Das Leben ist so ungerecht und jetzt auch noch sinnlos

  • Liebe Angie. Ich verstehe dich so gut, mir geht es heute - bzw. seit Tagen wieder sehr schlecht. Keiner kann wissen warum, es ist jetzt über ein Jahr her, aber es ist unbegreiflich. Mir kommt es vor, als ob es erst vor Monaten gewesen wäre. Wie du schreibst dieses "nie mehr" ist fast nicht zu verkraften. Diese Fragen die einen quälen, dieses Vermissen, diese Wut, diese Trauer und Hoffnungslosigkeit - fühl dich von mir gedrückt angie :24: ich kann dich so gut verstehen! Ich sitze hier und höre die Musik, die mein Sohn und ich zusammen hörten. Er hat mich oft angerufen - wir sind totale Musikliebhaber - und sagte"Mama, ich zeig dir jetzt ein gutes Lied" und ich hörte es mir übers Telefon an und war immer begeistert. Er wußte immer was mir gefällt - wir hatten ziemlich den gleichen Geschmack. Ich "verarschte" ihn oft weil ich sagte "Gerhard, du kannst mir kein Lied ZEIGEN, ich kann es nur hören". Und das arge ist: Das hab ich noch keinem Menschen gesagt, nicht mal meiner Tochter. Einmal hörte ich ein Lied von ihm und wenn ich es jetzt höre, sehe ich ihn in Gedanken umherirren und spüre seine Verzweiflung und dann klettert er auf den Kran . . . Dann spüre ich nichts mehr. Nur pure Verzweiflung! Ich weiß nicht wie ich damit fertigwerden soll. Aber ich bemühe mich.

  • Irgendwie habe ich überhaupt keinen Plan, fahre heute in den Motorradclub, Fotos von Rudi abholen. Was mir bleibt, sind Erinnerungen und Fotos-darauf soll ich ein neues Leben aufbauen? Das gemeinsame Leben von Rudi und Angie wurde mangels Teilnehmer abgesagt-und was mach ich jetzt mit meinem Leben? Spazierengehen, TV schauen, Lesen, Heimwerken, Freundinnen besuchen-wahnsinnig erfüllend und aufregend. Keine Liebe, keinen Sex, keine Anerkennung, nur Selbstgepräche und Einsamkeit.Und das Wissen, dass ich so eine Beziehung nie wieder erleben werde.
    Wie macht man einen Neustart? Wie kann man lernen,irgendwas wieder schön oder interessant zu finden?

  • Ihr beiden Lieben,


    ich hoffe ich trete Euch nicht zu nahe wenn ich mich nun ein wenig in Euren Austausch einmische, denn egal wie meine Geschichte gelaufen ist steht ja nun auch vor mir der Neuanfang und ein Leben was irgendwie weiter gehen muß. Schließlich habe ich ja quasi 20 Jahre lang im "wir" und "uns" gelebt was es nun nicht meher geben wird.


    Betrachte ich nun die ganze neue Situation vermute ich das es nur einen Neuanfang geben kann wenn man ihn wirklich aus eigener Überzeugung zulassen will. Wenn man bereit ist sich einem völlig neuem Lebensabschnitt zu stellen. Vermutlich bedeutet das aber auch ein bereit sein die Vergangenheit gehen zu lassen anstatt sie immer wieder in den Gedanken aufleben zu lassen.


    Vielleicht schreibe ich heute Abend nur diese Zeilen weil in mir inzwischen eine gewisse Zuversicht eingezogen ist das auch wenn mein Leben nun sehr anders sein wird als bisher, es nicht unbedingt sinnlos, freudlos und öde sein muß. Allerdings vermute ich das es eine Menge eigenen Willen kosten wird dieses neue Leben so bunt, ereignisreich und zufriedenstellend zu gestalten. Eben eine ganz große neue Herausvorderung der man sich entweder stellt oder da stehen bliebt wo das alte Leben aufgehöhrt hat. Und wer hätte schon etwas von diesem zweiten und sehr traurigem Weg?


    Ich wünsche Euch Beiden sehr viel Kraft und Mut wieder nach Vorne gucken zu können denn so hart wie es klingen mag hat man ja nur das eine Leben,


    Hanna

  • Liebe Angie,


    ich schreibe Dir noch einmal weil mich Dein Posting nicht in Ruhe läßt. Mich beschäftigt Deine Frage wie Du Dir ein neues Leben anhand all Deiner Erinnerungen an Rudi aufbauen sollst. Liebe Angie, niemand erwartet Das von Dir und mit großer Warscheinlich gewiß nicht Dein Rudi denn er hat Dich sicherlich wertgeschätzt für Deine eigene einmalige Persönlichkeit.


    Menschen wie wir risikieren im eigenen Sumpf herum zu dümpeln weil der Neuanfang deutlich schwerer fällt als Das was man nun gut kennen ge-
    lernt hat. Nicht zu vergessen das die Meisten von uns prinzipiel erst einmal Angst vor allem Neuen und Unbekannten haben - nicht zu vergessen daß das Umfeld wenig dazu beiträgt wenn es darum geht Ermutigung zu erteilen. Denke an den klassischen Satz ... Du doch nicht mehr. Oder ... jetzt schon? Wenn man nicht gerade noch in einem Alter ist wo die Welt meint man müsse unbedingt einen Partner haben um wieder glücklich leben zu können. Blöderweise eine Sache mit der ich nun oft genug konfrontiert werde weil ich eben noch lange nicht reif für das Seniorenheim bin.


