Hilflosigkeit - die Welt steht still

  • Hallo zusammen!


    Ich habe hier schon seit ein paar Tagen reingelesen, mich sogar angemeldet, bislang aber den Mut nicht gefunden, aktiv zu werden. Ich habe beschlossen, mich mitzuteilen in der Hoffnung, wertvolle Tipps zu erhalten.


    Um der ganzen Tragödie gerecht zu werden, muss ich ein wenig ausholen:


    Meine beste Freundin kenne ich, seit ich 15 bin. Also ein halbes Leben lang. Sie ist ein Jahr älter als ich, hat für mich aber immer zusätzlich die Funktion einer "großen Schwester" erfüllt. Auch jetzt, da wir beide die 30 überschritten haben, hat sich an unserem innigen Verhältnis nie etwas geändert.


    A. meine Freundin ist seit ihrem 16. Lebensjahr mit D. zusammen. Die beiden waren nie getrennt, hatten nie Streit. Die große Liebe eben. Für mich immer ein Mysterium der Perfektion. Auch nach so vielen Jahren spüre ich die tiefe Liebe beider zueinander, so als wäre aus 2 Menschen einer geworden. Bei A. und D. ging immer alles glatt. Von der Wohnungssuche in der Großstadt, die dafür bekannt ist, dass Wohnraum Mangelware ist bis zur Jobsuche.


    Mein Freund und ich sind seit 12 Jahren zusammen. D.h. A. hat unsere Beziehung schon in den Anfängen mitverfolgt. Demzufolge bestand diese 4-er-Freundschaft seit ca. 12 Jahren. Unsere Männer verstanden sich vom ersten Augenblick an sehr gut; fast als wären sie seelenverwandt. Wenn wir zu viert loszogen, waren A. und ich wie nette Beiwerke, die aber bitte den Herrenplausch nicht stören sollten. Wir fanden das Männergefüge immer putzig und nahmen es ihnen nicht übel.


    Dies alles nur, um deutlich zu machen, in welcher Position ich und mein Freund stehen.


    Am Donnerstag, 22.05.2008 blieb die Welt stehen. Ein Anruf, der alles verändert:


    Es ist Abend, das Telefon läutet. Mein Freund geht ran und ich denke, dass es meine Mutter ist, die mir was sagen möchte. An der Art, wie mein Freund spricht merke ich, dass nicht meine Mutter am Telefon ist. Er reicht mir den Hörer mit den Worten "I. ist dran". I. ist die Schwester von A.


    Ich sehe auf die Uhr: 20.37 Uhr. Als müsse ich mir merken, wann die Welt zum Stillstand kommt. Mein Magen krampft sich schon zusammen, bevor ich überhaupt erfahre, warum sie mich anruft. Bevor nur ein Wort gefallen ist, ist mir klar, dass dieser Anruf nichts Gutes bringt. Ich habe furchtbare Angst, dass A. etwas passiert ist. Dies alles fliegt mir in Sekundenbruchteilen durchs Gehirn. Ich nehme den Telefonhörer und melde mich. I. sagt, dass A. ihr gesagt hat, sie solle mich anrufen. In meinem Kopf dreht sich alles. Warum habe ich so ein schlechtes Gefühl? A. hat gesagt, man soll mich anrufen; also gehts ihr doch gut. Warum fühle ich mich dann nicht erleichtert? Warum flattern meine Eingeweide?


    Und dann kommen die Worte, die ich nicht verstehen kann: "D. lebt nicht mehr. Er ist tot."


    In meinem Kopf kommt alles zum Stillstand. Ich verstehe die Worte nicht. Habe jedes davon schon unzählige Male gehört; aber nie in der Kombination. Und genau das ist das Problem. Zusammen ergeben sie für mich keinen Sinn. I. redet weiter - ich kann ihr nicht folgen. Noch immer versuche ich, die Worte zu verstehen. Mein Freund sitzt neben mir und starrt mich an, als könne er dadurch in meinen Kopf sehen und erfahren, warum ich so still bin. Ich starre vor mich hin; I. redet. Ich merke, dass ich Gänsehaut am ganzen Körper habe, meine Knie im sitzen zittern und mir Tränen übers Gesicht laufen. Also hat mein Körper vor meinem Gehirn begriffen, was die Worte bedeuten.


    Ein neuer Gedanke stürmt in meinen Kopf: Verweigerung. Ich unterbreche I. und sage ihr, dass sie sich täuschen muss; irgend etwas falsch verstanden hat. Sie täuscht sich nicht. Ich bin fassungslos, wie paralysiert. Kann mich nicht bewegen, nichts sagen, nur weinen. Auch dem Gespräch folgen kann ich nicht wirklich. Ich nehme nur Brocken zur Kenntnis. D. - tot - A. - gefunden - plötzlich - Gerichtsmedizin. Wir beenden das Gespräch.


    Ich sitze da und starre vor mich hin. Ich kann es nicht begreifen und ich will es auch nicht begreifen. Das kann nicht sein! Wir saßen noch an meinem 30. Geburtstag alle beisammen und hatten einen so lustigen Abend, den wir doch wiederholen wollten! Ich zittere immer noch. Aus dem leisen Weinen ist von mir unbemerkt schon ein Heulkrampf geworden. Mein Freund nimmt mir den Hörer aus der zitternden Hand und sieht mich fragend an. Ich ignoriere diesen Blick. Will ihm nicht sagen, was ich selbst nicht verstehe. Er wartet ein paar Sekunden und fragt mich dann direkt, was passiert ist. Ich stottere ihm etwas vor. Er begreift schneller als ich. Seine Augen füllen sich mit Tränen und ich kann buchstäblich zusehen, wie er in sich zusammenfällt. Wir sitzen da und jeder ist für sich völlig fassungslos. Unsere Gedanken sind bei D. und bei A.


