Bauchspeicheldrüsenkrebs meiner Mama

  • Liebe theresachristina,

    als ich gestern deinen Eintrag gelesen habe.... auf einmal überkam mich alles. Alles kam wieder hoch, es flossen Tränen. Es tut mir so leid für dich, dass du deine Mama auch an dieser Art von Krebs verloren hast. Gleichzeitig freue ich mich für dich und euch, dass ihr euch noch eine schöne Zeit zusammen bereiten konntet!

    Es beruhigt mich, dass du auch beschreibst, dass du die Schmerzen im Bereich der Bauchspeicheldrüse nachempfinden kannst. Ich hoffe, dass es bei dir auch nur rein psychologisch ist. Wie bereits auch mir geraten wurde, möchte ich auch dir raten, dass im Falle des Falles kontrollieren zu lassen. :)

    Bei mir ist es mit den Panikattacken auch ähnlich. Auch oft, wenn ich alleine zu Hause bin oder kurz bevor mein Partner das Haus verlässt, wenn er mal laufen geht oder sich mit Kollegen trifft..... Zum Glück hatte ich aber schon längerer Zeit keine Attacke mehr.

    Ja ich könnte mir im Nachhinein auch nicht vorstellen sie dort auf der Station alleine gelassen zu haben. Vor allem da sonst von unserer Familie niemand weiter mehr zu besuch kam.

    Sie war wirklich IMMER für mich da und ich konnte immer auf sie zählen. Und ich glaube auch daran, dass sie nicht ganz weg ist. Sie ist da. Eben nur auf eine andere Art und Weise.

    Liebe Theresa, auch ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht für die kommende Zeit. Ich würde mich sehr über einen Austausch mit dir (und natürlich auch allen anderen hier :)) freuen.

  • Liebe Lisa,

    es machen sich viele die gleichen Gedanken, das ist schon sehr spannend......

    Man fühlt sich irgendwie schuldig und verantwortlich und hat das Gefühl , dass es anders gelaufen wäre,

    vielleicht wäre es eine Zeit noch ein bisschen weiter gegangen, aber ich glaube, es ist dann an der Zeit .

    Vielleicht möchte unbewusst jemand nicht mehr.

    Ich hab eine Geschichte gelesen von einer Tochter die ihren Vater verloren hat.

    Ihr Vater hatte Krebs , den hat er gut überstanden, und hat sich dann vorgenommen, dass er eine to do Liste hatte,

    was er noch alles machen wollte, unter anderem gab es einen Fallschirmsprung und dann ist er gesprungen und der Fallschirm ging nicht auf und er ist dann gestorben, das ist doch unfassbar.......

    Leben ist einfach komisch und manchmal echt hart.......

    Liebe Grüße <3<3:24:

  • Liebe mahee, ja es ist wie du sagst: sehr spannend. Interessant wie bei vielen die Gedanken kreisen, was man hätte anders machen können, um doch noch mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Und doch ändert es nichts daran und das tut weh. Ich sollte dankbar sein, für die schöne Zeit, die wir miteinander hatten. Und das bin ich natürlich auch. Nur würde ich mir wünschen, dass eben nicht immer die Gedanken um das wieso weshalb warum kreisen. Aber das ist dann eben mein Weg der Trauer und eines Tages wird es sicher besser werden.

    Die Geschichte, die du gelesen hast, hat mich sehr berührt. Auch ich habe bereits von ähnlichem gehört. Es geht einem sehr nah.... und doch kann man auch da nichts dagegen unternehmen.


    Liebe Ameliea, ja auch mich hat die Geschichte von mahee auch an Final Destination erinnert ^^ und wie du schon geschrieben hast: wir wissen es nicht, ob es anders gelaufen wäre, wenn wir etwas anders gemacht hätten.... trotzdem sind diese Gedanken manchmal sehr belastend.


    Euch auch liebe Grüße, Lisa :24:

  • Heute geht es mir mal wieder nicht so gut. Es überkommt mich ein allgemeines Gefühl des Unwohlseins. Ich denke, weil der 22.03. immer näher rückt. Ich weiß noch sehr genau, was ich die Tage vor dem Tod meiner Mama alles gemacht habe.... Heute vor einem Jahr lag sie im Krankenhaus noch auf der onkologischen Station. Ich bin mit meiner Tante und meinen zwei Brüder dort hin gefahren. Wir hatten ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt und einer Psychologin. Er teilte uns mit, dass es sehr schlecht um meine Mama steht und es sich eher um Tage als Wochen handelt.

