Mein geliebter Mann ist nicht mehr bei mir

  • Liebe Michaela,

    es freut mit, dass du einen schönen und abwechslungsreichen Tag verbringen durftest - und dann das Wiedersehen mit deiner guten alten Freundin. So schön.


    Das zweite Jahr - es ist nicht mehr das Jahr der ersten Male - auch wenn es in noch vielen Jahren erste Male geben wird. Die Emotionen - die Trauer mit all ihren Facetten wird da sein. Auf und Ab. Ich wünsche dir immer wieder angenehme Verschnaufpausen und Momente, in denen du genießen kannst und das Leben auch als angenehme empfindest.


    Sei liebe gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Michaela,

    schön, dass du einen einigermaßen guten Tag am 1. Jahrestag hattest. Aber ich glaube auch, dass das 2. Jahr nicht so grass

    anders wird. Er fehlt ja genauso noch.

    Dann hast du schon ein Weihnachten rum, ohne ihn.

    Das muss doch auch mit am schlimmsten sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen Christbaum aufstellen

    werde. Das kann ich nicht. Ich werde wahrscheinlich die Krippe aufstellen, denn den Krippenstall hat er mir aus

    Holz gebaut, genauso wie ich ihn wollte und da ist das Weinen schon wieder vorprogrammiert. Ich will gar nicht

    dran denken. Da Fest für die Familie, einfach nur schlimm.

  • Liebe Mariab,

    auch wenn heute schon Gedanken an Weihnachten kommen, vielleicht kannst du ihnen so begegnen:


    Ich gehe diesen Weg Schritt für Schritt. Das ist schwer genug. Ich nehme mir dann die Zeit darüber nachzudenken, wie es sein wird, wenn die Zeit dafür da ist.


    Was hältst du davon?


    Lg. Astrid.

  • Liebe Astrid,

    ja ich will Tag für Tag leben, aber die Gedanken schweifen unwillkürlich immer wieder aus.

    Es waren halt die schönen Tage in der kompletten Familie und die wünsche ich mir wieder

    so sehr. Bei uns war die Familie, so oft es nur ging zusammen und er fehlt soooooo sehr.

  • Ich sehe es so wie Astrid,


    die Gedanken an Weihnachten schiebe ich einfach weg. Genauso die anderen Feiertage. Es sind ja alle Tage "ohne ihn".

    Damit bin ich das letzte Jahr eigentlich ganz gut um die Runden gekommen. Jeder Tag, egal ob Ostern, Weihnachten oder Geburtstage, gehen vorbei, so oder so.

    Und ich denke immer noch nicht an morgen, nur immer den einen Tag schaffen und manche Tage sind einfach nur schlimm. Dann stelle ich mir den Trauerschmerz als eine neben mir stehende Person vor und ich sage zu ihr " Hallo, da bist du ja wieder " und ich weiß, dass sie nicht für immer bleibt. Sie geht wieder. Diese Strategie habe ich von meiner Trauerbegleiterin gelernt und es funktioniert.

    Ausserdem weiß ich, dass mein Mann stets in meiner Nähe ist, auf mich achtet und so bin ich gefordert, auch ein bisschen auf mich zu achten, zumindestens es zu versuchen. Ich möchte ja nicht , dass er traurig ist, wenn er mich sieht.

    Ich weiß nicht, ob ich es verständlich geschrieben habe.

    Das sind so meine Gedanken, ich habe versucht sie umzusetzen und es hilft wirklich.

    Trotzdem fehlt mir mein Mann jeden Tag, ich liebe und vermisse ihn schmerzlich. Aber ich bin auch noch hier und muss versuchen, einigermaßen klarzukommen.


    Ganz liebe Grüße


    Michaela

  • Hallo Michaela

    vielen Dank für die Technik sich den Trauerschmerz als Person daneben vorzustellen. Ich werde wenn wieder mal so eine Welle kommt versuchen das umzusetzen.

    Bei der Beerdigung meiner Frau war trotz der Hitze ein Wind am Grab zu spüren, der die Blätter in den Bäumen bewegt hat.

    An ihrem 50isten Geburtstag den sie um drei Wochen nicht erleben durfte brachte ihre Freundin 5 Solarlampions mit. Als wir ihren am höchsten in den Baum hängten war auch wieder so ein Windstoß und ich spüre daß sie da ist und auf uns aufpasst.

