Beiträge von Ingrid2

    Liebe Manuela!
    Heute wollte ich dir einmal schreiben, dass ich immer, wenn ich deine Beiträge aufrufe, das Bild deiner Eltern bewundere. Ja, das ist wirklich ein schönes Foto und ein schönes Paar darauf. Ich glaube, es ist zur Verlobung entstanden, habe ich recht?
    Ich bewundere dich, dass du in der Wohnung deiner Eltern wohnen kannst, wo so viele Erinnerungen sind. Ich glaube, es hat eine gute, aber auch eine schmerzvolle Seite, dass du nun da bist, wo du auch aufgewachsen bist. Hier ist ein Stück Heimat für dich, Vertrautheit, das Glück deiner Kindheit. Die andere Seite ist, dass auch so viele Erinnerungen darin stecken und in dem Haus eingepackt sind. Es ist ganz normal, dass einem die Erinnerungen in besonderen Momenten wieder zu Boden hauen.
    Ich konnte auch noch nicht die Sachen meiner Mutter ordnen. Mein Bruder hat mir alles mitgegeben, es steht aber verpackt im Keller. Würde ich darin stöbern, würde es noch zu schmerzvoll sein für mich. Aber ich hoffe, irgendwann kann ich die Dinge ordnen. Und das wird auch schwer werden.
    Ich kann dich so gut verstehen, dass es schwer für dich ist, wenn du in die leere Wohnung kommst, wo früher einmal so viel Leben und Herzlichkeit war. Aber deine Eltern schauen sicher auf dich herab und sind froh, dass du wieder in deiner Heimat bist. Und sie würden sich sicher freuen, dass du den Balkon wieder so schön hergerichtet hast.
    Wünsche dir alles Gute und viel Kraft. Ich fühle mit dir und hoffe, dass du bald wieder oben bist. Du hat schon so viel geschafft.
    Deine Ingrid 2

    Lieber Reinhold!
    JA, du hast recht. Ich glaube, hier im Forum können wir uns gegenseitig stützen. Danke auch, dass du mir so nette Zeilen deiner Anteilnahme geschrieben hast.
    Ich lese deinen Thread immer mit, weil wir in derselben Lage sind. Wir haben unsere Mütter verloren und wir hatten eine innige Beziehung zu unseren Müttern. Nun trifft es dich aber noch härter wie mich, da du ja deine Mutter täglich gesehen hast. Ich habe zwar meine Familie, ich kann aber auch nicht mit ihnen über meinen Verlust sprechen. Sie würden auch sagen, es ist schon wieder der Alltag und ich soll mit dem Trauern aufhören. Ich glaube, das kann jemand, der nicht in dieser Lage ist, nicht verstehen und nicht nachfühlen. Früher hätte ich auch nicht dedacht, dass ich so lange trauern werde. Mein Alltag ist noch lange nicht so beständig wie früher.
    Ja, der Weg durch die Trauer ist schwer. Aber beim Mitlesen habe ich mir immer gedacht, der Reinhold, der wird das schaffen. Der hat so gute Gedanken, der setzt sich mit dem Verlust auseinander und es ist auch gut, dass du eine Therapeutin hast, bei der du dich aussprechen kannst und dass du dich auch oft im Forum mitteilst.
    Ich leide mit dir mit und kann dich gut verstehen. Versuch dich hin und wieder ein wenig abzulenken. Mir hilft es, im Garten mal was zu tun oder ein Buch zu lesen oder einen schönen Film anzuschauen. Natürlich holen mich die Erinnerungen aber dann doch wieder ein, aber sie sind leichter ertragbar, wenn man sich dazwischen auch was Gutes gönnt.
    Alles Liebe
    Ingrid

