Meine liebe Mama wurde ganz plötzlich und unerwartet vom Coronavirus aus dem Leben gerissen

  • Hallo Melanie84, deinen Zustand des erschöpft sein kann ich gut nachvollziehen. Der wird doch wohl immer wieder begleiten. Das spüre ich auch immer wieder, und dann kommen Momente wo man meint , gleich sinkt man zu Boden, die Beine können einen nicht mehr tragen, die Trauer auf den Schultern ist so schwer , aber man bekommt sie nicht runter . Es ist wie ein Rucksack voll Steine , mal etwas leichter , und mal so schwer , dass man diesen kaum tragen / ertragen kann. Am liebsten würde man ihn weg schmeißen , um sich wieder besser zu fühlen, aber er hängt fest, richtig verbissen. Ich verstehe dich zu 100 Prozent . Vor ein paar Tagen war der 1. Geburtstag meines Sohnes ... ich steckte in den Vorbereitungen und war teils gut abgelenkt ... dann war die ganze Familie da , und ich realisierte wieder neu das meine Mama einfach nicht kommt . Es war sehr sehr hart, ich kämpfte den Nachmittag und Abend ständig mit Tränen ... aber mein Sohn sollte natürlich auch einen schönen Tag bekommen. Aber es ist alles immer wieder ein Schlag ins Gesicht . In den letzten Tagen habe ich sehr mit intensiven Gedanken zu kämpfen, dass meine Mutter nur so ein kurzes Leben hatte , und in ihrem einzigen Leben was man ja nur hat so vieles nicht erleben kann. Das Oma sein , was sie geliebt hat , alt zu werden, gemeinsam mit meinem Papa alt werden, weitere Urlaube erleben. Sie wollten jetzt im August weg fliegen. Nichts , einfach nichts wird sie mehr erleben. Das macht mich fertig . Es tut mir so leid für sie . Das ist ein ganz fieses Gefühl , diese Klarheit über diese Endgültigkeit... kann man nur sehr schlecht beschreiben, aber ich bin sicher du und alle hier wissen was ich meine ... was würde ich tun um sie bei mir zu haben zu drücken , küssen mit ihr reden , ihre Stimme hören... es ist so bitter ..

    ich wünsche dir weiterhin alles gute , und hoffe dein Rucksack wird evtl . Mal etwas leichter , auch wenn nur kurz.

  • Liebe Julia,

    ich kann dich so verstehen. Zu meiner unfassbar starken Trauer kommt auch noch, dass es mir für meine Mama so Leid tut, dass sie hier in diesem Leben nicht mehr all die Dinge erleben kann, die sie sich gewünscht hat: Mit meinem Papa alt werden, den Ruhestand gemeinsam genießen, viele Reisen, u.a. träumten meine Eltern von einer gemeinsamen Safari, diesen Sommer wollten sie viel gemeinsam im Garten errichten, unsere neue Wohnung einrichten. Meine Mama war ein Genussmensch durch und durch, so lebendig. Ich könnte herausschreien, wie Leid mir das tut, dass ihr das alles genommen wurde.... Meinem Vater genommen wurde. Mein Vater trauert sehr zurückhaltend, aber letztens ist er in Tränen ausgebrochen und hat gesagt "Es ist mehr als nur die Hälfte von mir mitgestorben". Diese Ungerechtigkeit lacht einen an wie eine fiese Fratze!

    Man hat mir 25-30 Jahre mit MEINER Mama geraubt, einfach so und ohne Vorwarnung. Ja, dieser Rucksack sitzt fest auf dem Rücken. Man kann nur hoffen, dass er an manchen Tagen wenigstens nicht ganz so schwer wiegt und die Steine manchmal etwas kleiner sind als anderen Tagen.... Nur hoffen kann man da.

    Auch die Worte, die du in deinem Thread zuletzt geschrieben hast, kann ich nur voll und ganz unterstreichen!