    Danach durften wir zu ihr. Wir haben ihr geholfen sie in den Rollstuhl zu setzen und sind ein wenig nach draußen gegangen. An diesem Tag sollte sie im Krankenhaus noch auf die Palliativstation verlegt werden. Meine Tante und meine zwei Brüder sind dann am Nachmittag wieder nach Hause gefahren. Ich habe währenddessen eine Freundin besucht, die in der Nähe des Krankenhauses wohnt und habe auf den Anruf der Station gewartet, dass sie verlegt wurden ist und ich sie nochmal besuchen kann.

    Irgendwann kam der Anruf und ich machte mich auf dem Weg. Als ich dort ankam, wurde gerade noch ein Ultraschall ihre Niere gemacht, die leider seit Tagen kein Urin mehr produzierte. Nach der Untersuchung gab es Abendbrot. Ich half ihr beim Hinsetzen auf die Bettkante und Brot schmieren. Danach quasselten wir noch über alles, was mir so einfiel. Ein wichtiges Thema was ich gern noch mit ihr besprechen wollte, waren eventuelle Kindernamen. Ich erwartetet kein Baby, aber mir war es wichtig mit ihr darüber gesprochen zu haben, obwohl diese Namensliste eigentlich streng geheim ist. Wir sind alles miteinander durch gegangen und das war mir wirklich eine Herzensangelegenheit <3 Danach hat sie sich ins Bett gelegt. Wir redeten noch ein wenig, aber ich merkte wie sie müder wurde. Also haben wir uns verabschiedet und ich bin nach Hause zu meinem kleinen Bruder gefahren. Wir haben zusammen Abendbrot gegessen und einfach die Zeit miteinander genossen.


    Sorry für den mal wieder lang gewordenen Text. Aber mir war es wichtig, dass hier aufgeschrieben zu haben. Alles passierte genau heute vor einem Jahr. Ich vermiss dich so Mami <3

  • Sag nicht sorry, das ist doch nur gut, wenn du Erinnerungen mit uns hier teilst.

    Für dich schmerzhaft, für mich eine „schöne“ Erzählung, denn man spürt die Liebe zu deiner Mutter, das innige Begleiten… Mehr kann man nicht geben!

    In Liebe eingehüllt bis zuletzt, was kann sich ein Mensch für seinen Abschied, die letzte Zeit sonst noch wünschen?

    Eine tolle Tochter bist du! :8::30:

  • Nicht entschuldigen für geschriebenes... dafür sind wir hier um uns alles von der Seele schreiben zu können und du antwortest immer so liebevoll jedem einzelnen, der dir schreibt ❤️


    Ich, wir Alle hier kennen die schmerzenden Erinnerungen zu bestimmten Tagen oder einfach so...

    Lass die Erinnerungen zu auch wenn es sehr weh tut 💔


    Alles alles Liebe Pia

  • Liebe Lisa,

    das tut mir sehr Leid, dass Dich mein Beitrag nochmal aufgewühlt hat und alles nochmal hoch gekommen ist :( aber wenn der 22.03. immer näher rückt kreisen natürlich auch Deine Gedanken...Du hast jetzt 1 Jahr ohne Deine Mama verbracht...Wie ging es Dir denn in der Zeit? Wie bist Du so zurecht gekommen? Bei mir fängt jetzt so langsam das Vermissen und Realisieren an, dass ich sie nie wieder sehen werde. Die ersten Wochen hat es sich so angefühlt, als wäre sie nur im Urlaub und ich kann sie bald wieder besuchen, aber leider geht das nicht, War das bei Dir auch so? Ja die Schmerzen im Oberbauch sind bei mir auf jeden Fall psychisch, ich kann mich leider sehr in Sachen rein steigern und da reagiert mein Körper natürlich drauf. Letztes Jahr im Mai hatte ich mich auch durch checken lassen und die Blutwerte waren alle super, ich möchte mich aber trotzdem auch nochmal zeitig checken lassen. Leider bilde ich mir, seit der Diagnose von meiner Mama, bei jedem Zwicken immer das Schlimmste ein, aber so geht es vielen wie ich mitbekommen hab. Man muss nur aufpassen, dass man von der Angst nicht gesteuert wird, das versuch ich momentan auch. Ich wünsch Dir viel Kraft für den 22.03....da werden jetzt die ganzen Bilder bei Dir wahrscheinlich wieder hoch kommen :( Du darfst traurig sein, lass die Gefühle zu und halte die Erinnerung an Deine liebe Mama in Deinem Herzen, auch wenn es so sehr weh tut. Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du in der Heimat bist, Ihr Grab zu besuchen. Mach das, was für Dich am Besten ist. Alles Liebe Theresa

  • Liebe Hedi,

    vielen vielen lieben Dank für deine gewählten Worte! Sie bedeuten mir wirklich viel! Mir kamen die Tränen…… ich wollte wirklich alles geben, so wie sie es auch für mich gemacht hätte. Und ja. Es war schwer. Es ist schwer. Und wird sicher auch immer auf eine bestimmte Weise schwer sein, aber ich bin froh, dass ich alles so gemacht habe!