    Hallo!
    Liebe Manuela. Das ist ein schöner Vergleich, dass sich die Verluste nicht wie Kopfweh mit einem Aspirin behandeln lassen. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Aber gerade die seelischen Wunden brauchen lange, bis sie vernarben. Ich fürchte, gewisse Wunden werden wohl nie heilen.
    Wir müssen lernen mit den Wunden zu leben. Und Linda hat es so gut geschrieben, niemand hat uns gelernt mit einem Trauerschmerz umzugehen und zu leben. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.
    Meine Freundin hat zu mir gesagt, bei ihr hat es ein Jahr gedauert, bis es ihr leichter wurde mit dem Trauerschmerz um ihre Mutter. Denn sie hat sich abgenabelt, wie ohne Nabelschnur, gefühlt. Sie hatte auch eine innige Beziehung zu ihrer Mutter.
    Das Foto habe ich hineingestellt, weil ich wirklich gerne daran zurückdenke, an die schöne und unbekümmerte Zeit der Kindheit. Mein Vater war natürlich auch dabei, als Fotograf hinter der Kamera. Wie schon gesagt, es muss so um das Jahr 1970 gewesen sein, als wir auf einem Ausflug hier posierten. Mein Zwillingsbruder ist außen, mein um 2 Jahre jüngerer Bruder in der Mitte. Da war die Welt noch heil, aber mit der Zeit habe auch ich meine Wunden abbekommen. Menschen kommen und gehen. Ich habe mal einen schönen Vergleich mit einem Zug gelesen: Manche Menschen sind von Anfang an mit uns im Zug, steigen aber früher aus, andere steigen später ein und vielleicht auch wieder früher aus, andere werden weiterfahren, wenn wir aussteigen. Wir sind alle auf einer Reise.
    Manchmal denke ich, wenn wir wüssten, wohin? Keiner weiß es so genau. Aber seit Menschengedenken, hoffen wir natürlich, dass da noch was kommt. Meine Mutter hat es so fest geglaubt und deshalb möchte ich es auch.
    Das erste Mal, wo ich mit Verlust konfrontiert war, war 1972, als mein Großvater starb. Es war damals noch nicht so schlimm, es waren ja noch viele andere Personen da und ich war noch ein Kind. Schwieriger wurde es dann schon 1983, als meine Großmutter folgte. Ich erinnere mich immer noch, wie meine Mutter damals zu mir ins Bett kam. Sie sagte, sie wolle mich trösten. Erst heute weiß ich, sie selber suchte damals Trost und Nähe, denn sie hatte genauso wie ich auch eine gute Beziehung zu ihrer Mutter und hat natürlich auch unter dem Verlust gelitten. Meine Großmutter ist plötzlich gestorben. In der Früh haben wir sie tot auf dem Leibstuhl sitzend gefunden. Das war natürlich auch ein Schock.
    1997 dann der nächste Schmerz, als mein Vater einen Schlaganfall hatte und von einem Tag auf den anderen pflegebedürftig war. Im Feb. 2000 ist er dann von seinen Leiden erlöst worden, da war mein Sohn noch ganz klein, erst 1 ½ Jahre. Und da war ich so mit dem kleinen Kind beschäftigt, dass die Trauer nicht so durchkam und meine Mutter war ja auch noch da. Schlimmer war, sein Leiden mit anzusehen. Diesen großen Trauerschmerz erlebe ich erst jetzt. Diese große Wunde, die spüre ich erst jetzt sehr stark, all die Verluste, die das Leben schon gebracht hat, auch das Scheitern von Beziehungen.
    Meine Mutter hat mir ins Stammbuch einen netten Text geschrieben, damals vor 3 Jahren. Ich bin froh, dass ich es noch geschafft habe, nach 30 Jahren, doch noch einen Spruch von ihr fürs Stammbuch zu ergattern: Nimm die heiteren Stunden nur, die schlechten lass vorüberziehen. Denke oft und gerne an deine Mutter.
    Ich würde ihr sagen, das ist verdammt schwer, aber ich werde es zumindest versuchen. Ich denke natürlich gerne an meine Mutter, aber immer noch mit Wehmut.
    Manuela und Linda haben es auch so treffend formuliert, wir werden lernen mit dem Schmerz des Vermissens zu leben. Ich hoffe es. Es ist wie ein auf und ab. Manchmal bin ich zuversichtlich, es zu schaffen, ein anderes Mal denke ich, es wird nie leichter. Dann lese ich hier im Forum und bin sehr dankbar, dass diesen Weg viele Mitglieder hier gemeinsam gehen.
    Liebe Grüße
    Ingrid

