Sohn durch Suizid verloren

  • es ist nun bald 3 Jahre her, dass ich meinen Sohn (25) durch Suizid verloren habe.
    Auch wenn das klingt, als wäre es ein langer Zeitraum - schmerzt es noch immer , als wäre es erst vor kurzem passiert.
    Ich würde mich gerne mit jemandem austauschen, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat.
    Für die meisten Menschen ist das Thema ein "Angstthema" oder ein Tabu. Ich spüre, dass es mich erleichtern würde mich mit jemandem darüber auszutauschen, der weiss wie es mir geht. Der Tod meines Sohnes jährt sich am 16.April zum 3.mal.


    Traurige Grüße


    Karin

  • Liebe Karin,


    ein liebes Willkommen hier bei uns im Forum. Es tut mir sehr leid, daß dein Sohn diesen Weg gewählt hat und du ihn nun nicht mehr bei dir haben kannst.
    Auch ich kann deinen Schmerz nur erahnen, trotzdem wollte ich dir gerne antworten.


    3 Jahre scheinen lange - sind es aber doch nur im "normalen" Leben. Und sicher nicht, wenn man ein Kind verloren hat. Ich glaube, da ist die "Zeitrechnung" noch einmal eine andere.
    Im Moment schreibt hier niemand, der sein Kind durch Suizid verloren hat - aber ev. meldet sich ja doch die/der eine oder andere.
    Aber vielleicht hilft es dir ja schon ein wenig, auch nur mit uns zu schreiben. Wir "hören" dir gerne zu, wenn du dir etwas von der Seele schreiben möchtest. Auf jeden Fall gibt es hier keine "Tabuthemen" - du kannst, wen du magst, immer schreiben, was dich gerade bedrückt, welche Gedanken dich grade nicht loslassen.
    Vielleicht magst du uns etwas über deinen Sohn erzählen? Oft tut es schon gut, einfach nur Erinnerungen niederzuschreiben. Und zu wissen, da draußen im www sind Menschen die zuhören und mitfühlen.


    Für die kommenden, für dich sicher sehr schwierigen Tage/Wochen schicke ich dir ein Päckchen Kraft und wenn du willst auch eine liebe Umarmung.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Karin,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns!
    Schreib und schütte dein Herz aus, wann immer dir danach ist und ich hoffe natürlich, dass sich die/der eine oder andere meldet, der ein ähnliches Schicksal hat, sodass du dich austauschen kannst!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Karin!
    Willkommen hier. Ich bin eine(r) von den "alten" Forumshasen.
    Hab Dein Post gerade gelesen. Ich hab meine Tochter durch Suizid verloren. Wenn Du die Kraft hast, mein Thread heißt: "Plötzlich ist mein Vati nicht mehr da".
    Ich kenn die Situation "Tabuthema" nur zu gut. Ich würd mich gern mit Dir austauschen. Schreib und frag gern, wenn es Dir lieber sein sollte auch per PN oder Mail.
    Übrigens, drei Jahre sind keine Zeit! Wenn Dein Kind vor Dir geht ist das der Supergau, das sind die Worte meines Mannes vor ein paar Tagen, als eine Bekannte uns nach den Umständen des Todes von Juliane, und "wie es uns jetzt geht" fragte.
    Liebe Grüße
    Karla :30:

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Karin,
    auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier im Forum.
    Hier sind immer liebe Menschen die Dir gerne zuhören, schütte Dein Herz nur aus, wann immer Dir danach ist.
    Liebe Grüße sendet Dir
    Josef

  • Liebe Karin. Ich heiße Petra und ich habe das gleiche Schicksal wie du. Bei meinem Sohn wird es bald 1 Jahr. Man kann nicht in Worte fassen wie es einer Mutter geht. Die quälenden Fragen, das zweifeln an sich selbst und das "nicht akzeptieren" können. Ich möchte mich auch gerne mit jemand austauschen, ich glaube dass hilft ein bisschen. Ganz liebe grüße