  • Liebe Theresa,

    das macht doch nichts! Weil durch deinen Beitrag hatte ich dann auch endlich den Mut mich anzumelden und meine Geschichte mit euch zu teilen!:)

    Die ersten, so 2 bis 3 Monate, hatte ich viel zu organisieren. Meinen jüngeren Bruder wollte ich schützen und von meinem älteren Bruder kam nicht viel so Unterstützung…. Erst nachdem soweit fast alles abgeschlossen war, was es zu organisieren gab, habe ich alles realisiert und verarbeitet. Ich fing an sie schrecklich zu vermissen. Keine Telefonate mehr, wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre oder nach der Arbeit. Keine Besuche am Wochenende. Keine Nachrichten auf WhatsApp. Keine Umarmungen…. Ich begab mich auf die Suche nach professioneller Unterstützung eines Psychologen, aber leider habe ich bis heute keinen Platz bekommen. Ich telefoniere seit dem 1 mal im Monat mit einer Frau von sozial psychiatrischen Dienst. Das hilft mir sehr !

    Auch ich hatte zu Beginn dass Gefühl, als wäre sie oder ich nur im Urlaub.
    Oft, wenn ich Sätze von dir lese, denke ich, dass auch ich die geschrieben haben könnte. Auch ich kann mich gut in Sachen hinein steigern und mache es damit oft schlimmer als es eigentlich wäre. Ich gehe auch regelmäßig zum Check up beim Arzt. Also auch schon bevor meine Mama verstorben ist. Es ist alles in Ordnung und trotzdem mache ich mir manchmal Gedanken …. Und ja wie gesagt, da kommen einen manchmal die tollsten Einfälle was man jetzt für eine Krankheit haben könnte. Aber du hast recht, ich muss auch aufpassen, dass das nicht zur Normalität wird.
    vielen Dank auch für deine lieben Worte natürlich! Ich bin ja in der Heimat. Mal schauen, ob ich morgen noch auf den Friedhof gehe.
    Herzliche Grüße, Lisa :)

  • Heute vor einem Jahr wurde ich stationär im Krankenhaus auf der Palliativstation aufgenommen. Es kamen zuerst mein Cousin mit Freundin. Meinem Cousin fiel die ganze Situation sichtlich schwer. Wir konnten uns wegen Corona ja nur draußen auf ihrem kleinen ebenerdigen Balkon treffen. Als er meine Mama sah, musste er sich von uns ein paar Meter entfernen und hat geweint. Er konnte es einfach nicht ertragen wie geschwächt und gezeichnet sie war. Seine Freundin und ich blieben bei ihr und erzählten ein wenig. Da auch das Wetter nicht so toll war, sind die beiden nach kurzer Zeit nach Hause gefahren und ich bin mit Mama und ihrem Rollstuhl zurück ins Zimmer. Ich half ihr ins Bett und sie schlief kurze Zeit später ein.

    Am Nachmittag kamen mein Freund, mein jüngerer Bruder und meine beste Freundin. Ich war wirklich fix und fertig, obwohl ich ja erst seit dem Morgen bei Mama war. Aber mir fiel es so schwer sie so zu sehen. So geschwächt und ausgelaugt. Dieses Mal schoben eine Krankenschwester und ich sie im Bett nach draußen. Ich ging mit meinem Freund eine kleine Runde spazieren während mein Bruder und meine Freundin bei ihr blieben. Aber auch das war ihr nach kurzer Zeit wieder so kalt also schoben wir sie wieder rein. Ich war noch kurz draußen bei den anderen bevor sie wieder nach Hause gefahren sind.


    Am Abend schrieb mir mein Bruder, dass ich ihm nicht böse sein soll, aber er uns nicht nochmal besuchen kommen kann, weil er das nicht ertragen kann….. diese Worte. Es war so traurig.


    Das Abendessen war für sie nicht mehr alleine möglich. Also schmierte ich ihr das Brot und fütterte sie. :) das war wirklich schwer mir für zu sehen, weil ich sie einen Tag zuvor ja auch noch am Abend besucht habe und sie dann am nächsten Tag wie ‚ausgewechselt‘ war….


    Am Abend bereitete die Tante meines Freundes noch eine Eierlikörtorte zu, die er am nächsten Tag mitbringen wollte.


