Hallo liebe Mitglieder,
auf Vorschlag eines Forumsmitglieds möchte ich meine Geschichte mit euch teilen.
Am 8. Juni ist mein Vater gestorben.
Ganz plötzlich, einfach so... so wie er es sich immer gewünscht hat.
"Wenn ich sterben muss, und mir aussuchen kann wie, dann möchte ich auf den Berg gehen und tot umfallen".
Das wurde ihm so erfüllt.
Nun, der Schock und die Trauer sind immer noch groß, das brauch ich euch nicht zu erzählen.
Was ich erzählen möchte, ist die Geschichte von den Regenbogen...
Am Freitag, den 10. Juni war die Beerdigung. Ich habe eine schöne Karte gekauft, wo ich ihm noch ein paar letzte Worte hineinschreibe. Dann habe ich Spielkarten gekauft, die "Kriten" (jeder der Watten kann, weiß was das ist) raus gesucht, und mit in den Brief getan. Das war eines seiner Hobbies, und ich dachte einfach, die kann er brauchen.
Und dann saß ich da. Was schreib ich jetzt?
Mein größtes Hobby ist Musik. Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Und mein Vater war Musikant. Also - ein Liedtext muss her.
Und ganz spontan kam ich auf: Somewhere over the rainbow. ("Birds fly over the rainbow, why then, oh why can't I?")
Ich hab ihm den ganzen Text reingeschrieben, und drunter noch: Du kannst doch nicht einfach so ohne ein "Tschüss" abhauen, du Quatschkopf! (Quatschkopf war immer sein Wort für alles, da gab's kein A-Loch, Schaf, Kuh, Miststück, Trottel usw, einfach nur den Quatschkopf.)
Und als ich dann am Grab stand, und ihm den Brief auf den Sarg gelegt hab, hab ich gesagt: Wenn du mich hören kannst, dann schick doch ein paar Regenbogen...
Nun, das Wetter im Juni habt ihr alle mitbekommen? Die Regebögen (so ca. 20?) habt ihr auch gesehen? *soifz*
Ende Juni dann, dacht ich mir: So schönes Wetter, das wars wohl mit den Regenbögen... Was kam ihm Radio? Richtig, somewhere over the rainbow.
Ich bekomme jede Woche einen schönen Spruch von einer Bekannten, mit einem passenden Bild im Hintergrund. Was war am Montag nach dem Todestag auf dem Bild? Überraschung, ein Regenbogen.
Also ich das erste Mal wieder ausging, hatte ein Mädchen einen Pulli mit einem Regenbogen drauf an.
Der Drink des Monats Juli in einem Lokal war der "Rainbow" (keine Ahnung was das ist.)
Ich komm nach Hause, geh ins dunkle Wohnzimmer, nur die Lichter von DVD-Player (grün), Sat-Receiver (blau) und Fernseher (rot) leuchten auf den Boden. Fast ein Regenbogen, im ersten Moment.
Und so geht das tagtäglich weiter...
Ich muss sagen, mir ging es richtig schlecht, die ersten Tage. Richtig mies, ich war im Krankenstand wegen Nervenzusammenbruch usw. Und am Sonntag abend sitz ich vorm PC, schau zum Fenster, denk mir "komisch", steh auf, schau raus - da war er. Der erste "echte" Regenbogen - 9 Tage nach der Beerdigung.
Und von diesem Moment an ging es mir irgendwie gut. Ich hab mich soooo gefreut über diesen blöden Regenbogen, ich hab ihn fotografiert, natürlich. Ich wusste von da an, das mein Vater noch da ist, und das er an uns alle denkt (auch meine Schwester kriegt immer wieder Regenbögen!) und so versucht, Kontakt aufzunehmen
Also, egal was passiert, man kann es nicht ändern. Aber wenn man kleine Dinge hat, an denen man sich festhalten kann, auch wenns nur eine Naturerscheinung ist, dann geht es einem gleich viel besser.
Vielleicht liest das jemand, der grad ganz traurig ist, weil er jemanden verloren hat. :24: Schau doch mal raus in die Natur, überall sind Regenbögen, mein Papa hat das weiter gesagt
Liebe Grüße, Gudrun
PS: Oben, wenn man hier etwas schreibt, ist neben "Schriftart, Schriftgröße" usw ganz rechts ein Feld zur Farbauswahl. Das ist dann der viereckige Regenbogen.