    Liebe Linda! Liebe Manuela!
    Danke für eure wertvollen Antworten. Ich schätze es sehr, dass ich hier im Forum verstanden werde, meine Gedanken niederschreiben kann und dass ihr Anteilnahme zeigt und mir durch eure Erfahrungen weiterhelft, obwohl jeder selber sein "Pinkerl" zu tragen hat.
    Ja das auf dem Foto bin ich, daneben mein Zwillingsbruder und mein um 2 Jahre jüngerer Bruder. Das war so ca. 1970. Da war die Welt noch in Ordnung.
    Leider spinnt jetzt mein Labtop, es wird wieder alles gelöscht und ich werde mich wieder melden.
    Liebe Grüße
    Ingrid

    Hallo!
    Ich habe gestern einen Radausflug gemacht. Ich war mit meinem Mann im Prater und 2 Freunde waren auch dabei. Es war ein schöner Tag und dieser Ausflug hat mir gut getan und mich abgelenkt. Aber meine Mutter war in meinen Gedanken auch immer dabei. Dieser schöne Pfingsttag hätte ihr sicher auch gefallen. Sie hätte es sich im Garten gemütlich gemacht oder wäre auch im Ort spazieren gegangen, so wie sie es immer gemacht hat. Sie liebte Spaziergänge und die Natur. Es schmerzt mich, dass sie das nicht mehr kann. Ich habe mir aber gedacht, vielleicht ist sie ja bei mir auf diesem Ausflug dabei.
    Wir waren im Prater in einem Lokal, wo ich mir ihr auch einmal war vor 13 Jahren und da war erwieder da, der Schmerz, aber auch eine schöne Erinnerung. Ich muss lernen mit dem Schmerz zu leben und ihn zuzulassen. Denn auch die Erinnerung ist was Schönes und Tröstliches.
    Ingrid

    Ja, liebe Manuela, das Loslassen ist das Schwerste an der Trauer. Man möchte es ja nicht, aber man muss.
    Ich werde immer wieder daran erinnert, dass vieles nun nicht mehr möglich ist, die Anrufe, Gespräche mit meiner Mutter, ihre aufmunternden Worte, ihre positive Einstellung.
    Ich muss mich umgewöhnen, daran, dass das nicht mehr sein wird, immer wieder. Ich muss mich daran gewöhnen, dass es jetzt anders ist. Es ist schwer, aber es wird vielen Trauernden so gehen.
    Gerade habe ich meinen Sohn verabschiedet. Er ist auf Pfadfinderlager gefahren. Ich wollte gleich nachher meine Mutter anrufen, um es ihr zu erzählen, dass er jetzt unterwegs ist. Aber es geht ja nicht mehr. Dennoch hoffe ich, dass sie es doch weiß von dem Ort, wo sie jetzt ist, zuschaut und sich freut. Ich hätte Zeit für sie übers Wochenende und bin traurig. Schade, ich hätte sie so gerne ins Kaffeehaus eingeladen. Anstelle dessen werde ich versuchen, mich abzulenken, mit Putzen, Gartenarbeit oder Radfahren. Damit nicht ständig die Gedanken kreisen, ob nicht doch irgend was im Spital versäumt worden ist oder ich verabsäumt habe. Aber es war wohl ihr Schicksal, die Zeit gekommen, jetzt zu gehen. Wir können es nicht aufhalten.
    Wünsche allen ein schönes Pfingstwochenende.

    Liebe Manuela!
    Das tut mir leid, dass du jetzt so traurig bist und ich kann dich nur allzu gut verstehen. Ich fühle und leide mit dir.
    Du hattest ja genauso wie ich ein inniges Verhältnis zu deinen Eltern und daran werden wir wohl immer wieder von Zeit zu Zeit erinnert werden und an die schöneZeit mit ihnen.
    Und weil die Erinnerungen so schön sind, schmerzen sie auch manchmal. Ich glaube, das wird auch bei mir noch oft so sein.
    Aber deine Wunden haben dich sensibel gemacht für die Menschen um dich herum, für ihre Nöte und Sorgen. Dafür bin auch ich dir dankbar.
    Alles Liebe. Ih denke an dich.
    Deine Ingrid2

    Ja, ich glaube auch fest daran, dass es so sein muss.
    Meine Mutter selbst sollte mir darin ein Vorbild sein. Sie hat jeden Abend für uns Kinder gebetet und ist einmal im Jahr zur Beichte gegangen. Ich habe noch in einer Tasche von ihr einen Beichtzettel aus dem Jahr 1996 gefunden. Mein Gott, wie ist die Zeit so schnell vergangen. Und bei jedem ihrer Spitalsaufenthalte hat sie geschaut, dass sie die Kommunion empfangen kann. Darum hoffe ich, dass sie jetzt an ihrem Ziel angekommen ist.
    Doch es fällt so schwer loszulassen. Es ist wie das Abtrennen von der Nabelschnur, wie ein entwurzelt sein. Ich muss erst wieder neue Wurzeln fassen.


