Mama war mein Leben - unendlicher Schmerz

  • Liebe Gerlinde,
    ich schicke dir wirklich ganz viel ruhige Energie. Ich denke, du kannst verstehen , gerade weil du ja jetzt weisst was es heisst , einen geliebten Menschen verabschieden zu müssen, das ich jetzt Sandra antworte, die Schwierigkeiten hatte, überhaupt einen Beitrag einzustellen.
    Fühl dich lieb umarmt :24: und "irgendwie" bin ich bei dir..
    deine Amitola

  • Wenn das Licht im Leben fehlt, wie soll man weitermachen.
    Mag nicht mehr kämpfen, mag nicht mehr stark sein, kann nicht mehr stark sein
    die Gedanken fressen mich auf, mein Herz ist schon gestorben, wieso bin ich noch hier ?
    was soll werden ?
    Fragen auf die es keine Antworten gibt - nicht für mich, bin müde, möchte nur noch schlafen


    Bitte entschuldigt meine negativen Gedanken aber genau so fühle ich.....
    Gerlinde

  • Liebe Gerlinde,


    mag nicht mehr kämpfen...GUT
    mag nicht mehr stark sein...GUT
    kann nicht mehr stark sein...GUT
    die Gedanken fressen mich auf... das ist ZUTIEFST menschlich
    mein Herz ist schon gestorben... höre GENAU hin...es schlägt ... und es NÄHRT Dich,
    wieso bin ich noch hier....weil DAS LEBEN es so MÖCHTE
    was soll werden....DEIN...DEIN...DEIN UREIGENSTES LEBEN LEBEN
    Ich bin müde ...GUT...endlich fordert dein Körper die notwendige RUHE ein
    möchte nur noch schlafen...GUT...tue es SO OFT wie möglich


    und .... ZU ENTSCHULDIGEN gibt es GAR NICHTS....
    etwas negativ sehen ist auch ZUTIEFST menschlich....igendwann wirst auch du bei einem halb gefüllten Wasserglas vielleicht die Ansicht plötzlich fühen....
    Nein ...es ist gar nicht halb leer
    sondern
    OHHH , es ist ja noch HALB VOLL...es reicht um meinen Durst zu stillen...


    SHIMA liebe Gerlinde bedeutet bei den Hopi " Liebe und Wertschätzung" und bei den Navajo "mother"
    deine Amitola

  • Liebe Gerlinde,


    erstmal :24: :30: .


    Du mußt dich nicht beiuns entschuldigen, wir verstehen dich. Du mußt erst wieder die Orientierung und DEINEN Weg finden.
    Wenn du dich entschuldigen willst - dann tu das bei DIR!


    Und hab Vertrauen - darauf, daß es wieder besser wird. Auch dein Leben wird wieder leichter werden. Wann, das kann dir keiner sagen, nur daß es so sein wird. Auch wenn du es dir jetzt so gar nicht vorstellen kannst.
    Nochmal meine Bitte an dich - grübel nicht soo viel.Sich Fragen zu stellen auf die es keine Antwort gibt tut nicht gut.
    Vielleicht magst du folgendes versuchen:
    Wenn eine solche Frage auftaucht, "begrüße" sie. Sag dir "Ich nehme dich zur Kenntnis. Aber du tust mir nicht gut. Also lasse ich dich wieder gehen" Versuch dir vorzustellen, daß sie dich, den Raum, dein Leben "verläßt". Und versuch dabei auch, nicht zu "werten". Nicht - "das ist schlecht" oder "das darf ich nicht denken" oä.
    Es klappt sicher nicht sofort. Aber ich glaube, es könnte dir helfen. Probiers, und gib nicht gleich auf.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Mein Bruder ist wieder weg und jetzt bin ich wieder allein.
    Habe versucht, Bekannte anzurufen aber niemand hatte Zeit oder war zuhause.


    War am Grab meiner Mama und ich hab mich gefragt warum liegt sie da und nicht ich....
    ich möchte nur noch schlafen
    .
    Ich weiß, ich soll so was nicht sagen oder denken, aber ich musste heute meine ganze Kraft zusammen nehmen um nicht vor meinem Bruder zu weinen. Es hat mich fast zerrissen.
    Jetzt kann ich nicht mehr - keine Mam da die mich in den Arm nimmt und tröstet. Ich versuche mit ihr zu reden und sehe wieder ihr trauriges Gesicht.
    Ja auch weiß ich, das es vielen Trauernden so geht, das es weitergehen muss und man sich nur selber aus diesem Tief holen kann.
    Doch im Moment falle ich in ein schwarzes Loch und niemand fängt mich auf.


    Morgen, vielleicht Morgen schickt mir Mam ein Licht in die Dunkelheit, ich warte......


    euch allen
    alles Liebe <3 <3
    eure Gerlinde

  • Liebe Gerlinde,


    leider muss ich gleich wirklich Brennholz reinholen und auch der Abendspaziergang mit meinem Hund steht an...
    Ich mache mir wahrhaftig grosse Sorgen um dich. Leider musste ich das hier schon häufiger schreiben... Wenn du nicht in eine völlige Depression verfallen willst, NEHME DIR BITTE SCHNELLSTMÖGLICHE
    HILFE !!!!


    Du hast zwar geschrieben, dass du ihm Moment mit Gott haderst, aber dennoch... Es gibt wirklich , zumindest in Deutschland, einen ganz schnellen Termin in Krisensituationen von der Kirche...
    Da wird NICHT über den Glauben gesprochen... Höchstens wenn du möchtest.
    Auch gibt es eine Telefonseelsorge.
    Häufig bieten ja auch die Beerdigungsinstitute seelischen Beistand an.


    Trete vielleicht doch auch mit Christene oder Florian in Verbindung... Zumindest mailmässig. Ich bin mir sicher, obwohl sie überlastet sind, das sie dir dennoch versuchen werden , dir bei zu stehen.


