Alles völlig unklar. Ich weiß nicht was ich fühle

  • Hallo

    ich weis nicht recht wie ich es schreiben soll.

    Ende Februar ist mein Mann verstorben. Er hatte zwar einige gesundheitliche Baustellen aber in sich nichts was einen seinen Tod erwarten lässt.
    Nach dem er 3-4 Tage lang Probleme mit einem seiner Füße hatte ist er ausgerutscht und gefallen. Mein Mann war stark übergewichtig und konnte sich nicht direkt aufrichten. Er hat versucht sich um zu drehen und sozusagen auf dem Bauch ins Schlafzimmer zu robben, weil ich konnte ihn auf Grund seines Gewichtes nicht aufrichten konnte.

    Dort wollte er sich dann ins Bett ziehen, das haben wir schon öfter so gemacht. Nur seit dem er das Letzte mal gestürzt ist sind gut zwei Jahre vergangen und leider hat er in der Zeit weiter zugenommen. Jedenfalls schien die Anstrengung zuviel für sein Herz, Er verlor das Bewusstsein und starb in meinen Armen. Ich konnte ihn nicht umdrehen um in zu reanimieren, er war einfach zu schwer. Der einzige Trost war das er selber wohl nichts gespürt hat aber ich habe gespürt wie er fort ging. Als der alarmierte Notarzt eintraf und nur noch seinen Tod feststellen konnte und mir das sagte war ich zwar erschrocken aber nicht wirklich überrascht. Wie gesagt, er sagte mir etwas was ich eigentlich schon wusste.

    Und dann kam Corona, keine Freunde, keine Verwandten, die wirklich mit mir trauern konnten, sie telefonieren zwar mit mir aber trotzdem sie zu sehen ist was andres. Beerdigt habe ich ihn dann fast alleine, es war nur der Pastor, ein Bekannter meines Mannes der eigentlich gar nicht bleiben wollte und zwei Bekannte aus meiner Kirchengemeinde dabei und ein Teddybär (nicht den Kopf schütteln, Teddybären spielen in Moment eine ganz große Rolle bei mir, sie wärmen mich)
    So weit die Geschichte.

    Warum bin ich hier, so wirklich kann ich das auch nicht erklären. Ich weiß gar nicht was ich fühlen soll oder will.
    Mir kommt es so vor als wollte ich einfach meinen Alltag weiter leben. Klar bin ich mach mal traurig aber es ist wie ein Luftloch im Flugzeug von einem Moment zum anderen ist es da und

    dann ist es wieder weg. Und es hinterlässt ein ganz mieses Gefühl der Leere aber auch des Verrates. Ich habe ihn doch geliebt und nun fühlt es sich für mich so an als würde mir diese Liebe entgleiten, sich einfach in Luft auflösen, als hätte es sie nie gegeben. Als wehre es ein Arbeitskollege oder jemand der mir nicht sehr nahe stand der gestorben ist aber nicht mein Mann.
    Und genau diese beängstig und bedrückt mich, es ist mir unheimlich.

    Ich bin verwirrt, ich weiß nicht wie sich Trauer anfühlt. Vielleicht habe ich auch Angst vor der Trauer, ich weiß es wirklich nicht.


    Euer Wolfskind


    Wolfskind: ein Wanderer zwischen den Welten "nicht Mensch und nicht Tier, weder das Eine noch das Andere" so fühle ich mich gerade, als würde ich zwischen den Welten schweben.

  • Liebe Wolfskind,


    Mein aufrichtiges Beileid zu Deinem Verlust. Die Trauer ist etwas sehr individuelles, jede(r) lebt diese auf seine Art. Es kann auch sein, dass ein tiefes Trauertal noch kommt. Muss aber nicht. Vielleicht hattest Du innerlich schon länger so etwas befürchtet. Ich wünsche Dir auf jeden Fall das Beste für Deine schwere Zeit und willkommen im Forum.


    LG,

    Sky / Robert

  • alles nur VIELLEICHT, denn auch wir können nicht in Dich hineinsehen - aber - ich glaube auch, dass der Hammer noch kommen wird - momentan wirst Du von Deinem Ich geschützt ... zwischen den Welten ...

    Egal was, egal wann und wenn es auch nur ein VIELLEICHT ist oder ICH WEIß NICHT - immer raus damit, wann immer Dir danach zumute ist.

    Ich drück Dir die Daumen, dass Dich der Hammer tatsächlich nicht trifft.

    :24:

  • Hallo Wolfskind,

    habe tief bewegt deine Geschichte gelesen. Mein Beileid!

    Ich möchte nicht viel sagen, nur das eine: Gefühle sind, wie sie sind. Manchmal anders als erwartet. Aber sie sind auf jeden Fall ok, so wie sie sind.

    Wenn du jetzt nicht rund um die Uhr in Verzweiflungsgefühlen bist, dann ist das so. Dann kannst du dadurch vielleicht deine Kräfte schonen - und das ist doch gut.

    Wie es weiter gehen wird.... Das kann niemand vorhersehen. Jeder Trauerprozess ist anders. In meinem Fall wurde es nicht so schmerzhaft, wie ich befürchtet hatte. Auch das ist möglich.

    Alles Gute Dir 💚

  • Liebes Wolfskind,

    als mein Mann im März nach sehr langer Krankheit starb, dachte ich, daß er es nun geschafft hat.

    Natürlich war ich traurig, aber ich dachte, ich gehe einfach in den Alltag über.


    Bis mich Trauer, mit einem mal sehr, sehr heftig überflutete.

