Noch ganz frisch...Witwe mit 38

  • Liebe Renate :24:


    danke dir für die ausführliche Antwort. Finde sie sehr aufschlussreich. So vom Umhören hörte ich nämlich ständig, dass sich der Hund oder die Katze in der Nähe der "kranken oder sterbenden" Person aufhielt. Wie unser Kater, er war die letzten Woche nachts auch ständig bei meinem Mann. Das mit dem Anknurren finde ich schon sehr extrem. Unser Hund nimmt vom Papa auch keine Leckerlis mehr an, trinkt bei ihm kein Wasser...


    Auch dir, liebe Linchen :24:

  • Beim Orthopäden meiner Mutter ist eine Physiotherapeutin, die dort 20h arbeitet und zufällig auch 20h im KH. Meine Mutter hat mit ihr über meinen Mann gesprochen - sie war auch damals bei meinem Mann dabei, abgesehen von der letzten Woche - da hatte sie Urlaub. Ich kann nicht sagen, vielleicht habe ich sie auch bei meinen Besuchen getroffen.


    Was sie so erzählte:

    Am Anfang schaute es nicht schlecht aus, doch in der 3. Woche ging es rapide schlechter - sie mussten ihm da bereits Morphin geben wegen der sehr starken Schmerzen.

    Es haben sich auch sehr viele Ärzte aus verschiedenen Abteilungen beraten, es wurde alles mögliche gemacht/untersucht. Die Lungenfunktion war am Schluss bei 3% herunten. Es war die COPD mitsamt der ganzen Komplikationen der Hauptgrund.

    Mein Mann hatte irgendeinen Keim, Bakterien, Erreger - sie haben von überall wo es geht Proben entnommen, und die Proben sogar in mehrere Labors geschickt (u.A. ins AKH Wien). Doch sie konnten den Erreger nicht feststellen. Es war nichts von den bekannten bzw. nichts, gegen das es ein wirksames Antibiotikum gab.

    Auch am besagten Todestag (diese Physiotherapeutin war wie erwähnt im Urlaub, aber sie hat sich bei den Kollegen erkundigt bzw in den Aufzeichnungen nachgeschaut) war z.T. das gesamte Ärzte-/Pflegeteam überrascht: Sie haben meinen Mann kurz vorher noch kontrolliert oder Medikamente gegeben. Kein Hinweis. Maximal 20 min später ging der Alarm los. Sie konnten nichts mehr tun.

  • Heute, am 7. Juli vor einem Jahr, war es ein Donnerstag....


    Da war mein Schatzi gerade mal 1 Woche aus dem KH zurück. Schwach, nicht ganz gesund... mit einem vorläufigen Entlassungsbrief.


    Ich wollte bei ihm bleiben. Doch er schickte mich fort - zum Arbeiten zur Formel1. Mit der Begründung, "geh nur, das bissi Katzi kümmern und mir Essen machen kann ich schon. Da kann ich mich den ganzen Tag hinlegen, viel schlafen"


    Ich habe so oft telefoniert. Wenn ich mal länger nichts von ihm hörte, so spann ich den Nachbar ein, dass dieser auch ab und zu nach dem Rechten sieht.


    Dieser Nachbar starb 1 1/2 Monate vor meinem Mann - auch überraschend mit 68. Die Familie war tags darauf noch Einkaufen, Mittag essen, gingen schlafen, er meinte er schläft im Wohnzimmer da er noch länger wach bleiben möchte. Tags darauf betraten die Frau und die Tochter das Zimmer, er lag am Boden - tot.


    Dem sein Begräbnis war am 2. November 2022. An diesem Tag brachte ich meinen Mann in die Lungenklinik zur Narkose-Bronchoskopie. Am 4. November holte ich ihn wieder ab. Wir kauften noch ein für den 11. November - bei uns Martini, Feiertag, typisch Gans oder Ente - mein Mann hatte Lust auf eine Leberkässemmel. Tags darauf fing es wieder an...


