Ich vermisse Dich enorm!

  • an das Forum vorab:

    Ich danke Euch wirklich, dass es eine solche Möglichkeit gibt, in der man sieht, dass man nicht der Einzige ist, der einen solches Schicksal hinnehmen muss.

    Ich lese viel hier, und denke ich kann auch bald darüber erzählen. Weil ich hoffe, dass es dann für mich etwas einfacher wird.

    Momentan habe ich erst den ersten Schritt (die Anmeldung) machen können.

  • Hallo,

    Meine Situation: meine Frau(eigentlich Partnerin) für mich war sie aber trotzdem meine Frau. Wir waren nicht verheiratet. Wir haben so zusammengelebt. Sie war schon mal verheiratet. Aus dieser Ehe ist ein Kind hervorgegangen

    Ich habe mit Beiden zusammengelebt. Wir waren glücklich, alle zusammen. Dann haben meine Frau und ich zusammen ein Kind bekommen.(waren als Patchwork-Familie glücklich).vor 12 Jahren ist der Vater meiner Frau verstorben

    Dann haben wir die Mutter meiner Frau zu uns geholt. Im Jahr 2018 wurde die Mutter meiner Frau krank, dass sie gepflegt werden musste. Das machte meine Frau (sie hörte auf zu arbeiten, und nahm sich Pflegezeit) bei uns im Haus. Anfang Juni ist die Mutter meiner Frau verstorben. Sie beendete die Pflegezeit, und fing wieder an zu arbeiten. Es dauerte nur 2 Wochen. Dann wurde sie selber krank und musste ins Krankenhaus. Ihre Diagnose war nicht rosig. Sie wurde dann in ein anderes Krankenhaus verlegt. Das war 30 Km von uns weg. Ich bin täglich zu ihr gefahren und habe jeden Tag mit ihr verbracht. Ich habe jedes Ergebnis von jeder Untersuchung(und das waren nicht Wenige) erfahren. Teils von ihr, teils von den Ärzten. Ich hatte jeden Tag die Entscheidung zu treffen: unsere Tochter oder meine Frau. Am Anfang habe ich noch Zuhause geschlafen. Dass unsere Tochter(zu dem Zeitpunkt 17) zumindest von ihrem Vater was hatte. Sie hat oft abends ihre Mama im Krankenhaus besucht. Da haben wir uns dann alle gesehen. Die letzte Zeit habe ich im Krankenhaus bei meiner Frau im Zimmer geschlafen. Da war ich tagsüber bei ihr, bin abends heim zum Duschen, und dann wieder zu ihr zum schlafen.

    Am 02.10. Ist sie in der Nacht neben meinem Bett in ihrem Bett verstorben

    Danach habe ich die Beerdigung organisiert . Die ganzen Formalitäten erledigt ( ist nicht ganz einfach, wenn als erste Frage kommt: wer sind Sie eigentlich) ich habe nebenbei die Sachen für unsere Tochter erledigt. Die war ja erst 17, und durfte nichts selber machen.

    Als ich alles soweit geregelt hatte, und ich versuchen wollte, ein neues Leben aufzubauen, kamen die heftigen Reglementierungen wegen der Corona-Krise. D.h. ausser auf den Friedhof, zur Arbeit , Lebensmittel einkaufen haben wir nicht viele Möglichkeiten. Ich liege abends oft alleine da, und mache mir meine Gedanken

    Und heute konnte ich das alles mal aussprechen. Und ich denke, dass mir das gut tut.

    Danke für die Möglichkeit!!!

  • Lieber Bernio,


    sei willkommen in unserem Forum, in dem eigentlich niemand sein wollte.

    Ich hätte dich gerne lieber woanders kennengelernt.


    Mich berührt zu lesen, wie liebevoll du dich um deine Frau gekümmert hast.

    Du hast ihr den größten Liebesdienst erwiesen, den man erbringen kann - du warst Tag und Nacht bei ihr. Sie war nicht allein.


    Der Spagat zwischen 17jähriger Tochter und deiner Liebsten war sicherlich sehr schwer und hat dich bestimmt viel Kraft gekostet.


    Jetzt liegt deine Welt in Scherben. Alle Pläne, alle Wünsche sind geplatzt wie Seifenblasen. Nichts ist mehr wie es war...


    Bernio, du hast ja schon viel hier gelesen und sicher bemerkt, dass wir hier im Grunde sehr liebevoll miteinander umgehen und uns gegenseitig stützen - soweit es eben geht.


    Den tiefen Schmerz können wir uns allerdings gegenseitig nicht nehmen. Nicht ein einziges, winziges Stückchen.


    Diesen abgrundtiefenSchmerz muss jeder alleine tragen.


    Aber,

    wir hören uns zu.

    Uns alle verbindet die Trauer um einen oder mehrere geliebte Menschen.

    Wir verstehen einander und teilen uns gegenseitig unsere Erfahrungen mit, teilen Kraft und Hoffnung miteinander.


    Und das ist ganz viel.


    Schreibe hier so oft und wann du willst.


    Schreiben befreit, ordnet Gedanken.


    Mir hat das Schreiben und Lesen hier viel geholfen und es hilft immer noch.


    Immer wenn es mir schlecht geht und ich meine, ich schaff das alles nicht mehr, flüchte ich hierher.


    Ich fühle mich dann nicht mehr so alleine.


    Ich habe schon viele, mir sehr wichtige geliebte, Menschen verloren. Und ich weiß daher, dass Trauer ein über Jahre andauernder Prozeß ist.


    Aber ich weiß auch - aus dieser Erfahrung heraus - dass der Schmerz mit den Jahren etwas verblasst, einen nicht mehr so sehr quält. Er wird sanfter mit der Zeit und wir lernen, ganz, ganz langsam, millimeterweis mit dem Verlust zu leben und unser Leben wieder in den Griff zu bekommen.

    Irgendwann (und das kann leider Jahre dauern) spüren wir, dass das Leben wieder einen Sinn hat.


    Doch bis es soweit ist, müssen wir alle einen steinigen Weg gehen,


    Einen Weg mit vielen auf und abs, mit schrecklich vielen Löchern, aus denen wir meinen nicht herauskrabbeln zu können. Einen Weg mit viel Gefühlschaos, Angst, Verzweiflung....


    Eine ganz schlimme Zeit...


    Die Trauer bleibt irgendwie, aber sie läß sich irgendwann leichter ertragen.


    Bis dahin brauchst du viel Geduld.


    Viel Geduld.


    Nimm dir Zeit und überfordere dich nicht. Pass auf dich auf und trage Sorge für dich.


    Ich wünsche dir alle Kraft der Welt

    und den Mut,

    dich deinen Schmerzen zu stellen.


    Und ich wünsche dir zwischendurch kleine Lichtblicke, die dich Atem schöpfen lassen und dir etwas Ruhe bringen.


    Magst du mehr über deine Frau erzählen? Wie war sie? Was hat sie erfreut? Wie habt ihr euch kennengelernt? Was hat dir an ihr fasziniert, als ihr euch kennengelernt habt?


    Ich/wir hören dir gerne zu.


    Aber du musst nichts darüber schreiben.


    Nur wenn du willst,

    wenn du es kannst

    und es dir gut tut

    und wenn dir danach ist.


    Komm gut durch den Tag.


    blaumeise

  • Hallo Bernio


    Schön das du auch hier bist.🤗

    Ich bin auch sehr neu.

    Es war für mich auch eine große Überwindung diesen Schritt zu gehen. Erst habe etwas rum gestöbert und oft wieder alles zu gemacht.
    ich hab in der Kindheit ( in meiner Familie gab es nicht so viel schönes!Alkohol war immer da) nie gelernt zu reden. Ich muss schnell selbstständig werden .
    Meine Therapeutin fand ein Forum gut für mich , hab mich aber nicht ran getraut. Sie jetzt ganz stolz auf mich und freut sich ,das ich den Schritt gewagt hab.

    Ich merke das es alle hier alle so geht , das sie einen ähnlichen Schmerz haben. Und das alle ,es verstehen wie man sich fühlt. Ich lese das viele ähnliche Gedanken & Gefühle haben. Vielleicht kann ich von dem einem oder anderen etwas lernen und mitnehmen.
    Es tut gut , zu wissen das ich nicht alleine bin.

    Ich weine oft , wenn ich hier lese oder schreibe. Aber gehört auch dazu es zu verarbeiten.es ein Stück weit schwer aber auch gut.

    Ich finde es toll das du dich angemeldet hast.....

    Lass dir Zeit, es drängt uns ja keiner.


    herzliche Grüße 🌸

  • Lieber Bernio,

    Schön dich etwas näher kennenzulernen durch deine Geschichte. Wie geht es deiner Tochter in dieser Situation?


    Das Schreiben ist bestimmt eine gute Möglichkeit alles zu verarbeiten. Und man ist auch mit seinen Gedanken nicht ganz so allein.

    Hier findest du immer jemanden der zuhört <3

  • Liebe Isabel,


    Wir versuchen beide das Beste daraus zu machen. Auch sie hat es noch schwer. Und momentan durften sie ja nicht mal ihre Freunde treffen Aber das wurde ja schon leichter, und ist auch gut für sie. Und sie hat ihren Freund, der wegen Corona bei uns eingezogen ist.

    Ich wollte, dass sie sich auch sehen konnten, ind er musste nur aus dem Haus um zur Arbeit zu fahren. Und das war immer ein wichtiger Grund um das Haus zu verlassen und somit immer erlaubt...

  • lieber Bernio,


    auch von mir ein liebes willkommen hier im forum...


    und mein tiefes beileid zu deinem verlust.


    wir können uns hier den schmerz leider nicht nehmen, aber wir können uns "zuhören" und sind füreinander da, wir teilen unser leid miteinander, das macht es manchmal erträglicher durch den tag zu kommen.


    auch ich durfte bei meinem mann sein als er starb, hatte wie du ein krankenhausbett das neben seinem stand. wenigstens das ist geblieben - der direkte abschied.


    lieber gruß von Bine

  • hallo Bernio,

    tja, eigentlich sollte man hier niemanden willkommen heissen, denn jede/r, die/der hier schreibt, hat sich meist mit tiefer Trauer durch Verlust und Schmerz und Verzweiflung und Rückschlägen... herumzuschlagen... deshalb würde sicher jede/r gern darauf verzichten, sich hier anmelden zu müssen - ABER - oft haben die Menschen, welche hier aufschlagen, keine andere Wahl mehr weil sie nicht mehr weiter wissen und GENAU DESHALB: dieses Forum bietet VIELEN den einzigen Halt, die einzige Möglichkeit, zu "reden", vor Allem aber VERSTANDEN ZU WERDEN, sich für keine Träne, keinen noch so "verrückten" Gedanken entschuldigen zu müssen - denn - jede/r muss seinen eigenen Weg finden - dabei können jedoch VIELE helfen, mit den eigenen Erfahrungen, Vorschlägen oder einfach nur beim "Zuhören", Trösten, Umarmen ...

    und wenn es der/dem Einen nicht gutgeht, springt jemand anders in die Bresche - Du wirst hier NIEMALS allein sein!

    in diesem Sinne - viel Kraft und ein :30:

  • Hallo Andrea,


    Danke für die Trostumarmung


    Hier sind alle wirklich nett zu mir. Das hilft mir sehr!

    Ich habe es heute morgen schon gelesen, musste aber dann weg in die Arbeit!

    Drum kann ich mich jetzt erst bedanken! :2:

  • Hallo Bine,

    Danke für Deine Aussage.

    Ich weiß, dass ich nichts muss. Deshalb bin ich auch so gerne hier.

    Ich habe die letzten Monate immer gemusst. Versicherungen, Ämter,Banken, Autohändler...

    Und jetzt nicht mehr. Und das befreit wirklich.

    Vielleicht bekomme ich jetzt dann mein eigenes Leben auf die Reihe. Ich weiß es nicht, aber hoffe es;)

  • Hey Isabel,

    Dass meine Tochter Gesellschaft hatte, finde ich auch gut! Sie sagte immer: ich brauche das nicht.

    Ich habe es anders gesehen!

    Und ich glaube ich lag richtig.

    Drum geht es ihr soweit einigermaßen. Glaube ich.

    Auch wenn es für sie wirklich auch extrem schlimm hinzunehmen ist!

  • Hallo, ich war gerade auf dem Friedhof bei meiner Frau

    Ich hätte nie gedacht, dass mir das mal gut tuen wird.

    Ich war die letzte Zeit öfters, und da fühle ich mich wohl

    Wenn der ganze Tag erledigt ist, und ich Zeit für meine Frau aufbringen kann. Das Letzte was ich noch tun kann. Und das ist auch gut für mich.

    Das ist das Erste an dem ich merke, dass ich mich verändere. Ich sah nie einen Grund, dass ich mich verändern sollte, weil ich mit der Situation eigentlich richtig zufrieden war.

    Jetzt ist halt Alles anders. 🤔