Somewhere over the rainbow...

  • Hallo liebe Mitglieder,


    auf Vorschlag eines Forumsmitglieds möchte ich meine Geschichte mit euch teilen.


    Am 8. Juni ist mein Vater gestorben.
    Ganz plötzlich, einfach so... so wie er es sich immer gewünscht hat.
    "Wenn ich sterben muss, und mir aussuchen kann wie, dann möchte ich auf den Berg gehen und tot umfallen".
    Das wurde ihm so erfüllt.


    Nun, der Schock und die Trauer sind immer noch groß, das brauch ich euch nicht zu erzählen.


    Was ich erzählen möchte, ist die Geschichte von den Regenbogen...


    Am Freitag, den 10. Juni war die Beerdigung. Ich habe eine schöne Karte gekauft, wo ich ihm noch ein paar letzte Worte hineinschreibe. Dann habe ich Spielkarten gekauft, die "Kriten" (jeder der Watten kann, weiß was das ist) raus gesucht, und mit in den Brief getan. Das war eines seiner Hobbies, und ich dachte einfach, die kann er brauchen.
    Und dann saß ich da. Was schreib ich jetzt?


    Mein größtes Hobby ist Musik. Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Und mein Vater war Musikant. Also - ein Liedtext muss her.
    Und ganz spontan kam ich auf: Somewhere over the rainbow. ("Birds fly over the rainbow, why then, oh why can't I?")


    Ich hab ihm den ganzen Text reingeschrieben, und drunter noch: Du kannst doch nicht einfach so ohne ein "Tschüss" abhauen, du Quatschkopf! (Quatschkopf war immer sein Wort für alles, da gab's kein A-Loch, Schaf, Kuh, Miststück, Trottel usw, einfach nur den Quatschkopf.)


    Und als ich dann am Grab stand, und ihm den Brief auf den Sarg gelegt hab, hab ich gesagt: Wenn du mich hören kannst, dann schick doch ein paar Regenbogen...


    Nun, das Wetter im Juni habt ihr alle mitbekommen? Die Regebögen (so ca. 20?) habt ihr auch gesehen? *soifz*


    Ende Juni dann, dacht ich mir: So schönes Wetter, das wars wohl mit den Regenbögen... Was kam ihm Radio? Richtig, somewhere over the rainbow.


    Ich bekomme jede Woche einen schönen Spruch von einer Bekannten, mit einem passenden Bild im Hintergrund. Was war am Montag nach dem Todestag auf dem Bild? Überraschung, ein Regenbogen.


    Also ich das erste Mal wieder ausging, hatte ein Mädchen einen Pulli mit einem Regenbogen drauf an.


    Der Drink des Monats Juli in einem Lokal war der "Rainbow" (keine Ahnung was das ist.)


    Ich komm nach Hause, geh ins dunkle Wohnzimmer, nur die Lichter von DVD-Player (grün), Sat-Receiver (blau) und Fernseher (rot) leuchten auf den Boden. Fast ein Regenbogen, im ersten Moment.


    Und so geht das tagtäglich weiter...


    Ich muss sagen, mir ging es richtig schlecht, die ersten Tage. Richtig mies, ich war im Krankenstand wegen Nervenzusammenbruch usw. Und am Sonntag abend sitz ich vorm PC, schau zum Fenster, denk mir "komisch", steh auf, schau raus - da war er. Der erste "echte" Regenbogen - 9 Tage nach der Beerdigung.
    Und von diesem Moment an ging es mir irgendwie gut. Ich hab mich soooo gefreut über diesen blöden Regenbogen, ich hab ihn fotografiert, natürlich. Ich wusste von da an, das mein Vater noch da ist, und das er an uns alle denkt (auch meine Schwester kriegt immer wieder Regenbögen!) und so versucht, Kontakt aufzunehmen :)


    Also, egal was passiert, man kann es nicht ändern. Aber wenn man kleine Dinge hat, an denen man sich festhalten kann, auch wenns nur eine Naturerscheinung ist, dann geht es einem gleich viel besser.


