Tod meines Mannes - Schuldgefuehle

  • Mein Mann ist nach langer schwerer Krankheit mit 78 Jahren im Heim gestorben

    Er hatte 2 Jahre Demenz, Krebs und dann seit Juni 2022 zwei Schlaganfaelle

    Ich habe ihn jeden Tag im Heim von 10 - 15 Uhr nachmittags besucht. Ich muss dazusagen, ich brauche immer ein Taxi und ein Taxi zurueck, aber das ist normalerweise kein Problem.

    Sein Sterben hat am 25.12.2022 angefangen. Am 26.12.2022 hat mich das Heim um 8 Uhr morgens angerufen dass ich doch frueher kommen soll. Ich bin sofort hingefahren und dann den ganzen Tag geblieben. Er war nicht mehr bei Bewusstsein, hat sehr schwer geatmet, ich weiss nicht, was er noch mitbekommen hat.

    Dann habe ich einen grossen Fehler gemacht. Ich habe um 16.00 Uhr ein Taxi gerufen und bin nach Hause gefahren (ich hatte den Gedanken es dauert ja noch die ganze Nacht).

    Um 22.35 Uhr hat mich dann das Heim angerufen dass er gestorben ist. Sein Koerper wurde um 1.30 Uhr abgeholt.

    Ich haette noch kommen koennen, aber es war schon so spaet und ich wusste nicht ob ich ein Taxi bekomme und ein Taxi wieder nach Hause (ich lebe allein, keine Kinder, keine Verwandten).

    Ich bin zu Hause geblieben.

    Ich fuehle mich so "schuldig" und "schlecht" dass ich nicht mehr gekommen bin. Ich haette ja wenigstens von 18.00 bis 20.00 Uhr nochmal kommen koennen.

    Und ich haette auch im Sessel im Heim schlafen koennen.

    Diese Gedanken lassen mich nicht mehr los.

  • das konntest Du aber doch nicht wissen

    niemand hier konnte wissen wann der Zeitpunkt kommt,

    hätte man noch......

    du bist da nicht alleine mit den Gedanken, da geht es glaube ich sehr vielen hier so

  • Liebe bluebell,


    mein aufrichtiges Beileid :30: und ein leises Willkommen bei uns.

    Es ist gut dass du den Weg hierher gefunden hast und dir das von der Seele schreibst, was dich bedrückt.


    Herzlichst, Kerstin

    Ich fürchte nicht die Dunkelheit dort draußen, es ist die Dunkelheit in meinem Herzen, die mir Angst macht.

  • Liebe Kerstin,


    ich bin schon 68 Jahre - zum Glueck habe ich nur noch ca. 15 Jahre (ich weiss es nicht) bis ich ihn wiedersehe. Ich werde das nie vergessen. Ich werde ihn fragen wenn ich im Jenseits ankomme, aber es ist ja noch so lang bis dahin.


    bluebell

    x

  • Liebe bluebell,

    auch mir tut dein Verlust aufrichtig leid.

    Ich kann dich gut verstehen, ich glaube wir alle tragen in irgendeiner Weise Schuldgefühle in uns wenn es um den Tod unserer Liebsten geht.

    Hätte ich besser aufgepasst, ist mir etwas entgangen, wäre ich länger geblieben...damit quält man sich nur selbst.

    Keiner kann so etwas voraussehen!

    Hier versteht dich jeder!

    Liebe Grüße

    Danne

  • Liebe bluebell


    Mein Beileid für deinen schweren Verlust . Es ist schwer mitanzusehen wie der geliebte Partner leidet .
    Du hast in dieser Zeit schon schweres durchmachen müssen und viel Kraft verloren .
    Mache dir bitte keine Vorwürfe. Ich weiß, es ist schwer und das Gedankenkarussell ist in uns.
    Den meisten hier, auch mir, geht es so.
    Du hast hier her gefunden und das ist gut. Weil du hier auf Menschen triffst, die verstehen , ohne zu urteilen.

    Herzlichst ❤️❤️

  • Liebe bluebell,


    mein tiefes Mitgefühl zu deinem Verlust.


    Ich verstehe deine Gedanken, mir ging/geht es auch so mit meinem Papa.


    Aber... Du warst noch bei ihm und das konnte er spüren und dann konnte er auch beruhigt gehen. Viele gehen dann wenn sie alleine sind.


    Du warst in seiner Krankheit immer bei ihm und auch das hat er gespürt und ist dir dankbar dafür ❤️


    Alles Liebe Pia

  • Liebe Pia,


    er war allein. Er ist um 22.35 Uhr im Heim gestorben und ich war schon zu Hause. Aber ich kenne dieses Heim sehr gut und er hat alle gut gekannt dort. Ich hoffe, dass jemand bei ihm war.

    Ich war nur tagsueber da von morgens bis 16:oo Uhr. Aber damit muss ich jetzt weiterleben.


    Danke <3

  • huhu.

    ich bin auch am abend gegangen und mamaline starb dann abend um zehn.ich glaube aber,sie wissen,dass wir noch da waren und vielen fällt es leichter dann zu gehen,wenn die liebsten heim geggangen sind., ich verstehe deine gefühle aber,mir ging es ähnlich.

    Mein hrzliches Beileid. :33::33::24::24:

  • Liebe Bluebell!


    Mein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Ich fühle mit dir.


    Lass mich dir etwas erzählen:


    Meine Großmutter lebte ihr Leben lang im Familienverband.

    Sterbend wurde sie in eine palliative Pflegeeinrichtung gebracht, in der mein Vater und ich sie abwechselnd besuchten. Sie sollte auf keinen Fall alleine sterben. An einem Mittwoch, es war mein Besuchstag, verletzte sich meine Tochter (damals 1,5 Jahre alt) im Ohr. Es bestand die Gefahr, dass sie ihr Trommelfell perforiert hatte, weshalb sie zum HNO-Arzt musste. Ihr Vater weigerte sich, mit unserer Tochter zum Arzt zu fahren, also musste ich meinen Besuchstag ausfallen lassen. Mein Vater hatte ebenfalls keine Zeit. Also war dies der einzige Tag, an dem wir es nicht schafften, sie zu besuchen.

    Als ich mit meiner Tochter vom Arzt nach Hause kam, kam der Anruf aus der Pflegeeinrichtung, meine Großmutter wäre an diesem Nachmittag gestorben...

    Mich plagten die gleichen Schuldgefühle wie dich. Unerträglich schien der Gedanke, dass wir sie alleine hatten sterben lassen. Sie, die ihr Leben lang für die Familie gesorgt hatte, die zwei Weltkriege überlebt hatte, die die Familie während einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht in Sicherheit gebracht hatte... sie musste allein sterben. Ein schier unerträglicher Gedanke.

    Einige Zeit nach ihrem Begräbnis fuhr ich ein weiteres Mal in die Pflegeeinrichtung, um mit dem Personal dort zu sprechen. Zum einen versicherte man mir, dass meine Großmutter nicht allein war, denn für das erfahrene Pflegepersonal war zu erkennen, dass sie an diesem Tag sterben würde. Sterbende ließe man dort nie allein.

    Zum anderen wurde mir erklärt, dass sich Sterbende oft den Moment zum Gehen aussuchen, in dem sie allein seien. Liebende Angehörige würden sie daran hindern zu gehen. Man versicherte mir glaubhaft, dass meine Großmutter vermutlich nicht gestorben wäre, solange ich bei ihr gewesen wäre. Sie hätte "gewartet" bis ich gehen hätte müssen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es auch bei dir so gewesen wäre.


    Als meine Mutter starb, wollte ich bei ihr bleiben. Doch plötzlich hatte ich das Gefühl, ich würde sie hier festhalten, sie wollte gehen, konnte es aber nicht. Ich kann es nur unzureichend beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, ich müsste gehen... Also ging ich... sie starb in Begleitung einer Krankenschwester, die sie schon mehrere Tage gepflegt hatte...


    Liebe Bluebell, bitte vertraue darauf, dass seine letzten Stunden genauso waren, wie es für ihn richtig war.


    Ich wünsche dir viel Kraft für die schwere Zeit der Trauer. Vielleicht hilft es dir, hier zu schreiben...

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Bluebell...mein herzliches Beileid...auch ich glaube das dein Mann nicht alleine war und es auch für ihn richtig war....mein Schatz war bis zuletzt bei mir und innerhalb der 1 min die ich nur brauchte um die Kaffeemaschine anzuschalten ich sagte ihm Schatz ich stell schnell den Kaffee an nutzte er um zu gehen ....:13:Er wollte nicht das wir dabei waren...

  • Sie wissen um die Liebe die wir für Sie empfinden, um die Verzweiflung, können es in unseren Augen ablesen

    Die Hilflosigkeit am Krankenbett zu wachen und nichts mehr für Sie tun können,

    um die Gewissheit beider Seiten es gibt keine Heilung mehr, nur noch die eine Richtung

    ich glaube gerade damit können wir Ihnen helfen loszulassen ohne Beobachtet zu werden

    der Gedanke von Ihnen, sie könnten uns nicht alleine lassen,

    eine Last die wir Ihnen gerade da abnehmen indem wir uns entfernen

    einen größeren Liebesdienst konnten wir ihnen gar nicht erweisen

    wenn wir es hier als zurückbleibende Angehörige auch erstmal anders empfinden:33:

  • Das hast du wahrhaftig ausgedrückt, liebe Amelia.
    Es war das schmerzhafteste Gefühl das man hatte und zugleich die größte Liebe die man geben konnte.
    Und ja, sie wollten uns nicht verlassen .
    Oh , man , das macht gerade was mit mir . Ich muss so weinen. Es ist alles wieder da. :13::13:

  • mein Mann wollte nicht sterben. Er hatte Angst davor.

    Danke fuer Deine Worte liebe Ameliea.

    ich habe irgendwie keine Angst vorm Tod

    aber vor langem Siechtum, Schmerzen vorher,

    das Sterben ist dieser Prozess aber der Tod selbst wird dann eine Erlösung sein

  • Und es gibt noch ein anderes Land, von dem ich vor langer Zeit gehört habe,

    Wir dürfen seine Armeen nicht zählen, wir dürfen seinen König nicht sehen;

    Seine Festung ist ein treues Herz, sein Stolz liegt im Leiden;

    Und Seele um Seele und schweigend wachsen seine leuchtenden Grenzen,

    Und seine Handlungen sind Handlungen der Freundlichkeit, und alle seine Pfade sind Pfade des Friedens.


    Ja davor habe ich auch Angst. Der obige Text ist ein Auszug aus einer englischen Hymne "I vow to thee my country"

    Ich glaube wir muessen leiden, wir wissen es nicht. Und wenn, dann hilft uns der Glaube das auszuhalten.