  • Liebe Melanie


    Ich denke manchmal auch, wie soll das werden mit meinem Leben mit dieser Trauer. Mit diesem schweren Rucksack auf dem Rücken, der ständig auf mich runterdrückt und nicht abgelegt werden kann. Oder wie Kerstin die Trauer mal beschrieben hat: wie ein schwerer Wintermantel, den man immer trägt. Mit der Zeit soll es leichter werden. Der Rucksack hat nicht mehr so viele schwere Brocken drin, der Wintermantel wird dünner und dünner und ist irgendwann nur noch ein leichtes Sommerjäckchen. Darauf kann ich im Moment nur hoffen. Ich habe leichtere Tage zwischendurch, an denen ich nicht nur hadere, sondern auch so etwas wie Akzeptanz der Situation erlebe. Aber mein Herz fühlt sich immer sehr, sehr schwer an. Und wann immer ich Fotos von meinem Vater sehe, treten sofort Tränen in meine Augen.


    Du schreibst:

    Die Zeit wird einfach nur vergehen und vergehen.....

    Das fühle ich genauso. Unerbittlich geht die Zeit einfach weiter, ohne unsere geliebten Eltern. Wie ich das alles schaffen soll die nächsten Wochen, Monate, Jahre, das ist im Moment nicht vorstellbar für mich. Tage kann ich einigermassen überblicken, manchmal gehen auch nur Stunden. Das Leben muss weitergehen, wir leben weiter, die Zeit vergeht. Kaum komme ich zur Ruhe, ist all der Schmerz wieder da.


    Dann auch das Bedauern, das mein Vater all die schönen Dinge des Lebens nicht mehr erleben darf. Das ist auch ganz schlimm für mich. Das empfinde ich wie Julia:

    Es tut mir so leid für sie . Das ist ein ganz fieses Gefühl , diese Klarheit über diese Endgültigkeit... kann man nur sehr schlecht beschreiben, aber ich bin sicher du und alle hier wissen was ich meine ...

    Ich weiss ganz genau, was du meinst, Julia. Es ist so sehr unerträglich, wenn ich an diese Endgültigkeit denke, Er kann einfach nichts mehr hier auf Erden geniessen, nie mehr.

    Ich könnte herausschreien, wie Leid mir das tut, dass ihr das alles genommen wurde....

    Ja, all das Schöne im Leben wurde ihnen genommen für immer. Und daran denke ich jedesmal, wenn ich etwas Schönes sehe oder erlebe. Und auch wenn ich an schöne Erinnerungen denke, die nie mehr wiederkommen.


    Ich verstehe euch so sehr.

  • Guten Morgen,

    Auch mir geht es nach dem Verlust von Mama, seit fast 4 Monaten richtig schlecht. Am Mittwoch war ein Gottesdienst für sie, ihre Geschwister waren da und wir saßen noch lange zusammen. Habe sehr viel geweint. Wieso muss sie als jüngste von ihren Geschwistern als erstes so jung gehen. Ich brauche Mama so sehr!!! Mein Herz ist so schwer. Ich höre sie ständig. Ich will ihre neuen Geschichten hören, ihr Lachen und die Freude ihrer Enkel sehen. Wie sie immer gestrahlt hat, wenn sie die beiden sah. Ich schaff das mit den 2 Jungs einfach nicht so gut ohne sie. Wirso ist das alles jetzt passiert. Ich kann rs einfach nicht fassen. Wieso fühlen andere ohre Mutter so lange haben und ich musd so früh auf sie verzichten, wo sie doch so gebraucht und geliebt wurde. Ich bin am Boden zerstört...

  • Liebe Melanie,


    Gestern Abend habe ich wieder bitterlich geweint. Mein Mann hat sich dann nicht zu helfen gewusst und hat mich einfach ins Auto gepackt, um mich durch die Gegend zu fahren. Dabei habe ich mich dann etwas beruhigt.

    das, was du hier beschreibst, kenne ich auch. Dieses durch die Gegend gefahren werden hat mir auch in der ersten Zeit der Trauer sehr geholfen. Das hat mein Mann auch oft gemacht, um mich zu beruhigen. Es war so schlimm in der ersten Zeit der Trauer ... und dieses Gefühl "bewegt zu werden" gab mir ein Stückchen innere Ruhe.


