Beiträge von Sturm

    Liebe Luise,


    meinst du, es könnte dir vielleicht ein bisschen gut tun, ab und zu mit "Gleichgesinnten" aus dem Forum zu telefonieren? Mit Menschen, die verstehen...

    Es würde leider nichts an der Situation ändern und natürlich nichts an dem Ursprung deiner Einsamkeit, aber vielleicht manchmal ein bisschen gegen die akuten Einsamkeitssymptome helfen. Zumindest für mich war es eine sehr wertvolle Erfahrung, als ich jemanden aus unserem Forum getroffen habe und man irgendwie "frei" über unsere Lieben und die Traurigkeit reden konnte, ohne sich wie ein Außerirdischer zu fühlen.

    Denn auch wenn man nichts Neues erlebt...in uns passiert so unendlich viel, die ganze Zeit. Ich verstehe, dass es dir fehlt, das niemandem erzählen zu können.


    Liebe grüße, Sturm

    Eine Frage habe ich noch .


    Vielleicht habe ich sie schon einmal gestellt .Spüren unsere Verstorbenen wenn

    wir mit ihren Kissen Kuschel?

    Liebe Birgit,

    ich weiß es nicht, aber glaube und klammere mich an die Hoffnung, dass sie spüren und wissen, wenn wir mit unseren Gedanken, unserem Herz und unserer Liebe ganz intensiv und nah bei ihnen sind. Deswegen glaube ich auch daran, dass es so ist, wenn man zum Beispiel ihr Kissen oder ein Kleidungsstück oder was auch immer ganz festhält. Man ist dann ja auch mit den Gedanken und Gefühlen bei ihnen und wenn sie das grundsätzlich irgendwie spüren können, dann sicher auch wenn man mit ihrem Kissen kuschelt.


    Liebe Grüße, Sturm

    Liebe Claudia,

    ein trauriges, aber herzliches Willkommen hier. Es tut mir so leid für euch... Das Leben ist nicht fair.

    Du bist sehr mutig, diesen Schritt zu gehen, aber es ist gut, dass du Familie hast, in deren Nähe du sein kannst. Ich drücke dir für morgen die Daumen.


    Liebe Grüße, Sturm

    Liebe Ange,


    ich wünsche dir von ganzem, ganzem Herzen, dass es funktioniert und du eine eigene Wohnung findest mit einem Platz, der nur Jürgen gehört und den dir niemand jemals nehmen kann.

    Weißt du, ich denke oft an dich, weil mir die Situation mit Jürgens Grab und seiner Tochter so nahe geht. Weil ich weiß, wie schlimm es ist, wenn es keinen Ort gibt, um dem liebsten, über alles geliebten Menschen zu gedenken, ihm Liebe zu zeigen und an ihn zu erinnern - oder andere Menschen denken, sie haben Anspruch auf diesen Ort und können Regeln und Verbote aufstellen, wie sie lustig sind. Es ist so abartig und böse und mir fällt keine Lösung ein, weil ich auch deine Kraftlosigkeit kenne und verstehe, liebe Ange.


    Was ich manchmal mache und mich manchmal tröstet (- aber Vorsicht, oft macht es mich auch noch trauriger): ich stelle mir ganz genau vor, wie ich ihr Grab gestalten würde, wenn ich alleine entscheiden könnte. Jedes Detail. Welcher Stein, welche Form, welche Farbe, welche Gravur, welche Schrift, welcher Text. Welche Pflanzen würde ich ihr mitbringen oder bei ihr pflanzen. (Sie mochte Basilikum und Zitronenmelisse so gerne, aber geht das an einem Grab? Wahrscheinlich wäre es mir egal und sie würde einfach ihr Basilikum kriegen) Was würde ich hinlegen. Finde ich eine passende Lichterkette, die cool aussieht, aber nicht kitschig ist? (Sie liebte Lichterketten.)

    Ich schreibe mir das manchmal sogar auf, weil ich an guten Tagen den kämpferischen Gedanken habe, dass es irgendwann vielleicht die Möglichkeit gibt, dass ich das alles für H. machen kann. Und vielleicht du ja auch für Jürgen, Ange? Vielleicht ist es für uns nicht das Grab. (In meinen Augen ist das ein Verbrechen, nicht nur an dir und mir, sondern vor allem an Jürgen und H.) Aber wir können uns einen anderen Ort suchen, der nur unseren Lieben und uns gehört. Vielleicht die Ecke in deiner zukünftigen Wohnung, vielleicht auch woanders. (Ich stelle mir für H. immer einen Ort in der Natur vor). Jedenfalls tut es mir manchmal gut, mir das schon jetzt vorzustellen und in Gedanken zu "planen". Vielleicht hilft dir das auch ein kleines bisschen.