    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dich ein letztes Mal umarmen und dich ganz fest an mich drücken.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dir zum Abschied zurufen, dass du mein Leben bereichert hast und ich dich immer lieben werde.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich so gerne noch einmal deiner unverwechselbaren Stimme lauschen und horchen, was du mir zu sagen hast.
    Was würdest du mir mitteilen?
    Vielleicht würdest du flüstern: "Bitte mach es mir nicht so schwer und lass mich gehen, denn ich muss dich jetzt verlassen."
    Wahrscheinlich würdest du wollen, dass ich nicht ewig trauere, sondern mich mit dir darüber freue, das es da, wo du jetzt bist,
    keinen Schmerz, keine Trauer und kein Leid mehr gibt.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich versuchen, dich aufzuhalten.
    Aber ich weiß, dass du trotzdem gehen würdest, denn du bist schon immer gradlinig deine Wege gegangen.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich nun meine Tränen abwischen, und das Unabwendbare akzeptieren und mich freuen, weil du das Leben jetzt in Fülle hast.


    Dieses Gedicht von Petra Hillebrand lese ich mir öfters durch und es gibt mir ein wenig Trost, obwohl es mir jetzt noch nicht möglich ist und ich erst
    meinen Weg durch die Trauer finden muss.


    Liebe Grüße
    Ingrid

    Liebe Manuela!
    Danke immer wieder für deine aufbauenden Antworten. Ja, du hast recht. Ich sollte aufhören an das zu denken, was ich versäumt habe, denn es kommt nie wieder, aber ich sollte mich vielmehr an die vielen schönen Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben, erinnern. Wenn es nur nicht so weh täte.


    Dieses Wochenende habe ich Freud und Leid zugleich erlebt. Am Freitrag war ich wandern und habe die Natur genossen, aber immer auch mit einem Schmerz im Herzen, denn von meinen Eltern habe ich die Liebe zur Natur bekommen. Ich musste daran denken, wie gerne meine Mama immer spazieren ging und wie sie mir dann davon erzählte. Dieser Ausflug hätte ihr sicher auch gefallen.


    Am Sonntag war die Erstkommunion meines Neffen und da hat mich wieder eine Welle überrollt. Schon in der Kirche war es sehr schwer, wieder da zu sitzen, wo vor 3 Monaten die Begräbnismesse war. Und dann wieder im Haus des Bruders zu sein, wo meine Mutter die letzten 10 Jahre gewohnt hat. Unbegreiflich, dass sie nicht mehr die Stiegen herunterkommt, auch wenn es zum Schluss wirklich schon sehr mühsam war, würde ich es mir noch einmal wünschen. Aber es wird wohl nie wieder sein. Schade, dass meine Mutter dieses Fest nicht mehr erleben konnte. Sie hätte es sich so gewünscht. Ich denke, wenn dieser Schmerz des Vermissens so groß ist, muss es doch eine Seele geben, die auch nach dem Tod nicht verloren geht. Vielleicht hat sie sogar von oben uns zugeschaut.


    Ingrid

    Liebe Kathrin!
    Lass deinen Tränen freien Lauf. Ich fiinde, sie sind ein Ventil unserer Seele und danach ist alles etwas erträglicher.
    Dass du jetzt so ein intensives Verhältnis zu deiner Mutter hast, finde ich schön. Lass es zu. Ich glaube, es ist für beide gut.
    Alles Liebe
    Ingrid

