liebe Hannah,
lass dich erst einmal ganz lieb drücken - wenn du das magst
Danke für deine Worte, bei mir ist der Tod meiner Mutter schon 2,5 Jahre her...etwas mehr...und sie war vorher auch 3 Jahre erkrankt...da ist es jetzt wirklich schon leichter, wesentlich leichter
ich erinnere mich an die ersten Wochen, Monate...ich habe mich komplett "heraus katapultiert" gefühlt aus meinem normalen Leben... ich sagte einmal dazu... eine fremde Landkarte...der Kompass spielt verrückt..
es hat sich oft wirklich so angefühlt als würde es mich zerreissen vor Schmerzen...
in meiner Arbeit hatte ich ein neues Team die haben sich nicht so um mich gekümmert...
die Arbeit war aber auch Struktur, Ablenkung...und am Weg im Auto zurück bin ich immer an einer bestimmten Stelle stehen geblieben und habe hemmungslos geweint, und geschrien wenn ich das wollte, habe mir dazu auch ganz laut Musik aufgedreht...so bin ich gestrickt...
ich habe mir bewusst Zeit genommen am Tag um die Trauer zu zulassen, da war dann das Schreiben hier ganz entscheidend...ich wollte zunächst in eine Trauergruppe aber da hätte ich noch weniger Zeit für meinen Sohn gehabt logistisch also habe ich das Forum hier gefunden...das hat perfekt gepasst.. einerseits sind hier sehr besondere Menschen die schreiben, und eine gute Moderation...
ich konnte hier immer schreiben, auch nachts, und lesen ... das hat mir sehr geholfen...es kann auch nicht zu lang sein oder zu wirr...das passt hier schon...
ich hatte auch Kontakt zu der Therapeutin die meine Mutter begleitet hat, und immer wieder Kontakt aufzunehmen hat mir geholfen, und zu wissen dass die Therapeutin da ist hat mir auch oft geholfen, so als Notfallnetz.
Ich wurde mir also hier auch bewusst dass meine Trauer, mein nicht so funktionieren können, das Anstrengende, das Gereizt sein, der Schmerz, die Wut...dass das alles ok ist, dass das seine Berechtigung hat, und seinen Raum. Das allein hat schon gut getan!
Hier sind Menschen die über den Tod sprechen können und wollen! Man muss sich nicht verstellen, "zusammenreissen".
Alleine schon die klare Ansage: Trauer ist Schwerstarbeit!
Oft wollte ich auch nicht zeigen dass ich trauere da ich so empfindlich war, wie eine einzige Wunde, dass jede irgendwie unpassende Antwort mich zutiefst verletzt hat...
bei meinen Freundinnen habe ich dann geschaut, dass ich sie so nehme, dass wir uns gegenseitig gut tun...also habe dann das mit ihnen gemacht oder Kontakt gesucht auf einer Ebene die gepasst hat... ich habe akzeptiert dass mir niemand den Schmerz abnehmen kann oder so da sein kann wie ich es brauche, aber dass ich mir suchen kann wer was wann wo kann was ich brauche.
Was mein Kind anbelangt...ich habe mich erst mal über kindliche Trauer informiert , auch hier. Das hat mir geholfen mich nicht so unter Druck zu setzen. Ich habe meine totale Verzweiflung nicht gezeigt (toben, brüllen) aber natürlich über die Trauer mit ihm gesprochen, und versucht da zu sein, ließ ihn auch meine Tränen sehen. Mir hat der Gedanke sehr geholfen dass Kinder "Trauerpfützen" haben also sich aus dem Thema auch wieder raus nehmen rein springen und raus springen, wenn es ihnen zu viel wird. Darauf habe ich geachtet.
Ich habe hier auch viel Gutes gelesen, z.B. MarSue hat hier auch geschrieben, und habe auch einen Thread Kind und Trauer angelegt...ich habe hier Freundschaften gefunden... es gibt hier Texte von sehr unterschiedlichen Menschen in allen möglichen Situationen so dass man etwas für sich finden kann...<3 und es tat und tut gut mich hier wieder zu finden...hier darf es sein...hier ist es ok.
