Viel zu jung, viel zu plötzlich

  • Hallo liebe alle,


    ich war lange Zeit nur stille Mitleserin und wusste nicht so recht, ob ich meine Gedanken nieder schreiben sollte.

    Ich bin diesen September 20 Jahre alt geworden und mein Freund wäre auch 9 Tage vor mir 20 geworden. Allerdings ist er nicht mehr bei mir und uns.


    Mein Freund starb am Valentins Tag dieses Jahres, aus heiterem Himmel. Es war ein schrecklicher Unfall, aber lange Zeit war nicht klar, ob es sich wirklich um einen Unfall handelt, oder ob es doch ein Suizid war. Es ist auch immer noch nicht klar und wird uns wohl auch nie beantwortet werden. Allerdings hab ich aus vielen Gründen und aus dem simpeln Gefühl für mich herausgefunden, dass es ein Unfall gewesen sein muss. Das macht es für mich nicht weniger schlimm, aber mir war es wichtig zu wissen, wie das passiert sein muss. (Vielleicht wisst ihr ja, was ich meine)

    Nie wissen zu können, was an diesem Tag wirklich passiert ist, tut unglaublich weh und macht es irgendwie nochmal schwerer zu verarbeiten.
    Wir waren beide 19 zu der Zeit und dachten, wir hätten noch ein ganzes Leben vor uns, aber das hatten wir nicht. Man hat so unbeschwert gelebt...

    Zu Anfang hab ich mir selbst ziemlich starke Vorwürfe gemacht und mittlerweile kommen diese Gedanken wieder das ein oder andere mal hoch. Obwohl ich genau weiß, dass ich nichts dafür kann. Gedanken wie, hätte ich doch nur öfter geschrieben oder angerufen, oder hätte ich noch öfter ich liebe dich sagen sollen, kamen mir in den Kopf.
    Corona macht und machte mir die Zeit des Trauerns nicht leichter...

    Was ihr aber vielleicht auch schon erlebt habt ist, dass die Freunde, auf die man sich sonst immer verlassen konnte, auf einmal wegfallen. Einerseits durch Corona, weil sie sich nicht mehr treffen möchten, aber andererseits auch aus einem für mich nicht begreifbaren Grund. Ich wurde regelrecht gemieden, da man so etwas ja gar nicht kennt. Ich hab es immer verstehen können, wenn man mit so einer Situation nicht umgehen kann und deshalb den Kontakt meidet, aber trotzdem hätte ich gedacht, dass es doch eine kleine Nachricht auch getan hätte.

    Die Menschen und den Kontakt, den man doch so sehr braucht, gerade in der Trauerphase, vermisse ich sehr..

    Es fällt mir schwer, wieder Fuß zu fassen. Dennoch habe ich in diesem Jahr mein Abitur bestanden und nun mit meinem Studium begonnen. Allerdings tut es sehr häufig, noch sehr weh. Gerade weil ich mich nicht verabschieden konnte, will man es auch nach einigen Monaten, immer noch nicht so recht begreifen.

    Ich denke jeder benötigt unterschiedlich viel Zeit, was den Trauer Prozess angeht und jeder darf sich diese Zeit nehmen. Bei mir ist es noch kein Jahr her und trotzdem bekomme ich von Bekannten oder auch weniger bekannten Menschen zu hören, dass es doch an der Zeit sei, zu vergessen und mit dem Leben fortzufahren. (Vielleicht habt ihr auch so eine Erfahrung gemacht)

    Gerade das setzte mich unter Druck, irgendwie schneller mit dem Trauern weiter zu machen, aber ich hab schnell gemerkt, dass es kein schneller gibt. Es ist doch vollkommen in Ordnung, noch an ihn zu denken und den Tränen freien Lauf zu lassen oder ?
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir an besonderen Tagen, die für uns beide eine Bedeutung hatten, besonders schlecht geht. Gerade Anfang Dezember und an Nikolaus ging es mir nicht gut... das war aber ganz unterbewusst, ohne dass ich mich konkret an den Tag erinnert habe. Ich glaube, wenn sich solche Tage jähren, gerade das erste mal, hat man ganz unterbewusst, einen Kloß im Hals.