    Dennoch...
    Deine Mama wollte KEINESFALLS mit dir tauschen. Es gibt nichts Traurigeres für eine Mutter, wenn ihr Kind VOR IHR GEHT !!!

    Bitte, mache dir das völlig KLAR...
    und VERABSCHIEDE dich DRINGEND von diesem GEDANKEN


    Dies schreibt dir eine Mutter und Großmutter...
    Fühle dich umarmt und gestärkt
    deine Amitola

  • Liebe Gerlinde,


    es tut mir so unendlich leid das Du Dich im Zusatz zu Deiner Trauer auch noch so fertig machst, bzw. Dich in so Vieles hineinsteigerst. So möchte ich 'mal ganz spontan einen Gedankenweg mt Dir teilen der Dir vielleicht wenigstens ein kleines Bisschen weiterhelfen könnte. Ich meine damit was den Blick Deiner Mam betrifft.


    Als mein Mann verstarb lag er zwar vor mir als ob er nur ein Nickerchen machen würde, aber was mich damals sehr verschreckte war das sein rechtes Auge weit offen war und mich anstarrte. Und obwohl sein Gesicht recht gelöst war verleitete ihm das einen vorwürflichen und wast schon wütenden Ausdruck der mich damals Tag und Nacht verfolgte und mich sehr belastete bis ich beschloß daran zu glauben das vermutlich die Toten-
    starre sich so verhalten hatte das sich das Auge eben nicht mehr gut schließen ließ. Und ich redete mir ein das manche Menschen gelöster als Andere erscheinen jeh nach wieviel oder wenig sie von ihrem Ableben mitbekommen haben, bzw. der Unterschied zwischen dem Überrascht werden, im Tiefschlaf zu gehen oder wenn der Tod eine Sache von wenigen Minuten war.


    Und das die alte Dame im Restaurant Dich tief traurig gemacht hat kann ich auch verstehen weil der Tod Deiner Mam eben noch so sehr frisch ist. Du wirst sehen das Dich das mit dem Vergehen der Zeit nicht mehr so belasten wird, und Du mit solchen Situationen besser umgehen kannst. Mir ist einst ähnliches passiert als ich eines Tages versuchte mit mir alleine da Mittagessen zu gehen wo ich oft mit meinem Mann hinging. Ja, und kaum war mein Essen gekommen kam ein älteres Pärchen rein was sich an den Tisch neben mir setzte. Der Mann ähnelte dem Meinigen und saß mit all seinen Sauerstoffschläucen in einem Rollstuhl. Ehe ich mich versah war mir der Appetit an meinem Essen komplett vergangen und ich sah nur noch meinen Mann vor mir sitzen. Ja, und ehe ich mich versah kamen mir auch alle Erinnerungen seiner schweren Krankheit hoch und all Das was sich am Ende seines Lebens ereignet hat. Heute jedoch - ein paar Monate später ziept es immer noch ein wenig in der Seele wenn ich mit solchen Situationen konfrontiert bin, aber ich kann deutlich besser damit umgehen als zu der Zeit wo Alles noch so frisch war wie es nun bei Dir ist.


    Und was Deinen Bruder betrift mußt Du wirklich lernen loszulassen von dem sehr intensiven für ihn Dasein wollen. Er ist ein erwachsener Mann und wenn Du mich fragst wäre es nun eher die Aufgabe seiner Frau ihn aufzufangen wann immer er mit etwas nicht alleine klar kommt. Du hast nun Deine eigenen Probleme und Belastungen die Du erst einmal gut in den Griff bekommen must ehe Du anderen echte Kraft schenken kannst. Das ist gewiß absolut nicht egoistisch sondern einfach nur Deine Überlebensstrategie, denn bedenke das wenn Du zusammen klappst wirst Du keinem helfen können - auch nicht Deinem Bruder.


    In diesem Sinne hoffe ich das Du heute Nacht wenigstens etwas erhohlsamen Schlaf bekommen kannst. Kann Dir erneut aus eigener Erfahrung sagen das Der echt Wunder vollbringen kann. Damit meine ich das etwas Schlaf nicht nur dem Körper und der Seele neue Energie verschafft, sondern auch so manches am nächsten Tag weniger bedrohlich und belastend erscheinen läßt.


    Dir alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

  • Liebe Gerlinde,


    wie wahr,... wie wahr ... was Hanna geschrieben hat. In wirklich ALLEN Ansichten kann ich sie nur unterstützen und es bejahen.


    Meine Mama ist vor 17 Jahren von dieser Welt gegangen nach 2 Jahren Pflegezeit wegen einer äusserst schweren Herzerkrankung und daraus resultierenden Schlaganfällen... Ich habe sie auch am meisten von uns vier Kindern gepflegt und wie sie dann gegangen ist, habe ich auch manchmal , wenn mir so "unliebenswürdige Frauen" begegneten. gedacht , warum leben die und nicht meine Mama?


    Dennoch war ich von Anfang an erleichtert, ja fast froh, das sie ihren Leidensweg hinter sich hatte...


    Das war ja auch der Grund meines Zögerns bei dir, dieses Lied einzustellen, weil da so viele liebe und tolle alte Frauen darauf zu sehen sind...manchmal mit ihren Töchtern...
    Dennoch...
    deine und viele Menschen , die diese Erde verlassen haben, haben wahrhaftig einen sehr schmerzensreichen und ungemein einschränkenden Lebensweg durch ihre Krankheit hinter sich...


    Sie sind jetzt wahrhaftig FREI ... von allen Einschränkungen, aller Mühsal...
    Das ist eigentlich wunderbar...
    Wenn wir "Hier Gebliebene" es zulassen... Dieses Gefühl...DAS ES IHNEN GUT GEHT...


    Vollkommen sicher bin ich mir, dass du das mit fachlicher Hilfe und mit unserer Hilfe durchaus auch schaffst...
    Wirklich, DEIN Leben wartet auf dich...