    Hallo. Manuela spricht mir aus der Seele. Jetzt erst fällt mir ein, was ich noch alles mit meiner Mutter hätte machen können. Ich wollte sie immer öfters nach Wien einladen, aber sie hat immer gesagt, kommt ihr lieber heraus zu mir. Dazu muss ich sagen, dass meine Mutter, Johanna, seit dem Hochwasser 2002 bei ihrem Sohn wohnte. Sie hatte da ein kleines Zimmer.
    Beim Jahrhunderthochwasser wurde ihr Haus komplett verwüstet und sie ist leider nie mehr dahin zurückgezogen, obwohl es wieder hergerichtet wurde, weil sie ja 2005 erkrankte. Wenn ich daran denke, was sie alles hat erdulden und erleiden hat müssen, spüre ich noch immer diesen Schmerz in meiner Seele. Aber sie war ein Vorbild an Tapferkeit. Mama, Johanna, war 2 mal im Jahr bei mir in Wien, zu Weihnachten und am Christkindlmarkt. Sonst sind wir immer zu ihr hinausgefahren, aufs Land. Sie liebte es für die Familie zu kochen, einzukaufen, alle um sich zu haben und zu verwöhnen. Nur 2011 gings dann nicht mehr, da war sie dann schon sehr krank und auf Hilfe angewiesen. Ich habe heute von ihr getäumt, wie sie im Rollstuhl sitzt und ich sie besuche. Es war eigentlich ein schöner Traum, weil sie mir im Traum wieder so nahe war und ich sie umsorgen konnte. Nur als ich aufwachte, es war wieder Realität. Ich musste erkennen, ich werde sie nie wieder besuchen können. Und das tut schon weh.
    Johanna hatte eigentlich keinen Rollstuhl, sie hatte im letzten Jahr einen Rollator, mit dem sie sich ein wenig bewegte. Mein Vater ist nach einem Schlaganfahl 2 Jahre im Rollstuhl gesessen und Johanna hat ihn gepflegt. Eigentlich eine schwere Zeit für sie. Und jetzt erst vestehehe ich sie, warum sie 2 Jahre nach dem Tod meines Vaters Depressionen hatte, weil sie wahrscheinlich immer noch um den Verlust trauerte. Ich hätte mehr mit ihr darüber sprechen sollen.
    Ich vermisse beide so sehr, meine Mutter und auch meinen Vater, obwohl mein Vater schon zwölf Jahre tod ist. Was mich auch noch erschreckt, die Zeit ist so schnell vergangen, so schnell ist meine Mutter alt geworden (fast 75) und musste gehen. Könnte ich doch die Zeit noch etwas zurückdrehen. Aber ich muss mich damit abfinden, dass es nie wieder so sein wird. Es sind schöne Erinnerungen an meine Eltern, aber manchmal möchte ich gar nicht mehr zurückdenken, weil es so weh tut. Aber ich hoffe, dass der Schmerz einmal erträglicher wird. Die vielen Erfahrungsberichte hier im Forum zeigen ja, dass es geht und besser werden kann. Für diese Beiträge bin ich sehr dankbar und auch für die aufmunternden Antworten.

    Ich habe gerade die Seiten von Manuela gelesen "Bin wie betäubt", nicht alles, aber ich habe hineingestöbert. Es gibt auch mir immer wieder Kraft, in diesem Forum zu lesen, wie andere mit ihrer Trauer umgehen. Wirklich beeindruckend die Seiten.
    Ich war gerade mit meinem Sohn beim Zahnarzt. Es sind wieder die Erinnerungen hochgekommen. Wie meine Mutter beim Zahnarzt war, wie sie mich vorher immer gefragt hat, wie sie das mit dem Zucker machen soll (sie war Diabetikerin). Wie geduldigt sie war, obwohl sie es nicht immer leicht mit dem Diabetes hatte.
    "Wenn es mir möglich wäre, würde ich dich ein letztes Mal umarmen und dich ganz fest an mich drücken.
    Wenn es mir möglich wäre, würde ich dir zum Abschied zurufen, dass du mein Leben bereichert hast und ich dich immer lieben werde.
    Wenn es mir möglich wäre, würe ich so gerne noch einmal deiner Stimme lauschen und horchen, was du mir zu sagen hast.
    Was würdest du mir mitteilen?
    Wahrscheinlich würdest du wollen, dass ich nicht ewig trauere, sondern mich mit dir darüber freue, dass es da, wo du jetzt bist, keinen Schmerz, keine Trauer und kein Leid mehr gibt."
    Aber ich habe noch immer diese große Sehnsucht nach meiner Mutter. Jede Erinnerung ist im ersten Augenblick schön, dann schmerzt sie, denn ich kann nie wieder mit ihr telefonieren oder sie besuchen. Ich würde ihr so gerne noch so vieles sagen oder zeigen.

