Beiträge von mayatochter

    Lieber Scream, ich würde sehr gerne weiterlesen, wie es dir geht. Darum hoffe ich, dass es gelingt, den Wünschen deiner lieben Mutter voll zu entsprechen und ihre Kontodaten zu löschen und trotzdem hier zu bleiben, aber das musst du natürlich so machen, dass es für dich stimmig ist! Liebe Grüße! mayatochter



    Gestern habe ich in mein Tagebuch geschrieben:



    Wenn ich in meinem Trauerforum lese und schreibe, fällt mir natürlich erstmal die Hirnrissigkeit auf, dass alle Trauernden dort ins Forum fanden, wie ich ja auch, weil, obwohl jeden Tag in unserem Lande mehr Menschen sterben als geboren werden, es dann spätestens nach der Beerdigung einer geliebten Person überall um einen herum weitergeht wie gehabt und viele sich fühlen, als sei ihre Trauer nur "ihr persönliches P r o b l e m", dem sie natürlich nicht a l l e i n gewachsen sind und v e r s t e c k t.


    Ich bin 62 Jahre alt und erfahre erst jetzt, dass Trauer oft als ein solcher Schock erfahren wird, dass es, wenn alle Beerdigungspflichten vorbei sind und der trauernde Mensch etwas zur Ruhe kommt, dass das Vegetative Nervensystem dann im Nachhinein den Schock massiv abreagiert in Panikanfällen oder Zitter-Hyperventilier-Schlotter-Anfällen.


    Auch völlige Antriebsschwäche und mindestens 1 Jahr völlig neben der normalen Spur zu sein, kommt oft vor.

    Massive Trauer noch nach Jahren auch! Je nachdem, wie nah und intensiv die Nähe miteinander war! Oder wie schlimm das Sterben, eine schwere Krankheit oder das junge Sterben eines Partners oder Kindes uvm. waren.

    Die meisten Beiträge dort im Trauerforum kommen wie meine einige Wochen nach dem Tod der Nahesterbenden. Aber es sind auch eine Reihe von Foris dort, die schon einige Jahre dort sind und immer noch intensiv trauern, obwohl nur manche dazu depressiv sind, beileibe nicht alle.


    Meine Güte, das ist doch so Alltagsbestimmend, warum gibt es nicht wie nach einer Geburt Trauerzeit und Trauergeld? Warum hat die Trauer keine Lobbys, keine Ministerien, keine Fachstellen breit gestreut, keine Teilhabe am Leben und findet fast gänzlich im Untergrund statt?

    Das ist doch verrückt!


    Und das gibt mir ganz "schizophrene" Gefühle, dass meine Trauerintensität und meine anderen emotionalen Impulse nicht zusammenpassen und nicht stimmig sind. Na klar! Weil die Repräsentanz der Trauer im Alltagsleben keine öffentliche Repräsentanz hat!

    Mein Routinehandeln im Alltag drängt dazu, auch einfach weiterzumachen wie gehabt vor dem Tod meiner Mutter! Weil wir uns ja auch nicht gut verstanden haben, gab es ja auch ein breites Leben ohne Kontakt zu ihr, viele Jahre in der Summe.

    In gar nichts war ich als Erwachsene noch verwiesen auf meine Mutter, außer in der Gewissheit, dass an einer Erdenwelt ohne sie auch was falsch ist!


    Und selbst mein inneres Kind trauert keinesfalls verzweifelt, denn meine Mutter und ich waren in unseren inneren Notwendigkeiten schlussendlich einfach nicht kompatibel.


    Trotzdem gibt es ja in einer Kindheit, die nicht völlig schiefgelaufen ist, diese Lebenserfahrungen, die noch ganz existentiell sind in der Abhängigkeit von der Mutter, in der ich ja gewachsen bin und aus der ich ins Leben gekommen bin. Diese ganz existentielle Essenz-Erfahrung des Genährtwerdens und der Geborgenheit und der Mutterliebe und der Liebe zurück habe ich viel zuwenig gemacht, aber ich habe sie trotzdem schon auch gemacht.


