Abschied von meiner Sonne

  • Hallo und guten Abend,

    muss mir mal wieder die Seele freischreiben. Habe vor einer Stunde aus heiterem Himmel einen lauten Heulkrampf gehabt.

    Dabei konnte ich heute den Text für die Trauerdanksagungen entwerfen und die Zeitungsanzeige gestalten.

    War mit Amy zum Friedhof, habe es aber nicht geschafft bis zum Grab. Meine Behinderung hat mich gestoppt. Hatte starke Schmerzen und bin dann nach Hause.

    Leider hat Amy kein Geschäft draussen gemacht und jetzt kann ich nicht mehr rausgehen, mir tut alles weh... liege auf dem Sofa mit Schmerzen.

    Es ist alles Sch.... Ich bin zu krank für Aktivitäten ausser Haus. Dabei sehne ich mich nach Menschen, mit denen ich reden kann. Ich weiss nicht mehr weiter. Eigentlich habe ich eine Verabredung für Sonntagnachmittag getroffen... online... mit einer mir nicht persönlich bekannten Frau...über ein Nachbarschaftsforum... zum gemeinsamen Handarbeiten... es haben sich 3 Frauen angemeldet.

    Aber falls ich nicht direkt vor dem Haus parken kann, wird es nichts werden.

    Ich bin so traurig und verzweifelt, weil ich körperlich so schwach bin. Vielleicht muss ich mich auch deshalb noch von Amy trennen, das halte ich nicht aus... sie ist zur Zeit mein ganzer Trost.

    Was soll nur werden? Wie soll es weitergehen? Ich kann nicht immer alleine sein! Was kann ich tun?

    Das alltägliche Leben ist eine grosse Belastung für mich. Kann mir kaum was zu essen machen. Soll ich ins Heim? Aber ich bin im Kopf doch noch ganz gut beieinander.

    Eure Luise

  • Liebe Luise,


    es ist doch verständlich, dass Du diesen Heulkrampf bekommen hast.


    Du hast heute viele Sachen erledigen können.


    Und es war bestimmt nicht leicht einen Text sowohl für Trauerkarten and Anzeige zu gestalten.


    Da kommen doch plötzlich so viele Erinnerungen hoch.


    Man möchte ja auch ALLES im Sinne seines Partners gestalten.


    Zu viele liebevolle Texte an einem Tag.


    Dann noch der Gang zum Friedhof.


    Du hast DICH komplett übernommen.


    SEELISCH.


    Dann schwinden auch die Kräfte, besonders wenn noch eine Krankheit am Körper zehrt.


    Amy musst Du mehrmals vor die Tür bringen.


    Keine weite Strecken.


    Sie merkt dann irgendwann, dass sie ihre Geschäfte schneller erledigen muss.


    Wenn Du dich irgendwann kräftiger fühlen solltest, dann können die Wege langsam Schritt für Schritt verlängert werden.


    Nur darfst Du dich selbst nicht so unter Druck setzen.


    Diese Hunderasse ist leider sehr sensibel und spürt deine seelischen Schmerzen.


    Ich drücke Dich,


    mit lieben Grüßen,

    Uwe.

  • liebe Luise,


    du hast so enorm viel geleistet heute

    und gestern und vorgestern und davor....


    aber heute:

    text für danksagung ist ja schon für sich heftig,

    dazu deine körperlichen einschränkungen,

    dazu Amy, die dich fordert und rechte hat,

    dazu die trauer, die einfach ständig rechte hat,

    dazu der ganz alltägliche kram...


    das ist alles ein bisschen zu viel!


