Ein Jahr ist nun bald vorbei

  • Hallo,


    am 2. September letzten Jahres ist meine Mutter nur 13 Wochen nach der Diagnose Glioblastom eingeschlafen. Je näher dieses Datum rückt, desto mehr fehlt sie, desto trauriger bin ich.
    Ich denke sehr oft daran zurück, was letztes Jahr um diese Zeit passiert ist. Wie es ihr ging, welche Angst wir hatten, als sich ihr zustand zusehens verschlechterte.


    Gerade mit diesem Abstand betrachtet, wird mir richtig bewusst, was mit ihr und uns allen in dieser Zeit passiert ist. Angst, Hilflosigkeit, Freude über kleinste Fortschritte und Gesten, aber auch Dankbarkeit dafür, dass sie in Frieden gehen konnte.


    Vieles hat sich für mich geändert, ich habe mich verändert. Wie wir es sagen, -verrückt werden. Das trifft es sehr.


    Nichts ist mehr so wie es war, und wird es auch nicht wieder sein. Wir müssen lernen damit zu leben. Manchmal klappt es gut, manchmal nicht so -wie im Moment.


    Viele liebe Menschen im HT Forum haben in den letzten Wochen auch ihre letzte Reise angetreten, einige haben auch mich begleitet, mir Mut zugesprochen, Rat gegeben wenn ich nicht mehr weiter wusste. An sie denke ich auch sehr oft, und wünsche Ihnen, dass sie dort wo sie jetzt sind glücklich und frei von all ihren Schmerzen und Sorgen sind.


    Sverige

  • Liebe Sverige,


    Dir erst einmal eine dicke Portion Mitgefühl und jede Menge Kraft die kommende Zeit gut zu überstehen.


    Ich denke ich kann es Dir recht gut nachempfinden wie es für Dich war als Deine Mutter so schwer krank wurde, denn ich begleitete meinen Mann über 3 Jahre als er an Lungenfibrose erkrankte. Kenne also das Gefühl sehr gut wie es ist einen Menschen immer mehr leiden zu sehen und wie er zunehmends vor den eigenen Augen zerfällt. Genauso wie die Angst und Hilflosigkeit die Einen dabei begleitet wenn liebe Worte und Medikamente nicht mehr reichen. Ja, und auch mir hat es eine enorme Erleichterung gebracht als ich erfuhr das er keinerlei Schmerzen hatte als er im Schlaf für immer ging.


    Für mich ist sein Tod noch nicht lange her (23. Juni dieses Jahres) aber dennoch kommt mir immer wieder Alles hoch wenn wieder genau ein Monat vergangen ist. Und erst jetzt wo auf sehr langsame Weise ein wenig Ruhe am eintreten ist wird mir bewußt wie schwer krank er wirklich war und wieviel Kraft es mich gekostet hatte ihn bestmöglichst rund um die Uhr zu versorgen. Erst jetzt beginne ich es wahr zu nehmen wie enorm erleichtert ich war das er am Ende einen Platz im Hospiz bekam wo er eben rund um die Uhr auf sehr wundervolle Weise betreut wurde. Auf eine Art und Weise die ich beim besten Willen zuhause nicht hätte gewährleisten können.


    So lasse Dich von der Ferne dicke drücken auf das Du die Stärke haben wirst diese schwere Zeit gut zu überstehen,


    Dir liebevolle Grüße,


    Hanna

  • Meine liebe Sverige,


    wir beide sind ja so intensiv von Anfang an durch das Hirntumorforum verbunden und jetzt... ja man kann sagen... bestens für unsere Trauer..und so empfinde ich es... zur HEILUNG unserer tiefen Verletzlichkeit...
    hier in diesem Forum angekommen,..., welches eine so tiefe Bereicherung für unser LEBEN bringt.....
    nd das ist so gut...


    Ja, die "besonderen Tage ... und gerade der Tag des "Gehens"....
    Sie bleiben immer irgendwie besonders, weil auch wir, obwohl wir uns zu unserer Trauer bekennen... keine gute Trauerkultur in unserer Erziehung vermittelt bekommen haben... Das ist LEIDER wirklich bei so vielen westlichen Glaubensrichtungen das Manko...