    Am besten wäre natürlich, wenn dein Engel seinen Platz an Jürgens Grab findet. Ich hoffe so, dass das klappt.


    Liebe Grüße, Sturm

    Liebe Blaumeise,

    Das geschah wirklich nur ein einziges Mal - ganz ehrlich - aber dieser Moment verfolgt mich zur Zeit ständig.

    ich glaube dir.

    Es ist so unfair und gemein, wie schwer so ein einziges Mal wiegen kann und wie sehr es all das Andere, all das Gute überdeckt. Bei mir ist das auch so, in meinem Kopf schwirren so viele einzelne Sätze, Momente, Konflikte herum und verdrängen alles, was gut war (- und da gab es noch nicht mal die komplexe und für alle belastende Pflegesituation wie bei euch.)


    Blaumeise, ohne euch zu kennen und nur anhand deiner Zeilen, die so aufrichtig liebevoll und zärtlich sind, kommt mir folgendes in den Sinn:

    Klaus und du, ihr habt es schon einmal geschafft! Ihr hattet euch schon einmal verloren und so wie das klingt, waren die Umstände damals alles andere als einfach und unkompliziert.

    Aber ihr konntet das überwinden, die Liebe, Freundschaft und Versöhnlichkeit eurer Herzen war viel größer als alles, was war. Du siehst selbst: nicht einmal Freunde verstehen das, ihr Verstand und leider auch ihre Herzen sind viel zu begrenzt und hart dafür. Eure hingegen nicht. Ich glaube, weil das für euch schon einmal möglich war, ist da ein ganz großes Verständnis und eine wunderschöne Zugewandheit zwischen euch. Das macht diesen Moment, der dich so quält, nicht ungeschehen und nicht kleiner, aber ich glaube zwischen großen Liebenden und Freunden wie Klaus und dir, ist so ein Moment trotzdem ganz anders, als zwischen Menschen mit unversöhnlichen, unfriedlichen Herzen.


    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht oder kaum hilft, wenn andere schreiben, dass man nichts falsch gemacht hat und der andere bestimmt versteht und verzeiht. Man wird trotzdem von den eigenen Dämonen verfolgt, denn der Topflappen-Moment war - auch wenn zutiefst menschlich und nachvollziehbar - für dich, für euch einfach falsch. Die erbarmungslose Trauer macht ihn riesengroß, viel größer als er vermutlich war, und versucht eure Beziehung auf diese Sekunde zu reduzieren. Das ist so gemein und falsch und ich wünsche dir, dass sie irgendwann damit aufhört.


    Die Aussagen deiner Freunde machen mich sprachlos und lassen mich einmal mehr an den Menschen zweifeln.

    Ich bin froh, dass es welche wie dich gibt, liebe Blaumeise!


    Alles Gute und liebe Grüße,

    Sturm

    Liebe Ange, deine Pia ist großartig!


    Was du mit Jürgens Engel gemacht hast, mache ich auch oft. Manchmal trage ich einen Gegenstand tagelang in der Jackentasche mit mir herum, halte ihn immer wieder in der Hand, streichle ihn und nehme ihn mit ans Bett, bevor ich ihn für H. irgendwo ablege. Deswegen glaube ich daran und denke, dass es mit dem Engel für Jürgen funktioniert hat. Ich bin so froh, dass er wieder an seinen Platz kommt.


    Liebe Grüße, Sturm

    Liebe Gabi,

    Zitat

    Ich habe ja geschrieben, dass ich akzeptiert habe, dass ich noch weiterleben muss, aus Gründen, die bislang im Dunklen liegen.

    Ich habe bisher so gut ich konnte versucht, mich zum Weiterleben zu motivieren und einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden, dass ich absolut keinen Sinn mehr in meinem Dasein sehe und auch nicht das Gefühl habe, mein Leben wäre etwas Kostbares, Schützenswertes.