    Ich schaue noch einen Film auf dem Tablet und legte mich ins Bett im zimmer meiner Mama. Und auch wenn sie oft geschlafen hat und allgemein sehr abwesend war, habe ich immer mit ihr erzählt und sie teilhaben lassen


    Lisa

  • :33::30:<3:5:

  • Liebe Lisa,

    es tut mir sehr leid, dass du deine Mama verloren hast. Auch meine Mama ist erst vor wenigen Monaten sehr unerwartet gestorben, ich bin Anfang 30, und es ist für mich mit Abstand sicherlich das schlimmste, was ich je erlebt habe.


    Ich habe einige Jahre zuvor schon 3 nahe Menschen beim Sterben begleitet, und zwei davon hatten auch ein Pankreaskarzinom. Ein mieser, mieser Krebs.

    Einmal konnten wir als Familie das Sterben zuhause begleiten, beim zweiten Fall war ich bei ihm auf der Palliativ, als er starb - nicht einmal 40 Jahre alt. Ich glaube also, ich hab ein paar Bilder in meinem Herzen und Kopf, um mir vorzustellen was du erlebt hast.

    Und ich kann mich erinnern, wie unglaublich fordernd und kräftezehrend und entrückend ich diese Sterbebegleitung erlebt habe. Einige Bilder bleiben, auch Jahre später.


    Ich bin ehrlich gesagt selbst gerade in keiner guten Verfassung, seit dem Tod wohl eher in der schlimmsten in der ich je war. Für mich ist der Verlust meiner Ma jetzt viel näher und "ungerechter" als das damals, einerseits weil sie mitten im Leben stand - so wie bei dir, und andererseits weil ich sie noch so sehr gebraucht hätte - vermutlich auch so wie bei dir... Und diesmal konnte ich mich nicht vorbereiten, mich nicht verabschieden, nicht da sein - es war ein Unfall, sie ging aus der Tür, ich hab mich nicht einmal richtig verabschiedet und 10 Minuten später war sie überfahren von jemand, der sein Stop Schild oder sie übersehen hat.

    Vielleicht ist das ein Trost: dass du etwas Zeit hattest, ihr nochmal ganz explizit und in Angesichts aller existentieller Ängste zu zeigen wie sehr du sie liebst. Ich weiß es nicht. Ich stelle mir vor, dass es das leichter macht vielleicht - dass nicht so unendlich viel ungesagt bleibt. Wobei das ja eigentlich auch nicht stimmt so.


    Wahrscheinlich ist es immer schlimm, die Mama zu verlieren - jenen Körper, der uns ausgetragen hat, uns genährt, und mit ihm jene Liebe, die so viel selbstloser war als all die Anderen. Mutterseelen-allein.

    Und unsere Mamas waren viel zu jung. Zu Beginn hab ich stets ausgerechnet, wie viele Jahre wir noch hätten haben können - 3 Jahrzehnte schätze ich. 30 Jahre! All die Erinnerungen, die wir nie sammeln werden können. Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht.

    Und ich weiß eigentlich auch nicht was ich dir sinnvolles sagen könnte - wo ich selbst (noch?) so un-tröstlich bin.


    Manche sagen, das erste Jahr ist das härteste. Ich hoffe, das stimmt - dann hättest du viel schon hinter dir an Schwere. Aber ich stelle mir vor, dass der Todestag nochmal eine besondere Herausforderung ist. Ich wünsche dir und hoffe selbst, dass es danach wirklich leichter wird...


    Alles Liebe dir, unbekannterweise.

  • Liebe/r Noor,

    mein herzliches Beileid an dich, dass du deine Mama auch vor wenigen Monaten hast gehen lassen müssen. Auch ich kann sagen, dass es das schlimmste ist, was mir je passiert ist, obwohl ich (wie ich in einem Beitrag zuvor schon mal erwähnt habe) 2014 sehr schwer an einer Hirnhautentzündung erkrankt bin und auch viel zu tun hatte was Reha usw. angeht.


    Du schreibst du hast davor schon Menschen beim Sterben begleitet. Machst du das beruflich oder wie kam es dazu? Ich ziehe auf jeden Fall meinen imaginären Hut vor dir! Zu mir sagen immer viele, dass sie nicht gedacht hätten, dass ich das mit meiner Mama so hinbekomme. Das macht mich stolz, obwohl es für mich wirklich sehr schwer war.


    Schrecklich, was deiner Mama widerfahren ist. Aber ich kann dir berichten, dass meine Oma, also die Mama meiner Mama, 2014 verstorben ist ohne das wir darauf vorbereitet waren und für mich bei den beiden Ereignissen von meiner Oma und meiner Mama keines gibt, was ich als "leichter" empfinde. Bei meiner Mama wussten wir wie schlimm krank sie ist, aber ein vorbereiten.. nein das gab es nicht. Zumindest bei mir. Ich habe das alles nicht wirklich wahr genommen wie schlimm es um sie steht. Und ja ich habe ihr im Krankenhaus immer viel erzählt und auch noch viele Sachen gesagt worüber ich nun sehr dankbar bin, dass ich sie sagen konnte, aber ich war wirklich mehr als unvorbereitet.....


