Beiträge von fides

    So viel Zeit ist vergangen, so schnell...

    Ich befinde mich in einem Gefühl der Sinnlosigkeit, welches einfach nicht mehr von meiner Seite weichen möchte. Weihnachten - Neujahr .... ich fühle mich einsam. Nicht weil ich alleine bin, nein das glaube ich nicht.... aber weil mir der Bezug zur Realität abhanden gekommen ist. Es erscheint alles so sinn- und zwecklos.... keinerlei Logik dahinter - Leere - völlige Leere.

    Einen über Jahre aufgebauten Panzer loszuwerden ist - unbeschreiblich anstrengend. Die Fluchtmöglichkeiten vor einem selbst - gigantisch.

    Nicht fühlen zu wollen ist nicht unbedingt eine gute Schutzmaßnehme, vor allem sich selbst auch nicht mehr spüren zu können.

    Etwas verändern zu wollen ist der Anfang, es durchzuhalten hoffentlich eine Aussicht auf eine bessere, lebenswertere Zukunft.

    Ich empfinde innerlich, verleihe all dem keinen Ausdruck mehr und wenn es zu viel wird lege ich einen Schalter in mir um - nur die Ebene der Funktion zu funktionieren bleibt erhalten. Wie der Herzschlag oder das Atmen beim Leben.


    Ich sehe gut, ich beschreibe gut - ich nehme mein Umfeld in jeder Bewegung, in jedem Laut, in jedem Bild und allem was den Moment ausmacht so unglaublich empflindlich wahr. Aber ich stehe immer nur daneben als Beobachter.


    Und dann meine Seele sei weit,

    sei weit, dass dir das Leben gelinge,

    breite dich wie ein Feierkleid über die sinnenden Dinge.

    -Rainer Maria Rilke-

    Heute ist ein sehr anstrengender Tag gewesen - ich bin ja wohl ein sehr geduldiger Mensch, aber heute war ich es nun wirklich nicht.

    Ich glaube das erste Mal in meinem Leben habe ich jemanden über das Handy ununterbrochen "terrorisiert"..... Also meinen kleinen Bruder. Irgendwann hat er dann endlich das Ergebnis parat gehabt und die Aussage hat mir unglaublich gut getan.

    Er ist tatsächlich verschon geblieben :-) ich freue mich so sehr für ihn. Es ist ein Gedanke weniger der mich belastet.


    Liebe Amitola, du wünschst mir, dass ich mich spüre und wahrnehme - das wünsche ich mir auch seit einem Jahrzehnt....

    Ich befinde mich derzeit in einer stationären Behandlung - genau aus diesem Grund.

    Kann sich jemand vorstellen wie es ist sich nach einer Umarmung zu sehnen, diese aber nie an sich ran lassen zu können?

    Ich spüre mich nicht, ich fühle mich nicht und ich funktioniere auch nicht mehr.

    Ich lerne Gefühle mit Wortlisten zu definieren, ich lerne Gefühle in mir zu lokalisieren und das wirklich beängstigende überhaupt - ich lerne das man mich anfassen und berühren darf. Ich lerne mich selbst kennen und meine Hoffnung ist immer jene, es im hier und jetzt eines Tages alles fühlen und zeigen zu können.

    Es ist komisch - nach außen wie ein Stein, oder wie Eis erstarrt und kalt zu wirken und innerlich zu zerfallen.

    Außerdem fühlt es sich wie ein Alleingang an. Wie sand, der durch die Finger rinnen kann...


    Liebe Astrid,

    es ist genug - ich kann nicht mehr, vor allem kann ich nicht mehr aushalten und ich will es auch nicht mehr müssen.

    Ich merke wie einfach es sich sagen und schreiben lässt. Aber ich weiß leider auch sehr genau wie sich die Realität anfühlt. Wenn mir mein Freund - die Einsamkeit - zu nahe kommt, schaffe ich es schon lange nicht mehr zu entkommen. Aber noch bin ich nicht bereit mich dem Versuch des willenlosen Daseins hinzugeben.

    Dafür bin ich nicht hier und auch nicht gemacht.


    Wir haben im Leben alle unser Päckchen zu tagen. Ich finde nicht das es leichter wird. Aber all die Stärkungen und Übungen machen meine Schultern stärker und lassen mich meinen Rucksack leichter tragen. Die Zeit heilt keine Wunden, sie lehrt uns nur besser oder gar anders damit umzugehen.


    Nicole (fides - der Glaube), dazu stehe ich

    Hallo Zusammen,


    ich danke euch für die vielen guten Worte.