    Sie hatte auch schon Weihnachten Skifahren gebucht und wir werden zu unseren Freunden in deren Ferienwohnung fahren. Wir sind seit Jahren oft dreimal im Jahr zum Bergwandern und Skifahren dort und haben ein sehr inniges freundschaftliches Verhältnis.

    Wir werden gemeinsam Skilaufen - es wird sicherlich nicht vergleichbar mit den Jahren zuvor sein - aber wir wollen auch das was ihr Freude bereitet hat in ihrem Sinne weiterführen.

    Deshalb ist es denke ich auch wichtig die Familie die nur noch ein Fragment dessen ist was war- aber immer noch eine Familie- zusammenzuführen und Weihnachten zu verbringen.

    Ich hatte vor kurzem Geburtstag, den schrecklichsten in meinem Leben - wir haben trotzdem Pizza geholt und uns zusammengesetzt. Sie hatte mein Geschenk schon gekauft - wir hatten es schon vorher beim Aufräumen gefunden.


    Mariab

    Ich verstehe deinen Schmerz wenn man an die schönen normalen Weihnachten zurückdenkt. Jedoch wird das nie mehr so sein und auch ich habe Angst davor daß der Schatten so übermächtig ist, daß das restliche Leben davon so beeinflusst wird daß man es als nicht mehr lebenswert empfindet. Doch ich versuche mich dagegenzustemmen und mit der Hoffnung Mut zu machen, daß es irgendwann weniger schmerzhaft sein wird. Wir haben den größten Verlust erlitten den man erleiden kann. Man wird aus der Lebensbahn geworfen und trifft auf eine Situation auf die man sich nicht vorbereitet hat oder gar nicht vorbereiten kann.

    Das ist wie eine Welle von der man zu Boden geschleudert wird und über den Sand ins Meer gezogen wird so daß man nicht weiss wo man ist und ob man ertrinkt. Aber zwischen den Wellen sind Pausen und da versuche ich um mein Leben zu schwimmen.

  • Ja ich versuch auch alles so zu machen wie er es gemacht und gewollt hätte. Und ich rede auch mit ihm und bitte ihn mich immer zu begleiten und zu beschützen. Ich habe auch keine Angst mehr, wenn ich spät abends im dunklen noch mit dem Hund gehe, denn er geht ja mit.

  • Hallo ihr Lieben,

    die Angst vor Weihnachten, die haben fast alle.

    Und ich halte auch nicht viel davon, dann so zu tun als wäre es wie immer oder ein Tag, wie alle andern.

    Ich finde es wichtig, Rituale zu schaffen, eben Solarlampions in den Baum hängen oder eben etwas anderes, das passend ist.

    Vor dem Advent werden wir dann sicher mehr dazu schreiben. Und das finde ich absolut wichtig. Auch wenn ihr schreibt, wenn jemand Geburtstag hat, ihr selber oder euer geliebter verstorbener Mensch. Wir können dann auch austauschen, welche Rituale wir kennen und was für euch so passt.


    Was ich gemeint habe ist, dass ihr euch nicht jetzt schon damit belasten müsst. Doch andererseits, wenn es jetzt Thema ist, dann soll es so sein. Ich bin einfach noch so sehr im Sommermodus, weil bei uns die Tage noch so warm sind. Und du hast ja recht. Es ist nicht Juli, es ist ja schon mitte September.

    Darum verzeih mir, liebe Mariab, wenn ich da etwas seltsam reagiert habe.


    Und doch gibt es Situationen, in denen du Gedanken ruhig wegschicken kannst. Wenn du sie dir, wie Michaela schreibt, als Person vorstellst und sie auf die Wartebank setzt oder ihr sagst, dass du gerade keine Zeit hast, sie möge doch im November wieder kommen (bin wieder beim Gedanken an Weihnachten)


    Ich wünsche dir einen erträglichen Tag.

    LG. Astrid.

  • Liebe Astrid,


    genauso mache ich das.


    Ich habe jetzt seinen ersten Geburtstag "danach" erlebt, wir haben ihn gefeiert.

    Die Kinder, seine Mama, seine Schwester und meine Mama waren hier bei mir. Wir haben nachmittags zusammen Kaffee getrunken, einen Kuchen habe ich gebacken und sein Foto mit Blumen und einer Kerze davor auf den Tisch gestellt. Alle zusammen haben wir dann Geschichten erzählt über ihn und unsere gemeinsame Zeit. Seine Mama und seine Schwester wussten auch noch viel zu erzählen aus seiner Kindheit und Jugend. Danach waren wir alle auf dem Friedhof und haben Blumen hingestellt. Das soll nun jedes Jahr zu seinem Geburtstag so sein.


    Letzte Woche nun war der erste Todestag. An diesem Tag habe ich mit meiner Schwägerin eine Bootstour unternommen und sind den den ganzen Tag draußen gewesen, spazieren gehen und essen gegangen. Es war dann doch ein schöner Tag.

    Ich habe keine Angst davor, meinen Mann zu vergessen. Er ist für mich immer allgegenwärtig und meine Liebe zu ihm ist sehr groß. Trotzdem muss ich sehen, dass ich mein Leben wieder einigermaßen auf die Reihe kriege und ich habe tolle Menschen , die mir dabei helfen und mich unterstützen, wie z.Bsp. seine Schwester.


    Es geht einfach darum, die negativen Gedanken beiseite zu schieben, eben die Gedanken an Weihnachten nicht schon jetzt.

    Mein Mann wird mir dabei schon helfen und ausserdem habe ich auch Enkel und Kinder. Es wäre ihnen gegenüber doch unfair, wenn ich so gar nichts daraus machen würde und nur herumhängen würde. Das würde mein Mann so gar nicht gutheißen.


    Ich folge meinen Eingebungen und handele danach. Trotzdem ist es natürlich so, dass er mir jeden Tag sehr fehlt und ich mir wünschte, er wäre auf der Stelle wieder hier.


    Ist es aber nicht, so muss ich versuchen, in seinem und meinem Sinn weiterzumachen, bis auch mein Vorhang fällt.


    Alles Liebe zu Euch.


    Michaela

  • Liebe Michaela!

    Deine Einstellung ähnelt in so vielen Dingen meiner! Ich habe den Weg ähnlich beschritten wie du, Geburtstag, Todestag zum Beispiel.

    Ich wünsche dir, dass du weiter dein Leben gestalten kannst!

    Wir schaffen das, mit der Hilfe unserer Liebsten!

    Zum Thema Weihnachten: Voriges Jahr flüchteten eine Tochter von mir und ich nach Thailand, wir wollten es einfach ganz anders. Das war sehr gut. Heuer versuchen wir es zu Hause. Ich hoffe es gelingt!

    Liebe Grüße

    Hedi

  • Meine Situation ist ja eine andere als Eure, nicht vergleichbar. Trotzdem hier kurz meine Sicht:

    Aus meiner Erfahrung ist eher nicht das Vorhersehbare problematisch, sondern das Unverhoffte. Weihnachten, Geburtstag etc. lässt sich doch zumindest ein Stück weit planen. Wie jetzt auch das Alleine-Reisen für mich. Bisher geht es besser, viel besser als erwartet.

    Aus heutiger Sicht ist die Herausforderung eher die Trauer, die mich (auch jetzt schon manchmal) anspringt wie ein Raubtier aus einem Hinterhalt.

    Die Leute sind da vermutlich verschieden. Wollte nur meine persönliche Erfahrung mit Euch teilen :)

  • Ich sehe es ähnlich....

    Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass man schon während der Krankheit anfängt zu trauern. Damit einen das völlig Unfassbare nicht so gewaltig aus den Hebeln sprengt.

    Und das große Planen , so wie früher fällt eh flach. Es kommt so wie es kommt und wir müssen es ohnehin annehmen.

    Deshalb versuche ich jeden Tag ein kleines bisschen für mich zu tun.

    Eben komme ich von der Hundeschule und ich bin so stolz auf meine Gustl. Hat alles ganz brav gemacht...

    Geweint habe ich heute auch schon, also alles ist dabei.


    Liebe Grüße

  • Gerade das erste Mal Geburtstag, Weihnachten,... macht oft große Angst,

    weil es nicht das Tier ist, dass plötzlich da ist. Dann muss ich im Moment eben

    damit umgehen. (Auch wenn es noch so schwer und gemein ist)


    Doch dieses Tier vor mir zu wissen, wissen, an welchem Tag es dann zuschlagen

    könnte, die Szenerien gedanklich durchspielen - das macht vielen Angst. Wichtig

    ist es, Rituale für solche Tage zu entwickeln, damit ein bisschen Sicherheit wachsen kann.


    Ich wünsche euch, dass euch heute die wilden Tiere in Ruhe lassen. Und die bevorstehenden

    auch nicht zu sehr ängstigen.


    Seid lieb gegrüßt

    Astrid.