    Hallo Kathrin!
    Ich weiß nicht, wie ich dich trösten kann. Du hast wirklich ein schweres Paket auf deinem Rücken zu tragen. Du brauchst viel Zeit und viel Geduld und Menschen um dich, die für dich da sind.
    Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll es auch nicht versuchen, man muss es einfach aushalten und durchhalten..
    Je schöner und voller die Erinnerungen an diesen Menschen sind, desto schwerer die Trennung.
    Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk mit sich.
    Das habe ich heute gelesen (ein Text von D. Bonhoeffer). Es hat auch mich ein bisschen gestärkt.
    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute.

    Hallo Reinhold!
    Der erste Muttertag ohne die geliebte Mutter! Auch das musste ich gestern erleben und es war nicht leicht für mich. Meine Mutter ist im Februar im Alter von 74 Jahren nach längerer Krankheit gestorben und ich vermisse sie so sehr, wie du deine vermisst. Ich bin zwar verheiratet und habe einen vierzehnjährigen Sohn, aber die sind schon wieder zum Alltag über gegangen und es bleibt keine Zeit für Trauer. Ich hatte auch eine innige Beziehung zu meiner Mutter, wir haben öfters am Tag miteinander telefoniert, waren aber 70 km voneinander entfernt. Es gibt Tage, da geht es schon leichter, aber Tage da spüre ich noch diesen Schmerz in meiner Seele, so als ob ein Teil fehlen würde. Dann stöbere ich hier im Trauerforum und lese die Berichte, die mich dann wieder aufbauen. Ich denke, bei dir ist es auch noch ein auf und ein ab, aber du bist auf dem richtigen Weg. Deine Aussage, dass du deiner Mutter versprochen hast, dass du jetzt auf dich schaust, hat mich sehr beeindruckt. Ich denke, das ist der richtige Weg. Denn unsere Mütter hätten sicher nicht gewollt, dass wir so traurig sind. Aber es lässt sich halt einfach nicht abstellen. Da, wo einmal Liebe war, ist jetzt nur noch Trauer. Wir müssen lernen, uns mit dem neuen Leben ohne Mutter zu arangieren. Ich hoffe, es wird mit der Zeit leichter.
    Viel Kraft auf deinem Weg
    Ingrid2

    Hallo Kathrin!
    Mein aufrichtiges Mitgefühl zum Verlust deines Mannes, der so plötzlich und jung gegangen ist. Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir momentan den Boden unter den Füßen wegzieht. Ich möchte mich bedanken, dass du trotz deines Schmerzes auch Verständnis für meine Trauer hast (Verlust der Mutter) und mir geantwortet hast, obwohl du sicher viel mehr ertragen musst wie ich. Ich finde gar keine Worte des Trosts für solch ein Schicksal, nur dass ich dir wünsche, dass du den Schmerz aushältst und einen Weg für dich findest. Ich finde es gut, dass du dir Hilfe bei einer Pschologin holst. Ich hoffe auch, dass du viele Antworten aus dem Trauerforum bekommst von Leuten, sie schon einen Schritt weiter sind und so was schon durchgemacht haben. Aber der Anfang in der Trauer ist sicher ein harter, steiniger Weg.
    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute. :)
    Ingrid2

    Liebe Renate!
    Ich wollte mich bedanken, dass du trotz deines Schmerzes um den Verlust deines Sohnes auch auf meinen Thread geantwortest hast und ich möchte dir mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen zu deinem Verlust. Ein Kind zu verlieren, ist sicher eine der härtesten Prüfungen im Leben. Ich selber habe ja nur ein Kind, 14 Jahre, und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn er plötzlich nicht mehr da wäre. Ich glaube, solch einen Verlust hinzunehmen, dauert unendlich lange und ist unheimlich schwer. Ich denke, du bist tapfer und hast schon viel geschafft. Ich lese oft, die Trauer soll später einem liebevollen Erinnern weichen. Ich hoffe, dieser Zeitpunkt kommt einmal für alle Trauernden.
    Liebe Grüße
    Ingrid2

    Hallo. Danke für euer Verständnis. Es tut wirklich gut, sich über die Trauer mit anderen auszutauschen, die auch durch diese schwierige Phase des Lebens müssen. Ich denke, die Trauer ist umso größer, je mehr man den Menschen, den man hat gehen lassen müssen, geliebt hat. Als mein Vater vor 12 Jahren gestorben ist, war es bei Weitem nicht so schlimm, wie bei meiner Mutter. Meine Mutter und ich haben nach dem Tod des Vaters eine innige Beziehung aufgebaut. Sie hat mich verstanden und bei ihr fühlte ich mich geborgen, manchmal mehr wie bei meinem Ehemann. Eigentlich verrückt. Gerade bin ich wieder über der Krankenakte gesessen und habe versucht, herauszufinden, was man doch hätte besser machen können.


