Mein Leben ist nur noch ein Scherbenhaufen

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    wenn Familie und Freunde uns nicht so empathisch unterstützen wie wir es einfach auch brauchen, dann ist es besser , man baut sich neue Kontakte, ein neues Netzwerk auf.

    Das ist sehr anstrengend, aber oft fühlt man sich von fremden Menschen zunächst besser verstanden als von vermeintlich engen Freunden oder Familienangehörigen.

    Ich versuche auch beide Seiten zu verstehen, möchte mich aber nicht als Almosenempfängerin verstehen, sollte mich jemand besuchen, Anteilnahme an meinem Schicksal ja, aber bitte ehrliche und verständnisvolle.

    Es nützt, nach einigen Monaten, auch nichts mehr sich diese Unterstützung zu wünschen, wenn man sie in dieser schweren Zeit nicht bekommen hat, kann man auch ohne diese, von bestimmten Menschen, zurechtkommen.

    Man muss sich dann leider anderweitig orientieren und versuchen darüberhinaus mit sich selbst und seinem anderen Leben klarzukommen.

    Dann ist es besser auf gewisse Leute zu pfeifen.

    Man muss sich das selbst einfach wert sein und gucken, was man mit den Tagen anfangen kann bis dass man sich wieder in einem gewissen Leben wiederfindet.

    Sehr anstrengend…, vielleicht wird die Anstrengung mit der Zeit aber auch belohnt.

    Ich wünsche es uns allen.

    Einen guten Start in die Woche

    Elisabeth

  • Liebe Elisabeth, ich kann Dir nur zustimmen. Und ja, es ist sehr anstrengend, aber es lohnt sich. Auf Verständnis hoffen, wo keines ist, es bringt einem ja nichts. Ich fühle mich inzwischen mit meinem "neuen", anderen Umfeld verstanden und wohl. Meine Trauer ist mittendrin, muss nicht draußen bleiben. Es ist ein langer Weg, der auch sehr schmerzhaft war, aber es lohnt sich. LG Wunderblume

  • Liebe Elisa, liebe Wunderblume,

    Da habt Ihr sicher Recht. Im Zweifelsfall muss man sich Alternativen suchen. Ich bin in der glücklichen Lage, dass mein Umfeld doch recht stabil ist und ich nur wenige Ausfälle (Kommentare o. ä.), was einen verletzt. Dafür bin ich dankbar. Dennoch merke ich, dass die Haltung vieler Außenstehender sich dahingehend ändert, dass die Erwartungshsltung da ist, es müsse mir doch nun nach über 5 Monaten besser gehen. Ich glaube, dass viele Nicht- Betroffene nicht in der Lage sind, den Schmerz, die Wucht und die Dauer der Trauer einzuschätzen. Also letztendlich liegt das abnehmende Verdtändnis oft schlicht und Ergreifend an der mangelnden eigenen Erfahrung. Ich versuche, das genau so zu sehen und nicht persönlichste nehmen denn zum Glück bin ich überwiegend von Menschen umgehen, die mir wohlwollend gegenüberstehen.
    lg Herzschmerz

  • Guten Morgen ihr Lieben!

    Liebe Karin,


    der Spruch ist so traurig - und so wahr. Genau dieses Thema, dieses Gefühl, nicht verstanden bzw. noch nicht mal wahrgenommen zu werden in meiner Trauer, treibt mich auch gerade sehr um. Ich kann im Moment noch überhaupt nicht damit umgehen, dass keiner auch nur mal fragt, wie es mir geht, geschweige denn mir wirklich mal zuhören möchte. Ich hoffe, dass man dieses "ich mache alles mit mir selbst aus" irgendwann lernt.


    Herzliche Grüße

    Tine

  • Liebe Herzschmerz, da hast Du wirklich Glück, bei den meisten ist das leider nicht so. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, das das Verständnis mit der Zeit auch immer mehr abnimmt. Nach einem Jahr ist es eigentlich gänzlich weg. Trauerjahr, das haben die meisten Menschen im Kopf. Nur die, die ähnliches erlebt haben, die wissen, das nach einem Jahr die Trauer, das Vermissen eben nicht einfach mal so weg ist. Bei mir sind es inzwischen 22 Monate. Inzwischen muss ich mir kaum noch blöde Kommentare und Floskeln anhören. Leider kommt nun eher der Spruch, wenn Du einen neuen Partner hättest, dann würde es Dir besser gehen. Ohne Worte. LG Wunderblume

  • Ja das Verständnis der Menschen für uns Trauernde ist wirklich sehr unterschiedlich. Es ist Glück für diejenigen, die verständnisvolle Menschen in dieser schweren Zeit in ihrem Umfeld haben, die auch mit der Trauer umgehen können. Ich hatte und habe es leider nicht. Entweder wurde von mir erwartet das ich mich melde, was ich nicht konnte, oder das Thema wurde gar nicht mehr angesprochen. Es wurde einfach tot geschwiegen, keiner fragte mal nach wie es mir geht oder ob ich Hilfe benötige. Mittlerweile habe ich mich damit so gut es geht abgefunden das sie so sind. Mal mehr und mal weniger. Weh tut es mir aber immer noch. Ich versuche meinen eigenen Weg zu finden und ihn zu gehen. Am 19.10. sind es erst 7 Monate her seitdem er von mir gegangen ist.