    Zur Zeit pendle ich noch sehr zwischen größter Traurigkeit, Wut, Existenzangst und Unmengen von offenen Fragen, aber dennoch habe ich nicht vor mein eigenes Leben an den Nagel zu hängen blos weil mein Mann nicht mehr da ist. Vermutlich wäre er nicht von mir begeistert wenn ich Das was er verlohren hatte an mir vorbei rauschen lassen würde, und mit großer Warscheinlichkeit würde Dein Rudi das auch so betrachten wenn er Dich von da oben beobachten könnte.


    Abschließend möchte ich Dir noch sagen .... auch ich erfahre es täglich wie verdammt schwer der Neuanfang ist, aber wenn man es wirklich will ist er zu schaffen.


    Dir einen fetten Drücker,


    Hanna

  • Gestern abend Besuch einer guten Freundin aus Tirol, wo ich sehr lange gelebt habe.
    Das letzte Mal habe ich sie gesehen, als ich vorigen Herbst mit meinem Schatz dorthin gefahren bin, um ihm "mein Dorf" zu zeigen.


    Wir sind essen gegangen, schönes Lokal mit Panoramblick über Wien, habe über alles Mögliche geredet. Ich habe mich gestylt,brav etwas gegessen und versucht mich zu unterhalten. Jedesmal wenn wir zum Thema Rudi kamen, mußten wir uns beide beherrschen, um nicht loszuheulen.
    Es ist so schwer rauszugehen und normal zu leben, will mich lieber nur verkriechen und weinen, bis keine Tränen mehr da sind.
    Muss heute einkaufen, Autoersatzteile holen, einfach funktionieren.


    2 Monate ist es jetzt her und manchmal kommt es mir vor wie viele Jahre, da die Tage sich so endlos ziehen und so sinnentleert sind. Dann kommt es mir wieder vor, als ob es gestern geschehen wäre. Dann wie ein schlechter Film, wo ich mir selber zusehen.
    Nach wie vor wünsche ich mir, dass ich in der Früh nicht mehr aufwache,funktioniert aber nicht.
    Irgendwie ist ein Leben ohne Liebe sinnlos. Viele sagen, dass es mit der Zeit besser wird, irgendwie glaube ich nicht daran. Wenn es mir nach einem Jahr nicht besser geht, dann werde ich daraus meine Konsequenzen ziehen, denn warum muss man leben, wenn man nicht mehr will. Miss you

  • Liebe gute Angie,


    so darfst Du nie denken, bzw. das Dein Leben nun keinen Sinn mehr macht und es sich nicht mehr lohnt leben zu wollen. Das Du nun kein Zeitgefühl mehr hast scheint etwas zu sein worunter die Meisten leiden die einen geliebten Menschen verlohren haben. Vermutlich gehöhrt das zu einem gewissen Schockzustand weil plötzlich Nichts mehr so ist wie es war. Anbei gesagt ist Das etwas was ich gerade auch durchmache, bwz. das mir sein Tod manchmal wie vor sehr langer Zeit vorkommt - andere Male erst wie gestern. Genau wie Du erwarte ich oftmals viel zu viel von mir weil ich es wieder einmal vergessen/verdrängt habe das der Tod meines Mannes noch keine 2 Monate her ist.


    Du hast schon einen guten Anfang gemacht nach Vorne zu blicken indem Du Dich mit Deiner Freundin getroffen hast und Dich dafür herausgeputz hast. Laß es nicht das erste und letzte Mal sein, denn daran steckt wirklich etwas wahres wenn gesagt wird das dies mit dem Vergehen der Zeiit einfacher und selbstverständlicher werden wird. Eine Sache die man am Anfang sich nicht vorstellen kann aber die bestimmt eintreten wird wenn Du nicht wieder aufgibst.


    Vor Allem darfst Du Dir keinen Termin setzen ab wann Du vor hast Dein Leben an den Nagel zu hängen. Laß Dir die nötige Zeit zum Trauern ohne Dich unter Zeitdruck zu setzen, und vermutlich wirst Du in einem Jahr staunen wie weit Du bis dahin gekommen bist mit Deinem Neuanfang.


    Ich wüsche Dir viel viel Kraft und vor Allem Zuversicht diesen Schritt nach Vorne zu schaffen,


    Hanna

  • Na irgendeinen Zeitpunkt muss ich mir ja setzen, ich halte diese seelischen Schmerzen auf die Dauer nicht aus, wenn da nicht irgendwann ein Sinn auftaucht, will ich das nicht jahrelang ertragen ;( . In Belgien hat eine junge Frau Sterbehilfe bekommen, nur weil sie dauerdepressiv war.http://www.focus.de/politik/ausland/sterbehilfe-wegen-selbstmordwunsch-sie-ist-24-jahre-gesund-und-will-sterben-und-die-aerzte-helfen-ihr-dabei_id_4781156.html. Ich habe das zuerst krass gefunden, jetzt verstehe ich es irgendwie.