    Zur Zeit bange ich ein wenig um das Ergebnis bei meinem Bruder, er erhält es am Donnerstag. Sollte er diesen Defekt auch in sich tragen, so würde er die Konsequenzen (laut Bundeswehr) dafür tragen müssen und würde von bestimmten Einsätzen bis zu seinem Dienstende ausgeschlossen werden. Ich bin deshalb besorgt, weil es immer sein Wunsch war sein Berufsleben dort zu verbringen.


    Mir selbst geht es nicht besonders gut damit. Wie einige schon erwähnt haben, manchmal muss man vielleicht nicht unbedingt den Grund erfahren warum jemand gestorben ist, vor allem dann nicht - wenn es einen solchen Rattenschwanz hinter sich her zieht.

    Hilfe gibt es in diesem Bereich nicht. Es ist ein Defekt, er erfordert einen gewissen Lebenswandel, kann aber trotzdem jederzeit seine Folgen haben.

    Ich verfalle in meine alte Rolle, meine Gefühle mir selbst gegenüber auszuschalten. Es ist nicht wichtig was mit mir ist, es ist nur wichtig was mit meinem Bruder ist.

    Ein wenig ärgere ich mich über mich selbst, ich verstehe mich gerade einfach selbst nicht mehr. Das alles, das Leben ist schon echt eine Farce - eine Herausforderung von der ich schon so lange etwas mehr Positives abverlange, weil ich glaube das ich ein Recht darauf habe.


    Hoffnung ist nicht die Überzeugung,

    dass etwas gut ausgeht,

    sondern die Gewissheit,

    dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

    - Václav Hável -

    Seit ein paar Tagen weiß ich, dass es in unserer Familie einen Gendefekt gibt, dies ist die Ursache für das frühe Sterben meiner Mutter und meines Bruders. Nach einigen Tests stellte sich heraus, dass auch ich diesen Defekt geerbt habe. Ich hoffe und wünsche mir, dass mein kleiner Bruder mehr Glück hat.

    Es ist irgendwie unbeschreiblich verwirrend, nach so langer Zeit erst dieses Ergebnis zu erfahren, dass erst nach 2 Verstorbenen überhaupt in diese Richtung kontrolliert wird.

    Ich mache niemanden einen Vorwurf, aber manchmal wünschte ich mir, dass bestimmte Dinge einfach sorgfältiger betrachtet werden würden. Vielleicht hätten wir uns diesen Kummer und das gefühlte Leid somit ein wenig ersparen können.


    Heute ist wieder einer dieser unendlich traurigen und düsteren Tage gewesen. Die Sonne hat es nicht durch die dicken Wolken geschafft und auch die Sterne sind nicht zu sehen.

    Also versuche ich auf den Weg einer meiner vielen Schönmomente zu wandeln.


    Seid lieb gegrüßt von mir.


    Du hast eine so wunderschöne, kraftvolle Sprache. Ist Schreiben auch ein Teil deines Berufes?


    Alles Liebe und halt ein Auge auf dich


    blaumeise

    Liebe blaumeise,


    vielen Dank für deine Worte. Sie tun mir gut.

    Nein die Sprache ist weniger ein Teil meines Berufes. Leider mehr die Logik. Diese ist auch ein wenig einnehmend im Bereich meiner Problemlösungen im Leben - was nicht logisch erscheint, was keiner Logik folgen kann - scheint unmöglich lösbar zu sein.

    Es dauert daher manchmal ein wenig, bis ich mir selbst begreiflich machen kann, dass nicht alles im Leben einer Logik folgen muss.

    Aber ich weiß auch heute schon, dass ich zwar dazu neige in diesem Denkmuster hängen zu bleiben, es aber genauso gut schaffen kann einen anderen Weg, den ich als zufriedenstellende Lösung akzeptieren kann, finden werde.


    Alles Liebe

    Nicole


    Deine Bilder UND deine Worte sind berührend. DANKE und gerne noch Viiiiiiieeeeel meeeeehr davon ;)


    Wenn sich mein Herz kalt und schwer anfühlt - dann denke ich an meine vielen Wanderungen in unterschiedlichen Vegetationen nach.

    Heute - heute einmal eine Blumenwiese, eine naturbelassene Wildblumenwiese.


