischendurch", denn sonst würden wir wohl verrückt werden.


    Liebe Carla, nun wünsch ich dir, dass ihr doch noch irgendwoher Hilfe bekommt. Ich drück dich ganz lieb.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Liebe Carla,
    das ist natürlich echt "blöd", dass die das am Alter der Kinder fest machen und nicht an der Situation, in der eine Familie ist. Ich hoff auch, es gelingt mit einer anderen Situation. Ansonsten: Wenn könntet ihr denn sonst für die erste Zeit um Unterstützung bitten? Vielleicht wäre es euch ja möglich für ein paar Wochen jemanden zu finden, der gegen Bezahlung für euch mitkocht und beim Putzen hilft...


    Das ewige Auf und Ab ist sicherlich anstrengend, aber wäre es nur ein "Ab" ohne jegliche Erholungsphasen dazwischen, dann wäre das nicht aushaltbar. Und die Schmerzwellen sind einfach "Arbeitsphasen", die eben nötig sind, um den Verlust zu bearbeiten und schlussendlich auch zu bewältigen!
    AL :24:
    Christine