Ich vermisse meine Frau so sehr

  • Hallo Markus,
    herzlich willkommen hier bei uns. Es freut mich, dass du deine Geschichte mit uns teilst.
    2.12., das sind noch keine 2 Monate und die Wunde ist noch klaffend und weidwund. Es gibt noch kein Anzeichen einer Änderung und der Gedanke, es könnte irgendwann eine Heilung geschehen ist so weit weg, dass er befremdlich ist. Doch jede Träne, jedes darüber reden und schreiben kann ein bisschen Erleichterung bringen - auch oder besonders dann wenn es nur noch schmerzt.


    Ich wünsche dir auch, dass du im Moment deine Kraft aufs Überleben bündeln kannst. Wie sieht denn dein Alltag, neben Hund und Katzen, aus? Hast du halbwegs die Energie ihn zu bestreiten?


    Ich kann dir nur all das wünschen, was du brauchst um den heutigen Tag zu überleben und dann noch einen und noch einen und noch einen und ...


    Lg. Astrid

  • Hallo Astrid,
    danke fürs willkommenheissen.
    Muss/darf noch zur Arbeit gehen. Einerseits eine Abwechslung, andererseits möchte ich mich manchmal nur zu Hause verkriechen und niemanden sehen.
    Du hast recht, darüber reden oder schreiben bringt ein wenig Erleichterung, aber nur für kurze Zeit. Kurze Zeit später fängt das Dilemma von vorne an.
    Irgendwie überlebe ich doch immer noch einen Tag.
    LG Markus

  • Lieber Markus,
    Mein herzliches Beileid auch von meiner Seite. Und willkommen hier in diesem Forum.
    Ich kann gut nachvollziehen, wie welchen seelischen Schmerz ein solcher Verlust bei Dir auslöst.
    Ich hab vor knapp einem Jahr meine Frau verloren (Krebs, 44 Jahre). Auch viel zu früh.


    Ich kann mit dir mehr mitfühlen und meine Erfahrungen mitteilen, als dir Ratschläge zu erteilen.
    Bei mir hat sich der Schmerz nach 6-8 Monaten etwas verändert, ist nicht mehr so beissend, so heftig.
    Was mir in dieser Zeit geholfen hat ?
    Weinen (ohne Ende)
    Sich den Kummer von der Seele reden (oder hier schreiben).
    Arbeit (hab ich wie wild wieder in die Arbeit gestürzt)
    Sport / Musik hören


    Ich hatte auch Phasen, wo ich niemanden sehen wollte. Das kam bei mir erst später.
    Zu Beginn konnte ich es zuhause kaum aushalten. Musste immer weg, egal wo. Nach hause kam ich
    nur zum schlafen. Mittlerweile fühl ich mich zuhause schon etwas wohler.
    Ich dachte lange Zeit, ich werde verrückt - bei all dem was ich gefühlt und getan habe in dieser Zeit.
    Der Austausch mit ähnlich Betroffenen hat mich in gewisser Weise gerettet. Hat mir klar gemacht,
    dass mein Verhalten "normal" ist - angesichts der Umstände.


    Schau von einem Tag zum nächsten. Hab Geduld mit dir. Und Du bist nicht allein.
    Es führt kein Weg an der Trauer vorbei, nur hindurch...


    Liebe Grüsse, Christoph

  • Hallo Christoph,
    danke dir für deine Anteilnahme.
    Auch ich möchte dir mein tiefstes Mitgefühl für deinen Verlust mitteilen.
    Da steht mir ja noch einiges bevor. Muss mich wohl in Geduld üben, anders geht es anscheinend nicht. Aber wie du ja selbst erfahren hast ist jeder Tag ein Kampf.
    Hoffe dass der Schmerz bald erträglicher wird. Rede auch mit meiner Frau, aber dann ist weinen vorprogrammiert.
    Gut dass es dieses Forum und Menschen wie dich/euch gibt, die ihre Gefühle, Meinungen, Ratschläge usw. mitteilen.
    Nicht allein zu sein ist doch ein wenig beruhigend.
    Wünsche dir auch viel Kraft
    LG Markus

  • Hallo Markus,


    Das Reden mit meiner Frau ... das tu ich auch - bis heute noch.
    Eine Art Beziehung bleibt für immer aufrecht. Die Erinnerungen bleiben auch - sie
    werden nur weniger schmerzhaft.