    Ich habe sie so wenig gemacht, dass ich kein Urvertrauen und keine Verwurzelung in diesem Leben durch meine Eltern habe, sondern durch meine Spiritualität, aber eine gewisse Lebens-Liebesbasis ist da trotzdem.

    Von dieser Basis treibt einen das Leben als Heranwachsende und Erwachsene immer weiter fort, leider, aber auch notwendig in der Abnabelung, aber wenn man selber Kinder hat, lässt einen, wenn es gut läuft, die Liebe wieder hinein in diese Essenzerfahrungen, zeitweise wenigstens.


    Meine Trauererfahrung ist es jetzt, dass ich auf dieser Essenzebene auch trauere, weshalb es aber auch so einfach und fast drängend ist in meiner erwachsenen Alltagsroutine, das Trauern zu übergehen.


    Ich weiß aber, wie falsch das wäre.


    Die ganzen Wochen zwischen dem Tod meiner Mutter und bis nach ihrer Beerdigung trug mich diese Essenzbasis durch die Schock- und Ausnahmesituation. Ich glaube, dass diese Ebene sehr kostbar ist, pure Liebe.



    Weil du von Eigendruck bei mir gesprochen hast, dem kann ich nicht ganz zustimmen.

    Ich bin einfach so gestrickt, auch im Bezug auf meine Mutter oder meinen Stiefvater. Ich versuche dankbar zu sein für all das schöne was ich erfahren durfte und stelle dies höher als den Schmerz, dass sie mir viel zu früh genommen wurden. Und egal was mir im Leben passiert, ich versuche das gute daraus zu ziehen und es zu genießen.


    Ah, das hatte ich missverstanden, entschuldige! Dankbarkeit ist eine große Heilerin mit vielen Gaben! Da hast du absolut recht und ich bin froh, dass du danach lebst und es auch jetzt in Trauer versuchst, denn da hast du eine große Kraftquelle auf deiner Seite und eine nie versiegende.

    Für mich ist es eine Katastrophe, aber das ist nun mein und nicht ihr Problem.


    Liebe oder lieber Scream? Ich weiß nicht, ob du Tochter oder Sohn bist, entschuldige!


    Natürlich ist es für dich eine Katastrophe und wir alle sind ja hier im Forum gelandet, weil es seltsamerweise da draußen in der Welt nach der Beerdigung weitergeht wie gehabt und wir aber nicht mehr innerlich und teils auch äußerlich so weitermachen k ö n n e n und w o l l e n als ginge alles weiter wie zuvor!


    Wie seltsam, dass täglich mehr Menschen sterben als geboren werden in unserem Land und in den Alltagsabläufen scheint das aber keine Rolle zu spielen.


    Wieso gibt es Elternzeit und Kindergeld, aber keine Trauerzeit und kein Trauergeld? Wieso gibt es, und das noch viel zu wenig, für alles Ministerien, VertreterInnen, Lobbys und wer weiß was nicht alles und für das Thema STERBEN und TOD, das wirklich JEDEN und JEDE betrifft, gibt es so wenig bis nichts, so dass wir Trauernde uns tatsächlich so fühlen, als sei der Tod unserer Lieben wirklich "nur unser Problem!"


    Wir hier im Forum müssen nicht mehr so tun. Wir brechen dieses Tabu und diese Einsamkeit und diese Zumutung und Überforderung, damit alleine fertig werden zu müssen. Bin selber erst ganz kurz hier, aber den Segen von Selbsthilfeforen kenne und nutze ich schon lange!




    Ich habe mich hier bei euch gemeldet da dies im Sinne meiner Mutter gewesen wäre.


    Oh ja, das kann ich mir gut denken, dass sie dich hier aufgehoben wissen wollte. Und ich als eine Mutter bin auch sehr froh, dass du hergefunden hast!


    und ich wünsche jedem von euch die Kraft das Leben so zu sehen wie es nunmal ist. Denn am Ende zählt nur genieße dein Leben so gut du kannst, lebend kommt eh niemand aus der Sache raus!