    Und dem Wissen, dass ich es erstens nicht fertigbringe mir etwas anzutun und zweitens die Möglichkeit nicht außer Acht lasse, dass ich tatsächlich in der Zukunft noch irgendeine Aufgabe haben könnte, wenn ich mir auch im Moment nicht im Entferntesten vorstellen kann, was das sein könnte.

    ich glaube, für die meisten Menschen ist das nicht nur schwer zu begreifen, sondern kommt für sie einem Paradoxon gleich. Natürlich bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube (und fürchte), sehr genau zu wissen was du meinst.


    Das alles hat nichts mit akuter Suizidalität oder Suizidalität generell zu tun (- der 1. Punkt, den viele nicht verstehen). Es ist einfach ein Weiterleben mit der Gewissheit, dass es keine Basis, keinen Grund, keinen Sinn und kein Ziel mehr gibt, denen dieses Weiterleben zu Grunde liegt (- der 2. Punkt, der oft nicht verstanden wird: diese innere Gewissheit). Natürlich weiß man nicht, was die Zukunft bringt. Auch wenn ich nicht ausschließe, dass noch etwas kommen kann, das mich berührt oder etwas in meinem Leben besser macht, reicht es mir persönlich nicht aus, einen Sinn in eine Eventualität oder eine vielleicht kommende Möglichkeit zu legen, deren Eintreffen absolut ungewiss ist und von der ich auch so gar keine Vorstellung habe, weil es ja nichts Konkretes gibt, was ich mir wünsche oder ich noch erreichen will.

    Als ich das für mich erstmals so erkannt habe, hat mich das in einen ganz extremen Zustand von nackter Angst und zugleich Ruhe versetzt. Es war keine Panik, es war eine ruhige, klare, bohrende Angst.

    Kennst du die Filme von Lars von Trier? Das ist ausdrücklich keine Empfehlung, sie sind kompliziert, extrem eigenwillig und fragwürdig und laufen tatsächlich stellenweise über ewig erscheinende Minuten in Zeitlupe ab. Die Handlungen der Protagonisten sind oft sinn- und ziellos und man weiß meistens von Anfang an, dass alles mit einer Katastrophe oder im Nichts enden wird. Eigentlich egal, man weiß: es wird enden. Dieses Wissen macht es eigentlich unerträglich, diese Filme anzuschauen, sie werden von diesem zähen Gefühl der zeitlupenlangsamen Hilf- und Sinnlosigkeit getragen. Aber das sind nur Filme, man ist nur Zuseher. Das Gefühl beim Anschauen ist nur ein Schatten eines Gefühls, mehr nicht.


    Jedenfalls kommt es mir oft so vor wie dieses Gefühl (- und zwar das echte, reale Gefühl. Nicht sein Schatten), wenn ich realisiere, wie viel übriges Leben noch da ist und, dass ich einfach weiß, dass es nicht mehr gut werden und keinen Sinn, kein Ziel mehr geben kann (- ja, vielleicht kleine Sinne und kleine Ziele, aber nicht den elementaren, lebensnotwendigen Sinn, den ich in meinem Leben mit H. hatte). Oft kommt mir alles so vor, wie in den Zeitlupen-Szenen aus den Lars von Trier-Filmen. Es geht langsam, so schrecklich langsam Richtung Ende, aber das ist gar nicht das Problem. Das Problem ist die Zeit bis dahin und ihre vollkommene Zwecklosigkeit. Es wird einfach nicht mehr gut.


    Zitat

    Die Tatsache, dass alles beendet und absolut nichts zu tun ist in meinem Leben macht mich wahnsinnig.

    Das verstehe ich, ich glaube mir ginge es auch so. Vielleicht sind Tereschkowas Tricks wirklich eine gute Idee.


    Ich halte mich mit einem vielleicht absurden, dummen "Pflichtgefühl", einer Art Treueschwur an H. über Wasser.

    Zu meinen persönlichen Angelegenheiten habe ich fast gar keine Verbindung mehr, leider.

    Aber ihre liegen mir am Herzen.

    Ihr Patenkind, solange es noch Kontakt gibt. (Leider spüre ich, dass meine Bemühungen bei weitem nicht ausreichen und ich den bereits entstandenen Abstand nicht wieder aufholen kann).

