Er ging ins Meer und kam nicht wieder

  • liebe Romy,


    habe erst jetzt von deinem schicksal gelesen und möchte dich mal ganz lieb umarmen und dir sagen wie leid mir alles für dich tut.... diese ungewissheit für 11 tage - das ist schrecklich..... unfassbar....es gibt keine worte dafür, was du durchgemacht hast....


    die frage danach, ob du hättest etwas anders machen können, damit dieses schreckliche, unfassbare nicht passiert - diese frage stellen wir uns hier alle auf die eine oder andere art, aber immer wieder kann man am ende dieser gedankengänge nur zu einem schluss kommen: NEIN, du hättest nichts anders machen können...


    ich selbst glaube daran, das für jeden menschen eine bestimmte lebenszeit vorgesehen ist, ob er will oder nicht - und wenn diese lebenszeit abgelaufen ist, kannst du dich auf den kopf stellen, es wird nichts daran ändern. ob du nun in den bergen gewesen wärst oder zuhause geblieben wärst, nichts hätte etwas am schicksal ändern können.


    ich bin mir sicher, das du keinerlei schuld an seinem tod trägst weil du den badeurlaub ausgesucht hast, liebe romy :30:


    es ist schön und gut das du hier ins forum gefunden hast, wir sind füreinander da wenn sonst keiner mehr für uns da ist :30:


    lieber gruß zur nacht von Bine

  • Liebe Romy,

    real trägst du keine Schuld, dass du den Badeurlaub ausgesucht hast. Es hätte überall anders auch geschehen können. Und es gibt Menschen, die sind überzeugt, dass ein Leben endet, wann es enden soll.


    Was deine Schuldgefühle angeht, so nehme ich sie ernst, wie alle Gefühle. Und sie gehören im Moment dazu und wollen gesehen werden. Darum schreibe ich dir hier, dass du über all deine Gefühle schreiben kannst. Hier in diesem Forum ist der Platz dafür.

    Du bist, so wie du bist, mit all deinem Schmerz und all deinen Gefühlen, richtig - auch wenn es sich gerade ganz falsch anfühlt.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • liebe Romy,


    genau so ist es... ich bin der gleichen meinung wie Astrid :30::30:


    bei mir ist es heute so, das mir mein verstand klar gemacht hat, das ich keine schuld habe, aber trotzdem kommen ab und zu immer noch schuldgefühle in mir hoch... dann denke ich wieder"hätte ich doch nur.... dieses oder jenes besser gemacht, anders mit-entschieden, härter gegen die ärzte durchgegriffen.... sein recht besser durchgesetzt usw. usw." auch situationen gehen mir durch den kopf, an denen ich hätte anders reagieren können....aber unterm strich hätte alles nichts geändert. ich hatte mein bestes gegeben, gab alles was ich konnte und in mir hatte....


    die schuldgefühle sind insofern normal, weil wir irgendwo einen grund ganz tief in uns suchen, WARUM das alles passierte.... und irgendwo muss immer ein schuldiger gefunden werden... da stehen WIR für uns SELBST ganz oben auf der liste. es ist wohl ausdruck unserer liebe... wir haben angst, nicht genug geliebt zu haben, wobei das garnicht stimmt...


    liebe umarmung von Bine

  • ich warte noch immer auf den Augenblick, dass sie mir mitteilt, dass ICH keinerlei Schuld auf mich geladen habe - mein Verstand sagt es mir aber mein Bauch/meine Seele und mein Unterbewusstsein wollen das nicht glauben!

    Vielleicht hätte ich ihre Schwester zum Mond schießen sollen, dann wäre es vielleicht anders gekommen - aber, ich bin mir nicht sicher, ob sie sich insgeheim nicht sogar gewünscht hat, abzutreten - ihre Lebenssituation wäre nicht besser geworden - eher schlimmer - durch ihre Schwester und da Blut bekanntlich dicker als Wasser ist, hätte ich wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht helfen können - abgesehen von der "Entfernung" der Schwester aus ihrem Leben - und DAS hätte sie nicht gewollt - nicht für sich/die Schwester und nicht für mich.