    Ich bin zuvor mit geschlossenen Augen hindurch gelaufen und mittendrin stehen geblieben. Ich habe die Gräser gerochen, gespürt wie der Wind sie über meine Haut führte und mich eine wohlig warme Gänsehaut bedeckt. Die warme Sommerluft streicht mir übers Gesicht und lässt meine Haare wehen. Das summen der Bienen und das brummen der pummeligen Hummeln klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich hocke mich zwischen die Gräser um alle Geräusche der Natur ungefiltert aufnehmen zu können. Die Wiese, diese wunderschöne Wiese lebt - jedesdoch so kleine Insektenvölkchen für sich, beherbergt zwischen all dem grün ihre eigne Gattung. Und nun - nun gehöre ich auch schon dazu und fliege wie die Bienen, Hummeln und Marienkäfer durch die Gräser - suche mir eine wunderschöne Blume als Landeplatz und genieße die Sonne bis in den Abend hinein.

    Liebe Fides

    du verwendest beeindruckende Bilder - auch in deiner Sprache. Sind die von dir?

    Liebe Astrid,

    ja es sind alles Bilder die mich in Momentaufnahmen meines Lebens dazu hinreißen lassen haben, sie festzuhalten.

    Ich fotografiere nicht viel, aber ich habe das Gefühl wenn ich es tue, dann spricht jedes Bild für sich eine eigene Sprache und trägt seine Geschichte - je nach Phantasie des Betrachters mit sich, um sich von alleine zu verbreiten.


    Ein Stück herum laufen, einen Schneeengel hinterlassen, dann ein Stück den Aufstieg wagen - den Blick in die Ferne schweifen lassen, die Ruhe und das Glücksgefühl auf sich wirken lassen und sich für einen Bruchteil einer Sekunde unendlich frei fühlen.

    Die Arme ausbreiten, die Augen schließen, tief durch die Nase einatmen und die Luft anhalten. Bilder im Kopf malen, sich spüren, sich fühlen, lebendig sein und die Luft wieder aus sich entweichen lassen.

    Sich im Schneidersitz in den Kreis setzen und das Picknick mit sich und all den anderen mir innerer Ruhe genießen können.


    Gib mir Kraft mich selbst zu finden, meinen Kritiker einen Namen zu geben und zum Freund werden zu lassen. Gib mir Kraft und Energie nicht an mir selbst zu verzweifeln und mich als Wertlos und Niederlage zu spüren. Gib mir Hoffnung meinen Weitblick nicht zu verlieren und starr, hölzern und leer als wandelnde Hülle nur noch zu funktionieren.

    liebe fides<3

    kannst du dir das vorstellen?


    Wir reichen uns die Hände ... drehen uns um...und gehen langsam...Schritt für Schritt... sehr vorsichtig und dennoch fest...

    weg von dieser durch gewaltige Eroptionen entstandenenFelswand ...

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen - kannst du dir vorstellen wie es ist, die Wolken anzufassen?

    Kannst du fühlen wie dich ihr flüchtiger Zustand umschmeichelt? Wie die Brise wie ein Hauch Gletscherluft deine Gesicht entlang weht?

    Bemerkst du den Geruch von Schnee und spürst du die Sonne auf deiner Haut?

    Und jetzt - fühlst du jetzt wie dein Herz sich öffnet, wie eine langsam sich zur Sonne reckende Seerose, Blatt für Blatt öffnend und doch geheimnisvoll am Abend wieder schließend?

    Und vielleicht bemerkst du auch jetzt das Lächeln in deinem Gesicht.





    Ich fühle mich leer und winzig .....

    Und doch halte ich daran fest, dass es da mehr geben muss als jenes was mich gerade umgibt - irgendwo da draußen gibt es meine Antworten die ich Suche..... und irgendjemand wird mich vielleicht ab und an an die Hand nehmen und ein Stück des Weges begleiten.


    Gewonnen hat der, der dulden lieben und verzeihen kann. -Hermann Hesse-

    Liebe Astrid,


    ich werde deinen Vorschlag auf jeden Fall beherzigen und ausprobieren. Er klingt sehr interessant.

    Nein, ich habe keinen Ort um meine Trauer ausdrücken zu können. Ich lerne zumindest darüber zu schreiben, um nicht den gleichen Fehler zu begehen wie vor Jahren. Nämlich den, nur zu funktionieren - das möchte ich nicht. Ich möchte aktiv am Leben teilnehmen, traurig sein dürfen, weinen und dann auch wiederum gut gelaunt und fröhlich los marschieren. Ich möchte nicht gegen Wände laufen, nur weil mich ein Auslöser hinein katapultiert.