    Du erhältst übrigens auf ziemlich dieselbe Art Zeichen wie ich. Und diese Menge an Zeichen ist meines Erachtens auch nicht ungewöhnlich. Nimm sie an, so, wie sie dich erreichen und grüble nicht.

    Plötzlich sah ich einige Minuten später ein Werbeplakat. Ich habe meinen Kopf gereckt, weil ich unbedingt die Aufschrift darauf lesen wollte - "Mach Dein zu Hause schön" stand darauf. Ich sagte meinem Mann, dass sich das anfühlt, dass es wieder ein Zeichen von Mama war. Und so passend, weil wir den nächsten Tag, also heute, auch mit dem Ausmisten beginnen wollten. Aber ich sagte auch, dass es ja auch eigentlich nicht sein könnte, es bekommt doch keiner soviele Zeichen wie ich. Zack, sagte mein Mann "Schau mal ein Kennzeichen mit AB (Initialen meiner Mama)."

    Sobald du spontan tief in dir drin das Gefühl hast, es ist ein Zeichen, dann ist es eines.

    Dieses Werbeplakat war ein Zeichen, deine Mutter hat dich aufmerken lassen, du solltest es sehen, denn wie anders soll sie jetzt mit dir "reden" können als durch solche Hilfsmittel?

    Das Plakat steht mit Sicherheit schon länger da, aber es ist dir nicht aufgefallen, doch deine Mutter kann dir gedanklich "auf die Sprünge " helfen.

    Ich zumindest hatte Gänsehaut, als ich deine Schilderung las:)


    Kleines Beispiel von mir:

    Ich war auf dem Friedhof, ein paar Monate nach dem Tod meiner Mutter, vollkommen am Ende mit meinen Nerven, todtraurig. Weinend bin ich am Grab zusammengesackt.

    Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis ich mich wieder aufgerafft hatte, um nach Hause zu gehen. Der Weg raus aus dem Friedhof führt an einem Müll- und Papierbehälter vorbei.

    Es war windig an jenem Tag. Ich machte mich also auf, mit total verweinten Augen, da fiel mein Blick auf den Altpapierbehälter. Obenauf lag eine Zeitung, der Wind hatte eine Seite aufgeschlagen ...

    GEMEINSAM DURCH EINE DUNKLE ZEIT stand da zu lesen.

    Das war eine Botschaft meiner Mutter, da bin ich fest von überzeugt. Und es war auch so passend, weil ich am Grab mit meinem Schicksal gehadert hatte, dass ich jetzt so entsetzlich allein bin, wieso sie das zulassen konnte usw. ...

    Aber selbst, wenn man es beweisen könnte.... Es ändert leider nichts an der Tatsache, dass wir dieses menschliche Leben ohne sie weiterleben müssen....Nur wie? Wird man das jemals rausfinden? So richtig wahrscheinlich nicht. Die Zeit wird einfach nur vergehen und vergehen.....

    Ja, wir müssen dieses Leben hier weiterleben, und der Gedanke macht mich auch sehr traurig, weil es einfach nicht mehr komplett ist ...

  • ... ich möchte noch erwähnen, dass der Wind diese Seite so geschickt aufgeschlagen hatte, dass nur dieser Schriftzug zu lesen war.

    Ich war so beeindruckt von dem Zeichen, dass ich zwei Tage später nochmal hin war in der Hoffnung, die Zeitung liege noch da; ich wollte es fotografieren.

    Die Zeitung war noch da, lag aber schon unter mehreren weiteren Lagen Altpapier. Sie so zu platzieren, wie sie zum Zeitpunkt gelegen hatte, bekam ich leider nicht mehr hin, habe aber dennoch ein Foto davon gemacht als Erinnerung:)


    Wenn ich daran denke, wie fertig ich an jenem Abend gewesen bin, kann ich nur sagen, dass diese Wortbotschaft mich wirklich beruhigt und getröstet hat!

  • Liebe Nelo ,

    das ist auch ein wunderbares Zeichen. Ist dir eigentlich auch aufgefallen, was neben der Seitenzahl 14 steht? Es könnte sogar noch Teil der Botschaft sein ;)


    Ja, liebe Silvia S. , so geht es mir auch. Ich kann oft auch nur Stunden überblicken, maximal Tage.... Dass es einfach weitergeht, ist noch viel zu viel für mich.