    Ich habe mir auch immer viele Gedanken darüber gemacht, was wir noch schönes zusammen erleben. Besonders habe ich mich darauf gefreut, wenn sie einmal Oma ist. Sie mochte kleine Kinder immer besonders gern. Sie war bereits Oma. Mein älterer Bruder hat bereits einen Sohn. Er ist dieses Jahr 5 Jahre alt geworden. Aber sie war leider keine Oma für eines meiner Kinder, die noch nicht einmal geboren ist. Ich hoffe du verstehst wie ich das meine. Hast du denn bereits Kinder?


    Ich werde dir auf jeden Fall berichten. Derzeit merke ich noch keine Veränderung. Eigentlich vermisse ich sie gerade mehr denn je.


    Alles Liebe auch für dich!

  • Da ich gestern nicht dazu gekommen bin zu berichten, werde ich das jetzt nachholen.


    Am 20.03. für einem Jahr. Früh kam eine Schwester für die Körperpflege am Morgen. Wir setzten meine Mama in den Rollstuhl und fuhren sie ins Bad. Dort konnte sie sich ihr Gesicht waschen. Alles zog sich in mir zusammen, weil immer mehr ersichtlich wurde, wie sie immer schwächer wurde. Sie wollte dann das Waschbecken säubern, aber zuckte immer mit den Händen und kam irgendwie gar nicht mehr zurecht. Zurück im Bett wurde sie von der Schwester und mir gewaschen.


    Bei der Visite fragte ich, was es mit den zuckenden Händen und Armen auf sich hat. Man sagte mir, dass in ihrem Körper auch viele viele Nährstoffe fehlen und dadurch solche unkontrollierbaren Zuckungen entstehen können.


    Mein Freund kam mit der vorbereiteten Eierlikörtorte und Rouladen mit Klößen, weil sich meine Mama das gewünscht hat. Wir waren wieder zusammen kurz draußen auf ihrem kleinen Balkon und wir erzählten . Meine beste Freundin war glaube ich auch wieder dabei. Ich brachte meine Mama wieder in ihr Zimmer und wir gingen eine kleine Runde spazieren. Es kam immer mal wieder die Sonne heraus, aber es war doch noch recht frisch. Man musste sich warm anziehen. Irgendwann verabschiedete sich unser Besuch. Ich war immer sehr traurig, konnte es aber verstehen, da es wirklich sehr kalt war und die beiden ja wegen Corona nicht zu uns ins warme Zimmer kommen konnten.


    Mama hatte schmerzende Füße. Dadurch, dass sie seit Tagen keinen Urin produzieren konnte, sammelte sich alles in ihrem restlichen Körper. Vor allem in ihren Beinen und Füßen. Die Schwestern und ich stopften immer Decken und Kissen unter ihre Beine um die Füße und vor allem die Fersen ein wenig zu entlasten.


    Gegen Nachmittag schnitt ich ein Stück der Eierlikörtorte ab und fütterte sie. Ich habe gesehen wie sie sich gefreut hat und es ihr auch geschmeckt hat. An und für sich war es aber eine Meisterleistung auch nur ein halbes Stück Kuchen zu essen, weil sie währenddessen immer wieder eingeschlafen ist. Ich habe sie ständig wach gemacht. Sie hatte ja noch den Kuchen im Mund, den sie noch herunter schlucken musste. Herrje, alles nicht so einfach.


    Am Abend wurden ihr ihre Medikamente in flüssiger Form über ihren Zugang gegeben, da ich Angst hatte, dass sie sich an den Tabletten verschluckt, bat ich um Umstellung. Die Ärzte und Schwestern kamen dem nach.


    Am Ende wurde mir meine Portion der Rouladen mit Klößen warm gemacht. Mama hatte seit dem Nachmittag geschlafen. Sie war immer nur sehr kurz wach und hatte anscheinend keinen Hunger. Also speiste ich alleine, erzählte vom Tag und schaute ihr beim Schlafen zu.


    In der Nacht vom 20. auf den 21.03. musste ich in der Nacht die Klingel betätigen, da ich das Gefühl hatte, dass Mama schlecht Luft bekommt. Wir haben das Fenster weit geöffnet und zusammen inhaliert. Ich blieb die ganze Zeit am Bett stehen, half ihr dabei und beobachtete sie. Des Weiteren bekam sie auch noch etwas gegen ihre Luftnot gespritzt.

