Jetzt auch noch mein Sohn

  • Liebe verwaiste Mamis,

    Ich lebe in letzter Zeit immer wieder in einem Gedankenkarussel, ich habe immer wieder meinen Sohn vor Augen wie niedlich er früher als Kleinkind war und wie er als Jugendlicher war. Mache mir Gedanken wie es passieren konnte und vor allem wann, daß er so eine schlimme Psychose entwickeln konnte. Frage mich habe ich was falsch gemacht, hätte ich es merken müssen, hätte ich irgendwas verhindern können. Frage mich warum hat er sich 2 Jahre nicht bei mir oder seiner Schwester gemeldet als es ihm körperlich so schlecht ging. Fragen über Fragen, die mir keiner beantworten kann und die mich immer wieder quälen. Kennt ihr dieses Gefühl etwas verpasst zu haben und sich Vorwürfe zu machen?

    Trotz allem was war, ich vermisse ihn so sehr.

    Ganz liebe Grüße Karin

  • Immerzu, Karin.
    Ich drücke sie weg, die Vorwürfe. Denn sie sind egal. Es ist zu spät. Ich bin eine von denen, die weiß, dass wir uns wieder sehen. Wir werden es dann bereden. Solange drücke ich es weg. Es hat keinen Sinn.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • ja, bei mir auch. Dehalb muss ich diese Gedanken bewusst hinten anstellen. Sie kommen hartnäckig immer wieder.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Karin, liebe Elster,

    oh ja, das kenne ich! Es plobt bei mir immer wieder auf. Ich sitze beim Frühstück oder beim Mittagessen und dann kommt es. " warum habe ich nicht den -Rettungswagen bestellt" , "warum habe ich ihn nicht in einer Klinik einfach angemeldet", denn ich habe ja gesehen, es ging ihm nicht gut. Ich darf da gar nicht drüber nachdenken, denn dann denke ich, ich werde verrückt. In den Zeitungen wird ja häufig über Krankheiten berichtet und was man in einem solchen Fall tun soll, diese Artikel kann ich nicht lesen, ich falle dann in ein Loch, weil ich dann sehe, was ich hätte tun können!! Es ist einfach alles furchtbar!

    Liebe Grüße Christa

  • Liebe Karin,


    wollte Dir noch schreiben, daß es mir ganz genauso geht mit dem Gedankenkarussel der Schuld und "Fragen über Fragen".

    Hätte ich nicht den Krankenwagen ein paar Minuten früher rufen sollen?

    Oder überhaupt an dem Tag früher aus der Arbeit kommen sollen, um früher nach ihm zu sehen? Er war erkältet...

    Hätte ich ihn zu mehr Vorsorge beim Arzt drängeln sollen?

    Vielleicht hätte ich ihn dann retten können...


    Es ist so furchtbar quälend. Und genau wie bei Dir: mein Verstand weiß: Es ist nicht meine Schuld. Bei einem 52jährigen mit Erkältungssymptomen hätte kein Mensch damit gerechnet, dass sich alles innerhalb weniger Stunden so derart verschlechtert dass er stirbt.

    Und doch erwarte ich von mir Übermenschliches: ich hätte es doch WISSEN müssen, ich hätte es doch SPÜREN müssen dass es diesmal anders ist...


    Manche Menschen haben mir erzählt oder geschrieben, dass sie glauben dass der Todeszeitpunkt vorherbestimmt ist. Dass es vollkommen egal ist, was man noch getan hätte, es wäre auf jeden Fall so gekommen.

    Manchmal hilft mir der Gedanke - auch wenn ich ihn nicht immer annehmen kann, weil es natürlich keinen Beweis dafür gibt.


    Aber vielleicht kann ja dieser Gedanke DIR helfen?

    Vielleicht auch nur manchmal... vielleicht bringt es Dir ein bisschen Erleichterung. Ich weiß wie schrecklich Schuldgefühle sein können.


    Alles Liebe

    Nora

  • Liebe Nora,

    Diese vielen Fragen und Gedanken drängen sich einfach auf, ich denke es liegt daran das man Mutter ist und egal wie alt ein Kind ist, es bleibt für uns Mütter immer unser Kind das man beschützen will, mein Sohn war 44.

    Ach es ist alles so unwirklich für mich.

    Liebe Grüße Karin

  • Liebe Regenschauer,

    Ich versuche auch wie du schreibst, nich daran zu denken, sonst würde ich in eine Depression fallen. Manchmal gelingt es mir und manchmal dreht sich halt das Gedankenkarussel doch und das macht mich dann völlig fertig. Zudem kommt halt noch das die Trauer um meinen Mann der letztes Jahr im März nach einer Coronainfektion plötzlich verstorben ist, noch sehr präsent ist. Das Herz ist voll mit Gefühlen.

    Liebe Grüße Karin