    Wahnsinn, wie solche Sachen sich eingebrannt haben...

  • Papa geht es seit Freitag Luft-technisch schlecht(er). Wie bei meinem Mann keine Chance wegen Arzt.


    War gestern bei Ihnen essen, keine Chance, gestritten, gereizt, hab gestrigen Tag praktisch auf Anruf gewartet dass wir KH müssen.


    Hab heute früh mit Mama telefoniert. Sie hat ganze Nacht nicht geschlafen und wache gehalten... Kommt mir auch bekannt vor.

    Sie meinte, er war um die Lippen gar etwas blau... Kenne ich auch.


    Hatte auch heute früh Gassi Dienst. Fuhr sicherheitshalber mit dem Auto zu ihnen.


    Mittwoch hat Papa den 70. Freitag steht 4.chemo an...


    Um 10 heute mit Papa ins KH, er ist noch oben, ich bin jetzt heimgefahren. Sauerstoffsättigung eigentlich ok, Blutprobe genommen, bevor ich ging Lungenröntgen.... Schau ma mal


    Mitten im Wartesaal seine Worte: "Ich bin jetzt nur ins KH damit ihr die Pappn haltet. Ich hätte mich schon irgendwie bis Freitag durchgekämpft"

    Meine Antwort brauch ich nicht schreiben, ihr kennt die Geschichte meines Mannes, bis auf den letzten Drücker warten und dann ist es vlt. zu spät

  • Liebe manu,

    es hört irgendwie nicht auf.Jetzt hast du das Päckchen mit deinem Papa zu tragen,zusätzlich zu deinem Verlust.

    Bei mir ist vor zwei Wochen ein guter Bekannter gestorben,am Freitag die Schwiegermutter meines Cousins.Es wird Zeit,dass es mal ruhiger läuft.

    Ich wünsche dir noch einen ruhigen Tag und viel Kraft.

    Eine liebe Umarmung :24:

    Glg🌻☀️Elke

  • Ach liebe Elke, tut mir leid, was und wie es bei dir gerade läuft.



    Vor kurzem ist Papa heimgekommen - das Herz ist sehr schwach. Nun soll er morgen wieder ins KH zur weiteren Abklärung, und ob das was mit der Chemo wird? Weil, solange das Herz nicht besser ist, ist die ja auch nicht unbedingt gut - und wenn sie aussetzen müssen (nun schon das zweite Mal), bis das Herz in Ordnung ist - dann übernimmt der Krebs ja wieder Oberhand.... Es dreht sich einfach alles im Kreis



    Ich wünsch dir noch was :24:

  • Liebe manu1984w,


    ach je ja das ist wirklich übel für Euch für Dein Papa einfach nur ganz schlimm.

    Dein Papa ist vielleicht so hart weil er es anders auch nicht gut ertragen kann er weiß bestimmt wie es um Ihn steht uns das muss man auch erst mal verkraften können.


    Dauernd diese Untersuchungen und und und ich würde das auch nicht haben wollen keiner vom uns.

    Für Dich ist es noch schwerer die parallelen die Du siehst und die Angst eines erneuten Verlustes.


    Ich nehme Dich mal in den Arm.:30::30:


    Vlg. Linchen <3

  • Seit einigen Tagen hadere ich wieder sehr mit dem Schicksal. Wenn man von manchen Menschen hört, die anscheinend 9 leben zu haben scheinen... Über 90 und einfach nicht kaputt zu kriegen, dies und jenes erlebt, überlebt, überstanden haben, und vlt auch noch sehr ungesund leben... Denen anscheinend alles in den schoß fällt und und und


    Wenn meine Worte jemanden von euch betreffen, so entschuldige ich mich vorab. Ich bedaure eure Verluste genauso sehr wie meinen, und fühle mit euch mit. Sind nicht persönlich gemeint... Solche Sachen lösen einfach solche Gedanken / Gefühle aus.


