• Hallo liebes Forum!


    Lese schon einige Zeit bei Euch mit und einige Beiträge könnten von mir sein, weil sie genau das widergeben, was ich denke und fühle. Habe vor sieben Monaten meinen lieben Mann durch einen Unfall verloren. Fange aber erst jetzt langsam an das Ganze zu realisieren und es tut einfach so verdammt weh. Würde mich gerne öfter zurückziehen und meinen Tränen freien Lauf lassen. Muss aber für meine Tochter stark sein, denn meine Tränen würden sie sehr traurig machen. Denke mir oft, wie ich das bloß schaffen soll. Dazu kommt die Angst vor dem alleine sein und die Angst vor der Zukunft.


    Bin froh dieses Forum gefunden zu haben. Die meisten Menschen in meiner Umgebung sind zur Tagesordnung übergegangen und tun so als ob nichts passiert wäre. Manche sogar (auch ehem. gemeinsame Bekannte von uns) haben sich von mir zurück gezogen. Hier glaube ich finde ich viele denen es gleich ergeht und einen verstehen. Schicke Euch einen leisen Gruß
    Mani

  • Liebe Mani


    Es tut mir so leid, dass du deinen Mann verlieren musstest, meine aufrichtige Anteilnahme.


    Ich kann dich so gut verstehen, ja es tut unglaublich, ja unbeschreiblich weh, den geliebten Schatz hergeben zu müssen. Es ist sehr schön, dass du den Weg zu uns in dieses Forum gefunden hast, sei herzlich willkommen! Hier haben immer viele Menschen ein offenes Ohr für deinen Schmerz, und es verstehen dich alle. Schreib wann immer du möchtest und was immer du möchtest.


    Auch dass das Umfeld in den Alltag übergeht kenn ich. Bei mir ist der Verlust zwar erst zwei Monate her, aber auch ich spüre, dass es für die anderen je länger je schwieriger wird zu verstehen, dass es für uns den "normalen" Alltag nicht mehr gibt. Aber ich denke das ist normal, weil sie ja nicht an unserer Stelle sind und nicht nachvollziehen oder fühlen können, was wir fühlen... Wie auch, sie müssen es nicht durchmachen... Wir hier verstehen sich dich sehr gut, du bist nicht allein!


    Ich schicke dir viele warme und liebe Gedanken aus der Schweiz zu, und wenn ich darf, umarm ich ganz sanft :30:


    Sandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Liebe Mani!!!
    sei Herzlichst Willkommen im Forum!
    meine tiefste Anteilnahme zum zu frühen gehen deines geliebten Mannes


    hast geschrieben es war durch Unfall??


    Magst erzählen, Was geschehen ist???


    Ich wünsche dir sehr viel KRAFT
    und schreib Wann immer und Wie offt du magst und auch wirklich alles was dich belastet und das bedürfniss hast es loszuwewrden


    Ich kann dir aus erfahrung sagen,
    mir hat es seeeehr geholfen durch die dunkelstezeit hind durch, und tut es noch immer


    es ist immer wer DA und DU bist nicht ALLEIN
    uns verbindet unser schmerz zu unseren überalles geliebten Menschen!!!


    in liebe maki

  • Liebe Mani,


    ein ganz liebes Willkommen hier im Forum.
    Es tut mir sehr leid, daß du deinen geliebten Mann verlieren mußtest.


    Wie die anderen schon schrieben - hier bei uns bist du gut aufgehoben, darfst trauern wie und solange du es brauchst. Wenn du magst, begleiten wir dich gerne ein Stück auf diesem schweren Weg.
    Vielleicht kannst/magst du uns erzählen, was passiert ist? Oft tut es gut, das, was sich im Kopf im Kreise dreht, niederzuschreiben und so ein wenig "Struktur" in die "wirren Gedanken" zu bringen. - Hier ist immer jemand für dich da, der zuhört.


    Ich möchte mich Ariadnes Frage anschließen: wie alt ist denn deine Tochter? Ist sie noch zu klein oder könnt ihr vielleicht gemeinsam trauern?
    Weißt du - auch ich bin eine Tochter (wenn auch auf jeden Fall viel viel älter als die deine), die um ihren Vater trauert. Und ich weiß, wie weh es tut, die Mutti weinen zu sehen. Aber ich weiß auch, daß es uns immer besser geht, wenn wir das wieder einmal gemeinsam tun.