    Gestern habe ich mit Dirlis telefoniert und sie sagte etwas sehr Treffendes:
    "durch ein Glioblastom wird man SOFORT eigentlich mit dem Abschiednehmen konfrontiert... trotz unterschiedlicher Lebenszeiten... weil es KEINE Heilung gibt...."..... Wie wahr...


    Das weisst du und ich ja auch... aber...
    das wirklich GUTE dabei ist, dass wir eigentlich ja auch SOFORT das Leben völlig anders gesehen haben...
    Viel, viel bewusster mit unseren Lieben die Zeit WAHR-GENOMMEN haben....


    Ja, manchmal... und das war bei euch wirklich so... waren immens schwierig zu bewältigende körperliche Einschränkungen, Ausfälle, Komplikationen ... die du und deine Familie bewältigen musstest..Es war wirklich Nerven aufreibend...


    Aber... du hast das GEMEISTERT...

    und ja wir sind ver-rückt worden...


    Aber... da ist meine Sichtweise seit meinem "neuen JA für mein LEBEN"... und dein "neues, anderes Leben" ist ja auch eingetreten... völlig anders geworden... zum Positiven hin...


    Vielleicht kannst du es auch so sehen, dass dieses "verrücken" eine Möglichkeit dir bietet, alles, wirklich alles von einem viel tieferen inneren "Seins-Zustand" zu sehen...
    Es kann durchaus spannend für dich werden, irgendwie alles "anders " sehen , hören. riechen... vor allen Dingen EMPFINDEN ... für DICH zu FÜHLEN...


    Im Moment stehe ich mit "talbo" in Verbindung, der sich auch in allernächster Zeit von seinem Mann verabschieden muss...
    und er hat vorhin eine mail geschrieben, wo er sagte, weil er auch sehr viel Angst hatte... dass er aber mehr und mehr... durch gesendete Lebensanschauungen und auch Energie spendend ... ruhiger wird...
    und er möchte auch ,
    dass ich das ruhig überall erzähle,... weil er auch merkt, das es nicht förderlich ist... "diskret" zu sein... sondern TABU´s zu durchbrechen...
    damit das LEBEN mit all seinen Wundern in UNSER LEBEN Einzug halten kann...


    Wir alle hier, haben durch das Gehen eines Menschen, eigentlich die großartige Chance bekommen... WEIT über die Angst und Panik HINAUS ZU KOMMEN....
    und das ist eine GNADE...
    die wir uns vielleicht bewusst machen sollten... ( obwohl ich sollen nicht mag) besser ist ja die Vorstellung...


    das es sich entfaltet... emporsteigt... wie die Lotusblüte durch den dunklen Schlamm genährt wird...
    der Schlamm... vielleicht die Angst... bringt dann ...
    nach der Transformation der Angst...
    die Blüte... das Licht ... in DIR ... zum leuchten ... zum wachsen....


    Das wünsche ich dir von Herzen
    und du weisst....
    "das schaffen wir auch noch" wie meine Freundin Tessa sagt...


    in herzlicher Zuneigung geschrieben ... meine Liebe...
    für dich ... deine Gramytola

  • Liebe Sverige,


    eine ganz liebe :24: als allererstes.


    Jahrestage sind (und bleiben bis zu einem gewissen Grad für "immer" - das merke ich grade wieder einmal selbst) schwierige Zeiten. Aber gerade die ersten ein, zwei (drei...) Jahre sind meist besonders schwer. Wir sind noch so "hautnah" dort, wo wir doch nie sein wollten. Vieles wird da erst so richtig bewußt. Aber das ist - obwohl es weh tut - auch gut so. Denn es bringt uns wieder einen großen Schritt weiter .... in Richtung UNSERES Lebens. Und vielleicht auch in eine Einstellung über das LEBEN im allgemeinen, das der ganzen Welt nur "gut tun" würde. Versuchen wir also, unser kleines Scherflein dazu beizutragen ;)


    Trotzdem ... in diesen Tagen ist das Vermissen natürlich besonders präsent. Und das hat ja auch seine Berechtigung. Ich finde, wir DÜRFEN den realen Körper, Rat, die reale Liebe vermissen - egal wie lange es schon her ist. Sie fehlen uns einfach in unserem Leben.


    Für die kommenden Tage schicke ich dir ein großes Kraftpackerl und nochmal ein lieben :30:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Sverige und Amitola,


    wenn ich darf möchte ich auch noch ein paar Worte hinzufügen denn um einige Ecken herum fühle ich mich Eurer Situation sehr verbunden.


