Fragen an die Trauerbegleiter

  • Hallo Isabel

    gibt es ein Fachwort für die Fähigkeit daß man das was über einen gesprochen wird, oder zu einem nicht so ernst nimmt? Ich meine, daß man da unempfindlich ist.


    Also, daß wenn die Leute meinen das reicht jetzt mit dem Trauern usw. Daß einem das egal ist.

    "was sollen die Leute denken?"

    "Was sollen die Leute sagen?"

    Das habe ich natürlich von meinen Eltern so gelernt.

    Dieses Gefühl abhänig zu sein von dem Wohlwollen und der Wertschätzung anderer. Bzw die Fähigkeit es eben nicht zu sein.


    Ralfsheidemarie

  • Liebe Heidemarie,

    Ja es gibt viele die sich für das Thema Trauer einsetzen. In den sozialen Medien gibt es ganz viel zu dem Thema und wertvolle Beiträge, die man auch teilen kann. Ich war schon zwei mal auf der Messe Seelenfrieden in Wien als Ausstellerin. Diese Messe beschäftigt sich rund um die Themen Tod, Sterben und Trauer. Wir konnten durch diese Messe ganz viele Menschen erreichen.


    Im Fernsehen gibt es hin und wieder auch gute Sachen. Wie im Nachtcafe, wie schon erwähnt wurde.

  • Hallo Isabel

    gibt es ein Fachwort für die Fähigkeit daß man das was über einen gesprochen wird, oder zu einem nicht so ernst nimmt? Ich meine, daß man da unempfindlich ist.

    Also ein Fachwort kenne ich dafür nicht. Aber mir scheint, dass es einfach ein Schutzmechanismus ist, der da zum Einsatz kommt. Ich denke dass es gut ist wenn man seine Grenzen kennt und sich auch schützt. Jedoch gebe ich immer zu bedenken, dass es dazu kommen kann, das man sich ganz verschließt <3

  • Liebe Trauerbegleiter,

    Es haben sich bei mir wieder ein paar Fragen angesammelt.

    Wenn ich an das Grübelkarussell HätteWäreWennWarum denke dann finde ich es quälend und unangenehm. Ich habe den Eindruck, daß mich das nicht weiterbringt, daß ich nur leide ohne Sinn.

    Aber vielleicht hat dieses Geschehen ja doch einen Sinn. Und wenn, welchen?

    Ich habe das Bedürfnis nicht in diesem Karussell zu sitzen obwohl ich oft ganz verajtomatisiert einsteige.

    Und dann merke ich irgendwann, daß ich rundherumfahre und steige möglichst schnell aus. Was auch nicht immer leicht ist.

    Mein Wunsch ist es also erst gar nicht einzusteigen, es möglichst vorher schon zu merken.

    Ist das was den Trauerprozess angeht gut oder schlecht?

    Ist es wichtig zu Grübeln? Und vermeide ich, wenn ich mich drum zu drücken versuche?


    Und genau die gleiche Frage habe ich zum Thema Bilder, Flashs oder Träume.

    Wenn ich die Bilder loswerden möchte..... Ist das kontraindiziiert?


    Das Weinen, die Weinkrämpfe?

    Jede nicht geweint Träne stellt sich hinten an.

    Jedes nicht gesehene Bild?

    Jedes nicht gegrübelte Karussell?



    Ralfsheidemarie

  • Liebe Heidemarie,

    Diese Fragen die du dir stellst "Hätte, wäre, könnte, warum usw.?" sind völlig normal. Es hat keinerlei Vorteil sich damit zu beschäftigen, aber sich zwingen und diese Gedanken abstellen wollen geht auch nicht. Zumindest nicht auf Knopfdruck.


    Wichtig wär es die Frage andersherum zu sehen und auch mit dem Gedanken: JETZT mit deinem jetzigen Wissensstand, hättest du vielleicht etwas anders machen können. Aber DAMALS mit dem was du wusstest, konntest du nicht anders handeln. Wir tun immer das was gerade in unserer Macht steht.


    Und die zweite Frage, die ich mir selbst auch stelle ist, bringt mich diese Frage weiter? Und wenn ich eine Antwort bekäme, würde es etwas an meinem Zustand ändern?


    Es ist menschlich das wir wissen möchten warum etwas geschieht. Jetzt aktuell beschäftigt mich diese Frage. Wir Menschen wollen immer begreifen, und manche Dinge sind eben nicht greifbar. Es ist weder gut noch schlecht sich diese Fragen zu stellen. Solche Fragen zwingen uns oft sogar dazu, uns mit neuem Wissen zu beschäftigen (zb Spiritualität...), und dieses neue Wissen kann uns oft ganz neue Welten öffnen die uns in der Trauer unterstützen.


    Grundsätzlich gilt, alles was dir in der Trauer hilft und gut tut, ist auch gut!!

    Ich zb hab während der Trauer jedem alles haargenau erzählt. Immer und immer wieder. Obwohl ich normal überhaupt nicht der Typ dazu bin. Die Trauer verändert. Aber mir hat es geholfen alles nochmal Schritt für Schritt durchzugehen und mich auch zu fragen was ich anders hätte tun können. Irgendwann fragte mich ein befreundeter Psychologe "Hattest du es den in der Hand?" und meine spontane Antwort war ganz klar, Nein. Danach tauchten diese Fragen nur noch ganz selten auf. Und das ließ ich auch zu, und war einfach "für mich selbst da". Bis ich irgendwann Frieden damit fand.


    Meinst du mit Bildern, Bilder die plötzlich hochkommen, oder welche die du dir selbst im Kopf kreierst? Belastende Bilder die plötzlich hochkommen kann man schon bearbeiten. Zb in Imaginationsreisen.


    Liebe Grüße,

    Isabel

  • Ich meine die Bilder, die immer wieder auftauchen von ihm wie er tot da liegt, wie ich den Rettungswagen und nur noch seine Hand sehe. Diese unangenehmen Flash. Sie erinnern mich immer wieder daran, daß er nicht mehr da ist. Oder das was dies junge Mädchen schreibt, was ihren Vater durch Covid verloren hat, daß immer wieder dies quälenden Bilder von der Intensivstation auftauchen. Wie bei einem Trauma.

    Bisher hatte ich das Gefühl, daß es gut ist wenn ich versuche mein Bild zu verändern oder weg zu kriegen. Aber als ich das von der jungen Frau las, die sich nicht verabschieden konnte, da dachte ich, daß vielleicht ihr Gehirn diese Bilder braucht um es zu realisieren was geschehen ist.


    Aberieber wäre mir, wenn ich danach gehen kann, daß alles was mir gut tut der richtige Weg ist.

    Ralfsheidemarie

  • Empfindest du diese Bilder den als realisieren und kannst du gut mit ihnen umgehen? Oder belasten sie dich?

    Solche Bilder dienen schon dem verarbeiten.


    Als Beispiel:

    In meinem Dienst ist ein Bewohner mal erstickt. Ich sah ganz lange seine großen hilflosen Augen vor mir, und auch das reanimieren danach. Ich hab das ganz lange gesehen, denn es war sehr belastend, weil ich ihm als letztes das Essen brachte.

    Und auch jetzt kann ich dieses Bild ganz deutlich abrufen, aber das Gefühl dazu hat sich verändert. Ich kann es jetzt neutral ansehen.


    Das Ziel ist nicht, es neutral zu sehen, den es war ja dein Mann, es gab eine tiefe Verbindung- aber zumindest nicht belastend.

    Wann immer Bilder hochkommen, schau sie dir an. Du wirst merken dass sie sich mit der Zeit verändern.

  • Hej,:):24: hej:):30:

    dieser Austausch ist wohltuend für mich , obwohl er ja von manchen Schilderungen belastend sein könnte...

    Damit sind wir meiner Ansicht nach bei unserer Lebenstrauer<3

    Wir Menschen wollen immer begreifen, und manche Dinge sind eben nicht greifbar. Es ist weder gut noch schlecht sich diese Fragen zu stellen. Solche Fragen zwingen uns oft sogar dazu, uns mit neuem Wissen zu beschäftigen (zb Spiritualität...), und dieses neue Wissen kann uns oft ganz neue Welten öffnen die uns in der Trauer unterstützen.

    ja, es ja gerade das nicht greifen , das nicht anfassen mehr können von dem geliebten Menschen was diese grosse Trauer MIT hervorruft...

    und JA , ein spiritueller oder sagen wir doch wirklich einmalein GLAUBE in welcher Art und Weise auch immer kann sehr hilfreich sein<3:saint:

    Meine Sicht auf meinem schon sehr langen spirituellen Weg ändert sich ja auch immer...

    Ich meine die Bilder, die immer wieder auftauchen von ihm wie er tot da liegt, wie ich den Rettungswagen und nur noch seine Hand sehe.

    liebe Heidemarie <3 liebe Isabel<3

    ich weiss garnicht ob ich hier mitschreiben darf???

    Weil es ja Fragen an die Trauerbegleiterin sind . Ich bin ja keine Trauerbegleiterin sondern eine Trauernde mit viel Erfahrung allerdings weil sie viele Tode miterlebt hat...


    dennoch , bevor ich ganz, ganz viel schreibe , was vielleicht ja von Heidemarie RalfsHeidemarie garnicht gewünscht ist.

    möchte ich ihr<3:24::30:

    schreiben das ich völlig gut , etwas entrückt würde ich es beschreiben , den Tag wo er bis zum sehr späten Abend bei uns zuhause lag gut verbringen konnte ..

    .auch gerade wegen den ANSEHEN, ihn ANFASSEN könnend...

    Schlimm war für mich , wie er in den Sarg kam und der Beerdigungswagen wegfuhr...

    Das war dann für mich so endgültig ...Er kommt nich mehr in dieses Haus...


    Liebe Heidemarie<3:24::30:

    ich bezeichne heute meine Trauer nicht mit den Worten es ist besser geworden oder schlechter geworden sondern es ist ANDERS geworden.

    Für mich sind jetzt jetzt alle die guten Zeiten- Bilder viel präsenter

    als die durchaus noch absolut vorhandenen Krankheits- und Todesbilder ...

    Vielleicht kann man es so bildhaft beschreiben

    im Vordergund des Lebensfotos steht bei mir jetzt "umgekehrterweise " mein jetzt schreibe ich nur über meinen Seelenmann, wie er ganz aktiv als Schreiner arbeitet , dieses Bild habe ich auch eingerahmt :) und im Hintergrund steht seine Krankheit , seine Sterbezeit , sein Tod...

    Präsent , aber eben halt im Hintergrund...

    Ich wollte ja nie einen Beitrag mehr löschen, das möchte ich eigentlich auch nicht, aber ich kann ihn verschieben in meinen einen HERZENSRAUM <3 wo es um die Trauer um den Partner geht.


    DANKE für die Fragen und die ANTWORTEN

    SHANTI <3 Sverja

  • Liebe Isabel, liebe Sverja,

    Ich habe nichts dagegen, wenn nicht nur Isabel zu diesen Bildern etwas schreibt. Im Gegenteil.

    Ich habe gelitten unter/an diesem Bild wie er da tot liegt, den Mund auf. Es war seine Hülle. Ich konnte ihn ja anfassen, es fassen...... fiel mir trotzdem schwer.

    Meine Mami haben wir noch 24 Stunden hier zu Hause gehabt.

    Von Ralf mußte ich mich schneller, viel schneller verabschieden. Und ich bin sehr froh, daß das Krankenhaus mir das ermöglicht hat.

    Ich hatte so zärtlich Gefühle für ihn als er da lag. Er war ja noch warm. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen und sein Gehirn war bestimmt auch schon tot. Aber einiges in seinem Körper lebte noch. Das habe ich letzte Woche gelesen, daß die verschiedenen Körperteile und organe unterschiedlich aufhören zu leben.


    Ich habe mir eines Abends wie bei einer Phantasiereise eine Fortsetzung dieses Abschieds ausgedacht und vorgestellt.

    Er schlug die Augen auf, fragte nach seiner Uhr und seinen Zähnen, nach seiner Kleidung, ließ sich von mir und meiner Freundin helfen und ging zwischen uns an jeder Hand durchs Zimmer, durch den Flur, durch die Halle raus, alles auf Socken.

    Und auf dem Weg zum Parkplatz veränderte sich sein Körper, wurde irgendwie geistig und sprang in mein Herz.

    Heute habe ich diese beiden Bilder.

    Und es tut mir gut, daß es eine Fortsetzung für mich gab.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe RalfsHeidemarie, Liebe Isabel, Liebe Svenja,


    ich schreib auch gerade mal ganz frech einfach hier mit und hoffe es ist okay für Euch.


    Was Bilder angehen: ich hatte eine Aufbahrung mit Mama gemacht und ich habe von vielen, ganz viel dazu gehört, nicht gerade nette Dinge.


    Ich muss sagen mir hat das sehr sehr sehr gut getan und dieses Bild verfolgt mich überhaupt nicht ganz im Gegenteil. Das im Krankenhaus das Bild kommt immer wieder.

    Warum es mich nicht verfolgt warum es mir gut getan hat, ich habe gesehen das es nicht mehr Mama war sie hatte ihren Körper verlassen das war einfach nicht mehr Mama es war ihre Hülle nicht mehr nicht weniger. Natürlich haben wir ihr noch Sachen mitgegeben und eine Haarsträhne abgeschnitten, doch für mich war das gut weil ich wusste das sie nicht in diesem Ofen sein wird wisst ihr was ich meine??? Nur ihre Hülle aber nicht ihre Seele das hat mich beruhigt und mir unglaublich gut getan, an dem Tag hab ich es noch nicht verschanden das kam erst später der Schockzustand war viel zu stark.

    Das Bild im Krankenhaus das ist etwas ganz anderes das war Mama sie war noch da sie war noch dort ich hab sie doch gespürt sch....jetzt heule ich dieser Tag er kommt immer und immer wieder.

    Ich kann aus diesem Karussell nicht austeigen.


    Doch wie schrieb mir jemand vor kurzem dieses Karussell oder Kopfkino will uns etwas mitteilen, vielleicht gehen wir immer wieder alles durch um am Ende zu einem Teil der Antworten zu kommen oder zumindest unseren Frieden damit zu machen.


    Vlg. Linchen

  • Warum es mich nicht verfolgt warum es mir gut getan hat, ich habe gesehen das es nicht mehr Mama war sie hatte ihren Körper verlassen das war einfach nicht mehr Mama es war ihre Hülle nicht mehr nicht weniger. Natürlich haben wir ihr noch Sachen mitgegeben und eine Haarsträhne abgeschnitten, doch für mich war das gut weil ich wusste das sie nicht in diesem Ofen sein wird wisst ihr was ich meine??? Nur ihre Hülle aber nicht ihre Seele das hat mich beruhigt und mir unglaublich gut getan,

    Liebe Linchen,

    Das hast du gut gemacht. Das empfehle ich auch immer sehr, den sonst hat man immer dieses lebendige Bild im Kopf und so sieht man wirklich wie ein Körper ohne die geliebte Seele aussieht. Das ist schlimm genug, ich weiß, aber trotzdem hilft es, denn ich kenne viele die sich nach dem Schockzustand fragen ob der Mensch Schmerzen hatte, oder Gefühle hat, oder auch Ängste bei der Beerdigung. Hier hilft es sehr wenn man dieses Bild gesehen hat.


    Ich hoffe das du die Bilder aus dem Krankenhaus auch irgendwann verarbeiten kannst und sie verblassen.

    Liebe Grüße <3

  • Ja ich weiß auch nicht, wie man das besser beschreiben kann, ihre Seele war nicht mehr da es war nur noch die Hülle und das war so beruhigend da sie ja verbrannt wurde das ihre Seele nicht in diesem Ofen war.


    Das war so unglaublich beruhigend für mich das dieses Bild für mich überhaupt nicht schlimm war.


    Ja das hoffe ich das dieser Tag irgendwann nicht mehr so präsent ist ich nicht dauernd dahin zurückkehre.


    Vlg. Linchen

  • Hallo Isabel

    Ich hab da was mich beschäftigt und diese Frage stelle ich euch allen.Wie ist das wenn man am 29.2. Verstorben ist? Und dieser Tag einfach weg fällt wegen den Schaltjahr, bei welchen die an diesen Tag vormittags geboren sind haben ja am 28.2 Geburtstag und die nachmittags geboren sind haben am 1. März Geburtstag, wegen dem Schaltjahr.

    Für die jenigen die an diesen Tag vorausgegangenen sind ist das auch so???

    Haben die jenigen dann wenn sie vormittags gestorben sind ihren 1.Todestag am 28.2. und die Nachmittags vorausgegangenen sind am 1. März??? Das ist doch fällig überfordernd wenn dem so ist. Ich verstehehe es nicht.


    L.G. Nebelschleier

  • oh liebe Nebelschleier,


    das weiß ich gar nicht, Mama und ich haben das mit Opa so gehalten das wir immer am 28.02. und 01.03 was gemacht haben, Blumen ect.

    Ich könnte auch nicht sagen genau ob er vormittags mittags oder nachmittags abends oder nachts gegangen ist.


    Ich weiß nicht mal ob Mama das genau wusste darüber haben wir nie gesprochen.

    Ich weiß nur letztes Jahr war Schaltjahr und damit auch der 29.02 und Mama ist am 2 April gegangen, Zufall???? Nein ich glaube nicht.


    Vlg. Linchen

  • Ich glaube ich würde den Tag nach dem 28.2. nehmen.

    Da ist ja nur der Name des Tages anders. Also immer am 29.2. oder am 1.3..

    Aber eigentlich ist das nicht wichtig. Es ist doch sowieso nur ein von Menschen gemachter Kalender, eine Zählung der Tage.

    Wenn ich meine eigene Zeitrechnung habe. Von dem Tag an, an dem das Unfassbare geschehen ist, dann ist der Tag nach seinem Tod Tag 1 der neuen Zeitrechnung.

    Zeit lässt sich wahrscheinlich am ehesten mit jeder Nacht oder Tag und mit jedem Vollmond rechnen.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Nebelschleier,

    Das ist eine interessante Frage. Das hab ich noch nie gehört und wusste es ehrlich gesagt nicht, und hab deshalb im Netz gesucht, aber da hab ich auch keine Antwort gefunden. Ich würd das auch nach eigenem Gefühl machen, wie Linchen erzählte.


    Alles Liebe <3

    Isabel