    Am meisten nervt mich, wenn die Leute, die meine Lebensgeschichte kennen (hatte wirklich kein besonders schönes Leben) immer sagen: "Du bist so stark, ich habe dich immer bewundert, wie du alles alleine geschafft hast. Du schaffst das sicher jetzt auch." Erstens bin ich nicht stark, sondern handelte immer aus Überlebenstrieb und zweitens wer sagt, dass ich es überhaupt schaffen will/muss? :?:


    Sicher sollte man seinen Lebensinn nicht nur auf den Partner fokussieren, aber für mcih waren diese 2 Jahre die schönsten in meinem bisherigen Leben und ich glaube halt, dass das mein Anteil am Glück war und dass da nichts mehr kommt. Und unter diesem Aspekt seh ich die Zukunft nicht als lebenswert an. Aber wie gesagt, ich schau mal, was in einem Jahr ist und wie ich dann das Leben empfinde, als Belastung oder als erfülltes,sinnvolles Dasein.

  • Liebe Angie,


    ich hoffe ich trete Dir damit nicht auf den Schlips, aber irgendwie habe ich das Gefühl beim Lesen Deiner Postings das Du vielleicht nicht wirklich ein neues und deutlich glücklicheres Leben haben willst weil es Veränderungen bedeuten würde. Das Du vielleicht Angst hast einen radikalen Schnitt von der gemeinsamen Vergangenheit zu machen um völlig neue Wege zu gehen. Wege die bedeuten neue Hobbies und Interessen zu entwickeln durch den Du Dir auch einen neune Freundes-und Bekanntekreis aufbauen könntest der eben nicht immer wieder an die Vergangenheit erinnert.


    Könnte es sein das Du eine große Angst vor dem Loslassen hast weil es bedeuten würde auch alles erprobte, vertraute und nicht herausfordernde hnter Dir zu lassen? Angst vor dem Neuen und in welche Richtung dies gehen könnte? Tut mir leid wenn Du meine Fragen für fehl am Platz empfinden könntest, aber irgendwie kommen Deine Zeilen bei mir so an das Du Dich viel mehr damit beschäftigst wie sinnlos Dein Leben geworden ist und wie Du es beenden könntest, anstatt zu überlegen was Dir helfen würde Dein Leben positiv zu bereichern.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Na ich überlege schon , was ich machen könnte, doch leider fällt mir da viel zu wenig ein, denn hinter allem steht das große:WOZU?


    Ich meine, ich bin 51, wegen Krankheit seit 2003 in Pension, wenn ich jetzt zB einen Sprachkurs mache, bleibt die Frage:WOZU?. Fitnesstraining, naja habe 47kg , auch net sehr sinnvoll. Reisen-dazu fehlt das nötige Kleingeld, vielleicht eine Reise pro Jahr möglich und alleine vereisen ist ätzend. Mir fällt halt nichts ein, was mir Spass machen würde. In unserer Beziehung war ich nicht eingeengt, es gab nichts, was ich vermißt hätte oder nachholen muss.


    Momentan habe ich ja meine Aufgabe:meine Tochter beim Umsiedeln und Einrichten zu unterstützen, aber das ist im September auch vorbei.
    Ich habe keine Träume mehr und finde auch keine neuen Ziele und nur so dahinleben ist nichts für mich.


    Außerdem habe ich so oft in meinem Leben neu begonnen, dass ich einfach nicht mehr den Kampfgeist und die Kraft dazu habe.

  • Liebe Angie,
    du darfst alles tun nur dich nicht aufgeben. und das WOZU ist ganz allein für Dich. Du hast dein Leben das schmeißt man nicht einfach so weg. Und glaube mir dein Mann würde es nicht für gut heißen und vor allem nicht das du so traurig bist. Du mußt was tun. Bring das zu ende was ihr beide zusammen Angefangen habt. Du mußt dich langsam verabschieden und dein neues Leben annehmen. Ich weiß wovon ich schreibe mein Mann ist vor 6 Monaten von mir gegangen. Und ich weiß er wollte nur das ich glücklich bin und daran denke ich immer wieder wenn ich sein Bild ansehe und diesen Wunsch erfülle ich ihn auch und es geht mir gut. Glaub mir du wirst auch einen Weg da bin ich mir ganz sicher, du bist stark.


    Ich sende dir eine :24: und viel Kraft auf Deinen neuen Weg. Es wird besser mit Sicherheit. :thumbup:

  • Liebe Angie,


    ich schließe mich da sehr den Worten von Andruscha an was das WARUM betrifft. Tue es Dir selber zu liebe wie es wohl recht Viele unter uns Zurückgebliebenen tuen damit ein neues Leben irgendwann wieder möglich ist, und damit man nicht irgendwann in der ganzen Trauer absäuft. Wenn Du meinst das Dich Nichts interressieren würde weil all die Dinge die Du machen könntest keinen Sinn machen würden. Nun ja, Sprachen lernen oder Sport betreiben mag wirklich nicht Jedermann's Ding sein, aber letztlich geht es doch auch gar nicht darum großartiges zu erreichen. Nein, eher geht es darum unter Leute zu kommen wo die Gesprächsthemen sich eben nicht immer nur um die Vergangenheit und das dazu gehöhrige Leid drehen. Oft auch eine gute Gelegenheit Menschen kennen zu lernen mit denen es sich gut was unternehmen läßt.