    Bis dahin wusste ich nicht was das ist: Trauer.


    Bei jedem ist es anders, hab ich hier gelernt..


    Gut das du dich angemeldet hast!

    Schreib dir hier alles vom Herzen 💕


    Liebe Grüße von Bettina

  • Danke für eure Antworten.

    ich musste mich schon tatsächlich vorher mit dem Thema Tod auseinandersetzen.
    Einmal weil mein Bruder an Krebs erkrankt ist und auch weil es meinem Papa nicht besonders gut geht, er ist pflegebedürftig und wird von meiner Mutter liebevoll und wirklich mit sehr viel Hingabe gepflegt. So habe ich mich ehr mit dem möglichen Tod dieser beiden Menschen auseinander gesetzt.
    Natürlich redet man dann auch über seine eigene Sterblichkeit, das Thema Tod war nie ein Tabuthema So waren bestimmt Dinge was die Beerdigung angeht und noch ein zwei andere Dinge klar, das galt auch für den Umgekehrten Fall, sollte ich plötzlich versterben.


    Anderer Seits hat mein Mann immer gesagt seine Familie sei langlebig, sie hätte zwar alle mit allerlei gesundheitlichen Problemen zu kämpfen aber es ei bei ihnen so wie mit der sprichwörtlichen Schüssel mit dem Sprung, die dann übrig ist auch wenn das andere Geschirr bereits zerschlagen ist. Das heißt so bald hat keiner von uns damit gerechnet. Auch wenn es auf Grund des Altersunterschied (14 Jahre) schon wahrscheinlich war das mein Mann mal vor mir stirbt.


    Ich habe mich hier angemeldet weil mich die scheinbare Teilnahmslosigkeit meiner Seits verwirrt und ängstigt. Und ich darüber auch nicht mit meiner Familie reden mag, es könnte sie ja erschrecken.
    Aber es kann natürlich sein, ich bin zur Zeit auch auf Arbeitssuche und es ist noch so viel auch für mich zu klären. das ich mich einfach nur innerlich schütze um das erledigen zu können was ich muss, zu funktionieren und erst dann wenn ich wieder Arbeit habe und mein Leben in "normalen" Bahnen läuft wirklich trauern kann.


    Aber was wirklich gut tut ist diese Gedanken hier zu schreiben, sie aus meinem Kopf auf "Papier" zu bannen.


    Ach ja hier noch eine Erklärung für den Teddybär bei der Beerdigung, ich hatte angenommen ich müsste nach der Beerdigung alleine mit den Bus nach hause fahren (Corona bedingt) und da ich nicht wusste wie es mir hinterher geht, wollte ich was zum festhalten haben. Nur der Pastor hat mich in Maske und Handschuhe dann noch bis zum Eingang meiner Wohnung gebracht. Aber wenn es mir nicht gut geht, ich kann ja zur Zeit keinen anderen umarmen, umarme ich halt meine Teddybären.

  • Liebes Wolfskind,


    herzlich willkommen in unserem Forum, wo du dich mit uns austauschen und sehr viel über unsere verschiedenen Trauerwege erfahren kannst.

    Zuerst zu deiner Frage bezüglich deiner Gefühle: Mir ging es nach dem plötzlichen Unfalltod meines Mannes sehr ähnlich. Ich wurde überschwemmt von allen möglichen Gefühlen, abwechselnd mit einer unbeschreiblichen Leere und Gefühllosigkeit, die sich in mir ausbreitete. Mein Mann war 16 Jahre älter als ich, aber noch sehr fit und lebenshungrig, als er gehen musste.

    Ich habe vorher auch immer gedacht, ich kann mit Trauer gut umgehen, habe meine Eltern und meine Haustiere alle bis zum Tod begleitet und auch schon einige gute Freunde und andere Verwandte verloren.

    Mein Vater starb knapp ein Jahr vor meinem Mann mit 93 Jahren friedlich in meinen Armen ein. Ich war sehr traurig, aber gleichzeitig auch glücklich, dass er so lange leben und so ein friedliches Ende haben durfte.

    Nichts, aber wirklich rein gar nichts, hat mich auf den Schlag vorbereitet der mir versetzt wurde, als mein Mann starb.


    Ich kann deine Ratlosigkeit genau nachempfinden und möchte dir gleich liebevoll sagen, dass das der Beginn eines langen Weges ist, den wir alle durchschreiten müssen.

    Keine von uns hat damit gerechnet, keiner wollte es, aber wir alle sind auf diesem Weg, in unterschiedlichem Tempo mit verschiedenen Voraussetzungen und uns in diesem Forum hier gegenseitig tröstend und Halt bietend.


    Ich weiß nicht wie du deine Trauer weiter erlebst, aber so wie es ist ist es in Ordnung!

    Lass dir ja von niemandem etwas anderes einreden!


    Ich möchte dir virtuell eine herzliche Umarmung senden und vor allem viel Kraft und alles Liebe wünschen in dieser schweren Zeit Gabi


  • Liebe Wolfskind,

    Dein Verlust tut mir sehr leid. Die Gefühle können ganz unterschiedlich sein- und alles davon ist normal. Hab kein schlechtes Gewissen, wenn es dir mal "etwas besser" geht. Unser Körper schützt uns auch.

    Trauer kann man nicht wirklich beschreiben, weil es für jeden ganz anders ist.


    Wenn du magst, schreib hier immer wieder mal was dich bewegt, so kannst du auch einen Zugang zu deiner Gefühlswelt bekommen, da du es nach außen bringst.


    Fühl dich hier willkommen <3

    Isabel