Tod meines Mannes - Schuldgefuehle

  • Liebe Bluebell,


    Das mit den Vorwürfen, schuldgefühlen ist so eine Sache... Wenn ich mal damit anfange...


    Was ich mir (uns) alles vorwerfen könnte:

    Beim 1.Mal wo mein Mann mit notarzt ins KH musste, ich bereits da dachte ich verliere ihn - er war schon 2/3 tage vorher kränklich, ich wollte arzt rufen, er "es geht schon" - hätte ich mich durchgesetzt, wäre er nicht so stur gewesen... Könnte er noch leben?

    Hätte mein Mann mir die Wahrheit über seinen Zustand gesagt, hätten wir die Zeit bewusster/anders genießen können - er sagte zb er hat ein schönes Herz /die Medikamente sind für "harmlose sachen" /er riss sich vor mir zusammen damit ich ja nix merke (ich glaubte ihm) - wir haben viel gestritten (davor nie), wenn es um seine Gesundheit ging /ich den arzt rufen wollte/er "geht schon" /ich sogar einmal den Ehering runter, er "willst dich scheiden lassen"...

    Beim 2.Mal ins KH - ich musste mit Hund in die tierklinik, ich sah es geht meinen Mann nicht gut, wollte arzt rufen, bei ihm bleiben bis arzt kommt und halt später mit hund fahren - er "geht schon, geh nur" (er warf mich praktisch raus) / also ging ich trotz aller Vernunft... Ich habe ihn sich selbst überlassen


    5 Wochen später bekam ich die Quittung, mein Mann starb. Am selben Tag um 14.30 meinte der anwesende Arzt "es schaut nicht so schlecht aus, vielleicht kann er zu Weihnachten nach Hause" - gegen 19.00 der Anruf "ihr Mann ist vor paar Minuten verstorben"


    Und ich bin mir sehr sicher, dass das 1.mal im KH der Ausschlag war. Seit dort ging es rasant bergab. Hätte ich gleich den arzt gerufen, wäre es abgefangen worden, könnte mein Mann noch leben?


    Hätte... Wäre... Könnte... Du siehst, wir plagen uns alle damit herum. Auch wenn ich versuche, solche Gedanken auszublenden, sie kommen leider immer und immer wieder

  • Liebe manu,

    ja, die Gedanken kommen immer wieder.


    Ich werde bis ich sterbe immer den Gedanken haben:


    o.k. ich bin um 16:00 Uhr mit dem Taxi heimgefahren.

    Ich haette ja um 18:00 nochmals ein Taxi buchen koennen und vielleicht bis 20:00 Uhr bleiben koennen.

    Ich weiss allerdings nicht, was jemand noch mitbekommt im Falle meines Mannes.

  • Liebe bluebell,

    mein herzliches Beileid zu deinem furchtbaren Verlust,es tut schrecklich weh.

    Mein Ann ist im November plötzlich verstorben und auch ich habe wie du und viele andere auch diese Schuldgefühle.Das Kopfkino arbeitet unaufhörlich.

    Ich versuche ,nicht dauernd daran zu denken.Es tut nur weh und bringt nichts ,außer dass es einem noch schlechter geht.Wir glaubten zudem Zeitpunkt als es geschah das richtige zu tun.lch wünsche dir viel Kraft und hoffe,dass das Gedankenkarussell mal aufhört sich zu drehen.Glg. 🌻Elke

  • Liebe Elke,


    dass Dein Mann ploetzlich verstorben ist muss noch schlimmer sein. Ich war ja schon seit einem Jahr darauf vorbereitet dass es jeden Tag sein kann.

    Aber trotzdem habe ich in den letzten 2 Tagen versagt.

    Nichts hilft gegen die Gedanken.

    bluebell

  • Du Liebe,

    es tut mir so sehr leid, das du deinen Mann hast gehen lassen müssen! <3


    Zu deinen Schuldgefühlen kann ich dir sagen, vdas die Menschen oft gerade erst dann sterben können, wenn sie allein sind.

    Ich habe es oft erlebt, daß Angehörige Stunde um Stunde da saßen, und als sie dann gingen, starb der geliebte Mensch .


    Du hast alles richtig gemacht.


    Wenn du deinen Mann sprechen und fragen könntest, er würde es dir bestätigen :

    Du hast alles richtig gemacht!