    Dies ins Besondere was die Begleitung meines Mannes betrifft auf seinem sehr schweren letzten Weg. Für mich wohl die Prüfung meines Lebens, denn Dank Diagnose wußte ich das seine Lungenfibrose und COPD Beide unheilbar, unaufhaltbar tödlich verlaufen würden. Auch wenn unsere Ehe bis kurz davor gescheitert war nahm ich es auf mich ihm zur Seite zu stehen nicht wirklich wissend was auf mich zukommen würde. Wärend des ersten Jahres verlief Alles noch relativ einfach und es dauerte nicht lange bis die Illusion sich breit machte das er noch recht lange gut mit seinen Erkrankungen leben würde. Und ich fragte mich oft genug wovor ich nur Angst haben könnte. Ja, ich verdrängte ziemlich Alles was noch auf uns zu kommen würde. Nach dem Motto ... morgen ist auch noch ein Tag. Als das 2. Jahr jedoch begann fing sein Zustand sich zu ver-
    schlechtern. Wieder wurde die Ernsthaftigkeit unseres Schicksals verdrängt da die nun eingesetzten Medikamente recht gut halfen ihm einen eini-
    germaßen normalen Alltag zu beschehren. Ja, er reiste sogar noch einmal in seine alte Heimat ohne große Probleme. Dabei wurde seine Luftnot langsam aber sicher immer schlimmer und ehe der Sommer kam benützte er einen Sauerstoffkonzentrator für ein paar Stunden hier und da über den Tag verteilt. Das Verdrängen ging munter weiter weil man sich ja stehts mit jeder neuen Situation arrangierte und das Beste daraus machte.


    Dann jedoch bekam er Schwierigkeiten mit dem Laufen - was nach draußen immer weniger wurde und als das 2. Weihnachten vor der Tür stand kam er immer schlechter die Treppen im Haus hoch und runter. Inwzischen stand ein Sauerstoffkonzentrator im oberen und unterem Geschoß des Hauses, und sein Arzt hatte ihm flüssigen und mobilen Sauerstoff verschrieben. Leider brauchte die Krankenkasse eine Ewigkeit um diese Sachen zu genehmigen und als sie endlich geliefert wurden hatte nicht mehr die Kraft in den Beinen durch das dauernde sitzen und liegen um davon zu profitieren. Um eine lange Geschichte kurz zu machen ... es ging danach immer rapider bergab und fast alle paar Wochen kamen neue Einschränkungen dazu. Zum letzen gemeinsamen Weihnachten aß er schon kaum noch etwas und wollte immer nur schlafen. Es war grauen-
    voll für mich es täglich auf das neue zu erleben wie der Mann an meiner Seite immer rapider abbaute und kaum noch an unserem Leben teilnahm.
    Immerhin hatte sich auch der Kopf angefangen immer mehr zu verabschieden und das machte jede Kommunikation zwischen uns zu beiderseitiger harter Arbeit. Zum Glück hatten wir ein palliatives Pflegeteam zur Seite gestellt bekommen das immer öfters auch mitten in der Nacht vor der Tür stand um ihm Morphin zu spritzen. Werde nie die Nacht vergessen wo ich glaubte er würde vor meinen Augen ersticken. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sein Pfleger erschien und ihn wieder zur Ruhe brachte.


    Eine Nacht wo ich so sehr mit mir kämpfte meine Ruhe und Gelassenheit zu bewahren um seinen panischen Angstzustand nicht weiterhin zu ver-
    schlimmern. Angst nicht das Richtige zu machen denn mein Mann wollte im Fall aller Fälle nicht reanimiert werden oder im Krankenhaus sterben - was sichere Sache gewesen wäre hätte ich die Feuerwehr gerufen. Immerhin stellte sich wenige Tage später heraus das es meinem Mann nun immer schlechter ging weil er eine hoch entzündete Gallenblase hatte und deswegen dauernd spucken mußte.