    Ich habe noch nicht in deinem Profil nachgeschaut , falls du es überhaupt hineingeschrieben hast, wie alt du bist... Selbst ich mit meinen 67 Jahren erkenne durchaus immer mehr , das noch eine sehr schönes, intensives Leben auf mich wartet, obwohl ich meine Eltern und meinen Lebenspartner verabschiedet habe.... und sehr, sehr viele Freunde und Freundinnen in meinem Leben...


    Vollkommen Recht gebe ich Hanna, das die FRAU deines Bruders den Part des Trost gebend und aufbauen übernehmen sollte.
    Noch einmal ... DU bist die Jüngere und wirklich, gerade wegen deinem Brustkrebs....
    GIB DIR LIEBE... SELBSTLIEBE...


    Du schreibst schon in anderen Berichten, tröstet da schon... Das sind die kleinen , aber durchaus guten Schritte, dich nicht in deiner Trauer isoliert zu fühlen... Mach weiter so...
    aber BITTE...
    suche dir kompetente , fachliche Unterstützung...
    Nicht wegen deiner Trauer, sondern das du einen guten Weg findest "Dich als SELBST" überhaupt zu begreifen... zu erleben...
    Wir helfen dir gerne dabei , soweit das überhaupt virtuell möglich ist...


    Alles Liebe und viel MUT und KRAFT
    wünscht dir
    deine Amitola


    und nicht als P.S... weiter schreiben... weiter schreiben... aber nicht dir Vorwürfe machen...
    alles ist gut...Deine Mama hat unter KEINERLEI Einschränkungen zu leiden...
    Meiner Vorstellung nach ist sie "Eins im Gossen Ganzen"

  • Liebe Gerlinde,


    sag mal ehrlich - wärst du wirklich lieber an der Stelle deiner Mam?
    Was wäre dann jetzt mit ihr?


    Glaub mir - auch ich bin Mutter - sie hätte das nie und nimmer gewollt!
    Sie ist deine Mam, sie will nur das Beste FÜR DICH!
    Und - sie schickt dir Licht in die Dunkelheit, auch jetzt schon. Du kannst es nur noch nicht sehen, aber sie ist bei dir.
    Und hier sind ganz viele, auch wenn sie dir nicht schreiben, die an dich denken und dich gedanklich auffangen - du mußt es "nur" auch zulassen und wollen. Ich weiß, es ist schwer.


    Nochmal - ich glaube, deine Mam kennt dich so genau, daß es ihr leid tat, dich alleine lassen zu müssen. DAS ist für mich die Bedeutung ihrer "traurigen Augen".
    Und - JA, es geht ihr gut jetzt. Sie durfte alle Einschränkungen ihrer Krankheit hinter sich lassen, hat keine Schmerzen mehr. ES GEHT IHR GUT. Und ich bin mir sicher daß sie möchte, daß es auch dir gut geht.


    Ich glaube dir, daß du endlos müde bist. Versuch dich richtig auszuschlafen. Verkriech dich ohne weiteres für ein paar Tage im Bett - aber grübel nicht dabei. Und dann - stehst du auf und versuchst aus dem Loch wieder rauszukrabbeln. Ich "schicke" dir dazu schon mal ein paar kräftige Balken, Nägel und Hammer. Damit kannst du dir dann deine Leiter basteln. Doch das mußt du leider selbst tun, da kann dir keiner helfen dabei.
    Wenn du nicht schlafen kannst - hol dir morgen Hilfe bei eurer Ärztin.
    Und natürlich fühlst du dich alleine - dein Bruder ist wieder nach Hause gefahren. Aber du bist nicht einsam - Horst denkt an dich, deine Schwägerin denkt an dich - sie hat sich bei dir bedankt, daß du versuchst, für Horst stark zu sein - und auch hier denken ganz viele an dich.


    Gerlinde du schaffst das. Von mir dazu ein ganz dickes Kraftpackerl und eine große Portion Vertrauen in die Zukunft.


    :24: dich
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Gerlinde,


    eche ich mich unter die Federn wuppen gehe möchte ich auch noch einmal meinen Senf zu Amitola's Posting liefern, da sie ein Thema anschnitt mit dem ich selber dieses Jahr auf sehr schmerzliche und belastende Weise konfrontiert wurde.


    Es fing damit an das mein Mann und ich - einjeder auf seine Weise - sehr wärend der letzten Jahre seines Lebens gelitten haben. Auch wenn er es sehr lange verdrängte weiß ich das er überhaupt nicht im tiefsten seines Inneren mit dem langsamen aber sicherem Zerfall seines Körpers und seines Geistes klar kam. Noch weniger damit das er mit dem Vergehen der Zeit immer mehr auf meine Hilfe angewiesen war bis am Ende kaum noch etwas ohne mich ging. Ja, ein Mensch der einst überstolz im Leben gestanden hatte wurde peu a peu immer mehr zum hilflosem großem Kind was sich kaum noch einen Satz merken konnte ohne schriftliche Stichworte. Was entweder extrem jähzornig oder weinerlich wurde wenn eine neue Einschränkung dazu gekommen war.


    Liebe Gerlinde, ich habe irgendwann aufgehöhrt zu zählen wie oft ich mich unendlich schlecht dafür fühlte das ich ihm einen baldigen Tod wünschte, um vor Allem ihm das ganz große Leiden zu ersparen denn immerhin hatte sein Dasein schon vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus und ins Hospiz kaum noch etwas mit Lebensqualität - geschweige denn Lebensfreude zu tun. Ja, und mein eigenes Leben war auch komplett weg da ich fast nur noch damit beschäftigt war ihm Tag und Nacht zu helfen wo ich nur konnte. Immer öfters Nachtschicht schiebend wenn wieder einmal der Pflegedienst gerufen werden mußte damit der ihm eine Morphinspritze verabreichte oder er mir bestätigte das sein akuter Zustand letztich nur halb so bedrohlich war wie er erschien.