  • Liebe Karin,


    ja mir geht's so wie Dir in meiner unmittelbaren Mitwelt.Es wird schon lange erwartet, daß ich endlich abgeschlossen habe. Das sogenannte Trauerjahr ist schließlich auch rum.


    Bei Dir sind es erst knapp 7 Monate. Das ist noch frisch. Nach 7 Monaten kam ich ja erst hierher. Völlig verzweifelt. Hatte alles weitgehend alleine mit mir ausgemacht. Die damaligen Arbeitskollegen und Kolleginnen kamen damit auch nicht klar und es gab bis auf eine Ausnahme kaum Mitgefühl.

    Das war dann letztlich auch mit ein Grund,warum ich da aufgehört hatte.


    Ich wünsche Dir jetzt schon, daß Du die Kraft findest für den 19.10. und werde dann an Dich denken.


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Liebe Wunderblume,

    Mann oh Mann, so blöde Kommentare braucht man nicht. Nicht jeder sucht händeringend nach „Ersatz“ für den Liebsten. Das tut weh! Aber auch ich habe schon die Empfehlung bekommen zu Daten (nach 5 Monaten). Da muss man sich wirklich bemühen, die Fassung zu bewahren….

    Ich glaube auch, dass man Trauernden Max. 1 Jahr zugesteht, danach kann man wohl kein Verständnis mehr erwarten. Schlimm!

    Lg Herzsch

  • Liebe Herzschmerz, inzwischen kenne ich alle gängigen Sprüche und Floskeln zur genüge und es trifft mich auch nicht mehr wirklich. Die Aufforderung mir einen neuen Mann zu suchen, da muss ich mich echt zurück halten, um nicht unfreundlich zu werden. Zumal ich oft genug kommuniziert habe, das das für mich nicht mehr in Frage kommt. Was ist daran nicht zu verstehen? Wahrscheinlich denken diese Ratgeber, neuer Partner, Problem gelöst, fertig. Ja, es ist wirklich nicht einfach. Aber ich gehe einfach meinen Weg, egal was andere sagen oder denken. Ich bin in diesem Leben, in dem ich nie sein wollte. Und ich trauere so lange, wie es eben dauert. Vielleicht auch für immer. Natürlich ist es nach 22 Monaten anders, als am Anfang. Das Vermissen ist aber noch genau so stark und präsent. LG Wunderblume

  • Liebe Wunderblume,

    Das glaube ich Dir gerne, dass es nicht mehr viel gibt, was Du noch nicht gehört hast. Ich war schon entsetzt, dass man glaubt, es würde für mich in Frage kommen, nach ein paar Monaten zu Daten. Waaaaaas? Wer kann das? Aber klar, ein schnelle „Problemlösung“ mag das in Frage kommen. Ich glaube auch, dass das Vermissen bleiben wird auch wenn die Trauer vielleicht milder wird….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz, natürlich ist Trauer individuell, auch die Zeit, die jeder braucht. Die Menschen sind ja verschieden. Und ja, es wird milder, die Trauerwellen kommen seltener. Für mich persönlich ist das Vermissen trotzdem nicht weniger geworden. LG Wunderblume

  • Ich finde es ein Unding, wie manche Menschen sich verhalten... Mein Papa war schwer krank und wir bekommen ständig zu hören "er muss nicht mehr leiden, seht das als Trost". Natürlich ist es wahnsinnig erleichternd, dass er nicht mehr leiden muss. Dennoch hat man den Schmerz, dass er weg ist und man ihn nie wieder sehen kann oder ihn sprechen kann, trotzdem vermisst man die Person ja. Das nimmt einem nicht den Schmerz...

    Das verstehen viele Menschen nicht..

  • Ihr Lieben,


    Ach Mensch immer das selbe Spiel ich glaube diese Dinge wurden hier schon tausende male geschrieben und es ist schlimm das es in den Menschen da draußen nicht ankommt das diese blöden Floskeln Phrasen Plateauten einfach schlicht nur weh tun verletzten sind und überhaupt nicht tröstend und auch schon gar nicht nett oder lieb gemeint sein können.

    Sondern einfach nur für den Mülleimer und mit den jenigen die das von sich geben kann man nur das machen jedenfalls gedanklich und hier.:4::4::4::4::4::4::4::4:


    Vlg. Linchen

  • Hallo an Alle, liebe Karin, entschuldige, dass ich hier mich in deinem Wohnzimmer an alle wende, aber wir sind ja alle gemeinsam ein gebeutelter Haufen..

    Manchmal wünsche ich mir, wir säßen in einer Runde zusammen und könnten uns dabei ansehen, aber so ist ja auch schon was.

