Ein neues Jahr, ein neues Jahrzehnt...
das ich für dich sehen, hören, riechen, fühlen, denken, warhnehmen kann
all das spüren kann was auch du an diesem Leben so sehr geliebt hast
obwohl dein Start ins Leben so schwer und düster war, in einer sehr dunklen Zeit
trotzdem hast du all das Schöne, vor allem in der Natur, in der Musik, der Kunst
das Schöne im Großen und im Kleinen
und das Gute das zwischen Menschen entstehen kann (wenn sie denn wollen)
geliebt und dir das Leben wie ein Fest sein lassen, um mich auf Rilke zu berufen.
Seitdem du weg bist, ist kein Tag vergangen wo ich nicht ganz fest an dich gedacht habe, und du mir so auch nahe bist, und das tut manchmal weh aber immer ist es auch kein tobender zerreissender Schmerz sondern eine Weh-Mut, ein Mut zum Weh, und darüber hinaus
die Essenz alles Guten die unsere Liebe und unsere Beziehung ausgemacht hat.
Und so blicke ich dankbar auf 2019 zurück.
Ich weiß in 23 Tagen wird sich dein Todestag jähren und oft treffen mich diese Daten, wenn ich nicht darauf achte, auch durchaus hart, ich spüre dann zuerst die Trauer, und später, wenn ich erkenne warum sie da ist, mich mit ihr an einen Tisch setze, sie umarme, dann darf es auch besser werden, wenn ich mir dann auch all meinen Gefühlen, auch den schmerzhaften zuwende, nicht um sie zu ändern, sondern einfach um sie anzunehmen und auch für diese Gefühle dankbar sein, da auch sie von Liebe sprechen. Denn natürlich ist es sehr sehr traurig dass du körperlich nicht mehr bei mir bist
und auch alle anderen, geliebten Vorausgegangenen
die Großeltern, die Großonkel- und Tanten, mein Cousin Sebastian, mein Onkel, Leo,... und das denke ich wird immer weh tun.
Neben dem Schmerz des Abschieds war es ja auch die klare Erkenntnis der Begrenztheit der eigenen Lebensspanne
der eigenen Sterblichkeit, die mich zu den existenziellen Fragen brachte (nicht zum ersten Mal) in meiner Trauer.
Was für ein Glück dass Yaloms Bücher da waren, du kennst sie ja auch.
Was für ein Glück dass wir ganz offen so oft über diese existenziellen Themen gesprochen haben.
Nur ein geprüftes Leben ist ein Lebenswertes Leben sagt Sokrates, nun - mit deinen Augen und deinem Herzen habe ich eine liebevolle und zärtliche Prüferin in mir, die mir immer sagen wird "nimm dein Leben als Geschenk" "verzeihe dir" und "nütze jeden Augenblick"
nicht im Sinne einer Geschwindigkeit, die rauschartig sein kann sondern im Sinne einer ganz bewussten Tiefe und Intensität
die gleichzeitig so leicht sein darf wie der Staub der auf den Flügeln der Schmetterlinge liegt.
Und so habe ich es leicht das Leben, das ich nun ohne dich - physisch - und in deinem Gewordensein als die Person, die du als meine Mami warst, weiter zu leben, und an zu nehmen und auch zu genießen - auch da es ganz anders ist, unerwartet, ein Bruch in meinem Leben, das es Aspekte gibt die es nur so gibt, dass dieses Leben ohne Dich - physisch - nicht weniger wert sein muss, - sondern dass es reich und innig ist, da ich dich in meinem Herzen habe. Ganz banal, ganz einfach für mich.
Schlussendlich auch da ich genau das auch denen, die ich liebe wünschen würde - sollte ich ihnen vorausgehen
dass sie liebevoll an mich denken und dann das Leben genießen
und nicht durch ein Jammertal gehen.
Du weiß dass Tante F. - sie wurde 102 - schwer ging, und es mir nachdem ich sie vor nun 10 Jahren beim Sterben begleitet habe, gar nicht gut ging.
Ich war damals so jung, diese fast bodenloser Trauer - d as war schwer, damals. Ich war froh 2019 zu erkennen, dass es nun schon 10 Jahre her ist. Und ich trage auch Tante F. ganz liebevoll in meinem Herzen.
Darum bin ich dir so dankbar, dass du - wie alles in deinem Leben- du so - mir fallen nur diese Worte ein
aufrecht und mit klarem Herzen gegangen bist. Du warst immer sehr gerade und klar in allem was du getan hast
und auch wenn das Leben nicht immer leicht war für dich doch mit einer von Grund auf positiven und dem Leben
und dann auch dem Tod - als deine Zeit gekommen war- offenen Haltung.
Du bist gegangen wie ein Engel, wie eine Kerze zwischen Sternen, wie ein Schiff über den Horizont
gegangen wie die Wolken, die Jahreszeiten, wie der Tanz von Sonne und Mond
und genauso bist du mir allgegenwärtig.
Wie sich alles wandelt, hast du dich gewandelt, und auch ich habe mich gewandelt.
Ich habe es dem Leben verziehen dass es dich mir genommen hat
Wir konnten uns alles verzeihen was schwierig war zwischen uns
und ich konnte mir verzeihen dass ich nun ein anderes Leben lebe
das ich auch lieben darf.
und ja, diese innere Großzügigkeit, das genau habe ich von dir
und so ist dieser erste Tag im neuen Jahr wieder ein Tag, wo ich mir wünsche du wärst hier zum umarmen, plaudern, Brötchen essen,
deinen Enkel zu herzen, mir deinen Rat zu geben
und gleichzeitig ein Tag den ich liebe, auch weil du darin einen festen Platz hast.
Willkommen im Jahr 2020, lass uns sehen, was es bringen mag...