  • Hallo Karin. Ich bin neu hier. Hab mich eben angemeldet. Mein Sohn hat sich am 16.3. Dieses Jahres das Leben genommen. Ich weine jeden Tag. Gehe nicht hinaus. Esse kaum und führe Gespräche mit meinem Sohn. Sein Leidensweg zog sich seit 2013. Er hatte dazwischen auch gute Zeiten. Das war für mich Glück pur. Aber seit Winter 2018 nahm er plötzlich rapide ab. Er weinte und konnte nimmer raus gehen. Er konnte seine geliebten Katzen nimmer lieb haben. Und streicheln. Ich rief die Rettung die ihn nicht mit nahmen weil er nicht wollte. Er ging nicht zum Arzt. Holte nur seine starken medis. Machte kein Blutbild. Ich konnte noch so betteln er tat nichts was ich mir für ihn wünschte. Doch 2 Tage vor seinem Suizid rief er selber die Rettung und fuhr auch mit. Die Klinik entließ ihn als nicht suizidal. Als ich in die Klinik kam war er schon wieder daheim. Er wurde 32 Jahre alt. Er war eine grosse Seele. Ein wunderbarer Mensch. Der nichts mehr für sich forderte und sein ich verloren hatte. Hab viele Gefühle der Schuld dass ich ihn alleine ließ. Und nicht alles wirklich alles für ihn getan habe. Er ist mein Erst geborener Sohn. Und ich hab heute an eine sterbe Hilfe Organisation geschrieben weil auch ich jetzt nimmer will. Mit vielen Beruhigungsmittel komm ich irgendwie durch den Tag. Wenn es dunkel wird endlich der Schlaf der die Gedanken stoppt. In der früh Herzrasen Krämpfe und Verzweiflung. Und die Erkenntnis nie wieder... Nie wieder.... Traurige Grüße shimi

  • Liebe Shima,

    bitte mache doch deinen eigenen Thread auf. Du bist in einem älteren gelandet.


    Dein Schicksal rührt mich sehr. Bitte schreibe uns doch mehr. Wir hören dir gerne zu.


    Momentan kann ich nicht weiter schreiben, ich muss mich erst wieder fangen, weil du so verzweifelt bist.

    Sei herzlich umarmt.


    LG Luise

  • Liebe Shimi, herzlich willkommen im Forum!

    Es ist so traurig was du erleben musstest und dennoch, du hättest es nicht verhindern können.

    Ich kann dich total verstehen, dass du auch nicht mehr leben willst, bist du ganz allein, oder hast du noch Familie?

    Die Trauer ist ein langer schwerer Weg und ich habe beschlossen, diesen Weg anzunehmen, auch wenn ich viel lieber mit meinem Mann mitgestorben wäre.

    Sogar jetzt noch, nach mittlerweile 10 Monaten würde ich den Tod freudig begrüßen, würde er zu mir kommen.

    Leider sieht es nicht so aus, sondern vielmehr so, als würde mir noch ein langes Leben bevor stehen.

    Nachdem ich für mich die Gewissheit gewonnen habe, dass unser Leben nicht mit dem Tod endet, bin ich bereit mein neues, ungewolltes Leben anzunehmen und all die Aufgaben, die noch vor mir liegen.

  • Hi ihr beiden Luise und Tiger Lilly.


    Ich hab noch einen Sohn. 29 Jahre jung. Sonst bin ich alleine. Wir waren immer das dreiblättrige Kleeblatt. Ich war allein erziehend. Meine Söhne meine Prinzen.


    Natürlich leidet auch Bens jüngerer Bruder sehr sehr. Er braucht unbedingt eine Trauma Therapie oder Reha.... Sein Bruder war der meist geliebte Mensch in seinem Leben.


    Es ist für uns beide eine Katastrophe vom Ausmaß eines Tsunamis. Wir wissen beide nicht wie es weiter gehen soll.


    Jan der jüngere Bruder ist nur in Bewegung. Arbeitet geht macht Sport trifft sich mit bekannten um den Tod seines Bruders zu verkraften. Bei mir kann er seine Trauer zulassen. Wir reden dann über Ben und weinen. Auch er hat viele Gefühle der Schuld. Nicht so viele wie ich aber doch. Er spürte den Suizid seines Bruders zum Zeitpunkt als Ben es tat total. Und fühlte sich nach seinem Tod begleitet als wäre Ben neben ihm. Jan geht durch die Trauer ganz ohne medis. Ich hingegen nehme reichlich von den rosa Pillen und bin dennoch oft fassungslos vor Schmerz.