    Zur Zeit ist meine Zukunft noch sehr ungewiß weil Vieles noch nicht entgültig geregelt ist, aber sobald wieder etwas Ruhe einkehren wird habe ich vor mich allmöglichen Dingen anzuschließen um einfach nur wieder unter die Leute zu kommen. "Doofe" Dinge wie Mal-oder Kochkurse, vielleicht Salsa Unterricht oder ein Kurs um mein inzwischen sehr verschütt gegangenes französisch wieder aufzufrischen. Nicht um auf allen Gebieten was großartiges zu machen, sondern einfach nur um für mich selber wieder Freude an etwas zu finden. Und das ist genau der Punkt den ich versuche Dir zu vermittlen. Es geht einzig und alleine darum einen Weg aus aller Tristesse heraus zu finden, denn meiner Meinung nach ist jedes Leben mehr als lebenswert egal wie groß oder klein die Ziele sind die man sich setzt.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Liebe Angie!


    Lasse Dich trösten. Ich fühle mit Dir.


    Leider bist Du nicht in der Lage ständig positive Dinge zu schreiben. Es wäre ein Wunder, wenn Du super drauf wärst. Aber ich finde es sehr gut, dass Du hier berichtest und über Deine Gefühle schreibst. Und, über manches Positive schreibst Du doch!
    Da ist einiges, das Du gut machst. Finde ich. Du bist aktiv geworden, um Dich wegen der Schwester zu wehren. Und Du warst so klug, Deine Nerven damit nicht sinnlos zu strapazieren.
    Überlege mal, Du gehst mit Freunden aus, machst Dich schick, triffst Deine Freunde. Dass Ihr dann traurig seid, ist nachzuempfinden. Es sind doch erst zwei Monate vergangen…..


    Mitglieder in diesem Forum, die auch ihren Partner verloren haben, haben Dir Mut gemacht. Es würde mit der Zeit besser, das Leben wieder lebenswert.
    Ich kann total verstehen, dass Du verzweifelt und traurig bist. Aber:
    Glaubst Du wirklich, dass Deine Zukunft grau in grau sein wird? Glaubst Du wirklich Deine gesamte Lebensperspektive sind Deine Katzen und eventuell ein Enkelkind?
    Ne, ne mein Mädchen, das glaube ich nicht.
    Wenn Du möchtest, und Du wirst irgendwann wollen und es auch können, wirst auch Du wieder Freude haben, neue Freunde finden und zufrieden sein.


    Meine Vorschreiber habe es ja schon angedeutet. Falls Du kannst, versuche Dir selbst Hoffnung und Mut zu machen. Es gibt ja die Spirale nach unten, aber auch eine Spirale nach oben.
    Glücklich bist Du doch so nicht. Du möchtest doch auch wieder ein lebenswertes Leben. Versuche es einfach mal. :)


    Hoffnung für Dich
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Angie 64
    Liebe Hanna 63, liebe Andruscha, liebe kuehlwalda


    Zuerst einmal möchte ich euch allen sagen, wie unendlich leid es mir tut, dass ihr eure Partner, eure geliebten Menschen habt gehen lassen müssen. Ich fühle sehr mit euch. Es ist mit das Schlimmste, was einem passieren kann...


    Liebe Angie64, den Partner oder Mann auf plötzliche Art und Weise zu verlieren ist ganz besonders schlimm. Ein unfassbarer Schock - von einem Moment auf den anderen steht die Welt still, alles macht keinen Sinn mehr. Man verliert den Halt, fühlt nur noch Leere und Dunkelheit. Tiefe Trauer, Verzweiflung, Wut, so viele offene Fragen, die niemand beantwortet. Der Alltag muss weitergehen, man muss funktionieren, obwohl man eigentlich nicht kann und auch nicht will. Es fehlt die Kraft, am liebsten will man sich eingraben und nie mehr rauskommen...


    All das habe ich empfunden, als ich vor dreieinhalb Jahren meinen Mann verloren habe, völlig unerwartet, aus scheinbar vollster Gesundheit heraus. Es hat mir völlig den Boden unter den Füssen weg gezogen. Ich habe mich über Wochen verkrochen, war monatelang nicht fähig, meiner Arbeit nach zu gehen. Ich habe geweint, viel geweint, überall, für mich zu Hause, draussen in der Öffentlichkeit, im Zug, beim spazieren... Weinen hat mir sehr gut getan, es erleichtert die Seele. Du hast geschrieben, deine Freundin und du, ihr konntet fast nicht über Rudi sprechen weil euch die Tränen zuvorderst standen - das ist nichts schlimmes. Man darf weinen. Und niemand hat sich daran zu stören.


    Dass du den Sinn deines Seins hier nicht mehr siehst, kann ich absolut verstehen. Ich habe es genau gleich erlebt. Das Herz und die Seele sind so sehr mit der Trauer und dem Versuch beschäftigt, das Erlebte einzuordnen, dass alles andere keinen Platz hat. Und es kostet unendlich viel Kraft (auch körperlich). Die Sinnfrage kann niemand für jemand anderen beantworten, das kann man nur mit sich selbst klären. Ich persönlich bin überzeugt, dass wir alle, die noch nicht gegangen sind, einen Auftrag auf Erden haben, der noch erfüllt werden muss (auch wenn wir ihn nicht kennen)....