    Heute war ich nach langem wieder einmal am Klavier und Saxofon. Es tat gut, zeitgleich machte es mich aber auch traurig. Die Musik hat uns so sehr verbunden, das tut sie heute auch noch. Aber vorerst irgendwie nur im traurigen Sinne. Und das kratzt unheimlich an mir und zieht mich doch häufiger zu Boden als mir lieb ist.


    Heute genieße ich noch die regelmäßigen Regenschauer und spronge mit meinen Gummistiefeln durch die Pfützen. Merlin schaut dann immer so komich. Ich hoffe er verdreht sich nicht mal den Hals. Leider schlabbert er lieber das Wasser als mit hindurch zu gehen. Aber wir machen es gemeinsam :-)


    Nicole

    Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht wäre mein Verhältnis etwas anders zu Friedhöfen, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte jregelmäßig meinen Weg dahin zu finden.

    Leider war und ist dies aufgrund der Entfernungen nicht möglich. Und ich habe eher eine Abwehrhaltung in Bezug auf Östertreich bekommen, als dass ich mich noch freue meinen Weg dorthin führen zu lassen. Es war eine wunderschöne Zeit, aber momentan oder - ich bin ehrlich - seit Jahren vermeide ich es dahin zu kommen. Ist es die Angst der Realität ins Auge zu sehen?

    Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch gar nicht wichtig zu wissen.


    Meine Lebenseinstellung ist keineswegs negativ geprägt. Ich habe gedankliche Durchhänger - wenn man das so bezeichnen kann - die ich bis ins unendliche auseinandernehmen möchte. Vor allem weil mich das Gefühl der Einsamkeit so in seinen Fängen festhält und mir nicht klar wird, warum ausgerechnet ich solche Verluste in diesen Zeitfenstern hinnehmen muss wo ich mir doch so viel mehr gewünscht hätte.

    Tanz

    Wenn ich tanze, streicht
    mein Bogen über die Saiten meiner Seele,
    über die Saiten meiner Seele streicht
    mein Bogen, wenn ich tanze.

    Und wenn ich tanze auf der Erde,
    komme ich nahe:
    dem Himmel komme ich nahe:
    dem Himmel in dir
    und in mir –
    inmitten der uns hüllenden
    Himmel darüber!

    Wenn ich tanze, tanzt mein Bogen
    auf der Violine meiner Seele,
    auf der Violine meiner Seele tanzt
    mein Bogen, wenn ich tanze.



    -August Sonnenfisch -



    Das Grab ist wunderschön. Ich belächel sogar das ich es als schön betrachte. Es fühlt sich einfach nur falsch und dumm an.

    Wieso meine ich das es schön ist. Ich habe kein Verständnis dafür.


    Familie.

    Naja das liegt wohl daran das es in unserer Kindheit viel Stress gab. Die Jungs waren immer nur am Streiten und haben dem anderen nichts gewünscht. Sie waren so laut, so voller negativer Energie. Für mich war das damals kein Begriff für Familie.

    Nach dem Tod unserer Mutter gabe es einen "Umschwung". Plötzlich gab es Zusammenhalt - es war nicht wichtig wer was hatte und wer welchen Weg einschlagen würde. Es war aber nicht Familie, weil ich es mir so für unsere Mutter gewünscht habe. Diese Einigkeit, dieses Verständnis füreinander diese Verbindung.

    Jetzt sind da nur noch wir zwei. Und dennoch empfinde ich eine so quälende und erdrückende Einsamkeit das es mir vorkommt als würde ich verrückt werden.



    Heute habe ich die Bilder zum restaurierten und fertiggestellten Familiengrab erhalten. Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Ich vermute deshalb, weil ich mir trotz aller Tatsachen eingeredet habe, dass es nicht real sein kann - es nicht real sein darf.

    Aus empfundener Wut habe ich mein Handy gegen die Wand geschmissen.... Es tat gut die Einzelteile in den Mülleimer zu schmeißen.

    Ich bin eigentlich kein Mensch mit solch energiegeladenen Handlungen. Ich habe sogar ein wenig Angst vor mir selbst empfunden.

    Ehrlich gesagt vermute ich aber, dass ich es jetzt zumindest begriffen habe. Vielleicht rede ich es mir aber auch ein, genauso wie ich es seit 13 Jahren - in Bezug auf den Tod meiner Mutter schon mache.

    Ich versuche mit aller Gewalt das Wort Familie für mich zu definieren. Mein jüngerer Bruder und Ich? Es fühlt sich alles so unvollständig an.