    Ich frage mich auch oft, wie würde ich nach einem halben oder einem Jahr reagieren, wenn ich meine Freundin oder Freund immer noch in Trauer und unterschieden Stimmungsschwankungen erleben würde…

    Ich weiß es nicht.
    Eines weiß ich aber, sollte es im Freundeskreis passieren, werde ich da sein und einfach nur zuhören. Keine Floskeln absetzen, und schon gar nicht „ dir öffnen sich doch ganz neue Perspektiven „ bezgl. neue Partner. Das ist so schrecklich zu hören.

    Eine Freundin sagte das zu mir, da war mein Mann noch nicht beerdigt!!!

    Natürlich verstehe ich, dass die Einsamkeit uns allen das Leben weiterhin schwer macht und manchmal kann ich sie nicht ertragen, aber ich könnte mir auch jetzt, nach 9 Monaten, alleine den Gedanken an einen neuen Partner nicht vorstellen.


    es ist okay wenn es Menschen passiert, vielleicht sind sie beide verwitwet und sie können durch diese Gemeinsamkeit eine Basis haben und sich zusammenschließen.

    Alles prima, aber solche Ratschläge in frischer Trauer zu geben ist sehr schmerzhaft und verletzend, so habe ich es empfunden und habe auch meine Freundin gebeten sowas nie wieder zu mir zu sagen, das versteht sie wieder nicht 🤦🏻‍♀️

    Ich wünsche mir für die Zukunft neue Leute kennenzulernen, Alleinlebende, mit denen man auch mal an Wochenenden etwas unternehmen kann, ich denke unterhalb der Woche schaffen wir es alle leichter als an den Wochenenden.


    es kostet insgesamt alles eine riesige Disziplin!


    Habe gestern im WDR 5 einen Philosophischen Podcast zum Thema Glück gehört.

    Da ging es um die Frage, warum man morgens aufstehen soll, warum??

    Man steht auf, weil man „einen Willen zum Sinn „entwickelt, diesen Satz fand ich faszinierend.

    Die Sinnlosigkeit im Dasein die man empfindet, aus der will man irgendwann raus.

    „Man geht durch die Hölle wieder in‘s Leben.“

    So muss es sein, wann auch immer.

    Ich denke aber, wenn man sich oft genug gefragt hat „welchen Sinn macht es denn, dass ich noch lebe“, wird sich die Antwort in unserem Hirn herauskristallisieren und uns bewusst werden, wenn wir suchen… und ich hoffe, wir suchen alle unseren Platz im Leben wieder und finden somit auch den Sinn bald wieder.

    Ich wünsche es uns allen aus tiefstem Herzen.

    Seid umarmt

    Elisabeth

  • Liebe Elisa,

    Das war ein grandioser Beitrag von Dir, vielen Dank dafür. Ich kann mich Dir inhaltlich voll und ganz anschließen. Es ist gut, auch die Perspektive zu wechseln und sich zu fragen. Wie man als Nicht-Betroffener reagieren oder sich verhalten würde. Ich bemühe mich durchaus auch um Verständnis für die Umwelt. Ich bemühe mich auch darum, gut gemeinte Aussagen oder Ratschläge nicht persönlich zu nehmen, wenn die unpassend sind. Die Gesellschaft hat verlernt mit dem Thema Trauer umzugehen. Für mich ist wichtig, ob jemand mit wohlgesonnen ist und ggfs. ungeschickt oder ob jemand gedankenlos oder gezielt agiert. Das ist ein großer Unterschied für mich.
    Auch Deine Ausführungen zum Thema Sinnhaftigkeit sprechen mich sehr an!
    lg Herzschmerz

  • Danke für deine schöne Rückmeldung, liebe Herzschmerz, ich muss mich zurückhalten keine Romane zu schreiben, manchmal habe ich ein so großes Mitteilungsbedürfnis, dass ich kein Ende finde, aber es tut so wahnsinnig gut , hier gehört und verstanden zu werden.

    Liebe Grüße 🙋🏻‍♀️

  • Der Umgang mit Trauer in unserer Gesellschaft ist wirklich sehr arm und bedauernswert. Wir sind hilfsbereit, wenn es darauf ankommt, legen uns beruflich in‘s Zeug, pflegen Freundschaften und Familie , reisen durch die Welt, bezeichnen uns als weltoffene Gesellschaft und versagen, wenn wir plötzlich vom Tod eines nahestehenden Menschen hören, meiden die Angehörigen, mahnen sie an, dass das Leben weitergehen muss und das alles wieder besser wird…dahinter steckt für mich eine große Angst mit der eigenen Endlichkeit.

    Der Tod wird banalisiert und passt nicht in diese kraftstrotzende Gesellschaft, obwohl wir jeden Tag damit in den Medien konfrontiert werden, aber das ist ja weit weg, und schnell mit dem nächsten Thema überdeckt.

    Zuhören, innehalten, aushalten, in den Arm nehmen, schweigen, „ich bin bei dir „ sagen, mehr braucht es doch nicht?!

  • ..... mehr braucht es doch nicht. Die meisten Trauernden erleben es leider nicht so, aber ich stimme Dir vollkommen zu. Ich betrachte inzwischen auch beide Seiten, zu Anfang konnte ich das gar nicht. Es war ein Prozess. Manches verstehe ich allerdings bis heute nicht. Viele Menschen sind einfach nur empathielos.