    Auch dass du den Tipp von vielen nicht glauben kannst, dass es mit der Zeit besser wird, verstehe ich nur zu gut. Man kann es sich nicht vorstellen. Nicht an dem Punkt des Trauerprozesses, an welchem du momentan stehst. Aus meiner Erfahrung nach über drei Jahren kann ich dir folgendes sagen: es braucht sehr, sehr viel Zeit und Geduld. Wenn der ganze schlimme Schmerz ausgelebt und durchlebt wird, vor allem in ersten beiden Jahren, ist er mit der Zeit nicht mehr gleich präsent. Es kommen Tage, die gehen leichter, bevor Tage kommen, die immer wieder schwer und dunkel sind. Aber die Zeiten mit weniger Trauer werden mehr, die leichteren Abschnitte werden länger, die Abstürze kürzer. Sie verschwinden leider nie ganz. Denn die Trauer ist unsere Art, die Liebe zum Verstorbenen nach dessen Tod auszudrücken :love: <3


    Lass dir Zeit für diesen Prozess (auch wenn man es nicht hören will, die Phrase "es braucht Zeit" als Hohn empfindet), man kann nichts beschleunigen oder umgehen. Es bringt nichts, sich Zeitlimiten zu setzen, denn jeder hier im Forum kann dir bestätigen, dass das Tempo im Verabrbeitungsprozess etwas völlig individuelles ist. Keiner erlebt es gleich, jeder muss den Weg, SEINEN Weg mit eigenen Schritten in der Geschwindigkeit gehen, in der es für ihn stimmt.



    Jetzt habe ich dich ziemlich zugetextet, bitte entschudlige. Vielleicht helfen dir einige meiner Erfahrungen etwas weiter, oder sie bestätigen dir, dass du nicht abnormal bist in deinem Empfinden, sondern völlig normal. Im Gegenteil, du kannst stolz darauf sein, wie du das Ganze bisher gemeistert hast. Ich finde, du machst das Ganze wirklich sehr gut. Wie die anderen es schon beschrieben haben - weggehen mit Freunden, Fotos vom Liebsten abholen, etc, so schwer es auch fällt, sind wichtige Schritt auf dem weiteren Weg. Auch dass du deine Tochter unterstützt, wirklich toll, bist eine super Mama.


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und ein wärmendes Licht, wenn die Dunkelheit und Verzweiflung besonders schlimm sind. Fühl dich von mir umarmt (natürlich nur, wenn du es möchtest)


    Herzliche Grüsse
    SternSandra

    Auch wenn alles einmal aufhört -
    Glaube, Liebe und Hoffnung nicht.
    Diese drei werden für immer bleiben.
    Doch am höchsten steht die Liebe.

  • Gestern wieder Besäufnis bei meinen Freunden, da die im gleichen Haus leben, wird das jetzt schon zum Ritual. Habe mich tapfer gehalten, das Thema Rudi weitgehend vermieden. Smalltalk über Politik, Fortschritte beim Herrichten der Wohnung meiner Tochter (wird sind endlich mit dem Bodenlegen fertig).Jetzt kommen nur noch Arbeiten, wo wir Fachleute brauchen (Installationen, Herdanschließen, Lampen montieren etc.) und da helfen uns die Freunde und Bekannten auch.


    Das Leben kommt mir so banal vor, uninteressant , ich weiß oft nicht mal welcher Tag ist, ist eh scheißegal, gleichen sich alle. Jeden Tag ruft meine Mutter an und fragt, wie es mir geht-das nervt total! :(


    Ich war schon am Grab, hat mir nichts gegeben, denn für mich ist dieses beerdigte Häuflein Asche nicht mein lebenbejahender, aufregender,wunderschöner, liebevoller Mann.
    Manchmal denke ich, dass ich alles falsch gemacht habe nach seinem Tod. Ich hätte mir den Schlüssel nicht wegnehmen lassen sollen von der Halbschwester, hätte mich mehr behaupten sollen, damit ich alles so mache, wie er es gewollt hätte. Aber ich war so unter Schock und die plötzliche Feindseligkeit der vormals freundlichen Familie hat mich irritiert. Jetzt kriegt er nicht einmal die Grabinschrift, die er wollte.


    Ich weiß noch, wie er mir das Urnengrab gezeigt hat, sein Bruder und seine Frau liegen dort und mir sagte, was er mal am Grabstein stehen haben will und dass ich auch dort beerdigt werden sollte (das wird es jetzt nicht mehr spielen).


    Ich habe mir überlegt, so einen Grabdekostein beschriften zu lassen und hinzulegen, bin aber sicher, dass die depperte Halbschwester den wieder entfernen wird.


    Es gibt soviel, was Rudi und ich noch gemeinsam tun wollten, es gibt soviel, was ich für ihn tun wollte......
    Das Leben ohne Liebe ist so sinnlos.


    Und immer wieder die Erinnerungen,die plötzlich unmotiviert kommen. Gestern ist mir auf einmal ein Lied von Queen aus dem Film der Highlander eingefallen, wo der Text genau auf meine jetzige Situation paßt (seltsamerweise habe ich mit ihm über dieses Lied am Anfang unserer Beziehung gesprochen).




    Ja wir hatten keine Chance, weil das Schicksal schon vorher gegen uns entschieden hat :13: .