    Als letzten Punkt möchte ich noch anbringen, dass ich oft und auch immer noch mit der Angst zu kämpfen hatte, für immer alleine zu sein und nie wieder einen Partner finden zu können. Mir wurde oft gesagt, du bist doch jung, ihr hattet noch nichtmal geheiratet und ihr wart doch noch keine Lebenszeit zusammen... allerdings hat mich diese Person spüren und fühlen lassen, was ich durch eine andere Person nichtmal in mehreren Jahren hätte fühlen können. Es hat sich angefühlt, wie die Liebe meines Lebens und hatte mir ein Leben mit ihm vorgestellt. Jetzt ist diese Person auf einmal weg und man fühlt sich nur noch halb vollständig. Für mich ist es unvorstellbar, eine neue Person kennenlernen zu können. Allerdings würde ich mehr als gerne wieder einen Jungen kennenlernen...

    Lange Zeit wollte ich dieses Bedenken niemandem mitteilen, weil ich das Gefühl hatte, dass es sehr egoistisch gedacht ist. Aber irgendwie ist es mir einfach wichtig, gerade weil ich weiß, dass mein Freund immer wollte, dass ich glücklich bin.
    Ich hoffe ihr konntet meine Gedanken einigermaßen nachvollziehen.


    Liebe Grüße an alle anderen Trauernden da draußen :)

    fenjamarie :5:

  • Liebe Fenjamarie! Sei herzlich Willkommen hier! Es tut mir wirklich sehr leid, dass du in so jungen Jahren deinen Freund verloren hast! Sei mal lieb umarmt! :30:

    Hast du Unterstützung von deiner Familie?

    Alle Gefühle, die du empfindest, sind auch in dem Moment richtig und gehören zur Trauer dazu! :30:

    LG Andrea

  • Liebe fenjamarie,

    ob Du nun 19 oder 99 bist. Ob Du 1 Monat liebst oder 100 Monate.... Die Liebe ist die Liebe. Und ein geliebter Mensch kann nicht einfach ausgetauscht werden.

    Und Trauer ist eben ein sehr langer Prozess. Ich glaube, daß die Menschen, die es nicht selbst erlebt haben nicht den kleinsten Schimmer haben. Sie können weder verstehen wie tief die Trauer ist noch wie lang.

    Ich habe mir angewöhnt von den "Wissenden" zu sprechen oder zu schreiben. Nur die, die es selbst erleben mussten wissen um die Gefühle und Abgründe.

    Ich habe es vorher auch nicht gewußt.


    In meinem bisherigen Leben habe ich gelernt, daß ich auch dazu in der Lage war 2 verschiedene Männer zu lieben. Gleichzeitig.

    Und deshalb denke ich, daß auch Du jemanden treffen kannst, den Du lieben kannst obwohl Du den Liebsten im Anderland auch noch liebst.

    Ich glaube, daß unsere Liebsten hinter dem Fluß des Lebens auch nicht eifersüchtig sind. Diese menschlichen Gefühle sind dann nicht mehr da. Denke ich.

    Dadurch, daß Du in so jungen Jahren so einen schmerzhaften Verlust ertragen musst, wirst Du wahrscheinlich reifer und anders sein als andere 20jährige.

    Ich hoffe sehr, daß Du wenn Deine Zeit gekommen ist einen guten und empatischen Mann kennen lernst und lieben kannst.

    Ralfsheidemarie

  • Hallo liebes ❤


    ich weiß ganz genau was du gerade durchleidest erstmal beweist es wahre Stärke das du das mit deiner Schule usw hinbekommen hast kannst du wirklich sehr stolz auf dich sein ...