    Ich schicke dir ein großes Kraftpackerl und wenn du magst eine leise Umarmung
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Mani,


    auch von mir ein herzliches Willkommen und mein Beileid zum Tod von Deinem Mann.


    Auch bei mir sind es sieben Monate, seit mein lieber Putzi mich verlassen musste. Ich kann/will es auch oft noch nicht glauben.


    Besonders an den Tagen wie letzten Sonntag, da ist er vor genau einem Jahr ins Krankenhaus gekommen, wo dann ein Gallengangkarzinom festgestellt wurde. Dann Weihnachten, Silvester, der Geburtstag von unserem Sohn, alles ohne ihn.


    Ich weine auch vor meinen Kindern, es ist gut so, denn sie trauern ja auch, der Vater fehlt ihnen ja auch sehr. So weinen wir gemeinsam, eigentlich immer wieder.


    Unsere Tochter wohnt bei mir im gleichen Haus, wir sehen uns jeden Tag, aber sie bemerkt sofort, wenn es mir wieder einmal nicht gut geht und nimmt mich in den Arm, umgekehrt ist es genau so.........


    Auch wenn Deine Tochter noch jünger sein sollte, ich glaube nicht dass es ihr schadet, ganz im Gegenteil. Trauern ist Schwerarbeit, gemeinsam trauern bringt immer wieder etwas Erleichterung....man hilft sich gegenseitig damit.


    Ich wünsche Dir viel Kraft


    Alles Liebe


    Evi :24:

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Mani,
    Trauer gehört ja zum Leben dazu, sie ist keine Krankheit. Und wenn Kinder das lernen und an den Erwachsenen sehen, dass es dazugehört, nicht schlecht ist, sondern sogar erleichtert, dann lernen sie einen gesunden Weg mit Verlusten umzugehen. Du brauchst also nicht stark sein. Nur wenn du weinst, erkläre warum, dass sich deine Tochter auskennt.
    LG
    Ariadne

  • Herzlichen Dank für Eure lieben Worte. Sorry, dass ich mich so spät melde, habe mich aber etwas sammeln müssen und mich in Arbeit gestürzt, um mich etwas abzulenken. Das Haus auf Vordermann gebracht und die Gartenarbeit hat ja auch schon begonnen. Unter anderem habe ich auch wunderschöne Frühlingsblumen - die er so liebte - auf sein Grab gepflanzt. Der Frühling war für ihn die schönste Jahreszeit und er freute sich über jede Blüte. Zu Eurer Frage: Meine Tochter ist jetzt zehn Jahre alt und war Papa`s absoluter Liebling und umgekehrt. Ich werde den Tag nie vergessen (ein Tag vor der Zeugnisvergabe) als ich ihr sagen musste, dass ihr Papa tödlich verunglückt ist. Habe sie von Freunden von der Schule abholen lassen, da ich mich selber erst Mal ein wenig fassen musste und mich auf die Begegnung mir ihr vorbereiten musste. Von weitem hat sie schon aus dem Auto gewinkt und mir zugelacht und dann....


    Mein lieber Schatz hatte an diesem Tag frei und wollte mit dem Flieger eine Runde drehen. Vor seinem Start hat er mich noch angerufen und gesagt, dass heute so ein wunderschöner Tag sei und er sich schon auf uns freut, wenn wir nach Hause kommen. Eine halbe Stunde später erhielt ich bei der Arbeit einen Anruf, das etwas fürchterliches passiert sei. Ich fragte sofort in welchem Krankenhaus er wäre, habe ja wirklich nicht damit gerechnet, dass.....


    Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich ihn für immer verloren habe und das Schlimmste ist, dass ich nicht mehr zu ihm durfte. So bin ich einige hundert Meter von der Absturzstelle entfernt gesessen und konnte nicht bei ihm und für ihn sein. Die Bergung dauerte ja Stunden: Anreise Sachverständige etc. So war er völlig alleine und das wollte sein. Man hat mich dann vertröstet, dass ich bei der Bestattung dann noch zu ihm darf, aber auch dieses Versprechen wurde mir nicht erfüllt! Damit werde ich wohl immer zu kämpfen haben. Habe dann aber den ganzen Tag in der Aufbahrungshalle verbracht. War es für Euch auch so wild, das erste Mal den Sarg zu sehen? und vor allem mit meinem Kind in diese Halle zu gehen war für mich ganz wild.


    So, habe jetzt wohl einen ganzen Roman verfasst. Ich grüße Euch und schicke Euch ein Lichtlein für Eure Lieben. Mani

  • Liebe Mani,


    das kann ich Dir sehr nachfühlen! Den Sarg in der Aufbahrungshalle sehen, die Verabschiedung und dann das Hineinschieben des Sarges in den Bestattungswagen und das Wegfahren desselben, war wohl auch bei mir das Allerschlimmste, wo ich geglaubt habe, mein Herz zerbricht daran......das ist so endgültig, nicht wahr?


    Daß Du Dich von Deinem Robert selber nicht mehr verabschieden konntest, ist sehr traurig, hatte aber sicher triftige Gründe. Du hast sicher ein nettes Foto von ihm. Stell es vor Dir auf und rede mit ihm, erzähle ihm, dass es Dir nicht gut geht. Du hast ihn sicher auch früher schon mal gefragt, wie soll ich dies oder das machen. Tu das jetzt auch, ich bin mir sicher, Du bekommst die Antworten in irgendeiner Weise.


    Ich frage meinen Putzi auch oft noch, was hättest Du getan, oder wo hast Du das wieder versteckt, wenn ich etwas suchte, das nur er wußte. Ich habe bis jetzt immer alles gefunden oder richtig gemacht.


    Wie verkraftet Deine Tochter den Verlust vom Papa?


    Ich schick Dir ein dickes Kraftpacket :24:


    Alles Liebe


    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Evi!


    Danke für Deine Zeilen. Hab nicht nur ein Foto aufgestellt, sondern einen richtigen "Altar" aufgebaut. Auch all seine Sachen sind noch immer dort wo sie waren. Manchmal gehe ich in den Kleiderraum
    und rieche an seinen Sachen oder trage sein Rasierwasser.


    Du fragst, wie meine Tochter den Verlust verkraftet. Es ist schwer zu sagen. Nach außen hin ist sie sehr tapfer. Ich glaube, dass sie meint, dass sie für mich stark sein muß. Wollte mit ihr
    schon zu einer Gruppe gehen, aber das will sie absolut nicht. Ich habe mir aber sagen lassen, dass es ganz wichtig ist, dass sie über Papa spricht und das tut sie oft. Auch sie hat in ihrem Zimmer
    einen Altar für Papa errichtet und für mich ein tolles Bild mit Papa auf einer Wolke sitzend gezeichnet auf das sie geschrieben hat: Für die beste Mama der Welt.


    Ganz wichtig sind für sie ihre Freundinnen und wie ich gehört habe, spricht sie mit ihnen auch viel mehr als mit mir über das Ganze.


    Seit dem Unfall schläft sie bei mir in Papas Bett und trägt auch seine Pyjamas. Früher hat sie öfters bei einer Freundin übernachtet, das tut sie seit dem nicht mehr. Ich glaube sie hat Angst, dass vielleicht
    auch mir etwas passiert könnte. Sogar wenn ich nachts Mal raus gehe, wird sie sofort wach und fragt mich wohin ich gehe. Habe ihr vor kurzem ein Hundebaby geschenkt. Das war glaube ich eine ganz
    gute Entscheidung. So haben wir etwas Leben im Haus und sie kümmert sich auch liebevoll um das Kleine.


    Wieviele Kinder hast Du denn und wie alt sind sie?


    Ganz, ganz liebe Grüße
    Mani

  • Liebe Mani,
    wer hat dir denn versprochen, dass du dich von deinem Mann verabschieden kannst und wer hat dann die Entscheidung getroffen, dass du nicht kannst/sollst/darfst ... ?
    Kinder oder Jugendliche sprechen oft nicht gern mit den Eltern über den Schmerz und die Trauer und wenden sich Gleichaltrigen zu. Sei es, weil sie die Eltern schützen wollen oder sich selbst vor dem Schmerz der Eltern, wenn sie mit den Eltern darüber sprechen. Es ist gut, dass sie Freundinnen hat, mit denen sie darüber sprechen kann. Darf ich nochmal fragen, wie alt deine Tochter ist?
    Schön, dass jede von euch ihren Gedenkaltar habt und auch schöne Erinnerungsrituale und -Objekte gefunden habt (Schlafanzug, Rasierwasser ...). Das ist ein Zeichen, dass ihr euch altiv mit dem Verlust auseinandersetzt und das ist schon mal eine gesunde Richtung, die ihr eingeschlagen habt.
    LG
    Ariadne

  • Liebe Mani!
    Das deine Tochter so reagiert ist in dem es bei uns auch der fall war "normal"
    es hat mich sehr berührt als ich laß das deine tochter nicht von deiner seite weicht, und munter wird wennst nicht da bist. Leider kenn ich es von meinem sohn der jetzt auch 10 jahre ist, ich war mit ihm zum Spieltherapeuten, es hat ihm sehr geholfen, spielerisch seine ängste und verlust zu bewältigen. auch mein sohn schlief und schläft noch immer bei mir/uns. mittlerweille habe ich ein gäste bett daneben hingestellt damit schön langsam ohne zu bedrängen ein wenig abstand aufgebaut werden kann. gib deiner tochter die zeit die sie braucht!!! ich habe aus meinen tiefs gelernt das unsere kinder "unbewusst" automatisch unsere rolle übernehmen, für die sie aber viel zu schwach sind. ich merke je stärker ich werde "nach 3 jahren" um so mehr könnnen sich meine kinder fallen lassen.
    Bitte schau auf dich ich wünsche dir sehr viel KRAFT und ein lichtlein wenn alles dunkel wird
    sei lieb umarmt :30: , maki

  • Liebe Adriane!


    Zu Deinen Fragen: Als es passiert ist war meine Tochter 9, inzwischen ist sie zehn Jahre alt. War auch nicht leicht, ihre erste Geburtstagsfeier ohne Papa. Überhaupt gab es bald nach dem Unfall
    viele Anlässe: Hochzeitstag, mein Geburtstag, sein Geburtstag und eben der Geburtstag unserer Tochter.


    Wer mir etwas verboten bzw. erlaubt hat, kann ich Dir leider nicht sagen. Es sind ja so viele Leute um mich herumgeschwirrt. Habe auch nicht wirklich viel mitbekommen, stand ja unter Schock
    und das Kriseninterventionsteam hat mich mit Valiumspritzen "ruhiggestellt". Das Team wollte auch mit mir nach Hause, um meiner Tochter die Nachricht zu überbringen. Hab mich aber dagegen
    entschieden, weil ich nicht wollte, dass sie das Unfassbare von fremden Leuten mitgeteilt bekommt. Und das war absolut richtig so.


    Liebe Maki!


    Vielen lieben Dank für Deine tröstenden Worte. Diese tun einem wirklich gut. Auch Dir eine Umarmung und ganz viieeel Kraft und Sonnenstrahlen.


    :2: an Euch Alle!!!!!


    LG
    Mani

  • Liebe Mani,
    ja der Schock, die vielen Leute, die herumgschafteln .... und das Valium war sicher auch nicht unbedingt gut. Aber ich finde es super, dass du die Nachricht deiner Tochter selber überbracht hast! Das ist sehr stark!
    :24: Ariadne

  • Hallo Mani,


    hab gerade deine Beiträge hier gelesen und wollte dir sagen, wie leid es mir tut, dass ihr so etwas Schlimmes erleben musstet. Besonders für die Kinder ist es ein sehr schwerer Schlag. Deine Tochter ist zwar schon ein paar Jahre älter als mein Sohn, aber um so bewusster ist ihr bestimmt der Verlust ihres Papas. Besonders, wenn sie ein so enges Verhältnis zueinander hatten. Ich habe auch schon festgestellt, dass mein Sohn (5 J.) mir gegenüber seine Traurigkeit verbirgt, weil er mich nicht belasten möchte. Er selbst findet es schrecklich, wenn ich weinen muss. Deshalb vermeide ich es inzwischen, wenn möglich. Alle sagen, dass es gut ist, wenn man die Trauer zusammen rauslassen kann, aber Johannes leidet zu sehr mit mir, wenn ich es zeige. Das ist wirklich eine schwierige Sache, weil es für mich sehr wichtig ist, weinen zu können. Wahrscheinlich würde ich sonst platzen.


    Bei dir und deiner Tochter ist es wohl ähnlich. Wie machst du das dann? Ziehst du dich in ein anderes Zimmer zurück, wenn dir nach Heulen ist? Mein Sohn versucht dann immer, mich zu trösten... er bringt mir seinen kleinen braunen Bären oder letztes Mal sagte er: Du brauchst nicht weinen, du bist doch nicht allein. Er ist so süß - aber ich wäre doch froh, wenn er selber mal loslassen könnte und einfach weinen. Das macht er nie.
    Statt dessen hat er die letzte Zeit fast täglich Kopfschmerzen oder Bauchweh... der Kindertherapeut meint, das käme vom Festhalten der Gefühle (Trauer, Wut, Ohnmacht...). Zum Glück haben wir einen wirklich netten Therapeuten gefunden, den Johannes wahnsinnig mag. Vielleicht wäre das ja auch ganz gut für deine Tochter? Denn auch wenn sie schon so alt ist, dass sie mit Freundinnen darüber reden kann, irgendwann ist das Thema für die nicht mehr "spannend" und aktuell.
    Du hast ja leider auch schon geschrieben, dass die nicht betroffenen Mitmenschen sehr schnell wieder zur Tagesordnung übergehen. Ganz schlimm finde ich, wenn ich ehrlich antworte auf die Frage, wie es mir denn gehe. Und dann als Gegenfrage ein erstauntes: Ja, was ist denn los? kommt.
    Nichts ist los. Ist halt der Mann gestorben, aber das ist ja schon über ein halbes Jahr her. Das muss doch jetzt schon wieder ganz OK sein.
    Oder so Sachen wie, dass alle erwarten, dass ich selbstverständlich zur Hochzeit meines Bruders komme, auch noch als Trauzeugin eingesetzt werde und dann noch im Dirndl kommen soll.
    Mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn ich auch nur an eine Feier denke - noch dazu eine Hochzeit. Lustig sein müssen, feiern müssen, Tanzen und Musik... und das auch noch mit Schürze auf Witwe gebunden... ich weiß nicht wie ich das überstehen soll. Das mit dem Dirndl lass ich echt sein. Mir ist einfach nach schwarz und das sollen sie akzeptieren.


    Entschuldige, dass ich gleich so viel geschrieben hab, irgendwie musste das jetzt mal alles raus. Aber ein bißchen dafür ist ja auch dieses Forum, dass man einfach so drauf losschreiben kann und seine Gedanken ein bißchen ordnen.


    Wie geht's dir selber mit diesem Verlust? Hast du auch dieses Gefühl, nie wieder glücklich sein zu können? Diese Angst, dass danach einfach nie wieder etwas kommen kann, was an diese Tiefe der Beziehung heran kommt? Bei allen Auseinandersetzungen und Stress, den es natürlich auch gab?


    Liebe Grüße


    Melanie

  • Liebe Melanie!


    Du brauchst Dich nicht entschuldigen, dass Du so viel geschrieben hast, im Gegenteil, ich bin froh darüber und immer wenn Dir danach ist, schreibe bitte. Es tut einem selber gut, wenn man dem Anderen ein "offenes Ohr" schenken kann und man dabei erfährt, dass es uns ganz genauso geht. Wir haben ja vieles gemeinsam: Den plötzlichen Verlust, das Nicht-Vorbe-reitet sein, das Nicht-Verabschieden können und die Kraft für unsere Kinder aufbringen zu können (zu müssen). Du hast recht, dass es bei meiner Tochter gleich wie bei Johannes ist. Auch sie kann keine Tränen sehen und hat selber auch noch nie neben mir geweint. Einmal hat sie mich "erwischt" als ich mich in einem Zimmer zurückzog, um zu weinen. Darauf hin hat sie mir einen Zettel unter die Türe geschoben: "Bitte Mama weine nicht, das macht mich aus sehr, sehr traurig...". Seit dem versuche ich es zu vermeiden und es gelingt mir mittlerweile ganz gut, weil ich nicht möchte, dass der größte Schatz den ich noch besitze, traurig ist.