    Ich weiß, ich muss loslassen und annehmen, dass ihre Zeit schon abgelaufen ist. Ich lerne schon langsam mit dem Schmerz zu leben, ihn zu akzeptieren. Er lähmt mich nicht mehr so sehr, wie am Anfang. Da konnte ich nicht viel tun, alles brauchte sehr viel Kraft. Ich habe mich auch intensiv damit beschäftigt, was danach kommt. Am Anfang spürte ich nur eine Leere. Da habe ich dann im Garten entdeckt, dass der Enzian, den sie mir vor Jahren mal geschenkt hat, das erste Mal blüht und ich habe es als Zeichen gesehen. Ich hoffe und glaube, es gibt auch noch ein Danach, wo es ihr jetzt gut geht. Ich werde mich zusammen reißen, denn meine Mutter hätte sicher nicht gewollt, dass ich wegen ihr so traurig bin. Aber es ist verdammt schwer.

    Hallo. Vor drei Monaten ist meine Mutter gestorben und durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe immer mitgelesen. Die Beiträge haben mir immer sehr viel Kraft gegeben, erfährt man doch, dass es viele Menschen gibt, die auch mit einem Verlust fertig werden müssen. Ich habe meine Mutter verloren und ich denke, es gibt viel Schlimmeres, z.B. seinen Partner oder sein Kind zu verlieren. Trotzdem hat sich mein Leben seit dem Tod meiner Mutter vor 3 Monaten radikal verändert. Wir hatten eine innige Beziehung. Sie hat mich drei Mal am Tag angerufen, weil sie Diabetikerin war, aber leider nicht damit zurecht kam und sich immer von mir beraten ließ. Oft dachte ich, jetzt ruft sie schon wieder an, was mache ich jetzt, wenn der Zucker wieder hoch ist? Und jetzt ruft niemand mehr an und manchmal denke ich, könnte das Telefon doch noch einmal läuten. Vor 7 Jahren wurde bei meiner Mutter eine Leberzirrhose festgestellt, aber die Ärzte haben keine Ursache gefunden. Ich glaube, es kam vom Zucker. Meine Mutter hat gekämpft und hat noch ein paar schöne Jahre herausschlagen können.
    Aber das letzte Jahr war schlimm, da kamen dann die Komplikationen der Leberzirrhose und sie war fast jedes Monat im Spital. Im Jänner hat sie dann noch einen Gefäßverschluss am Bein bekommen und wurde operiert, sie bekam einen Bypass. Aber 2 Wochen später ist sie gestorben. Sie war 74 Jahre alt. Und da hat alles angefagen. Obwohl ich mich schon länger darauf vorbereitet habe, dass sie bald gehen muss, hätte ich es nicht so gewollt. Denn ich habe jetzt Schuldgefühle. Hätten wir die OP nicht gemacht? Ich habe auch das Gefühl, das auf der chirurgischen Station ihr internistisches Problem nicht ausreichend behandelt wurde. Hätte ich sie doch auf die Interne verlegen lassen? Manchmal bin ich ganz verzweifelt, wenn ich daran denke. Morgen ist Muttertag und wie gerne hätte ich den noch mir ihr verbracht? Meine Mutter war eine sehr liebenswürdige, verständnisvolle Frau und wir hatten ein inniges Verhältnis zueinander. Leider kann ich mit meiner Familie nicht über meine Trauer reden. Mein vierzehnjähriger Sohn ist in der Pubertät und mein Mann sagt, dass das der ganz normale Lauf ist, dass die Eltern sterben. Mein Vater ist auch schon vor zwölf Jahren gestorben. Weil ich mit niemandem reden kann, habe ich mich an dieses Forum gewandt.