    Viel zuviel Eigendruck, wenn du mich fragst. Gerade wenn ich das Leben so anschaue wie es ist, sehe ich doch, dass alles seine Zeit hat, das Genießen und auch das Leiden. Sich mit Blick auf den Tod zum Genießen ständig unter Druck zu setzen, viel zu stressig und zu hart! Wenn ich das mal aus meinem alten Blickwinkel von 62 Jahren so sagen darf. Das Leben kann bezaubernd schön sein, aber auch grausam hart und leidvoll. Und nicht alles liegt unter unserer Kontrolle.


    Darum sei du selber wie du in Trauer bist. Das alleine ist schon genug.


    Aber, Mutti, das heißt nicht, weil ich mich oft und viel gerade jetzt vom Himmel getragen fühle, dass alles gut und bewältigt ist für mich, wie könnte es das auch sein? Ich bin nicht Mystikerin, um selig lächelnd über allem Erdenleid zu schweben und mich in die Kontemplation zu flüchten.

    Die Himmelssinne der MystikerInnen sind dazu da, ihr Umfeld in ihrem Glauben daran, dass es wirklich die Ewigkeit gibt, zu bekräftigen und auch die, die sich dafür entscheiden, an die Ewigkeit in Liebe, (egal, welchen Götter- oder Göttinnenname sie dafür haben), zu glauben. So habe ich es wenigstens erlebt und gelebt.

    Wobei ich auch ziemlich sachlich und nicht esoterisch unterwegs bin in Jesusnachfolge.


    Du, Mutti, warst keine Mystikerin und von dir und deinem Vater, meinem geliebten Opa, habe ich ja den christlichen Glauben erzählt bekommen. Von euch habe ich aber auch vorgelebt bekommen und die meisten Lebensjahrzehnte schmerzvoll nachgelebt, dass ihr zwar tief und zum Alltag gehörend gläubig wart und gebetet habt und euch viel mit Glaubensfragen beschäftigt habt, aber dann in euren Lebensentscheidungen euch doch auf eure eigenen Kräfte, Pläne und irdischen Ziele verlassen habt und mühsamst sowie schmerzvoll euch selber durchgeschlagen habt.


    Daraus habe ich auch gelernt, dass die Himmelswelt offenbar nicht wirklich für Alltagsleben - und entscheidungen zuständig war, sondern für Schutzgebete und Hilfeschreie, ja, das schon, aber die Kontrolle über den eigenen Alltag hielt man doch lieber selber in der Hand.


    Ich weiß nicht, ob das der Grund war, jedenfalls verlor ich mit 10 Jahren den offenen Himmel und den Lichtrückzug in mir, der mir vorher immer so selbstverständlich war, abrupt und fiel innerlich, sah das innerlich vor mir, in die Dunkelheit der Welt. Zwar nahm ich immer noch Jesus still im Hintergrund stehend irgendwie wahr, aber fiel dann auch mehr und mehr vom Glauben als Alltagssache ab und das 47 Jahre lang, bis sich in schwerer Krankheit der Himmel wieder öffnete wie zu Kindheitszeiten und mich seitdem wieder im Alltag begleitet und ich ihn jetzt genauso als meinen Lebensraum verstehe und lebe wie meine irdischen Räume.


    Mutti, das habe ich dir alles auch erzählt, aber da warst du nicht ansprechbar, obwohl du auch vorher schon miterlebt hast, dass ich sogar in den dunklen 47 Jahren zwischendrin einige tiefe Visionen hatte.


    Ich akzeptiere und toleriere die vielen Leute, die der Meinung sind wie Altkanzler Schmidt, dass, wer Visionen hat, zum Arzt gehen sollte, :P, glaube auch nicht allen Kram, den ich in die Richtung höre, lese, ganz klar, vor allem, wenn diejenigen dann alle in ihren Visionen sich selber als strahlende GeistführerInnen und MeisterInnen sehen und es anscheinend in diesen Erzählungen nur Stars gibt, keine, die scheitern.


