Noch ganz frisch...Witwe mit 38

  • Danke Matthias, ja es stimmt. Sie kam genau im richtigen Zeitpunkt zu mir. Es, sollte wohl so sein. Wir brauchen uns gegenseitig.

    Kommt alle gut durch den Tag und seid stark 🙏

    Liebe Grüße, Susanne

  • Mein geliebter Mann ❤️


    Du weißt, ich tu mir selbst aus mehreren Gründen nichts an. Aber wenn etwas passiert so hätte ich absolut nichts dagegen (Luigi muss aber mit). Warum holst du uns beide nicht einfach zu dir?


    Heute war das Wetter ok. Im Kopf hatte ich das Wort "Eis". Dann dachte ich weiter: anziehen, waschen, kämmen (du weißt ja wie ich daheim rumlaufe), 86 Stufen runter, 5min Fußweg zum eissalon ums Eck, bestellen, rund um mich glückliche fröhliche lachende Menschen, ich allein, lustlos und geschmacklos das Eis runter würgen, mit Tränen kämpfen, zahlen, 5min nach Hause gehen, 86 Stufen rauf, umziehen... Was bringt mir das? Max 1 Stunde draußen und €10 weniger... Also nichts! Also TK-Eis genommen und gelöffelt.


    Du weißt, mein Schatz, ich war nie der Ausgehtyp, weil ich das nie kannte und konnte, so allein, ohne Freunde. Ich konnte nie Freunde halten, schon als Kind nicht. Wenn mich wer zum Geburtstag zu sich einlud, und ich dann Geburtstag hatte und keinen einladen durfte (wenn der Papa von der Arbeit heim kommt mag er sich niederlegen, ein Nickerchen machen, da muss es ruhig sein) so ließen mich alle fallen. Oder, wenn nach der Schule ein paar noch auf ein Eis gingen, meine Mama sagte "das essen ist jetzt fertig. Wenn du was zu essen willst dann jetzt" - tja, ich war immer alleine.


    Urlaube kenne ich gar nicht, familienausflüge nur aus jüngster Kindheit wo wir noch mit dem Rad fuhren, zu einem Fest als Familie oder einfach nur mal essen gehen gab es alles nicht...


    Ich war immer einsam und flüchtete mich zu den Tieren. Nach dem ich das Studium abbrach, bewarb ich mich verzweifelt auf alle möglichen Stellen nur um irgendwie zu Geld zu kommen. Doch keiner wollte mich, entweder war ich durch die Matura überqualifiziert oder ich hatte schlicht keine arbeitserfahrung. So kam es, dass ich mit 28 noch bei den Eltern wohnte. Und nicht wirklich raus kam bzw auch keine Motivation zum ausgehen hatte so ganz allein... Natürlich hatte ich das Bedürfnis nach Kontakt, nach sex... Ich traf mich unter ausreden meiner Eltern gegenüber mit fremden Männern, ließ mich bezahlen, wonach ich mich noch einsamer fühlte... Der Hund hielt mich am Leben


    Dann kam ich übers Arbeitsamt zu mehreren Praktika... Bei einem davon traf ich dich.


    MIT DIR HAT MEIN LEBEN BEGONNEN, MIT DEINEM VIEL ZU FRÜHEN TOD HAT ES GEENDET!


    Bitte lass mich nicht allzu lange hier warten...

  • Liebe manu,

    tut mir leid, dass du so traurig bist,ich kann dich aber gut verstehen.

    Ich weiß leider nicht was ich dir tröstendes schreiben könnte.


    Bei mir besteht immer noch die Hoffnung,dass unser Leben mal wieder leichter und auch besser wird,leider nie wieder wie vor demTag X.

    Es ist wirklich nicht einfach ohne unsere Liebsten weiterzuleben aber ich bin überzeugt,dass sie es sich wünschen,dass wir unser Leben weiter meistern.

    Das ist nicht einfach.


    Ich wünsche dir einen entspannten Abend.

    Eine ganz liebe Umarmung :24:

    Glg🌻💕⭐️Elke

  • Liebe Manu,

    Deine absolute Offenheit hier im Forum zeigt,wie stark Du bist.

    Denn Du hast die Kraft , schonungslos über Dein Leben zu berichten.

    Über Deine Einsamkeit. Dein Leben in der Familie. Dein Leben ohne Freunde.


    Dann kam Die Liebe Deines Lebens und wurde Dir genommen.


    Die Welt ist absolut ungerecht,aber nun bist Du ja hier auf unserer Insel. Und hier sind Menschen,die Dein Schicksal teilen. Die Dir zuhören,so wie ich auch.


    Du bist nicht mehr alleine!

    Und die Liebe Deines Lebens wird immer an Deiner Seite bleiben.


    Ich wünsche Dir von Herzen, daß es Dir gelingt,die schönen Erinnerungen an Deinen Liebsten zu sammeln und nicht aufzugeben.

    Ich kann es nachvollziehen wie es Dir geht.


    Bleib stark liebe Manu. Du hast hier Menschen,die Dich begleiten und an Dich denken.


