Am 23.11.20 ist das Schlimmste passiert

  • Ach Du liebe Zeit, irgendwo habe ich das Rezept von meinem Trauerbrot hin geschrieben. Habe ich mich da wirklich in einem anderen Wohnzimmer breit gemacht? Das ist mir jetzt ein bißchen peinlich. 🙈

    Kann mir jemand schreiben wo ich die Nacht gewesen bin?

    Ralfsheidemarie

  • Oh danke Puzzle!

    Ich habe offensichtlich gehörige Orientierungsprobleme.

    Da fehlte ja doch noch einiges. Muß noch überarbeitet werden. Ich habe heute morgen im Bett noch ganz gemütlich mehrere Phantasiereise von Eva Terhorst bei Youtube gehört.

    Ein Beitrag war eher eine ausführliche Erklärung unseres Gehirns und die darin stattfindenden Vorgänge bei Trauer.

    Das fand ich sehr aufschlußreich und gut.

    Hört Euch das mal an.

    Auch die Reise ins Puppenhaus hat mir geholfen mich selbst besser zu verstehen.

    Diese Eva Terhorst hat mehrere Bücher über Trauern geschrieben und weiß aus eigener Erfahrung was das bedeutet.

    Auch die Reise in einen Park, wo man dann seinen Liebsten treffen kann finde ich gut. Diese Bank kann ich mir inzwischen auch ohne es zu hören herbeiwünschen und denken um ihn zu treffen.

    Danke nochmal Puzzle.

    Ich glaube das war in der Puppenhausgeschichte, da kommt ein besonderes Puzzle vor.

    Ralfsheidemarie

  • So, jetzt habe ich das Rezept vom Trauerbrot kopiert und hier in meinem Wohnzimmer eingefügt.

    Dann kann ich noch ein bißchen dran feilen.


    Beginnen müsste das mit

    Als erstes:

    lege Deine Backform in die Kühltruhe und stelle auf Schockgefrieren


    Stelle eine große Schüssel Entsetzen auf Deine Arbeitsfläche und beginne mit


    700 g Verlust ( volles Korn )

    700 g Liebe ( stark und vielfarbig )

    In diese beiden Grundzutaten wird je eine große Tüte Schmerz und Sehnsucht gesiebt ( wie Backpulver )

    1 L. frische Tränen ( kann auch mehr sein )

    Muß langsam löffelweise untergerührt werden


    1 kleine Ampulle Traumatropfen

    mit Flashs und Bildern

    Je 1 Teelöffel Schuldgefühle und

    schlechtes Gewissen

    1 Eßlöffel Wut

    1 Prise Verwirrtheit

    1 Becher Freudlosigkeit ( 90 % Fett )

    1 Päckchen Appetitlosigkeit

    1 Gläschen Angst ( Vorsicht scharf )

    10 g Diskonzentration

    100 g Hochsensibilität u. Verletzlichkeit

    50 g Antriebslosigkeit

    ( je nach Geschmack auch mehr ) mit dem Knethaken alles gleichmäßig und stundenlang durchkneten.

    Je nach Konsistenz und Lage der Dinge kann noch etwas Übelkeit oder Sprachlosigkeit druntergemischt werden.

    Eventuell geht es nicht ohne noch mehr Flüssigkeit wie z. B. Liköre oder andere Alkoholika um den Teig zu entspannen.

    Dann muß man ihn sehr lange gehen lassen, er braucht viel Passivität und Ruhe damit alle Zutaten sich mischen können.


    So wie es beim Stollen Marzipan, Mohn oder Butterstollen gibt, kann das Trauerbrot mit Arbeitsunfähigkeit, Suizit oder Schlaflosigkeit gefüllt werden. Je nach Geschmack und Vorliebe.

    Die Form sollte stabil sein und muß vor dem Backen stark und dick eingefettet werden mit Traurigkeit bis zur Depression.

    Dann kann alles in den Ofen. Bei milder Hitze sehr lange backen. Fast trocknen.

    Dann kann es sich auch Jahre halten.

    Nach dem Backen wird es noch großzügig mit Warum und weshalb bestreut.

    Das Brot zum Aufbewahren in einen Bogen Grübelzwang einpacken. Man kann es auch in einer Tüte waswärewenn aufheben, dann hält es noch länger.


    Dieses Brot kann man nicht kaufen oder bestellen, es wird geliefert. Manchmal weiß man es vorher. Andere bekommen es überraschend.


    So, was habe ich noch vergessen?