    Es war wohl die grauenvollste Zeit meines Lebens weil der Tod überall an den Wänden unseres Hauses klebte und seinen Geruch verbreitete. So gebe ich es zu das ich enorm erleichtert war als seine begleitende Ärztin ihn ins Krankenhaus schickte. Erleichtert weil ich wußte das man ihm dort im Notfall deutlich besser helfen konnte als ich und das Pflegeteam es jeh gekonnt hätten. Ja, und als sich sein Zustand dort immer weiter verschlechterte hoffte ich nur noch das er recht bald gehen würde. Ja, es mag kaltschneuzig klingen, aber ich war sogar riesig enttäuscht das er die Notoperation und 2 Tage und Nächte im künstlichen Koma überstanden hatte. Schließlich wußte ich das sich Nichts mehr verbessern würde, und ich selber ging inzwischen nur noch auf dem Zahnfleisch, denn obwohl ich nun die heimische Pflege los war gab es dennoch genug Anrufe mitten in der Nacht vom Krankenhaus wo ich sofort kommen sollte. Und dann die täglichen Besücher die mich irre müde machten da ich immer wieder einen weiten Weg zwischen Krankenhaus und zuhause hatte. Ja, nicht zu vergessen das der ganz normale Alltag auch noch nebenher ge-
    meistert werden mußte.


    Liebe Gerlinde ich schreibe Dir all Das nicht um Dich mit meiner Geschichte zu langweilen, aber einfach nur um Dir die Botschaft zu vermitteln das man ab einem gewissen Punkt den schwerstkranken Menschen den man pflegt leider loslassen muß um selber nicht kaputt zu gehen. Und man muß es auch irgendwann aktzeptieren das man sein Bestes gegeben hat und an seine eigenen Grenzen gekommen ist. Und an seine Grenzen kommen ist schlicht und einfach nur etwas sehr sehr menschliches. Und wie Jutta es schon sagte, glaube ich auch das Du z. Z. unendlich müde und ausgepowert bist. Immerhin kannst Du noch viel weinen. Etwas, wie es so manche hier im Forum wissen, ich recht lange nicht konnte weil ich selbst dafür viel zu müde aber gleichzeitig auch total überdreht war von All dem was sich durch den Tod meines Mannes ereignet hatte. Eine Müdigkeit wo mir fast die Augen zuvielen, ich aber nicht aufhöhren konnte zu wuseln, machen und tun. Ja, ich stand so manche Nacht nach dem Ereignis auf der Leiter mein Haus renovierend, wärend die Waschmaschine im vollen Gang war und der Fernseher im Hintergrund vor sich daher nuddelte. Ja, es dauerte einen guten Monat bis ich es schaffte die erste Nacht komplett durchzuschlafen. Vermutlich der Zeitpunkt wo ich es entgültig verinnerlicht hatte das sein Tod die große Erlösung für und Beide war, und das ich nun Nichts mehr an der Sache verändern konnte.


    Ich wünsche es Dir von ganzem Herzen das auch bei Dir recht bald dieser Punkt erreicht sein wird. Egal wie vieles gelaufen ist kannst Du die Uhr nicht mehr zurück drehen um etwas ungeschehen zu machen. Und vermutlich hat der Tod Deiner Mam das ganz große Leiden erspart was eine Erlösung für sie war, und Dein Eintritt in ein eigenes, selbstbestimmtes neues Leben.


    Und ehe ich es vergesse. Was Deinen Bruder betrifft, hast Du schon 'mal daran gedacht Deine Schwägerin zu bitten Verantwortung für ihn zu übernehmen? Möglicherweise ist ihr es vielleicht gar nicht so bewußt wieviel Unterstützung er nun benötigt weil Du ihn immer wieder auffängst wo es geht. Nenne es Verantwortung an Jemanden abgeben der ihn ja geheiratet hat um mit ihm durch dick und dünn zu gehen.


    Ich sende Dir viele liebevolle Gedanken und einen großen Topf voller Kraftbrühe für die Seele,


    Hanna

  • Hallo ihr Lieben,


    heute Nacht hab ich zum ersten mal, seit dem sie nicht mehr bei mir ist, von Mama geträumt. Leider war es ein sehr schwerer Traum in dem es ihr nicht gut ging und sie wieder so traurig ausgesehen hat. Und da komme ich jetzt auf eure lieben Zeilen :


    Ich weiß sehr wohl das für viele Menschen der Tod eine Erlösung ist, das war bei vielen Verwandten und Bekannten von mir so. Auch bei meinem Papa wurde uns das gesagt. Liebe Hanna, wie du geschrieben hast wohl auch für deinen Mann.
    Bei meiner Mama glaub ich das einfach nicht da ihr Gesundheitszustand, nicht nur nach meiner Meinung sondern auch die des Arztes vom LKH , ja gut war.
    Für sie war der Tod, wie für viele von uns, das Schlimmste was passieren konnte. Sie wollte doch so gern noch leben. sie hatte noch so viel vor mit mir zusammen, hat unseren Urlaub geplant, Weihnachten usw.
    Sie hat in ihren jungen Jahren schon viel mitgemacht, viel Kummer, Schmerz, Trauer und und und. Sie war nicht mehr mobil und konnte vieles nicht mehr tun, aber sie war trotzdem glücklich. Jetzt im Alter hatte sie endlich die Ruhe gefunden die ihr so gefehlt hat. Wir haben oft darüber gesprochen und sie sagte mir immer wieder wie glücklich und froh sie sei, das ich bei ihr bin und wie es ihr jetzt geht. Natürlich hat sie auch manchmal mir dem Schicksal gehadert, aber wer tut das nicht. Trotz alledem hat und wollte sie gern leben. und gerade deshalb kann ich ihren Tod nicht als Erlösung sehen.