    Ihre Katzen (- die auch meine Katzen sind, aber innerlich bin ich manchmal so stumpf und kalt, dass ich selbst ihnen gegenüber nur mechanisch agieren kann. Es tut mir so leid, aber ich weiß nicht, wie ich es ändern kann).


    Und dann noch ganz, ganz kindische Kleinigkeiten, zum Beispiel:


    Es gibt hier stapelweise ungelesene Bücher. Wir haben immer viel gelesen, vor allem H., aber man kauft nun man schneller Bücher, als man sie lesen kann. Das Wissen, dass sie für immer ungelesen bleiben, ist mir unerträglich und in meinem Kopf hat sich der Gedanke festgesetzt, dass das nicht sein darf.

    Die Krux daran ist, dass ich es aber nicht schaffe, eines dieser ungelesenen Bücher auch nur aufzuschlagen. Viele sind von Reisen mitgebracht oder aus Antiquariaten oder von Flohmärkten und ich kann mich bei fast jedem erinnern, woher wir es haben. Ein Buch, um das ich seit Wochen kreise, hat auf der Rückseite noch das Preisschild kleben. Gekauft in einem Buchgeschäft in Berlin. Ich kann mich so gut an diesen Tag erinnern und ich mussmussmuss das Buch (und alle anderen) lesen, aber ich kann's nicht.

    Es ergibt keinen Sinn, aber vielleicht ist es unter anderem dieser kleine, kindische, sich spießende Kreislauf aus müssen und nichtkönnen, der ein Bleiben und Ausharren irgendwie rechtfertigt. Ich weiß auch nicht.


    Ich wünschte auch, ich wüsste, was zu tun ist.


    Liebe Grüße, Sturm

    Liebe Kohlrabenschwarz,


    ich kann mich noch an deine ersten Zeilen hier im Forum erinnern und jetzt ist tatsächlich ein Jahr vorbei.

    Geht es dir auch so, dass du oft nicht weißt, ob es sich kürzer oder länger als ein Jahr anfühlt? Alles ist so aus der Zeit.


    Danke, dass du ein wenig erzählst, wie es dir so ergangen ist und geht. Ich verstehe gut, dass du nicht unbedingt alt werden willst in diesem - jetzt - so ungewollten Leben. Gut, dass Ablenkung für dich funktioniert. Alles, was irgendwie funktioniert, ist gut.


    Alles, alles Liebe für dich! Sturm

    Liebe Sverja,


    darf nicht beides sein und hat nicht beides einen Wert und ist es nicht vielleicht mehr eine "Öffnung" als eine Trennung (- ich weiß, das ist ein bisschen widersinnig -), weil die Erweiterung um einen geschützten Bereich für manche Trauernde auch mehr Freiheit bedeutet?


    In der ursprünglichen Diskussion mit Gedanken zu mehr Schutz im Forum zitierst du Buddha:


    "Wir verlangen fortwährend nach Sicherheit,

    aber die wird nicht zu unserem Wachstum beitragen."


    Nichts gegen Buddha, aber vielleicht gibt es trauernde Menschen, die sich mehr Sicherheit nicht wünschen, um zu wachsen, sondern um zu überleben. Das klingt plakativer als es gemeint ist und was weiß ich schon über Trauer - kenn ja nur meine eigene, aber ich glaube und fürchte, dass viele einfach nur irgendwie durch den Tag (und die Wochen und Monate) kommen wollen. Wenn es dabei auch nur ein bisschen hilft, darüber zu schreiben und sich auszutauschen, ist das schon ziemlich gut. Wenn manche eher schreiben, wenn es nicht öffentlich ist, reicht das doch für die Berechtigung eines geschlossenen Bereichs aus. Nicht anstelle und als Ersatz eines offenen, öffentlichen Bereichs. Nein, keinesfalls! Ich glaube, der Wert und die Notwendigkeit des öffentlichen Forums ist allen bewusst und viele bevorzugen ja auch mit ihren Wohnzimmern dort zu bleiben Deswegen können beide doch nebeneinander existieren ohne in "Konkurrenz" zu stehen und sich etwas wegzunehmen?


    Für mich persönlich ist übrigens der "Wert" einer Antwort hier vollkommen davon entkoppelt, wie viele Menschen sie womöglich lesen. Wenn sich jemand Zeit für ein paar Worte und Zeilen nimmt, oft ja selbst schwer trauernd, ist das immer kostbar, egal ob es später von einer einzigen Person oder von hunderten gelesen wird.