  • Liebe gute Angie,


    wieder einmal tut es mir von Herzen leid das Du so leidest, und wünschte es gäbe einen Schalter der das Alles für Dich sofort ändern würde. Dennoch habe ich manchmal das Gefühl beim Lesen Deiner Postings das selbst tausende von tröstenden Worten Dir nicht wirklich weiter helfen würden weil Du noch nicht bereit zu sein scheinst diesen Schritt nach Vorne zu wagen.


    Was die Bestattung Deines Rudi's betrifft mußte ich sehr an die meines Mannes denken, denn auch bei ihm kam dann plötzlich doch Alles sehr anders als es eigendlich geplant war. Eigendlich wollte er etliche Leute zum Tag seiner Beisetzung eingeladen haben. Eigendlich hatte er sich ein sehr bestimmtes Lied gewünscht ("Over the rainbow") und eigendlich sollte nach dem Event ein Essen ihm zu Ehren stattfinden. Ja, und Nichts davon verwirklichte sich am Ende und verlief zwar sehr würdevoll aber sehr anders. Dies weil nach seinem Tod Alles sehr sehr schnell gehen mußte da das Hospiz ihn nur max. 3 Tage bei sich behalten konnte und ich schon am Tag nach seines Ablebens einen Bestatter und den restlich-
    en Werdegang organisieren mußte. Ja, obwohl mir seine Todesnachicht völlig den Boden unter den Füßen weggezogen hatte mußte ich ganz alleine all die großen Entscheidungen treffen die nun anstanden gegenüber einer Frau die mich nur als Kontonummer sah und mich immer wieder im Namen der Würde massiv bearbeitete. Eigendlich wollte ich bei der Abhohlung dabei sein, aber ich bekam am nächsten Tag den Anruf daß das schon von Statten gegangen war wegen einem deutlich schneller vorangeschrittenem Verwesungsprozess. Was seine Einäscherung betraf versäumte es die Bestatterin auch mich zu informieren wann die stattfinden sollte. Sie meldete sich stattdessen um mir zu sagen das die Bestattung binnen weniger Tage sein würde. Also war es für seine Leute unmöglich in so wenigen Tagen Flüge und Hotel zu buchen um an seiner Bestattung teilnehmen zu können. Am Ende waren es nur meine Hospizbegleiterin, die Bestatterin und ich die ihn auf seine letzte Reise begleite-
    ten.


    Liebe Angie, wie Du siehst gibt es immer wieder im Leben Situationen die man absolut nicht ändern kannst. Bei Dir ist es die miese Verwandt-
    schaft die Dir einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Bei mir war es das sehr schlechte Timing und die Tatsache das ich zwei Tage nach seinem Tod vor leeren und weit überzogenen Konten stand die er mir hinterlassen hatte. Stand plötzlich ohne einen Cent da um seine Bestattung so zu planen wie er es sich gewünscht hatte. Ich denke Dein Rudi wird es Dir nie ankreiden das seine Beerdigung so gelaufen ist wie sie ist, und mein Mann wird es wohl auch von da Oben einsehen müssen das es nicht an meinem guten Willen gescheitert war das am Ende doch alles Anders gelaufen ist wie es geplant war. Und noch weniger wird Dein Rudi Dir böse sein wenn er nun nicht den Grabstein bekommen hat den er wollte. Schließlich lebt er ja in Deiner Seele weiter und darin benötigt es keine eingravierten Schriften.


    Was ein Leben ohne Liebe betrifft denke ich das Du Dir erst einmal die Zeit nehmen solltest um wieder zu Dir selber zu finden. Ich bin mir sicher das Du eines Tages einer neuen ganz großen Liebe begegnen wirst auch wenn sie sehr anders sein wird als Das was Du mit Rudi gehabt hast. Dennoch denke ich das man erst einmal über seine Trauer und seine Vergangenheit hinweg kommen muß um wieder offen für eine neue Liebe zu sein denn kein Mann dieser Welt würde in dem Schatten eines Anderen leben wollen.


    Liebe Angie, nehme Dir erst einmal die nötige Zeit Deine Trauer zu verarbeiten, zu entdecken was Du selber vom Leben willst und dann wirst Du auch wieder jede Menge Liebe finden für die es sich gelohnt hat diesen schweren und sehr herausvordernden Weg zu gehen. Nun ja, und um sich noch einmal ganz groß zu verlieben ist es nie zu spät - nicht einmal im hohen Alter.


    Sei gedrückt,


    Hanna

  • Liebe Angie!


    In so einer Situation, unter Schock stehend, hättest Du mehr als hartgesotten sein müssen, um Dich mit Rudis Schwester rumzustreiten. Sie scheint besonders unzugänglich und eiskalt zu sein. Die Frau ist mir unverständlich.
    Insofern, mache Dir nicht zu viele Gedanken, Du hättest sicher nichts erreichen können. Auch wenn Du gefasst gewesen wärst und sehr hartnäckig argumentiert hättest. Sie ist eben die Schwester.


    Du glaubst an ein Weiterleben. Meinst Du Rudi ist ein Grabstein, hell oder dunkel, mit dieser oder jener Schrift JETZT von Bedeutung? In der Welt, in der er sich nun befindet?
    Da kann ich mir eher vorstellen, dass ihn Du und Dein Leben heute mehr interessieren.
    OK, auch ich würde versuchen, meinem Mann seinen letzten Wunsch zu erfüllen, wenn er denn einen hätte. Bei Dir war das nicht möglich. Es stand nicht in Deiner Macht.