    Ja, ich wäre gern an ihrer Stelle, da sie wirklich Freude am Leben hatte. Ich weiß meine Mama würde das nicht wollen, sie wollte immer nur das Beste für mich/uns, hat mich immer beschützt. Und ich war egoistisch, auch wenn alle sagen das stimmt nicht. Doch, aus lauter Selbstsucht habe ich sie ins Spital gegeben, mit fatalen Folgen die mich mein ganzes Leben lang verfolgen werden.
    Darum hatte sie auch dieses traurige, schmerzliche Gesicht, weil sie alles registriert hat, alles gehört hat. Wie furchtbar muss es sein wenn jemand neben dir über deinen Tod spricht. Ich glaub das hat ihr dann das Herz gebrochen.


    Ja, auch ich war oft am Ende meiner Kräfte, dachte ich kann nicht mehr, aber es hätte sicher eine andere Lösung gegeben. Hätte meine Mama damals nach Papas Tod als sie allein, ohne Geld mit zwei Kindern und mit ihrer Behinderung, aufgegeben, wären mein Bruder und ich im Heim aufgewachsen. Aber sie hat gekämpft, hat oft nichts gegessen und fast Leukämie bekommen, nur damit sie uns etwas bieten konnte. Und ich....


    Ja, bin endlos müde, hab auch schon von meiner Ärztin was bekommen, nur kanns nicht nehmen da man dann nicht Auto fahren darf, und das muss ich aber. Die pflanzlichen Sachen helfen alle nicht. Kann mich nicht einfach hinlegen da ich die Wohnung von Mama räumen muss und das ist sehr viel, ihr ganzes Leben. Und da ich allein damit bin hab ich keine Zeit für eine Auszeit. Andererseits bin ich froh das ich nicht im Bett liege, würde ja doch nur denken...


    Ich bin allein, auch wenn mein Bruder an mich denkt. Aber ich kann ihn nicht immer anrufen wenn mir danach ist. Er ist zwar älter als ich, aber genauso sensibel. Im Moment kämpft er genauso mit Selbstvorwürfen wie ich. Weil er nicht oft zu Mama gefahren ist oder einfach zu selten mit ihr geredet hat. Meine Schwägerin ist da keine große Hilfe. Die kennt sowas nicht, sie glaubt wenn sie ihn ablenkt mit Reden dann ist das genug. Aber er muss auch weinen dürfen, und das will er aber vor ihr nicht, weil sie es nicht versteht. Jetzt hab ich auch noch zwei Bekannte mit denen ich ab und zu reden, weniger. Die eine muss ins Spital und ist völlig fertig, da will ich gar nichts mehr sagen, die andere hat letztens schon so gelangweilt getan, da hab ich bemerkt wie es sie nervt wenn ich was sage.
    Und wieder mal bin ich allein.


    Ja, hab versucht mir professionelle Hilfe zu suchen, das mit der Dame die angeblich Trauerbegleitung macht, ist ja, wie ich im anderen Blog geschrieben habe, gewaltig daneben gegangen. Wenn sich jemand für einen Suppentopf mehr interessiert als für meine Sorgen dann brauch ich das nicht.
    Und die andere Dame, geprüfte Psychologin, sagte mir zum Ende unseres Gespräches wortwörtlich:- " ja das ist alles blöd gelaufen aber reden sie mir ihrer Mutter und dann gehen sie zu ihrer Cousine die soll ihnen eine Suppe machen, dann geht's ihnen besser ".
    So, jetzt habe ich am Mittwoch einen Termin bei einer anderen Psychologin und wenn das auch wieder so was wird, dann geb ich es auf.


    Wenn ich euch hier im Forum nicht hätte könnte ich niemandem wirklich von meiner Trauer erzählen.
    Ich danke euch
    <3 <3 <3 Gerlinde

  • meine Lieben,


    sitz schon wieder vor dem PC, was meine Mam im übrigen nie gern mochte, -das ist nicht gut für deine Augen - sagte sie immer. Ja ,so war sie <3 <3 <3


    aber heut ist ein schlimmer Tag, es ging mir echt mies, musste wieder persönliche Sachen meiner Mama einpacken, und das tat so weh.
    Wollte mit irgend jemanden reden aber wie schon in meinem oberen Bericht zu lesen ist, war niemand da.
    Außer ihr hier im Forum...


    Ich fürchte mich vor heute Nacht, den in der Nacht von Montag auf Dienstag vor 3 Wochen ist Mama von mir gegangen und ich kanns und will es nicht wahr haben. Jede Woche Montag auf Dienstag krampft sich in mir alles zusammen, ich bleib wach und um 3.30 denk ich ganz intensiv an sie, da hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Ich versuch dann die Schmerzen und die Traurigkeit von ihr auf mich zu nehmen. Dann weine ich wieder und hoffe sie fühlt und spürt wie lieb ich sie hab.


    Mama


    21 Tage sind es jetzt,


    mit jedem Tag wird der Schmerz immer größer,
    mit jedem Tag vermisse ich dich mehr,
    mit jedem Tag wird die Liebe immer größer
    mit jedem Tag möchte ich dir hinterher


    bis wir uns wiedersehn - irgendwann -
    in Liebe
    deine Gerlinde

  • Liebe Gerlinde,


    das habe ich schon einmal in ähnlicher Form an Petra geschrieben... Was soll ich sagen.... was schreiben... um dich WIRKLICH zu erreichen?

    Ich möchte wirklich das du weiter schreibst... JA WIRKLICH... Was ich aber immer wieder bei dir merke, ist einfach, das du tiefer und tiefer dich in deine Vorwürfe begibst... ja dir gar nichts anderes vorstellen kannst.