    Es mag hart klingen aber ich war enorm erleichtert als seine Ärztin ihn ins Krankenhaus überwies wo er am nächsten Tag notoperiert wurde. Immerhin war ich inzwischen an meine äußersten Grenzen gekommen und wußte nun das er in guten professionellen Händen war. Was darauf hin folgte war nur noch ein einziges Trauerspiel denn obwohl die OP Narben gut verheilten sagten mir die Ärzte das eine Menge Organe kaputt ge-
    ganen waren. Und wenige Tage nach der OP erlitt er einen milden Hirnschlag nachdem er sich nicht mehr selbstständig bewegen konnte. Und ich immer wieder Unterlagen unterzeichnen müssend das keine lebenserhaltende Maßnahmen mehr durchgeführt werden sollen. Für mich eine enor-
    me Belastung und Traumas die sich oft genug wiederhohlten. Nicht zu vergessen das ich mich inzwischen zum dritten Mal "entgültig" von meinem Mann verabschieded hatte. Erneute enorme Erleichterung als man ihn nicht mehr nach Hause schickte sondern ins dazu gehöhrige Hospiz wo ich ihn einst sehr schweren Herzens angemeldet hatte - zu einem Zeitpunkt wo es ihm noch recht gut ging und Sterben ein weit entferntes Thema zu sein schien. Nach der Einweisung dort schien erst einmal erneut Alles recht zeitlos zu sein. Für kurze Zeit ging es ihm sogar so gut das ich mich gefragt habe ob er wirklich am richtigen Platz war. Zwar hatte er zwischendurch Tage wo es ihm sehr schlecht ging und man dachte es wäre so weit, aber dann erhohlte er sich immer wieder. Als ich ihn das letzte Mal besuchte gab er mir noch eine Wunschliste von Leckerlis mit die ich ihm am nächsten Tag mitbringen sollte. Ehrlich gesagt hatten wir uns wohl inwzischen auch an diese Situation gewöhnt. So sehr das er mir so manches Mal sagte ich könne 'mal einen Tag oder zwei mit meinen Besüchern aussetzen da wir ja oft genug auch noch skypten. Nachdem ich ihn das letzte Mal besucht hatte kaufte ich noch auf dem Heimweg ein was er sich gewünscht hatte und auf den frühen Abend rief er ich noch einmal an um mir eine gute Nacht zu wünschen - eben wie immer - und um mir zu sagen das er sich schon sehr auf die frischen Erdbeeren zum nächsten Tag freute. Ja, und in der selbigen Nacht um 04:00 klingelte mein Handy. Es war das Hospiz was mir vermittelte das man ihn im Schlaf verstorben vorgefunden hatte. Danach war Nichts mehr so wie es einmal war.


    Ich schreibe all Das nur nieder um zu sagen das all diese Zeit für mich sehr traumatisch war da Alles völlige Neuerfahrungen war und ich so manches Mal unter all der großen Verantwortung die ich für ihn zu tragen hatte zusammen gebrochen wäre. Dennoch bereue ich diese Zeit nicht denn es war die Schule für's Leben. Habe so unendlich viel dabei gelernt was es bedeutet den letzten Weg zu gehen, das Leben um so mehr wert zu schätzen und meine Mitmenschen anders zu betrachten als zuvor. Könnte ich die Uhr zurück drehen würde ich mich erneut für seine Begleit-
    ung entscheiden denn auch wenn sie enorm schmerzhaft war hat sie mich auch sehr bereichert in meiner Anschauung dem Leben und dem Tod gegenüber. Durch diese Erfahrung habe ich Unmengen an einstigen Berührungsängsten und Vorurteilen verlohren und bedaure es nur sehr das am Ende die Entgültigkeit stand.


    Ich wünsche Euch Beiden alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    verstehe es BITTE nicht falsch... wirklich nicht...


    Es geht hier nicht um ein verdrängen...aber wir alle hier...
    und gerade jetzt Sverige... kennen fast alle der Einschränkungen, die dein Mann hatte... auch ich....ohne in Details zu gehen... Das bringt uns meiner Meinung... aber das ist eben halt meine Meinung... nicht weiter...


    JETZT gilt es...
    zwar alles sich von der Seele zu schreiben, aber vielleicht im eigenen Bericht...mmmhhh..
    und ... was ich auch wichtig finde.. nichtzu lange in der Vergangenheit mit all ihren Einschränkungen zu bleiben...
    das ist jetzt wirklich past... Vergangenheit...


    meine Vorstellung ist das wir , die hier schreiben,...
    es gilt...
    immer...die Würde... die ein jeder Mensch hat... trotz all der gesundheitsbedingten Einschränkungen...
    zu bewahren...
    Es wahr die Krankheit deines Mannes und unserer geliebten Gegangen...
    die sie so verändert haben...