    Mein Leben dagegen ist ja eins, wo von Anfang an rätselhaft oft die Kraft fehlte und wo dann doch am Ende immer wieder aus ScheiXe Dünger wurde. Daher geht es bei meinem Leben um keinerlei Starprofil oder ähnliches, sondern um viel viel viel Schmerz und Leiden und Überlebenskampf.

    Wer sowas erlebt, neigt nicht so zu Schwelgerei und schon gar nicht zu Lebensverklärung. Ich fand und finde das irdische Leben ein ziemlich kaputtes Trauerspiel und weiß keine Lösung dafür.


    Aber die himmlische Welt der Liebe gibt es schon. Das habe ich als Kind gewusst und das weiß ich jetzt wieder seit 5 Jahren und habe es auch zwischendurch gewusst, ohne den Weg dahin mehr zu finden. Alles, was die Religionen und die Kirche erzählen, wäre mir doch völlig wurscht gewesen angesichts der grausamen Lebensrealität, wenn ich nicht innere Beweise für Gottesbeziehung und Gottesnähe selber erleben würde.

    Im Unterschied zur Religion wäre es mir eine Überforderung gewesen, an was zu glauben, was ich nicht auch weiß. Woher die Kraft sonst dafür nehmen? Wohier das Vertrauen angesichts all der Vertrauensbrüche im Leben?

    Und dabei hatte ich noch gemessen an der Weltbevölkerung hier in westlicher Zivilisation ein ausgesprochen privilegiertes Leben und trotzdem musste ich meistens innerlich irgendwie jeden Tag überleben wegen angeborener, lange unbekannter Erkrankung.


    Warum schreibe ich das alles? Damit du, Mutti, es jetzt endlich verstehst, was ich gemeint habe. Du bist jetzt in der Seelenwelt und mein Schreiben ist Seelenschreiben, also kannst du mitlesen.

       

    Mein stilles Beileid, lieber Scream, zum Tod deiner Mutter, dir und deiner Familie. Und auch allen hier im Forum, die, anders als ich, weil ich selber neu bin, sie hier im Forum gekannt haben und nun schmerzlich vermissen. Allen einen tiefen SegenRegen und viel Kraft.


    wünscht leise mayatochter

    Allgemein lesen sich deine Zeilen ganz rund.
    Das freut mich.


    Lieber Simon,

    ich habe diese Worte von dir an mich mal mit in mein eigenes Thema genommen, weil ich den Eindruck hatte, dass meine Antwort darauf irgendwie momentan den schönen Beiträgefluss in deinem Thema in Bildern und Tönen in ihrer Stimmung unterbrechen würde und das wollte ich nicht.

    Außerdem passt es bei mir im Gegensatz dazu gerade gut ins Thema!


    Ich weiß, was du meinst mit deinen Worten. Meine Zeilen wirken relativ gefasst und reflektiert und fast schon versöhnt mit der Trauer um meine Mutter.


    Das stimmt teilweise auch.


    Mein Herz weiß genau, nicht nur mein Verstand, dass es für meine Mutter richtig war, jetzt zu sterben, aus vielen Gründen.


    Als Mystikerin, die ich (lange wusste ich das aber gar nicht) von Kindheitszeiten an bin, spüre ich aber ganz tief mit meinen "Himmelssinnen", dass aus Sicht der allumfassenden Liebe, die ich Jesus nenne, alles alles in bester Ordnung ist. Nur nicht unsere Welt.

    Und wenn es mir dann mal wieder zu hart wird mit den Lebensschmerzen, die ich reichlich im Leben litt, dann lasse ich mich einfach mit meinem Herz ujd meiner Seele in meinen Glauben und in die innere Liebesquelle, den offenen Himmel, fallen, und lasse mich tragen.