    Es ist völlig natürlich, dass deine Mutter noch Pläne machte... Das haben Burkard und ich auch getan... Er ist ja am 23.03.13 gegangen und wäre am 30. Mai 58 Jahre geworden... wir haben auch noch vorgehabt meinen 65 im August zu feiern ...zusammen ...
    Aber als die Zeit kam, wo die Chemos nichts mehr gebracht haben, er eine beidseitige Lungenentzündung und Lungenembolie bekam, haben wir AKZEPTIERT das sein Leben endlich ist....


    Immer wieder will ich dir etwas schreiben von Verläufen, die ich bei Burkard und anderen gemacht habe... ausserdem meine Jahrzehntelange Arbeit in Unikliniken und anderen Krankenhäusern...
    Aber dann halte ich mich zurück...


    Warum ?...
    Weil... entschuldige bitte... ich dir nicht "neues Futter" für deine Vorwürfe geben will. Das wird langsam die Crux für mich ..Entschuldigung... aber noch einmal...
    ich zumindest kann dich ja nicht erreichen... nicht überzeugen... das es ganz wichtig ist


    dir endlich zu verzeihen... auch wenn du dich SCHULDIG fühlst... Gerade dann....
    Nimm die Antidepressiva ... ÖFFNE dich einer Therapeutin...
    Man nimmt manches nur wahr, weil man nicht von seinem Leid sich verabschieden will...
    Ich entschuldige mich laufend bei dir... aber eigentlich... in gewisser Art und Weise , möchte ich dich eher "wachrütteln"...dir eher sagen...


    "Gerlinde, komm da endlich aus deinem leidvollen Gefängniss der Schuld heraus... verda... noch einmal LEBE....


    Ich weiss, das du das im Moment nicht kannst... ja fast verhinderst, weil , wenn du hier ALLE Beiträge gelesen hast die wir dir geschrieben haben... KEIN Argument hat dich überzeugt...leider...


    Du nimmst wieder deinen Brüder in Schutz...
    Sensibel zu sein, heisst nicht das man nicht seine Trauer zeigen kann... Gerade wenn man sensibel ist, weint man, ist TRAURIG, aber nicht VERZWEIFELT...


    Du bist für MICH eher verzweifelt... In diesem Wort steckt der Zweifel...Du zweifelts das du das richtige getan hast,...Nein, meinst sogar das du es nicht richtig gemacht hast...


    Gian Domenico Borassio, ein Palliativmediziner , der die Palliativmedizin ungemein weiter gebracht hat erzählte in seinem Buch "Über das Sterben" von einigen Krankheitsverläufen, die sehr unterschiedlich verliefen, weil die Menschen ein Ziel hatten oder eben kein sooo relevantes mehr....


    Da war eine Frau , die eigentlich durchaus noch eine Lebenschance gehabt hätte, aber sie verliess diese Welt...Irgendetwas in ihr wollte nicht mehr, hatte die Energie nicht mehr...... Eine Krebspatientin , die in einer körperlichen Verfassung war, wo mit dem Ableben sehr, sehr schnell gerechnet werden musste, wollte unbedingt die Geburt ihres Enkelkindes erleben... Sie erlebte sie und ging dann sehr friedlich..


    Ich höre dich schon wieder sagen... "aber sie wollte... ich habe alles falsch gemacht... ich bin schuldig"


    Wenn sie wirklich gewollt hätte, wäre sie am Leben geblieben..
    Ich bin trotz Eierstockskrebs, der eine hohe Todesrate hat, am LEBEN geblieben, weil meine Kinder mich BRAUCHTEN. Meine Tochter war 7 Jahre und mein Sohn gerade fast 15 Jahre. Die Väter hätten sich nicht um sie gekümmert... Also BLIEB ich am LEBEN...


    Du bist eine ERWACHSENE TOCHTER... Deine Mutter konnte loslassen, weil sie sich nicht um ein kleines oder jugendliches Kind mehr kümmern musste... BITTE , SIEH das ...
    ENDLICH...ENDLICH....


    Ich weiss, das dieser Beitrag im ersten Moment nicht sehr freundlich, einfühlsam und liebevoll klingt...
    ABER ER IST ES...


    Ich möchte dich ENDLICH ERREICHEN... Irgendwie... damit du aus dem
    Sumpf der Selbstvorwürfe rauskommst...


    In Bezug auf die Wohnung deiner Mutter... Hole dir ein paar Lieblingsstücke heraus und den Rest der Einrichtung lässt du von einem caritativen Unternehmen abholen...
    Und BITTE nimm das Antidepressiva !!
    und BITTE; lasse dir von der Therapeutin HELFEN... Sperre dich BITTE nicht mehr...

    Auch wenn du es dir nicht so ganz vorstellen kannst...
    Fühle dich lieb umarmt :24: aber auch ein bisschen "wachgerüttelt" =O ...
    Shanti ... Frieden brauchst du so sehr...
    deine Amitola

  • Liebe Gerlinde,
    da haben wir beide fast gleichzeitig geschrieben...


    SCHREIBE BITTE WEITER... ich will dich zwar "wachrütteln"... irgendwie erreichen... aber keinesfalls will ich dir den MUT NEHMEN hier zu schreiben... JAAAA???
    Ich wertschätze dich
    Deine Amitola

  • Liebe Gerlinde,
    ich hoffe sehr das du dir zumindest eine KLEINE Auszeit nimmst und leider nicht schon wieder die Wohnung deiner Mutter weiter ausräumst...


    Gönne dir HEUTE, gerade weil du morgen den Termin bei der neuen Psychotherapeutin hast... ein paar Stunden Zeit....
    Mache dir einige Notizen, das hilft auch "um sich selbst etwas zu finden"? Jaaaa, BITTE???