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Ich war 9 Jahre mit meinem Mann zusammen, 2 davon verheiratet. Ich hätte mir nur ein paar Jahre mehr gewunschen. Klingt vielleicht ein wenig egoistisch, denn es gibt einige hier, die noch weniger Jahre hatten bzw. die kurz vor der Hochzeit ihren Liebsten verloren....


    Auch wenn mir die Vernunft (und auch 3 Ärzte) sagten, ich hätte nichts ändern können - kann ich es nicht verstehen. Das Herz will es nicht verstehen. Da muss ich grad wieder an Matthias denken: Die Ärzte gaben seiner Frau 6 Wochen und es wurden 6 Jahre. Wenn mein Mann beim ersten Zusammenbruch im Juni auf mich gehört hätte und gleich zum Arzt gegangen wäre... Anfang April bis Mitte April hatte er sehr leichte Corona-Infektion, danach negativ, Röntgenbild/Blutbild Mitte Mai war alles in Ordnung, also kein Anzeichen, dass von Corona irgendwas zurückblieb. Am 15 Juni wo ich den Notarzt rufen musste, war er positiv.... Er hat nie von sich aus einen Test gemacht. Aber die Ursache war ein Schub der COPD. 4 Tage hat er gewartet, bis er dort das erste Mal an der Schwelle stand.


    Danach fing er sich nicht mehr und kämpfte bis zum 11. November bis er zum 2.Mal ins KH per Notarzt musste. Auch hier wieder 4 Tage bis zum Letzten gewartet - keine Chance meinerseits. Dann 5 wochen Intensiv, ohne miteinander sprechen zu können.


    Die Zeit dazwischen war fast nur eine einzige Katastrophe: Ich sah/merkte, dass es ihm nicht gut ging. Ich wollte ihm helfen, für ihn da sein, in seiner Nähe sein, aber er ließ mich nicht. Ständig nur "Geht schon", "Ich leg mich ein wenig hin"... "Soll ich dir ein Wasser bringen?" - "Wenn ich ein Wasser will, hole ich es mir selbst" - Aber wie das aussah, wenn er sich selbst ein Wasser holte, glaube ich brauche ich nicht zu schildern...

  • Auch möchte ich meinen Eltern nicht unbedingt die Schuld geben oder sie verteidigen, ein wenig verstehen kann ich sie ja auch: Sie kannten es zum einen aus ihrer eigenen Kindheit nicht anders. Zum Anderen trägt meine Schwester viel Schuld für damals. Sie ist 8 Jahre älter.


    Wo sie in die Lehre ging, wohnte sie in so eine Art Haus-Zubau. Morgens war mein erster Weg immer zu ihr. Ich fand mit 8 Jahren (sie 16) ihren Abschiedsbrief. Meine Eltern ließen sie fast 3 Monate lang über Radio/Polizei suchen. Bis sie sie fanden - sie war mit ihrem damaligen Freund abgehaut, lebten praktisch im Auto.


    Als die Schwester 20 war, haute sie wieder über Nacht ab. Zog zu ihrem Freund. Auch hier stand sie erst Monate später erst wieder vor der Tür mit ihrem Freund. Schien aber alles okay zu sein. Wo sie 24 war, stand plötzlich ihr Freund allein bei meinen Eltern. Er erreicht sie nicht, ob sie sich bei ihnen gemeldet hat... Wir hatten auch keine Ahnung. Wieder Monate später erfuhren wir, dass die Schwester - mittlerweile mit einem Sohn - "nur" am anderen Eck der Stadt in ein Frauenhaus gezogen ist. Auch hier haute sie über Nacht ab, aus dem Grund, sie kam mit der Mutter des Kindsvaters nicht zurecht...

  • Hallo Manu,


    auch ich denke oft dran was hätte ich anders machen können.

    Aber diesen Gedanken musst du wenn es geht an der Seite schieben.


    Auch wenn wir hätte was anders gemacht leider ist es Vergangenheit und leider kann mann die Zeit nicht zurückdrehen.

    Du hast immer dein bestes gegeben da bin ich mir sicher.


    Und auch wenn du mehr Zeit gehabt hättest würde es dir schlecht gehen das ist die Liebe in dir für deinen Partner.

    Ich war 25 Jahre mit meiner Frau zusammen und die Zeit hat mir auch nicht gereicht.

    Mein wunsch war immer zusammen mit ihr zu sterben.


    Fühl dich gedrückt :30:


    Liebe Grüße Mario

  • Mein lieber Mann!


    Morgen ist dein Geburtstag :13:Da werde ich mich zusammenreißen, einen Sessel nehmen, mich vor dir (deiner Urne) setzen und dir aus deinem Buch vorlesen. Ohnehin schon sehr emotional, wird das Lesen nochmal so richtig zu einer Qual für mich werden. Warum musstest du das Buch unbedingt damit beginnen, dass ein Mann am Grab seiner Frau und seines Sohnes steht?


    Morgen, vor einem Jahr war Samstag der 11. Juni. Da war die Welt noch in Ordnung. Zu deinem Geburtstag fuhren wir zu einer Alpakafarm, wo es auch eine Salzgrotte gab. Es heißt ja immer und überall, die Luft in den Salzgrotten ist gut für Menschen mit COPD, mit Lungenproblemen im Allgemeinen. Du hast es richtig genossen - wir haben es genossen. So richtig gemütlich, entspannt.