    Ich selber bin 26 Jahre alt und mein Freund wurde am 27.11.20 einfach von einem 19 jährigen Mädchen erstochen er war auf der Stelle tod Halsschlagader Luftröhre und Speiseröhre waren durchstochen man konnte garnichts mehr machen... wegen überhaupt garkeinen Grund ... Ja und jetzt liege ich da und meine Welt ist komplett zusammen gebrochen ich kann mir nur sehr schwer sammeln mein Baby was ich mehr als mein eigenes Leben liebe ist einfach nicht mehr da all unsere Pläne Träume alles wie eine Seifenblase zerplatzt... Eine Trennung egal aus welchen Gründen ist wahnsinnig und unwahrscheinlich schwer weil man sich auseinander gelebt hat weil der Mann gewaltig wurde man betrogen wurde oder was auch immer dieser Schmerz einer Trennung ist immer grausam... Wenn aber ein Mensch stirbt und man sich nicht freiwillig trennen wollte wenn einem die Entscheidungsfreiheit genommen wurde und man lernen muss damit umzugehen und seinen eigenen Weg wieder zu finden ist absolut grausam du bist noch so wahnsinnig jung es gibt nichts schöneres als die Liebe... versuch dich nicht so fertig zu machen und deine Gefühle was du möchtest lerne sie wieder zuzulassen... so jung mit dem tod konfrontiert zu wenden ist die Hölle auf Erden hier im Forum aber habe ich gelernt egal wie alt man ist ist man immer zu jung wenn der Partner gehen muss ob man 20 30 oder 70 Jahre alt ist der Schmerz ist immer der gleiche diese Einsamkeit des die ganze Welt nicht mehr zu verstehen man ist in keinem Alter dem tod gewachsen im Gegenteil wie schlimm muss es sein wenn man sein Leben lang schon mit jemanden teilt und er plötzlich weg ist ... keine Ahnung ich weiß wie schlimm das sein muss sich wieder neu zu verlieben jemanden mit den gleichen Augen anschauen soll wie seinen Schatz früher die innerliche Liebe die immer noch da ist zu der verstorbenen Person ... ich selber kann es mir noch nicht vorstellen aber bei mir ist es noch zu frisch ... aber ich bin selbst auch noch jung und natürlich will ich irgendwann auch das die Sonne für mich wieder aufgeht... und wenn du die Nähe zu jemandem zulassen kannst jemand der dir gutes tut lass es zu und gib dir und deine Wünsche eine Chance du hast genug gelitten und so hart wie es ist vilt wird es nie wieder die gleiche Liebe sein aber dafür eine andere die dir gut tut ...


    Ich drücke dich ganz fest und viel Liebe das Leben ist hart... aber denke an dich und vergiss dich selbst nicht <3

  • Liebe Fenjamarie!

    Es tut mir so leid,das du schon so früh deinen Lebensgefährten verloren hast.Ja und am Anfang sind alle

    für dich da und sagen ,bitte anrufen und dann wird es auf einmal still.Nach kurzer Zeit wird es schon

    gar nicht mehr erwähnt und dann nach einigen Monaten schauen viele,das man immer noch nicht wieder

    richtig am Leben teilnimmt.Es geht einfach nicht,denn das Leben ist für uns nicht mehr lebenswert und

    der Schmerz ist so groß und wird nie vergehen,aber welche die so etwas noch nicht selber mitgemacht

    haben,können nicht begreifen,das es einfach nicht mehr geht und es sehr schwer ist wieder unter

    Leuten zu sein.Man kann nicht mehr lachen,versucht zu lächeln,dann ist so schwer Paare zu sehen,weil

    es so schmerzt.Die Trauer bleibt.Ich wünsche dir ganz viel Kraft.Liebe Grüße Helga

  • Liebe fenjamarie,


    erst einmal mein tiefstes Beileid zu Deinem Verlust, Du bist sehr jung.


    Dennoch spielt es keine Rolle ob wir 19 oder 40 oder 60 oder 90 sind.

    Einen geliebten Menschen zu verlieren ist eine schreckliche kaum auszuhaltende Erfahrung.

    Solche Sätze sind einfach nur dumm.

    Es ist unglaublich aber diese Erfahrung machen wir alle hier das Trauer etwas ist was nicht in unsere heile Welt gehört.

    Du hast jemanden verloren der Dir wichtig war den Du geliebt hast.

    Das braucht Zeit viel Zeit.

    Es wird Doch auch ein Stück verändern, auch das ist einfach so.


    Ich wünsche Dir einfach nur viel Kraft und bitte gib Dir Zeit, lass Dich nicht unter Druck setzten egal von wem.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Fenjamarie,

    Mein Mitgefühl zu deinem Verlust. Du hast es bereits so gut beschrieben, Trauer ist so unterschiedlich. Es gibt dazu keine Zeitangaben oder anleitungen. Trauere so, wie es für dich stimmig ist.


    Schön, dass du ins Forum gefunden hast. Ich hoffe es hilft dir ein wenig <3

    Isabel