Meine Liebste Freundin ist gestorben

  • Mein Kopf lässt mich nicht schlafen. Diese Verlustgedanken rauben mir die Ruhe. Er ist fort. Er kommt nicht wieder. Ich sehe die Dinge die er uns für unsere Tochter gegeben hat und könnte heulen. Er wird sie nicht auswachsen sehen. Noch schlimmer, sie wird nicht mit ihm zusammen aufwachsen. Ich selbst bin mit vielen Großtanten und Großonkel aufgewachsen und fand es toll. Das Wissen das sie mir mitgaben ist bis heute ein Geschenk.

    Immer wieder sehe ich ihn mit seinem Auto bei uns Vorfahren. Bevor der Krebs diagnostiziert wurde, war es zur liebgewonnen Tradition geworden, dass wir uns alle zusammen am Sonntag bei uns trafen und Kaffee tranken. Das wird es nun nie wieder geben. Ich liebte diese Kaffeerunden. Sie stammten noch aus einer Zeit als meine Großeltern noch lebten. Der Tod meines Opas vor 6 Jahren war für mich der erste große Verlust meines Lebens. Er war mein Seelenfreund und ich ertrage bis heute seine Abwesenheit nicht. Nun ist sein erster Sohn auch fort. Mein Kopf will das alles nicht verstehen.

  • Die Beerdigung rückt immer näher. Unter Corona Bedingungen. Wir können ihn nicht noch einmal sehen, der Sarg darf nicht offen sein. Wie gern ich ihn noch Mal sehen würde. Sehen wie er schläft. Wie sehr ich das alles hasse!


    In den letzten sechs Jahren hab ich 4 der wichtigsten Menschen in meinem Leben an den Tod verloren. Mein Opa ging als erster. Er war mir der wichtigste Mensch auf der Welt. Mein Seelenverwandter. Meine Oma sagte immer, wir wären ein Herz und eine Seele. Ja, so war es. Mit seinem Tod starb auch etwas in mir. Lange kam ich gar nicht damit zurecht. Meine Oma wurde schnell pflegebedürftig, ihre Demenz Schritt schnell voran nach dem Tod meines Opas. 3 Jahre nach Opas Tod folgte sie ihm. Das war 2018 am 4. November. Hätte ich in der ganzen Zeit meine beste Freundin nicht an meiner Seite gehabt, wäre ich wohl durchgedreht und hätte Dummheiten gemacht. Nun starb sie in diesem Jahr und es zog mir erneut den Boden unter den Füßen weg. Das ist bis heute so.


    Die Weihnachtszeit wollte ich ganz ruhig und unaufgeregt mit meiner Familie verbringen. Die Zeit nutzen um Kraft zu tanken. Nun wird daraus nichts. Der Tod meines Onkels trifft mich hart. Er war so ein guter und lieber Mann. Meinem Opa so ähnlich. Ich fand es so schön wenn wir alle beieinander saßen und redeten. Es war wie früher als meine Großeltern noch da waren. Es war schön. Es fühlte sich an wie zu Hause sein. Nun ist er fort. Lässt seine Familie und meine Familie fassungslos und ratlos zurück. Was machen wir denn nun? Wie soll das nun alles weitergehen ohne ihn? Wir haben ihn doch so sehr gebraucht.


    Mein Papa macht mir Sorgen. Er redet nicht. Hat er nie nach einem Verlust. Aber ich merke wie schlecht es ihm geht. Nur kann ich ihm nicht helfen wenn er sich mir nicht öffnet. Ich habe Angst auch ihn noch zu verlieren.

    Hast du eine Trauerbegleitung in Anspruch genommen?


    Nein. Das kann ich mir auch gerade nicht vorstellen. Mir ist nach verkriechen. Niemanden sehen, mit niemanden der die Situation bzw. mich nicht kennt, reden. Ich will nur meine Ruhe. In Ruhe begreifen was geschehen ist. Warum das geschehen bist. Warum musste das geschehen? warum?

  • Liebe Treue,


    Ich kann alles nur zu gut verstehen, was du beschreibst. Ich habe auch in den letzten Jahren sehr viele Verluste hinnehmen müssen.

    Ich weiss nicht was ich Dir zum Trost sagen könnte, denn es gibt leider keinen Trost. Nur Verstehen... und mitfühlen.

    Irgendwann wurde mir klar, dass es nicht besser werden würde, sondern es würde ein Verlust nach dem anderen hinzukommen...

    Ich kann Dir nur mein Mitgefühl versichern und dir Kraft wünschen.

    So vielen steht dieses Weihnachten eine furchtbare Zeit bevor, es gibt nichts zu beschönigen, einzig die Gewissheit wir sind nicht alleine trägt uns gemeinsam durch diese schwere Zeit 💔🙏🕯️Pia

  • Gestern war die Beerdigung meines Onkels. Das Wetter war furchtbar. Schnee, Regen, Sturm. Viele Leute durfrennnicht in die Trauerhalle aufgrund von Corona. Wir standen draußen und hörten uns dort die Trauerrede an. Sie war sehr schön. Ich sah den Sarg als er an uns vorbei zum Grab geschoben wurde. Aufgrund der Witterung bin ich mit meiner Tochter dann zurück zum Auto gegangen und nicht mit bis zum Grab. Ich werde mich morgen noch Mal in Ruhe und allein von ihm an seinem Grab verabschieden. Ich werde einen kleinen Strauß Blumen mitnehmen, die letzten die bei mir blühen und sie ihm bringen. Er fehlt mir so. Es ist nicht zu begreifen. Vor dreieinhalb Wochen noch voller Tatendrang und Hoffnung und nun ist er fort. Es sollte doch jetzt wieder richtig los gehen. Wieso ist das Leben so?

  • Wie verliert man nicht den Mut wenn so viele wichtige Menschen gehen undnman sich nur noch alleine fühlt?

  • Liebe Treue,


    mein Mitgefühl für all die Verluste, die Du in den letzten Jahren erfahren musstest, auch ich habe in den letzten 2 Jahren zu viele geliebte und geschätzte Menschen für immer verloren.


    Der Verlust von geliebten Menschen erzeugt in uns so vielfältige Gefühle und wirft so viele Fragen auf, denn der Tod kommt zu jeder Zeit, aber immer zur Unzeit. Vor allem die Frage nach dem "Warum", für die es keine allgemeingültigen Antworten gibt, kann uns emotional sehr belasten, aber diese Emotionen helfen uns in unserer Trauer und darüber hinaus, wenn es darum geht, unser Leben weiterzuleben und unseren Verstorbenen den ihnen gebührenden Platz darin zu geben.


    Ich hoffe, Du konntest Dich heute in Ruhe von Deinem Onkel verabschieden und ihm den kleinen Strauß Blumen auf sein Grab legen. Es war bestimmt kein einfacher Gang für Dich, aber er war wichtig und wird es immer sein.


    Liebe Grüße
    Thomas