    Kannst Du nicht eine Gedenkstelle in Deiner Wohnung herrichten? Ein Bild, eine schöne Blume und ein Stein aus der Natur. Natürlich nach Deinen/Eueren Vorstellungen.
    Jetzt komme ich wieder mit Deinem Balkon. Da wäre doch auch Platz.
    Eine Rose fände ich schön, aber die sind so empfindlich. Eine schöne Pflanze, eine kleine Konifere z.B. und auch Efeu ist immergrün. Steht Efeu nicht auch für die Ewigkeit? Bei mir dürfte dort ein Stein aus der Natur nicht fehlen.


    Dir, liebe Angie, viel Kraft und eine halbwegs gute Zeit.


    Ein ganz lieber Gruß an Dich <3
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Angie,


    meine Hochachtung...
    das ist keineswegs ironisch gemeint... Meinem Gefühl nach , wenn ich deine Berichte so durchlese hast du keinerlei Scheu, dich in tiefe , ja durchaus sehr schmerzhafte Gefühle zu stürzen und dich mit aller Intensität mit dem Sinn deines zukünftigen Lebens auseinander zu setzen.... GUT...


    Ich habe das Lied und natürlich auch den Text mir jetzt dreimal angehört... (ich liebe ebenfalls dieses Lied)...
    nur...
    ich sehe eine ganz andere Chance in diesem Lied und zwar durch die Textstelle wo es heißt:


    "and we can love forever" und auch die Melodie dabei...


    da sind wir wieder bei der Essenz angelangt (meiner Meinung nach)


    Du und Rudy haben das pralle Leben gehabt... und... das pralle Leben wartet auf dich...


    Meiner Meinung nach spürst du das ja auch...
    GERADE weil du ja keine Scheu hast, dich in deinen Schmerz hinein zu begeben...
    alles in dir zu hinterfragen...
    Genau zu merken, wann du NICHT an deine wahren Gefühle herankommst....
    Dich mit DEINER Endlichkeit des Lebens sehr intensiv auseinandersetzt... habe ich auch gerade hinter mir...
    und ja...
    selbstbestimmt sein Leben zu beenden ist zumindest eine Lebensituation die jeder.... wirklich jeder.... einmal GEDANKLICH durchlaufen sollte....
    das meine ich allerdings gedanklich...
    (dazu werde ich morgen in "meinem " Beitrag sehr viel darüber schreiben...


    Einfach mal so aus dem Bauch heraus geschrieben...


    ich bin mir sicher, dass du zu DEINER, VON DIR GEWÄHLTEN ZEIT dich wieder wirklich LUSTVOLL in DEIN LEBEN ... begeben wirst ...
    und mit Menschen , die du liebst....


    "and we can love forever" in alle Winkel deines Lebens bis ins Universum hinein erschallen lassen wirst...

    lebensvolle und mitfühlende Grüße schicke ich dir
    deine Amitola ... die auch trauert und intensivst lebt... beides ist möglich


    wichtiger Nachsatz....
    nachdem ich 2 Stunden mir auf youtube songs von Queen und diese unglaubliche Dynamik von Freddy Mercury angehört und angesehen habe....Er hat wie viele Musiker , wahrhaftig intensiv GELEBT


    er sagte ... kurz bevor er diese Welt verliess.. auf die Frage über das LEBEN


    "genießen und ehrlich sein"

    ein erstrebenswertes Ziel.....für uns alle hier.... denke ich....
    Gute Nacht und alles Liebe
    deine Amitola

  • Liebe Amitola,


    gut das Du das Thema angeschnitten hast was es bedeutet sein Leben beenden zu wollen und wie gut es wäre wenn ein Jeder sich einmal mit solch einem Gedanken beschäftigt hätte. Denn es ist etwas was die Wertschätzung des eigenen Lebens enorm verändert.


    Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn als unglücklicher Teenager versuchte ich es einmal und war dann überglücklich das ich rechtzeitig gerettet wurde. Und im meinem späteren Leben hatte ich es mit einer sehr schweren Krankheit zu tun wo man mir schon den Pastor kurz vor der Alles entscheidenden Operation geschickt hatte. Der Tag an dem ich aus dem künstlichen Koma erwartete war der Tag wo sich meine Einstellung zum Leben und Leben wollen radikal veränderte. Der Tag ab dem ich mein Leben als ein ganz riesengroßes Geschenk betrachtete und es nie wieder für selbstverständlich hin nahm. Und bis heute bekomme ich richtig schlechte Laune wenn es einen Tag gegeben hat an dessen Ende ich nicht sagen kann das ich an ihm etwas positives mit ihm angestellt habe. Das er schlichtweg verdödelt und vergeuded war.