    Vielleicht liest das jemand, der grad ganz traurig ist, weil er jemanden verloren hat. :24: Schau doch mal raus in die Natur, überall sind Regenbögen, mein Papa hat das weiter gesagt ^^


    Liebe Grüße, Gudrun
    PS: Oben, wenn man hier etwas schreibt, ist neben "Schriftart, Schriftgröße" usw ganz rechts ein Feld zur Farbauswahl. Das ist dann der viereckige Regenbogen. :thumbsup:

  • Hallo !
    Sei willkommen hier,and somewhere over the rainbow !


    Ich steig ins Auto und höre somewhere over the rainbow,oder sein lied apologize,sie sind bei uns unaufdringlich,aber da.
    Es ist leider alle so.wir können es nicht ändern,aber wir müssen damit leben.


    Alles Liebe Chrisu ?( :24:

  • Liebe Gudrun,
    herzlich willkommen hier. Schön, dass du zu uns gefunden hast.


    Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Als ich meinen Mann vor 109 Wochen verlor, hatte ich es mit Schmetterlingen wie du mit den Regenbögen. Ich liebe diese possierlichen Tierchen schon mein ganzes Leben lang. Leider sah ich sie jahrelang extrem selten. Als dann aber mein Willi einfach so mitten in der Nacht ohne Vorwarnung starb, kamen danach viele viele viele solch wunderbaren Geschöpfe meines Weges. Man sagt ja, dass diese Tierchen Jenseitsboten seien.... daran halte ich mich fest. Auch heuer, also 2 Jahre später tanzen immer wieder Schmetterlinge um mich herum, wenn ich mit meinen Hunden meine Runden drehe.


    Bitte erzähl uns doch von deinem Vater, wenn du das schaffst. Lass uns gemeinsam den Weg der Trauer gehen. Hier ist immer jemand, der dir zuhört.


    Liebe Grüße
    Michi

  • Liebe Gudrun,


    herzlich willkommen hier bei uns im Forum! Der plötzliche Tod kann man immer von zwei Seiten sehen, wie Du es in Deinem Beitrag beschrieben hast. Auf der einen Seite gibt es keine Leidenszeit und passiert vielleicht so, wie es sich derjenige schon gewünscht hat und auf der anderen Seite erwischt er die Angehörigen völlig überraschend und entsprechend groß ist auch der Schock und die Schwierigkeit, den Tod zu realisieren. Darf ich fragen wie alt Dein Vater gewesen ist und was die Todesursache war?


    Die Geschichte mit den Regenbögen ist wirklich sehr schön!


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hallo,


    danke für die Liebe Begrüßung =)


    Mein Vater ist 72, also eigentlich zu jung zum Sterben.


    Was er hatte? Nun, man sagt, eine Embolie.


    Bei uns gehen Mittwochs immer einige Rentner zusammen Wandern, und mein Vater und meine zwei Onkel sind auch dabei.
    Und an dem Mittwoch (da war sowieso von morgens weg schon alles komisch, kennt ihr das?), sind sie auf eine kleine Alm, da geht man vielleicht eine halbe Stunde? Also nix weltbewegendes eigentlich.
    Und meine Onkel haben mir das Ganze so erzählt:
    Sie gingen los, und der eine sagt zum Anderen noch: Schau mal, der Adolf geht heute aber gut (Adolf ist mein Vater).
    Mein Vater hatte Probleme mit den Venen, von daher hatte er ab und an Probleme mit dem Gehen, aber nichts tragisches.
    Und ein kleines Stück weiter oben haben sie dann gewartet, bis die anderen auch kommen.
    Mein Vater sagte: Heute haben wir aber schon Glück mit dem Wetter, oder?
    Irgendwer hat wohl mit "ja" geantwortet, und auf einmal hat es "boing" gemacht und er lag da.
    Sie sagen, er war zuerst tot, und dann ist er umgefallen. Keine Abwehrhaltung der Hände etc.
    Mein Onkel Hans hat dann erzählt, er hat sofort nach dem Puls gefühlt, aber da war schon nichts mehr. Und jemand hat dann die Rettung gerufen und zusammen haben sie versucht ihn wiederzubeleben - vergeblich.


