.... und die Welt dreht sich einfach weiter

  • für eure Anteilnahme. Am Mittwoch ist das Begräbnis. Nicht nur, dass ich mit der Urne meines Mannes konfrontiert werde, muss ich auch Leute ertragen, die ich beim besten Willen nicht sehen möchte, wie es nun einmal so oft bei einem Familienereignis dieser Art ist. :4:
    In der vergangenen Woche habe ich von zwei weiteren Todesfällen erfahren, die mich ziemlich berührt haben. Ein ehemaliger Nachbar von uns, zu dem wir leider schon ein paar Jahre keinen Kontakt mehr hatten, hat sich das Leben genommen. Außerdem verstarb der Alt-Obmann unserer Gartenanlage. Ich hatte zwar kein besonders enges Verhältnis zu ihm, aber ich kannte ihn von klein auf und habe als Kind öfters mit seinen Kindern gespielt, die ungefähr in meinem Alter sind. Heute habe ich auf dem Heimweg von der Arbeit seine Witwe getroffen. Ich drückte ihre Hand und sagte: "Ich weiß genau wie Sie sich fühlen und mehr werde ich dazu nicht sagen." Die Floskel "Herzliches Beileid" habe ich ganz bewusst vermieden. Sie umarmte mich mit Tränen in den Augen und bedankte sich. Dann haben wir noch eine gute dreiviertel Stunde lang geplaudert und als wir uns verabschiedeten lächelte sie und meinte: "Vielen Dank für den Plausch, das hat gut getan" und umarmte mich nochmals.


    Ein anderer Gartenkollege, der auch kurz vorbei kam versuchte mit der blöden Aussage "die Zeit heilt alle Wunden" zu trösten. Ich antwortete ihm ziemlich unwirsch: "Nein, sie heilt nicht, man gewöhnt sich nur an den Schmerz und lernt damit zu leben." All diese Ereignisse der letzten Woche haben schmerzliche Erinnerungen in mir hochkommen lassen und wie ich schon erwähnt habe, bin ich sehr aufgewühlt. Aber ich habe auch bemerkt, dass ich stärker geworden und gefestigter bin. Ich habe mein Leben so organisiert, dass es mir und meinen Kindern gut tut und ich mache nur das, was ich für richtig halte. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht voller Wehmut und Sehnsucht an ihn denke und oft genug fließen auch Tränen. Trotzdem fühlte es sich anders an als vor gut 15 Monaten. Das gibt ein wenig Hoffnung, dass der Rest meines Lebens nicht nur trostlos und kummervoll werden wird.


    Herzliche Grüße an alle von einer zur Zeit trotz allem recht optimistischen
    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

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    Zitat: Dschina


    Aber ich habe auch bemerkt, dass ich stärker geworden und gefestigter bin. Ich habe mein Leben so organisiert, dass es mir und meinen Kindern gut tut und ich mache nur das, was ich für richtig halte. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht voller Wehmut und Sehnsucht an ihn denke und oft genug fließen auch Tränen. Trotzdem fühlte es sich anders an als vor gut 15 Monaten. Das gibt ein wenig Hoffnung, dass der Rest meines Lebens nicht nur trostlos und kummervoll werden wird.


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    Liebe Dschina,
    das ist gut, dass Du nur machst, was Du auch für richtig haltest. Ich versuche das auch immer, wobei´s mir natürlich nicht immer gelingt.
    Ich will Dir alles alles Gute wünschen.
    Liebe Grüße sendet
    Josef

  • Nachdem es mir die letzten Wochen nicht wirklich gut ging, fühle ich mich zum Glück wieder besser. Der Tod meiner Omi hat in mir sehr vieles wieder aufgewühlt und die Beisetzung hat ihren Rest dazu beigetragen, dass ich ganz tief im Tal der Trauer versunken bin. Sie hat ihre letzte Ruhe im selben Grab gefunden, in dem auch die Urne meines Mannes beigesetzt wurde. Ich weiß, dass es für viele ein Trost ist, das Grab ihrer verstorbenen Lieben zu besuchen, aber für mich ist es einfach nur eine unvorstellbare Folter. :4:
    Die Gedanken flitzten durch meinen Kopf wie Wirbelstürme, Erinnerungen quälten mich auf Schritt und Tritt, Tränen flossen in Strömen. Ich hatte das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen. Dazu kam noch eine ordentliche Erkältung mit grausigem Husten. Wehmütig vermisste ich meinen "Krankenpfleger", der mich umsorgt und verwöhnt hätte.