    Eine sehr sehr andere Einstellung zum Leben als ich sie noch als Teenager hatte wo schlechte Noten in der Schule, Schluß mit dem Freund und tüchtig Knatsch mit den Eltern ein guter Grund waren mein Leben beenden zu wollen. Bis heute erinnere ich mich noch sehr gut daran wie die Ärzte im Krankenhaus auf mich reagierten nachdem man mir den Magen ausgepumpt hatte. Erst bekam ich eine heftige Standpauke vom Arzt und dann führte mich meine Krankenschwester auf die Intensiv Station zu einer junge Frau die mit großer Warscheinlichkeit die selbige Nacht nicht meher überleben würde Dank ihrer schweren Krankheit. Noch heute höhre ich die Worte der Schwester in meinen Ohren .... es gibt so viele Menschen die sonst was dafür geben würden um leben zu dürfen und Du bist ein gesunder Mensch und schmeißt es weg wie Müll. Bravo, bravo bravo. Liebe Amitola, von dem Moment an war ich von Suizid Gedanken sehr geheilt egal was mir mein späteres Leben für große Dramas be-
    schehrte. Kein Herzschmerz war jeh wieder so groß das ich mein Leben deswegen beenden wollte, und hoffentlich wird das auch für immer so bleiben. Erst recht nachdem ich im Verlauf meines Lebens immer wieder entdeckt habe das es egal ist wie dicke es gekommen ist denn es gibt immer ein Weg nach Vorne, immer einen Menschen in den man sich erneut verlieben könnte, und immer neue Chancen etwas tolles mit seinem Leben anzufangen.


    Und unter dem Strich begleitet mich nun diese Gesinnung bis zum heutigen Tag egal wie sehr mir etwas den Boden unter den Füßen weg gehauen hat und egal wie schwer und anders mir der neue Weg erscheinen mag. Nicht mehr leben wollen ist für mich keine Option mehr, denn es wäre doch jammerschade wenn man sich nicht die Chance gegeben hätte herauszufinden was Alles noch im Leben kommen könnte.


    Dir einen tollen Tag und alles Liebe,


    Hanna

  • Bei mir wäre das Schöne erst gekommen , wir waren noch total verliebt (in dieser Phase gibts noch keine Streitereien) und sind erst ein paar Tage vor seinem Tod zusammengezogen. Auf diesen Mann habe ich mein ganzes Leben gewartet und dann hatte ich ihn nur 2 Jahre. Sowas werde ich mein ganzes Leben nimmer erleben, da frag ich mich schon, worauf ich noch warten soll. Was soll da noch groß kommen?

  • Liebste Angie,


    ich kann es mir gut vorstellen wie tragisch es für Dich sein muß das die so wundervolle Zeit der Zweisamkeit genau dann zu Ende ging wo sie erst richtig losgehen sollte. Dennoch, hast Du es einmal versucht Dir vorzustellen wie Alles in 5-10 Jahren ausgesehen hätte wenn Ihr diese Zeit gehabt hättet? Wenn die "Flitterwochen" vorbei sind, der schnöde Alltag eingesetzt hat, und der ursprüngliche Lack nicht mehr so glänzend ist wie am Anfang Eures Kennenlernens?


    Das frage ich Dich nicht weil meine Ehe am Ende verdammt schief gelaufen ist, aber weil es leider eine Tatsache ist das kein Paar für immer und ewig auf Wolke 7 schwingen kann. Wie Du es selber sagtest, Alles stand noch an einem Punkt wo Alles viel zu neu und schön war für den ersten Streit. Will nicht pessimistisch klingen, aber ich denke das man gerade durch Konfliktsituationen und ernste Probleme merkt ob man wirklich zu einander paßt und ob die Beziehung eine echte dauerhafte Zukunft haben wird. Anbei gesagt schwebte auch ich auf Woke 7 wärend der ersten 2-3 Jahre meiner Ehe bis peu a peu der graue Alltag einsetzte und man nicht mehr mit einander Essen ging um an einander wie wild herum zu baggern, sondern den nächsten Einkauf im Baumarkt zu diskutieren. Wo man Mann anfing mir immer seltener ein Kompliment zu machen und ich auch keine Blumensträuße mehr von ihm erwartet. So kann ich nun Deine riesige Trauer und Aussichtslosigkeit recht gut verstehen, weil Du bei Dir Alles aufhöhrte wo es noch am Allerschönsten war. Ich glaube mir wäre es genauso ergangen wenn mein Mann ganz plötzlich zu der Zeit verstorben wäre als wir noch sehr am Anfang unserer Ehe standen.


    Du fragst immer wieder ... was soll nun noch kommen? Worauf soll ich noch warten? Und Das ist genau meiner Meinung der große Knackpunkt.
    Von Warten alleine wird bestimmt Nichts mehr kommen. Und Du wirst immer wieder bitter enttäuscht sein wenn Du von der Hoffnung leben wirst das gerade Verlohrene 1:1 wieder zu finden. Genauso wenn Du Dich an etwas klammern würdest was große Ähnlichkeiten mit Deiner Vergangen-
    heit hat weil es auch nie genau das Selbe sein würde. Wie schon oft in diesem Forum gesagt, ist jeder Mensch einzigartig und auf seine Art und Weise bereichernd - und letztlich will Niemand in den Schuhen eines Anderen laufen wollen. Oder wie würdest Du das empfinden wenn ein neuer Partner sich nur mit Dir zusammen tuen würde weil Du ihn ständig an seine verstorbene Frau/Freundin erinner würdest? Wenn er Dich ständig mit ihr vergleichen würde? All Das anstatt Dich als den tollen und eben einzigartigen Menschen anzunehmen der Du bist - samt allen Ecken, Kanten und Macken?


    Dir einen dicken Drücker,


    Hanna