    Zu einem Therapeuten möchte sie derzeit noch auf keinen Fall und man darf sie - glaube ich - auch nicht dazu zwingen. Vielleicht ist das ja für sie zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Ist vielleicht auch erst dann sinnvoll, wenn sie das Ganze realisiert hat - was auch bei mir immer noch nicht der Fall ist.


    Auch ich finde die Frage "Was ist denn los" so etwas von wild! Mir ist schon klar, dass jemand, der diese Situation noch nicht erlebt hat - und ich wünsche es niemanden - nicht versteht, aber ein wenig Feingefühl bzw. Mitgefühl würde ich mir schon wünschen. Aber glücklicherweise sind janicht alle so.


    Ich glaube Dir, dass es Dir bei dem Gedanken an die Hochzeit die Nackenhaare aufstellt. Ich wäre auch nicht in der Lage dort hinzugehen. Ist dass den unbedingt notwendig? Hätte das Brautpaar kein Verständnis? Es ist ja erst so kurz her, dass Du Deinen Schatz hergeben hast müssen. Ist nie zur Diskussion gestanden die Feier zu verschieben?


    Triff bitte die Entscheidung, die Dir richtig erscheint. Denn eines müssen wir glaube ich: Jetzt unbedingt auch auf uns schauen. Wir brauchen so oder so jeden Tag enorme Kräfte um das Ganze durchzustehen, wir sollten uns nicht noch zusätzlich belasten lassen und können durchaus auch ein wenig egoistisch sein. Sorry für meine Offentheit Melanie, aber ich meine es wirklich gut.


    Ich schicke Dir ganz, ganz liebe Grüße, viel Kraft und eine Umarmung für Dich und Johannes!
    Mani

  • Hallo, liebe Mani,


    danke für deine Zeilen. Du hast schon Recht, dass man selber öfter mal das "Stopp-Schild" hochhalten muss, damit man nicht immer nur funktioniert und das macht, was andere von einem erwarten. Ich möchte aber eigentlich schon meinem Bruder die Ehre erweisen, auf seine Hochzeit zu gehen, weil er mich in schweren Lagen auch immer unterstützt und diese Hochzeit für ihn einfach wichtig ist. Aber wenn ich merke, dass ich oder Johannes dort über das Maß belastet werden, behalte ich mir auch vor, einfach früher wieder zu gehen. Und irgendwelche Spiele oder so sollen mal schön die anderen organisieren. Danach steht mir beim besten Willen nicht der Sinn.


    Deine Tochter braucht einfach jemanden, dem sie sich anvertrauen kann und mit dem sie über den Tod ihres Vaters reden kann. Idealerweise ist es natürlich eine Freundin, die sie schon länger hat oder es können auch andere Kinder sein, die was ähnliches erlebt haben. Zu einer Therapie zwingen würde ich mein Kind auch niemals. Das hat überhaupt keinen Sinn, wenn sich ein Kind nicht öffnen will. Aber Johannes wirkte fast erleichtert, als ich ihm gesagt habe, dass wir zu einem Arzt gehen, der für Kinder da ist, die etwas schlimmes erlebt haben.


    Leider gibt es hier bei uns keine einzige Trauergruppe für Kinder in Johannes Alter. Mein Sohn hat von sich aus schon oft formuliert, dass ihn im Kindergarten niemand versteht, wenn er vom Papa erzählt. Er fühlt sich da mit seinem Problem aus Außenseiter, weil das natürlich sonst niemand erlebt hat. Und für Kindergartenkinder ist das höchstens einen Tag interessant und danach ist es für die ja auch wieder vergessen. Deshalb finde ich es schon wichtig, dass Johannes in seinem Therapeuten einen Mann hat, dem er sich anvertrauen kann. Da wird auch gar nicht jedes Mal über Papa geredet, sondern das geht viel subtiler vor sich. Alle 1 - 2 Monate habe ich dann auch wieder einen Gesprächstermin mit ihm, wo Johannes nicht dabei ist, so dass ich mir auch Rat und Hilfe zu speziellen Problemen mit Johannes holen kann. Er sagte mir auch, dass er bei Johannes sehr gute Resourcen sieht und dass es auch keine Pathologisierung gibt. Johannes hat also keine psychische Erkrankung, sondern er bekommt einfach Hilfe und Unterstützung auf kindgerechte Weise, damit der mit dem Tod seines Vaters besser zurecht kommt.


    Ich finde es schön, dass deine Tochter zu dir ins Bett darf. Das ist doch so verständlich, dass sie jetzt deine Nähe und Sicherheit braucht, gerade beim Schlafen. Mein Kleiner schläft seitdem auch wieder in meinem Bett ein, obwohl er früher problemlos von sich aus gerne im eigenen Bett geschlafen hat. Ehrlich gesagt, genieße ich auch die Nähe abends nicht ganz alleine zu sein. Allerdings mag ich zum Schlafen dann doch gerne alleine mein Bett für mich haben. Zum Glück ist er ein Leichtgewicht und ich kann ihn noch schlafend in sein eigenes Bett rüberhieven :-)


    Heute war ein ganz schöner Tag, weil ich endlich mal wieder zu Ulrichs Mama (meine "Fast-Schwiegermutter") fahren konnte und sie mir viel von meinem Schatz erzählt hat. So Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend. Mir tut das so gut, mit ihr über Ulrich reden zu können. Bei ihr weiß ich einfach, dass sie ihn auch wahnsinnig lieb gehabt hat. Das verbindet uns so und hat uns viel näher gebracht. Bei ihr musste ich dann auch mal losheulen, aber sie hat mich gleich in den Arm genommen und hat ein bißchen mitgeweint. Wir versuchen ja beide uns nicht hängen zu lassen, aber es ist oft so schwer, wenn die Erinnerungen wieder hochkommen und man ihn einfach so sehr vermisst.


    Ist es nicht unglaublich, dass dein Mann dich sogar noch vor dem Start angerufen hat und dir gesagt hat, dass er sich auf euch freut? Das muss dir doch ein wunderschöner Trost sein, oder?
    Wir haben auch 3 Stunden vor dem Unfall noch miteinander telefoniert und uns (wie immer) kurz über den Kater gestritten, dann aber doch eingelenkt und uns mit den Worten verabschiedet, dass wir uns schon auf später freuen. Er war ja auf dem Weg zu uns, als es passierte.


    Es ist wohl Schicksal und wir müssen es akzeptieren. Vielleicht finden wir ja in der Bibel noch einen Trost. Johannes mag zur Zeit Kinderbibel lesen.


    Wünsch dir und auch deiner Tochter eine erholsame Nacht und eine erträgliche restliche Voroster-Woche!


    Melanie

  • Liebe Mani,


    wie geht es Dir? Schon lange nichts mehr gehört von Dir......


    Alles Liebe
    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Evi!


    Herzlichen Dank für Deine Nachfrage, habe mich sehr darüber gefreut!


    Habe zwar schon lange nicht mehr geschrieben, bin aber immer wieder im Forum um zu schauen wie es Euch geht.


    Ich selber schütte mich momentan regelrecht mit Arbeit zu um nicht so viel zum Nachdenken zu kommen bis ich dann abends nur mehr ins Bett falle. Die Adentzeit wirft auch schon "ihre Schatten" voraus. Wozu dekorieren? Warum Kekse backen, Adventsonntage feiern etc? Es wird einem wieder so richtig bewusst, das man jetzt alleine ist und dass das kein vorübergehender Zustand ist, sondern dass es immer so sein wird. Dir ist es ja beim Basteln so ähnlich ergangen...


    Die nächsten Wochen werden für uns alle nicht leicht, aber wir werden das auch noch schaffen!!!


    Ich grüße Dich und alle anderen "Foris" ganz herzlich
    und wünsche Euch viiiiiiiieeeeel Kraft!


    Mani