    Natürlich respektiere ich, dass du den neuen Bereich als trennend empfindest, aber es wäre sehr schade, wenn du deine Antworten, die vielen hier sehr lieb und wertvoll sind, davon abhängig machst, ob sie öffentlich lesbar sind oder nicht.


    Liebe Grüße und viel Kraft für die kommenden Tage, Sturm

    Ja, Ange - das ist es. Krass und falsch und grausam, so sehr zu lieben und nicht weiter zusammen leben zu dürfen.


    Was können wir jetzt grade machen für dich?

    Willst du etwas über deinen lieben Jürgen schreiben?

    Ist es besser dich müde zu weinen, um ruhiger zu werden, oder willst du dem Weinen vielleicht davonlaufen?

    Letzteres mache ich manchmal. Okay, zugegeben, ich bin nicht fit und nicht schnell, aber ich drehe dann solange Runden, bis ich etwas ruhiger werde. Noch besser ist Fahrradfahren, dann rase ich wie ne Wahnsinnige so eine gerade Straße bei mir in der Nähe entlang, bis es "vorbei" geht. Nicht die Traurigkeit, nicht der Schmerz, nicht das Vermissen, aber dieser Scheißklammergriff, der manchmal zupackt. Aber ja, das klappt auch nur manchmal. Manchmal klappt auch gar nichts. Leider.


    Ich denke an dich, Sturm

    Tereschkowa schrieb:

    Allerdings würde eine ganz kleine technische Veränderung bereits viel zum Schutz beitragen:

    Nur identifizierten und verifizierten Mitgliedern eine Anmeldung zu ermöglich.

    Dies bedeutet nicht, dass plötzlich alle Klarnamen für alle einsichtig sind,

    sondern dass diese bei Aspetos registriert sind. (Unter Wahrung des Datenschutzes und dem Schutz vor Weitergabe an Dritte natürlich.)

    Es würde sich für die Mitglieder in der Verwendung des Forums nichts verändern.

    Das erinnert mich ein bisschen an das blaue Häkchen bei Facebook und Twitter.


    Für uns hier finde ich an der Idee gut, dass es die Hemmschwelle für die "Liddys" dieser Welt deutlich erhöht, sich anzumelden, um ihr Unwesen zu treiben, zu "stören" und zu verletzen.

    Folglich hat es hoffentlich den Effekt, dass man sich grundsätzlich sicherer und wohler fühlt.


    Mehr Privatsphäre und Schutz vor öffentlichem Mitlesen bietet das allerdings nicht. Aber ich fürchte mittlerweile, dass der Preis dafür vielleicht auch zu hoch ist. Denn wie die meisten hier, sehe ich auch den Wert oder viel eher die dringende Notwendigkeit der Möglichkeit für Trauernde hier mitlesen zu können, um daraus einen Eindruck oder sogar Hilfe zu gewinnen. Das sollte nicht geopfert werden. Vielleicht ist ein geschützter Bereich also doch nicht das Wahre...


    Liebe Grüße, Sturm

    Den Grundgedanken eines geschützten Forumsbereiches kann ich gut verstehen .Trotzdem möchte ich nochmal sagen,dass ich mich hier wohl niemals angemeldet hätte. Für mich waren diese tiefschwarzen intimen Gedanken äußerst wichtig. So wie hier öffne ich meine Gedanken selten. Kikiro

    Vielleicht ist so eine Übergangsphase auch gerade deswegen ganz gut, weil man dann erstmal beobachten kann, wie sich die Nutzung beider Bereiche verteilen würde und ob das auf Dauer gut so ist.



    Nochmal zu der Idee einer Unterscheidung von "frischer, neuer" und "schon länger andauernder" Trauer:

    Eigentlich ist das beinahe ein Thema für sich und ich finde das auch sehr schwierig. Ein paar lose, wirre Gedanken dazu:


    Ja, Trauer ist individuell. So wie wir Menschen eben.


    Um bei deinem Beispiel, Sverja, mit den Schulen zu bleiben (- zufälligerweise kenne ich mich damit ganz gut aus): ja, Individualität und Vielfalt ist immer wahnsinnig wertvoll und ich habe in den vergangenen Jahren die besten Erfahrungen mit heterogenen Gruppen und Gemeinschaften gemacht. Kinder unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Ethnie, unterschiedlichen Entwicklungsstands, Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen oder Behinderungen. Ja, das ist superwertvoll, ja, sie lernen voneinander, ja, sie bereichern sich gegenseitig, ja, es ist meistens gut und hat eigentlich nur Vorteile, für alle Beteiligten.

