Liebe Petra!
Hoffentlich fühlst Du Dich besser!
Sind das nicht die Nachwehen des Gedenktages? Die zermürbend-traurige Zeit vor solchen Tagen?
Du hast 12 Tage ohne Pause gearbeitet. Die Sorge um Deine Ex-Schwiegermutter und auch die Hilfe, die Du bei ihr leistet.
Da hast Du allerhand geschafft. Kraft sammeln und eine Pause muss auch mal sein.
Ich glaube, dass es langsam, aber stetig, besser werden wird für Dich.
Natürlich wird es nicht kontinuierlich aufwärtsgehen. Da werden immer wieder Tiefs dazwischen sein. Aber die Tendenz, die wird nach oben gehen!!!!
Nun zu Deinem zweiten Brief, zu Deiner Familie.
Kann es sein, dass Dein Vater Gefühle nicht gut zeigen kann? Das geht sehr vielen Menschen so. Es könnte so zu vielen Missverständnissen, Fehldeutungen gekommen sein. Habt Ihr je darüber gesprochen? Euch ausgetauscht?
Alles könnte sich im Laufe der Zeit hochgeschaukelt haben, festgefahren haben.
Sein Verhalten zeigt doch Gefühle für Dich, auch, wenn es in einer absolut traurigen Ausnahmesituation war. Aber vielleicht hat gerade diese Situation seine wirklichen Gefühle an die Oberfläche gebracht. Deinen Vater, seine Liebe für Dich zeigen lassen.
Oftmals ändern sich Verhältnisse oder Konstellationen innerhalb einer Familie, wenn schwere Zeiten zu bewältigen sind oder ein Trauerfall vorliegt.
Wäre schön, wenn es bei Euch so wäre. Was meinst Du?
Solltet Ihr einfach mal miteinander reden, sagen wie Ihr fühlt, etwas vorsichtige, konstruktive Kritik sollte erlaubt sein. Sagen, was Ihr Euch wünscht?
Das könnte eine wirkliche Chance sein.
Bei Euch Frauen, ist es das komplizierter? Ist ja auch eine Person mehr.
Deine Mutter war mal nett und kann auch nett sein. Habe ich Dich da recht verstanden?
Du möchtest Dich bei ihr anlehnen können, wie Du schreibst. Verständlich.
Dass sie in den letzten Jahren bitter geworden ist, hat doch einen Grund. Zeigt doch, dass sie nicht ganz glücklich ist.
Man kann zwar an sich arbeiten. Aber, ganz anders können die meisten Menschen nicht werden. Man muss sie halbwegs annehmen und tolerieren, wie sie sind.
Auch wenn ihre Frage Dir und anderen Trauernden missfällt, sprach da nicht Mitgefühl und Sorge um Dich? Sie ist doch Deine Mutter!
Deine Tochter hat Toleranz zur Oma bekundet. Und sei es nur wegen Dir. Finde ich sehr nett und gut!!!!!
Und jetzt bin ich ehrlich zu Dir, liebe Petra. Dir nur Freundlichkeiten und Komplimente zu schreiben, hilft Dir nicht immer. Deine Nerven werden auch angekratzt sein.
Deine Mutter anzurufen, Du möchtest keinen Kontakt mehr, finde ich überzogen, ein wenig hart. Jedenfalls wenn es so war, wie Du schreibst.
Und, so ganz richtig ist es nicht, Du möchtest Kontakt und Zuwendung. Aber eben anders. Vielleicht wäre es viel besser, es so zu sagen.
Wer weiß, vielleicht könnt Ihr Euch alle zusammenraufen. Und die Chance nutzen. Wünscht Ihr dies nicht? Verdient hättet Ihr es.
Liebe Petra, das sind meine Gedanken an Dich.
Mache es gut, meine Liebe :24:
Deine Kühlwalda