Vor allem aber habe ich geschaut dass es Menschen gibt die gut auf mein Kind geschaut haben, damit ich einmal Ruhe habe, und Raum einfach nur für mich sein zu können, auch mit der Trauer. Ich habe mich dadurch wirklich entlastet gefühlt mein Kind jemandem anzuvertrauen der es gut betreut hat, liebevoll, der nicht so tief in der Trauer war, und ich war entlastet.
Er hat nicht so sehr getrauert, bei deinen Kindern ist das bestimmt anders da es ja ihr Papa ist, der jetzt körperlich nicht mehr da ist. Hätte mein Sohn intensiver getraut, hatte ich mich informiert über spezielle Therapieangebote bei Verlusten für Kinder.
Also - privat und im öffentlichen Raum delegieren, sich ansehen...wer kann mir wie nützlich sein?
Die Leute haben ihre Stärken, und sie wollen da sein, wenn man sie lässt...Hilfe annehmen...
Ich habe mir Strategien überlegt wie ich eben über die Trauer mit meinem Sohn rede. Und wie ich möchte dass darüber gesprochen wird. Habe Bücher zum Vorlesen bestellt... aber das alles erst nach längerer Zeit...nach so kurzer Zeit wie bei dir habe ich einfach einmal geschaut dass ich Tag für Tag schaffe, und ausreichend Schlaf finde.
Wenn ich wenig Energie hatte oder meinen Sohn angefaucht habe habe ich das (tue ich heute noch) genau so gesagt...lieber Sohn, es tut mir leid dass ich dich angeschrien hab/ dass ich heute nicht mit dir so spielen kann...ich bin so traurig weil die Nonna gestorben ist und vermisse sie so, und deshalb kann ich meine Gefühle nicht so kontrollieren wie ich will...ich habe dich lieb und es tut mir leid dass ich dich ungerecht behandelt habe...
das hilft mir auch, der Gedanke der "good enough" Mama...
und erwachsene Menschen gesucht die es auch mal aushalten dass ich sie anfauche, weil sie wissen dass das jetzt so ist...
... und ich habe geschaut was mich stärkt, mir hilft...Lieblingsfilme, gutes Essen...und Bücher die mich gestärkt haben bei meiner Frage nach dem Sinn...
für große Vorhaben...wie Geburtstagsfeier... Weihnachten...habe ich mir lange vorher Pläne gemacht...
und wie gesagt, den Druck raus nehmen, zu wissen es ist ok sich genau so zu fühlen
das war auch einfach ganz wichtig und gut für mich.
Das habe ich auch wirklich hier erfahren.
so ich hoffe, ich habe dich nicht zugetextet...ich wünsche dir wirklich so viel Kraft wie du brauchst
und Ruheinseln in der Trauer - Trauer kommt in Wellen...
ein Gedanke für mich war der Vergleich Trauer ist wie eine Geburt...
irgendwo her nimmt man die Energie es zu schaffen...jetzt wenn ich von Wellen spreche
was denkst denn du das dich stärken kann?
gibt es Menschen die dich entlasten?
Du bist hier wirklich gut aufgehoben, du kannst hier alles schreiben, vor allem abends und in der Nacht.
Vielleicht magst du einfach von dir erzählen...
von deinem Mann...
wie lange ihr zusammen ward...wie eure Ehe war...eure Liebe...
der Gedanke dass die Beziehung nicht aufhört...sich nur verändert ... hat mir auch geholfen...
vielleicht magst du von deinen Kindern sprechen...wie es ihnen geht, dir mit ihnen...
über deine Sorgen
und das was dir hilft, was dir gut tut...
das wünsche ich dir von ganzem Herzen...
Inseln zum Durchatmen... etwas das dir gut tut
du kannst wirklich sehr stolz auf dich sein jeden Tag den du geschafft hast
den du durch gestanden hast
es ist Schwerstarbeit
Alles Liebe zu dir,
Malena