    Vergessen habe ich


    das Alleinsein und

    die Einsamkeit.

    die Erschöpfung,

    Angst vor Dunkelheit

    Schicksalhadern

    Kreisdenken

    Sinnlosigkeit, Sinnverlust

    Zukunftsangst

    Körperliche Schwäche

    Vernachlässigung der eigenen Person

  • das sind viel zu viele Zutaten, so wird das nix. Wir sollten aussuchen, was davon unbedingt sein muss; alles andere gehört in die Vergangenheit entsorgt ;)

  • was man in die Vergangenheit entsorgt, ist vorbei. Es ist noch in der Erinnerung, aber es beeinträchtigt uns nicht mehr. Und wenn man das möchte, kann man es auch vergessen.
    Ich weiß noch, wie ich erst schreiend, dann nach Luft ringend am Boden gelegen bin. Wenn mich jemand anstatt diese Nachricht zu überbringen, niedergestochen hätte, wäre ich weniger verletzt gewesen, glaube ich.
    ich weiß das noch, aber das Schreien, den Zusammenbruch hab ich in die Vergangenheit entsorgt, beides beeinflusst mich nicht mehr, tut mir nicht mehr weh. Beides ist nur noch eine wertfreie Tatsache, wie das Fahrrad, das grad in China umgefallen ist ;)

  • Ja, das sind sehr viele Zutaten.

    Ich wollte erstmal alles zusammentragen, was man da so alles haben kann.

    Vielleicht macht man ein Grund oder Basisrezept und stellt dann alle anderen eventuellen Zutaten als Option da drunter.

    Dies ist mein zweites Rezept. Das erste steht auch irgendwo hier im Forum. Es ist ein Rezept wie einem das egal sein kann was Andere sagen und denken.

    Muß ich mal suchen, ob ich es in meinem Wohnzimmer liegen habe. Oder in einem Anderen.


    Wenn ich die Sammlung als Rezept des Trauerns fertig habe, möchte ich noch ein Rezept machen wie man das Trauern verringern und auflösen kann. Also Techniken und Zutaten, die einem helfen.......


    Ich habe heute Tag 70 meiner Post-Ralf-auf-dieser-welt-Zeit. ( schuldige für den geistigen Diebstahl)

    Morgen sind es 10 Wochen.

    Und das Thema ist mir inzwischen vertrauter geworden.

    Wie man dieses Brot nun verstoffwechseln und verdauen kann. Das kommt als nächstes.

    Ralfsheidemarie

  • Erst Tag 70? 8| Ich bewundere deine Kraft, wirklich.
    Tag 70.... ich muss nachlesen, ob ich an dem Tag was geschrieben habe. Aber das sind grad mal 2 Monate. Da war ich grad.... uninteressant. Jedenfalls konnte ich mich kaum klar äußern. Wie gesagt: ich bewundere deine Kraft....

  • Danke Heidemarie


    Das Tauerbrot backe ich auch ,zur zeit

    ist mir ohne hin alles zu viel ,das Alleinsein und immer wieder

    Sorgen


    Ich möchte nichts mehr als so schnell wie möglich zu meinen beiden

    Denn die Welt braucht mich nicht mehr


    Ich hoffe es ergeht euch besser


    Liebe Grüße birgit

  • Hallo Puzzle,

    Meinst Du wirklich ich bin zu früh schon einen Tag gut gelaunt?

    Ich denke nicht, daß ich Kraft habe. Denn ich habe noch nichts weg geräumt von seinen Sachen. Ich bin nur mit dem Forum, dem Trauerseminar oder der Trauer literatur beschäftigt. Ich gehe mit den Hunden raus, schlafe viel und mache sonst nix. Ich habe keine saubere Tasse mehr, keinen Platz in der küche um zu kochen... Usw. Ich wasche nicht und kümmere mich um nichts.

    0 Antrieb. Nur Gehirn geschäftigen mit dem momentan wichtigsten Thema.

    Ich muß schon neue Socken kaufen weil keine mehr sauber sind. Trinke aus der Flasche weil alle Gläser im Abwasch stehen. Eigentlich ist die ganze Küche Abwasch. 🤷🏻

    Da Corona ist, kommt sowieso niemand. Und den Hunden ist es egal.

    Vielleicht konzentriert sich meine Kraft auf die Trauer und für alles andere ist keine Energie mehr übrig.

    Ralfsheidemarie

  • nein, um Gottes Willen! Kein Tag ist zu früh, um zu lachen!
    Ich habe am Tag der Katastrophe gelacht, als meine Tochter meinte, Walter hätte wahrhaft ein Talent für den dramatischen Abgang. Es war bitter zu lachen, aber sie hat den gleichen Galgenhumor wie ich - und zwischen all den Tränen war das Lachen eher eine Grimasse...

    Mein Vater (auch mit Sarkasmus auf Du so wie ich) meinte drei Wochen nach der Nachricht, ich hätte echtes Glück mit meinen Männern. Da musste ich auch lachen, auch bitter.