    Nach fast drei verzweifelten Wochen habe ich mich wieder halbwegs gefangen. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich um meine Omi nicht so trauern kann, wie es ihr zustehen würde, weil ich noch dabei bin, den Verlust meines geliebten Goldstückes zu verarbeiten. :(


    Die Vorweihnachtszeit ist für mich leichter zu ertragen, als im Vorjahr, aber so richtig genießen kann ich sie noch immer nicht. Ich war sogar schon 2x auf einem Adventmarkt und für nächste Woche ist noch ein Besuch mit meinem Bruder und seiner Familie geplant.


    Ich wünsche euch allen eine ruhige, friedliche und möglichst schmerzarme Adventzeit
    Eure Dschina :24:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina


    Ich kann dich sehr gut verstehen, was das nicht trauern können um deine Omi betrifft. Mir geht es auch immer noch so mit meinem Schwiegervater. Er ist im Juni, also etwas mehr als 5 Monate nach Marco gegangen. Seine Beerdigung war der blanke Horror für mich. Er wurde im Urnengrab direkt neben Marco beerdigt. Während der Beisetzung und auch während der Trauerfeier war ich immer zurückversetzt in die Situation von Marco's Beerdigung ;( Gleicher Friedhof, gleiche Kirche, gleicher Sitzplatz, z.T. gleiche Lieder.... ;(


    Und es geht mir bis heute so, ich trauere immer noch so sehr um meinen Liebling, dass die Trauer um seinen Vater noch keinen Platz hat. Aber ich denke, dass dies in Ordnung ist. Wir haben wohl gar nicht die Energie, beide Fälle zu betrauern?!? Ich glaube auch, dass die "zurückgesetzten" uns das nicht übel nehmen. Auch hier gilt wohl der Grundsatz "ein Schritt nach dem anderen". Und vielleicht können wir wenn es so weit ist, auch anders (vielleicht sogar "einfacher") damit umgehen?


    Viele liebe Grüsse und eine weiterhin gute Adventszeit wünscht dir
    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Dschinha !


    Du bist schon in Ordnung so wie Du bist,ein grader Michl,mit dem Herz am rechten Fleck !!!! Mit diesen Charaktereigenschaften,sehe ich leider Deinen "Thron " sehr wackelig entgegen ! Es gibt leider viel viel bessere Kandidaten für dieses Amt ,da gehörst Du nicht zur Eliteauswahl,ich glaub ein " Amterl " weiter oben kommt da mehr in Frage !
    Spass beiseite,bitte habe kein schlechtes Gewissen bei Deiner Oma,sie hat Ihr Leben hoffentlich gut gelebt,es ist ja ganz etwas Anderes,als ein plötzlicher Tod ohne Vorwarnung,du trauerst genauso um sie,vielleicht ist es Dir nicht bewusst,aber es ist schwer zu beschreiben,mit Deinem Mann verbinden Dich zwei Kinder und ein Zusammenleben,eine andere Art eben.
    Indem Du ein schlechtes Gewissen wegen Deiner Oma hast,zeigst Du schon die Wertschätzung für sie und auch eine andere Art von Trauer und Liebe.
    Du bist schon in Ordnung,Du bist wie Du bist ein sehr autenthischer Mensch,zum Pferde stehlen !
    Du bist auf dem rechten Weg du nimmst Dein Schicksal an,und Deine wunderbare Tochter ist auch für Dich da !
    Auch Dein Sohn,ist stolz auf Dich bestimmt,Du kleiner "Highlander !-
    Bin froh bEuch zu kennen,und die Advendzeit schaffen wir schon !
    Alles Liebe Chrisu :24: :30: :24:

  • wann hören sie endlich auf, diese miesen, hintertückischen Trauerattacken, die völlig unerwartet aus dem Nichts unberechenbar über einen stürzen und in Schmerz und Tränen beinahe ertrinken lassen! X(


    Kaum hat man sich ein wenig gefangen und sieht ein Licht am Ende des Tunnels funzeln, schon findet man sich wieder als Häufchen Elend und weiß nicht, wie einem geschieht.


