Abschied von meiner Sonne

  • Liebe Astrid,

    am Dienstag kann ich zu einem Informationsgespräch für eine Trauergruppe gehen, die von dem Palliativ Dienst gegründet werden soll. Allerdings sind mit mir nur 3 Personen angemeldet, deshalb wird die Gruppe sehr wahrscheinlich nicht stattfinden. Zu wenig Teilnehmer.

    LG Luise

  • Meine Lieben,

    heute sind es 6 Wochen her.


    War bei unserem Hausarzt und habe ihm gesagt, dass ich (wir) sehr enttäuscht von ihm sind. Er hat sich weder bei meinem Mann noch bei mir in der schweren Zeit gemeldet.

    Auch als er vom Tod meines Mannes informiert wurde, fand er es nicht nötig, sich bei mir zu melden, um Hilfe - in welcher Form immer- anzubieten.

    Er hat sich entschuldigt. Bei einem anderen Patienten wäre es genau umgekehrt gewesen. Der hätte sich das verbeten.

    Tja, was soll ich dazu sagen? Ich nehme es mal so hin.

    Hat sich dann noch sehr um mich bemüht und lange mit mir gesprochen.


    Amy hat mich heute wieder geärgert, sie ist ausgerastet, weil mein Neffe 4 Stunden bei mir war und sie nicht voll beachtet wurde. Musste durchgreifen und sie in ihrer Transportbox ruhigstellen. Danach war sie lange beleidigt und hat mir vor Frust auf den Teppich gepieselt, weil ich mit meinem Besuch in einem anderen Zimmer war. Was soll ich tun, liebe Hundebesitzer, sie ist noch nicht sauber. Kann es sein, dass sie schon in der Pubertät ist? Sie ist nun fast 19 Wochen alt.

    LG Luise

  • Liebe Luise,

    Geduld und Konsequenz sind leider die einzigen Zauberwörter.

    19 Wochen und "noch nicht ganz" stubenrein ist vollkommen normal bei Welpen.

    Sie weiß zumindest bereits grundsätzlich was "richtig" und was "falsch" ist - das ist Deine und auch ihre Erziehungsleistung.

    Ich bewundere Dich ohnehin, denn einen Welpen zu erziehen ist eine große Aufgabe, die eine Menge Nerven erfordert.

    Dies in Deiner Situation so zu schaffen wie in der vergangene Zeit - Respekt!

    Um ein kleines Votum für Amy einzulegen: Sie spürt natürlich, dass Du Dich in einem Ausnahmezustand befindest,

    das macht es sicherlich auch für sie etwas schwieriger Dich und damit die gesamte Situation einzuschätzen.

    Liebe Grüße,

    Tereschkowa und Heinrich (Hund)

  • Liebe Tereschkowa,

    vielen Dank für deine schnelle Antwort.

    Ja, es ist im Moment etwas viel für mich und Amy. Aber als ich nach dem Tod von Heinz dem Züchter absagen wollte, sass Amy auf meinem Schoss und leckte ausgiebig meine Hand. Da konnte ich nicht mehr und habe sie ein paar Tage später abgeholt.

    Sie ist eine Chihuahua-Hündin und passt lt. Züchter gut zu mir, weil sie eine ruhige ist. Kläfft nicht... fährt im Auto problemlos mit... bleibt ohne Quatsch zu machen schon 2 Stunden alleine zu Hause.

    Nur eben mit dem Gassigehen und stubenrein klappt nicht immer. Sie

    macht allerdings auch aufs Katzenklo.


    Sie ist mein erster eigener Hund und deshalb wollte ich einen Welpen, der noch nichts negatives erlebt hat. Bei älteren Hunden weiss man nicht, was sie schon alles mitgemacht haben.


    Ausserdem möchte ich sie nie mehr hergeben! Sie ist mein ganzer Trost und meine Aufgabe. Ansonsten wäre es noch schlimmer, als es schon ist. Ich bin meistens allein.

    LG Luise

  • Liebe Luise,

    das kann ich gut verstehen.

    Super, dass Amy es schafft alleine zu bleiben.

    Jetzt habe ich zwar einen Garten, aber als Heinrich ein Welpe war musste ich auch mit ihm in den Lift und 8 Stockwerke nach unten fahren damit

    ich ihn raus bringen konnte - das erschwert das stubenrein werden natürlich immens.

    Aber keine Sorge, wenn sie es prinzipiell bereits verstanden hat, dann ist das meiste geschafft.

    Es wird sicherlich noch ein paar Mal schief gehen, aber - wie bereits gesagt - mit Geduld und Nachsicht, dann ist es bald Vergangenheit.

    Es ist toll, dass Du Amy hast. Ich habe noch nie in meinem Leben ohne Hund(e) gelebt. Bereits als ich zur Welt kam war schon einer da ...

    Daher kann (und will) ich mir gar nicht vorstellen wie es ist ohne Hund.

    Zu keiner Zeit und jetzt schon gar nicht. Ohne Hund würde ich es zu Hause jetzt nicht aushalten. Wahrscheinlich keine Stunde ...


    Euer Hausarzt macht es sich mit seiner Erklärung schon sehr einfach, aber zumindest scheint er jetzt ein wenig wach zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Besser als nichts.

    Sechs Wochen ist es her? Es ist schon komisch wie sich der Zeitbegriff ändert, wenn man trauert, oder?

    Zumindest bei mir ist es so:

    Zeit ist sehr, sehr wichtig hinsichtlich der Vergangenheit, in der Gegenwart gleichgültig und in der Zukunft nahezu ein Affront.

    Liebe Grüße,

    Tereschkowa

  • Hallo meine Lieben,


    heute ist es ja sehr ruhig hier im Forum.

    Was ist mir Euch?

    Seid ihr auch so tief im Tal? Bei mir ist es so. Der Himmel weint bei uns schon den ganzen Tag. Alles grau in grau... wie meine Seele.

    Ein Tag zum "Rumlümmeln" wie mein Mann sagen würde. Leider sitze ich alleine auf dem Sofa und wärme mich an einem Becher Kaffee statt im Arm von Heinz. Nur Amy gibt mir Trost. Spreche mit ihr, damit ich weiss, dass ich eine Stimme habe.


    Heute war die Danksagungsanzeige in der Zeitung, wie ich es bestellt hatte. Trotzdem war ich wieder geschockt, seinen Namen in diesem Teil der Zeitung zu sehen. Es ist dann so real.


    Nun sind es 6 Wochen und 1Tag ohne ihn... die Welt dreht sich weiter... Nachbarn lachen und erzählen mir von ihren Vorsätzen für dieses Jahr... als wär alles normal.


    Ich könnte schreien.

    LG Luise

  • Liebe Luise,

    das mit dem Namen verstehe ich. Ich bekomme immer einen Stich, wenn ich den Namen meines Lebensgefährten wo lese.

    Jeder Postumschlag schmerzt. Mein Lebensgefährte ist in einer Familiengruft bestattet zu der ich sehr häufig und gerne gehe.

    Bisher gibt es noch keine Grabplatte mit seinem Namen, allerdings ist diese bereits seit längerer Zeit beauftragt und ich fürchte

    mich jedes Mal, wenn ich zur Gruft gehe davor, dass sie installiert ist. Dann ist es real.

    Tage zum "Rummlümmeln" habe ich früher geliebt - jetzt sind sie einfach nur schrecklich.

    Wegen Dir habe ich mir nun auch eine Kaffee gemacht... trinken wir zusammen.

    Herzlich,

    Tereschkowa

  • Liebe Tery,

    darf ich dich so nennen? Das finde ich vertrauter. Aber wenn es dir nicht recht ist, werde ich es natürlich nicht mehr schreiben.

    Mein Mann ist auf einem Urnengrabfeld unter einer Birke beigesetzt. Die Grabplatte liegt bereits. Leider ist es mir nicht möglich oft zum Friedhof zu gehen, da ich behindert bin und es zu anstrengend ist. Aber ich habe eine kleine Urne von ihm zu Hause und auch eine Kette mit Herzanhänger mit seiner Asche. So ist er immer bei mir.

    Fürchterlich, dass ich "seine Asche" schreiben muss. Das tut weh. Es ist doch ein Teil von Heinz. So muss es heißen.

    LG Luise

  • Liebe Luise.

    Mir geht es wie Dir, alles grau in grau. Kann wieder mal nicht schlafen und habe mir Bilder von uns angeschaut. Wir waren so glücklich und lebensfroh. Ich will es einfach nicht glauben, das alles vorbei sein soll. Die Familie kann mir da auch nicht helfen, selbst wenn alle hier sind fühle ich mich einsam und verloren. Mein Mann hat mich mit seiner Liebe eingehüllt, wie mit einem Mantel. Der wurde brutal weggerissen und ich sehe keine Zukunft für mich.

    LG Wagi

  • Liebe Wagi,

    ich schlafe auch noch nicht. Versuche Fernseh zu schauen, kann aber meine Gedanken nicht abschalten.

    Denke immer wieder an meinen Mann. Bin einfach verzweifelt... Kann nicht alleine leben... habe immer Angst... ganzen Tag nur 2 Nachbarinnen gesehen und kurz gesprochen... Bin immer alleine... weiss nicht was ich machen soll... Kann mich zu nichts aufraffen... Keiner da... Keiner der hilft... Denken alle ich bin stark... Nur Heinz wusste, dass ich total schwach bin... Trotzdem musste er gehen... Hat versucht noch zu bleiben... Aber es war zu schwer für ihn...

    Warum lebe ich noch? Wozu? Und doch habe ich Angst vor dem Sterben... allein und hilflos zu sein... vor dem Tod nicht... nur vor dem evtl. dahinsiechen... es wird mir niemand die Hand halten und mich begleiten... warum darf man nicht schmerzfrei und ruhig sterben, wenn man nicht mehr will?

    Für mich hat das Leben seinen Sinn und Inhalt verloren. Es gibt genug Menschen, mich braucht keiner mehr.

    Liebe Wagi, ich will dir nicht das Herz noch schwerer machen, aber das sind meine Gedanken und Gefühle. Muss es einfach mal äußern.

    Sei lieb gegrüßt und umarmt von Luise

  • Aber ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann. Habe noch keinen Rentenbescheid erhalten und die Umzugskosten muss ich ja auch stemmen.

    Ich bin unschlüssig, leider habe ich niemanden, der mich neutral beraten würde.

    Liebe Luise,


    ich kenne Deine Einkommenssituation nicht, jedoch kannst Du unter bestimmten finanziellen Voraussetzungen Wohngeld bei Deiner Gemeinde beantragen und es gibt noch die Grundsicherung im Alter nach den Bestimmungen des SGB XII für Menschen deren Rente/Einkommen nicht ausreicht ihren Lebensunterhalt inklusive Miete zu bestreiten.Da sollest Du Dich mal erkundigen, soweit ich weiss werden auch Umzugskosten finanziert . Das was Du über diese neue Wohnung schreibst "hört" sich gut an , Du könntest dort auch viel bequemer mit Deiner Amy raus und bist eingebunden in ein Hilfesystem dort.


    LG Gabi

  • Liebe Gabi,

    leider bekomme ich keinerlei Zuschüsse, da ich knapp über dem Anspruch liegen werde. Ausserdem habe ich ja noch keinen Pflegegrad (werde ich demnächst beantragen) und die Wohnung ist gemäß den Satzungen für Wohngeld etc. für 1Person zu gross. Mir stünden nur knapp 38qm zu.

    Ich könnte die Wohnung finanzieren, aber dann bleibt nicht viel für das "normale". Es wäre knapp und es dürfte nichts dazu kommen an Auslagen.

    Allerdings brauche ich nicht viel, lebe sehr bescheiden. Einziger "Luxus" wäre die Wohnung. Kann ja leider nicht viel ausser Haus unternehmen, deshalb hätte ich auch gerne eine Wohnung, in der ich mich wohlfühlen kann und gerne bin.

    LG Luise

  • Liebe Luise,


    das kann ich sehr gut verstehen, denn die Wohnung soll ja nicht nur ein Dach über dem Kopf sein, sondern ein Zuhause in dem man gerne ist.Für mich ist meine/unsere Wohnung mein geschützter Bereich und den brauchen Wir ja in Unserer Situation ungleich mehr als andere.


    Ich drück Dich,


    LG Gabi

  • ... nennt mich wie ihr wollt ... mir gefällt alles ... hauptsache ihr schreibt mir :-)

    An sich heiße ich Mona. Von wegen Netzanonymität wäre es wahrscheinlich gut ich hätte das nicht - aus Versehen! - mal in einer Nachricht an Uwe preisgegeben. Aber passiert ist passiert ... Mona

  • Hallo meine Lieben,


    es ist 00:40 Uhr und mir brennen die Augen. Sie waren zu lange offen... konnten nicht ausruhen... genau wie ich... Bin immer angespannt... versuche zu überleben... versuche einigen von euch zu helfen... bin aber selber schwach... weiss nicht weiter... muss entscheiden was mit mir werden soll... soll ich mich aufgeben? Mit 64 Jahren abschließen? Oder doch noch nach vorne schauen? Pläne schmieden? Lebenslust wiederfinden? Im Rahmen meiner Trauer und Möglichkeiten?


    Mein Mann war zwar pragmatisch und realistisch aber auch optimistisch bzw. er nahm es, wie es kam.

    Er würde weiterleben wollen und mir sagen : mach weiter, es ist wie es ist, du hast nur dieses eine, mach das beste draus... ich bin nicht mehr da und komme auch nicht wieder... Unsere Zeit ist abgelaufen... es war schön... das kann dir keiner nehmen... erinnere dich... schau ruhig ab und an zurück, aber : nicht nur an gestern, denke auch an heute, an morgen denke nicht.

    Habe nicht immer diese Angst. Ich bin nicht mehr da, spüre nichts, bin nur noch in dir und deinen Gedanken, lebe durch dich weiter und deshalb musst du es aushalten und irgendwann kannst du dann loslassen. Aber bis dahin LEBE.


    So würde Heinz mit mir reden.


    Nur ich kann nicht, er fehlt mir, ich will ihm manchmal was erzählen, denke er ist nur kurz weg, suche ihn, meine ihn zu sehen, zu hören, muss ihn fragen. Will seinen Rat, will das er entscheidet, was ich ohne ihn tun soll. Er soll mir helfen mein Leben ohne ihn auf die Reihe zu kriegen.



    Habe tausend Fragen was ich machen soll.


    Umzug---ja oder nein

    Auto verkaufen -- ja oder nein

    anderes Auto kaufen--- ja oder nein

    Fahrräder abschaffen--- ja oder nein

    Computer, Kameras, seine gesamten "technischen" Sachen, sein Werkzeug, sein alles weggeben--- ja oder nein


    Ich bin hilflos und überfordert. Lasse alles einfach laufen. Will aber Veränderungen, damit nicht alles ständig schmerzt.


    Eure ratlose Luise