    Es grüßt Dich Bettina mit Uwe im Herzen 🦋

  • Gerade wenn man lange (in deinem Fall 1 Jahr, und in meinem Fall 6 Jahre) um das Leben seines Seelenmensch en bangt, gerade dann hat man sich so oft mit den verschiedensten KH Aufenthalten und Auf und Abs befreundet, dass man gemerkt hat, manchmal kommt es anders als man denkt. Bedeutet: die meisten hier sind keine Hellseher. Was passieren wird, wissen wir nicht. Es gibt keinen plausible Grund zu denken, dass es anders besser gewesen wäre. Klar, das Gefühl ist da. Aber vielleicht könntest du versuchen herauszufinden, warum es dir Kummer bereitet, warum du dich so entschieden hast? Wäre es auch so gewesen, wenn dein Mann daheim gewesen wäre und du gerade für 1 Minute auf der Toilette gewesen wärst oder in der Küche um dir einen Tee zu machen, oder.....

    Dann hätte man gedacht, er hat gewartet, bis du aus dem Zimmer gehst..... Ich hoffe du kannst auch diese Gedanken etwas abgewinnen. Mir haben sie geholfen. Wir sind nicht Allwissend. Unsere Wege sind vorbestimmt und wir tun stets das, was wir abgewogen haben und die Liebe ist immer da wo wir sie hinlenken.

    W.

  • bluebell



    Liebe bluebell,

    Mir ging es ähnlich.

    Uwe war schon so, so oft an der Schwelle und dann hatte er sich doch immer wieder erholt.

    Solche Situationen sind für uns Ehepartner sehr stark belastend und niemand, der das je erlebt hat, versteht das.

    Wieder und wieder und wieder erlebt.

    Das macht einen fertig.


    Sei gut zu dir.

    Versuch es.

    Du hast alles getan, alles gegeben.


    Sei umarmt von mir. 💞

  • Liebe bluebell,

    ich glaube diese Schuldgefühle haben sehr viele von uns,und anfangs hört dieses Kopfkino den ganzen Tag nicht auf.

    Du hast zu dem Zeitpunkt als es passierte getan was du für richtig hieltest ,und das war es auch. Du könntest nicht wissen wie sich die Situation entwickelt.Oft ist es einfach Schicksal.

    Ich wünsche dir viel Kraft,einen ruhigen Tag und dass das Gedankenkarussell aufhört sich zu drehen.

    Glg🌻🌸☀️Elke

  • Das stimmt leider, ich habe gerade noch mit meinem Arzt darüber gesprochen, dass auch ich diese Schuldgefühle habe...Ich mache mir immer Vorwürfe etwas übersehen zu haben...aber da war nichts, sonst hätte ich doch reagiert...Ich hätte alles für ihn getan, alles!!!

    Das abzustellen fällt auch mir wahnsinnig schwer..!

    Liebe bluebell ich verstehe dich so gut...aber wir haben alle nichts falsch gemacht, für mich ist das leider das Schicksal und das ändern wir alle nicht.

    Fühl dich umarmt<3!

  • LIebe Danne,

    vermutlich ist es Schicksal. Gut zu lesen dass ich nicht allein bin mit diesen Gefuhelen. Aendern kann man nichts mehr.

    Ich kann mir aber nicht vorstellen dass die Schuldgefuehle aufhoren, hoffentlich besser, aber den Rest meines Lebens werde ich immer daran denken.

    Ich umarme Dich auch<3!

  • Die Schuldgefühlen hören nicht auf, das stimmt, aber über die Zeit gewinnt man auch andere Einsichten, die unser damaliges Verhalten verständlich machen. Es ist, glaub ich, auch die Frage ob wir selber uns etwas vorwerfen oder ob wir glauben zu wissen, daß unsere verstorbenen Lieben uns etwas vorwerfen?!? Ich selber glaube mittlerweile dass der sterbende Mensch, so viel mit sich selber zu tun hat, dass er, je näher er dem Himmel kommt, desto mehr er sich von seinem irdischen Leben löst, desto mehr löst er sich auch von unserem Denken. Es findet eine Wandlung statt ohne Erwartungen und ohne anerzogene Verhaltensregeln. Er wird immer freier. Und er geht für sich alleine. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Im Jenseits gibt es keine Vorhaltungen sondern nur Liebe.

    Waltraud

  • liebe bluebell  <3 liebe alle hier Schreibende, <3

    eigentlich schreibe ich kaum noch bei " neu Trauernden".

    Das ist kein mangelndes Mitgefuehl sondern kommt eher aus dem Gefuehl heraus das wir "älter Trauernden manches schon ANDERS sehen wie es Verbuendete auch beschreibt ...


    Häufiger schreibe ich auch eine sehr alte Aspetos Weisheit von der Begruenderin dieses Forums immer wieder einmal schrieb und dann immer weiter gegeben wird...


    " Schuld zu empfinden heisst nicht unbedingt Schuld zu haben"

    Zumindest habe ich so mir diese Weisheit gespeichert...


    Wir leben einfach weiter und weiter und weiter mit sehr vielen facettenreichen Gefuehlen die sich ja auch ändern wie ja auch das ganze Leben ...

    Das "gute" ist doch gerade das sich immer sehr tiefe Verbindungsgefuehle von den "jung Trauernden" bilden weil da viele Gedanken und Gefuehle sehr ähnlich sind.


    Ich wuensche dir , liebe Bluebell und allen die hier schreiben ein bestmöglichsten erleben und seelisches ueberleben diesen Tages

    Sverja

  • Liebe Bluebell,


    ich selber hab ja auch sehr viele Schuldgefühle. Man liest hier und auch allgemein im Internet, dass viele "alleine" gehen wollen. Dass viele nicht können, wenn wir dabei sind. Ich wäre auch gern bei meinem Mann geblieben, hätte mir der Arzt nicht am selben Tag (Samstag) noch gesagt, es schaut nicht so schlecht aus. Donnerstag davor war mein Papa bei ihm, Freitag war ich alleine bei meinem Mann und versprach ihm dass ich am Samstag meine Mama (die die ganzen 5 Wochen kein einziges Mal bei ihm war) vorbeibringe, Samstag durften wir dank Lockerung beide zu ihm. Nach einiger Zeit "teilte" mein Mann mit, wir sollen gehen, er möchte schlafen. Das war gegen 14.30Uhr.


    Laut gestrigen Arztgespräch samt KH-Brief: "Herr Szakall schlief am 17.12.2022 friedlich und stressfrei ein und verstarb um 18.48Uhr" - mein Mann hatte die 3 für ihn wichtigsten Personen ein letztes Mal gesehen...also konnte er gehen

  • Mein Mann ist ja nicht friedlich eingeschlafen.

    Er hatte Schwierigkeiten Luft zu bekommen und war im Heim. Er hatte bis zuletzt Schwierigkeiten. Ich schreibe das immer wieder und wieder.

    Entschuldigt bitte, diese Wiederholungen.

    liebe Bluebell ,

    zum einen ...

    dass du dich immer und immer wiederholst ist sogar wichtig in der Trauer . Das schrieb nicht nur unsere ehemalige Moderatorin Isabel L.K. . Wir "muessen" sogar zum gesunden trauern immer und immer wieder das was uns belastet schreiben.

    Ja, zum einen auch fuer die anderen die deine Geschichte nicht in allen Einzelheiten lesen. Zum anderen aber auch fuer sich selber.

    Vielleicht ??? kannst du jetzt einmal in dich "hineinhorchen " ob es das gleiche Gefuehl war oder ist wie du es jetzt geschrieben hast oder gerade am Anfang wie du es zum ersten Mal hier geschrieben hast...

    Natuerlich brauchst du nichts tun , was du nicht möchtest . Die Trauer an sich ist ja schon immens fordernd...

    Mein Mann ist ja nicht friedlich eingeschlafen.

    Er hatte Schwierigkeiten Luft zu bekommen und war im Heim.

    im Sterbeprozess und auch schon eine Weile davor kommt es sehr, sehr häufig vor das die Atemnot gross wird. Das ist leider fuer uns Angehörige sehr schwer anzusehen und anzuhören . vielleicht hilft dir das Buch des Mediziners Gian Domenico Borasio "ueber das sterben " .

    Er ist ein Palliativmediziner der gut verständlich UND einfuehlsam schreibt . Mir hat das Buch damals viel gegeben und ich empfehle es gerne...

    Es gibt auch Videos auf youtube von ihm ...

    Ich kann nur wieder schreiben

    schreibe...schreibe ... schreibe ... es ist ein "Ven til" wie es manche auch empfinden.

    alles bestmögliche <3

    und ja

    aus " gutem "Grunde hast du ja ueber die Einsichten von Verbuendete geschrieben


    Danke fuer diese Gedanken. Ich kopiere mir alles und lese es immer wieder.

    es sind auch meine Sichten in sehr ähnlicher Weise durch das erleben...

  • Liebe Sverja,


    ich bestelle mir das Buch bei amazon. Schon um auf mein eigenes Sterben vorbereitet zu sein.


    bluebell

    glaube nicht das man sich da wirklich drauf vorbereiten kann wenn es dann mal soweit ist

    aber zumindest weiß man was mal auf einem zukommen wird