    Luise, liebe,

    ich wünsche dir einen menschen, hilfreich, an deine seite -

    vielleicht mal einkaufen...

    vielleicht mit Amy raus gehen...

    oder oder...


    hattest du nicht mal von einer möglichen trauergruppe gesprochen?

    gibt es da ne möglichkeit?


    zunächst mal:

    eine gute, schlaf-reiche nacht für dich

    und einfach ganz liebe grüße

    von Bea

  • Guten Morgen meine Lieben,


    nun sind es heute 5 Wochen dass Heinz nicht mehr hier ist. Ich kann es aber nicht fassen, dass es nur so kurz ist. Vom Gefühl her empfinde ich es als ewig. Trotz all seiner Sachen die immer noch an ihrem Platz sind. Es sieht so aus, als kommt er gleich wieder.

    Manchmal will ich Lebensmittel für ihn einkaufen... manchmal will ich ihm meine Erlebnisse erzählen... manchmal warte ich auf ihn... manchmal sehe ich ihn... manchmal denke ich, wenn du das jetzt miterleben könntest... manchmal stürzt der Himmel ein... manchmal, manchmal, manchmal.......

    Er fehlt mir, fehlt mir, fehlt mir.

    Nun wird es immer so sein.

    Kann es nicht ertragen.

    LG Luise

  • Liebe Luise. Ich kann dich so gut verstehen. Bei mir sind es 30 Tage das mein Mann nicht mehr bei mir ist. Ich war heute beim Arzt weil ich so starke Herzrythmusstoerungen habe und keine Nacht schlafen kann. Das EKG war schlecht, alles der Seelenstress. Jetzt soll ichs mal mit herztabletten und Antidepressiva zum schlafen probieren. Ich drücke dich liebe Luise.

    Wagi

  • Nun ist es Abend (20:10).



    Die Tagesschau läuft... mache den Fernseher aus Gewohnheit zur Sendung an... Heinz sah täglich zu... nur die letzten Wochen nicht... ihn interessierte nichts mehr... auch Zeitung und Internet nicht... das hatte mir schon stark zu denken gegeben... jetzt weiss ich warum...

    Er hat gespürt , dass sein Leben zu Ende geht...auch ich wusste es...nur wollte ich es nicht wahrhaben...

    Warum habe ich das verdrängt?

    Warum fällt es mir heute ein?

    Warum konnte ich ihm nicht helfen?

    Warum ist alles so grausam?

    Warum lebe ich noch?

    Warum musste er gehen?

    Warum...warum...warum????????

    Gibt es darauf je eine Antwort?

    Oder erst im Jenseits...falls es das gibt.

    Heute bin ich so eingestellt, das es kein Wiedersehen mit meinem Mann gibt. Das macht mich noch trauriger. Aber er glaubte nicht daran...nur ich...und nun bezweifle ich es auch.

    Es ist alles vorbei...nur noch in meinem Kopf sind die Erinnerungen...bis das Licht ausgeht...das war's dann.

    Eure nachdenkliche Luise

  • Liebe Luise,


    habe auch diese vielen Sachen vor Augen.


    Wir müssen durch-halten.


    Leider.


    Wer das von uns verlangt, das weiss ich auch nicht.


    Fühle mich manchmal wie ein Opfer-Lamm.


    Wartend auf eine ungeahnte Erlösung.


    Doch wir müssen diese lange unvorstellbare Zeit ÜBER-LEBEN.


    Mit allen Leiden, die dazu-gehören.


    Ich drücke Dich ganz sanft,


    sende die bekannten Heilkräuter für die Seele aus dem Solling,


    der an DICH denkende Uwe.

  • Liebe Luise,


    das ist Zufall.


    Lasse meistens den Computer an.


    Mit dem Alter wird man immer vergesslicher.


    Muss doch die Tiere versorgen.


    Muss Prinz ausführen.


    Muss doch die Leute im Ort ärgern.


    Habe viele Gespräche mit Rosi zu führen.


    Wohnung einigermassen sauber halten.


    Na ja, Du kennst Dich ja aus.


    Viele Kleinigkeiten füllen den Tag.



    Liebe Grüße,

    Uwe

  • Ja, die Kleinigkeiten... sehe ich auch... kriege ich aber momentan nicht auf die Reihe... mache nichts... nur Amy versorgen und etwas mich... sitze nur rum... denke und weine... und bin hier im Forum.

    Mehr geht zur Zeit bei mir nicht.

    LG Luise

  • Liebe Luise,


    das ist doch in Ordnung.


    Als Rosi von mir weg-ging,


    da habe ich auch nur rumgesessen.


    Nur Prinz sorgte für Pflicht-Bewegung.


    Ich habe drei Wäschespinnen,


    so wie ich gewaschen hatte,


    so nahm ich je nach Gebrauch die Wäsche runter.


    Essen hatte ich auch vernachlässigt.


    War ein Fehler.


    Post hatte ich ungeöffnet auf den Sekretär geworfen.


    Das braucht ALLES seine Zeit.


    Die Trauer fordert genug Kräfte von uns.


    Ich drücke Dich,


    liebe Grüße,

    Uwe & Prinz, auch an Amy

  • Liebe Luise,


    bei mir ist es jetzt nach fast einem Jahr immer noch so, dass ich kaum etwas geregelt bekomme. Aber ganz, ganz langsam wird es wieder was. Ich merke es daran, dass ich gelegentlich wieder koche.


    Die Frage, was nach dem Tod passiert, beschäftigt uns ja wohl alle. Und ob es ein Wiedersehen gibt. Wir wissen es nicht. Ich schicke hier nochmal die schöne Geschichte, die ich als Link eingestellt hatte. Mir gibt sie Hoffnung


    Ein Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter


    „Sag’ mal, glaubst Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling.

    „Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden für das, was draußen kommen wird, vorbereitet“, antwortet der andere Zwilling.

    „Ich glaube, das ist Blödsinn!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?“

    „So ganz weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?“

    „So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“

    „Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.“

    „Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, Punktum.“

    „Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden, und sie wird für uns sorgen.“

    „Mutter???? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“

    „Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“

    „Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“

    „Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt.“

    So waren die letzten Tage im Schoß der Mutter gefüllt mit vielen Fragen und großen Ängsten. Schließlich kam der Moment der Geburt. Als die Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sie die Augen und was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Träume und Vorstellungen.

  • Liebe Luise,


    vor einer Stunde hast Du GUTE NACHT gesagt,


    Du bist ja immer noch hier unterwegs.


    Ab ins Bettchen,


    morgen geht es weiter.:):)


    Also schlafe gut und probiere für den neuen Tag Kraft zu schöpfen.



    Liebe Grüße,

    Uwe & Prinz

  • Guten Morgen, liebe Luise,

    ich hoffe, dass du Schlaf finden konntest.

    Mir ging es in den ersten Wochen auch so, dass ich nur das Allernötigste gemacht und die restliche Zeit rumgesessen habe. Keine Lust zum Kochen, die Wäsche hat sich getürmt, nicht eingekauft....

    Das ändert sich dann zum Glück irgendwann etwas.

    Was macht Amy?

    Liebe Grüße

    Petra

  • Liebe Petra,

    guten Morgen.

    Heute habe ich etwas länger im Bett gelegen, dafür aber nachts nicht so viel geschlafen. Irgendwie hatte ich das Gefühl nicht alleine zu sein. Das Nachtlicht war heller als sonst, obwohl die Batterie fast leer ist. Komisch.

    Allerdings hat mich Amy wieder mit einem Häufchen auf dem Teppich begrüßt! Ich war sauer, weil es immer einen Tag über dem anderen geschieht. Ein Tag nicht, dann wieder. Was soll ich tun? War sofort mit ihr draussen, aber sie hat nichts gemacht, wollte schnell wieder rein.

    Für heute habe ich mir einiges vorgenommen : waschen, putzen, in der Stadt was erledigen. Mal sehen, ob es klappt. Will nicht wieder den ganzen Tag weinen und mich einsam fühlen. Will essen, mich pflegen einfach den Tag zu überstehen ohne Angst und Hoffnungslosigkeit.Das wär auch im Sinne von Heinz. Ich will es versuchen.

    LG Luise