    Währenddessen war ich zu Hause mit meiner Mutter beim Tapezieren.
    Wir haben eine kleine Zimmervermietung, und im Frühstücksraum war ein Stück Tapete hin, und das haben wir neu beklebt.
    Sagt sie: Hmm, heute sind wir allein, Adolf am Berg, du hast Urlaub, lass uns nach St. Johann zum Hofer fahren.
    Gesagt getan.
    EIGENTLICH wollte ich mit meiner Freundin Monika wandern gehen, aber wie's der Teufel will, genau an dem Tag hatte ich keine Lust...
    Also fuhren wir los, gingen einkaufen, usw. Und so um halb zehn hab ich mich dann mal über das Wetter gewundert (das war ungefähr der gleiche Zeitpunkt als mein Vater sagt: Wir haben Glück mit dem Wetter)
    Beim Nachhause fahren bimmelt mein Handy, meine Schwiegermutter.
    "Du, die Gerti sucht dich, wo seid ihr?"
    Hab dann gefragt wer die Gerti ist (vom Krisen-Interventions-Team, das weiß ich jetzt auch...), sie wusste aber nicht warum diese Frau mich sucht.
    Fünf Minuten später bimmelt das blöde Ding wieder, meine Schwester.
    "Du, der Onkel Willi hat angerufen, was daheim los ist, wo seid ihr?"
    Der hab ich dann erklärt, das wir shoppen waren, und auf dem Heimweg sind. Aber auch die wusste noch nicht was passiert war. Sie dachte nur, das mit Mutter etwas ist, weil Onkel Willi sie extra anruft.


    Dann haben wir uns ein wenig gewundert, bis meine Mutter auf einmal sagt: Ich versteh ja viel, aber warum ist Willi nicht mit den anderen am Berg?


    Da hab ich mir dann schon gedacht, das etwas passiert ist (aber doch nicht so etwas...).
    Hab aber natürlich nix gesagt, weil Mama ja beim Auto fahren war, nicht das die mir in den Graben fährt oder sowas.


    Zu Hause angekommen stand ein Auto neben dem Haus, und ich sag noch: Ach, der Willi wird Besuch haben und wollte sicher nur fragen ob er dieses Auto bei uns parken darf.


    Dann sind wir rein gegangen, und ich bin erst mal hoch in meine Wohnung auf die Toilette, und als ich wieder runter kam, sah ich Onkel Willi im Hausgang stehen und eine rote Jacke (Rettung) in die Küche gehen.
    Das ist der Moment den ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde.
    Ich geh die Treppe runter und schau ihn an, und irgendwie weiß man in dem Moment, das jetzt was Krasses kommt. Aber doch nicht so krass.
    Und er legt seine Hand auf meine Schulter und sagt: Du musst jetzt stark sein, der Papa ist tot.


    Ich hab gar nix geantwortet, der Mund stand mir offen, bis ich ein "warum" heraus gequält habe.
    Als ich in die Küche sah, der nächste Schock, meine Mutter sitzt mit zwei roten Jacken (das Krisen-Interventions-Team) am Küchentisch und sagt immer: Was ist denn los? Es muss doch was passiert sein, warum wärt ihr sonst hier? Was ist denn passiert?
    - Sie wusste es noch nicht...
    Bis sie plötzlich sagte: Was ist denn los? Ist es vorbei? Und die Frau (Gerti) sagte dann "Ja, es ist vorbei".


    Ich bin dann rein, hab sie in den Arm genommen, klar.


    Und diese zwei Leute, ich bin ihnen heute noch höchst dankbar, haben sich den ganzen Nachmittag um uns gekümmert (Pfarrer, Gemeinde, Bestatter...)


