Sein Leben wurde viel zu früh beendet

  • Hallo zusammen,

    nachdem ich hier ein bisschen (und still) mitgelesen habe, dachte ich, ich sage auch mal "Hallo" und erzähle euch meine Geschichte.

    Mein lieber Partner ist vor 2 Wochen plötzlich und unerwartet bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn aus dem Leben gerissen worden.

    Die Art wie es passierte, finde ich immer noch ganz grausig und kann/möchte kaum darüber schreiben. Nur so viel: Es ist ihm jemand hinten aufgefahren und er hätte nichts anders machen können...

    Wir sind/waren beide noch jung (Ende 20), wir hatten eine schöne 5-jährige Beziehung, waren nicht verheiratet...

    Eigentlich sollte unser Leben nun so richtig losgehen. Ich war vor Kurzem zu ihm in eine andere Stadt gezogen, weil er dort eine neue Arbeitsstelle genommen hatte, und ich wollte mir dort auch selbst eine neue Arbeit suchen, habe dafür viel Zeit investiert. Uns waren dort noch knapp 4 Monate miteinander, in dieser Phase des gemeinsamen Aufbaus, vergönnt. So denkt natürlich niemand... Tod spielt in unserem Alter kaum eine Rolle.

    Wir haben fast jedes Wochenende Dinge für die Einrichtung unserer ersten richtigen gemeinsamen Wohnung getan.
    Gleichzeitig war es auch eine anstrengende Zeit und wir mussten immer gucken, dass wir uns genug Zeit füreinander nehmen. Aber ich dachte immer: "Mit Liebe schaffen wir doch alles."
    Wir kannten uns schon so gut, hatten schon vieles gemeinsam durchgemacht und haben uns auch in dieser schwierigen Phase gut unterstützt. Ich habe einfach gedacht, dass wir eine Familie werden können... Wir haben auch in letzter Zeit mehrere Gespräche gehabt, in denen wir uns versichert haben, dass wir uns das miteinander vorstellen können. Dass es schön wäre. Wir wollten aber erstmal richtig Fuß fassen.

    Und dann kam der Tag, an dem meine Welt zusammenbrach.

    Der Schock ist eigentlich immer noch nicht ganz vorüber. Ich denke manchmal immer noch, dass mein Schatz gleich zur Tür hereinkommt.
    Ich trauere in meinen stillen Momenten sehr viel um ihn, um seine zerplatzten Träume, sein Leben, dass er nicht mehr leben kann.
    Dann trauere ich wieder viel um mich, um mein verpfuschtes Leben und die Familie, die ich niemals mit ihm haben werde.

    Und ich habe viel Wut in mir. Ich kann eigentlich gar nicht akzeptieren, dass jemand so junges, so liebenswürdiges auf so eine Art und Weise aus dem Leben gerissen wird. Von einem völlig Unbekannten. Das ist alles so unverständlich und sinnlos.

    Wir haben uns morgens zum Glück noch gesehen, uns aber nur flüchtig verabschiedet, weil wir beide in Eile waren. Jetzt denke ich natürlich, ich hätte ihn nicht so flüchtig verabschieden sollen..aber immerhin haben wir uns überhaupt noch morgens gesprochen. Und wir hatten ja auch ausgemacht, dass wir uns dann abends sehen, noch etwas Zeit miteinander haben.... Er kam nur leider nie an...

    Ich hab ihn so geliebt und er mich auch. Er hätte sich sowas in seinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen können und das auch nie für uns gewollt...

  • liebe sora,

    mein tiefes mitgefühl zu deinem schweren verlust und willkommen im forum. es ist klar, dass du noch im schockzustand bist, die wunde ist

    frisch und klafft. hier findest du menschen, die dich verstehen.

    ich wünsche dir viel kraft für die nächste zeit und umarme dich still.

    flora

  • Vielen Dank, Flora.
    Ich bin wirklich froh, dass es Orte wie dieses Forum gibt.
    Denn man ist ja nicht nur plötzlich allein, weil ein geliebter Mensch gestorben ist.

    Man ist auch noch allein, weil kaum jemand den Schmerz nachvollziehen kann und viele im Umfeld so sprach- und hilflos sind...
    Liebe Grüße,
    Sora

  • Liebe Sora,


    ich schicke die mein tiefes Mitgefühl und Willkommen in diesem Forum.

    Du hast einen schrecklichen Verlust erlitten, Hier im Forum kannst du alles schreiben, deine Trauer, deine Ängste, deine Wut,

    hier hört dir jeder zu und versteht dich.

    Sora ich umarme dich ganz still.


    Alles, alles Liebe für dich Maike

  • liebe Sora,


    auch ich möchte dir mein tief empfundenes Mitgefühl sagen

    und dich hier im Forum zugleich begrüßen.


    "Deine Geschichte" hat mich sehr berührt und sehr bestürzt.


    ... gerade ist man dabei, SEIN gem. gewolltes Leben , mit all seinen auch beruflichen Konsequenzen,

    Job kündigen, zu seinem Liebsten ziehen, sich einem neuen beruflichen Start zu stellen, die gem. Wohnung planen und einrichten und dann DAS !

    Ein Unfall, an dem der Liebste verstirbt & alles an Gemeinsamkeit, gem. Lebensplanung zerbricht ...

    Wie schrecklich !


    Ich nehme dich ( wenn ich darf ?)

    tröstend in meine Arme und weine mit dir ! :13:



    Vor Kurzem schrieb ein junger Mann hier im Forum, er nennt sich :

    Mitan

    auch er hat mit 24 seine Freundin verloren.

    Mit ihm schrieb ich ein wenig.

    Vielleicht magst du mit ihm Kontakt aufnehmen ?

    Ich denke ihr fühlt dasselbe und versteht euch "vermutlich blind".


    Ich grüße dich ♡-lichst

    Stille Perle

  • Liebe Sora,

    mein tiefstes Mitgefühl zu Deinem so unerwarteten plötzlichen Verlust.

    Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Hast Du - gerade weil Ihr gerade erst umgezogen seid - genügend Unterstützung in Deinem direkten sozialen Umfeld?

    Unter Umständen auch gute Ärzte, die Dir helfen mit dem erlittenen Schock umzugehen?


    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

  • Maike und Stille Perle
    Vielen Dank für die liebe Begrüßung. Umarmungen kann man in soeiner Zeit glaube ich nicht genug bekommen.


    Stille Perle
    Ja, vielleicht kann ich mich ein wenig mit "Mitan" austauschen, wenn er Ähnliches durchmachen musste.


    Flora
    An dem Forum bin ich auch schon mal vorbeigekommen, fand es auf den ersten Blick aber etwas unübersichtlich. Ich schließe aber nicht aus, dass ich auch da mal gucken werde.

    Sternchen16

    Vielen Dank für deine Anteilnahme...

  • Hallo Tereschkowa,

    vielen Dank..

    Ich halte mich momentan in einer anderen Stadt, bei meiner Familie auf.

    Die Region, in die wir gezogen waren, habe ich nach knapp einer Woche verlassen, da ich es in der gemeinsamen Wohnung nicht ausgehalten habe.

    Natürlich stehen jetzt Entscheidungen an, was damit und mit unseren Sachen passieren soll. Aber ich musste mich erstmal sammeln.

    Ich habe ein wenig ärztliche Unterstützung, ja. Und ansonsten gucken meine Verwandten (auch wenn es nicht viele sind), dass ich genügend esse und trinke.

  • Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht glauben, dass er und ich so viel Unglück erleiden müssen/mussten.

    Mir ist klar, dass so ein Unfall einfach passieren kann (schon rein statistisch gesehen) und man nicht gefragt wird...

    Aber ich denke immer wieder (vielleicht kann ich es einfach noch nicht ganz fassen) wie sowas überhaupt sein kann.

    Mein Freund war immer ein vorbildlicher Autofahrer. Aber in diesem Fall hier kam es ja gar nicht auf IHN an, sondern auf seinen Hintermann...

    Mein Freund ist oft über Autobahnen gefahren, auch lange Strecken. Nie ist ihm dabei was passiert.

    Dieser Unfall jetzt ist auf seinem NORMALEN Arbeitsweg passiert. Das ist so banal und grausam.


    Der Unfall hat mir meinen Freund einfach entrissen. Der Mensch, den ich am besten kannte und der mich am besten verstanden hat, ist nicht mehr.

    Die 5 gemeinsamen Jahre sind natürlich unfassbar wertvoll für mich. Vieles, was wir hatten, kann mir zum Glück auch dieses furchtbare Ende nicht nehmen.

    Trotzdem denkt man: Wir haben 5 Jahre alle möglichen Schwierigkeiten durchgestanden und dachten, wir schaffen mit unserer Liebe auch dieses Kapitel.

    Und dann kommt so ein Typ aus dem nichts und beendet das alles.

    Wie soll man mit sowas überhaupt umgehen?

    Ich bin aktuell abwechselnd traurig und wütend. Das ist sehr anstrengend, aber ich kann ja nichts für meine Gefühle.

    Man denkt: 5 Jahre aneinander glauben, alles füreinander tun, dem anderen vertrauen... wo ist das alles hin? Natürlich hätte ich es nicht anders haben wollen, ihn zu kennen, das war wirklich ein Geschenk. Aber unser Traum ist einfach so zerplatzt und man fragt sich, was davon überhaupt noch übrig bleiben kann.

    Denn nun ist ALLES anders. Es gibt keine Ebene, die nicht davon betroffen ist.

    Meine Verwandten sagen (damit haben sie Recht und gleichzeitig ist es ganz schlimm): Dieser Lebensabschnitt ist jetzt vorbei. Es wird nicht mehr wie früher.

  • Liebe Sora,

    ich kann Deine Fassungslosigkeit nachvollziehen.

    Deine Traurigkeit und Deine Wut auch.

    Durch einen vollkommen unvorhersehbaren Moment ist für Dich nichts mehr wie es war - das ist nicht begreifbar.

    Schon gar nicht schnell.

    Ich bin erleichtert zu lesen, dass Du Menschen um Dich herum hast die Dir beistehen.

    Ich fürchte, ich finde keine Worte des Trosts, die Dich erreichen können,

    fühle Dich wortlos umarmt von mir.


    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

  • Hallo Tereschkowa,

    es hilft, sich hier mit Menschen auszutauschen, die ja in einer ähnlichen Lage sind.

    Dass tröstende Worte hier schwer zu finden sind, kann ich gut verstehen.

    Vieles muss ich mir auch, denke ich, einfach von der Seele schreiben.

    Für jeden "Zuhörer" bin ich auf jeden Fall dankbar.


    Heute ist so ein Tag, wo ich immerhin sagen kann: Er war bis zuletzt glücklich und zufrieden mit seinem Leben.
    Wir waren ja gemeinsam in Aufbruchstimmung.

    Und wenn er auf dem Heimweg war, hat er sich schon gefreut, mich wiederzusehen.

    Dass es so plötzlich endet, das konnte er (zum Glück) nicht wissen.

    Dass ich und seine Liebsten nun so leiden, hat er ebenfalls nicht kommen sehen. Somit konnte es ihm seine Leichtigkeit nicht nehmen.

  • Liebe Sora,


    Deine Geschichte berührt und bestürzt mich, mein aufrichtiges Beileid gilt Dir.


    von jetzt auf gleich vor den Scherben des gemeinsamen Lebens zu stehen ist derart schrecklich , jenseits von allem was man sich vorstellen kann,darauf fassungslos,traurig,verzweifelt und auch wütend zu reagieren vollkommen natürlich. Du bist noch so jung---


    Hier zu schreiben kann eine Hilfe sein um seine Gefühle auszudrücken, mir hilft es oft, doch ich bin froh zu lesen das Du Menschen hast die Dir beistehen,für Dich da sind.


    Fühl Dich willkommen hier , ,Einen erträglichen Restsonntag wünschen Dir


    Gabi & Mäuschen

  • Hallo Gabi und Mäuschen,


    vielen Dank für die liebe Begrüßung.

    Ohja, meine Gefühle müssen auf jeden Fall irgendwohin...da sind so viele...

    Jetzt gerade überwiegt wieder die Wut.

    Das ist der erste Sonntag der 2 Wochen meines "neuen" Lebens, an dem ich einen gewissen Leerlauf habe.

    Somit kommt dann wieder alles in Wellen auf mich zu.

    Andere genießen wahrscheinlich (so wie ich auch früher) gerade ihre Freizeit.

    Ich stehe hier mit meinem Scherbenhaufen und habe wenig Kraft, um mich überhaupt zu etwas zu zwingen.

    Das ist einfach ungerecht und grausam. Man denkt: Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht, ich hatte gar kein Mitbestimmungsrecht...

    Nachrichten (kleine Lichtblicke) aus dem Bekanntenkreis kommen - aber für meine Bedürfnisse viel zu selten...

    Vielleicht liegt das auch in der Natur der Sache. Mein Leben steht still, das der meisten anderen aber nicht.

    Bin hier bei der Familie ja auch leider fernab der Heimat. Dort müsste ich erstmal wieder eine neue Wohnung suchen. Wenn das geschafft ist, kann ich noch mehr Schritte in mein "neues Leben" gehen.

    Bis dahin kämpfe ich gegen das Vakuum...

  • Uff.. dieses ständige Abwechseln von Trauer, Wut, Verzweiflung, Hoffnung, Taubheit ist so kräftezehrend.

    Und so ein stiller Sonntag kann einfach nur quälend sein.
    Warum vergeht die Zeit so langsam?

    Andererseits will ich eben nicht in Aktionismus verfallen. Ich glaube, ich will und muss all diese Gefühle spüren, damit sie mich später nicht doppelt so schlimm einholen. Aber sie machen mich auch einsam.

  • Liebe Sora,

    mein tiefes Mitgefühl zu deinem tragischen Verlust!

    Einerseits kann ich total nachfühlen, wie es dir gehen muss, denn auch ich habe meinen Mann bei einem Unfall verloren, andererseits standen wir beide am Ende unseres Lebens und haben über drei Jahrzehnte miteinander erleben dürfen.

    Ich kann dir leider keinen Trost anbieten, der dir die Schwere auch nur in geringer Weise nehmen könnte, aber ich sende dir viel Kraft und eine herzliche Umarmung, alles Liebe Gabi

  • liebe Sora,


    du hast deinen geliebten freund verloren durch einen wimpernschlag, ich kann es nachfühlen wie es dir geht und es tut mir von herzen leid für dich. ich mag nicht sagen, das die zeit alle wunden heilt... die wunden werden mal kleiner dann wieder größer, aber irgendwie leben wir halt einfach weiter mit diesen wunden, ob wir wollen oder nicht.


    es ist gut das du menschen um dich herum hast die für dich da sind. und es ist schön das du hier ins forum gefunden hast, hier sind lauter liebe menschen die dich verstehen und die dir zuhören werden :24::30:


    lieber gruß von Bine

  • Tigerlily

    Vielen Dank für deine Anteilnahme.

    Wir hatten zwar "nur" 5 Jahre, aber ich denke, viel mehr ineinander verliebt hätten wir nicht sein können.

    Für mich war und bleibt er der wichtigste Mensch.


    Mausebaer

    Danke...

    Ich denke auch nicht, dass meine Wunde heilen wird. Muss sie auch nicht. So geht es wahrscheinlich den meisten hier.

    Aber gern möchte ich noch etwas vom Leben haben. Das hätte er sich auch so für mich gewünscht.


    Shiva3010

    Vielen Dank!