    Aber es gibt auch - und damit bin ich noch immer bei meinen Erfahrungen im Schulkontext - Grenzen und Risiken. Zum Beispiel, das Risiko einander zu überfordern, einander zu viel zuzumuten und einander zu überrennen. Das ist auch kein theoretisches Risiko, sondern ein reales, alltägliches. Was dabei oft hilft, ist: Orientierung.


    Ähnlich sehe ich das auch hier, im Trauerkontext. Ich empfände eine Teilung daher nicht als Klassifizierung und Trennung, sondern eben als Orientierungshilfe.

    Hier bei Aspetos gibt es doch auch die Gliederung "Verlust des Parners", "Verlust der Eltern", etc.

    Ich glaube nicht, dass diese Gliederung deswegen besteht, um Trauernde zu klassifizieren und zu trennen. Ich glaube auch nicht, dass sie besteht, weil alle Menschen, die ihre Lebensgefährten verloren haben, grundsätzlich total anders fühlen als Menschen, die einen Bruder oder Schwester verlieren mussten. Genauso wenig glaube ich, dass alle Menschen innerhalb so einer "Kategorie" exakt gleich fühlen. Nein, es ist und bleibt individuell und es gibt natürlich Gemeinsamkeiten, Einendes und Verbindendes weit über diese Gliederung hinaus. Ich selbst fühlte mich zum Beispiel in einem Buch, in dem jemand die Trauer um seine Mutter beschreibt, so verstanden wie in nur wenigen Gedanken und Texten sonst - und ich weiß nicht mal richtig, wie es ist eine Mutter zu haben. Fand ich selbst irgendwie verrückt.


    Trotzdem macht so eine Teilung als Orientierung (- in meinen Augen! -) durchaus Sinn und genauso würde (- ebenfalls in meinen Augen -) eine Orientierung bezüglich akut/frisch Trauernden und länger Trauernden Sinn machen. Nicht, damit jeder ein Etikett bekommt und ausschließlich in seiner "Kategorie" rumhängt, sondern um sich bewusster schützen und zugleich freier äußern zu können. Grade, weil man in seiner Trauer oft sehr verletzlich ist und oft Unterschiedliches sucht. Tereschkowa hat die Problematik schon sehr treffend beschrieben und in dem knappen Jahr, in dem ich hier lese und schreibe, traten damit verbundene Situationen nicht nur vereinzelt auf. Gezählt habe ich sie nicht, aber für mein Gefühl war das schon recht oft Thema.


    Sorry, wall of text.


    Liebe und verwirrte Grüße, Sturm

    Liebe Isabel,


    wow, ich habe nicht damit gerechnet, dass ihr den Vorschlag so schnell aufgreift! Vielen, vielen Dank!

    Ist eurerseits denn erwünscht, dass hier zusammen weiter überlegt wird, wie eine gute Dauerlösung aussehen könnte oder klärt ihr das intern?


    Liebe Grüße, Sturm

    Es ist wirklich sehr schwierig, das gut zu lösen. Beide Bereiche haben riesengroße Relevanz, denn nur ein öffentlicher Bereich gibt Menschen, die zum ersten Mal hier lesen, einen Eindruck über das "Gesprächsklima" und die Art und Weise wie sich hier ausgetauscht wird. Ich habe mir vor meiner Anmeldung auch andere Foren angesehen und hier hat es sich "richtiger" angefühlt, als in anderen.

    Und ja, auch nur das passive Hiersein und Lesen kann schon vielen Leuten gut tun und helfen.


    Eine Idee wäre, das Forum in der Grundstruktur zu lassen wie es ist, und als drittes blaues Unterforum (- wie Organisatorisches und TrauerForum) noch den geschützten Bereich anzuhängen. Jedes Mitglied kann dann selbst entscheiden, ob er sein Wohnzimmer im öffentlichen Bereich oder im geschützten haben möchte.

    Im öffentlichen Bereich kann weiterhin jeder lesen und jeder registrierte User auch schreiben. Der geschützte Bereich bleibt den verifizierten Mitgliedern vorbehalten. (Allerdings hat das eben den Geschmack einer Zwei-Klassen-Gesellschaft und das mag ich eigentlich überhaupt nicht. Aber dafür gibt es auch keine Lösung, denn es ist ja legitim, wenn sich nicht jeder identifizieren will.)


    Einschätzen kann ich es überhaupt nicht, aber vielleicht wäre die Nutzung beider Bereiche ja auch recht ausgeglichen, weil manche Mitglieder gar nicht mehr Privatsphäre brauchen?

    Was es - glaube ich - so schwierig macht, ist der Wohnzimmer-Aspekt. Wenn die meisten oder alle mit ihren Wohnzimmern in den geschützten Bereich umziehen möchten, geht im öffentlichen Bereich das "Herzstück" des Forums verloren.


    Ich weiß auch nicht.

    Mir fällt es leider schwer, ausgeglichen in beide Richtungen zu denken, weil für mich aus vollkommen egoistischen und persönlichen Gründen mehr Privatsphäre und Schutz so eine große Erleichterung wäre. Mein Wohnzimmer "musste" ich vor kurzem aufgeben und mir fehlt es sehr. Für mich käme ein "Neubau" nur noch in Frage, wenn Gäste nicht mitlesen könnten. Zugleich hat es aber mir selbst, wie ja auch schon andere schrieben, anfangs total geholfen, in anderen Wohnzimmern mitlesen zu dürfen.


    Deswegen weiß ich auch nicht so richtig weiter.


    Liebe Grüße, Sturm

    Wobei das mit den anmelden, wird warscheinlich einige abschrecken, alle kennen sich da nicht so gut aus, ich bin das beste Beispiel..aber generell...eine sehr gute Idee..

    Das finde ich auch sehr wichtig. Die Registrierung für den geschützten Bereich sollte nicht komplizierter sein und jemandem technisch mehr abverlangen, als man es üblicherweise kennt.

    Es müsste nur ein weiterer Schritt dazu kommen, eben die Identifizierung mit personenbezogenen Daten. Wie der aussehen kann und wie man es für beide Seiten - die Mitglieder und das Team von Aspetos - am besten umsetzen kann, ist wahrscheinlich vor allem eine technische und wirtschaftliche Entscheidung seitens der Betreiber.


    Die Verifizierung per Handynummer stelle ich mir als Laie technisch deutlich aufwendiger und wahrscheinlich kostenintensiver vor, während die Idee einer Identifizierung per Brief vermutlich personell mehr Arbeit macht. (In Wahrheit habe ich keine Ahnung davon, ich denke und mutmaße nur so vor mich hin).


    Tereschkowa schrieb:

    Allerdings würde ich mir auch für diesen zweiten sichereren Bereich eine Zweiteilung wünschen:

    Einen Bereich für "frisch" Trauernde und einen Bereich für "länger" Trauerende.

    (Die genau Bezeichnung müsste noch überlegt werden. Dafür gibt es Beispiele in anderen Trauerforen.

    Auch missglückte Bezeichnungen...)

    Wow, Tereschkowa, du denkst schon viel weiter.


    Den Vorschlag für eine "offene" Teilung in diese beiden Bereiche finde ich sehr relevant und sehr gut. Auch, dass es - wie du schreibst - eine offene, sanfte Teilung ist und man in beiden Bereichen lesen und schreiben, aber durch die thematische Zuordnung auch bewusst Distanz halten kann.

    Ich würde das als große Verbesserung empfinden, weil es zugleich mehr Schonung und mehr Schonungslosigkeit bedeuten würde. Schonung, wenn man es (vielleicht auch nur phasenweise) einfach nicht erträgt, von frischer oder langdauernder Trauer zu lesen und Schonungslosigkeit, weil ich (zumindest an mir selbst) spüre, wie wichtig es für mein Seelenleben ist (oder eher: wäre), könnte ich manchmal schonungslos auch von ganz, ganz schwarzen Gedanken schreiben, die man niemanden erzählen kann, ohne Angst haben zu müssen, die- oder denjenigen zu (v)erschrecken. Klar, absolute Garantie dafür gibt es natürlich auch durch so eine Teilung nicht, aber das Risiko wäre vielleicht kleiner.


    Ich finde es übrigens schön, mit euch zusammen an dieser Idee rumzudenken.


    Liebe Grüße, Sturm