    Außer meiner lebenden Lebensgefährtin, wünsche ich mir nichts mehr, als diese Bestätigung, keine Schuld zu haben - diese könnte jedoch nur SIE mir geben

  • liebe traurige Speedy,


    ich kann es nachfühlen wie furchtbar es dir geht mit dem gedanken, das SIE dir nicht verzeiht...was auch immer es vielleicht zu verzeihen gäbe oder aber einfach auch nur diese vermalledeite vermeintliche schuld die wir ins uns tragen....


    leider können unsere liebsten ja nicht mehr direkt und körperlich mit worten verzeihen. was ich aber für mich aus allem ziehe ist: immer wieder bekomme ich kleine zeichen von roger - ich bin mir jedenfalls absolut sicher das es rogers zeichen sind... irgendwelche liebeszeichen sind es für mich... und da habe ich mir "logisch" überlegt, wenn roger mir NICHT verzeihen würde (was auch immer) würde er mir doch NIE im leben DIESE liebeszeichen zukommen lassen???


    auch du hast doch schon dieses oder jenes zeichen erhalten.... ich bin mir absolut sicher das dies aus LIEBE deiner geliebten frau zu dir entstanden ist - mit allem verzeihen was es geben kann :30::*


    liebe umarmung von Bine

  • :2: Bine, EIGENTLICH WEISS ICH DAS und wahrscheinlich auch die meisten hier und ich selber rate jeder/em, diese Schuldgefühle aussen vor zu lassen


    - aber - sie nagen an uns allen, selbst dann, wenn man EIGENTLICH weiß, das man keine Schuld an irgendetwas hatte/hat!

    Ich denke, diese Zweifel werden (nicht nur) mich bis ans Ende begleiten, immer wieder anklopfen X/

  • Liebe traurige Speedy!

    Ja damit müssen wir alle leben.Immer kommen die Fragen und hätte,war es richtig,hätte ich blöß,was hätte ich machen können,hätte ich ihm nboch helfen können,hab ich alles richtig gemacht usw.Obwohl ich auch weiß,das alles richtig war und ich richtig gehandelt habe,muß ich auch immer wieder daran denken,ob ich nicht eher etwas hätte merken müssen uvm,Aber da können wir noch soviel grübeln,das wird uns immer begleiten .Liebe Grüße Helga

  • liebe traurige Speedy,


    da hast du völlig recht. mein inneres findet trotz meines logischen verstands immer wieder einen weg, etwas neues zu finden, weshalb ich schuldgefühle bekomme....


    z.b. am 2. weihnachtsfeiertag letztes jahr - da wurde mein roger mitsamt seinen monitoren und pulsmessern und sauerstoffgerät in den schockraum gerollt im bett - am anderen ende des klinikgeländes (uniklinik mainz) - um dort eine kopf-ct zu bekommen, weil inzwischen klar war das er wohl blutungen im gehirn hatte...


    ach, ich lief hinter den zwei pflegern her die ihn durch die gegend rollten, gefühlte kilometer zu laufen durch die katakomben dort.... ich begleitete ihn also auf dem weg bis zur ct, blieb dann aber draussen..... wartete bis er wieder rausgeschoben wurde... hätte dabei sein können, dachte aber, neee, beibst mal draussen, musste ja eh dauernd mit den tränen kämpfen.


    roger war gut gelaunt, war ja eh durch morphin nicht ganz bei sich - zog immer mal an seinem pulsmesser der an seinem finger hing, weil er dachte es wäre seine e-ziggi....


    als er wieder rausgeschoben wurde, hatte er blutige lippe.... ständig denke ich, wer weiss was die mit ihm da drin machten.... so furchtbar ist dieser gedanke.... meine schuldgefühle sagen mir "warum bist du nicht mit hinein gegangen??? hast ihn beschützt????"


    naja, sowas halt ist immer wieder in meinem kopf. ständig analysiere ich alles mögliche, was ich hätte besser machen können oder anders...


    auch frage ich mich, warum ich nicht mit zum krematorium gefahren bin??? habe im kopf, ich hätte ihn begleiten müssen.... aber alles ging irgendwie wie unter schock an mir vorbei. der bestatter sagte eh, er würde nicht empfehlen mit zum krematorium zu fahren. ich denke aber nur: wieso habe ich mich von dem belabern lassen?


    schuldgefühle für lauter dinge die ich hätter BESSEr machen können ;(;(


    liebe umarmung von Bine

  • liebe Bine,


    DU hast alles richtig gemacht !!!

    Du warst ja bei ihm, lediglich um die Ecke statt im Raum des CT's.


    Was hättest du im Krematorium machen wollen.

    Der Anblick des einfahrenden Sarges in's Feuer, ist nicht erleichternd für die meisten Angehörigen.


    Plag dich doch bitte nicht mit solchen Gedanken !


    Sehe dass,

    was du getan hast

    wo du überal dabei warst ... bis zum Schluss ...


    Bitte sag STOPP zu diesen Gedanken !!


    Ich finde, du hast alles ganz fantastisch hinbekommen

    & dein Roger war & ist sehr stolz deshalb - AUF DICH- ♡♡♡


    Stille Perle

  • Es ist nicht einfach, mit Übung geht es.

    Erst fast nie.

    Dann immer etwas besser.


    Ich habe es auch hinbekommen, nicht immer gut, jedoch es funktioniert.


    Probier/t es vll aus ...


    Liebe Grüße

    Stille Perle

  • liebe stille Perle,


    danke dir....<3


    weisst du was? du machst mir hoffnung, das es funktionieren kann.... wie xavier naidoo ja schon erklärt "dieser weg wird kein leichter sein"....:rolleyes: aber wenn man diesen weg, der steinig und schwer ist, garnicht erst versucht anzugehen, wird man niemals am ende ankommen :2:


    wir versuchen das einfach mal, was Speedy? und gucken, wo wir rauskommen :24:


    lieber gruß von Bine

  • schön, das nenne ich mutig ...

    Freue mich, genau, wenn man sich nicht aufmacht und es mal ausprobiert, kann man nichts dazu sagen und evtl. eine Chance haben um aus solchen Gedankenkarussellen raus bzw. etwas davon wegzukommen.


    :thumbup: Stille Perle

  • Liebe Bine!

    Du hast alles genau richtig gemacht und warst immer in der Nähe und auch in Gedanken bei ihm,

    Nicht jeder kann den Weg zum Krematorium machen und wenn du es gemacht hättest,dann hättest du das Bild vielleicht immer vor Augen gehabt und dann hättest du vielleicht gedacht,warum habe ich mir das angetan.Es ist doch schön,das wir so schöne Erinnerungen an die vergangenen wundervollen Jahre haben .Bitte versuche diese Gedanken zu stoppen,alles war genau richtig,wie du es gemacht hast und dein Roger wäre stolz auf dich und du warst die ganze Zeit an seiner Seite,wo es ihm so schlecht ging.Du bist sehr tapfer und denke mal an etwas schönes,ja ich weiß das ist leicht gesagt.Aber Vorwürfe brauchst du dir keine zu machen,du hast das alles ganz gut gemacht.Ja das stimmt dieser Weg ist steinig und schwer.Liebe Grüße Helga

  • als er wieder rausgeschoben wurde, hatte er blutige lippe.... ständig denke ich, wer weiss was die mit ihm da drin machten.... so furchtbar ist dieser gedanke.... meine schuldgefühle sagen mir "warum bist du nicht mit hinein gegangen??? hast ihn beschützt????"

    Konntest du einen Arzt oder Pfleger fragen, warum er eine blutige Lippe hatte? Vielleicht hilft dir das?

    das LOGISCHE Stoppzeichen, welches wir hinhalten/rufen, was auch immer, sollten, wird von den Emotionen wieder und wieder unterdrückt - wir WISSEN es, können es aber nicht wirklich steuern

    Es sind eben Gefühle, die da am Werk sind und nicht wirklich rationales Denken. Deshalb lasst die Gefühle da sein, damit sie nicht unterdrückt werden und nehmt das rationale Wissen, um nicht ganz zu verzweifeln.

    Es ist nicht einfach, mit Übung geht es.

    Erst fast nie.

    Dann immer etwas besser.

    Ja, es braucht Übung und dauert. Und ganz wegmachen kann sie niemand. Nur eben ein bisschen steuern, dass sie nicht in den ungünstigsten Momenten kommen.


    Seid lieb gegrüßt

    Astrid.

  • nicht der Weg ist das Ziel, sondern die Veränderungen, welche wir unterwegs erfahren - diese machen uns zu DEM, was wir sind - nur wenn wir in der Lage sind, das anzunehmen, können wir daran wachsen - Evolution im kleinsten Sinne...

    diese Tür hat mir meine eigene Klangschalensitzung geöffnet - ich wage zu bezweifeln, dass diese Tür vorhanden wäre, wenn ich mich nicht von den Klangschalen hätte berieseln lassen

  • liebe Astrid,


    ich HABE gefragt, bekam aber nur die antwort "davon wissen wir nichts....keine ahnung wieso...." wie die drei affen: nichts SEHEN, nichts SAGEN, nichts HÖREN :95::95::95:


    ich hatte nach rogers tod einiges angeleiert an befragungen. u.a. im Krankenhaus in dem er vor mainz immer wieder mal war. er nannte die station dort sogar schon seine "zweite heimat".... immer zu humorigen sprüchelchen war er aufgelegt. jedenfalls - DORT fühlte er sich wirklich wohl, es war tatsächlich auch für mich schon sowas wie eine zweite heimat... aber genau DORT wurde ja garnicht erkannt, das er nun KEINEN rückfall hatte das letzte mal, sondern eine VÖLLIG andere krebs-art. andere blutzellen waren betroffen.


    aber bei der untersuchung der entnommenen lymphknoten wurde ja immer die falsche frage gestellt: "Rezidiv (rückfall) des bekannten b-zell-lymphoms. diese frage KONNTE ja nur mit NEIN beantwortet werden.


    hätten WIR von anfang an gewusst, nämlich seit ende 2016, das diesmal dieses andere Lymphom da war, hätten wir anders an alles herangehen können. er hatte nun t-zell und das war unheilbar. sicher - er hätte sterben müssen :33::33::33: aber WIR hätten noch zwei jahre zeit gehabt uns darauf vorzubereiten, ach, was weiss ich.


    jedenfalls.... ICH ging in diese "zweite heimat" und sprach dort mit einer der zuständigen ärztinnen, wurde total lieb begrüßt von den schwestern übrigens - die wussten was los war, weil mainz sich mit denen kurzgeschlossen hatte. ach, die ärztin war erschüttert und sagte, das dies konsequenzen für deren pathologen haben wird...


    ob das nun wirklich soooo passiert, weiss ich natürlich nicht. aber es war mir eine solche erleichterung, dass ich im nachhinein für rogers RECHT eintreten durfte/konnte.


    es war richtig und gut....


    und genau jetzt gerade denke ich mir, ihr habt recht.... ich konnte nicht für alles eintreten - sowas geht einfach nicht.... aber da WO es ging, habe ich es wohl getan.


    danke für den gedankenanstoß :24:


    lieber gruß von Bine

  • liebe traurige Speedy,


    wohl besteht unser weg darin, immer wieder mut zu haben, diese türen zu öffnen - aber auch den weg zu finden, diese türen überhaupt erst mal wahrzunehmen... das ist wunderbar, dass dir deine klangschalen die tür dir gezeigt haben :love:


    liebe umarmung von Bine