    Mein Mann verlor mit 14 seinen Vater, mit 38 seinen jüngeren Bruder, mit 46 seine mutter.

    Er fiel 2mal am Bau vom gerüst, konnte gesundheitlich nicht mehr arbeiten.

    Gründete mit "Freunden" eine Firma. Firma ging in den konkurs. Die "freunde" seilten sich ab. Er stand mit den Schulden da, wurde obdachlos.


    Seine Schwester ließ ihn fallen. Die Frauen nahmen ihm noch den letzten Cent und er bekam höchstens mal einen kuss


    Er wollte sich vor einen zug schmeißen. Zufällig kam ein polizist vorbei. Der gab meinem Mann etwas Geld, Lebensmittel etc. und brachte ihn nach Wien ins obdachlosenheim.


    Später eröffnete bei uns ein sozialmarkt, inkl. Wohnzimmer/essensausgabe und notschlafstelle. Als burgenländer wurde mein Mann überwiesen, wo er auch wieder einen sinn fand - als Mitarbeiter /koch in diesem Verein.


    Kurz darauf kam ich im Rahmen eines arbeitslosenvermittlungprogrammes dorthin.


    Wir verliebten uns. Was folgte wisst ihr. Nach 9,5 (8,5) jahren - die für uns beide ENDLICH ein Leben waren - vorbei



    Und wenn mein Mann in seinen schlechten Zeiten z. B. mal selbst nichts zu essen hatte, so gab er sein letztes Geld sogar noch jemanden, der es vlt nötiger brauchte. Und so ein Mensch soll so ein Schicksal verdient haben? Es ist einfach nicht fair

  • Du hast Recht, es ist nicht fair. Aber weißt du, es hilft dir nichts darüber Gedanken zu machen. Sie sind und bleiben weg. " Verdient" hat sich keiner den Tod, so zeitig, so schnell, so unumgänglich. Aber es ist so. Und deshalb sage ich mir, welch Glück wir hatten, das wir wenigstens zehn wunderschöne Jahre gemeinsam leben durften. Die wahre Liebe zu finden, ist selten, und viele erleben es ihr Leben lang nicht. Wir hatten sie.


    Der Gedanke gefällt mir besser, als hätte hätte Fahrradkette.


    Vielleicht kannst du ja damit etwas anfangen.


    Hab einen guten Tag

  • Liebe Renate,


    Du hast vollkommen Recht mit dem, was Du sagst.

    Es bringt uns nicht weiter, so zu denken und es bringt uns auch nicht unseren geliebten Menschen zurück.

    Aber ich denke, jeder von uns hat ab und zu solche Gedanken. Ich kenne es von mir selbst ja auch...

    Das Leben ist halt einfach unfair.

    Ich bin auch sehr dankbar für die schönen 21 Jahre, die ich mit meinem Mann verbringen durfte. Aber ich bin auch so unendlich traurig, das ich ihn nicht länger haben durfte...


    Liebe Grüße, Jasmin

  • Selbstverständlich, das hab ich ja auch, selbst nach drei Jahren noch. An manchen Tagen Frage ich mich, warum musste das uns passieren, er hat doch leben wollen, wir wollten gemeinsam leben. Aber ich Versuche es nicht hoch kommen zu lassen. Es tut zu weh, und letztendlich bringt es nichts, außer verheulte Augen.


    Ich Versuche halt immer all das schöne und gute nicht zu vergessen, und die Krankheit, das Leid, zu vergessen. Gelingt, aber nicht immer.

  • Und deshalb sage ich mir, welch Glück wir hatten, das wir wenigstens zehn wunderschöne Jahre gemeinsam leben durften. Die wahre Liebe zu finden, ist selten, und viele erleben es ihr Leben lang nicht. Wir hatten sie.

    Das ist wahr. Dieser Satz hilft tatsächlich, im Moment zwar nur wenig, aber er hilft.


    euch allen eine liebe Umarmung

  • Was macht ihr eigentlich so, um euch durch den verdammt langen Tag zu bringen?



    Kinder, Freunde, Garten habe ich nicht


    Alleine z.B. ins Bad zu gehen ist auch kein Anreiz, erst recht jetzt nicht wo Ferien sind und man praktisch nur im Wasser stehen kann wegen der vielen Leute. Und alles drum und dran (blöd da liegen, ab und zu ein paar Längen ziehen, blöd da liegen - naja, mit meinem Mann war ich auch in all den Jahren grad 2mal im Bad - also noch nie meins)


    den ganzen Tag mit dem Putzfetzen durch die Wohnung laufen ist auch nichts


    Stricken etc ist auch keine Option - für wen?


    Einfach nur dasitzen, meine Zeit absitzen, Solitär spielen, irgendwas beim TV einschalten, auf der Couch liegen, warten, dass der Tag um ist

  • Mama hat sich heute den Brief vom Papa von gestern KH angeschaut, während er schlief. Herz ist sehr schwach, er hätte zur Überwachung gar gestern im KH bleiben sollen (steht sogar im Brief, dass der Patient trotz mehrmaliger Überredungsversuche das verweigert hat), soll sich nicht anstrengen, etc....


    Was macht Papa? Er hat so ein kleines aufblasbares Planschbecken, steht er heute vormittag mit dem Blasebalg zum Aufblasen... Und er hat so eine Holzumrandung um das Planschbecken gebastelt (wegen der Tiere). Das Planschbecken hat irgendwo ein Loch, dass die Luft ausgeht - also den ganzen Tag über immer wieder mal nachpumpen. Daher will ich ihm ein neues zum Geburtstag kaufen (noch nicht gemacht) - nur passt die Größe (hab leider schon überall geschaut, in Deutschland, in der Schweiz - die "alte" Größe gibt es nirgends) nicht mit der Holzumrandung zusammen - also nagelt er auch dort herum, damit das mit dem neuen zusammenpasst....


    Ich gebs auf. Jetzt weiß ich, warum er mich gestern nicht anrief wegen abholen und lieber zu Fuß heim ging: Ich hätte mich zur Seite geparkt, hätte eine geraucht, mir nebenbei den Befund angeschaut, und dann hätte ich ihm eine Szene gemacht bzw. nicht einsteigen lassen.

  • Liebe Manu,

    das tut mir sehr leid. Diese Spielchen kenne ich auch.

    Meine Mutter hat sich vorzeitig aus dem KH entlassen, weil sie damals unbedingt Weihnachtsvorbereitungen tätigen wollte. Die Ärzte wollten auch weiter untersuchen. Kaum zu Hause, da hat sie sich ins Bett gelegt und ist bis Weihnachten nicht mehr aufgestanden. Das waren bestimmt 2 Wochen. In der Zwischenzeit hat sie kaum etwas gegessen.

    Ich bin damals fast verrückt geworden vor Angst.


    Man steht so hilflos daneben und kann nichts tun. Man sieht die Katastrophe kommen und ist ohnmächtig.


    Ich denke, ich weiß relativ genau, wie du dich fühlst.


    Liebe Grüße

    Mena

  • Papa heute nun doch die 4. Chemo... abwarten, viele von euch kennen das



    Mit Mama war ich gestern bei einem Banktermin, ich wartete draußen, suchte mir einen Schattenplatz. Sie brauchte an die 50min. Während ich wartete, fühlte ich mich so einsam wie noch nie zuvor ;( ganz schrecklich, kaum zu beschreiben, rund um mich waren Leute und trotzdem so als ob ich tatsächlich ganz allein auf der Welt bin - wie wenn ich unsichtbar war...



    Hoffe/Wünsche von Herzen, einigen von euch geht es "besser"

    :24: