Meine Ursel ist gegangen

  • Lieber Dieter. Das sind die schweren Momente, sie kommen immer wieder. Da gibt es auch kein Schönreden. Es ist einfach so,deine Ursel kommt nicht mehr. Ich habe ja meinen Sohn verloren. Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis. Er kommt auch nicht wieder. Dieser Gedanke tut so weh, da findet man keinen Trost. Bei mir ist es nun fast ein Jahr her. Ich lebe mit meinem Sohn in der Erinnerung und da ist etwas jetzt anders geworden. Ich erinnere mich an die schönen Zeiten und dann ist mir,als würde ich einen Film sehen mit uns beiden in der Hauptrolle. Das wärmt mein Herz. Das kann mir keiner nehmen. Das kann der Tod auch nicht. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst. Aber so geht es mir jetzt nach einem Jahr. Mit lieben Grüßen von Christine.


  • ihr Lieben,


    eben bin ich beim Abspülen - per Hand, die Küche ist einfach zu klein für eine Spülmaschine - und da trifft mich der Niewieder-Hammer mit voller Wucht. Ich sehe Ursel wie sie am Spülbecken sitzt und abspült, das hat sie gern gemacht. Nie wieder wird sie da sitzen und versonnen das Geschirr abspülen. Meine Tränen kullern ins Wasser.

    Mama hatte auch keine Spülmaschine. Mama hat auch immer Alles gespült, sie hatte ganz kaputte Hände davon ;( Aber sie hat nie gejammert."Niewieder Hammer" ja das hast du gut ausgedrückt. Oh man, ist das schlimm. Wenn man sich das ganz bewusst vorstellt, dann haut es einen um. Wie kann das sein, dass ein Mensch plötzlich "weg" ist. Was soll das... Man sieht, wie sehr du sie geliebt hast. Ich habe auch so bestimmte Gedanken, die traue ich mich nicht auszudrücken. Das muss aber alles raus, wenn man es verarbeiten will.

  • was ich meine: Ganz schlimm war für mich damals, paar Tage nach der Beerdigung, dass es jetzt endgültig vorbei ist. Over. Die bildliche Vorstellung, dass sie da unten in dieser schrecklichen Grube liegt (wir hatten normale Erdbestattung) und... naja. Ich bin damals heulend zusammengebrochen. Vorher hatte man noch so kranke Hoffnungen, vielleicht ist sie ja gar nicht tot, wacht vielleicht im Leichenhaus auf. Und dann noch so kranke Gedanken, dass es ihr dort doch viel zu kalt ist. Ich weiss, es ist schräg. Auch schlimm die Vorstellungen, dass bei schlimmem Wetter wie Regen, Schnee, Sturm die Arme da unten liegen muss. Es ist surreal und kaum auszuhalten. Es tut wahnsinnig weh. Dass sie ihren wundervollen Körper nicht mehr hat. Dieses wundervolle Lächeln, die Stimme. Alles weg.

  • Deine Mama ist nicht mehr da, es ist nur noch Ihr Körper die Hülle.

    Deine Mama alles was Sie ausgemacht hat ist nicht mehr da.


    Davor brauchst Du wirklich keine Angst haben.

    Ich verstehe aber Deine Gedanken die kommen natürlich.


    Vlg. Linchen