Hallo zusammen,
wie die Meisten hier, leide ich stark unter dem Verlust eines geliebten Mitmenschen. Am 6.10 habe ich meine Freundin tot aufgefunden. Sie starb im Alter von nur 28 Jahren.
Ich würde dazu gerne kurz meine Geschichte schildern.
Am 5.10 war ich abends auf einer Party eingeladen. Meine Freundin arbeitete an dem Tag, soviel wusste ich, bis etwa 8 oder 9 Uhr abends. Was sie danach vorhatte war mir nicht bewusst, da wir es prinzipiell vermieden haben uns ständig über Whatsapp auszutauschen wo wir uns gerade befinden, was wir gerade tun. Gegen 20Uhr schrieb sie mir noch einen Witz, auf den ich dann gegen 23Uhr mit einem anderem Witz antwortete. Nach dem Abschicken blieb lediglich ein Haken bei WhatsApp stehen, also wurde die Nachricht nicht zugestellt. Ich machte mir abends zwar etwas Gedanken, hielt es aber nicht für ungewöhnlich, denn vielleicht lag sie schon im Bett, war mit Freundin was trinken und der Akku war leer etc. Als ich am nächsten Tag aufstand und gegen 9 die Nachricht noch nicht zugestellt war, machte ich mir langsam Sorgen. Sie schaute eigentlich immer sofort aufs Handy nachdem sie aufgestanden ist. Ich wartete noch bis etwa 12Uhr, da ich wusste, dass sie gegen 13Uhr arbeiten musste. Nachdem die Nachricht immernoch nicht zugestellt war, rief ich mehrmals an, aber das Handy war aus. Danach fuhr ich in die Arbeit. Der Kollege meinte er wartet auch schon auf sie und konnte sie nicht erreichen. Nun war ich richtig in Sorge.
Ich fuhr zu ihr nach Hause. Erst eine Woche zuvor gab sie mir ihre Hausschlüssel als Vertrauensbeweis (wir waren erst 7 Monate zusammen).
Da ich zuvor noch nie einfach in ihre Wohnung maschiert bin, klingelte ich zuerst. Nachdem sie nicht reagierte betrat ich das Wohnhaus, stellte mich vor ihre Tür, klopfte und rief, aber sie reagierte nicht. Die Türe lies sich nicht öffnen, da sie, wenn sie zu Hause war, immer den Schlüssel von innen steckte. Also wusste ich, dass sie zu Hause war, aber nicht reagierte. Ich redete mir zuerst noch ein "ja, wahrscheinlich hat sie einfach zuviel getrunken etc." - wurde dabei aber immer nervöser. Dann hörte ich genau hin und hörte einen Wasserhahn laufen - völlig monoton. "Ok" dachte ich mir "wahrscheinlich hat sie wirklich zuviel getrunken, nachts den Hahn aufgemacht und vergessen ihn wieder zu schließen". So richtig hab ich mir das in dem Moment schon aber nicht mehr geglaubt. Deswegen bat ich den Hausbesitzer darum, das Schloß aufzubohren. Nach zermürbenten 15-20Min konnten wir das Schloss aufbohren und den Zylinder rausschlagen. Da die Türe aber abgesperrt war, ließ sie sich weiterhin nicht öffnen. Ich blickte durch das Schlüsselloch und sah sie von dort leblos, zusammengesackt in der Badewanne sitzen. Völlig in Rage tritt ich die Tür ein und lief zu ihr, merkte aber sofort, dass ich viel zu spät bin. Laut der Nachbarin lief das Wasser bereits seit etwa 21.30Uhr.
Seit wir uns kannten, hatte sie immer mal wieder über Schwäche, Grippesymptome etc. geklagt. Oft war dies für mich nicht erkennbar. Ich sagte zwar immer wieder zu ihr "schone dich doch bitte ein bisschen, geh zum Arzt usw." aber nahm das Ganze nicht so ernst. Vor drei Monaten etwa war sie beim Arzt, der ihr miserable Werte diagnostizierte und sie darum bat, jeden zweiten Tag für die nächsten zwei Wochen für eine Spritze in seine Praxis zu kommen. Leider hab ich nach dem zweiten Mal aufgehört zu fragen, ob sie das auch wirklich macht. Sie arbeitete fast immer sieben Tage die Woche und ließ sich dabei auch nicht beeinflussen. Sie war eine starke, unabhängige Frau, die leider sehr ungern Schwäche zeigte.
Bei der Obduktion wurde eine Angina in ihrem Blut diagnostiziert, wahrscheinlich setze aufgrund der monatelangen Belastung, dem häufigen Aspirin-Konsum und dem heißen Badewasser das Herz aus.
Ich bin tieftraurig. Die letzten drei Wochen blieb ich der Arbeit fern und verkroch mich tagsüber zu Hause und suchte Abends das Gespräch mit Freunden. Heute trat ich wieder zur Arbeit an, musste aber gegen 15Uhr flüchten, weil mir dort die Decke auf den Kopf fiel. Morgen werde ich einen psychologischen Notdienst in Anspruch nehmen um mir schnellstmöglich Hilfe zu besorgen, denn während anfangs suizidiale Gedanken für mich absurd waren, haben sie sich die letzten Tage gehäuft.
Manche möchten vielleicht behaupten, dass wir uns nur sieben Monate kannten und es daher möglicherweise nicht so schwer sein dürfte. Ich hatte zuvor eine siebenjährige und eine vierjährige Beziehung empfand das was ich mit ihr hatte allerdings intensiver als jede Beziehung zu einer anderen Frau zuvor. Ich hatte das Gefühl, mit meinen 33 Jahren, das erste mal richtig verliebt zu sein. Mein neuer Job und die Beziehung zu ihr waren die beiden Standbeine, die mir soviel Glück und Freude bereiteten wie nie zuvor. Ich ging meinen Freunden mit meinem Glück noch auf der Party richtig auf die Nerven, hab damit angegeben und war übermäßig stolz. Und auf einen Schlag ist sie weg. Ich weiss einfach nicht wie ich damit klar kommen soll - alles erscheint mir völlig sinnlos. Ich bin wütend, bin traurig, suche nach Gründe, mache ihr Vorwürfe, dann wieder mir und drehe mich dabei ständig im Kreis.