Meine Ursel ist gegangen

  • Meine liebste Ursel,


    heute bin ich ziellos durch's Knoblauchsland geradelt, ich soll mich ja bewegen. Und Du wirst es nicht glauben, ich bin plötzlich, ganz zufällig an der allerliebsten unserer Lieblingsbänke gelandet. Die unter dem Baum mit dem Wasserspeicher dahinter. Die wir, wenn wir dahin wollten, oft nicht gefunden hatten zwischen all den Feldern. Mein erster Gedanke war...jetzt weiß ich beim nächsten Mal wenn ich mit Ursel...,dann kam der tiefe Schmerz...Mist, wir werden ja nie wieder......

    Süße, die Wunde die niemals heilt, heute blutet sie ganz stark...

    Ich weiß nicht mehr wie ich heim gekommen bin, irgendwie hab ich's geschafft. Gott sei Dank bin ich niemand im Treppenhaus begegnet. Im Briefkasten lag natürlich wieder Post für Dich, obwohl ich überall hingeschrieben hatte dass es Dich in dieser Welt nicht mehr gibt.


    Meine Süße, ich liebe Dich bis in alle Ewigkeit

  • Ach 😓

    Dieses (Kack) Nie wieder......

    Ich hasse es! Die Bezeichnung "Hammer" trifft es es echt gut.

    Ich hab keine Ahnung wie das Ding funktioniert. Manche Lieder höre ich gefühlt 70 mal und beim 71 ten muss ich dann fahren, aussteigen, Luft holen und die unaufhaltsamen Tränen freien Lauf lassen.

    Ich denke der Hammer hat wohl oft die Wucht von Thor's Hammer....

    ( Sch...... Teil)

  • Lieber Dieter,


    wie gut ich Dich verstehe. Die Wunde heilt nie mehr, und der Hammer kommt wann er will. Meistens unerwartet aber dafür mit großer Wucht. Mich hat er am Anfang der Woche auch wieder erwischt. Autsch. :4:

    irgendwie hab ich's geschafft. Gott sei Dank bin ich niemand im Treppenhaus begegnet.

    darüber war ich auch sehr froh.


    Hier eine liebe :24:für Dich

    Lilifee

  • Dankeschön Lilifee,

    und wenn uns der Hammer auf die Knie wirft, wir stehen wieder auf.

    Unsere Vorausgegangenen sind stolz auf uns, das weiß ich. Auch wenn uns der Schmerz fast umbringt, wir leben unser Leben weiter - anders als wir uns das vorgestellt hatten als sie noch bei uns waren - aber dafür lieben sie uns in ihrer Welt und werden uns eines Tages mit dieser Liebe empfangen.

    Mein Gott, jetzt laufen wieder die Tränen, ich bin einfach ganz nah am Wasser gebaut.


    Ganz liebe Grüße

  • Lieber Dieter,


    immer wieder aufrappeln, auch wenn uns der Schmerz fast umbringt. Das müssen wir wohl, und unser Leben bis zum Ende durchstehen. So wie es uns bestimmt ist. Ob es uns noch lebenswert erscheint oder nicht. Und unsere Lieben helfen uns dabei. Mal spüren wir es mehr, mal weniger. Aber sie sind da und warten bis sie uns in einer besseren Welt in Liebe empfangen können.



    Mein Gott, jetzt laufen wieder die Tränen, ich bin einfach ganz nah am Wasser gebaut.

    Beim Lesen Deiner Antwort hatte ich auch Tränen in den Augen. :33: Ist es denn ein Wunder daß wir empfindsamer und auch empfindlicher geworden sind?


    Dir auch ganz liebe Grüße

    Lilifee

  • Hallo Ihr Lieben,


    Ursel musste gehen und ich muss bleiben. Da haben wir beide die A****karte gezogen.

    Der schlimmste Moment meines Lebens war nicht die Sterbesekunde von Ursel, sondern als das Bestattungsunternehmen sie abholte.

    Da hat es mir endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen. Davon hab' ich immer wieder Flashbacks.


    Nachdenkliche Grüße von Dieter

  • Lieber Trommlerin,


    ohh warst Du dabei?


    Hilfe....na das hätte ich im Leben nicht geschafft.

    Ich war da nicht dabei.


    Ich hab Mama dann in der Aufbahrung gesehen und keine Flashbacks davon nichts, es war gut so weil ich gesehen habe das Mama nicht mehr da war.


    Es war nur noch die Hülle das was Mama ausmachte war gegangen, so konnte ich das zulassen das Sie ins Feuer kommt.

    Sie war nicht mehr da drin.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Linchen,


    Ursel ist morgens um 6:15 gestorben, bei uns zuhause in ihrem Bett. Der Arzt für den Totenschein kam gegen 17:00. Dann haben wir das Bestattungsinstitut benachrichtigt. Die kamen eine halbe Stunde später, legten Ursel in einen Tragesack und machten den Reißverschluss zu, da hab' ich sie das letzte Mal gesehen. Wie sie dieses Behältnis aus der Wohnung trugen kämpfte ich dann mit einer Ohnmacht, ich konnte auch nicht mit runter zum Leichenwagen, da wäre ich auf der Straße zusammengebrochen. Das war eine absolut traumatische Situation für mich.