    Dann kam erst der schwierige Teil, mein Mann kam vom Arbeiten nach Hause, sieht die Rettung, sieht schon ein Foto von meinem Papa am Tisch liegen und fragt: Was isn los? Natürlich war auch er sehr geschockt, er hatte ein super Verhältnis zu seinem Schwiegervater.


    Der nächste schwierige Teil kam, als die zwei zu mir sagten: Gell Gudrun, du rufst deine Schwestern an.


    Was? Wie? ICH? Warum ich???


    Gut, dann mach ich das halt. Erst die eine angerufen, der erste Satz war: "Ge du spinnst wohl!!!" und dann hat sie geweint, und sie sind auch dann am Nachmittag zu uns gefahren.
    Die andere angerufen, mit dem Bitten und Betteln "heb nicht ab, sei nicht daheim, sei in der Arbeit, heb nicht ab..." - "Hallo?" - Mist... Dann hab ich es ihr auch erzählt, ihr erster Satz war "Ge du spinnst wohl!!!!" und dann hat sie gar nichts mehr gesagt außer "Ich weiß echt nicht was ich jetzt sagen soll..." und "Ja dann müssen wir wohl nach Österreich fahren" (Sie wohnt in Holland)


    Sie haben sich dann noch gegenseitig angerufen um zu klären ob ich das jetzt ernst meine oder ob das ein blöder Scherz ist, war es aber leider nicht.


    Der Tag ging dann relativ schnell vorbei, erst haben wir eben Fotos für die Parte gesucht, Dokumente usw.
    Dann sind wir auf das Gemeindeamt gefahren, und immer waren die zwei vom Krisen-Team dabei, total super.
    Wir sind zum Pfarrer, eine Beerdigung ausmachen, und die Gerti hat dann noch den Bestatter angerufen, das er zu uns kommt.


    Als wir dann daheim waren, war meine Schwester samt Familie schon da, dann wurde erst mal schon wieder geweint. Dann kam auch bald schon der Bestatter, zum Glück war sie da, alleine hätten wir das glaub ich nicht mehr geschafft.


    Sie hat noch einen wunderschönen Spruch für die Parte ausgesucht: Viele Wege führen zu Gott, einer über die Berge.
    Passender gehts nicht. (Papa hat auch mal gesagt: Was soll ich in der Kirche, auf dem Berg bin ich Gott viel näher)


    Nachmittags sind wir dann noch zum Blumenladen und in ein Gasthaus, um den Leichenschmaus zu reservieren.
    Dann war abends Kirche angesagt, danach haben wir uns dran gemacht für den Pfarrer einen Lebenslauf für die Beerdigung zu gestalten.


    Am nächsten Abend wieder Kirche, dann kam auch meine Schwester aus Holland samt Familie.


    Am Freitag war die Beerdigung, Wahnsinn, so viele Menschen, das kann man sich nicht vorstellen.


    Donnerstag hätte ich von der Firma aus noch einen Erste-Hilfe-Kurs gehabt, aber den hab ich beinhart geschmissen, das hätt ich wohl nicht gepackt. Ich bin am Vormittag zur Chefin und hab ihr alles erzählt, und es war natürlich gar kein Problem.


    Und dann, dann kam die Zeit, in der du versuchst, zu verstehen was passiert ist.
    Das ist natürlich heute auch noch so, es ist ja erst ein Monat her.


    Du sitzt vor dem Haus, die ganze Familie da, wunderschönes Wetter, und du wartest bis Papa sagt: Sollen wir Grillen?
    Du sitzt da und wartest, bis er um die Ecke kommt, in Berg-Kleidung, weil er wandern war. Aber da wartest du lange...
    Du schaust in die Küche, auf seinen Platz, wo er immer saß und Kreuzworträtsel gelöst hat. Er ist leer.
    Du kommst abends vom Arbeiten heim und wartest bis Mama sagt: Geh bitte leise rauf, Papa schläft schon. Nein, du kannst jetzt Lärm machen, niemand schläft.
    Wenn Mama fragt, was soll ich kochen, kann ich jetzt sagen "Kasspatzl, Pizza, Käsekrainer, Cordon Bleu, Lasagne..." - er mochte keinen warmen Käse. Ich krieg nicht mehr zur Antwort: Ge, du weißt genau das Adolf das nicht mag. Jetzt kommt: Oh, lecker, gute Idee.
    Du kannst einfach mit Mama einkaufen fahren, weil sie nicht mehr erst schauen muss ob das Auto überhaupt da ist.