    Jetzt haben wir das wunderbare Ziel vor Augen,
    dass wir... du ... ich... alle hier...
    uns unseren aufkommenden GEFÜHLEN stellen...
    nach Möglichkeiten suchen, wie wir uns emphatisch zur Seite stehen...
    in aller wunderbaren Unvollkommenheit ;)
    damit wir später dann doch vollkommen ^^ in unserer Unvollkommenheit sind... :)


    Namaste
    für uns alle hier und für unsere "Gegangenen"..
    deine /eure Amitola

  • Liebe Sverige!


    Auch ich möchte ein paar liebe Worte der Anteilnahme an Dich senden, da es im Moment für Dich nicht so einfach ist.
    Aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil ich eine echte Verbundenheit, ein Gefühl von Zusammengehörigkeit zu Dir empfinde.
    Das Datum 2. September ist bei mir abgespeichert, und so habe ich in den vergangenen Tagen manchmal gedacht: Wie es Sverige wohl geht?


    Die Vergangenheit können wir nicht ändern, Geschehenes nicht ungeschehen machen.
    Der Weg bis heute, Du bist ihn gegangen, wenn es auch oft schwer war.
    Du sagst, man muss lernen mit der Trauer zu leben. Und Du hast es gelernt, dass es nicht immer klappt, verständlich.
    Dieses Verändertsein von dem Du schreibst, ich meine, das zeichnet Dich aus.
    Ist das nicht eine Chance, Dein Leben in allen Bereichen bewusster zu leben?


    Von Herzen wünsche ich Dir, dass sich die schmerzlichen Zeiten mehr und mehr in gute Erinnerung wandeln.


    Viel Kraft für Dich
    Deine Kühlwalda

  • Liebe Amitola,


    tut mir echt leid wenn mein letztes Posting so angekommen ist denn es war gewiß nicht meine Absicht mit meiner Situation andere zu belagern.


    Auch tut es mir leid das ich etwas ausgeschweift habe, aber eigendlich wollte ich nur untermalen wie sehr ich durch diesen Leidensweg und die Nähe zum Tod mein neues Leben um so mehr wertschätze und erst recht hart daran arbeiten werde etwas tolles daraus zu machen anstatt es sinnlos zu verdödeln. Und vielleicht habe ich auch das Thema zwischen Sverige und Dir ein wenig misverstanden.


    Dir liebe Grüße,


    Hanna

  • Liebe Hanna,
    habe da geradezu etwas auf deine ... hach wie nennt man sie .Seite...wo wir Kommentare schreiben und sooo... geschrieben... Alles ist gut... ich bin einfach nur absolut müde... ich muss mich jetzt wirklich mal zurückziehen...
    Wir teilen hier alle weiter die chouch.... JAAAAhhh
    eine müde
    Amitola
    gute Nacht denke ich...

  • Hallo,


    lieben Dank für Eure Antworten.
    Ja, das Ganze ist auch eine Chance mein Leben zu verändern.
    Vieles ist in den letzten Monate auch bei mir passiert, einiges davon war sehr traurig. Der Wunsch, eine eigene Familie zu gründen hat sich nicht erfüllt, und wir wissen auch nicht ob es je so sein wird.
    Mein Vater hat seid einigen Monate eine "Beziehung" , mit der er jetzt sogar im September nach Mallorca fliegen will.
    Meine Schwester erwartet im September ihr erstes Kind.


    Viel passiert, und im Moment wir mir vieles davon einfach zu viel.


    Ich bin froh, dass ich hier darüber schreiben kann. Zu sehr wird sonst von mir erwartet, wieder zu funktionieren wie vorher.


    LG
    Sverige

  • Meine liebe Sverige,


    so unsagbar froh , habe ich deine Zeilen gelesen....
    Froh, weil du dich den Menschen hier öffnest, erzählst was dich begreiflicherweise belastet, dir Schmerz zufügt.. ... was man meiner Meinung nach HIER wirklich kann... und die dich doch ausser dem Gehen deiner Mama sehr traurig gemacht haben und dich auch noch weiterhin schmerzen werden...
    Wir "ALLE hier" , werden dir beistehen und du wirst merken, dass dann so vieles leichter wird...
    Das war eine wirklich GUTE ENTSCHEIDUNG von DIR...


    Nach wie vor finde ich,... das kam heute noch einmal ganz stark in mir hoch,.... das wir viel intensiver das Leben ... gerade weil wir alle Aspekte der Trauer angehen... doch dadurch bewußter leben und mehr und mehr die kleinen freudigen Zeichen des Lebens wahrnehmen und irgendwann dann voll genießen...


    Heute vor 69 Jahren haben meine Eltern geheiratet ... und meine Mama ist jetzt 17 Jahre nicht mehr auf dieser Welt... Sie fehlte mir heute... aber ich habe ihr innerlich zu dem Hochzeitstag gratuliert, was ich früher immer real machte...Jetzt sind meine Eltern wieder vereint...
    Aus diesem Grunde kann ich dich SEHR GUT verstehen, dass es dich ungemein schmerzt, dass dein Vater jetzt mit einer anderen Frau in Urlaub fährt, nach sooo kurzer Zeit...... Aber diese Problematik mit ihm "kennen " wir ja schon...Vielleicht solltest du auch hier ein bisschen mehr auf diese Problematik die du/ihr mit ihm habt,eingehen... Auch das wird dir helfen ... Meiner Meinung nach...


    Auch möchte ich noch einmal darauf eingehen, dass es sehr wohl auch schmerzlich für dich und deinen Mann ist, wenn du deine schwangere Schwester siehst... Natürlich freust du dich auch für sie, aber lass ruhig euch deine Traurigkeit, deine Frustration bitte zu...
    Du bist eine fühlende , liebende Frau, die auch gerne schwanger geworden wäre...und es ist völlig LEGITIM, das du nicht nur glücklich über die Schwangerschaft deiner Schwester bist... Du musst dir aber keine Sorgen machen... dennoch LIEBST du deine Schwester...


    Meiner Meinung nach, haben wir viel zu oft eine starre Vorstellung, was zu einer Liebe gehört ... und was nicht...
    Gerade durch eine heftig geführte Auseinandersetzung... allerdings dann mit einem positiven Ausgang, ... merken wir doch sooo häufig, wie wir diesen Menschen lieben... wert schätzen...


    Stehe bitte JETZT für ganz bestimmt einige Zeit zu deiner VERLETZLICHKEIT, deiner TRAURIGKEIT...
    Ich kann es immer nur wiederholen... aber das liegt eben halt daran... dass ich es als eine WAHRHEIT ansehe...


    Verletzlichkeit, Traurigkeit , Fröhlichkeit sind alles GEFÜHLE... und Gefühle wollen IMMER ausgelebt werden... ansonsten verletzen sie uns, machen unser Leben starr... dann tatsächlich... irgendwie tot...
    Nur in diesem Zusammenhang kann ich den Tod akzeptieren... ansonsten ist es wahrhaftig für mich...


    ein LEBEN im anderen SEIN... von unseren geliebten Gegangenen...


    Fühle dich lieb umarmt und getröstet... und... wirklich ... es ist sehr SCHÖN, dass du dich ÖFFNEST... damit das "ANDERS LEBEN" Einzug halten kann...Lassen wir uns alle überraschen, was es so an intensiven Gefühlen für uns bringt...


    Fühle dich feste und dennoch sanft umarmt :24: meine liebe Sverige
    von deiner Gramytola

  • Liebe Sverige,


    sicher kennst du mich noch als "tinchen" aus dem Hirntumorforum. Mein Mann erhielt die Diagnose Glioblastom im April 2013. Im Februar diesen Jahres hat er seinen Frieden gefunden, es war zu diesem Zeitpunkt wirklich eine Erlösung, für ihn, für uns alle.


    Ich erlebe diese Gefühlsachterbahn ebenfalls, es geht mir eigentlich wesentlich besser. Ausserdem habe ich den festen Willen,nun MEIN Leben zu leben, positiv in die Welt zu schauen ....


    Da ich täglich auf Arbeit bin, beide Kinder mit Familien in der gleichen Stadt wohnen, habe ich viel Ablenkung und es gelingt mir relativ gut.