    Und dann werde ich auch getragen, da, wo es mir zuviel wäre ansonsten. Da wo es mir zu mangelhaft wäre und da, wo mir zuviel fehlen würde.


    Dann fühle ich mich in der Jesusenergie oder Liebesenergie, in Licht und Wärme, geborgen, geerdet, sicher, und spüre da auch Muttis Liebesenergie und kann damit kontemplativ ab und zu mich EINS fühlen und ganz selbstvergessen darin schwelgen, formlos, gedankenlos, einfach nur Dasein.


    Dann bin ich mitten im Licht getragen und geborgen. So in etwa: L ich T


    Und alle meine Sorgen und Schmerzen und mein Gebrochensein hier irdisch wird dann leicht.


    Und ist dann in Krisenzeiten dauerhaft leichter, viel leichter, als es wäre, würde ich ohne meine innere spirituelle Welt leben.


    Vielleicht ist das unverständlich oder unglaubhaft, wenn du das so liest. Für mich ist es meine Lebensrealität.


    Und außerdem ist mein Schreiben, auch schon von Kleinauf, auch erst spät kapiert, was es ist, eine Art Seelenschreiben, bei dem ich nicht schon vorher weiß, was ich schreibe, bei dem mir selber immer viel erst klar wird, als ob nicht nur Fragen, sondern auch gleich Antworten mit von ganz tief in mir hervorkämen.


    So bin ich denn von Kleinauf wie meine Mutti ein Schreiberling und daher ist wohl mein Schreiben auch eine recht runde Sache oft.


    Liebe Grüße! mayatochter




    Liebe Lisa, mach dir keine Vorwürfe, dass du einerseits nicht ganz vom Herzen nur bei der Hochzeit unbeschwert sein kannst und andererseits nicht mehr an jedem 22. des Monats schreibst.


    Beides ist ja so verständlich.


    Die Trauer ist nicht vorbei und du bist einfach nicht nur unbeschwert, auch an einem solchen Hochtag des Lebens wie einer Hochzeit, wenn ein Lieblingsmensch, dann noch deine Mama, der Mensch, in dem du gewachsen und aus dem du geboren bist, einfach fehlt.


    Aber dennoch gilt auch nicht das Gegenteil, was bedeutet: Die Trauer ändert sich und deine Mama hat gar nichts davon und niemand zweifelt an deiner Liebe und Trauer, wenn du nicht mehr jeden Monat am Datum des Todestages trauerst. Das Leben geht weiter und deiner Mama geht es sehr sehr gut, da, wo sie jetzt ist.


    Beides erlaube dir, sonst blockiert es dich. Dass deine Mutter dir fehlt und das deine Hochzeitsfreude überschattet und dass trotzdem Freude auch erlaubt ist und die Trauer sich ändert.


    Obwohl ich jetzt gerade erst meine Mutti verloren habe, habe ich doch auch vor 3 Jahren meine allerliebste Freundin Bettina verloren, darum weiß ich, wie Trauer sich ändern kann, der geliebte Mensch weiter fehlt und doch das Leben weitergeht und das auch darf.


    Also heiratet ihr am nächsten Freitag? Sei einfach du auf dem Wege dahin. Deine Mama wird bei dir sein, Immer.


    Liebe Grüße! mayatochter

    Danke, liebes Linchen für deine tröstlichen und ehrlichen Worte! Und mein tiefes Mitgefühl für deinen Verlust deines Seelenmenschens und den Schmerz, der darum immer bleibt. Ja, das kann ich mir vorstellen und ich stehe ja wirklich noch ganz am Anfang, wo noch gar keine Rede davon sein kann, nur mit irgendwas, was 62 Jahre meines Lebens eine verlässliche Lebensbasis war und nun weggebrochen ist, zu leben.

    Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass sich das auch bei mir n i e stimmig anfühlen wird, dass eine Welt, in der es meine Mutti nicht mehr gibt, nie mehr stimmig für mich wird; was sie allerdings sowieso nie für mich war, wenn ich ehrlich bin, eine stimmige Welt.