  • Zum 21.03. vor einem Jahr: Die Nacht war vorüber und wir begannen die Tag mit der Körperpflege. Dieses Mal wollte sie lieber im Bett bleiben, also machten wir sie von dort aus zurecht. Ich habe ihr Gesicht gewaschen und danach schon eingecremt. Das war ihr immer wichtig, das weiß ich. Dieses Ritual mit dem eincremen ihres Gesichtes hatte sie seitdem ich denken kann.


    Wir haben wieder einen kurzen Abstecher auf den Balkon / die Terrasse gemacht. Draußen warteten bereits mein Freund und meine beste Freundin. Wieder wurde erzählt, aber dieses Mal hielt sie es auch viel kürzer draußen aus als die letzten Tage obwohl ich sie immer warm anzog. Sie sah so süß aus mit der Mütze, die ich ihr mitgebracht habe und der Kapuze, die wir zusätzlich noch aufsetzten. Wieder im Zimmer angekommen, habe ich sie wieder ins Bett gelegt und mich für kurze Zeit verabschiedet. Ich berichtete, dass ich mit meinen Freund und meiner Freundin wieder eine Runde spazieren gehen werde.


    Wir liefen zu einer Burgruine, die nicht weit weg entfernt gelegen ist und zu einem Spielplatz. Dort entdeckte ich das Schaukeln wieder für mich. Jahre bin ich nicht geschaukelt, aber in den Moment tat es so gut. Ich habe mich so frei gefühlt und war einfach zufrieden. Auch der Austausch mit meinen zwei Besuchern tat mir natürlich immer sehr gut und sie sorgten auch für Ablenkung.


    Wieder am Krankenhaus angekommen, bin ich schnell ins Zimmer um zu schauen wie es Mama geht. Alles gut. Also wieder raus auf die Terrasse. Von dort aus konnte man sie auch gut beobachten. Draußen saßen wir auf den dortigen Stühlen und tranken Tee.


    Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, hat meine Mama dann wirklich kaum mehr etwas gegessen. Auch an diesem Tag "verpasste" sie sowohl Frühstück, Mittag als auch Abendessen. Aber ich konnte es ihr ja schlecht rein zwingen..... da war ich wirklich sehr verzweifelt.


    Am Abend lag ich wieder im Bett neben Mama und schaute wieder einen Film auf dem Tablet während sie schlief. Auch in dieser Nacht vom 21. auf den 22. musste ich wieder die Klingel betätigen und um das Medikament gegen ihre Luftnot bitten. Dieses half immer recht schnell und sie schlief wieder ein.


    Es fällt einem wirklich schwer nochmal alles zu durchzugehen und aufzuschreiben, aber ich denke, dass es mir helfen kann.


    Lisa

  • Liebe Nasch, finde das auch gut für mich. Habe Angst etwas zu vergessen. Lese auch oft in alten WhatsApp Nachrichten mit meinem Freund, der Familie, Freunden oder so, um nochmal zu erfahren was alles wie genau abgelaufen ist.

    Und manches habe ich schon vergessen. Nicht die Sache oder Worte an sich, aber wann das war. An welchem Tag. Ich weiß noch sehr genau Mamas letzte Worte. Leider weiß ich nicht mehr an welchem Tag sie mir das gesagt hat. Aber ich möchte es gern geheim und nur für mich behalten. Sie waren nur an mich gerichtet. Es gibt niemanden, zu dem sie das hätte sonst sagen können. Und das ist schön und traurig zugleich. Auch jetzt fließen wieder die Tränen.

  • Hallo Lisa,

    das ist sehr gut, dass Du Dir alles von der Seele schreibst, vielleicht kannst Du dann besser damit umgehen. Das mit dem nichts essen und trinken zum Schluss kenne ich auch gut, es ist einfach so furchtbar und herzzerreißend das mit anzusehen. Meine Mama hat im Januar glaube ich 3 Tage weder getrunken noch gegessen, nur einmal einen Schluck Kaffee, den sie so gern getrunken hat. Ich fragte die Ärztin, ob man sie nicht auf eine andere Weise ernähren kann, da ich dachte, dass sie bestimmt furchtbar Durst haben muss. Aber sie meinte zu mir, dass der Körper in so einer Phase wohl immer mehr abbaut und sich an die wenige Nahrungszufuhr gewöhnt. Es ist sehr erstaunlich, dass Du das alles mehr oder weniger alleine durch gestanden hast. Ich hatte ja rund um die Uhr meinen Papa und meinen Mann bei mir. Ich kann mir nur vorstellen, wie stark Du in den Tagen warst/bist. Man funktioniert dann einfach oder? Man hat ja gar keine andere Wahl, man möchte ja für sie da sein. Aber trotzdem hast Du meinen höchsten Respekt. Hast Du die Bilder eigentlich noch alle gestochen scharf im Kopf oder verblassen sie ein wenig? Ich wünnsche Dir weiterhin viel Kraft für diese Woche.