    Ich schreibe nur noch ab und zu im Hirntumorforum, lese aber fast täglich die Beiträge, habe mit mehreren Austausch per PN`s. Gerade die letzten Wochen haben mehrere, langjährige Forums- Begleiter ihre Liebsten verloren. Dieses hat mich sehr aufgewuehlt und traurig gestimmt, zumal ein Verlauf die letzten Wochen fast identisch mit unserem war (Lungenentzuendung - Krankenhaus - Hospiz - Abschied). Und auf einmal war ich so tieftraurig, als waere ich 6 Monate zurückversetzt.


    Liebe Sverige, du bist mit dieser Trauer nicht allein. Man spricht mit Bekannten und Freunden nur noch selten darüber Es sind bei dir fast 1 Jahr, bei mir 6 Monate vergangen - es fragt kaum mehr jemand, WIE es uns wirklich geht.


    Und bei mir ist es sehr unterschiedlich. Mal denke ich, es ist geschafft, dann kreiseln wieder die Gedanken, es oeffnet sich ein "Loch". Vielleicht ist es bei dir aehnlich?!


    Alles Liebe fuer dich von tinalein (tinchen)

  • Liebe Sverige!


    Gut, dass Du uns mehr über Dein Leben berichtest. Neben Schönem berichtest Du auch von traurigen Dingen.
    Amitolas Beitrag, da kann ich nur mein Lineal holen und alles dick unterstreichen.
    Ob Deine Gefühle in diese Richtung gehen, Du deutest es an. Glaube ich jedenfalls.


    Falls Deine Emotionen wegen der Schwangerschaft Deiner Schwester nicht nur Freude sind, Dich gelegentlich auch Frust beschleicht, bitte habe deshalb kein schlechtes Gewissen. Falls Du so fühlst, das ist sehr menschlich und nachzuvollziehen.
    In Deinem Schreiben schließt Du eine Schwangerschaft nicht komplett aus.
    Das letzte Jahr, war das nicht wirklich alles sehr, sehr viel für Dich?
    Ich bin auch ein Wunschkind, und meine Eltern haben einige Jahre auf mich gewartet. Dafür bin ich dann aber ein Sonntagskind geworden, beim Glockengeläut geboren.


    Tja, Dein Vater. Vom Verstand her würde ich sagen, er ist Witwer. Es ist legitim, dass er eine Freundin hat.
    Mein Gefühl sagt: Was? Jetzt schon!
    Falls Dir das wehtut, Dich in Deiner Trauer um Deine Mutter berührt, ich kann Dich da sehr gut verstehen.
    Aber ich kann mir vorstellen, dass das seine Art ist, mit seiner Trauer umzugehen.
    War Dein Vater während der Krankheit Deiner Mutter und auch nach ihrem Gehen nicht hauptsächlich mit seinem eigenen Leid beschäftigt? Das habe ich doch so richtig verstanden? Oder? Ich glaube, Dein Vater ist anders.
    Generell denke ich, dass für alle Menschen e i n Maßstab gelten sollte. Und trotzdem meine ich, dass man manche Leute mit anderem, vielleicht toleranterem Maßstab messen muss. Wirklich.
    Sie können es nicht realisieren, aber nicht ohne Grund setzen sie für sich selbst ja auch Sondermaßstäbe.


    Und jetzt schreibe ich etwas, was Du als böse empfinden könntest. Ich hoffe, Du siehst es nicht so. Es ist wirklich alles andere als böse gemeint. Ich habe Dich doch gerne.
    Als ich das mit Deinem Vater und seiner Bekannten las, war der erste Gedanke: Gut! Dann ist er beschäftigt. Und Sverige hat mehr Ruhe.
    Dann hoffe ich, ich habe mich nicht zu sehr aus dem Fenster gelehnt.


    Noch ein paar versöhnliche Worte. Du hast ein trauriges, hartes Jahr hinter Dir. Und Du hast es gut gemeistert. Sicherlich wird es nach und nach immer besser für Dich.


    Alles Liebe
    Deine Kühlwalda

  • Ihr Lieben,


    vielen Dank für Euer "Ohr" und Euer Verständnis.
    Tinchen ich kann Dich sehr gut verstehen, durch das Hirntumorforum bin auch ich wie in der Zeit zurückgeschleudert. Oft denke ich daran, wie es Mama vor einem Jahr ging. Es ist als ob ich gedanklich einen Countdown herunterzähle, ab heute hat sie nur noch zwei Wochen gelebt, was haben wir gemacht, wie ging es ihr.....
    Ja was uns persönlich angeht, es war ein wirklich schweres Jahr. Begleitet durch unseren Kinderwunsch, der leider nur mit Hilfe möglich sein wird. Einer kurzen Freude darüber das es geklappt hat, dann Krankenhaus, Operation.....
    Ich freue mich sehr für meine Schwester, und wünsche ihr und ihrem Baby das Beste... Trotzdem mag ich es gar nicht hören, wenn sie zu mir sagt, dann sollte es dieses Kind nicht für Euch sein. Es sagt sich so leicht, wenn es einen nicht selbst betrifft.


    Ja und liebe Kühlwalda, du hast Recht. Ich bin froh, dass mein Vater jemanden hat und ich somit meine Ruhe. Er ist für sein Leben selbst verantwortlich, und ich habe mich im Laufe dieses Jahres aus dieser gefühlten Verantwortung für ihn zurückziehen können.
    Es trifft mich nur, dass all das was er jetzt macht, mit Mama nicht möglich war.
    Aber er muss für sich zurechtkommen. Unseren "Segen" hat er.


    Danke dass ihr mir zuhört
    LG
    Sverige

  • Liebe Sverige!


    Ohhhh, das tut mir sehr leid für Dich/Euch…..Krankenhaus, Operation, die Enttäuschung…..Das ist wahrlich nicht Dein/Euer Jahr gewesen. Ein sehr schweres Jahr. :30:


    Da können doch jetzt nur bessere Zeiten anbrechen. Das wünsche ich Dir/Euch von Herzen.


    Ich kann mir vorstellen, dass die Schwangerschaft Deiner Schwester und die Zeit danach für Dich, neben Deiner Freude, nicht so einfach ist. Wenn da bei Dir auch mal zwiegespaltene Gefühle aufkommen, das ist nur allzu menschlich und verständlich.
    Die Bemerkung Deiner Schwester war nicht so passend, möglicherweise ist es auch für sie schwierig.
    Falls nötig, ist es immer besser, miteinander zu reden als zu schweigen. Ihr habt doch scheinbar ein sehr gutes Verhältnis.
    Meine Schwiegermutter und ihre Schwester hatten vor x Jahren auch diese Situation. Beide Frauen erzählen, es sei manchmal nicht leicht gewesen. Hilfe gab es damals natürlich nicht. Trotzdem haben sie sich über all die Jahrzehnte immer gut verstanden.


    Wie immer Ihr Euch entscheidet, ich wünsche Euch Glück. Und auch so, alles Liebe, auf bessere Zeiten. :)


    Deine Kühlwalda

  • Hallo,


    lieben Dank für Eure Nachrichten.
    Heute vor einem Jahr klingelte morgens bei uns das Telefon. Mama war meinem Vater und Ella "weggerutscht" weil sie keine Kraft mehr hatte selbst aus dem Ehebett aufzustehen. Thomas und ich sind so schnell wie möglich hingefahren. Er hat es dann geschafft, sie in den Rollstuhl zu heben. Das war aber sehr sehr schwer. Ein Mensch, der sich selbst gar nicht mehr helfen kann..... Meinen Mann und mich begleitet heute diese Bild, es tat so weh sie so zu sehen, hilflos und traurig aber auch irgendwie schon abwesend. Nachmittags hat sie das letzte Mal "Hallo" zu uns gesagt.


    Es ist im Moment sehr sehr schwer......


    Traurige Grüße
    Sverige

  • liebe Sverige,


    da bleiben im Moment die Worte bei mir im Hintergrund...
    Die Umarmungen und das MIT-GEFÜHL für dich stehen jetzt im Mittelpunkt...
    :24: :30: :24: :30: :24: :30: :24: :30: :24: :30:


    alles, alles Liebe dir deine Gramyo <3 <3 <3

  • liebe Sverige,
    da das "grüne Lichtlein " leuchtet...
    noch einmal ganz liebe Grüße mit einem dich erreichenden Mitgefühl und vielen gedanklichen Umarmungen versehen... gehen jetzt zu dir... :24:
    Ich hoffe so sehr, dass dein Mann und du, euch gegenseitig beistehen konntet und diesen traurigen Tag euch durch eure Liebe bewältigen half...


    Ich mache jetzt die Abendrunde mit "Schlawunsch"... Bin in Gedanken bei dir... <3
    deine Gramyo