    Ja, es stimmt, der Verstand sagt das eine. Das Herz und die Seele sagen etwas anderes. Sie sagen, Mutti ist da wie zuvor und nicht mehr da - und vielleicht ist das ja auch genau die Wahrheit, dass etwas gleichzeitig schmerzlich nicht da und liebevoll doch da sein kann, wenn wir doch eigentlich Geistwesen sind von unserer wahren Natur.


    Es tut sehr sehr gut, hier im Forum verstanden zu werden!


    Dir und allen ein gesegnetes Wochenende!


    Liebe Grüße! mayatochter

    Lisa, danke!:24:Das Vielschreiben hab ich auch von meiner Mutti, sie drückte sich auch so am liebsten aus. Irgendwie ist das therapeutisch und Seelenschreiben in eins und wenn das auch andere berührt, tut mir das gut.

    Danke auch gerade, wenn du selber nicht viele Worte zur Zeit hast. :30: <3  

    Guten Morgen soweit möglich allerseits!

    Danke, Puzzle, was für ein stimmungsvolles Bild! Hab du es auch heute so gut wie möglich!

    An deiner Heizungsfront ist es jaschonmal prima! :thumbup:

    <3 Guten Morgen, Mutti - heute bin ich schon um 4 Uhr mit deinem Enkelsohn aufgestanden, der heute Frühdienst hat und habe mit ihm gefrühstückt, was ich nicht sooft mache in der Früh.

    Und sofort habe ich auf deiner Gedenkseite ein Kerzlein angezündet und mich wieder über dieses Porträtfoto von dir gewundert, das dich so ganz genau eingefangen hat, wie du ausgesehen hast in den letzten Jahren, als du noch gesund warst und von dem ich nicht weiß, wer das gemacht hat.

    Ich muss es ja wohl gewesen sein, ich kann mir auch denken, wann, aber ich wusste gar nichts von diesem Foto, bis ich es beim Speicherfreimachen auf dem Handy nach deinem Tod auf einmal in meinen ganzen vielen Fotos fand als hätte sich das von dir geschickt da reingemogelt - so ein nahes und "lebens"echtes Halbseitenprofil von dir, so ein authentischer Blick, so eine Nähe, dass ich deine Haut direkt fühlen kann in ihrer Weichheit und mit dem Duft der Morgencreme.


    So gar kein Fotoblick, sondern eine absolute Momentaufnahme!


    Mir fällt gerade ein, vielleicht war es ja ein Foto von 2016, dann könnte das wirklich von mir sein, denn da war ich ja ganz oft bei dir und Spontanfotos sind ja meine Spezialität, damit es nicht so unecht aussieht.

    Aber so nah, das sieht auch nicht im Nachhinein rangezoomt und bearbeitet aus, sondern ganz du wie du leibtest und lebtest!


    2016 kam Papi ja im Frühjahr mit 92 Jahren ins Seniorenpflegestift auf dem Berg, das mich so an Thomas Manns 'Zauberberg erinnerte von Anfang an und so gut zu Papis Prägung noch durch Kaiserreichwerte zum Teil passt.

    Du konntest seiner Pflegebedürftigkeit mit deinen 81 Jahren nicht mehr gerecht werden, auch nicht mit Pflegedienst. Das wurde vor allen Dingen auch nicht dir gerecht. Und Papi auch nicht. Er erzählte mir in dem Jahr, als ich ihn im Haus besuchte, er sei ja nun langsam mehr und mehr inkontinent geworden und käme auch nicht mehr schnell genug aus dem Bett zum WC und habe Nacht um Nacht Qualen ausgestanden, dich damit nicht belasten zu wollen, wenn du gerade mal eingeschlafen warst, was dir mit zunehmendem Alter immer später abends erst möglich wurde.

    Von daher wurde es einfach allen gerecht so.