    Woraus ich auch noch Kraft schöpfe:
    Ich weiss, dass es meiner Frau jetzt gut geht, dass sie erlöst wurde.
    Und meine Frau war dankbar, dass ich ihr bis zuletzt zur Seite stand.
    Sprichwörtlich bis zum letzten Atemzug.
    Diese Anerkennung, alles getan zu haben, um die letzten 2 Jahre so erträglich wie möglich
    zu gestalten, macht es mir etwas leichter, das Schicksal zu ertragen.



    LG Christoph

  • Hallo Christoph, hallo Monika,
    meine Frau lag schon 3 Tage im Tiefschlaf und die Ärzte sagten sie würde wahrscheinlich nicht mehr aufwachen. Mein Sohn und ich waren täglich bis am Abend bei ihr und haben sie noch bestärkt zu kämpfen.
    Am 02.12. 08:10 bekam ich dann einen Anruf vom Krankenhaus dass meine Frau verstorben ist. Eine halbe Stunde bevor wir zu ihr fahren wollten.
    Also ich war leider nicht bis zum Schluss bei ihr. Hoffe sie kann mir das verzeihen.
    Kann leider nicht mehr weiter. ..
    LG Markus

  • Lieber Markus,


    Du warst bis zum Schluss bei deiner Frau - und du bist es auch jetzt noch.
    Das ist keine Frage der körperlichen Anwesenheit.


    Zwei Dinge haben wir alle gemeinsam:
    wir haben um unsere lieben gekämpft und ...
    dennoch plagen uns manchmal Schuldgefühle.


    Ich kenne das von mir. Ich denke mir auch, ich hätte vieles anders/besser machen können.
    Schon vor der Erkrankung und auch in der Zeit danach. Wenn man danach sucht, findet man immer was.
    Vielleicht muss man diese Gedanken manchmal zulassen.
    Viel stärker ist aber die Erkenntnis, dass wir unseren verstorbenen Partner immer geliebt haben,
    und es weiterhin tun. Trauer ist ein Ausdruck von Liebe.



    LG Christoph

  • Hallo ihr beiden,
    ja, 30 Jahre gehen nicht spurlos an einem vorüber. Natürlich kehrt da schon ein wenig Routine ein. Ich habe ihr sicher nicht oft genug gesagt wie sehr ich sie liebe. Ich werde sie immer lieben, und sie wird immer ein Teil von mir sein!!!!
    Muss noch einen Weg finden um zu begreifen dass sie das hoffentlich ohnehin weiß.
    LG Markus

  • Lieber Markus,


    Also ich war leider nicht bis zum Schluss bei ihr. Hoffe sie kann mir das verzeihen.


    ich glaube nicht, dass es die Frage ist, ob sie dir das verzeiht, sondern vielmehr ob du es dir selber verzeihst.
    Sterbende, so sagt man, suchen sich aus, wer beim Sterben dabei ist und manchmal kann es für sie leichter sein, zu gehen, wenn die geliebten Menschen nicht dabei sind.
    Es gibt unzählige Geschichten, die so eine Entscheidung vermuten lassen.
    Die Frage bleibt in meinen Augen, ob du dir das verzeihen kannst.
    Und auch wenn Schuldgefühle da sind, ist es keine Schuldfrage. Schuldgefühle gibt es in der Trauer ganz oft. Auch wenn eben die Frage der Schuld ganz klar verneint werden kann.
    Die Schuldgefühle kommen daher, dass ich einen Schuldigen brauche: Hätte ich... Wäre ich.... dann. Es ist ein kindliches Denken und wir fallen in Krisen immer in unsere Strategien aus der Kindheit zurück.
    Ich kann dich nur bitten: Sei sorgsam mit dir und tu dir viel Gutes: Spazieren mit dem Hund, Musik hören, ein gutes Buch, eine Badewanne, Hühnersuppe, ein gutes Glas Wein oder ...
    Lg. und überleben ist die Devise im Moment.
    Astrid

  • Lieber Mark ,


    Du must dir keine Vorwürfe machen du hast alles getan und deine Frau Weis es und ist auch immer bei dir, auch wenn du es vielleicht im Moment nicht wahrnimmst . Unsere geliebten gegangenen wissen alles deshalb mache dir keine Vorwürfe. Ich war bis zum letzten Atemzug bei meinem mann und habe auch sofort nach seinem Tod das Fenster geöffnet, mache mir keine vorwürfe, ausser ob wir nicht doch von Anfang an alles in punkto Behandlung alles anders machen hätten sollen das bewegt mich oft , aber dann denke ich mu wieder nein mein Mann hat ja auch mit entschieden dann war es auch gut so . Es ist alles schwer und schmerzhaft. Lieber mark , überlebe und denk an deinen Sohn das egal wie alt er ist dich immer noch braucht als Papa , freund und Mensch .