    Die ganze Nacht liegen wir wach. Er, weil ihm die Fassungslosigkeit den Schlaf raubt und ich, weil ich auf einmal die völlig irrationale Angst habe, wenn ich einschlafe, sterbe ich oder merke nicht, wie mein Partner neben mir stirbt. Eine lange quälende Nacht, der noch viele weitere folgen.


    Am Mittwoch, 28.05.2008, haben wir D. zu Grabe getragen. A. war so tapfer. Sie hat alles organisiert und sogar eine Rede gehalten, die ausnahmslos jedem Trauergast die Tränen in die Augen trieb. Wir haben uns nach der Beerdigung das erste Mal nach D.'s Tod unterhalten. Sie war so anders. Sie war so bemüht um Stärke, dass es mir Angst machte. Wir verblieben so, dass sie sich bei uns melden würde.


    Am letzten Sonntag kam sie zu mir. Mein Freund war unterwegs, was auch gut so war. Sie kam in die Wohnung mit einer dicken Sonnenbrille auf. Als sie sich auf die Couch setzte und die Brille abnahm, brach sie völlig in sich zusammen. Ich habe mich mein ganzes Leben lang noch nie so nutzlos gefühlt, wie in diesem Moment. Ich wusste nich, was ich sagen sollte, habe sie in den Arm genommen und mit ihr geweint.


    Ich bin völlig hilflos. Sie macht sich Vorwürfe, die an den Haaren herbeigezogen sind, zweifelt an ihrer Beziehung, redet sich ein, eine schlechte Partnerin gewesen zu sein etc.


    Sie hat nichts, überhaupt nichts falsch gemacht. Ich fühle mich miserabel und schlecht, wenn sie Fragen stellt, warum man ihn ihr genommen hat, womit sie das verdient hat, was sie so falsch gemacht hat, so bestraft zu werden etc.


    Was kann ich tun, um ihr beizustehen? Ich habe total Angst, etwas zu sagen, was evtl. bei ihr total falsch ankommt, und alles noch verschlimmert.

  • Hallo liebe Dani!
    Herzlich willkommen hier bei uns.Gut,das du dich "getraut"hast.Mein herzliches Beileid zum Tod eures Freundes!
    Es ist absolut normal das man total neben sich steht,wenn aus einem engen Vertautenkreis-Freundeskreis plötzlich jemand für immer geht.Ihr seid ALLE in ener Art Ausnahmezustand!Du kannst mit deiner Freundin gar nichts falsch machen!Sei einfach nur da,umarme sie höre ihr zu oder schweigt zusammen.Ihr seid beide in der gleichen Situation,auch du hast einen Freund verloren-sie natürlich ihren Mann..
    Darf ich fragen was die Ursache für den plötzlichen Tod war?Er war ja wirklich noch sehr jung.
    Ich hoffe dir geht es einigermassen.
    Sei vorsichtig umarmt
    ich schicke dir ganz viel Kraft-und schreib,wenn du nicht weiter weißt oder nur reden willst.Hier ist immer jemand da!
    Nochmal liebe Grüße von Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Dani,


    erstmal herzlich Willkommen im Forum und danke, dass Du Deine, bzw. Eure bewegende Geschichte mit uns teilst.


    Wenn ich Deinen einfühlsamen Schilderungen folge, denke ich, dass Du gefühlsmässig das Richtige für Deine Freundin tust. Das Wichtigste erscheint mir, dass Du Dir vor Augen hältst, dass es in so einer Situation zuerst so etwas wie "Trost" nicht geben kann und daher der Anspruch zu "trösten" verfehlt ist.


    Das Wichtigste ist es, da zu sein, sich als Gesprächspartner anzubieten und vorallem auch den verstorbenen Menschen immer wieder zum Thema zu machen. Viele tun das nach einer Zeit nicht mehr, weil sie denken, dass dann die Wunde wieder aufgerissen wird. Du wirst erleben, dass es dann - neben viel Traurigkeit - auch immer zu Situationen kommen kann, wo gelacht wird, wenn man sich z.B. an vergangene lustige Situation erinnert.


    Halte uns doch auf dem laufenden, wie es Deiner Freundin, aber auch Dir und Deinem Partner weiter ergeht.


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Liebe Dani,


    auch von mir ein liebes Willkommen,


    ich kann dir sagen, dass es das richtigste war sie in den Arm zu nehmen und mit ihr zu weinen!
    Da sein, das ist so wichtig und darüber reden und reden lassen.
    Es tut weh, das will man sagen können..
    und auch hören...


    Es tut mir leid, dass ihr diesen wichtigen Menschen verloren hat.


    fühl dich bei uns aufgenommen, wir helfen dir gerne


    alles Liebe
    deine

  • Liebe Dani!


    Auch von mir ein eliches Willkommen hier bei uns ... danke für dein Vertrauen, schön dass du da bist!


    Ich kann mich Darinas Worten nur anschließen!
    Wichtig ist es jetzt einfach, ein offenes Ohr und offene Arme zu haben!
    Das hast du für deine liebe Freundin!
    WIR hier haben es für dich, wir hören dir zu, wir fangen dich auf, so wie du es für deine Freundin tust!


    Du wirst sehen, hier bei uns bist du bestens aufgehoben!


    Liebe Dani, ich reiche dir meine Hand,
    Christiane

    Notwendig ist im Augenblick des Todes ein unbesiegbarer Glaube voll höchster geistiger Gelassenheit.

  • Liebe Dani!


    Auch von mir ein leises Willkommen und mein herzliches
    beileid zum tod eures lieben freundes!


    ich kann mich meinen vorschreibern nur anschließen!
    das wichtigste ist jetzt, dass du sie in den arm
    nimmst und ihr zuhörst, wenn sie mit dir reden will.


    ich denk an dich.


    alles liebe
    andrea

  • Liebe Dani


    Ich habe deine Worte gelesen - in mich aufgesaugt.
    Auch ich möchte dich willkommen im Forum heißen.


    Dani, es tut so gut, wenn man merkt das es Menschen gibt die so sehr mitfühlen können. Deine Worte alleine zeigen wie sehr du mit deiner Freundin fühlst.. mehr braucht es nicht.


    Du hast das RICHTIGSTE getan!
    Wie alle vor mir schon geschrieben haben... sei weiterhin für sie da, rede mit ihr, hol die Erinnerungen her...
    Schau mit ihr gemeinsam Fotos an wenn sie möchte, erzähl ihr von euren wunderschönen Erlebnissen.
    Sag ihr wie sehr du ihre Beziehung bewundert hast, das sie "Seelenverwandte" waren.


    Rede mit ihr .. hör nicht auf
    solange ihr über D. redet, wird er immer unter euch sein.
    Dani, du bist eine tolle Freundin!
    Danke für deinen Beitrag, er hat mich zutiefst berührt... man fühlt wie nahe ihr euch steht


    Wie geht es dir?
    Ist es für dich der erste Todesfall?
    schön das du hierher gefunden hast
    ich denk an euch
    eure Chris

  • liebe dani,


    auch von mir mein herzliches beileid zum tod eures freundes und schön, dass du hier bei uns bist!


    buhh.... deine worte! du schreibst sehr mitfühlend und einfühlsam, ich habe jedes wort aufgesaugt.


    ich kann dich sehr gut verstehen, dass es eine sehr schwierige situation ist. deine freundin braucht dich jetzt, mehr als alles andere. du machst das einzig richtige, du bist für sie da - ich finde das wunderschön!
    du kannst nichts falsch machen, dani, nein! hör einfach auf dein gefühl.


    das allerwichtigste ist, dass du ihr deine offene arme reichst und für sie tag und nacht da bist. deine freundin wird höhen und tiefen haben, sie wird auch bestimmt gereizt sein, aber das ist nicht gegen dich. solange du nur für sie da bist, kann sut gar nichts falsch machen.


    ich finde eure freundschaft einfach etwas sehr besonderes und auch mich berührt es sehr, dass nun einer aus eurer mitte gehen musste.


    dani, danke, dass du uns dein vertrauen schenkst.
    lass dich hier fallen, wir sind für dich da!


    alles liebe
    deine petra

    Und alles was bleibt ist Liebe, diese Liebe lässt euch niemals sterben.
    Mama & Papa - ich liebe euch!

  • Hallo zusammen!


    Ich möchte mich erstmal ganz herzlich für Eure lieben Worte bedanken. Ich bin tief berührt und weiß gar nicht, was ich sagen soll.


    Auf einzelne Fragen möchte ich noch ein wenig eingehen. Z.B. auf die Frage, an was D. gestorben ist. Die Autopsie ergab, dass die Bauchspeicheldrüse ihren Dienst versagt hat. In welcher Form genau, ist mir nicht bekannt. Eine solche Frage scheint mir A. gegenüber auch unangemessen. Außerdem ändert es für mich an der Tatsache, dass er nicht mehr da ist, rein gar nichts. Ich kann also nur wiedergeben, was sie mir von sich aus erzählt hat. A. war nichts bekannt, dass D. ein Leiden an besagtem Organ gehabt hat. D. war - wie A. in einer wunderschönen Abschiedsrede bei seiner Beerdigung gesagt hat - ein sehr stolzer Mann, der eine Aversion gegen Ärzte und Kliniken hatte. Er hat am Tag vor seinem Tod Mattheit und Bauchschmerzen geäußert. Auf ihre Frage hin, ob sie einen Arzt holen soll, hat er das vehement verneint. Ihr wurde nach der Autopsie gesagt, dass - selbst wenn sie ihn (notfalls auch gegen seinen Willen) ins Krankenhaus gebracht hätte - er die Nacht bzw. den nächsten Tag nicht überstanden hätte. Und selbst wenn der (ich nenn es mal aus Unwissenheit so) Defekt früher erkannt worden wäre, so wäre die Alternative zum schnellen Tod, der angeblich sofort eingetreten war, ein Leben mit vielen Operationen, Magensonde, Schmerzen, Morphium etc. gewesen. A. hatte gestern einen Termin bei D.'s Hausarzt. Sie wollte wissen, ob D. vorher in diesem Bereich in Behandlung war etc. Außerdem hatte sie vor, den Arzt nach einem Psychologen zu befragen, der ihr zur Seite steht. Ich bin einfach nur froh, dass sie bereit ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie ist wahrlich nicht alleine; es stehen ihr viele Menschen bei - und doch stoßen wir alle schnell an unsere Grenzen. Wir sind alle nicht vom Fach und können nur aus dem Bauch heraus für sie da sein.


    Was mich selbst betrifft, so ist dies leider schon der 3. Todesfall innerhalb von 12 Monaten, der mich mitten ins Herz trifft. Erst starb überraschend meine Oma (ohne großartige Vorerkrankungen), dann eine ganz liebe Kollegin (an Krebs), die ich auch ein halbes Leben kenne und jetzt D.


    Ich bin ein Mensch, der sehr sensibel ist und mit dem Tod von mir nahestehenden Menschen gar nicht klar kommt. Aber ich denke, dass kann keiner. Da bin ich sicher keine Ausnahme. Als z.B. meine Oma starb, habe ich von jetzt auf gleich 40 Grad Fieber und Atemnot bekommen. Ich habe einen total lieben Hausarzt, der sich meiner in solchen Ausnahmesituationen annimmt und zum Teil wohl auch den Psychologen für mich gibt. Seit Omas Tod ist bei mir so eine Art chronische Bronchitis geblieben. So, als nähme mir ihr Tod die Luft zum atmen. Außerdem reagierte ich bei Omas und D.'s Tod zusätzlich mit absoluter Schlaflosigkeit und Angstzuständen. In akuten Phasen - so wie jetzt - bekomme ich vorübergehend gegen die Angstzustände und gegen die Schlaflosigkeit Medikamente. Das hilft aber nur zum Teil. Kommt mein Freund ne halbe Stunde später als sonst, sehe ich ihn schon vor meinem geistigen Auge in einem Autowrack liegen etc.


    Nochmals vielen lieben Dank für Eure Worte.

  • Liebe Dani


    Warum glaubst du das es gegenüber A. unangemessen ist sie zu fragen wie die Bauchspeicheldrüse ihren Dienst versagt hat?
    Wenn ich deine Worte lese, so erzählt sie dir sehr viel... du darfst sie ruhig auch fragen!


    uff.... 3 Todesfälle innerhalb von 12 Monaten..
    ich kann dich gut verstehen das du nervös reagierst wenn dein Freund sich verspätet.
    Und... ja... du hast so recht, mit einem Todesfall kann man nicht klar kommen.... (und es ist auch so, das, wenn man mehrere hintereinander erlebt es nicht zur "Gewohnheit" wird... nein - ganz im Gegenteil, man kommt aus dem Loch nicht mehr raus. Man liegt noch am Boden und schon kommt der nächste Hammer.)


    Dani, kannst du mit deinem Freund über deine Oma, oder über D. reden?
    Kannst du deine Trauer verarbeiten?


    schön das du da bist
    deine Chris

  • Liebe Dani!
    Zunächst möchte ich Dir vorsichtig meine Anteilnahme sagen.3Tode innerhalb so kurzer Zeit.Mir hat eine Trauerbegleiterin gesagt das sich alle Tode summieren.Zuerst Deine Oma.dann der liebe Kollege jetzt ein guter Freund.Es wird nicht leichter und man wird härter.Weiss nicht wer das erfunden hat.Deine freundin kann auf Dich zählen,dass ist sehr wichtig.Es ist jetzt sehr schwer weil die Realisierungsphase noch nicht so weit ist.Es ist alles ganz frisch und im Moment unfassbar.Ich denke an Dich .Alles Liebe Chrisu.

  • Hallo zusammen!


    Nach einem anstrengenden Arbeitstag bin ich nun nach Hause gekommen und hab zuerst einmal den PC eingeschalten, um hier vorbeizusehen. Ich bin gerührt, dass ihr alle so lieb mit einer für Euch völlig fremden Person umgeht. Danke.


    Heute ist Donnerstag, und das heißt, dass mein Gemütszustand sehr zu wünschen übrig lässt. Seit D. gestorben ist, fühle ich mich traurig. Und am Donnerstag, seinem Todestag) fühle ich mich noch niedergeschlagener als sonst. Und wisst ihr was? Ich sehe seit 3 Wochen jeden Donnerstag auf die Uhr, wenn sie 20.37 Uhr anzeigt. Ich kann gar nicht fassen, dass er schon 3 Wochen nicht mehr bei uns ist. Noch fühle ich nicht wirklich, dass er tot ist. Es fühlt sich eher an, als wäre er im Urlaub. Ich habe letzten Sonntag mit A. viel gesprochen, geweint und resümiert.


    Sie hat dann noch via Internet Danksagungskarten für die Trauergäste geordert. Dabei war sie ganz ruhig, so als würde sie eine E-Bay-Auktion durchführen. Das soll sich jetzt nicht falsch anhören. Ich will damit nur sagen, dass ich den Eindruck hatte, dass dieses Bestellen der Karten eine Arbeit war, die sie - obwohl so nah mit dem Todesfall zusammenhängend - eine Art Ablenkung für sie war. Sie musste etwas tun. Und sie musste es gut und genau machen. Demzufolge hat sie sicher gute 2 Stunden daran gearbeitet. Ich habe sie in Ruhe alleine machen lassen und hab mich im Hintergrund gehalten.


    Erst, als sie mich bat, zu ihr zu kommen und den Text zu lesen, ging ich zu ihr. Sie wollte, dass ich den Text auf Fehler durchlese. Ich weiß, sie hätte es nicht ertragen, bei dieser - für sie so wichtigen - Arbeit einen Fehler gemacht zu haben. Sie hat einen wahnsinnig lieben Text verfasst, der mir wiedermal das Wasser in die Augen getrieben hat. Nachdem sie aber sehr gefasst war, habe ich mich bemüht, die Stimmung liebevoll neutral zu halten. Ich habe ihr dann gesagt, dass der Text wunderschön ist und D. ihn sicher mögen würde. Dann bat sie mich, zusammen mit ihr ein Foto auszusuchen, welches auf die Karten gedruckt werden sollte. Sie gab mir eine Foto-CD, die ich in den PC einlegte. Als ich den Foto-Ordner geöffnet hatte, begannen meine Innereien wieder zu flattern. Es waren Fotos aus einem Urlaub. Beide braungebrannt, superglücklich und so lebendig, dass es mich innerlich fast zerissen hat. Ich kann nicht verstehen, wie jemand auf einem Foto so lebendig und gesund aussehen und doch tot sein kann. D. hat nicht geraucht, Alkohol nur in Maßen getrunken und sogar Sport war kein Fremdwort für ihn. Es ist mir unbegreiflich. Ich schweife ab. Wir haben also ein Foto ausgesucht und die Bestellung abgeschickt. Wir vereinbarten, dass sie am nächsten Tag zu mir kommen würde, um sich den Korrekturabzug anzusehen.


    Am Tag darauf (Montag) war ich zwar körperlich in der Arbeit, gedanklich aber nur bei A. Ich wusste, sie würde heute noch vorbeikommen, dann aber wieder in die Großstadt fahren, um aus der Wohnung neue Sachen zu holen etc. Ich machte mir also viele Gedanken, was ich für sie tun könnte. In meiner Mittagspause bin ich dann in ein (eigentlich gut sortiertes) Büchergeschäft gegangen. Ich wollte sehen, ob ich nicht ein gutes Buch über das Abschiednehmen finden kann. Leider gab es zu diesem Thema nur Gedichte. Neben der Buchhandlung befindet sich ein Schreibwarenladen. Dort bin ich dann rein und hab spontan eine Art Tagebuch für Erwachsene gekauft. Also ein gebundenes Buch mit einem Band zum verschließen. Dazu einen Füller und Tintenpatronen. Wieder in der Arbeit angekommen habe ich die Sachen erstmal alle eingepackt und mich dabei gefragt, warum ich gerade diese Sachen gekauft hatte. Und dann fiel mir ein, dass A. x-mal gesagt hat, dass ihre größte Angst ist, irgendetwas, was mit D. zusammenhängt, zu vergessen. Ich dachte, wenn ich ihr dieses Buch gebe, kann sie all ihre Gedanken von früher bis heute festhalten und wird so nie etwas vergessen.


    Am Abend rief sie mich dann an und meinte, sie würde in ca. 10 Minuten da sein. Es ginge ihr aber sehr schlecht, so dass sie nur kurz den Korrekturabzug ansehen und die Bestätigung abschicken wolle. Ich bzw. wir sollen ihr nicht böse sein. Warum auch? Bevor sie kam, habe ich mit meinem Freund besprochen, dass er ihr die Tüte mit unserem Buch geben soll, soz. als Symbol dafür, dass auch er für sie da ist. Dass ich für sie da bin, ist ihr völlig klar. Aber nachdem die Männer mehr miteinander zu tun hatten, wollten wir ein Zeichen setzen, dass mein Freund nicht nur mit D. befreundet ist, sondern vor allem auch für sie da ist. Als sie dann kam, sah sie schrecklich aus. Tiefe Augenringe, brüchige Stimme. Ich hatte schon alles hergerichtet: den Korrekturabzug ausgedruckt, PC angeschaltet. Sie hat sich alles durchgesehen, mich und meinen Freund ums Korrekturlesen gebeten und dann die Bestellung abgeschickt. Dann wollte sie ganz schnell weg.


    Ich habe meinem Freund dann nur zugenickt, weil er wie ein Häufchen Elend auf der Couch saß und den "richtigen Zeitpunkt" für die Übergabe nicht fand. Dafür gab es auch keinen "richtigen Zeitpunkt". Als sie mich zur Verabschiedung in den Arm nahm, wir uns wie immer auf die Backen küssten, löste sie sich von mir, dreht sich um, sagte zu meinem Freund nur "Tschüss, bis dann" und wollte schon weg. Er bat sie, noch 2 Sekunden zu warten. Ich sah, wie widerwillig sie seiner Bitte nachkam. Am liebsten wäre sie einfach weggelaufen. Er drückte ihr die Tüte in die Hand und sagte, sie solle, wenn sie sich danach fühle - einfach reinsehen. Sie würde wissen, was wir damit sagen möchten. Daraufhin nahm sie ihn in die Arme, drückte und küssste ihn und weinte. Ich stand dahinter und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie bedankte sich und ging.


    Als sie bei der Tür draußen war, standen mein Freund und ich im Gang. Er sprang förmlich auf mich zu, riß mich in seine Arme und hat mich so fest gedrückt, dass ich kaum Luft bekam. So standen wir da und weinten miteinander.


    Ich habe erst vor kurzem ein ganz blödes Kinderspiel gekauft: Spongebob Monopoly. Mein Freund hasst Monopoly. Aber wir haben festgestellt, wenn es uns ganz schlecht geht, dann lenkt eine kleine Runde von diesem dämlichen Spiel uns ein wenig ab. Manchmal sind es eben die kleinen Sachen.


    Chris hat in einem Beitrag gefragt, ob mein Freund mir bei meiner Trauer beistehen kann. Als meine Oma starb, war er mein stärkster Halt. Wir sind ja schon sehr lange zusammen und er kennt mich. Ich muss nicht viel oder gar nichts sagen und er versteht mich. Als Oma starb, wusste er wohl instinktiv, was er wann tun oder lassen oder sagen sollte. Ich denke, er konnte so gut auf mich eingehen, weil er nicht so einen extremen Bezug zu meiner Oma hatte. Bei D.'s Tod sieht die Sache ein wenig anders aus. Auch er muss einen schlimmen Verlust verarbeiten. Man hat im Leben nur einen oder zwei richtig echte Freunde (ich rede nicht von Kumpels); und D. war zweifellos einer davon. Wir stützen uns gegenseitig, so gut wir können. Sind wir traurig, dann spielt er mir zulieben eine Runde Spongebob-Monopoly, obwohl er lieber die Spielfiguren essen würde, als damit zu spielen...


    Wir werden das schon packen. Es wird aber viel Zeit brauchen.


    Fühlt auch alle von mir umarmt und gedrückt für Eure liebe Anteilnahme. Ich bin mir sicher, hier mit meiner derzeitigen Situation am absolut richtigen Platz zu sein.

  • Liebe Dani!
    Zunächst möchte ich Dir schreiben so eine Freundin wie Dich kann man sich nur wünschen!!!
    Deine Freundin steht unter Schock,man kann das als Schutzmechanismus verstehen.Die Besten aber nur die Besten Sachen sollen zur Beerdigung Recht sein.
    Ich könnte das jetzt 4 Monate nach dem Tod meines Sohnes alles nicht mehr.
    Das was Du mit der Uhrzeit erlebst habe ich wochenlang gehabt.Immer wenn die Uhrzeit 5 Uhr war,habe ich das gleiche gedacht wie Du.
    Bei Dir war es 20.37.
    Ich glaube,dass es für einen Buchtipp noch zu kurz ist,das richtige Buch auszuwählen.Habe sehr viel gelesen,aber in Eurem Fall wäre unbedingt ein Buch über den Verlust des Partners angebracht sonst findet Sie nicht Ihre spezielle Hilfe.
    Mag mich hier nicht wichtig machen verstehe Dich als IhreFreundin sehr gut.Für Dich und Deinem Mann ist es nicht leicht.Ihr befindet Euch alle noch in der Phase "des nicht Wahrhaben wollens".Tut mir aufrichtig leid und Alles Liebe Chrisu.

  • Liebe Dani


    Deine Beiträge berühren mich... du schreibst so wundervoll. Kannst auch unglaublich gut "beschreiben"!


    Einen Freund wie dich, möchte glaub ich jeder von uns gerne haben! Du fragst nicht lange, du machst.
    Du bist für A. einfach da und lässt sie... wenn sie reden möchte, hörst du zu, wenn sie weinen möchte, dann bist du für sie da.


    Danke für deine Antwort auf meine Frage. Dani, ich freu mich das dein Freund dir ohne viele Worte so toll beigestanden hat. Ich kenne so viele Menschen bei denen die Beziehung an einem Trauerfall zerbrochen ist. Eure Beziehung ist was besonderes... behalte und behüte sie!


    Du kannst bei A. nicht viel falsch machen, du hast das richtige Gefühl!
    Dani, schön das du hier bist und mit uns schreibst, ich lese deine Beiträge so gerne
    Danke
    deine Chris

  • Liebe Dani,


    danke, dass du uns deine Erlebnisse erzählst, du beschreibst das so gut. (so wie Chris das schon geschrieben hat)


    Dani, ich hatte vor ca.15 Jahren eine ähnliche Situation.


    Nur war ich in der Rolle deines Freundes, obwohl meine Freundin starb.
    Mein damaliger Freund hatte den Hörer in der Hand und sagte:
    Nein, das gibts nicht....ja gut..ich werde es ihr sagen...


    ich wußte es bevor er es aussprach.


    Das ist also 15 Jahre her, doch ich hatte gleich die Bilder im Kopf, als ich deine Zeilen las.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft um für euch beide und für deine Freundin da sein zu können.
    Die Idee mit dem Buch ist großartig, das hast du ganz toll gemacht.


    Ja, so eine Freundin, wie dich kann man sich nur wünschen!


    Schön, dass du bei uns bist! ;)
    deine

  • Liebe Dani!


    Auch von mir ein stilles Willkommen hier im Forum!
    Es tut mir so leid, dass Ihr Euren Freund D. verloren habt.


    So wie Du schreibst, kann man sich ganz in Eure Situation
    hineinfühlen.
    Es ist schrecklich und ich kann schon verstehen, dass Du Dich
    hilflos fühlst - einerseits möchtest Du Deiner Freundin helfen, und andererseits bist Du ja selbst auch betroffen...
    Ich finde auch dass Du nichts falsch machen kannst, wenn Du
    Deinem Gefühl folgst. Du machst instinktiv das Richtige für A.!
    Die Idee mit dem Buch ist wirklich schön - ich habe für meine Erinnerungen an meinen Sohn auch eines angelegt.
    Ein Erinnerungsbuch - die Angst, alles zu vergessen ist da und man kann seine Gedanken und Gefühle aufschreiben.


    Ich wünsche Euch viel Kraft, diese schwere Zeit gemeinsam
    durchzustehen!


    Alles Liebe!


    Kate

  • Hallo Ihr Lieben!


    Ich bin jedes Mal aufs neue berührt, wenn ich hier vorbeischaue und Eure Beiträge lese. Ihr gebt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein - und vor allem: verstanden zu werden.


    Das ist leider nicht überall so. In der Arbeit z.B. teilen sich die Meinungen. Die einen, die mich schon jahrelang kennen, respektieren meine Veränderung. Ich bin in meinem Wesen momentan irgendwie gedämpft. Ich bin nicht grantig oder so. Es ist einfach so, dass die Traurigkeit mich viel stiller hat werden lassen. Ich kann und will nicht einfach so weitermachen wie vorher. Noch nicht. Meine Welt steht eben noch still bzw. dreht sich viel langsamer als vorher. Dass sich die der anderen normal weiter dreht, ist für mich ok.


    Der eine Teil meiner Kollegen spürt die Stimmung in mir und respektiert sie. Meine Zimmerkollegin z.B. eher nicht. Sie hat mitbekommen, was passiert ist, hat aber nicht mit einem Wort mit mir darüber gesprochen. Sie ist gute 5 Jahre jünger als ich, was eigentlich nichts heißt. Wir arbeiten nun seit 6 Jahren zusammen. Gute Freundinnen werden wir nie werden; das war von Anfang an klar. Sie ist halt in ihrer Art und in ihren Sichtweisen so ganz anders als ich. Sie sieht sich meist als "Nabel der Welt". Trotzdem haben wir in den letzten Jahren irgendwie einen Weg gefunden, miteinander umzugehen. D.h. ich halte mit meiner Meinung hinterm Berg, damit nicht ständig dicke Luft ist. Und so funktionierte das ganz gut.


    Als sich z.B. vor einem Jahr ihr Freund ohne Voranmeldung von ihr trennte, hab ich mit ihr gelitten. Sie tat mir so leid. Wir haben viele tiefgründige Gespräche geführt und ich war für sie da. Nach ca. 2 Monaten, als sie das Schlimmste hinter sich hatte, rief er sie an - und schwupp - waren sie wieder zusammen. Eine Aussprache gab es nicht. Für mich unverständlich. Aber wenn es ihr gut tut, war es mir recht. Z.B. ist es auch bei uns in der Firma nicht üblich, mehr als 2 1/2 Wochen Urlaub zu nehmen. Sie wollte letztes Jahr vier Wochen. Ich stand hinter ihr und hab beim Chef dafür gesprochen. Sie ging in die 4 Wochen Urlaub (mittem im Sommer, wo also allgemein Notbesetzung angesagt ist) und ich war in der Arbeit. In diesen 4 Wochen starb dann auch meine Oma. Machte das ganze natürlich nicht leichter. Ich konnte nur 2 Tage (inkl. Beerdigung) ausfallen, obwohl ich nicht nur psychisch, sondern auch physisch total litt. Ich kann mich nicht mal genau daran erinnern, wie ich die Tage in der Arbeit rumbekommen habe. Ich weiß nur noch, dass am ersten Tag nach Omas Tod ich in der Mittagspause mit meiner Mama zum Bestatter gefahren bin, um die Beerdigung zu besprechen. Danach gings wieder in die Arbeit; ging ja nicht anders. Mein Chef war schon nicht erfreut, dass ich am Tag der Beerdigung nicht zur Arbeit kam...


    Damit will ich eigentlich sagen, dass ich - trotz unserer Differenzen - immer bemüht war, die Stimmung gut zu halten. Als D. starb, befanden meine Kollegin und ich uns grad in einer "ungünstigen Phase", was heißen will, sie sprach schon seit 2 Tagen aus mir unerklärlichen Gründen nicht mehr mit mir. Aber nachdem mir D.'s Tod so naheging, war es mir egal. Einer unserer Chefs provozierte daraufhin eine Aussprache, die auch den Grund für ihre Laune offenbarte (eine absolute Kleinigkeit; sie fühlte sich übergangen, weil ich etwas, was wir im Vorfeld grob besprochen hatten, mit anderen Kollegen und dem Chef abgestimmt hatte und sie im Nachheinen nicht noch mal detailliert darüber informiert habe). Als ich ihr im Laufe des Gesprächs dann sagte, dass - wenn sie wegen dieser Kleinigkeit seit Tagen den Mund nicht mehr aufkriegen würde - ich sie nicht verstehen könnte. Das wäre so kindisch. Es gäbe schließlich Schlimmeres auf der Welt, als diese Kleinigkeiten. Daraufhin zog sie die Augenbrauen hoch und meinte wörtlich: "Kindisch bist Du. Hättest ja mit mir reden können. Aber es mag ja sein, dass Du in Deiner momentanen überspannten Gefühlslage das so siehst. Für mich ist das aber wichtig."


    So, das war's. Soviel Ignoranz und Egomanie kann ich nicht akzeptieren. Ich bin traurig, dass jemand, dem ich immer beistand, so wenig Einfühlungsvermögen an den Tag legt, wie sie. Schwamm drüber. Aus solchen Sachen lerne ich.


    Gestern hatte ich ein Telefonat mit meiner Freundin K. Bei ihr hat A. die letzte Woche über gewohnt. Der Termin bei D.'s Hausarzt ist gut verlaufen. Er hat A. sogar gesagt, dass D. zwar bei ihm war, er aber keine Auffälligkeiten diagnostiziert hatte. Allein diese Tatsache nimmt ihr viel Last von den Schultern. Jetzt kann sie sich keine Vorwürfe mehr machen, sie hätte etwas merken, anders machen müssen etc. Dieser Arzt hat ihr auch angeboten, ihre psychologische Betreuung zu übernehmen. Sie hat das Angebot angenommen. Mittlerweile hat A. beschlossen, die Wohnung aufzugeben. Das finde ich gut - nicht nur aus finanziellen Aspekten. Ich bin der Meinung, dass in der Wohnung für sie nur immer der eine, der schlimmste Tag erinnerlich sein wird; aber wenig von den schönen fast 15 Jahren. Mal sehen, wann sie es umsetzen will; denn dann werden wir selbstverständlich mit hochgekrempelten Ärmeln da stehen und helfen.


    Mein Freund und ich haben gestern besprochen, dass wir am Donnerstag zu D.'s Grab fahren werden, um ihm Blumen zu bringen und einen "ruhigen Abschied" von ihm zu nehmen. Auf der Beerdigung war das irgendwie für uns beide nicht möglich. Donnerstag deswegen, weil seit seinem Tod 4 Wochen vergangen sind. Ich kann es gar nicht fassen, dass 4 Wochen ins Land gezogen sind. Meine innere Uhr spricht eine ganz andere Sprache.


    Für A. bricht jetzt noch einnmal eine sehr belastende und schlimme Zeit an. Am Mittwoch haben sie und D. ihren 15. Jahrestag. Und einen Monat später hat er Geburtstag. Mir ist klar, dass diese Tage für sie immer schwer bleiben werden. Aber jetzt, so kurz nachdem er uns verlassen hat, empfinde ich diese Häufung wichtiger Tage als extreme weitere Prüfung für A. Aber sie ist stark.


    Mein Freund und ich haben begonnen, Begebenheiten, die wir mit D. erlebt haben, aufzuschreiben. Das hat A. sich gewünscht. Es ist schön, über ihn zu sprechen, zumal mein Freund ein besseres Gedächtnis zu haben scheint als ich. Er bringt Storys auf den Tisch, die in den Tiefen meines Hirnes vergraben sind und erst auf seine Intervention hin nach oben blubbern.


    Ich wünsche Euch allen viel Kraft und Stärke. Ich habe mir vorgenommen, hier im Forum zu bleiben. Und eines Tages, wenn meine Welt sich wieder richtig dreht, bin ich mir sicher, auch für den ein oder anderen von Euch da sein zu können.


    Fühlt Euch umarmt!
    Dani

  • Liebe Dani,


    schön, wenn du dich bei uns wohl fühlst, verstanden und aufgehoben...


    Unsere Uhr geht einfach anders, langsamer, da hast du Recht. Und so manch einer kann damit umgehen und dann gibt es Menschen, die das nicht verstehen. Leider.
    Wichtig ist, dass du dir Zeit gibst, gehe in dem Tempo wie du kannst. Lass dir Zeit, die Zeit, die du brauchst..


    Mit manchen Menschen lebt man oberflächlich wie bisher, andere lernt man durch einen Todesfall besser kennen und manchmal kommt es auch vor, dass man seine Beziehung zu einem Menschen trennt. Das es einfach für einen besser ist dies zu tun.


    Ich finde es einfach nur stark, was du für deine Kolegin gemacht hast umso trauriger ist es, das so wenig eigentlich nichts zurück gekommen ist, für dein Einfühlungsvermögen.


    Manche Menschen verstehen erst, wenn sie selbst etwas verlieren,...


    Ganz toll finde ich, dass ihr die Erinnerungen, die ihr mit D. habt, aufschreibt.


    Dani, habt ihr für den Mittwoch etwas geplant? Gebt ihr das Gefühl, dass ihr da seid, auch wenn sie einfach nur dasitzen will und über ihn reden möchte, es ist zwar schwer für jemanden, dass er sagt: Ich brauche Hilfe! oder Bitte kommt! doch ich glaube ihr könnt das besser abschätzen, was ihr gut tun wird an diesem Tag.


    Vielleicht hat jemand eine Idee?


    Liebe Dani, ich wünsche dir weiterhin viel Kraft,
    du kannst uns jederzeit schreiben, ich lese gerne deine Zeilen.
    Vieln Dank, dass du da bist
    alles Liebe
    deine

  • Liebe Dani,


    schön, dass du dich hier wohl fühlst.


    ich muss mich den worten von darina anschließen und kann dich sehr gut verstehen.


    manche menschen jammern schon wegen jeder kleinigkeit. ich
    kenne auch solche. das ist einfach nur anstrengend. sie
    wissen nicht was es heißt, wenn man einen lieben menschen
    verliert oder wenn jemand wirklich einen schweren
    schicksalschlag zu bewältigen hat.


    du bist wirklich ein tolle frau. deine freundin kann sich
    glücklich schätzen, dass sie dich hat und ich glaube das
    tut sie auch. du kannst stolz sein auf dich.


    schön, dass du da bist.
    alles liebe
    andrea

  • Liebe Dani


    Deine Kollegin... wow... ohne Worte!
    Sie ist ein sehr selbstsüchtiger und egoistischer Mensch?!!
    Wenn es dir weh tut, dann musst du was ändern.


    Ich habe dieses Jahr den Spruch für mich gefunden
    "wenn ich will das sich was ändert, dann muss ich mich ändern"


    Du bist so nett zu ihr, bemühst dich... aber es ihr anscheinend nie genug. Vielleicht machst du einfach zuviel?


    Wenn ich deine Worte lese, dann fühle ich wie nahe du D. und A. stehst. Du fühlst und leidest mit deiner Freundin.
    Dani, du bist eine wunderbare Freundin
    Du spürst den Schmerz so tief in dir... kann es sein das bei dir jetzt auch viel vom Tod von deiner Oma hochkommt?
    Du hattest ja damals keine Zeit zu trauern...
    du musstest funktionieren


    Dani, ich schließe mich den Anderen an... es ist wunderbar das ihr die Erinnerungen an D. aufschreibt.
    Ich finde das nachahmenswert!
    Danke für die Idee!


    es ist einfach nur schön das du bei uns bist
    hab eine ruhige Nacht
    liebe Grüße Chris