    Am 12.07. , also noch nicht mal 4 Wochen nach dem Schock, veranstaltete ich ein Konzert von Gesangsschülern in meinem Garten meiner Tochter zuliebe. Es war ein schöner Nachmittag. Ich konnte zwar kaum was tun, aber ich hatte viel Hilfe und musste nichts tun. Alle wussten, warum ich so kraftlos war und hatten viel Verständnis. Ich saß in der letzten Reihe der Zuschauer und hab leise vor mich hingeweint, weil Walter das gerne miterlebt hätte.
    Es ist nie zu früh, das Lachen und Freude zuzulassen, auch wenn’s erstmal weh tut....

  • Vergessen habe ich


    das Alleinsein und

    die Einsamkeit.

    die Erschöpfung,

    Angst vor Dunkelheit

    Schicksalhadern

    Kreisdenken

    Sinnlosigkeit, Sinnverlust

    Zukunftsangst

    Körperliche Schwäche

    Vernachlässigung der eigenen Person


    Puzzle hat noch

    Kreislaufversagen und

    Alpträume

    Hinzugefügt

  • Wie traurig, so viele Zutaten!


    Wenn DEINE Zeit gekommen ist, dass du dir sagst, ich will diese Zustände nicht mehr haben, helfe ich dir gerne dabei, zu jeder Zutat dazuzuschreiben, was dagegen helfen könnte. Das muss nicht heute sein und auch nicht morgen. Wann immer du dich danach fühlst.

    :30:

    Bis dahin höre ich zu und verstehe dich nur zu gut!

  • Liebe Heidemarie,


    kannst Du das wirklich alles vergessen oder ist es das was Du vergessen möchtest?


    Manche Dinge sind heilbar im medizinischen Bereich physisch und psychisch früher oder später, andere nicht, die bringen Tod oder chronische Krankheitsverläufe. Manches geht schnell vorüber, anderes dauert.


    Die Trauer um einen geliebten Menschen lebt jeder anders. Es kommt auch sehr darauf an, in welchem Lebensalter man einen Menschen verliert und was alles mit ihm verloren wird.


    Niemand von uns strebt an, sein Restleben in verzweifelter Trauer zu verbringen. Wie Lilifee schreibt, die Trauer wird erträglicher, ich denke auch deshalb, weil sie uns mit der Zeit vertrauter wird.

    Trauer ad hoc und eigninitiativ zu ändern, das wird nur wenigen gelingen. Ich gönne es diesen Menschen von Herzen.


    Ich dankbar, in diesem Forum schreiben zu dürfen, dass es mir, auch nach fast 11 Monaten, nicht gelungen ist, meine Trauer abzumildern, auch wenn ich manches Trostwort geschenkt bekam und mich mancher Kommentar im positiven Sinne nachdenken lässt. Dieses Forums gibt mir das Gefühl von Solidarität und lässt mich mit meiner Situation nicht ganz alleine sein.


    Liebe Grüße

    Sommermond

  • Hallo Sommermond,

    Mit vergessen meinte ich, daß es mir beim Schreiben des Rezepte nicht eingefallen ist. Das es aber noch dazu gehört.

    Also ich meinte: was fehlt denn jetzt noch? An was habe ich nicht gedacht?


    Ich meinte nicht, daß ich das vergessen habe im Sinne von nicht mehr da.


    Ein bißchen milder wird mein Schmerz, wenn ich ihn aufschreiben oder auf andere Weise mitteilen kann und darf. Wenn ich Gespräche darüber führen kann. Vergleichen oder mitschwingen kann mit Anderen.

    Für mich ist es auch ganz wichtig, daß mein Geschriebenes jemand liest. Ein Tagebuch würde ich nicht führen können.


    Ob ich jemals vergesse wie schlimm sich diese Trauer anfühlt glaube ich nicht. Aber ich möchte daß es weniger oft und weniger stark wird.

    Und das wünsche ich Dir auch Sommermond.

    Ich habe mal in einem Buch über Trennung und verlassen werden gelesen, daß man ungefähr so lange hadert und trauert wie die Beziehung gedauert hat.

    So ganz hat sich das in meinem Leben aber nicht bestätigt. Trotzdem scheint es eine Art Richtwert zu sein für das überwinden des Trennungsprozesses.

    Bei uns Trauernden ist das Ziel ja ein Anderes.

    Aber da Du Dein Leben lang von der Trennung der Eizelle bis vor 11 Monaten mit ihr zusammen warst und ihr inzwischen über 60 seit..... Na, da könnte man annehmen, daß es noch lange dauert. Aber trotzdem wünsche ich Dir, daß Du eine gute Möglichkeit findest in Deiner Phantasie eure Beziehung weiter zu leben. Du hast sie ja bestimmt auch oft bei Dir. Sprichst mit ihr......