    Tags darauf am Sonntag klagtest du über eine Erkältung, ich soll dir am Montag Nasenspray und Hustensaft aus der Apotheke mitnehmen. Damit ging es dir etwas besser. Obwohl du auf den Tag verteilt zwischen gut und schlechter wechseltest. Ich wollte da schon mit dir zu einem Arzt. Aber dieses Auf und Ab ist ja normal bei der COPD... Du brauchst keinen Arzt...


    Am 14. Juni gegen Abend ging es dir wieder etwas schlechter - tagsüber warst du in einer super Verfassung. Nachts gingen wir zu Bett, ich kuschelte mich noch einige Minuten an dich - wie immer -, bis du meintest du bist müde, dir fallen schon die Augen zu. Also auf meine Seite rüber und muss selbst ziemlich schnell eingeschlafen sein. Ich schlief nicht lange - ein Blick auf die Uhr, 23:17, vielleicht 1 Stunde - da hörte ich dich nach mir rufen. Im Bett warst du nicht. Ich raus, fand dich in der Küche. Nach Luft schnappen, Brustschmerzen, schweißüberströmt, zitternd, leicht bläuliche Lippen. Sofort den Notarzt gerufen. Alles getan, was mir der Mann am Telefon sagte. Der Notarzt musste dir 3 Flaschen Sauerstoff geben, bevor er dich überhaupt die 3min Autofahrt ins KH transportieren traute. 15. Juni, mein Geburtstag, du im KH, ich daheim gesessen und geweint, wusste 18 Stunden lang nicht ob du überhaupt noch lebst. Ich nur in der Küche gesessen und geweint und gewartet, dass es 8 Uhr wird, ich mir einen PCR-Test besorgen und zu dir ins KH kann. Während ich so da saß, musste ich auch husten. Und beim Husten gab es mir plötzlich jedes Mal einen Stich in der Brust. Schließlich fing gar mein Herz zu rasen an, das konnte ich richtig spüren, so dass ich mich hinlegen musste. Also selbst auch noch zum Arzt: Ich hatte einen Bronchialinfekt. Da erzählte ich der Ärztin von dir, sie war so nett und rief im KH an und erkundigte sich. Du hattest eine Lungenentzündung. Einen Atemstillstand inklusive Herz- Lungenversagen. Sie haben dich stabilisiert, du bist im künstlichen Tiefschlaf, es ist besser, wenn ich erst am nächsten Tag zu dir komme. Und, du warst zuerst krank, ich habe mich bei dir angesteckt.... Du hast es damals geschafft, aber danach ging es nur noch bergab....

  • Nun muss ich mich mal selbst zitieren:

    Obwohl du auf den Tag verteilt zwischen gut und schlechter wechseltest. Ich wollte da schon mit dir zu einem Arzt. Aber dieses Auf und Ab ist ja normal bei der COPD... Du brauchst keinen Arzt...

    Warum hast du nicht auf mich gehört? Dann hättest du schon früher Antibiotika und was weiß ich bekommen. Dann wäre es vielleicht rechtzeitig aufzuhalten gewesen. Dann wäre es vielleicht nicht so ausgeprägt gewesen. Dann wäre... :13:


    Papa ist leider genau so:

    Heute ist ja Vatertag. Und Sonntag. Wo ich bei meinen Eltern essen war. Bei jedem Bissen druckte er herum, das Schlucken bereitet ihm Schmerzen. Freitag am 2. Juni hatte er seine 2. Chemo. Montag darauf fing das mit dem Hals an.... Meine Mama und ich konnten ihn nicht bewegen zum Arzt zu gehen oder wenigstens im KH anrufen und sich erkundigen... Das geht schon, er muss am 12. Juni eh zur Kontrolle ins KH, die Mama soll ihm bis dorthin einfach Lutschtabletten von der Apotheke holen... Das kenne ich leider von "irgendwo"... Auch ist er mittlerweile auf 53 kg herunten...


    Nach meiner Recherche kann das mit dem Hals von der Chemo selbst stammen, oder der Krebs hat bereits in den Hals gestreut...

  • Mein lieber Schatz <3


    heute ist mein Geburtstag... vor dir war ich immer alleine an diesem Tag... dann kamst du in mein Leben


    heute sind es genau 6 Monate seit du nicht mehr bei mir bist...


    heute vor 1 Jahr saß ich weinend in der Küche und wusste bis knapp 17 Uhr nicht einmal, ob du noch lebst...


    heute sitze ich weinend in der Küche, alleine, denn du bist nicht mehr bei mir...


    :13::13::13:

  • Und Papa war heute zur Kontrolle - Blut nehmen, Vorbereitung für die 3. Chemo - im KH. Sie warten noch die Ergebnisse ab, ob sie wie geplant die 3. Chemo machen. Weil die Blutwerte sind durcheinander, und seit gestern hat mein Papa auch noch die Gicht...