    Seufz, seufz und nochmals seufz

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Jetzt haben wir's zum Glück bald geschafft. Nur noch ein paar Tage und dann ist Weihnachten endlich vorbei. Eigentlich ist es schade, dass uns die Freude an diesem Fest genommen wurde, aber was will man von uns erwarten? ;( Die wehmütigen Erinnerungen an führere Zeiten reißen die Narben immer wieder auf.


    Am Sonntag hatte ich wieder meine "Krise" und konnte erst einschlafen, nachdem ich eine halbe Beruhigungstablette genommen hatte. In den nächsten Tagen ist noch einiges zu tun, wodurch ich abgelenkt bin und dann sind ja schon die Feiertage (falls am Freitag nicht doch die Welt untergeht ;) ).


    Für den Fall, dass ich nicht mehr dazukomme, im Forum zu schreiben, wünsche ich schon jetzt allen ein ruhiges und friedliches Weihnachtsfest und möchte alle, die es erlauben ganz fest :24:
    Alles Liebe wünscht Eure
    Dschina :30:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina!
    Ja, Weihnachten ist für die Trauernden immer eine schwere Zeit.
    Es fehlt immer wer, der ganz wichtig war an diesem Familienfest. Aber du bist tapfer und du bemühst dich für deine Kinder ein gutes Fest zu bereiten.
    Ich wünsche euch ebenfalls ein ruhiges und friedliches Weihnachtsfest.
    Alles Liebe
    Ingrid

  • Jeden Tag, schon beim Aufwachen, der selbe quälende Gedanke:
    Wieder ein Tag ohne dich.


    Ich werde ihn überstehen, wie die anderen zuvor,
    werde ihn füllen mit Arbeit und Alltag.


    Alles wird wie immer sein und doch ganz anders,
    ohne dich.


    Manchmal gelingt es mir, die Gedanken abzulenken,
    trotzdem sind sie immer bei dir.


    Und dann fällt es mir plötzlich wieder ein:
    Heute ist wieder ein Tag ohne dich. :13:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Warum musstest du gehen?
    Wir hatten doch noch so viel vor!
    Wir wollten gemeinsam unser Häuschen bewohnen ....
    Wir wollten gemeinsam noch viele tolle Urlaube machen ....
    Wir wollten uns gemeinsam die Welt ansehen ....
    Wir wollten gemeinsam spontane Schitage unternehmen ....
    Wir wollten gemeinsam in der Therme entspannen ....
    Wir wollten gemeinsam die Kinder erwachsen werden sehen ....
    Wir wollten gemeinsam das Leben genießen ....
    Wir wollten gemeinsam alt werden ....
    Jetzt bist du nicht mehr bei mir
    und ich bin einsam.


    :95:

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • "Mach doch dein Geschenk auf!"


    "Boah! Luftpolsterfolie!"


    "Aber da ist doch auch ein Fernseher."


    Plopp! Plopp! Plopp! Plopp!




    (hat mir mein Sohn geschickt, damit ich nicht so traurig bin) :D

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Ja, liebe Dschina, es ist echt traurig, wenn man den Text weiter oben liest.
    Wie viele schöne Dinge ihr noch gemeinsam machen wolltet?
    Ja zu Weihnachten spürt man das besonders stark, wie sehr der andere fehlt.
    Schön dass dich deine Kinder versuchen, etwas aufzuheitern.
    Wünsche dir dass du ein paar schöne Stunden zu Weihnachten im Kreise deiner Familie verbringen kannst
    Alles Liebe
    Ingrid2

  • Am 23. Dezember waren wir mit meinen Schwiegereltern essen und anschließend bei ihnen zu Hause. Meiner Schwiegermutter geht es sehr schlecht. Nicht nur, dass sie ihren über alles geliebten Sohn verloren hat, sie hat auch nichts und niemanden, um ihr zu helfen. Für meinen Schwiegervater ist das Thema erledigt und meine Schwiegermutter verkriecht sich daheim, spult ihren Alltag herunter und zieht sich völlig zurück. Ein paar Wochen vor Weihnachten hat der Arzt beginnende Alzheimer bei ihr diagnostiziert. Es müssen zwar noch ein paar Untersuchungen gemacht werden, aber es sieht ganz danach aus. X( Trotz alldem hat ihr der Nachmittag mit Familie gut getan.