    Andrea2403

    Ja, man fragt sich, WARUM?! Diese Gedanken kenne ich auch. Die Geschwister meiner Mama leben zwar alle noch, aber im Dezember 2017 starb der Papa von meiner Mama. Er ist mit Anfang 80 auch nicht unbedingt uralt geworden. Und trotzdem musste meine Mama, sein Kind, nur knapp 2 1/2 Jahre nach ihm gehen... Es ist und bleibt unbegreiflich.

    Meine Mama gehört für mich in mein Leben. Sie hatte auch so ein unverwechselbares Strahlen und Lachen. Ich kann und will nicht wahrhaben, dass das alles nicht mehr sein soll. Ich kann mir ein Leben ohne Mama einfach nicht vorstellen.... Ich bin ebenso verzweifelt wie du.


    Danke, dass ihr da seid :2:

  • Zur Zeit fühle ich mich sehr alleine. Eigentlich finde ich nur hier im Forum und bei meiner Therapeutin so richtig Verständnis. Meine Therapeutin hat mir übrigens bei der letzten Sitzung erzählt, dass sie auch vor einigen Jahren ihren Mama verloren hat. Sie ist genauso alt wie ich. Daher weiß ich, dass sie mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich versteht. Leider bin ich nur Dienstag wieder da. Danach erstmal 4 Wochen nicht, da sie nochmal 4 Wochen Elternzeit nimmt. Danach aber wieder jeden Dienstag.


    Meine sogenannte Freundin, die ich seit der Jungend kenne, hat mir die Freundschaft gekündigt. Einfach nur, weil ich von einer Freundin ein bisschen Unterstützung erwarte.

    Die Therapeutin hat mir geraten, ehrlich den Menschen zu sagen, was ich fühle. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich traurig darüber bin, dass sie sich in meiner jetzigen Situation so wenig Zeit für mich nimmt (wenn sie ein kinderfreies Wochenende hat, - sie ist geschieden und die Kinder sind jedes 2. Wochenende beim Vater - geht sie immer Party machen und sagt mir, sie hat keine Zeit für mich). Dann hat sie mich übelst beschimpft, was für ein Krafträuber ich bin, dass ich unverschämt bin, dass sie mir halt nicht viel Zeit geben kann, weil sie eben viel beschäftigt ist, sie würde den Weg nicht mehr weiter mit mir gehen und sie beendet die Freundschaft. Dann habe ich ihr die Geschichte von Mama und ihrer Freundin erzählt. Mamas Freundin hat ihr im Januar auch die Freundschaft aus fadenscheinigen Gründen gekündigt, hat sie aus dem Haus geworfen und hat ihr gesagt, dass sie sie nie wieder sehen will. Sie haben sich auch nie wieder gesehen und dann passierte das Unglück und sie blieben unausgesprochen. Ich habe ihr

    auch gesagt, dass man sich deshalb bei so einer Entscheidung wirklich sicher sein sollte, damit man sie auch wirklich nicht bereut. Daraufhin hat sie meine Nummer gelöscht/blockiert. Jedenfalls seh ich ihr Profilbild nicht mehr. Ach ja, und als ich meinte, nachdem sie mich beschimpft hat, dass ich auf den Rat meiner Therapeutin meine Gefühle mitgeteilt habe, meinte sie, das wäre ja klar, dass die mir zureden würde, die würde nur einen Sündenbock suchen. Nein, bestimmt nicht. So funktioniert Therapie auch gar nicht. Ich bin wirklich fassungslos.


    Der Rest meiner Familie trauert eher für sich. Mein Mann hat anfangs auch stark getrauert, weil er auch ein recht enges Verhältnis zu meiner Mama hat. Aber jetzt merkt man auch, dass es eben nicht seine Mama war. Er ist noch traurig, ja, aber er trauert einfach nicht mehr. Er versucht trotzdem natürlich noch, so gut es geht, für mich da zu sein. Aber eben auch nicht mehr mit der Intensität wie am Anfang. Seine Trauer ist eben keine Trauer mehr, sondern nur noch Traurigkeit. Und das ist eben was anderes, wenn ihr versteht, was ich meine.

    Ich habe das Gefühl, alle wollen nur, dass ich normal mein Leben weiterlebe, obwohl ich in Trauer versinke....


    Heute suchen wir die Fliesen für unser neues zu Hause aus. Als ich das letzte Mal persönlich mit Mama gesprochen haben, haben wir darüber geredet, dass der Termin ja bald sein müsste (wir dachten das würde etwas früher kommen) und dass sie so gerne mitkommen würde. Mama liebte Einrichten. Und jetzt ist der Termin da.... Aber meine Welt ist zusammengebrochen.

    Ich hoffe, ihre Präsenz spüren zu können und dass sie irgendwie dabei sein wird.


    Wir sind zwar etwas älter als 19, aber trotzdem....:



  • Liebe Melanie! Also das mit deiner "Freundin" tut mir echt leid, das ist echt traurig, wie manche Menschen reagieren! Man erkennt erst, wo die Freunde sind, wenn man sie braucht oder es einem nicht gut geht! Leider bist du nicht der einzige Fall hier, der von sogenannten Freunden enttäuscht wurde! :30:

    Manchmal ergeben sich aber auch neue Bekanntschaften, die man vielleicht genau in so einer schweren Zeit kennenlernt!


    Ich wünsche dir viel Kraft und dass du deine Mama bei den Entscheidungen fürs Haus spüren kannst! :24:

    LG Andrea

  • Liebe Melanie,

    Auch mir tut es leid dass sich deine Freundin von dir abgewandt hat. Manchmal sind Menschen eben eine Zeit lang Lebensbegleiter und steigen irgendwann aus dem "Lebenszug" wieder aus. Ich wünsch dir das ganz bald neue Menschen in dein Leben kommen, die nun besser zu dir passen.


    Wir dürfen auch nicht vergessen, wir sind nie dieselben wie vor der Trauer. Trauer verändert uns- und die die wir einmal waren gibt es oft nicht mehr. Auch das kann uns von Menschen entfernen.


    Alles Liebe <3

    Isabel

  • Liebe Melanie.... deine "Freundin"... nun ja, dazu schreibe ich lieber nichts... manche Menschen verdienen das Wort "Freund" einfach nicht. Erst in der Not erkennt man wahre Freunde. Ich wünsche dir, dass du diesen EINEN Freund findst oder hast...

    Und: Wir alle sind auch für dich da...wenn auch bloss "so" und nicht "in echt".... Fühl dich feste :24::24::24:<3

  • Liebe Andrea, liebe Isabel, liebe Mira,


    ich danke euch so für eure Worte und für eure Unterstützung.

    Ich bin gerade wirklich so verzweifelt. Ich habe mich eben bei meiner Schwägerin gemeldet, da sie ja mehrfach betont hat, ich soll mich melden, wenn was ist, sie wäre dann immer für mich da. Habe ihr also die Geschichte mit meiner Freundin erzählt. Und was soll ich sagen!? Sie versteht meine "Freundin". Ich hätte die Holzhammermethode angewendet. Ich müsste auch für sie Verständnis haben. Ich würde ja schließlich auch von allen Verständnis erwarten. Das hätte mich jetzt die Freundschaft gekostet. Mir fehlen die Worte....

  • Liebe Melanie,

    Sie versteht meine "Freundin". Ich hätte die Holzhammermethode angewendet. Ich müsste auch für sie Verständnis haben.

    diese "Gleichung" geht nicht auf, denn deine liebe Schwägerin hat die Trauer nicht mit in ihre Berechnung hereingenommen.

    Der kräftezehrenden Trauer ist man absolut ausgeliefert, man hat kaum Reserven.

    Selbstredend sollte sich daher ein echter Freund zurücknehmen und Verständnis aufbringen können.

    Das ist keineswegs zu viel verlangt, dass hier der Stärkere dem Schwächeren einfach nur hilft und beisteht.


    Es hat dich nicht die Freundschaft gekostet, denn es war nie eine, so traurig es auch ist.


    Fühl dich verstanden von mir:30:

  • Ja, während dieser schweren Trauerzeit zeigt sich wirklich, wer Deine Freunde sind. Auch ich habe in dieser Zeit

    sehr ausmisten müssen und mir wurde gezeigt, dass meine Freunde keine Freunde waren. Zwei sind geblieben.

    Eine ist nun auch schon gestorben und die Andere lebt weiter weg. Nun ist Jesus mein allerbester Freund und mit

    IHM fahre ich sehr gut. Nie wieder werde ich ihn zur Seite drängen. Einmal hat genügt.

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Liebe Melanie


    Oh nein, was für eine schlimme Situation mit deiner Freundin, dass sie dich in dieser schweren Zeit im Stich lässt. Es tut mir sehr, sehr leid, dass du in deiner Trauer auch noch damit konfrontiert bist. Und dass dann die Schwägerin noch Verständnis für die Freundin aufbringt, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich kann Kerstin nur zustimmen, dass man in der Trauer einfach keine Reserven hat, da diese intensiven Gefühle einem alles abverlangen. Zum Glück hast du eine so gute Therapeutin gefunden, die wirklich verstehen kann, wie es dir geht in dieser schlimmen Trauer. Und dich ernst nimmt. Und dich eben nicht dazu bringen will, möglichst schnell wieder normal zu funktionieren. Wie soll so etwas überhaupt gehen? Ich denke mir auch immer, wie kann man denn wieder normal weiterleben nach einem solchen Verlust? So vieles verschiebt sich doch in der Trauer, im Kopf, im Herz und überall! Auf einmal wird einem die Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst und die Endgültigkeit und Brutalität des Todes, die Prioritäten ordnen sich ganz neu.


    Bei mir zum Beispiel hat sich eine fundamentale Unsicherheit breit gemacht, wo ich früher gelassen und optimistisch war. Auf einmal fürchte ich ständig, dass der schlimmste Fall eintreten könnte, so wie er bei meinem Vater auch eingetreten ist. Jetzt weiss ich ja, dass solche schlimmen Dinge tatsächlich passieren, auch mir. So habe ich manchmal Angst, dass ich selber sterben könnte und meine Tochter dann ohne mich weiterleben muss. Oder dass meine Mutter auch noch stirbt. Oder meine Tochter, oder mein Partner. Oder oder oder... Solche Gedanken habe ich früher nicht in dem Ausmass gekannt. Ich glaube, dass es sehr, sehr schwierig ist für Aussenstehende, die noch nie einen schlimmen Verlust erlitten haben, solche Veränderungen zu akzeptieren geschweige denn sie zu verstehen. Es ist ja lieb gemeint, mir diese Ängste ausreden zu wollen, aber es hilft nicht. Es braucht einfach Zeit, bis ich wieder nach und nach Vertrauen ins Leben zurückgewinne. Viel Zeit.


    Ich bin gerade dabei, im Buch von Megan Devine ("Es ist okay, wenn du traurig bist") weiterzulesen. Lange Zeit habe ich es links liegen lassen, aber heute hatte ich auf einmal den Impuls, darin zu lesen. Ich bin gerade beim Kapitel "Wenn Freunde und Familie ratlos sind" angelangt. Und sie schreibt genau darüber, dass man im Freundeskreis grossen Trost, aber eben auch die schlimmsten Enttäuschungen erleben kann. So wie es dir passiert ist, und auch mir mit meinem Partner, von dem ich mich in meiner Trauer immer weniger verstanden fühle.


    Was wir brauchen würden sind Menschen, die es schaffen, unseren tiefen Schmerz mit anzusehen und ihn nicht "wegmachen" wollen. Genau das erlebe ich hier im Forum, und deshalb fühle ich mich hier einfach verstanden und angenommen, wie ich gerade bin. Deine Freundin konnte das wohl nicht. Wahrscheinlich konnte sie deine tiefe Trauer einfach nicht aushalten und wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Das soll überhaupt nicht entschuldigen, wie sie sich verhalten hat dir gegenüber, da fehlen mir auch die Worte, es ist einfach nur grob und beleidigend. Es scheint mir, als ob sie einfach die erstbeste Gelegenheit gepackt hätte, sich aus deinem schwierigen Leben zu verabschieden.