    Wie gesagt, einesteils will ich dich wachrütteln, andernteils schicke ich dir eine ganz liebe , dich unterstützende Umarmung :24:
    und auch ich kann es verkraften, wenn du leider noch so häufig in deinen Schuldgefühlen steckst... aber ...
    es gibt EINEN WEG DARAUS !!!
    Davon bin ich ganz fest überzeugt...
    und...
    ich habe in deinem Profil gelesen, das du einen Tag vor mir Geburtstag hast...Allerdings JAHRE JÜNGER bist...
    Ein Löwe ist ein kraftvolles Tier und schafft ungemein viel... aber wie ich hier auch schon vor kurzem geschrieben habe...
    er braucht auch einmal die RUHE ... um wieder Kraft zu tanken...


    Wir unterstützen dich gerne bei deinem Weg ... Ruhe zu bekommen... und auch bei dem...
    Kraft tanken...
    Auch zu dir schreibe ich... garantiert im Namen von vielen
    SCHREIBE...


    <3 lichste Grüße
    deine Amitola





    beN

  • Liebe Gerlinde! <3


    Zuerst möchte ich Dich einfach in den Arm nehmen und ein wenig trösten. :30:
    Ich habe an Dich gedacht. Na, wie es Gerlinde wohl geht? Jutta hat recht gehabt, als sie sagte, es würde an Dich gedacht, auch wenn nicht jeder schreibt.
    Möglicherweise bist Du viel zu aufgewühlt, als dass Dich unsere Worte erreichen können.
    Neben dem Wunsch, Dich zu trösten, möchte auch ich Dich etwas aufrütteln.


    Ja, es ist sehr schwer für Dich. Leider, leider. Dass Du so traurig bist, ist sehr verständlich.
    Dass Du so müde, so erschöpft bist, ist kein Wunder.
    Du hast unheimlich viel geleistet. Ja, das hast Du.
    Du selbst schreibst: "Ich habe gar nicht bemerkt, wie es mit meinen Kräften bergabging."


    Aber Du wirst diese leider harte Zeit durchleben. Du wirst es schaffen. Du hast so viel geschafft in Deinem Leben.
    Da möchte ich Dir wirklich Mut machen.


    Du wirst von Schuldgefühlen geplagt. Ich habe Deine Beiträge nochmal genau gelesen.
    Es war die Hausärztin, die Deine Mam eingewiesen hat. Das warst nicht Du!
    Die Ärztin hatte dafür einen Grund. Denn Deine Mam wurde nicht bald darauf entlassen.
    So verfahren Krankenhauser nämlich, wenn Leute krank sind.
    Du hast Deine Pflicht erfüllt, indem Du die Ärzte über die Unverträglichkeiten informiert hast.
    Deine Mam war in 3 verschiedenen Krankenhäusern. Ich weiß, med. Personal ist oft überlastet.
    Aber glaubst Du wirklich, dass alle Ärzte in 3 ! Krankenhäusern alles nur falsch gemacht haben?
    Dies ist viel mehr als unwahrscheinlich.
    Ich vermute mal, Du bist weder Arzthelferin, Ärztin, noch Krankenschwester.
    Wolltest Du mit 3 Ärzten, bzw. mit der Hausärztin, 4 Ärzten, mit so viel Fachpersonal debattieren, als Laie? Und den Fachleuten sagen, was sie zu tun haben?


    Vielleicht war die Zeit des Gehens für Deine Mutter gekommen.


    Dein Verstand weiß das wahrscheinlich.
    Ist es Dein Gefühl, dass Dich dazu verleitet, Dich schuldig zu fühlen, schuldig fühlen zu wollen? Wenn es so sein sollte, warum?


    Amitola hat versucht, sich in Deine Familiengeschichte einzufühlen.
    Von Verlustangst und dem frühen Tod Deines Vaters geschrieben.
    Auch von dem Leidensdruck Deiner Mutter, den Ihr als Kinder gefühlt haben könntet.
    Da mag Wahrheit drinstecken!


    Schon in Deinem zweiten Bericht hast Du an die anderen Trauernden im Forum gedacht. Obwohl Du total am Ende warst. Dies ist mir sofort aufgefallen. Angenehm aufgefallen.
    Ich halte viel von Hilfsbereitschaft und Solidarität. Das sind Werte. Also nicht nur reden, sondern helfen, auch wenn es mit Arbeit und Verzicht verbunden ist. Für den Anderen dasein.


    Irgendwann habe ich bei Deiner Geschichte an ein Gebot der 10 Gebote denken müssen:


    Du sollst den Anderen lieben wie Dich Selbst!


    Dies Gebot beinhaltet im zweiten Teil, dass man auch an sich selbst denken soll.
    Für sich genauso gut zu sorgen, wie für sein Gegenüber.


    Bei all Deiner Trauer und Verzweiflung, vielleicht ist es nun Deine Aufgabe und Deine Chance in der Trauer, gut zu Dir zu sein. Für Dich gut zu sorgen.


    Liebe Gerlinde, ich hoffe sehr, Du kannst damit ein bisschen was anfangen.
    Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe, viel Kraft und inneren Frieden.


    Deine Kühlwalda

  • Liebe Gerlinde,


    ich bin froh das Amitola Dir so sehr viele Dinge mit so guten, ausgewählten und dennoch sachlichen Worten sagen konnte, denn ich muß gestehen das ich ihre Empfindungen sehr mit ihr teile wenn ich Deine Zeilen lese.


    Unendlich gerne würde ich Dir auf die Sprünge helfen können, aber ehrlich gesagt fällt mir das auch inzwischen immer schwerer Nichts bei Dir ankommen will - egal ob es das Teilen einer Erfahrung ist oder nackte Tatsachen sind, wie z. B. das es wirklich wahr ist das der Tod für sehr viele Schwerstkranke und deren Angehöhrige eine große Erlösung ist. Dies ganz egal um welche Krankheit es geht wenn sie dazu predestiniert ist tödlich zu verlaufen.