    Und dann gibt es Tage wie gestern... Wunderschönes Wetter, auf einmal Regen, und das Wetter ist so komisch das du drei Regenbögen hintereinander siehst... Gestern abend um 9 Uhr schau ich dann nochmal zum Fenster raus. Weltuntergangsstimmung. Schau in den Himmel, eine dunkelgelbe Wolkenwand, gehagelt hatte es schon - mittendrin wieder ein Regenbogen. Ja, gestern hab ich vier gesehen.
    Und ich bin jetzt an dem Punkt angelangt, wo mir jeder Regenbogen weh tut. Ich kann mich nicht mehr freuen, so wie am Anfang. Auch wenn es schön ist, ein Zeichen von ihm zu erhalten. Aber es tut weh zu wissen, das ich außer den Regenbögen nichts mehr von ihm sehen werde.


    Gudrun

  • Liebe Gudrun,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im FOrum. Deine Geschichte hat mich sehr sehr berührt. Ich will Dir meine aufrichtige Anteilnahme ausssprechen.
    Ich glaube ich kann Dich auch recht gut verstehen, ich habe leider auch meinen Papa vor vielen Jahren verloren. Er ist sehr sehr krank gewesen.
    Leise liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Liebe Gudrun,


    auch von mir noch ein liebes Willkommen hier im Forum. Es tut mir sehr leid, daß auch du deinen Papa verlieren mußtest.


    Du hast so recht - man freut sich über ein Zeichen .....aber genausosehr schmerzt es auch.
    Ich habe heuer zum Geburtstag einen Regenbogen "bekommen", so leuchtend, wie ich noch nie einen gesehen habe. Und konnte das erste Mal das "Ende des Regenbogens" sehen. Es war wunderschön, ich hab mich gefreut, aber ....


    Viel Kraft für diese schwere Zeit und alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Herzlich Willkommen in unserer Mitte, liebe Gudrun. :24:
    Du hast uns eine anrührende Geschichte erzählt- Deine und die Deines Papas.
    Ich freue mich auch immer, wenn ich einen Regenbogen sehe.

    Eine Stimme die so vertraut war, schweigt.


    Ein Mensch, der immer da war, ist nicht mehr


    Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,


    die niemand nehmen kann.




    Susanne

  • Hallo,


    danke nochmal für die lieben Begrüßungen.


    Juttap, das Ende des Regenbogens konnte ich neulich auch sehen...


    Ich sag (im Auto) zu meinem Mann "Schau doch mal, da, das sieht aus als hört der Regenbogen da hinten auf, beim..."
    Er: "...Rafingcenter... Da haben wir das letzte Mal zusammen Holz geholt"
    Ich: "Echt? Wann"
    Er: "Ja neulich, den letzten Rest vom Hochseilgarten"


    Und er hatte Recht... Papa hat mitgekriegt das wir das vom Auto aus sehen können, und hat an diesen speziellen Platz einen Regenbogen hingemalt...


    ;(


    LG Gudrun

  • Hi Gudrun,


    danke für Deine ausführliche Schilderung! So ein Geschehen ist immer traumatisch - beim plötzlichen Tod ist es immer so - für die Angehörigen umso schmerzhafter, für den Betroffenen besser als ein langes Leiden - so wie die Kollegen Deines Vaters die Situation beschreiben, muss es ein ziemlich massives Gerinnsel oder eine ziemlich massive Blutung gewesen sein, wenn er sofort das Bewußtsein verloren hat. So habe ich vor 10 Monaten meinen Taufpaten verloren, der dann auf dem Berg abgestürzt ist - aber auch er machte keine Abwehrbewegungen, bzw. ist vorher ohne Bewußtsein gewesen!


    Hast Du Deinen Vater nochmal gesehen?


    Alles Liebe,
    Markus

  • Hallo,


    ja, es ist besser für ihn "einfach so" zu sterben, als lange leiden zu müssen, da sind wir uns alle einig.


    Nein, ich hab ihn nicht noch mal gesehen. Meine Schwester ist noch mal in die Leichenhalle um ihn zu sehen, aber ich bin erst rein als der Sarg wieder geschlossen war. Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie er war.


    Und mein letzter Moment mit ihm *lach*
    ...ich saß bei Mama in der Küche, und sie fragt: Kannst du mir den Fliegenfänger aufhängen? (Diese langen klebrigen Bänder)
    Ich meinte, ich rauch noch schnell meine Zigarette fertig.
    Papa sagte: Das kann ich doch auch machen.
    Steigt auf den Stuhl, hängt das Ding an die Decke, steigt vom Stuhl runter, guckt auf die Uhr, geht zur Tür raus - und kommt nie wieder...


    LG Gudrun

  • liebe gudrun,
    natürlich sind wir froh, wenn unsere lieben schmerzfrei gehen dürfen.... aber wir hinterbliebenen kämpfen mit schock, trauer, angst und verzweiflung. ich kann das auch aus leidhafter erfahrung sagen. mein mann starb einfach so- mitten in der nacht unter meinen händen.


    man ist traumatisiert. das ganze zu realisieren und auch zu akzeptieren dauert lange. wie oft denk ich heut noch (nach über 2 jahren): muss willi fragen, wo das...????.... ist. das hat er sicher gut verstaut....(war erst heut wieder der fall) --- ja und dann kommt der keulenschlag ins bewusstsein, dass ich ihn nie wieder was fragen kann..... dein vater steht am berg - fällt um - und ist tot noch ehe er liegt. das gibts ja wohl gar nicht. das kann das köpfchen gar nicht realisieren. er war wohl gesund und munter. hat noch vorm weggehen den fliegenfänger montiert...


    liebe gudrun, ich wünsche dir von herzen die kraft, die du brauchst, um den schmerz zu verkraften. du bekommst so viele regenbögen serviert. so viele zeichen, dass dein vater da ist....


    ich wünsch mir auch immer ein zeichen, doch ich krieg nichts, das ich als zeichen werten könnte.....freu dich über die grüße von deinem papa.


    glg
    michi

  • ]Liebe Gudrun!


    Mein Lebenspartner ist am 10. Juni 2011, ebenfalls mit 72 Jahren am Berg an einem Herzinfarkt gestorben. Frisch und fröhlich und gesund habe ich ihn noch am Vorabend gesprochen. Am nächsten Tag ist er schon ganz bald in der Früh aufgebrochen ...und nicht mehr heimgekommen. In all dem Schock und Schmerz der darauffolgenden Stunden und Tage gab es nur einen einzigen positiven Aspekt: er ist so gestorben, wie er es sich gewünscht hätte: am Berg im vollen Glück und ganz plötzlich.


    Seither fühle ich mich, als hätte man mir ein Stück meines Herzens herausgerissen. Ich bin zwar nach außen halbwegs gefasst und "funktioniere", aber innen drinnen ist einfach nur riesengroßer Schmerz.


    Wie geht es dir? Alles Liebe Barbara

  • Hallo Barbara,


    na da haben wir ja fast was gemeinsam...


    Ich muss sagen, im großen und ganzen geht es mir eigentlich gut (außer das ich ne Grippe habe, aber das hat damit ja nix zu tun).


    Es war lange sehr schwer, weil meine Mutter, auf gut deutsch "verdrängt" hat, was passiert ist.
    Und vor zwei Wochen war ich ein paar Tage in Holland bei meiner Schwester, sie war also "allein" daheim (wir wohnen im zweiten Stock, mein Mann und ich).
    Und ich glaube, genau das hat mal passieren müssen, damit sie sieht, was los ist, weil seitdem ist sie ganz anders.


    Klar gibt es immer und immer wieder Momente, wo du dir denkst, kann er nicht einfach zurück kommen?
    So wie diese Woche, der plötzliche Kälteeinbruch. Mama und mein Mann wissen, wie man das Wasser heizt, aber keiner wusste, wie man das Haus heizt, das hat ja immer der Papa gemacht.
    Die Leute reagieren da auch immer so komisch drauf, wenn sie im Geschäft sagen: Bei euch ist es aber schon kalt... Und ich sage: Bei mir daheim ist es auch nicht viel wärmer, weiß ja keiner wie man heizt... Dann grinsen sie immer, bis ich sage: Das hat der Papa immer gemacht. (Aber das ist übrigens geklärt, Mama hat jemand kommen lassen, der es uns erklärt, es ist also warm, keine Sorge ;) )


    Vorgestern... Eine Bekannte hat mir auf Facebook ein Foto geschickt, wo sie zusammen drauf sind, und ich hab mich riiiiesig gefreut =) Was seh ich kurz drauf natürlich - einen Regenbogen. Haha, und ich saß unten bei Mama in der Küche, dreh mich um und sag: Hey sag mal, da sitzt der Papa die ganze Zeit vorm Haus und du sagst es mir nicht oder was!?!
    Erst hat sie mich etwas verwirrt angeschaut, weil sie meine Aussage nicht verstand, bis sie den Regenbogen gesehen hat ;)


    Barbara, wie geht es dir? Dein Text klingt so, als ginge es dir nicht so gut...
    Hast du jemanden zum Reden? Das ist oft ziemlich wichtig, einfach alles nochmal bequatschen, um es irgendwie zu "verstehen", auch wenn man es nie verstehen wird. Ich hab zum Glück meine Schwestern! *knuff*


    LG Gudrun

  • Liebe Barbara,


    herzlich Willkommen bei uns! Habe Dir jetzt mal einen eigenen Thread eröffnet (Klick hier, wenn Du uns mehr erzählen willst! Mein Göte ist auch vor einem Jahr zu einer Bergtour aufgebrochen und nicht mehr zurückgekehrt - der Gedanke, der Dich tröstet, ist mir nur allzu bekannt!


    Gudrun
    Die Geschichte mit dem Foto und dem Regenbogen hat mich Schmunzeln lassen! Danke!


    LG Markus

  • Hey ho,


    danke Linda, das freut mich das du an mich denkst ;)


    Wie es mir ergangen ist...
    Wir haben eingeführt, dass wir jeden Sonntag zum Friedhof spazieren um meinen Papa zu besuchen, das ist nett.
    Nur in der Saison jetzt dann haben wir am Sonntag auch im Geschäft offen, da wird sich das das ein oder andere Mal nicht ausgehen... Schade...


    Nur heute Nacht, beim Ausgehen, da geh ich an der Kirche vorbei, und sag zu einem Freund (Andy, du kennst ihn eh!):
    Das ist mein erster Geburtstag, an dem mir mein Papa nicht - nicht gratuliert.
    Er hat mir nie gratuliert, nur wenn er es zufällig mitgekriegt hat, anstandshalber halt.
    Und heuer geht nicht mal das...


    Ansonsten geht es mir ziemlich gut, die Zeit der Regenbögen ist vorbei, dafür seh ich überall Marienkäferchen ;)


    LG Gudrun :2:

  • hallo,


    deine geschichte hat mich tief berührt. ich habe es mit tauben. seit dem tod meiner tochter sitzt immer wieder eine taube vor unserem balkon im tannenbaum. morgens wenn wir auf den friedhof gehen kann es vorkommen das sie am kreuz der aufbahrungshalle sitzt.
    es ist für mich ein zeichen das sie da ist.


    ich finde es schön, das es etwas gibt, an das man sich hängen kann, macht die trauer leichter.


    komisch ist das auch mein großvater im selben jahr 2008 verstorben ist und es jetzt zwei tauben gibt.


    lg
    marion :022: