Liebe Trauernde,
ich stelle mich mal kurz vor: Mein Name ist Karin und ich habe am 28.05. 2020 diesen Jahres meinen Sohn im alter von 29 Jahren durch einen tragischen Unfall auf dem Rhein verloren.
Einziger Trost ist, dass mein Mann, der mit auf dem Boot war, diesen Unfall überlebt hat.
Die beiden wurden mit ihrem motorisierten Schlauboot auf dem Rhein von einer Sportjacht geradezu überfahren.
Lange habe ich nichts von dem Unfall erfahren. Die Freundin meines Sohnes fragte mich nachmittags, ob ich etwas von den beiden gehört hätte. Dies war nicht der Fall. Gegen Abend haben wir uns langsam Sorgen gemacht. Telefonisch waren die beiden nicht erreichbar. Als dann die Freundin bei Facebook einen Bericht über einen tödlichen Bootsunfall gelesen hatte, war ich immer noch sicher, dass das nicht uns betreffen kann - niemals würde so etwas uns passieren. Es stand in dem Bericht, dass eine Person getötet und die andere Person lebensgefährlich verletzt worden sei.
Nach einiger Zeit habe ich mich dann doch entschieden, die Polizei anzurufen. Diese gaben mir jedoch die Auskunft, dass sie noch nichts genaues wissen und sie würden sich melden. Das war leider nicht der Fall. Die Freundin, ihre Mutter und ich sind dann zu der Bootsanlegestelle gefahren - da war nichts zu sehen. Dann sind wir in den nächsten Ort zur Polizei. Dort wusste man auch nichts. Hat jedoch die Wasserschutzpolizei angerufen. Nach langen brutalen Minuten wurde ich dann ins Büro gerufen, wo mir mitgeteilt wurde, dass mein Mann und mein Sohn die betreffenden Personen des Unfalls seien.
Man sagte mir, dass mein Mann lebensgefährlich verletzt wurde und per Helikopter in die Klinik gebracht wurde. Ich musste dann jedoch trotzdem nach meinem Sohn fragen. Dann wurde mir die brutale Nachricht mitgeteilt, dass mein Sohn den Unfall nicht überlebt hat. Ich hab erst einmal laut geschrien, musste jedoch der Freundin meines Sohnes auch diese brutale Nachricht überbringen.
Diese ganze Zeit war auch schon der Horror, zu vermuten, dass die beiden tatsächlich in den Unfall verwickelt waren und eine Person das nicht überlebt hat.....die Gedanken..... wer von beiden??
Zu Beginn dieser schrecklichen Zeit nach dem Tod unseres Sohnes war ich wie betäubt, hab jedoch irgendwie funktioniert und wollte natürlich für meinen Mann stark sein, der jede Sekunde miterlebt hat. In dessen Armen unser Sohn gestorben ist.
Inzwischen wird der Schmerz immer schlimmer, so langsam wird mir bewusst, dass unser Sohn nicht mehr zurückkommt. Ich gehe jeden Tag in sein Zimmer und umarme ein Kleidungsstück von ihm, er hat noch bei uns zu Hause gewohnt, daher fehlt er an jedem einzelnen Tag.
Immer noch habe ich das Gefühl, dass dies ein schrecklicher Alptraum ist und ich doch bald aufwachen müsste.....
Nächste Woche wäre sein 30. Geburtstag. Wir wollten zusammen mit ihm und seiner Freundin eine große Reise machen...
Ich weiß nicht, wie ich - oder auch mein Mann und seine Freundin - diesen Tag überstehen sollen. Wir haben solche Angst davor. Und dann steht auch noch Weihnachten vor der Tür, das würde ich am liebsten einfach überspringen.....
So, jetzt hab ich doch mehr geschrieben, als ich vorhatte.
Wir sind alle so unfassbar traurig, Jan war ein so beliebter und allzeit geschätzter junger Mann, ein immer freundlicher und stets gut gelaunter Mensch und vor allem immer hilfsbereit.
Wieso müssten die guten Menschen so früh gehen? Diese Frage stelle ich mir immer wieder.
Liebe Grüße
Karin