  • Lieber Trommlerin,


    das ist auch traumatisch absolut.


    Haben die denn gar nicht gefragt ob Du anwesend sein möchtest dabei oder lieber in ein separates Zimmer gehen möchtest so lang.


    Mich haben sie am Telefon gefragt ob ich dabei sein möchte wenn Sie geholt wird.


    Nein natürlich nicht.


    Schmuck und alles andere persönliche hab ich am nächste Tag beim Bestattungsunternehmen in einem roten Samtsäckchen überreicht bekommen.


    Vlg. Linchen

  • Lieber Dieter mein Fred ist auch zu Hause eingeschlafen 15.16 Uhr wir waren alle bei ihm also ...15 .15 bin aus dem Raum tupfte noch seine Lippen ab und sagte das ich schnell Kaffee ansetze...15.16 ist er gegangen...wussten ja das es passiert aber der Moment als wir es sahen war sooo schwer ...ich rief dann unsere Palliativschwester an ...ich habe geholfen ihn noch zu waschen und hab ihm Unterhose angezogen dann konnte ich nicht mehr ...den rest machte sie mit Ellen...ich machte dann leise Musik an und seine geliebte Lampe ...er sah sooo gut aus wie in den 4 jahren seines Kampfes nicht ...als die Bestatter um 21 uhr kamen ...waren wir nicht mit im zimmer...als sie meinen Schatz im auto hatten gingen wir mit Kerzen raus und sagten tschüss 😢😢😢es war für meinen Fred eine Erlösung für mich aber eine tiefe Trauer bis heute..vermisse ich mein Schatz und das wird so bleiben...sorry wenn ich dein Zimmer voll geschrieben habe

  • Liebe Linchen,


    da bin ich überhaupt nicht gefragt worden. Die hatten es auch eilig, es war Freitag Abend. Die Dame bat mich ihr Anziehsachen mitzugeben. Der Kleiderschrank steht ja auch im Schlafzimmer, das hab ich alles mitbekommen, wie sie Ursel in diesen Tragesack gepackt hatten. Ich war da wie in Trance.

    Mir ist auch nicht gesagt worden wann sie verbrannt würde, das hätte ich auch gar nicht wissen wollen. Das wäre ganz übles Kopfkino gewesen.

  • Liebe Babajaga,


    die Kraft das alles mitzumachen hatte ich nicht mehr. Die 7 Monate vorher, die sie im Krankenhaus verbrachte, da war ich stark, da war ich jeden Tag von früh bis abends im Krankenhaus und sie seelisch unterstützt, hab' dafür meinen Job aufgegeben. Die Kraft war weg, als mir die Notärztin am 27.Dezember sagte dass Ursel im Sterben liegt, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, das hatte mir kein Arzt gesagt. Sie wurde Heilig Abend "stabil" entlassen.

  • Hallo zusammen,

    ich habe meinen Mann morgens völlig überraschend Tod in der Küche aufgefunden. Riesen Schock. Ich habe dann den Krankenwagen angerufen aber es war ihm nicht mehr zu helfen. Dann habe ich den Hausarzt angerufen, sodass mir zumindest die Polizei erspart blieb. Mein Schatz wurde mittags abgeholt. Zwischendurch habe ich funktioniert wie auf Autopilot…..

    Schlimme Erinnerung….

    Lg Cathrin

  • Jetzt beim Schreiben merke ich wie präsent es noch immer ist ...liebe Catrin das muss furchtbar gewesen sein...auch bei dir Dieter als stabil entlassen und drei Tage später liegt deine Ursel im Sterben...grausam

  • Liebe Herzschmerz,


    wenn man nicht gerade Bestatter ist, muss das doch für jeden ein Trauma sein, wenn der geliebte Mensch die Wohnung für immer verlässt.

    Autopilot ist ein guter Ausdruck für den Zustand in diesen Stunden. Trotz allem bin ich froh, dass sie nicht im Krankenhaus gestorben ist, sondern in ihrer Wohnung in der sie 20 Jahre lang glücklich gelebt hatte. Die Notärztin hatte mich noch gefragt ob sie Ursel mitnehmen sollen in die Klinik. Das hab' ich abgelehnt. Dafür hat mich die Notärztin umarmt, das käme ganz selten vor, die meisten Angehörigen wollen mit dem Tod nicht konfrontiert werden.

  • Liebe Carmen, lieber Dieter, liebes Linchen,

    ja, das war traumatisch, wenn ich die Augen schließe, kann ich das Bild sofort jederzeit wieder „aufrufen“. Und ja, Dieter, ich fand es auch ganz schlimm, ihn „abholen“ zu lassen. Ich stelle es mir aber auch schwer vor, wenn man seine Liebsten beim Sterben begleitet, man kann nur hilflos zusehen und versuchen, diesen Weg bestmöglich zu begleiten. Alles gleichermaßen schlimm und nein, nicht alle Angehörigen wollen oder können es, dass die Liebsten bis zum Schluss zu Hause sind…..

    Lg Cathtin