    Wir gehen beide oft aufs Grab und finden da sowas wie ein wenig Frieden. Ich zumindest. Jan ist ganz ernsthaft bei der Sache für Ben ein Grab voller Liebe und Phantasie zu kreieren. Ich hab Jan noch nie so achtsam und bemüht bei etwas gesehen als beim Grab seines Bruders.


    Ich versteh das alles noch nicht ganz. Wo ist Ben jetzt? Kann ich ihn erreichen. Mit einem Medium oder durch Meditation.??? Soll ich inbens Wohnung ziehen die jetzt verwaist ist. Um Ben nahe zu sein und Jan seine Heimat nicht zu berauben. Er lebte dort mit seinem Bruder bis vor einem Monat zusammen.


    Aber es tut uns so weh die wohnung ohne Ben. Zu erleben. Und die Erinnerung wie Ben darin gelebt hat. Ich wollte ihm so oft helfen brachte es aber nur minimal zustande. Ihm essen bringen. Und das wars. Er sagte wenn du mir helfen willst dann geh bitte Mama. Er schlief rauchte trank Cafe schlief rauchte trank Cafe... Zum Schluss ging er nimmer raus. Er konnte nimmer. Die rettungskette versagte weil er erwachsen und mündig war und nein zu allen Rettungs ersuchen sagte. Zwei Tage vor seinem Suizid dann endlich ein Anruf von der Polizei Ben sei in der Klinik weil er danclor getrunken hätte. Er hatte danach selber die Rettung verständigt. Nur sein Hilferuf blieb umsonst. Wieder wurde er nicht gesehen. Verletzt und weg geschickt. Die Chance ihm zu helfen war vertan. Nach Bens Tod rief mich die Klinik an und bot mir ein Gespräch an. Sch..... Drauf. Bis jetzt hatte ich noch nicht die Kraft und Ruhe dort hinzufahren. Aber ich will und werde diese Ärztin kennen lernen und sie fragen wie ernst sie ihren Beruf nimmt und einiges mehr.


    Ich bin jetzt viel auf Youtube und schaue mir Videos an über Suizid und wie Angehörige damit leben. Über Leben nach dem Tod. Und über Trauer Arbeit. Trauer ist harte Arbeit. Und auch ich will lernen. Doch mein Leben ist komplett kaputt durch den Verlust meines geliebten Kindes. Ich hab einen Pulli von Ben da ist noch sein Geruch drin. In den kuschel ich mich schließe die Augen und träume. Ich rede mit ihm. Bitte ihn um Vergebung. Bedanke mich bei ihm. Und schlafe dann ein. Bis der nächste Morgen mit all den Schmerzen und der Trauer der Angst wiederkommt. Dann beneide ich Ben der die Härte des Lebens nicht mehr erdulden muss. Und denke mir unsere Trauer ist reinste Egoismus. Ben hat es hinter sich. Dieses Leben das einem nichts schenkt. Und freue mich wenn ich gehen darf und er mich abholt. Darauf freu ich mich wie ein kleines Kind.

    Gute Nacht alle die hier trauern weinen leiden und sich nach ihren geliebten voraus gegangenen sehnen.

    Shimi

  • Liebe Shimi,

    ein herzliches Willkommen hier bei uns.


    Deine Geschichte mit Ben und deinem jüngeren Sohn berührt mich sehr.


    Mit welcher Hilfsorganisation hattest du Kontakt?


    Wäre es eine Möglichkeit gemeinsam mit deinem Sohn nach einer Trauerbegleitung in deiner Umgebung zu suchen?


    Ich möchte dich auch bitten, deine eigene Geschichte zu verfassen. Das machst du ganz einfach, wenn du unter "Verlust durch Suizid" auf das + clickst und dann eine passende Überschrift für deine Geschichte eingibst. Danach beginnst du einfach zu schreiben und sendest es ab. Dann kannst du deine Beiträge alle in DEINEM Teil des Forums lesen. Es ist einfacher für die Übersicht und auch für dich feiner.


    Wenn du magst, kann ich dir die bisher geschriebenen Texte dann dort hin kopieren.


    Lg. Astrid.