    Lg Petra

  • Liebe Astrid,
    wenn ich ehrlich bin weiß ich gar nicht ob ich das überhaupt überstanden hätte. Ich war schon seit der Diagnose nicht mehr ich selbst. Habe damals schon das Lachen verloren und nicht viel gegessen. Meine Frau sagte immer "jetzt werde wieder normal ", aber wie soll das gehen wenn man weiß daß der geliebte Mensch sterben wird. Die Ärzte sagten es könnte auch noch zwei Jahre dauern. Daß es so schnell geht wussten wir beide nicht. Sie hatte sich für heuer noch so viel vorgenommen.
    Schuldfrage hin oder her, das sind halt momentan meine Gedanken.
    Danke dir trotzdem für deinen Zuspruch.
    LG Markus

  • Liebe Petra,
    das mit der Behandlung hab ich mir auch schon gedacht. Vielleicht hätte sie ohne Chemotherapie noch länger und besser gelebt? Natürlich sind das alles Spekulationen, aber man denkt halt dran.
    Wie du schon sagtest, es ist schwer und schmerzhaft, kaum zu ertragen.
    Ich hoffe ich hab die Kraft weiterzumachen - auch für meinen Sohn.
    Danke für deine lieben Zeilen.
    LG Markus

  • Lieber Mark ,


    Ja genau das selbe habe ich mir immer und immer wieder gedacht , ich Weis es nicht . Es ist unendlich schwer ohne den geliebten Partner sein nicht gewolltes leben Tag für Tag zu leben besser gesagt zu überleben. Aber wir müssen weitermachen.
    Ganz liebe Grüße Petra

  • Lieber Mark,


    dass du so jung deine Frau verloren hast, und sie so jung war, das tut mir leid.
    Mein herzliches Beileid!


    Lieber Mark, du hast ja mehr als dein halbes Leben mit deiner Frau verbracht, es ist so wie alle vorher schon sagen, ein unfassbarer Schmerz. Wenn ich mich in deine Frau hineinversetze dann denke ich mir, dass du sie begleitet hast, bei ihr warst, obwohl ihr wusstet wie krank, wie sterbenskrank sie ist, zeigt doch deine Liebe. Ja sicher wirst du sagen, das war selbstverständlich, das ist es aber nicht. Nichts ist selbstverständlich, und so ein Beistand, welch größeren Liebesdienst hättest du ihr erweisen können?


    Auch wenn es so schwer ist: zerbrich dir bitte nicht zu sehr das Herz und den Kopf mit
    was wäre wenn Spielen
    ich wünsche dir ganz viel Kraft, um deine Trauer auszuhalten!


    Und du hast ja euren Sohn, den hat sie dir geschenkt

    ein Stückerl von ihr lebt in ihm weiter...
    schaut gut aufeinander ihr zwei Männer


    mit liebem Gruß,
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Ja Mark, dieses "was wäre wenn", ich glaube, dass haben wir alle mitgemacht. Mein Partner fuhr zu einem Motorradausflug mit seinen Freunden und kam nie wieder heim. Tage vorher hatte ich einen Albtraum, in dem mir eine Stimme sagte, dass ich meine Sachen ordnen soll, weil ich im Juni sterben werde. Ich habe ihm davon nichts erzählt ( er hatte ja schon vor mir eine Frau durch Krebs verloren) , und im Nachhinein dachte ich: "Was wäre gewesen, wenn ich ihm das erzählt hätte? Er wäre sicher dageblieben. Würde er dann noch leben?"