    Liebe Melanie, ich hoffe, dass du in deiner jetzigen Verzweiflung Menschen um dich herum hast, die dich auffangen können und mit dir den Schmerz zusammen aushalten und einfach für dich da sind.


    Ganz, ganz herzlich <3

    Silvia

  • Hey ihr Lieben,

    Ich fühle mich hier auch sehr wohl unter Gleichgesinnten.

    Das mit deiner "Freundin" ist ja echt heftig, ich hatte Gänsehaut beim Lesen. Wie kann man nur so reagieren. Wow, das ist js mal echt unglaublich, wie Menschen reagieren. Ich habe auch eine Freundin. Sie wurde nach langer Beziehung verlassen. Ich war sofort für sie da. Habe ihr jefen Tag geschrieben, gut zugeredetnund sie in jeder freien Zeit zum Kaffee eingeladen zu mir. Wollte für sie da sein. Kennen uns 30 Jahre. Und 3 Monate später starb meine Mama, hätte mir ähnlich gewünscht, aber leider war es nicht annähernd so. Mittlerweile hat sie jemand neuen kennengelernt und hat ihre ganz eigenen Ansichten zum Thema Tod. "Vielleicht ksnn man daraus auch was positives verbinden" bitte was? Was soll am Tod meiner Mutter bitte positive sein. Sie vergleicht auch das Verlassen werden ihres Partners mit dem Tod meiner Mutter...wiso müssen wir beide so einen schweren Verlust verzeichnen. Es fühlt sich für sie auch so an, als ob Ihr Partner auch gestorben ist...Sie haben mittlerweile aber auch Kontakt und sie hat ihn auch schon paar Mal besucht. Ich finde nicht, dass man das vergleichen kann.


    Nun gut, jedenfalls weisd ich was du meinst, mit den "tollen Freunden". Auch mein Mann trauert mittlerweile gar nicht mehr, und tröstet mich auch nicht wirklich. Oft bekommt er es gar nicht mit. Es ist ähnlich, er denkt auch, zu. Glück, leben meine Eltern noch. Empathie war aber noch nie seine Stärke.

    Ich habe auch noch keine Hilfe gesucht...keine Krankschreibung beim Hausarzt, keine Therapeuten...nix.

    Eigentlich lenken mich nur meine Kinder ab. Komme kaum zum Nachdenken. Aber immer wenn die Kinder besonders süss sind, denke ich mir, dass meine Mama sich daran jetzt so sehr erfreut würde. Gestern hatte ich ihr Handy in der Hand und habe mir ihre letzten Chats durchgelesen. Sprachnachrichten gehört. Das war irgendwie schön, als ob sie noch da ist...


    Nun sind es schon über 4 Monate und ich denke ständig an sie, was sie wohl über die Maskenpflicht denken würde, was sie jetzt so tun und denken würde...

  • Das verlassen werden von einem Partner und der Tod Deiner Mama, kannst Du nicht miteinander vergleichen.

    Sie sieht ihren Partner noch, denn dieser lebt und Deine Mama ist tot. Für sie ist es schlimm, vielleicht auch das

    Schlimmste, was sie jeh erlebt hat und denkt dabei, dass es Dir auch so gehen muss, beim Verlust Deiner Mama.

    Leider wird sie Dich erst verstehen können, wenn sie auch einen geliebten Menschen an den Tod verliert.

    Es ist sehr schade und traurig. Was wären wir hier alle glücklich, wenn wir unseren geliebten Menschen ab und zu

    mal wieder sehen könnten und mit ihm reden.

    Es ist sehr schade und traurig, dass Deine Freundin das so sieht, denn dieser Vergleich hinkt. Du kannst das nicht

    vergleichen.

    4 Monate ist noch keine Zeit bei der Trauerarbeit eines geliebten Menschen. Du wirst noch sehr viel Kraft brauchen

    und diese wünsche ich Dir aus tiefsten Herzen.

    Alles Liebe für Dich

    Kornblume