....Witwe mit 46....und die Welt ist plötzlich so dunkel...

Liebe Sumazo,

Du bist nicht alleine, das ist es was ich hier heute auch erfahren durfte. Ich bin auf deinen Beitrag gestossen da ich mit 40 jetzt seit einem Monat auch Witwe bin. Deine Worte, sind als ob ich sie geschrieben hätte. Es geht mir genauso und es ist irgendwie gut zu sehen, dass dies scheinbar normal ist und dazu gehört.

Wir müssen es nur wieder schaffen zu leben, glücklich zu werden....für unsere verstorbene Männer. Sie hätten das von uns gewollt.

Um ehrlich zu sein, kann ich dir hierfür keinen Tipp geben, hätte gern selbst einen. Ich glaube solange du versucht etwas zu machen, was dich irgendwie in die Freude bringt ist es gut. Egal ob es ein Spaziergang ist, Putzen oder Fotos anschauen ist. Hauptsache du findest einen Weg, dir selbst Freude zu machen.

Wünsche dir ganz viel Kraft und vorallem Mut zum Allein-sein.

LG Andrea

Liebe Susanne,

Ganz lieben Dank für deine Worte. Ja, das mit der Freude ist so eine Sache, es wäre schön wenn wir sie auf Knopfdruck anwerfen könnten.

Heute ist Tag 43. seitdem Marc, mein Mann nach 22 Jahren zusammenlebens gestorben ist (die letzten 8 Jahre war er krank). Doch seit vorgestern kann ich meine innere Lebensfreude wieder spüren und ich würde dir so sehr wünschen dass dir das gelingt.

Gibt es etwas was du jetzt tun kannst, was mit deinem Mann nicht möglich war?

Ich beispielsweise konnte nie laut Musik hören, da ich immer achten musste ihn zu hören falls er ruft. Ich musste den Alarmknopf immer dabei haben und zum EInkaufen niemals ohne Handy gehen. Heute kann ich das Radio so laut aufdrehen wie ich will und einfach dazu singen.

Ich habe mir selbst zu ein bisschen Freude verholfen indem ich mir gestern ein Tattoo habe machen lassen zur Erinnerung an meinen geliebten Mann, ich war beim Friseur und habe mit einen komplett neuen Haarschnitt gegönnt und ich kann euch sagen, die 20 cm Haare die abgeschnitten wurden, waren als ob die ganze Last der letzten Wochen abgeschnitten wurden mit sämtlicher doofen Trauer. Ich fühlte mich nach dem Friseur so leicht

Heute habe ich entschieden kein schwarz mehr zu tragen und mich farbenfroh gekleidet. Das schwarz ist mit der Zeit deprimierend und ich konnte es nicht mehr sehen. Ich habe für meine Arbeitskollegen einen Kuchen gebacken und genoss ihre Freude beim Verzehr.

Ich muss ehrlich sagen ich hätte niemals gedacht dass ich mich nach nur 43. Tagen der Trauer sooooo glücklich fühlen würde. Sicherlich bin ich noch immer jeden Tag, jede Stunde bei meinem Mann in Gedanken, aber weniger in Traurigkeit und Sehnsucht sondern vielmehr in Liebe und Dankbarkeit und ich danke ihm dass er mir diese Tage der Freude schenkt.

Wünsche dir wirklich sehr, dass dir auch ein paar lichtvolle Tage in der Trauerzeit geschenkt werden, denn diese so wertvoll und aufbauend.

LG

Andrea

Lieber Matthias,

Ja ich finde es toll was du hier machst, es gibt den Menschen Trost wenn es am Schlimmsten ist. Ich bin mir sicher bei mir kommt auch wieder ein Depressionsloch, das werde ich wohl nicht vermeiden können aber werde versuchen da immer so schnell wie möglich rauszukommen. Zur Zeit geniesse ich immer noch diese innere Freude die schon den fünften Tag anhält und es ist als wäre ich neugeboren.

Nebenbei schreibe ich ein Buch über unsere Geschichte und die ewig lange Palliativzeit und darüber dass die Ärzte ihn schon 1000x für bald gestorben erklärt haben und mein Mann bis zur letzten Minute für ein Wunder gekämpft hat. Es waren harte Jahre aber wie bei dir auch wahrscheinlich voller Liebe und Dankbarkeit füreinander. Wenn der Partner am Schluss zum Pflegefall wird ist es schwer das mitanzuschauen aber man wird selbstlos und freut sich für den Partner da zu sein. Ich hatte die Ehre dass mein Mann zuhause in meinem Arm eingeschlafen ist, nachdem er eine ganze Woche mit dem Tod gerungen hatte. Es war eine unglaublich heilige Erfahrung.

Ich bin mir sicher meine Trauer ist nicht vorbei, es ist nur gerade irgendwie "Pause" was dem Körper und der Seele sehr gut tut.

Wünsche dir weiterhin viel Kraft deinen Weg zu gehen und danke dass du Leute hier so gut unterstützt.

Alles Gute

Andrea

Hallo Kathi,

Danke für deine netten Zeilen. Ich denke dein Partner hätte sicherlich gewollt dass du "richtig lebst" und das Leben mit voller Freude geniesst. Es geht manchmal nicht wegen der Trauer die runterzieht, ich hatte ein paar krasse Wochen hinter mir. Verkroch mich sehr tief in der Trauer und wollte jetzt dringend raus und so kam ich ins Handeln. Du kannst auch einen Einkaufsbummel machen und dir alles gönnen was du dir wünscht. Verwöhn dich selbst.

Das bekannte "Geschirr für den Besuch" benutze es selbst, du wirst merken das Essen schmeckt gleich besser.

Das ist jedenfalls mein Weg. Die ersten Tage nach dem Tod nahm ich sein T-Shirt mit ins Bett, konnte mich einfach nicht davon trennen. In der zweiten Woche habe ich kaum gegessen oder mit Fast Food mit dem Lieferdienst bestellt, Die Pizzakartons haben sich in der Küche gestapelt....kurz gesagt ich habe es geschafft mein schönes Haus in nur 3 Tagen in einen Schweinestall zu verwandeln. Am vierten Tag kam ich etwas zu mir und habe mir selbst gesagt das darf doch nicht wahr sein. Habe mir in den Hintern getreten und so ein "sich gehen lassen" kam nicht mehr vor. Jedoch ist es erlaubt und keiner sollte sich dafür schämen wie er trauert.

WÜnsche dir viele positive Lichtblicke die dir Freude bringen

LG

Andrea