    Du magst sagen das Deine Mam noch so viel Pläne hatte. Sich an noch sehr vielem erfreuen konnte und sich Ziele gesteckt hatte. Liebe Gerlinde, das ist völlig normal, denn sehr viele Schwerstkranken klammern sich daran fest weil sie damit ihr nahendes Ende verdrängen können. Oft werden sie dann auch noch einmal enorm lebensfroh und tun so als ob das Leben irgendwie weiter gehen wird. Auch Das schreibe ich Dir aus eigener Erfahrung, denn als mein Mann vom Krankenhaus aus ins Hospiz verlegt wurde "blühte" er noch einmal richtig auf. So sehr das ich echte Schuldgefühle entwickelte das ich einen noch so lebensfrohen und sehr lebendig wirkenden Menschen dort hin einweisen ließ. Wo er lange zuhause kaum einen Happen runter bekam verlangte er plötzlich Nachschlag und gab mir imme länger werdende Listen von Leckerlies die ich ihm zusätzlich mitbringen sollte. Ja, Du wirst es nicht glauben, aber er fing dort sogar noch einen heißen Flirt mit einer Krankenhausangestellten an, wegen der er sich den Frisör bestellte und sich eine Maniküre und Pediküre machen ließ. Und wo er sich nun an den Umgang mit dem Rollstuhl gewöhnt hatte machte er allmögliche Pläne für Ausflüge die man doch machen könnte sobald es draußen schön sommerlich werden würde. Ja, eine Woche vor seinem Tod hatte ich ihm ein paar leichte Shorts für den nun nahenden Sommer zu kaufen, und an seinem letzten Abend ermahnte er mich ich solle blos nicht seine frischen Erdbeeren zu meinem geplanten Besuch vergessen. Liebe Gerlinde, wie Du siehst, auch ein Mensch der nicht wirklich vor hatte zu gehen obwohl er wußte das sein unverhinderbares Ende eine Frage der Zeit sein würde.


    So kann ich mich nur Amitola's Worten anschließen, das Deine Mutter gehen konnte weil sie wußte das Du auch ohne sie Deinen Weg gehen würdest. Und ohne Dir zu nahe treten zu wollen muß ich zu Deiner Schwägerin leider sagen das ich sehr ihre Ehe mit Deinem Bruder in Frage stellen würde wenn sie nicht einmal dazu fähig ist ihn aufzufangen. Die Worte das sie sich nicht mit "so was" auskennt finde ich persönlich total Käse, denn Trauer und deren Bewältigung ist nun 'mal eine Situation die immer wieder eine Ersterfahrung ist. Für die es keinerlei Gebrauchsan-
    weisung gibt. Und wenn man einen Menschen heiß und innig liebt wäre es doch das normalste in der Welt das man ihn ganz spontan und mit ganzem Herzen in die Arme nimmt und dessen Leid mit ihm teilt - oder bin ich mit dieser Aussage auf einer völlig falschen Schiene?


    Und was Deine Übermüdung betrifft für die Du keine Zeit zu haben scheinst um etwas gegen sie zu unternehmen tut es mir sehr leid Dir das so zu sagen, aber ich nehme es Dir nicht ab. Das sage ich Dir nur weil ich nicht nur meinen Mann mutterseelensalleine nebst recht großem Haushalt gepflegt habe, sondern auch am Ende und nach seinem Tod mit Allem sehr alleine da stand. Und dies mit Unmengen von Dingen zu bewältingen die schnellstmöglichst geregelt werden mußten. Das Ganze auch alleine. Und dennoch schaffte ich es auf meine Gesundheit zu achten - wenn auch oft nur im bescheidenen Format und im Eiltempo, aber sehr klare Ansage für mich war das ich meine körperliche Energie mehr denn jeh brauchte um diese Phase meines Lebens gut zu meistern.


    Anstatt Abends stundenlang vor dem TV zu hocken oder großartig herum zu räumen und dabei zu grübeln ohne Ende habe ich mir ein großes Glas Rotwein reingezischt - bei Härtefällen auch das zweite - und danach geschlafen wie ein Stein. Manchmal nur wenige Stunden, aber immerhin Tiefschlaf. Glaube es oder nicht, aber es hat immer wieder Wunder bewirkt, indem auch nur wenige Stunden Tiefschlaf den Akku wieder aufluden, und ich mich meist wieder ausgeruht genug fühlte um meine Berge zu versetzen. Ja, und Sonntags habe ich mich nie den Wecker gestellt und habe es akzeptiert das ich so manches Mal erst am frühen Nachmittag aufgewacht bin.


    Wenn ich Deine Postings lese brüllt mich immer wieder Deine irre Übermüdung an, und vermutlich ist das auch mit ein Grund warum Du die Welt nur noch schwarz auf schwarz siehst - die Menschen um Dich herum ebenso. Ist auch kein Wunder denn wer auf dem Zahnfleisch läuft hat den Kopf nicht mehr klar genug um die Dinge so nüchtern und neutral zu betrachten und zu empfinden wie sie eben sind.


    Liebe Gerlinde, nun ist mein Posting an Dich ellenlang geworden, aber ich habe letztlich nur versucht Dich wach zu rütteln. In diesem Sinne schließe ich hoffend das wenigstens ein paar Botschaften von Amitola and mir bei Dir angekommen sind.


    Wisse Dich in Gedanken dicke gedrückt,


    Hanna

  • Liebe magische Kühlwalda,


    ich denke, liebe Gerlinde, dass du mir erlaubst, gerade hier, weil es soooo ein einfühlsamer und auf dieser ganz besonderen "kühlwaldische Art" geschrieben ist, das ich die GROSSE Hoffnung habe, das dieser Beitrag dich erreicht ...
    und...
    Liebe Magische,... mindestens mehrere "likes" wert... :rolleyes:


    Licht und Liebe finde ich einfach toll und so schön...
    also
    Licht und Liebe für dich liebe Gerlinde, für die liebe Magische... und überhaupt
    Für die GANZE WELT
    wünscht Amitola