    Ich schicke Dir ein Foto von einer Glaskugel mit Spieluhr, die ich einmal meiner Mutter geschenkt habe.

    Sei sanft und Verstehend umarmt

    Ralfsheidemarie ( auch ein Zwilling)

  • Liebe Heidemarie,

    danke für Deine schönen und erklärenden Worte. Ja, Du weißt wie es ist, Zwilling zu sein. Wenn ich Trauer behalte, so lange unsere Beziehung dauert, müsste ich 134 Jahre alt werden. Das ist zum Glück ausgeschlossen.


    Deine Spieluhr ist sehr schön.


    Sei tröstend gedrückt.


    Sommermond

  • Liebe Heidemarie,

    hättest du etwas dagegen, wenn ich dein zweites Trauerbrot auf meiner Facebookseite veröffentliche?

    Es ist einfach so großartig geschrieben!

    Ich würde als Verfasserin deinen Nicknamen, RalfsHeidemarie und einen Hinweis auf das Aspestos Forum schreiben.

    Ich mache es aber nur, wenn du gerne zusagst, ansonsten ist es kein Problem, manchen Menschen ist Facebook ja sehr suspekt und ich kann es sogar verstehen.


    Weil hier von Zwillingen die Rede ist, Sommermond hat ja ihre zweite Hälfte verloren und du schreibst, dass du auch Zwilling bist, würde ich gerne hier etwas dazu sagen, was möglicherweise nicht hierhergehört, aber meinem Gefühl nach gerade sehr gut passt.

    Ihr Lieben, ich glaube nämlich, dass ich auch sehr gut nachvollziehen kann wie Sommermond sich fühlt.

    Ich bin zwar vom Sternbild Zwilling, aber biologisch war nichts bekannt, dass eine zweite Frucht den Laib meiner Mutter bewohnt hat.

    Trotzdem war ich immer anders als andere Kinder, wollte nicht gern leben, hatte Sehnsucht nach etwas oder jemandem, wusste aber nicht wonach.

    Ich war nie lebenslustig und hatte auch keine Träume von der Zukunft wie andere Kinder und ich wusste nicht warum das so war.

    Im Erwachsenenalter war ich aufgrund von Problemen bei einer Psychologin, die mir eine Familienaufstellung empfahl und da kam heraus, dass ich wohl einen ungeborenen Zwilling hatte, von dem niemand ertwas wusste.

    Nach Hannes Tod wurde diese Aussage bekräftigt, indem das Medium, bei dem ich war, neben meinen Eltern und Hannes noch eine Seele wahrnahm, die sich nicht im menschlichen Kleid zeigte.

    Außerdem war es tatsächlich so, dass ich immer schon sehr große Verlustängste hatte und mich so seltsam verloren gefühlt hatte, bis ich meinen Mann kennenlernte und der mir die Liebe, Geborgenheit und Sicherheit gab, die ich so vermisst hatte.

    Jetzt, nach Hannes Tod begreife ich so langsam, dass ich genaugenommen schon mein ganzes Leben lang in Trauer bin, nur habe ich es damals nicht verstehen können.

  • Tiger Lilly, natürlich kannst Du das Rezept in Facebook einstellen. Nur bitte nicht mit meinem Namen. Dazu ist der Name zu real. Der Name spielt doch auch gar keine Rolle. Das ist mir ja sowas von schnuppe.

    Aber ich freue mich, wenn noch jemand anderes etwas damit anfangen kann außer mir.

    Denn ich mache das hauptsächlich für mich selbst. Ich neige dazu zu analysieren. Um zu verstehen, um weiter zu kommen.


    Und zu Deinem Zwilling. Hat denn Deine Mutter da nichts von gewußt? Nicht von gesprochen?

    Wann ist er denn in die andere Welt gegangen? Als Embryo?

    Das ist ja eine Geschichte. Ganz berührend. Dir hat sonach von Anfang an etwas gefehlt.

    Als wir ins Kinderheim kamen hatten wir uns. Als wir in Norderney in die Kinderverschickung kamen hatten wir uns. Als wir für 1 Jahr ins Internat kamen ( mit 10) hatten wir uns.

    Wenn es mir im Leben sehr schlecht ging, habe ich nach meiner Schwester gerufen - nicht nach meiner Mutter.

    Wäre ich ein Mann im Krieg im Schützengraben, ich würde nach meiner Schwester rufen, nicht nach meiner Mutter. Ralf war für mich eine männliche Zwillingsschwester. Bruder.

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