  • Hallo Theresa,

    ja bis jetzt hilft mir das Schreiben ganz gut. Ich hoffe du findest auch ganz bald etwas, wodurch du dann besser mit allem klar kommen kannst. Vielleicht ist es ja auch das Schreiben in deinem "Wohnzimmer" hier im Forum.

    Ja bei meiner Mama waren es dann auch so 2 bis 3 Tage an denen sie nichts oder wirklich nur kaum etwas gegessen hat. Ich habe mir natürlich Sorgen gemacht und das auch mit den Schwestern auf Station besprochen. Aber auch sie sagten, dass man da in dieser Situation nichts daran ändern kann. Auch das Team auf der Station wusste natürlich wie schlecht es um meine Mama stand, aber das Team konnte das alles mehr rational betrachten. Für mich ging es um meine Mama und bekanntlich ist es natürlich nicht gut über Tage nichts zu essen oder zu trinken. Hatte deine Mama denn dann auch Probleme mit ihrer Niere oder anderen Organen?

    Ja so kann man es sagen. Wie du gelesen hast, kam schon jeden Tag jemand zu Besuch. Eben vor allem mein Freund und meine beste Freundin. Aber mit ins Zimmer durfte ja niemand und ich durfte mich auch mit niemanden im Zimmer "abwechseln" sozusagen. Wegen Corona. Ich war dann ihre einzige Kontaktmöglichkeit. Aber von meiner Familie hätte mich da sowieso niemand "ablösen" wollen.

    ich freue mich für dich, dass du deinen Papa und deinen Mann um dich haben konntest und ihr bei euch zu Hause ward. Auf Station haben sich auch alle viel Mühe gegeben, aber es ist eben nicht wie daheim.

    Und ja..... also..... eigentlich hatte ich die Wahl. Ich hätte ja nicht im Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Aber ich habe sie gefragt und sie meinte sie würde sich sehr freuen. Da kann man natürlich nicht nein sagen. Also ich nicht. Weil ich weiß, dass sie es auch für mich gemacht hätte. Immer war sie für mich da. Egal was war.

    Ich habe die Bilder tatsächlich nur gestochen scharf im Kopf, wenn ich explizit daran denke und / oder mir Bilder dazu anschaue. Wenn ich allgemein an sie denke oder von ihr Träume sieht sie nicht so schlimm aus wie die letzten Tage auf der Palliativstation, sondern ganz normal, so wie ich sie immer kannte vor der Krankheit.

    Ich wünsche dir ebenfalls viel Kraft für die kommende Zeit!

  • Liebe Lisa,

    es berührt mich, wie du die letzten Tage deiner Mama schilderst.


    Und ich bin in Gedanken bei dir, und werde morgen bei dir sein, wo deine Mama genau ein Jahr lang fehlt. Das erste Jahr fehlt.


    Ich danke dir für deine Antwort auf meinen Beitrag oben. Nein, ich bin keine Sterbebegleiterin, ich glaube auch nicht, dass ich das dieses Leben machen könnte nach Mamas Tod. Es war meine Oma, die mein ganzes Leben lang mit uns im Haus gewohnt hatte, die Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte, und die wir zuhause ein halbes Jahr lang begleiteten. Im Alter wächst der Krebs langsamer, drum hatten wir mehr Zeit mit ihr. Ein Jahr nach ihr starb mein Schwager mit derselben Diagnose, dazwischen begleitete ich meinen Opa beim Sterben. Das war damals eine schwere Zeit.

    Aber die Zeit jetzt ist unvorstellbar viel düsterer für mich. Dass die Großeltern gehen entspricht ja einer natürlichen Ordnung, auch wenn es natürlich traurig macht und ich durch das gemeinsame Wohnen eng war mit ihnen. Dass die Mama so früh geht...


    Ich bewundere, dass du so für deine Mama da sein konntest an ihren letzten Tagen. Nein, das ist nicht selbstverständlich - und es zeigt deine Courage und deine Liebe zu ihr. Es ist mutig, dass du sie fragtest, ob du mit ihr kommen kannst.

    Und auch ihre Antwort war mutig, und ich finde sie gibt etwas Einblick in eine authentische, offene Mama-Tochter-Beziehung.



    Auf der Palliativstation war damals als ich dort war noch kein Corona - daher gab es auch Doppelzimmer mit anderen Sterbenden (das hat mich ehrlich gesagt sehr irritiert damals) und weniger striktes Besuchsmanagement. Wir konnten ihn damals auch immer wieder für eine Nacht aus dem Krankenhaus holen, oder für einen Nachmittag ins Grüne bringen. Das Team auf der Palliativstation habe ich als ungeheuer stark erlebt. Es gab eine Schwester, die hat mit uns geweint, und ich erinnere mich, dass ich sie fragte, wie sie diesen Job aushalten kann. Lustigerweise kann ich mich an ihre Antwort nicht erinnern.


    Das Sterben selbst war anders als ich es bis dahin kannte leider nicht so friedlich - er war so jung und hat sehr gekämpft, und wollte auch keine Schmerzmittel nehmen bis zuletzt. Es war an seinem Sterbetag in der Früh schon klar, dass es zu Ende geht - die Nieren haben aufgegeben, darauf folgt das Multiorganversagen. Ich habe mich dann ein paar Stunden vor seinem Tod gegen seinen Wunsch durchgesetzt, da war er schon nicht mehr ansprechbar und hatte offensichtlich große Schmerzen. Ich habe gesagt, dass es nicht notwendig ist, dass er so leiden muss jetzt noch und habe die Schwestern um die Morphiumpumpe gebeten, die ich schon kannte. Jetzt wo ich das schreibe, denke ich noch immer, dass es richtig war so, aber ich zögerte kurz. Doch die Mitteln halfen und haben etwas Beruhigung gebracht.

    Damals wusste ich nicht, dass es normal ist, dass manche Sterbende einen rasselnden Atem bekommen und war davon verunsichert. Auch die große Rastlosigkeit und Unruhe,... ich hielt seine Hand. Sein Atem wurde immer langsamer, lies nach. Hörte auf. Setzte wieder ein. Hörte auf, noch länger. Setzte wieder ein. Hörte auf. Für immer.

    Ach, ist das lang her alles.

    Ich hatte den Impuls damals davor, ihm zu sagen: "Du darfst loslassen. Du darfst gehen. Es ist in Ordnung für uns. Wir lieben dich. Ich kümmere mich. Lass los." - Auch wenn es das schlimmste ist, dass man sich selbst aufbürden kann, zu sagen. Es wäre das, was ich hören wollen würde, wenn ich im Sterben liege. Und ich hoffe, ich werde die Gnade erleben, und jemand ist mutig genug, mir das ins Ohr zu flüstern in der Stunde meines Todes.

    Doch es war nicht mein Sterbender, seine engeren Verwandten hätten das Recht (die Bürde?) für diese Worte gehabt, ich nahm es mir nicht heraus.


    Anders als bei meinen Großeltern, denen ich das beiden sagte. Obwohl ich es nicht fühlte, damals. Ich wollte sie nicht gehen lassen, ich wollte sie hier haben. Aber ihre Zeit war gekommen und ich wollte ihnen auch nicht schwerer machen, was unausweichlich war.

    Heute finde ich es schade, dass ich es nicht auch damals auf der Palliativstation sagen konnte. Doch ich weiß, ich hab es nach bestem Wissen und Gewissen versucht, richtig zu machen und das war gut genug. Hast du deiner Mama etwas sagen können?


    Dass du all das ganz alleine erlebt hast, und dann noch mit der Mama, das ist eigentlich unfassbar. Das kann auch nicht erdacht werden. Wie unglaublich, dass unsere Organismen einfach weitermachen, auch wenn etwas so Unaushaltbares geschieht.


    Du sagst, dass deine Brüder nicht viel präsent waren, damals im Krankenhaus. Kannst du jetzt mit ihnen sprechen? Wirst du sie kontaktieren an dem Todestag deiner Mama?


    Ich hoffe es ist passend für dich, dass ich meine Erfahrung aus der Palliativ etwas erzählt hab hier - es ist einige Jahre her, und ich bin damit in Frieden. Ich glaube, ich habe beim Lesen deiner Zeilen den Impuls gehabt, ich weiß selbst nicht warum, vielleicht um es dir etwas leichter zu machen, falls du uns morgen schreiben magst mit einer Rückschau auf das Sterben deiner Mama...



    Du hast mich eigentlich gefragt, ob ich Kinder habe... und ja, ich hab ein kleines Baby... es war ein dreiviertel Jahr alt, als meine Mama starb.

    Und ja, es ist wie bei dir: dass sie mein Baby nicht beim Aufwachsen sieht und begleitet, dass ist das Schwerste für mich.

    Das ist das Herzstück meiner Trauer.

    Aber heute war ein fordernder Tag, und ich werde besser ein anderes Mal mehr dazu schreiben, wenn du magst...


    Dass morgen das erste Jahr in deinem Leben vorbei geht, dass du ohne deine Mama erlebt hast, das tut mir sehr leid.


    Ich wünsche dir viel Kraft für diesen Tag.