    Aber es war natürlich trotzdem eine Riesenumstellung! Jahrzehnte habt ihr damals schon zusammengelebt, wart damals kurz vor eurer Diamantenen Hochzeit mit 60 Jahren Ehezeit.


    Genau 14 Tage vor deinem Tod, Mutti, habt ihr noch eure Eiserne Hochzeit gefeiert mit lieben Freundinnen! Ich war gerade vor 2 Wochen heim gefahren und konnte erst zu deinem 87. Geburtstag Anfang September wieder kommen - aber da haben wir dich dann beerdigt. :33: Dieselben Züge, geplant als Geburtstagsfahrt, wurde dann was ganz anderes. . . .


    2016 bin ich auch dann das ganze Jahr über jeden Monat für 1 Woche zu Euch gefahren, um euch bei allem Veränderten, Verunsichernden, Ängstigendem beizustehen und habe auch eure liebe Vermieterfreundin in dem Jahr so gut und innig kennengelernt!


    Danach brauchten wir aber wieder unseren gewohnten Abstand voneinander :D wieso war auch unter uns Familienweibsvolk kein einziger nachgiebiger Geist, sondern nur dominante Dickköpfe? Papi ließ sich auch in nichts reinreden, nur Brüderlein hat ein sanfteres Gemüt - na, jedenfalls, die letzten 5 Jahre waren sehr sparsam in unseren Kontakten bis zum Karfreitag diesen Jahres, als du ins Krankenhaus kamst, ernsthaft erkrankt.


    Jetzt im Moment brauche ich es, jeden Tag dich gleich in den Früh zu begrüßen! Weißt du noch, Tante H. und ihre Mutti? Die haben das wirklich jeden Morgen gemacht, wohnten ja auch gegenseitig nur ums Eck.

    Das wäre bei uns nicht gegangen, viel zu nah! :S


    "Du siehst deiner Mutter so ähnlich und du bist ihr auch so ähnlich!" sagt mir eine Freundin meiner Mutter. Das ist ja noch der Witz an der ganzen Sache! Und das haben wir auch immer geahnt, dass wir uns aus lauter Ähnlichkeit zofften!

    Wenn ich in den Spiegel schaue, sieht mich dein Gesicht an. Ich bekomme genau da Falten, wo du sie auch bekamst und wenn ich kurze Haare trüge, sähe ich dir so ähnlich, dass ich sie immer wieder wachsen lassen musste, sonst fand ich das schon gruselig. :)

    Jetzt nach deinem Tod sehe ich die Ähnlichkeit im Spiegel gerne.


    Heute ist Herbstanfang! Tag-und-Nacht-Gleiche und obwohl du den leuchtenden Herbst geliebt hast, hast du Angst vor der dunklen Jahreszeit gehabt und da immer ein bisschen zu Winterdepristimmungen geneigt. Ich glaube, das kam auch vom Krieg.

    Dass ich jetzt ganz alleine schreibe, wie es war, ohne dass du mir dazwischen- oder dagegenredest, das ist so untypisch, dass ich direkt schmunzeln muss. Niemals hättest du es hingenommen, nicht das letzte Wort zu haben. 8o Niemals hättest du Deutungen und Definitionen unwidersprochen stehenlassen - nicht mal, wenn es mich persönlich betraf. :S Tja, schreib du da oben im Himmel deine Interpretationen unserer Erinnerungen, wir können sie ja mal in Zukunft vergleichen - ob wir uns dann auch gleich wieder zoffen, hahahaaaa? :*





    Liebe Alessia, mein tiefes Mitgefühl zum Freitod deines Freundes. Ich verstehe, dass deine Trauer momentan keine vergnügliche Leichtigkeit mit deinem Gefährten zulässt.


    Das versteht er vielleicht auch, wenn du es ihm beschreibst. Er hat doch bestimmt auch ganz enge Freunde, die keine LiebespartnerInnen sind, mit denen er aber jahrelang durch Dick und Dünn ging!?

    Ich wünsche dir viel Verständnis von ihm!

    Liebe Grüße! mayatochter