    Er starb im Juni durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall (ich durfte den Autopsiebericht nicht sehen, weil ich nur Geliebte und noch nicht seine Frau war und seine einzige Anverwandte mich hasste) am Motorrad, ja was wäre wenn.. gewesen. Der Juni war heiss, mein Geliebter wäre sicher auch daheim mit dem Motorrad gefahren, hätte im Stoßverkehr auch den Infarkt haben können und eventuell noch Leute mit in den Tod genommen.
    Was wäre wenn ist gefährlich, weil die Situation vielleicht eine andere gewesen wäre, aber der Todeszeitpunkt (da meiner Meinung nach vorherbestimmt) trotzdem derselbe gewesen wäre.


    Du hast bestimmt alles so gemacht und deiner Frau so beigestanden, wie du es für richtig empfunden hast, mehr kann man nicht tun.
    Ob so wie die Therapie war oder anders - im Endeffekt hätte das nichts geändert. Diese was wäre wenn Fragen stellen wir uns meiner Meinung nach, um das Ganze irgendwie zu realisieren, zu verarbeiten. Um irgendwo eine Schuld zu suchen, die nicht existiert, um das Unerklärliche erklärbar zu machen.
    Das ist ja das Frustrierende daran, ich habe auch immer irgendwo die Schuld gesucht, irgendwas, worauf ich wütend hätte sein können.
    Doch da gibt es nichts.... Sie sind fort und wir konnten das nicht beeinflussen und damit müssen wir jetzt zurechtkommen.


    Ich dachte immer, warum passiert das gerade mir? Dann fiel mir die Zeile aus "Paint it black" ein: Like a newborn baby, it just happend every day.....


    Für uns ist es die große Tragödie, wobei wir vergessen, dass die jeden Tag überall stattfindet.


    Ja das ist das wirklich Grausliche an diesem Leben, wir denken immer, wir hätten noch sooo viel Zeit.... vieles wird aufgeschoben und nur geplant und nie gelebt.
    Ich weine heute noch um alles, was wir nicht miteinander erleben können, um die unverwirklichten Träume. :13:

  • Hallo Malena und Angie64,
    wahrscheinlich habt ihr recht mit dem "was,wäre,wenn ".
    Ich kann mir halt noch nicht vorstellen das ganze restliche Leben ohne meine Frau zu verbringen. Es ist auch nicht lebenswert.
    Ihr wisst wovon ihr redet, denn ihr habt dasselbe ertragen müssen.
    Ich bin wahrscheinlich noch nicht so weit um die Situation nüchtern zu betrachten.
    Wünsche euch viel Kraft und
    LG Markus

  • Guten Morgen Markus,
    Das ist alles ganz normal bei dir in dieser Phase.
    Ich konnte mir das auch nicht vorstellen ohne meine Frau zu (über)leben.
    Man gleitet aber langsam in das völlig neue Leben hinüber - und findet wieder Freude an etwas.
    Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind.
    Die Frage "was wäre wenn", das hat mich auch sehr lange beschäftigt.
    Aber mehr in der Zeit wo meine Frau noch lebte. Da ging es eher darum, welche Form der Therapie
    gemacht wird. Meine Frau wollte keine Chemo machen. Mit dem hab einige Zeit überhaupt nicht umgehen können. Im Nachhinein betrachtet war es gut so. Es ist immer eine höchstpersönliche Entscheidung des Betroffenen selbst. Und diese Entscheidung ist IMMER richtig.
    So konnten wir noch fast 1 1/2 Jahre ohne Beschwerden miteinander verbringen. Mit Chemo wäre
    auch diese Zeit schon zum Desaster geworden. In unserem Fall. Da bin ich sicher. UND: die Chemo hätte in unserem Fall (weil äusserst aggressiver Krebs) mit ziemlicher Sicherheit keine Heilung sondern nur eine Leidensverlängerung gebracht.


    Wir alle werden irgendwann Frieden schliessen mit der Situation.
    Das haben mir einige Betroffene so geschildert, wo schon viele Jahre dazwischen liegen.
    Ich selbst bin schon weiter als Du, erlebe schon einige "normale" Tage. Inklusive mancher Rückschläge.
    Morgen hätte meine Frau Geburtstag (44)...


    liebe Grüsse, Christoph

  • Hallo Christoph,
    hoffe ich komme auch mal an den Punkt wo ich einige "normale" Tage (üb)erlebe.
    Aber wie schon einmal gesagt: Ich hoffe die Zeit hilft mit dem Schmerz besser umgehen zu können.
    Ich wünsche dir für den morgigen Tag noch viel, viel Kraft.


    LG Markus