    Am 24. Dezember feierten meine Kinder und ich bei meinen Eltern. Mutti hat aufgekocht: Gänsebraten mit Rotkraut und Serviettenknödel. Köstlich! Anschließend gab es noch Mehlspeisen. Nach Bescherung und einem Flascherl Wein rollten wir nach Hause, wo es für meine Kinder nochmals eine kleine Bescherung gab. Dieses Jahr habe ich mich erweichen lassen und einen Christbaum aufgestellt. Es war ein komisches Gefühl, ihn ganz alleine zu schmücken. Nächstes Jahr müssen mir die zwei helfen, oder es gibt wieder keinen.


    Am 26. Dezember kamen meine Großeltern zu Besuch - mittlerweile 90 und 97 Jahre alt. Ich habe hier ja schon einmal anklingen lassen, dass ich die beiden sofort, auf der Stelle, ohne mit einer Wimper zu zucken gegen meinen Mann eintauschen würde. Es tut einem in der Seele weh zusehen zu müssen, wie sich die beiden alten Leute durch's Leben kämpfen müssen, falls man das noch als "Leben" bezeichnen kann. Ich hoffe, ich muss niemals so "dahinvegetieren".


    Donnerstag und Freitag durfte ich zum Glück wieder arbeiten gehen, aber Freitag Abend düsten wir zu meinem Bruder und seiner Familie. Dort gab es großes Familienhalligalli beim Fondue. Anschließend spielten wir mit den Kindern (12, 9 und 4) "Spiel des Lebens" und "Activity". Um 3 Uhr früh plumpsten die letzten erschöpft ins Bett. Samstags hängten wir faul herum, schauten Schirennen und Vier-Schanzen-Tournee und nach dem Abendessen fuhren wir heim.


    Alles in allem habe ich die Weihnachtsfeiertage recht gut hinter mich gebracht. Es gab viel weniger Tränen als im Vorjahr, obwohl mir mein Mann nach wie vor unbeschreiblich fehlt und wir oft über ihn gesprochen haben.


    Den heutigen letzten Tag im Jahr werde ich mit meiner Tochter ganz gemütlich zu Hause verbringen, wahrscheinlich mit viel Fernsehen. Mein Sohn ist mit Freunden unterwegs. Dabei werde ich oft an unseren letzten gemeinsamen Silvester denken, den wir auch daheim verbrachten. Mein Mann hatte damals Dienst und kam um ca. 20 Uhr heim, wo wir schon mit dem Fondue auf ihn warteten. Wir hatten sehr viel Spaß. Sogar der Freund meines Sohnes, der bei uns zu Besuch war, meinte, dass er noch nie ein so lustiges Essen erlebt hatte. Anschließend knotzten wir uns vor den Fernseher und um Mitternacht stießen wir auf unserer Terrasse mit Sekt und Sekt-Orange an und bewunderten die ringsum stattfindenden Feuerwerke. Mein Sohn und sein Freund durften im Garten ein paar Feuerwerkskörper abschießen. Es war kein aufregender, überwältigender Jahreswechsel, sondern ein wunderbar familiärer - das macht ihn für mich so besonders. Daran werde ich mich heute immer wieder erinnern und darüber weinen, dass es nie wieder so sein wird. (Ich heule jetzt schon :13: )


    Ich wünsche allen einen angenehmen Rutsch ins neue Jahr und alles Liebe und Gute für 2013.


    Eure Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Liebe Dschina,


    Ich wünsche dir auch alles liebe für 2013.
    Es ist so wie du sagst, mir fehlt auch nicht das aufregende, mir fehlt der sichere und geborgene Alltag so sehr. Einfach ganz normal zusammen leben.
    Zu wissen,man ist nicht allein.
    Deine mitheulende Akelei

  • ...und doch scheint ihr alle so stark zu sein. Ich nehme mir an euch ein Beispiel. Rein in den Alltag, weiter machen. Die Herausforderungen annehmen. Viele Freunde und Bekannte haben mir gratuliert, dass wir die in ihren Augen schwierigste Zeit, überstanden haben und ich finde, sie haben recht. Es ist wieder ein kleiner Schritt getan.
    In diesem Sinne wünsche ich euch von Herzen viel Kraft für die weiteren kleinen Schritte.